Preisschraube bei Porsche: Ab wann ist sie überdreht?

Porsche

Vor ein paar Tagen sah ich einen jetzt 12 Monate alten Test des neuen Cayenne S Coupé. Listenpreis ab € 113 k. Das war schon nach der stattlichen Preiserhöhung zum Modellwechsel auf das Facelift-Modell. 1 Jahr später steht das gleiche Fahrzeug sogar mit € 124 k in der Liste, also ca. 10% Mehrpreis, ohne dass sich irgendetwas geändert hätte (mit Ausnahme des Preisschilds).

Was sich im Vergleich zum Vorgänger allerdings geändert hat, ist der Qualitätseindruck, speziell im Interieur. Drei Beispiele: Schaltkulisse und Schaltknauf wurden durch einen fitzeligen Plastiknippel ersetzt. Die Türöffner innen waren bisher aus Aluminium, jetzt sind das billigste Plastik-Hebelchen, wie sie auch bei Seat und Cupra verbaut werden. Die Abdeckung der Armaturen wurde nicht durch eine billigere Lösung ersetzt, nein, sie wurde gleich ganz gestrichen. In der Fachsprache nennt man solche Maßnahmen De-Contenting.

Preiserhöhung bei Mehrleistung und/oder besserer Ausstattung: gekauft. Deftige Preiserhöhungen bei gleichzeitiger Produktabwertung: unangemessen.

Viele Teilnehmer in diesem Forum können sich einen Porsche leisten. Die Frage ist: Ab wann springen Kunden ab, weil sie der Preispolitik überdrüssig sind?

1637 Antworten
Zitat:
@xkman schrieb am 1. Juni 2025 um 14:08:00 Uhr:
Ich kann nur für mich selbst sprechen:
Ich wüsste nicht ansatzweise, welchen Reiz die Nutzung eines Familien-SUV auf einer Rennstrecke haben sollte. Und wenn denn ein anders SUV auf der Nordschleife 2 Sekunden schneller war: So what. Für mich stehen im Vordergrund:
• Kann ich alle und alles sicher von A nach B transportieren?
• In der von mir gewollten Geschwindigkeit mit überdurchschnittlichem Komfort?
• Innerhalb der von mir gesetzten Budget-Grenzen?

Mit diesen Anforderungen bist du aber nicht die Zielgruppe von Porsche bzw. ist ein Porsche vermutlich nicht das richtige Fahrzeug für dich. Porsche hat den Anspruch, das sportlichste Fahrzeug der jeweiligen Fahrzeugklasse zu bauen - egal ob Sportwagen, Roadster, Limousine oder SUV. Diesem übergeordneten Ziel wird im Lastenheft alles(!) andere untergeordnet. Porsche baut weder das sicherste noch das (überdurchschnittlich) komfortabelste Fahrzeug - und liefert erst recht nicht das beste Preisleistungsverhältnis. Es gibt zig Marken, die mit deinen genannten Anforderungen besser matchen als Porsche.

Audi hat top Alternativen zu Marcan und Cayenne und BMW hat top Alternativen zum nicht mehr angebotenen 718er und 992 und das auch noch zum nicht mal halben Preis warum soll ich mir dann Gedanken wegen Porsche und deren Preispolitik und Modellpolitik machen....

@xkman Porsche spielt Autoquartett Nordschleifeedition. 2024 stellte Porsche die Pressemitteilung "Das schnellste Elektroauto aus Zuffenhausen" in den Verteiler. Mir fehlt bis heute ein Reim auf die Aussagekraft.

Personen und Sachen sicher von A nach B zu transportieren erfordert einen Cayenne. Mir ist noch keine Pressemitteilung begegnet in der Porsche einen deiner drei Punkte als relevant hervorhebt.

"Cayenne Turbo GT passt in dein gesetztes Budget" - Fehlanzeige.

