Die Kunst, ein Motorrad zu warten

BMW Motorrad R 60

Hallo liebes Forum,

das Frühjahr naht und damit der Plan, einer alten R60/5 nicht nur zu neuem Glanz zu verhelfen. Die Gute ist Baujahr '71, wurde bis in die 90er gefahren, dann stillgelegt, in 2006 technisch vollständig restauriert, 2009 wieder stillgelegt und steht seitdem rum. Soweit, so schade. Wir wollen uns der Sache nun zu zweit annehmen und der alten Dame ein würdigeres Dasein ermöglichen. Das Problem: Wir sind lernwillig, aber ziemlich unerfahren im Schrauben und das Letzte, was wir wollen, ist in zwei Jahren einen Bausatz bei eBay anzubieten. Daher die Fragen an die alten Schrauberhasen hier im Forum:

- wie gehen wir am besten an die Sache dran, was prüfen wir als erstes (auf den ersten Blick: kein Rost im Tank, Vorderrad scheint etwas schwergängig, Rost an Batteriehalterung, Sitzbank hinüber, Endtöpfe ubersäht mir Rostpickeln).
- was für Werkzeug brauchen wir?
- spricht etwas dagegen, Öl und Benzin zu tauschen und zu schauen, ob sie startet?
- welche der zahllosen Bücher zum Thema r60 Reperatur taugen für diesen Zweck etwas?
- wo können wir weitere Hilfe/Tipp usw. bekommen?

Ich bzw. wir sind für den Tipp dankbar

Besten Gruß
Fladnag

77 Antworten

Kurzupdate: Es sieht tatsächlich so aus, als hätten wir keinen Zündfunken - vor der Vergaserreinigungsaktion war der noch da. Haben gerade vom Hammer des Unterbrechers zum Minuspol der Batterie gemessen, sowohl offen als auch geschlossen kommt da nix durch. Kondensator beim Unterbrecher scheint okay zu sein. Was tun wir jetzt? 😁

Zündspule? Die geben auch schon mal nach so viel Jahren den Geist auf.

Yep!

Wir haben die Zündspulen durchgemessen: Zwischen Kontakt 15 und 1 (sollte die Primärwicklung sein), haben wir ~ 1,7 Ohm (Multimeter auf 200 Ohm). Zwischen 15 und 5 (Sekundärwicklung): links 6,45 Ohm, rechts 6,7 Ohm (Multimeter auf 20 kOhm). Wenn ich das Internet richtig verstehe, klingen die Werte zunächst okay?

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Frag mal den @Henri59 . Der kennt sich mit alten BMWs gut aus. Hat auch eine R 60.

Das hab ich noch gefunden:
https://forum.2-ventiler.de/.../showthread.php?...

Da steht u.a., dass die Zündspulen nur mit dem Kondensator richtig funktionieren. Vielleicht liegt da der Fehler.
Ihr habt das Teil doch getauscht, oder?

Den Kondensator haben wir nur durchgemessen, scheint i.O., getauscht haben wir nicht.

Folgende, komische Sache: Wir haben noch die Zündkabel abgebaut und die Zündkerzenstecker abgefummelt. Bei den Steckern kriegen wir bei einem gar nichts, bei dem anderen können wir einen extrem hohen Widerstand messen (1,7 mOhm). Machen wir uns grad zum Deppen oder kann es sein, dass es uns gleichzeitig die beiden Stecker zerschossen hat (kürzlich gab's ja noch einen Funken)?

Kann gut sein, dass es die Kabel sind. Im Grunde genommen musst du alle Komponenten prüfen.

Zitat:

@Fladnag schrieb am 18. Juni 2022 um 17:49:39 Uhr:


Den Kondensator haben wir nur durchgemessen, scheint i.O., getauscht haben wir nicht.

Folgende, komische Sache: Wir haben noch die Zündkabel abgebaut und die Zündkerzenstecker abgefummelt. Bei den Steckern kriegen wir bei einem gar nichts, bei dem anderen können wir einen extrem hohen Widerstand messen (1,7 mOhm). Machen wir uns grad zum Deppen oder kann es sein, dass es uns gleichzeitig die beiden Stecker zerschossen hat (kürzlich gab's ja noch einen Funken)?

Ich hätte 2 Tipps die bei menr R60/5 geholfen haben. Vorab eine Frage, wie habt Ihr den Kondensator gemessen? Welche Werte habt Ihr notiert?

Wenn die Werte der Zündspulen passen (Primär mit Meßbereich 0-1Ohm zwischen 0,65 und 0,78 Ohm, Sekundär mit Meßbereich 0-10kOhm zwischen 3,7-5,4 kOhm) und die Zündung korrekt eingestellt ist, alle Teile wie Kondensator und Zündkontakt i.O. sind, die Zündkabel und Stecker prüfen und bei Defekt erneuern. Entstörte Kerzenstecker verwenden (5kOhm). Ihr könnt auch mal bei demontierten Kerzenstecker die Zündkabel ca. 10mm von Masse halten und dann kurz starten. Jetzt muß ein starker, sichtbarer Funke überspringen. Bitte dabei Gummihandschuhe tragen oder das Kabel mit einer gut isolierten Zange halten. Im Wechsel testen, die andere Seite sollte dabei noch jeweils mit Zündkerzenstecker und Zündkerze bestückt sein um Schäden zu vermeiden.

