Bremsanlage optimieren
Hallo libes Forum, ich war jetzt leider seit Ewigkeiten nicht mehr online und mein Käfer (1200L, BJ. 84) musste einen längeren Dornröschenschlaf machen. Jetzt möchte ich mich ihm langsam wieder widmen.
Dazu würd ich mich gerne mal zu den Bremsen erkundigen bzw. deren Optimierung.
Nun zu meinen Fragen:
1. Macht eine Umrüstung auf eine Scheibenbremsanlage einen großen Unterschied (front)?
2. Macht es Sinn auf allen 4 Rädern Radbremszylinder mit max. verfügbaren Durchmesser zu montieren (sprich hinten auch die Größeren verbauen)?
3. Bringt ein mechanischer Bremskraftverstärker mehr Bremsleistung (was müsste man verändern damit man den überhaupt einbauen kann)?
4. Gibt es sonst noch Dinge die man rel. einfach optimieren kann (derzeitige Bremsbeläge und Radbremszyl. sind von ATE)?
Im Anhang die Bremswerte von der letzten Überprüfung.
35 Antworten
Mal technisch betrachtet zum Thema Bremsen und -prüfung:
@robomike hat insofern recht, dass die Blockierreihenfolge wichtig ist. Es darf nie zuerst die Hinterachse blockieren, sonst dreht sich das Auto wegen der fehlenden Seitenführung!
Deswegen gehört die Blockierreihenfolge auch zu den Prüfungen bei der Begutachtung von Bremsenumbauten (hier in Deutschland müsste es für so einen Umbau entweder ein Gutachten geben oder die entsprechenden Prüfungen müssten im Rahmen der Begutachtung gemacht werden. Ich nehme an, dass in Österreich ähnliches gilt?)
Allerdings kann die konventionelle Prüfung auf einem Einachs-Rollenprüfstand keine Aussage über die Bremskraftverteilung vorne/hinten und damit erst recht nicht über die Blockierreihenfolge geben. Da wird achsweise stumpf bis zur Blockiergrenze gebremst, und es werden die Werte kurz davon dokumentiert. Dabei kann man die Links-/Rechts-Abweichung achsweise ganz gut beurteilen, und man erkennt auch eine weitgehend versagende Bremse. Aber die absoluten Zahlenwerte sagen wenig über die Bremse sondern mehr über die die Blockiergrenze der Paarung Reifen/Rolle unter den gegebenen Rahmenbedingungen (Achslast, Nässe, Schmutz) aus.
Wenn man mit der Prüfung aussagekräftigere Ergebnisse haben wollte, müsste man das Fahrzeug vor der Prüfung beladen. Für die Überprüfung der Scheinwerfereinstellung braucht man aber ein unbeladenes Fahrzeug.
Das Be- und Entladen bei der periodischen Fahrzeugüberprüfung will man dem deutschen Fahrzeughalter aber offensichtlich nicht zumuten 😉
Zitat:
@walter31 schrieb am 22. April 2025 um 14:51:05 Uhr:
Da die Bremsenwerte hi/vo mir keine Ruhe ließen, habe ich versucht mich schlau zu machen. Mein 03er Cabrio bremste beim letzten TÜV 2024 vorne mit160 NM und hinten mit
200 NM
Feststellbremse bei 130 NM
Abweicheung li/re im Toleranzbereich
Bei leerem Kofferraum hat die Vorderachse ein Stück weniger Gewicht als die Hinterachse, die den Motor trägt. Deswegen blockiert sie früher.
Zitat:
Mein daily Frontkratzer vorne mit
260 NM und hinten mit
140 NM
Feststellbremse mit 130 NM
li/re Abweichung innerhalb der Toleranz.
Der hat dann vermutlich auch den Motor vorne...
Zitat:
Klar verlagert sich das Gewicht beim Bremsen entsprechend auf die Vorderachse. Wie weit, dürfte beim Heckmotor anders sein, als beim Frontmotor. Daher m.E. die Werte beim Käfer hinten höher, als vorne.
Nein.
Die dynamische Achslastverlagerung spielt auf dem Rollenprüfstand keine Rolle. Weil da eben nicht dynamisch geprüft wird. Auf dem Plattenprüfstand sieht das ganz anders aus, deswegen gibt es da auch völlig andere Werte!
Zitat:
Als Referenz gelten die "Bezugsbremskräfte", die der Hersteller vorgibt.