"Cayenne Turbo GT transportiert alle und alles sicher von A nach B" - Fehlanzeige

"Cayenne Turbo GT packt keine 305 km/h, greifen Sie zum RS Q8" - Fehlanzeige 😉

Porsche sieht die Nordschleife als Gradmesser der eigenen Entwicklung. Aluhut aufgesetzt umgeht Porsche mit der Aussage der Turbo GT erfüllt mit 20 PS mehr die Abgasnormen nicht mehr auch den Testlauf dieses Modells. Man würde auf dem europäischen Markt so gerne das schnellste SUV anbieten. EU-Vorschriften, sie wissen schon. Damit entfällt gleichzeitig die Rechtfertigung einer Preissteigerung für diese 20 PS.

Aston bumst den 4.0 V8 Mercedesmotor auf 727 PS, ja, auch in der EU. Wer weiß schon welche neuen physikalischen Gesetze 20 zusätzliche Porsche-PS entwickeln würden.

Hmm, warum sollen eigentlich 4 Liter -Hubraum einen V8 reglementieren? Selbst in meinem kleinen Boxster werkelt ein 4,0l-Motor, allerdings mit zwei Zylindern weniger.

BMW hat in den M5 ja auch einen 4,4l-V8 Biturbo reingestopft und ihm noch einen E-Motor nebst der Möglichkeit zur externen Aufladung spendiert. Nicht um irgendwelche Beschleunigungswerte zu unterbieten (der neue M5 ist 0,7 sec langsamer auf 100 als der Alte) oder Steuervergünstigungen infolge rein elektrischer Reichweite anzubiedern (die wird ab Mitte diesen Jahres eh kassiert), sondern um überhaupt noch eine Chance zu haben, einen V8 in der EU wegen der strengen Abgasvorschriften zugelassen zu bekommen. Herausgekommen ist ein fetter Kombi, der zwar 2,5 Tonnen wiegt, aber immerhin in rund dreieinhalb Sekunden auf 100 sprintet und bei Bedarf erst bei 305 km/h eingebremst wird. Dazu noch ein familientauglicher Kofferraum und das Ganze nackt 40.000€ unter einer vergleichbaren Familienkutsche von Porsche eingepreist.

Mal sehen was Audi beim zukünftigen RS6 macht. Es kommt vermutlich nur ein V6 Bi-Turbo, der ebenfalls hybridisiert ist, aber rd, 660 PS sollen wohl auch gesetzt sein.

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In deinem Boxster werkelt nicht der 4.6 V8 aus dem 963 oder der 4.2 B6 aus dem GT3 Rennwagen.

4 Liter können auf sechs Zylinder verteilt werden. 4 Liter stehen wegen China und ein V8 mit 4.0 erlaubt die Nutzung des gleichen Zylindervolumens als 2.0 R4, 3.0 R/V6 und 4.0 V8. BMW geht knapp darüber, der 4.4 wird nun auch schon 20 Jahre mitgeschleppt. Entwicklungskosten? Was ist das? BMW hat auch nie hubraumstarke Motoren angeboten sondern die für den Verkaufsprospekt wichtige Leistung über die Drehzahl geholt.

V8 müssen nicht elektrifiziert werden und die EU verbietet sie auch nicht. Dieses Märchen streuen vor allem die stramm auf Herstellerlinie getrimmten Autojournalien. Seit Jahrzehnten soll der V8 aussterben, tut er aber nicht. Auch halten sich Motoren mit 7 oder 8 Litern Hubraum.

Ford bietet weiterhin den Mustang mit einem 5.0 Sauger an. Wahlweise auch als Handschalter. In China hingegen kann Ford den Mustang nur mit dem 2.3 R4 anbieten. Den Kuga, ein Kompakt-SUV für die Masse bietet Ford auch als Plugin und Vollhybrid an. Unterm Strich passen die Emissionen.

GM stellt die Corvette mit dem 6.2 V8 in die Glaspaläste und bietet zum Ausgleich den elektrischen Cadillac Lyriq in Europa an.

Lexus stellte dem LC mit 5.0 Sauger einen 3.5 V6 Hybrid gegenüber. Vollhybride bieten deutsche Hersteller nicht an, weil sie den Diesel kannibalisieren würden. Toyota, Ford, Renault/Mitsubishi/Nissan, Hyundai/Kia setzen auf Vollhybride und bieten keine Diesel mehr an oder lassen den Diesel auslaufen. Vollhybride können bis zu Kleinwagen wirtschaftlich angeboten werden wo die Abgasnachbehandlung den Diesel zu teuer werden lässt. Renault Clio, Toyota Yaris sind zwei Beispiele. Dacia schmeißt den Diesel ebenfalls über Bord.