Der ander Tipp bezieht sich auf die Vergaser. Meine R60/5 sprang nach der Teilrestaurierung extrem schlecht an obwohl ein starker Zündfunke da war. 20 bis 30 Mal orgeln keine Seltenheit. Ein alter Schrauber der diese Mopeds noch in Spandau montiert hat, gab den entscheidenen Tipp. Engegen der Handbuchangabe, die Luftschraube aus der Nullstellung (ganz eingedreht, bitte sanft und nicht anknallen!), max. nur eine Viertel Umdrehung oder sogar etwas weniger öffnen. Ergebnis: springt sofort an! Je nach Sommer- oder Winterbetrieb kann man ein wenig im 10tel Bereich nachkorregieren, bei meiner BMW passt diese Grundeinstellung hervorragend!

Ich hoffe Ihr kriegt die Kuh zum Laufen und könnt bald ungetrübten Boxerspass genießen. Bikergruß, Heinrich

Hey Heinrich,

wow, das sind mal goldwerte Tips! Beim Kondensator hatte sich das Multimeter bei 0,4 bis 0,5 Ohm eingependelt. Wir waren da schlicht an den beiden Kontakten dran.

Die Werte, die du für die Zündspulen nennst, kommen hin. Auffällig war allerdings, dass diese manchmal heftigst sprangen, wir haben das aber auf die oxidieren Kontakte geschoben. Wir müssen jetzt leider ein paar Wochen pausieren und werden dann die Stecker tauschen, den Vergaser wie von dir beschrieben neu einstellen, profilaktisch den Unterbrecherkontakt tauschen (im Buch steht, das darf mach spätestens 20.000 km gerne Mal gemacht werden) und... Erstmal hoffen 🙂

Zitat:

@Fladnag schrieb am 20. Juni 2022 um 15:25:05 Uhr:


Hey Heinrich,

wow, das sind mal goldwerte Tips! Beim Kondensator hatte sich das Multimeter bei 0,4 bis 0,5 Ohm eingependelt. Wir waren da schlicht an den beiden Kontakten dran.

Die Werte, die du für die Zündspulen nennst, kommen hin. Auffällig war allerdings, dass diese manchmal heftigst sprangen, wir haben das aber auf die oxidieren Kontakte geschoben. Wir müssen jetzt leider ein paar Wochen pausieren und werden dann die Stecker tauschen, den Vergaser wie von dir beschrieben neu einstellen, profilaktisch den Unterbrecherkontakt tauschen (im Buch steht, das darf mach spätestens 20.000 km gerne Mal gemacht werden) und... Erstmal hoffen 🙂

Sehr gern, Ihr kriegt das schon hin! Viel Spaß beim Schrauben, Heinrich

Allein wegen der unfassbar kompetenten Tipps hier hätte ich Lust, mir eine alte BMW zuzulegen.
Chapeau, das ist weder bei Yamaha noch bei Harley so zu finden hier.

Wenn beide Zylinder plötzlich nicht mehr zünden, sind es so gut wie nie die Zündkabel, die Zündkerzen oder die Kerzenstecker...

Grüße und weiterhin frohes Schrauben!

Bei meiner kleinen /6 hatte ich mal einen Kabelbruch, der bei bestimmten Lenkerstellungen zu Zündaussetzern führte. Da habe ich neben dem Kabelbaum eine Verbindung vom Zündschloss zum Unterbrechen gezogen, wenn ich mich recht erinnere.
Unterbrechung im Primärkreis würde auch dazu passen, dass beide Pötte nicht laufen. Ich würde zum Testen eine Strippe von der zweiten Zündspule zum Unterbrecher ziehen, so dass dort sicher Spannung anliegt. Vielleicht hat ein Vorbesitzer einen Schalter als Wegfahrsperre eingebaut.
Viel Erfolg jedenfalls??

Ahoi liebe Leute,

seit heute schrauben wir wieder und es gibt eine erste Erfolgsmeldung: nach Austausch von Unterbrecherkontakt und Kondensator läuft die alte Dame wieder! Wir sind grad superhappy und schauen uns die nächsten Schritte an. Eine Thema, das sich erstmal aufdrängt: der linke Vergaser macht uns Sorgen. Erstens sifft er recht deutlich und zweitens braucht er völlig andere Einstellungen bei Luft- und Standgasschraube, als der rechte (bei dem haut's perfekt hin mit dem Tipp von Henry - danke nochmal!). Nun zur Frage: ist das Grund zur Sorge und sollte schnellstens behoben werden? Oder könnten wir uns erstmal um den Rest kümmern und hoffen, durch den TÜV zu kommen? Das würde halt z.B. die Fahrt zu Menschen mit Ahnung von Vergasern enorm erleichtern 😉

Beste Grüße
Fladnag

Hi Fladnag,

schön, dass ihr die R60/5 zum laufen gebracht habt.

Ich vermute, dass da mal jemand den Vergaser repariert hat und eine andere Schraube mit einer anderen Gewindesteigung verbaut hat. Deshalb stimmen die Schraubenumdrehungen nicht überein.
Das macht aber nichts, so lang die Maschine gut läuft, bzw. die Vergaser synchronisiert sind.
Soweit ich weiß, gibt es bei euren Vergasern keinen Anschluß für einen Synchrontester.
Hier wird beschrieben wie es geht. Die Youtube Videos von Chris Harris sind auch super.

https://forum.2-ventiler.de/.../showthread.php?...

Keine Ahnung, wo der Vergaser sifft. Wenn es nur die Schwimmerkammer ist, Dichtung erneuern.
Weiterhin viel Spaß.

JB

Hier noch ein zweiteiliges Video, in welchem der Bing 26mm Vergaser genau erklärt wird.
Spitzen Video. Der Typ erklärt wirklich jedes Teil, baut den Vergaser komplett auseinander
und zusammen inkl. Reinigung und Grundeinstellung.

https://www.youtube.com/watch?v=JdK0r9ic5VM

https://www.youtube.com/watch?v=hc5Sp1C0Gt4

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