Die Referenzwerte oder Bezugswerte setzen die Betätigungskraft mit der Bremskraft in ein Verhältnis. Damit kann man dann auch endlich aussagekräftig die Bremse achsweise beurteilen. Die gibt es aber (abgesehen von Druckluft-Bremsanlagen) erst ab ca. 2000-2015 irgendwann, und dann teilweise auch nur für eine Art Prüfstand (Bremse oder Rolle). Weil dafür die Bremsanforderung (*) aus dem ESP-Steuergerät ausgelesen werden muss. Da ist der Käfer also definitiv raus 😉
(Man hätte natürlich auch vorher schon mit Pedalkraftmessern arbeiten können. Die sind am Markt durchaus verfügbar, und zwar auch in eichfähiger Ausführung. Aber auch diesen Mehraufwand wollte man dem deutschen Fahrzeughalter offensichtlich nicht zumuten...)
(*)
Bremsdruck darf man nicht sagen, weil die fahrzeugeigenen Sensoren für eine Druckmessung im amtlichen Bereich nicht zugelassen sind...
Käfer hatte, aufgrund des geringen Gewichtes vorne, schon immer auf dem Prüfstand weniger Bremskraft vorne wie hinten bis die Räder blockieren.
Im Betrieb ändert sich das, weil dynamisch gebremst wird, sich also die Last vorne erhöht und hinten verringert durch die Verzögerung des Fahrzeugs, was ja auf dem Prüfstand nicht passiert. Da steht das Fahrzeug still.
Zitat:
@walter31 schrieb am 22. April 2025 um 21:42:32 Uhr:
Wer meint sein Käfer bremst schlecht, ist noch eine alte Vespa PX gefahren ^^
Wer meint sein Käfer bremst schlecht, ist noch nie eine alte Vespa PX gefahren ^^
Noch ein Beitrag aus der Praxis..
Ich musste vor zwei Jahren, um eine Kollision zu vermeiden, eine Vollbremsung aus ca 70km/h einleiten, dabei blockierten alle vier Räder, sah man an den Spuren auf der Straße.
Der Versatz von vorne zu hinten bewegte sich bei ca 20 cm. Ich finde das in Ordnung. Besetzt war mein Käfer mit zwei Personen mit durchschnittlichem Gewicht. Kofferraum leer. Die Bremse war die gleiche wie auf dem Prüfstand.
Brisanter finde ich den ausbrechenden Arsch auf nasser Fahrbahn, bei zu zügig gefahrenen Kurven ^^ Ich fahre den Käfer seit 1983 unfallfrei, anfangs auch als Sommer Daily, also Erfahrung vorhanden 😉
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Gleich mal eine Frage zu Scheibenbremsen: Würdet ihr wahrscheinlich eher ungelochte empfehlen da ich eh nur den 34PS Motor habe und nicht grade auf einer Rennstrecke unterwegs bin. Oder doch gleich gelocht?
Und was muss man machen damit man die dann legal im Straßenverkehr (Österreich) fahren darf?
Und noch eine Frage falls ich doch bei Trommelbremsen bleibe: Wo kann man die Beläge der Trommel angleichen?
Was die 3 letzten Vorschreiber hier dokumentiert haben, kann auch ich bestätigen.
Die Prüfstelle mißt vorrangig die Abweichung links/rechts. Vorne/ hinten merkt der Nutzer dann im Fahrversuch.
Schlimm wir es erst, wenn durch unqualifizierte Reparaturen bzw. -versuche Fehler eingebaut werden.
So wie hier mutmaßlich die 22mm Bremszylinder an der HA.
Scheibenbremsen vorne - sicher eine gute Entscheidung. Ob eine Eintragung in A nötig ist - tja, bitte selbst ermitteln. Gelocht ist bei 34 PS absolut unnötig. Eher wichtig sind gute Komponenten.
Wer gleicht die Beläge an die Trommeln an? Im Münchner Süden kenn ich jemand (Firma), ja das war ein geniales Ergebnis, weil gekaufte neue Komponenten leider doch nicht zusammenpaßten.
In den meisten Fällen wirst du die Sportbremsscheibe bei 34PS nicht wirklich benötigen. Aber ich bin dennoch Fan davon Sportscheiben. Sie packen deutlich spürbar besser bei Regen. Leider gibt die Brembo Max Line scheinbar nicht für den Käfer. Bin von der echt begeistert. Ja, rattelt lauter beim Bremsen, aber das bissige ist echt angenehm, wenns mal eng wird.