Elektro und Pluginmodelle werden auch aus einem anderen Grund benötigt. China schreibt Massenherstellern wie Porsche nicht nur den Hubraum vor sondern knüpft die Verbrennerquoten an die verkauften elektrisierten Modelle.

Akzeptanz gewinnen die Autojournalien nur mit der abgehangenen Argumentation vom bösen Bürokraten in Brüssel. Sonst gibt es keine Testwagen mehr. OPF sind auch nicht Pflicht, nur billiger als gute Motoren zu konstruieren. Zwei OPF wie im GT3 versuchen die Autoblätter nicht mehr zu erklären. Eine absurd passende Argumentation fällt auch denen nicht ein.

Zitat:
@Nebelluchte schrieb am 2. Juni 2025 um 15:38:41 Uhr:
In deinem Boxster werkelt nicht der 4.6 V8 aus dem 963 oder der 4.2 B6 aus dem GT3 Rennwagen.

Habe ich auch so nicht geschrieben. Es ist ein aufgebohrter 3,0l-B6-Zylinderblock aus dem 991.2/992.1 ohne Aufladung.

Ist einfach ein Baukastenprinzip. 1 Zylinder zwischen 300 und 500 ccm. Ergibt halt nach Adam Riese 4.0 beim 8 Zylinder. Natürlich sind auch andere Zylinderhubräume möglich. 3.0 ltr 4 Zylinder im Porsche 968.

Aber jeder Motorenproduzent hat anscheinend festgestellt, das 300 bis 500ccm das optimale Kosten/Nutzenverhältnis darstellt und gut zu den Kunden paßt. Oder wer will einen 4.0 ltr 2 Zylinder im 911.

Man entwickelt einen Motor und hängt dann Zylinder dran oder ab. Ein Aufwand, viele Ergebnisse. Und alle verwenden die gleichen Teile und können auf der gleichen Produktionanlage gefertigt werden, zumindest teilweise. Alles eine Kostenfrage.

In einem leicht gestiegenen Marktumfeld hat sich die Aktie der Porsche AG heute wieder knapp 3% Minus eingefangen. Dieses Minus ist nicht irgendwelchen Ankündigungen zuzuschreiben, sondern einem vollständigen Fehlen konstruktiver Maßnahmen zur Stabilisierung der Verkäufe. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass in Zuffenhausen aktuell Beamten-Halma gespielt wird. Das hat natürlich auch etwas Positives: Wer gar nichts macht, der kann auch keine neue Preisrunde ausrufen.

Porsche kann auf vielfältige Weise reagieren. Arbeitsplätze abbauen kommt an der Börse immer gut an, hier aus Käufersicht besprochene Maßnahmen dagegen eher weniger. Alte Massenware wirft nicht die erhoffte Rendite ab. Neue Modelle wie der Macannachfolger brauchen zu lange.

Zitat:
@85mz85 schrieb am 2. Juni 2025 um 22:23:17 Uhr:
Ist einfach ein Baukastenprinzip. 1 Zylinder zwischen 300 und 500 ccm. Ergibt halt nach Adam Riese 4.0 beim 8 Zylinder. Natürlich sind auch andere Zylinderhubräume möglich. 3.0 ltr 4 Zylinder im Porsche 968.
Aber jeder Motorenproduzent hat anscheinend festgestellt, das 300 bis 500ccm das optimale Kosten/Nutzenverhältnis darstellt und gut zu den Kunden paßt. Oder wer will einen 4.0 ltr 2 Zylinder im 911.
Man entwickelt einen Motor und hängt dann Zylinder dran oder ab. Ein Aufwand, viele Ergebnisse. Und alle verwenden die gleichen Teile und können auf der gleichen Produktionanlage gefertigt werden, zumindest teilweise. Alles eine Kostenfrage.

