Deutschlands erstes Tesla Model S

Tesla Roadster Roadster

Schwabmünchen - Neugierig tasten geübte Finger über die Scheibe des überdimensionalen, iPad-artigen Bildschirms. Drücken hier, wischen da. So macht man das eben in einem Auto des Jahres 2013. Obwohl es im Vergleich zu den allermeisten Autos eher eines des Jahres 2015 oder 2018 ist.

Der, dem diese Finger gehören, probiert hier mit dem Zeigefinger, erklärt da mit Verstand. Sachlich und kindlich begeistert zugleich. Ein Techniker eben.

Wir sitzen im ersten in Deutschland ausgelieferten Tesla Model S. Robert Häring ist der, dem die Finger und dieses Auto gehören. Ein Pionier der Elektromobilität? Ja, aber keiner, wie man sich in Berlin oder Silicon Valley so jemanden vorstellt. Einfache Jeans, gemütlicher Pulli, angegrautes Haar – Robert Häring passt auf den ersten Blick so gar nicht zu seinem neuen, extrem coolen Auto. So cool, dass alle darüber reden, obwohl es bisher kaum einer fährt.

Wir stehen auf dem Hof von Härings Privatgrundstück, irgendwo im Nirgendwo zwischen Augsburg und Landsberg am Lech. Auf dem zweistöckigen Wohnhaus verteilen sich großflächig Solarpaneele, in einer Ecke steht ein Windrad, im Keller ein Blockheizkraftwerk. Dazu gehören eine komplizierte Steuerung und eine Speicherbatterie.

Kein Zweifel: Robert Häring hat seine Energiewende schon lange hinter sich. Mit seiner Familie fährt er seit 1989 elektrisch. Das erste Auto, ein City EL, hatte gerade mal 30 Kilometer Reichweite. Heute stehen auf dem Hof fünf Carports mit Stromanschluss für die Elektroautos der Härings. Der brandneue Tesla Model S könnte jetzt etwa 450 Kilometer weit fahren. „Bei der Reichweite hat sich eine Menge getan“, sagt Robert.

Auf Tesla-Autos muss man warten

Tesla ist wie Apple: Hip, teuer, begehrenswert. Apple-Fans stehen am ersten Verkaufstag eines neuen Pads oder Pods vor dem Apple-Store Schlange. Robert Häring musste nach der Bestellung, 30.000 Euro zahlte er da an, drei Jahre auf seinen Tesla Model S warten. Vor drei Wochen wurde das Auto geliefert.

Während Robert erzählt, gehen wir um das Auto herum und betasten hier, staunen da. Robert Häring hat Übung im Tesla-Kaufen, schon seit 2008 besitzt er einen Tesla Roadster. Da war es das gleiche Spiel: Anzahlen, drei Jahre warten, losfahren. Auch das für

2014 angekündigte Model X

hat er schon angezahlt. Wenn das irgendwann kommt, sagt er allerdings, „muss ich mir überlegen, ein anderes Auto abzugeben“.

Verständlich. Die kalifornischen Elektroautos sind nicht billig, und Häring ist keiner, für den Geld keine Rolle spielt. Im Hauptberuf vertreibt und montiert seine Firma Solaranlagen, da steht Effizienz an erster Stelle.

Deshalb traf der der gebürtige Regensburger früh eine Entscheidung: Er wollte seinen überschüssigen, selbst produzierten Strom lieber verfahren als ihn für drei Cent pro Kilowattstunde ins Netz einzuspeisen. Heute verbraucht Familie Häring zwei Drittel ihres Stroms für die Fortbewegung.

Spinner aus dem Valley

Wir setzen uns in eine kleine Küche. Manche vorbereitete Frage kommt mir plötzlich sinnlos vor. Zum Beispiel die, wie Häring zum ersten Mal von Tesla gehört hat. Der Mann ist so im Thema, absurd, dass er davon nichts hätte hören können.

„Was denkt man da, wenn man zuerst davon hört“, überlegt Robert. Das waren doch irgendwie „Spinner und Studenten“. Ja, das kann man denken über

Elon Musk

, den Mann, der mit Paypal reich wurde und heute Elektroautos und Weltraumraketen baut.

Robert Häring war, wie viele, fasziniert von Elon Musks Tesla-Projekt. Er wollte die Spinner aus dem Valley unterstützen. Für ein Investment reichten die Überschüsse der Solarfirma nicht, für eine Bestellung schon. 2008 bekam er seinen knallgelben Roadster.

Eine teure Anschaffung, aber die Härings sahen es als Investment. Es zahlte sich aus, bis zu 700 Euro Miete am Tag brachte der Tesla ein. Kongresse, Ausstellungen, Tagungen schmückten sich mit dem Wunderauto aus Kalifornien.

