Preisschraube bei Porsche: Ab wann ist sie überdreht?
Vor ein paar Tagen sah ich einen jetzt 12 Monate alten Test des neuen Cayenne S Coupé. Listenpreis ab € 113 k. Das war schon nach der stattlichen Preiserhöhung zum Modellwechsel auf das Facelift-Modell. 1 Jahr später steht das gleiche Fahrzeug sogar mit € 124 k in der Liste, also ca. 10% Mehrpreis, ohne dass sich irgendetwas geändert hätte (mit Ausnahme des Preisschilds).
Was sich im Vergleich zum Vorgänger allerdings geändert hat, ist der Qualitätseindruck, speziell im Interieur. Drei Beispiele: Schaltkulisse und Schaltknauf wurden durch einen fitzeligen Plastiknippel ersetzt. Die Türöffner innen waren bisher aus Aluminium, jetzt sind das billigste Plastik-Hebelchen, wie sie auch bei Seat und Cupra verbaut werden. Die Abdeckung der Armaturen wurde nicht durch eine billigere Lösung ersetzt, nein, sie wurde gleich ganz gestrichen. In der Fachsprache nennt man solche Maßnahmen De-Contenting.
Preiserhöhung bei Mehrleistung und/oder besserer Ausstattung: gekauft. Deftige Preiserhöhungen bei gleichzeitiger Produktabwertung: unangemessen.
Viele Teilnehmer in diesem Forum können sich einen Porsche leisten. Die Frage ist: Ab wann springen Kunden ab, weil sie der Preispolitik überdrüssig sind?
1875 Antworten
Porsche reduziert im Werk Leipzig auf 1-Schicht-Betrieb, während die noch vor Kurzem taumelnde Marke Audi in Neckarsulm in drei Schichten fertigt und auch an den Wochenenden keine Pause macht. Von dem Nachfrage-Anstieg scheint selbst Audi etwas überrascht worden zu sein. Einer der Gründe: Der neue A6 ist real etwas günstiger als das Vormodell, ausstattungsbereinigt sogar deutlich preiswerter. Was ja auch nicht sonderlich schwer ist: Die meisten "Nachfolger" (wie auch der "neue" Mini oder der "neue" GLC) sind gehobene Facelifts. Plattform, Motoren, Getriebe, Fahrwerkkomponenten: Alles seit vielen Jahren zu Ende entwickelt und verbaut. Das schlägt sich in reduzierten Kosten für Entwicklung, Erprobung, Beschaffung und Produktion nieder. Zumindest Audi gibt jetzt einen Teil dieser Kostenvorteile an die Kunden weiter.
Da kann Porsche noch so attraktive und fahraktive Autos bauen. Wenn sich die Kunden die Leasingraten/Kaufpreise nicht leisten können oder wollen, bleiben die Fahrzeuge bei den Händlern stehen. Audi scheint seine Lektion besser gelernt zu haben.
Bei vielen in meinem Bekanntenkreis ist es ganz klar ein nicht (mehr) wollen. Ich kenne und betreue durch meinen Job sehr viele wohlhabende Unternehmer, die sich locker auch mehrere neue Porsche kaufen könnten. Aber 90% von denen sehen es einfach nicht mehr ein, diese zum Teil abgehobenen Preise zu zahlen. Dazu kommt noch, dass ich bei vielen jenseits der 55+ beobachte, dass das Interesse für solche Autos von Jahr zu Jahr nachlässt und dementsprechend dazu natürlich die Bereitschaft, unverhältnismäßig mehr Geld als bei anderen Fabrikaten auszugeben.
Das Problem bei Porsche sind stark erhöhten Preise der Volumenmodelle (Macan, Cayenne, Panamera, Taycan, ...), mit denen Porsche den 911er querfinanziert haben.
Es gibt einfach keine Einsteigermodelle (Macan, Boxster, Cayman) mehr um die 50-60k, mit denen man viele Stückzahlen verkaufen kann.
Wenn z.Bsp. ein Cayenne oder Taycan über 200k kosten, dann kaufen die Leute einfach bei der Konkurrenz für die Hälfte. Das sind dann auch keine Sportwagen wie der 911er, wo man bereit ist den höheren Preis zu bezahlen.
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Zitat:@Panamera schrieb am 12. Juni 2025 um 20:43:22 Uhr:
Dazu kommt noch, dass ich bei vielen jenseits der 55+ beobachte, dass das Interesse für solche Autos von Jahr zu Jahr nachlässt und dementsprechend dazu natürlich die Bereitschaft, unverhältnismäßig mehr Geld als bei anderen Fabrikaten auszugeben.
Da gehöre ich wohl dann auch dazu, wenn ich meinen Cayenne wieder abgebe. Ich bin dann 55 und so langsam ist mir die Marke egal, das Produkt muss stimmen.
Es verschieben sich die Prioritäten, bei den Älteren, weil sie es nicht mehr einsehen, bei den Jüngeren, weil da andere Dinge, wie Urlaub, Handy, Spielkonsole wichtiger sind. Heißt weniger Umsatz bei den Älteren, welche u.U. das Geld haben, aber nicht dafür ausgeben wollen und weniger Umsatz bei den Jüngeren, weil andere Prioritäten und keine Einstiegsmodelle in die Marke.
Eine mögliche Lösung aus dem Konzern wäre Cupra und Porsche zusammenzutun. Dann wäre der Wechsel von Cupra zu Porsche bei Aufstieg der logische Weg. Andererseits ist Cupra von den Preisen auch der Werkstattleistungen meilenweit weg. Aber Zwei getrennte Firmen in einem Gebäude wären durchaus denkbar. Das würde Umsatz in den AH generieren und auch kleinere Stückzahlen bei Porsche erlauben. Zur Not kann das Werk auch andere Konzernfahrzeuge produzieren und diese an die Konzernschwestern "verkaufen".