Einen Haken gibt es. Mercedes und Porsche brechen aus dem Baukasten aus. Mercedes bietet den R6 mit 3l Buchhalterhubraum auch in einer kleineren Version als 2.5 Liter an. Porsche pumpt den Vierzylinderboxer auf 2,5 Liter. Man ahnt es schon, 2,5 Liter sind auch eine Steuergrenze in China.

Modelle bis zur oberen Mittelklasse für den türkischen Markt werden seit Jahrzehnten mit einem 1.6 bedient. BMW bot eine zeitlang nur das kleinste und größte Modell an.

Ausgerechnet die Asiaten machen krumme Geschäfte. HyundaiKia bietet einen 3.5 V6 an welcher rechnerisch zu keinem Baukasten passt und auch in China keine Vorteile bietet. Mazda führt den neuen 3.3 R6. Auch ohne System.

In der Liga wo Porsche gerne mitspielen will, wird es völlig verrückt. 7.3 V12, 8.3 V16, 6.5 V12, 5.2 V12, 6.75 V12.

Man muss sich nur anschauen in welche Richtung die Preise für den Carrera GT gehen. Value over volume würde auch bedeuten Porsche geht wieder den Weg zu individuellen Projekten. Weg von Aufklebern für einen Spirit 70 über das Einzelstück 963 hin zu immer neuen Herausforderungen für die Ingenieure. V10 sind ausgestorben, der 4.6 des 963 entspricht in Bohrung und Hub ungefähr dem 5.7 V10 des Carrera GT. Zwei Zylinder addiert, Turbo entfernt, fertig ist der neue Carrera GT 6.1 V10 für 2 Mio.

aktuell wurde der 911 um ca. 8 t€ im Grundpreis erhöht. Von 128 t€ nackt auf 136t€… offenbar ist die Preispolitik /Schraube noch nicht am Ende

Solange die Leute immer noch kaufen, IST die Preisschraube nicht am Ende!

Greetz

Nun, das tun sie aber eben nicht mehr, man muss sich nur die Zulassungszahlen für 2025 anschauen.

Die Frage ist nur ob Porsche bei steigenden Preisen und somit höherer Marge den Verlust kompensieren kann oder eben nicht. Wenn man sich den Aktienkurs so anschaut dann lässt sich die Frage eher mit "nein" beantworten, das Vertrauen der Anlieger schwindet in die Strategie auf jedenfall.

Das machen die jetzt noch ein bisschen weiter bis der Leidensdruck gross genug ist, dann bringen sie wieder einen Einstiegs-Porsche, der ihnen den Arsch rettet. Das Thema wiederholt sich und die Jungs lernen nichts daraus.

Aber durch diesen Mindset sind wir zum 924 und dem 986 gekommen...

Greetz

Ich denke, da gib es aktuell viele, die nicht mehr gewillt sind, die Preise zu zahlen, dann fahre ich meinen 991.2 GTS Targa einfach weiter, seit meiner letzten Anfrage war noch der 992.1 ist der Preis, glaube ich um über 20.000,-- Euro gestiegen, ist es mir nicht wert.

Wollte für meine Frau auch einen neuen Macan, aber da warte ich einfach mal was bei BMW Ende des Jahres kommt, der iX3 (Neue Klasse) soll sehr gut werden denke ich.

Ferdinand

Die Zulassungszahlen für Mai 2025 sind lediglich um 9% gefallen, wesentlich weniger als in den ersten 4 Monaten des Jahres.

In der neuen ams wird der Panamera turbo S e-Hybrid (Testwagenpreis € 260 k) mit dem BMW M5 verglichen. Dass selbst ein ams-Redakteur anmerkt, dass der Panamera knapp € 100 k teurer ist, um am Ende des Tests nur um Haaresbreite zu gewinnen, ist selten. Nicht zu vergessen: Schon der BMW M5 ist mit € 166 k für den Testwagen alles andere als ein Sonderangebot.

Da wir hier im Porsche-Forum sind: Mir gefällt der Panamera im Vergleich zu einem M5 entschieden besser. Das rechtfertigt allerdings nicht die gewaltige Preisdifferenz.

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