Auch Tesla belohnt seine treuen Kunden. Als Besitzer eines Tesla Roadster erhielt Häring einen Sonderrabatt auf die gut 100.000 Euro Kaufpreis der Model-S-Erstauflage „Signature Edition“. Außerdem zog Tesla einen Frühbucher-Rabatt ab.

Erlebnisse eines Tesla-Fahrers

Der Model S ist ein 362-PS-Luxusschlitten mit viel Platz, der Roadster dagegen „ein sehr spartanisches Auto“. Behalten will Robert ihn trotzdem. Es wurden nur gut 2.000 Stück gebaut, sagt er, eine Wertsteigerung sei zu erwarten.

Man spürt den eigentlichen Grund: Die beiden haben viel zusammen durchgemacht. Urlaub am Gardasee, unzählige Elektro-Rallyes. Auf einer dieser Rallyes schlug die Stunde des Tesla-eigenen Pannenservice: Die Härings blieben mit einem Achsbruch liegen.

Dass die kleine Firma aus Palo Alto einen eigenen Pannendienst unterhält, ist ungewöhnlich, wie vieles bei Tesla. Aber die elektromobile Weltherrschaft gibt es eben nicht umsonst. Also war der Service binnen einer Stunde vor Ort, und hatte – welch ein Glück – eine gebrauchte Achse aus einem Unfallwagen dabei. Das Ersatzteil wurde vor Ort montiert. Dann, erzählt Robert Häring, „konnten wir weiterfahren“. Später erneuerte Tesla das Teil in der Münchner Werkstatt.

Überhaupt: Tesla kümmert sich, fragt nach. Wie bewährt sich das neue Model S? Ein bisschen Beta-Test ist dabei, wenn erst Wochen nach Auslieferung des Autos eine deutsche Menüführung bereitsteht. Regelmäßig kommen solche Software-Updates über den Hotspot des Autos herein. Der kostet nichts extra und funktioniert stets so zuverlässig wie das Handynetz.

„Der Service ist toll – und bezahlt habe ich noch nie etwas“, sagt Robert. Gar keine Kritik? „Die Zufahrt zur Werkstatt in München ist zu schmal für das neue Auto“, lacht er.

Die Businesslimousine für Elektropioniere

Wir gehen zurück zum Auto. Bei mir steigt die Spannung, denn Robert hat mich gefragt, ob ich mal fahren will. Was für eine Frage! Im ersten Moment verwirren die unzähligen Ebenen des Displays, das inszenierte Hightech. Einen so großen Touchscreen hat kein anderes Auto, denn allen anderen Herstellern war das bisher zu teuer.

Einen Zündschlüssel drehen oder Startknopf drücken muss man nicht, ich stelle die Automatik auf „D“ und fahre los. Beinahe kindgerecht einfach steuert sich das superstarke Spielzeug für Große. Lenkung und Federung erscheinen mir etwas weich – kann man alles einstellen, in irgendeinem Untermenü.

Robert findet das gut. Bei aller Begeisterung, die in seinen Augen blitzt – das neue Auto hat handfeste Vorteile für den Geschäftsmann. Eine Businesslimousine für Elektropioniere gab es bisher nicht. Dank der 85 kWh Akkukapazität kann Robert Häring nun auch weit entfernte Geschäftstermine stilecht und komfortabel anfahren.

Den Ingenieur im Manne freut, dass er beim Model S die Ladestrom-Stärke vorwählen kann. „Wenn ich es eilig habe und die Sonne scheint, lade ich schnell. Hängt das Auto über Nacht an meiner Hausbatterie, dann gibt es keinen Grund, die stark zu belasten“. Für den Mann, der sein gesamtes Leben rund um ökologischen Strom aufgebaut hat, gehört intelligentes Energiemanagement zum Alltag.

Im Netz ist zu viel Strom

Elektromobilität ist deshalb für Robert auch keine Beschränkung, sondern, wie ganz am Anfang seines Daseins als E-Mobilist, die Lösung seines Energieüberschuss-Problems. Mit „im Netz ist zu viel Strom“, sagt er so ziemlich das Gegenteil von dem, was die Regierung sagt. „Aktuell bezahlen wir Österreich dafür, dass sie unseren Strom nehmen. Volkswirtschaftlich ist das Unsinn“.

Robert glaubt an die dezentrale Energieerzeugung. Die Stromkonzerne braucht er dafür längst nicht mehr. Hier in Bayern auf dem Land, wo jeder Platz und viele auch Geld haben, klingt das logisch. Da rechnet sich so eine Solaranlage auf dem örtlichen Supermarktdach nach wenigen Jahren.