Zitat:@85mz85 schrieb am 14. Juni 2025 um 09:26:09 Uhr:
.Eine mögliche Lösung aus dem Konzern wäre Cupra und Porsche zusammenzutun.
Schneller könnte man die Marke Porsche wohl kaum vernichten.
Mein Nachbar, sehr seriöser Beamter beim Land NRW hat sich nach einem E Renault einen E Cupra geleast. Ausschlaggebend war der Preis.
Seine Aussage: Ich wurde noch nie so oft “negative” auf mein Auto angesprochen.
Zitat:
@knolfi schrieb am 13. Juni 2025 um 10:08:50 Uhr:
Zitat:@Panamera schrieb am 12. Juni 2025 um 20:43:22 Uhr:
Da gehöre ich wohl dann auch dazu, wenn ich meinen Cayenne wieder abgebe. Ich bin dann 55 und so langsam ist mir die Marke egal, das Produkt muss stimmen.
Oha , wir nähern uns wieder an 😀.
Zitat:@V-Mammut schrieb am 14. Juni 2025 um 18:00:05 Uhr:
Oha , wir nähern uns wieder an 😀.
Über diese Brücke gehe ich nicht. Ich beschimpfe diejenigen nicht als Idioten, die sich weiterhin trotz der Differenz in Preis und Leistung einen Porsche zulegen.
Zitat:
@Panamera schrieb am 12. Juni 2025 um 20:43:22 Uhr:
Bei vielen in meinem Bekanntenkreis ist es ganz klar ein nicht (mehr) wollen. Ich kenne und betreue durch meinen Job sehr viele wohlhabende Unternehmer, die sich locker auch mehrere neue Porsche kaufen könnten. Aber 90% von denen sehen es einfach nicht mehr ein, diese zum Teil abgehobenen Preise zu zahlen. Dazu kommt noch, dass ich bei vielen jenseits der 55+ beobachte, dass das Interesse für solche Autos von Jahr zu Jahr nachlässt und dementsprechend dazu natürlich die Bereitschaft, unverhältnismäßig mehr Geld als bei anderen Fabrikaten auszugeben.
Ganz genau so geht es mir auch. Die Prioritäten verschieben sich und jetzt, als Unternehmer mit Mitte 50, ist mir das Thema Auto (samt vermeintlichem Prestige desselben) insgesamt viel weniger wichtig... und zu den Preisen bei Porsche: ich fahre jetzt seit 27 Jahren Porsche, mein 997S Cabrio hat mich anno 2006 als Jahreswagen mit 9.000km (soweit ich mich erinnere) um die 93t€ gekostet, mit Inzahlungsnahme des Vorgängers 996 hatte ich um die 30t€ aufzuzahlen. Das Cabrio ist ein reines Spassfahrzeug, hat aktuell nur um die 55.000km auf dem Tacho, ist durchgehend scheckheftgepflegt im PZ und ich bin einfach nicht willens, es für einen Appel und ein Ei in Zahlung zu geben und 150t€ (und mehr) draufzulegen...
Und auch bei meinem Alltagsauto galt: nach diversen Audis (u.a. A6, S6) fahre ich mitterweile zufrieden Skoda - ist sicher nicht Audi-Niveau und hat auch seine Macken, kostet aber auch weniger als die Häfte und diese Macken etc. sind somit "verzeihbarer"... und das Auto passt zu meinem "use-case" 🙂, viel Platz, schnell genug, nette Komfortextras wie Frontscheibenheizung oder Lenkradheizung ebenso verfügbar, angemessene Kosten etc.
Ich fahre meinen Taycan auch einfach weiter. Fährt noch, brauche kein neues Auto. Für den Macan Turbo müsste ich aktuell 100k drauflegen. Ich hoffe noch, dass sich die Situation wieder bessert, aber - ehrlich gesagt - glaube ich nicht mehr dran.
Skoda... Warum nicht? Wenn BMW mit der neuen Klasse denselben Mist wie Audi, Porsche und Co. macht, dann schaue ich da mal.
Skoda geht auf jeden Fall in einem Punkt den komplett gegensätzlichen Weg zum Rest der VW Gruppe: die Innenräume werden mit jedem Modelljahr hochwertiger.
Den Enyaq finde ich innen deutlich ansprechender als die ID Serie von Volkswagen zum Beispiel, und das trotz niedrigerem Preis.
Man sieht schon, wohin die Reise bei den Porsche-Kunden geht. Irgendwie wie beim iPhone: wollte man früher immer das neueste Modell, nutzen die meisten ihr iPhone aktuell wesentlich länger, da sich die Innovatiionen bei den neuen Modellen in Grenzen halten.
Gleiches bei Porsche: potentente SUv‘s oder Limousinen können andere auch. Vielleicht nicht in der (Renn)fahrerischen Präzision wie Porsche, dafür aber deutlich günstiger und zum Kiloneter fressen auf der AB sind diese schon ebenbürtig.
Bei den Sportwagen scheint die Zielgruppe, der solvente Selbstständige, der seinen Erfolg mit einem Sportwagen krönen will, immer kleiner zu werden. Da wird nicht mehr wie früher immer das Neuste Modell gekauft (siehe iPhone), sondern einmal das Traumauto und das wird dann einfach behalten. Denn ein Porsche Sportwagen wird nicht alt, der reift.