Preisschraube bei Porsche: Ab wann ist sie überdreht?

Porsche

Vor ein paar Tagen sah ich einen jetzt 12 Monate alten Test des neuen Cayenne S Coupé. Listenpreis ab € 113 k. Das war schon nach der stattlichen Preiserhöhung zum Modellwechsel auf das Facelift-Modell. 1 Jahr später steht das gleiche Fahrzeug sogar mit € 124 k in der Liste, also ca. 10% Mehrpreis, ohne dass sich irgendetwas geändert hätte (mit Ausnahme des Preisschilds).

Was sich im Vergleich zum Vorgänger allerdings geändert hat, ist der Qualitätseindruck, speziell im Interieur. Drei Beispiele: Schaltkulisse und Schaltknauf wurden durch einen fitzeligen Plastiknippel ersetzt. Die Türöffner innen waren bisher aus Aluminium, jetzt sind das billigste Plastik-Hebelchen, wie sie auch bei Seat und Cupra verbaut werden. Die Abdeckung der Armaturen wurde nicht durch eine billigere Lösung ersetzt, nein, sie wurde gleich ganz gestrichen. In der Fachsprache nennt man solche Maßnahmen De-Contenting.

Preiserhöhung bei Mehrleistung und/oder besserer Ausstattung: gekauft. Deftige Preiserhöhungen bei gleichzeitiger Produktabwertung: unangemessen.

Viele Teilnehmer in diesem Forum können sich einen Porsche leisten. Die Frage ist: Ab wann springen Kunden ab, weil sie der Preispolitik überdrüssig sind?

1692 Antworten

Porsche mit massivem Gewinneinbruch

Der operative Gewinn des Sportwagenbauers Porsche ist im zweiten Quartal in den Keller gerauscht. Die Zuffenhausener verdienten im Autogeschäft - also ohne Finanzdienstleistungen gerechnet - nur noch 154 Millionen Euro nach rund 1,7 Milliarden ein Jahr zuvor. Das ist ein Minus von knapp 91 Prozent. Der Umsatz der Marke sank um rund 12,9 Prozent auf gut 8,3 Milliarden Euro. Das geht aus den Halbjahreszahlen des Volkswagen-Konzerns hervor, zu dem Porsche mehrheitlich gehört. 

Zum Vergleich: Die VW-Kernmarke hat von April bis Juni einen operativen Gewinn von 991 Millionen Euro eingefahren - fast sechsmal so viel wie im sehr schwachen Vorjahreszeitraum. Damit hängte sie die einstigen Gewinngiganten im Konzern im Tagesgeschäft deutlich ab.

Quelle: ntv.de

Man muss sich aber mal hinterfragen wie das funktionierte denn z.B. die E Fahrzeuge von VW standen ebenfalls wie Blei und plötzlich stiegen die Zulassungszahlen. Ich kenne da einige mit Gewerbe die die ID Modelle mit massivem Preisnachlass geleast haben.

Um die These von @LBJ5000 zu untermauern: Wir bekommen in ein paar Wochen einen Tavascan: Leasingfaktor 0,48 ohne Anzahlung. Der VW-Konzern fährt, mit Ausnahme von Porsche, Bentley und Lamborghini, einen extrem aggressiven Kurs. Aber dieser Kurs ist zu unseren Gunsten.

Zum Vergleich die viel gelobte BMW multi-use Plattform-Strategie: Heute beim BMW Händler in Berlin

  • riesige Plakate mit "bis zu 20% Nachlass bei Barkauf"
  • 1% Leasing
  • 50% Nachlass auf einen 8er Gran Coupé Jahreswagen mit 6 tkm auf der Uhr.

So schlecht scheint die Vorgehensweise des VW-Konzerns nicht zu sein. Einzig bei Porsche sieht es so aus, als ob gehörig der Wurm drin steckt (siehe Zahlen von @Panamera weiter oben). Bevor jetzt wieder jemand anmerkt, dass das Porsche-bashing sei: Die Zahlen lügen nicht, und die sind für Q2 schlicht und einfach desaströs.

Aber ich frage mich ob diese Offensive bzw. die Rechnung letztendlich aufgeht. Es werden zwar Fahrzeuge gekauft aber kann man dadurch auch die Kosten decken wenn man die Nachlässe so hochschraubt. Vor allem fängt man einmal damit an, kann man dem Kunden irgendwann schlecht klar machen, dass dann die Preise wieder steigen. Gehen dann die Erwartungen der Kunden nicht ins unermässliche? Und was passiert wenn diese Fahrzeug dann nach Leasingende auf dem Gebrauchnmarkf auftauchen und dann dadurch die Preise noch mehr gedrückt werden könnten.