Wenn Robert die Fachpresse nach Berichten zu „seinem“ Tesla durchstöbert, geht es ihm wie vielen Menschen, denen ein Thema so ins Blut gegangen ist wie ihm der Strom: Er weiß es schlicht besser als die Redakteure. „Es kann nicht sein, dass der Porsche Panamera mit Plugin-Hybrid

beim Verbrauch mehr Sterne bekommt als der Tesla

. Da muss man nur den tatsächlichen Energieverbrauch anschauen“.

Auf dem Heimweg fühlt sich der Miet-BMW an wie ein Stück Gestern. Kann jemand wie Robert Häring eine Blaupause abgeben für den Weg in die Zukunft, hin zu einer grünen Energiewirtschaft? Vermutlich nicht. Aber waren es nicht schon immer die skurrilen Vorreiter, die am Ende die Welt verändert haben?

260 Antworten

Auf jeden Fall sind das keine richtigen Autos. Mit "kleinste" meinte er wohl Kleinstwagen wie den Up usw.
Ich mag den Twizy!

Aha, damit interpretierst du deine eigenen Gedanken in die Aussage von e90ioldie und schon hat man nur noch eine Meinung und keine Tatsachen. Du weißt also, dass er es so gemeint hat, wie du es für richtig hälst? :p
Es handelt sich um vollwertige Fahrzeuge. Sie haben vier Räder, werden als normale PKW zugelassen, können 1-4 Personen und auch noch Gepäck transportieren. Der up! ist einfach nur mehr konventionell, etwas besser ausgestattet und natürlich vom Weltkonzern, das ist alles. Ansonsten ist er genau so nur ein kleiner PKW. Der Smart ist auch ein vollwertiges Auto. Was zählt ist das, was in der Zulassung steht.

OK, seh grad daß beide doch 100 km/h fahren! WOW! Der Twizy fährt ja nur 80... mit 100 km/h kann man sich ja wenigstens richtig auf die Autobahn trauen! OK, sind doch richtige Autos!
Optisch sahen die halt wie diese 25 oder 45 km/h Krankenfahrstühle aus ;)

Tja, nicht immer von der Optik täuschen lassen. :D Dann hätten wir das ja geklärt. :)

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Zitat:

Original geschrieben von BirgerS


Diesel stinkt nicht, ist mir nie aufgefallen! Auf jeden Fall nicht schlimmer als Benzin. Außerdem ist Diesel effektiver als Benzin, man verbraucht also weniger, weniger CO2 "Teufelszeug". Also warum gegen Diesel? Und lauter ist es auch nicht! Also wenn hier jugendliche mit ihren getunten Karren die ganze Nachbarschaft beschallen, dann sind das Benziner ;)

Stickoxide, Rußpartikel, Kohlenmonoxid.... stark riechende Aldehyde und Acroleine.

Trotzdem stinkt Diesel nicht mehr als Benzin und ist auch nicht umweltschädlicher... die Menge ist einfach weniger, weil weniger verbraucht wird.
Also lieber 5 Liter Diesel als 7 Liter Benzin!

Zitat:

Original geschrieben von PT_rg80


... die Kleinsten kosten weniger als 20.000 Euro neu. :) Beste aktuelle Beispiele dafür sind wohl der Tazzari (ab 18.800 Euro inkl. Batterie)...

+MWSt.

Zitat:

Original geschrieben von BirgerS


Trotzdem stinkt Diesel nicht mehr als Benzin und ist auch nicht umweltschädlicher... die Menge ist einfach weniger, weil weniger verbraucht wird.
Also lieber 5 Liter Diesel als 7 Liter Benzin!

Unterschätze nicht den hohen Ausstoß an Stickoxiden die die Aufheizender Erdatmosphäre beschleunigen.

Dieselmotoren sind auch höher verdichetet und arbeiten mit Luftüberschuss. Sind effizienter im Wirkungsgrad. Somit kann man die Kraftstoffeinsparung nicht alleine dem Diesel zuschreiben.

Klar steckt ewas mehr Energiegehalt in Diesel als in Benzin, aber wenn man alle Faktoren zusammen zählt ist Diesel der schädlichste Kraftstoff.

Stichwort: Schadstoffe. Man riecht ide Abgase auch bei modernen PKW. Manchmal riechst nach Chlor, aber oft auch nach ekligen Zeug, das nicht gut sein kann.

Das beißt richtig in der Nase.