Für 34 PS definitiv unnötig - bevor Du da herumbaust, köär lieber bei Deiner zuständigen Landesprüfstelle, ob Du das überhaupt typisiert bekommst.
Einfach nur umbauen bedeutet Verlust der Zulassung und damit des Versicherungsschutzes...
Scheibenbremsen sind eh eher ultima ratio. Davor werde ich noch die Trommeln anpassen und z.B Stahlflex Schläuche einbauen.
Spar Dir den Aufwand. Für 34 PS wirklich sinnlos.
Und Beläge, die nicht passen, hab ich (sofern es die richtigen Teile sind) in mittlerweile über 40 Jahren Käfer noch nicht erlebt...
Beläge "passen" nie. Deshalb sollte man diese auch einbremsen, um die Beläge an die Trommel anzupassen. Gilt übrigens auch für die Scheibenbremse. Die Trommelbremsbeläge sollte man halt danach nachstellen, die Scheibenbremse macht das von alleine.
Normal reicht für den 34PS und oldtimergerechtes Fahren die Trommelbremse. In den Alpen muß man halt mit dem Motor bremsen und es bergab ruhig angehen lassen. Millionen von Krabbeltieren sind ohne Probleme über die Pässe gekommen, mit 5 Personen und Campingausrüstung.
Ich ging von einem derartigen Extrem aus, daß die Radien unterschiedlich sind und sich nie und nimmer aneinander anpassen... 😉
Wobei mir da vor einiger Zeit tatsächlich etwas Skurriles widerfahren ist:
Mein Kübel ließ plötzlich mehr und mehr in der Bremswirkung nach - aus höherer Geschwindigkeit womöglich bis zum Stillstand stark abzubremsen bewirkte extremes Fading, daß einem die Haare hoch gingen!
Trommeln vorne runter, alles sauber, augenscheinlich nix verkehrt, Beläge - naja - tauschen wir sie halt, obwohl nicht wirklich nötig. Es wurde nicht besser. Wieder runter, nichts zu sehen - nur ließ sich beim Fühlen schon vermuten - und mit dem Lineal beweisen - beide Trommen waren außen stärker abgenutzt, als in der Mitte!
Die Beläge berührten die Trommel somit nur mehr mittig auf einer winzigen Fläche! Wie DAS möglich ist - keine Ahnung.
Neue Trommeln, alles gut...
Ich würde da eher eine hitzebedingte Verwerfung vermuten als Abnutzung.
Sprich: einmal ein Stück zu heiß geworden, und danach war nichts mehr wie vorher.
Zitat:@Naxel63 schrieb am 24. April 2025 um 22:13:58 Uhr:
Ich ging von einem derartigen Extrem aus, daß die Radien unterschiedlich sind und sich nie und nimmer aneinander anpassen... 😉Wobei mir da vor einiger Zeit tatsächlich etwas Skurriles widerfahren ist:
Mein Kübel ließ plötzlich mehr und mehr in der Bremswirkung nach - aus höherer Geschwindigkeit womöglich bis zum Stillstand stark abzubremsen bewirkte extremes Fading, daß einem die Haare hoch gingen!
Trommeln vorne runter, alles sauber, augenscheinlich nix verkehrt, Beläge - naja - tauschen wir sie halt, obwohl nicht wirklich nötig. Es wurde nicht besser. Wieder runter, nichts zu sehen - nur ließ sich beim Fühlen schon vermuten - und mit dem Lineal beweisen - beide Trommen waren außen stärker abgenutzt, als in der Mitte!
Die Beläge berührten die Trommel somit nur mehr mittig auf einer winzigen Fläche! Wie DAS möglich ist - keine Ahnung.
Neue Trommeln, alles gut...
Interessant! Ich glaube das wird mit hoher Wahrscheinlichkeit genauso mein Problem sein. Die Trommeln sind noch die originalen und ich kann mich noch erinnern dass ich schon vor 4 Jahren überlegt habe mir neue zu holen.
Zitat:
@hk_do schrieb am 24. April 2025 um 23:44:22 Uhr:
Ich würde da eher eine hitzebedingte Verwerfung vermuten als Abnutzung.Sprich: einmal ein Stück zu heiß geworden, und danach war nichts mehr wie vorher.
Wird wohl so sein - nur warum?
Bin einerseits kein "Extrem- oder Dauerbremser" und dann auf beiden Seiten dieses übereinstimmende Schadensbild - es wird ein Rätsel bleiben. Was soll's - nicht zu ändern...