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Anderseits sind die Bänder ausgelastet, die vorgestellten Teile/Abnahmengen einigermaßen erfüllt und der Kunde ist beim Hersteller und nicht bei der Konkurrenz.

Mitarbeiter freistellen, Werke schließen ist teurer, vor allem, wenn man sie nach der Durststrecke wieder braucht. Zur Überbrückung kann man auch mal die optische Null fahren, auch wenn es nicht gut aussieht und nicht gut bei den Aktionären ankommt. Aber auch die Börse/ Anleger wissen um das Risiko von Aktien und eine Nullrunde und dann wieder Rendite sind immer noch besser als ein Totalverlust.

Die Börse ist wichtiger als die Mitarbeiter und macht uns kaputt.... Nicht nur in der Autobranche.

Genau, eine gute Firma wirft gute Gewinne ab. Jedem Anleger ist es lieber immer zu kassieren, aber die Aktie hat halt auch ein Risiko dafür u.U. auch hohe Renditen. Sonst könnte man gleich in festverzinsliche Anlagen gehen. Jetzt geht es halt mal andersrum. Damit müssen die Anleger und die AGs halt leben. Das ist immer nur in eine Richtung geht ist nicht normal, auch wenn die Anleger das immer denken ( hoffen).

Brichta: "Porsche-Chef stellt Geschäftsmodell infrage":

https://www.n-tv.de/mediathek/videos/wirtschaft/Brichta-Porsche-Chef-stellt-Geschaeftsmodell-infrage-article25925928.html

Also ob Porsche jetzt bei diesen hundsmiserablen Zahlen die Preise bzw Rabatte weiter anpasst und die Qualität erhöht, wage ich inzwischen doch zu bezweifeln. In einem Großkonzern geht Sparen bzw Analysten zufriedenzustellen immer vor Kundenbindung, ganz zu schweigen von Mitarbeiterbindung. Obwohl VW vormacht wie es geht.

Ich bin gespannt. Es wird auf jeden Fall massive Korrekturen demnächst geben. Ignorieren kann man dies nicht. Von welchem Umfang, das bleibt Spannend.

Ich würde auf jeden Fall sofort die Modelle einstellen die weder in Deutschland noch in China Absatz finden. Und dazu gehört der Taycan und Macan. Aber das muss nun sich erstmal eingestehen. Da gehört Mut dazu da dies Richtungsweisend für die komplette Mobilität ist.

Das einzige Modell, dass ich bei Porsche jetzt endgültig abschaffen würde, heisst Oliver Blume.

91% Gewinneinbruch. Läuft bei Porsche!

...liegt bestimmt nicht am Management, sondern an den zu tiefen Preisen für die gesteigerte Qualität (Ironie off).

Zitat:
@St80249 schrieb am 25. Juli 2025 um 23:09:20 Uhr:
Das einzige Modell, dass ich bei Porsche jetzt endgültig abschaffen würde, heisst Oliver Blume.

Ich denke, das wird auch so kommen. Der AR wird Blume noch die Aufräum-Arbeiten im Gesamt-Konzern und bei Porsche erledigen lassen und dann den bereits installierten Thronfolger Schäfer benennen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird auch wieder ein Vollzeit-VV für Porsche bestellt, eher früher.

Die Entwicklung bei Porsche wurde sowohl im Strategie-Thread als auch hier in der "Preisschraube" vor einem knappen Jahr vorhergesagt. Für mich kommen die Q2/25 Zahlen nicht überraschend, lediglich in ihrer Heftigkeit. Aber der Trend war klar zu erkennen. Jetzt stellt sich die Frage, wer das Ruder wie herumreißen soll. Das Argument, dass Wiedeking das seinerzeit auch vollbracht hat, ist nur bedingt hilfreich. Heute ist der Laden ca. 10 Mal größer als seinerzeit. Dieses Mal wird es deutlich schwieriger.

Zitat:@St80249 schrieb am 25. Juli 2025 um 23:09:20 Uhr:

Das einzige Modell, dass ich bei Porsche jetzt endgültig abschaffen würde, heisst Oliver Blume.

Sehe ich nicht unbedingt so. Wo alles noch lief da war er der große Macher und alles was er sagte und durchführte war perfekt. Auch für viele hier im Forum. Und verantwortlich gemacht ist dann schnell jemand. Aber ich kann es nur immer wieder sagen, der Hauptveranwortliche heißt Politik. Herr Blume war die Marionette. Und klar wird sein Kopf rollen. Der Verantwortliche ist schnell ausgemacht und die anderen waschen ihre Hände in Unschuld. Dann kommt der nächste und das Spiel beginnt von vorn. Das kennt man ja auch genug aus anderen Bereichen.

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