Zitat:

Original geschrieben von leemee


ja der Vergleich hinkt.
Aber wer nur trocken von A nach B kommen möchte,
dann haben auch solche vergleiche ihre Daseinsberechtigung.
Und wer nutzt schon ständig 300 Ps aus?
Ich nutze nicht mal meine 75 Ps aus, wenn ich
unter 4 Liter bleiben möchte.
Die 20 kwH sind auch nur bei "Schleichfahrt" zu realisieren
also noch ein Grund für einen Vergleich.

Wenn man gerne mit 85 hinterm LKW herschleicht auf der AB geht das ja ,aber von fahrspass und Emotion braucht man da nichtmehr reden ,dann kann man sich auch gleich beerdigen lassen..

Gibt echt nix langweiligeres als die leuts die ihr auto nur haben um billgst von an nach b zu kommen.

Ich fahre gerne sonntags mal durch schöne Landschaften einfach so ,den V8 blubbern lassen und das Leben geniessen !

Achja Steisel stinkt erheblcih schlimmer als Benzin ,an meinen 2 Auuspüffen kommen zusammen 319mg CO2 raus und man riecht nix ! Bei dem kleinsten Furzdiesel riechts Gotterbärmlich !

Achja der V8 ist keine Sackgasse, effizienter gehts nicht (wenn man PS: Verbrauch rechnet)

Zitat:

Original geschrieben von Mustang_GranTurismo


Gibt echt nix langweiligeres als die leuts die ihr auto nur billgst von an nach b möchten.
Richtig!!!

@OPC:

Ja was ist nun schlimmer für die Umwelt? 5 Liter Diesel oder 7 Liter Benzin? Und gibts da Studien drüber? Sicher... wo?

Zitat:

Original geschrieben von BirgerS



Zitat:

Original geschrieben von Mustang_GranTurismo


Gibt echt nix langweiligeres als die leuts die ihr auto nur billgst von an nach b möchten.

Richtig!!!
@OPC:
Ja was ist nun schlimmer für die Umwelt? 5 Liter Diesel oder 7 Liter Benzin? Und gibts da Studien drüber? Sicher... wo?

Mit Studien habe ich es nicht so.

:)

Aber wenn du eine repräsentaive findest, ich bin ganz Ohr.

:)

Wird schon einen Grund haben, warum andere Länder auf der Welt den Diesel verschmähen.

Ich glaube nicht, daß andere Länder den Diesel aus Umweltgründen verschmähen. Diesel waren lange unkomfortabler als Benziner. Und warum sollte jemand in den USA Diesel fahren, wenn da ein Liter Benzin nur ein paar Cent und alle auf Umwelt scheißen?
Ich finde jetzt auf die Schnelle nichts von wegen Umwelt und Diesel und Benzin...

Zitat:

Original geschrieben von eCarFan



Zitat:

Original geschrieben von PT_rg80


... die Kleinsten kosten weniger als 20.000 Euro neu. :) Beste aktuelle Beispiele dafür sind wohl der Tazzari (ab 18.800 Euro inkl. Batterie)...

+MWSt.

Du hast Recht, das hab ich übersehen. Dann bleibt halt nur noch die mia.

@Mustang_GranTurismo, CO2 ist ein geruchloses Gas. Wenn du was riechen würdest, dann wäre es irgend eine andere chemische Verbindung.

Sehr komisch, aber ich weiß von jemanden, der hat sein Model S schon länger als drei Wochen?! Sehr merkwürdig, aber falls die Angabe mit den drei Wochen stimmt, dann war er nicht der erste Besitzer in Deutschland ...

Zitat:

Original geschrieben von BirgerS


Ich glaube nicht, daß andere Länder den Diesel aus Umweltgründen verschmähen. Diesel waren lange unkomfortabler als Benziner. Und warum sollte jemand in den USA Diesel fahren, wenn da ein Liter Benzin nur ein paar Cent und alle auf Umwelt scheißen?
Ich finde jetzt auf die Schnelle nichts von wegen Umwelt und Diesel und Benzin...

Wie dem auch sei. Ich fuhr ja selber Diesel. Schon der Geräuschpegel hat mich manchmal echt genervt. Gut es war ein Pumpe Düse. Aber heutige Comon Rail Diesel sind immer noch lauter als Benziner bzw. Gaser.

Das kann man nicht leugnen. Und wie gesagt. Es geht nicht nur um den CO2 Ausstoß, sondern auch um die Schadstoffe die im Diesel enthalten sind. Und die sind bewiesen.

Laute LKWs braucht auch kein Mensch mehr. Es gibt Alternativen, mit LNG.

http://www.youtube.com/watch?v=2IQBYrX_eg4
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