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Thu Mar 14 11:33:36 CET 2019    |    Tobner    |    Kommentare (21)

Sensationelle Schnapsidee, die der Tobner da wieder hatte... bauste mal nen Anhänger.

Warum denn das? Noch nicht genug Projekte? Die Antwort ist einfach: Psychische Selbstkasteiung.

Nein, Spaß beseite. Ich wollte meinem Hobby genreübergreifend frönen. Ich fahre gern Motorrad und ich unternehme auch gern Touren mit dem Pappmann, warum das nicht verbinden? Die Idee kam mir, als ich letztes Jahr einige Motorradtouren plante und feststellen musste, dass die Startpunkte der Touren immer weiter weg rücken, weil man das heimische Gefilde schon desöfteren abgefahren hatte. Man will ja auch mal den Harz abfahren, die sächsische Schweiz/Elbsandsteingebirge/Kiffhäuser oder bayrischer Wald. Wie geil wäre es, wenn ich stilecht das Motorrad an den Trabant bekäme?!

Stilecht... bedeutet im Kern, es muss ein DDR-Anhänger sein. Viele DDR-Anhänger gab es nicht und noch weniger eignen sich zum Transport eines Motorrades. Prinzipiell sind die DDR-Anhänger schnell aufgezählt:

1. Die kleinen HP300/HP400 -> kleine Räder, zu wenig Nutzlast, viel zu klein und hässlich
2. HP500 ->Ginge, muss aber gebremst sein für den Trabant, sind relativ teuer und zu kurz
3. umgebauter Wohnwagen

Und bei 3. stieß ich wie durch Zufall auf einen leeren Camptourist-Anhänger. Ein CT6-1, BJ.76 ohne Zelt, dafür gebremst und für 100Euro die absolut perfekte Basis. Zu Schade war er auch nicht, weil der Aufbau in einem eh schon desolaten Zustand war. Plan war, den Aufbau zu erneuern, Die Bordwände neu zu bauen und dann als offenen Kasten (evtl. sogar mit 100km/h) zuzulassen. Hier fing es an, kompliziert zu werden.

Beim Bau kommen dann so Ideen und Probleme, die man halt so nicht vorhersehen konnte. Die erste Idee war, einfach eine Platte auf den Rahmen und fertig, für das Bike reicht das. Die zweite Idee war, einen Kasten mit Bordwänden zu bauen. Die Bordwände sollten vorne und hinten nach unten klappbar sein, an den Seiten abnehmbar. Danach kam mir die Idee, keine Schiene fürs Bike auf die Bodenplatte zu bauen, sondern nur eine Motorradwippe zu verwenden. Dann könnte ich den Anhänger auch für Gartenabfälle, Möbel oder die nervende Schwiegermutter hernehmen. Als Allzweckhänger.

So grob sollte es werden, der Rest wird sich schon beim Bauen ergeben. Also habe ich den Anhänger bis auf den Rahmen zerlegt:

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Danach habe ich links und rechts in Fahrtrichtungen den Rahmen geschlossen. Dabei fiel dann auf, dass so die Räder nicht mehr zu Demontieren gingen, also musste das Rechteckprofil teilbar sein. Dazu habe ich den mittleren Part herausgetrennt und so gebaut, dass man das Mittelteil nach unten hausnehmen kann.

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Danach habe ich die Bremsen (sind vom Trabant) erneuert, neue Leitungen und Schläuche verbaut, neue Radlager eingeschrumpft und mit neu gepulverten Felgen und Rädern zusammengebaut. Dann wollte ich unbedingt eine Siebdruckplatte aus dem Ganzen als Bodenplatte, weil ich bei so etwas irgendwelche Nahtstellen hasse. Die platte musste mindestens 1,50x2m sein, also kaufte ich etwas passendes in 18mm Stärke vom Holzfachhandel.

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Nachdem die Bodenplatte passte, kümmerte ich mich um die Bordwände. Die seitlichen Bordwände sollte abnehmbar sein. Ich wollte also in den Rahmen vom Anhänger Hülsen einschweißen und dann an die Bordwände senkrechte Stifte schweißen, die saugend in die Hülsen passen. Die Bordwände vorne und hinten sollten mit Scharnieren klappbar sein und sich mit den Seitenwänden verriegeln lassen, um den Kasten insgesamt zu stabilisieren.

Die Bordwände sind Eigenbauten aus 15mm Siebdruckplatten und einem Rahmen aus U-Profilen.
An den Seitenwänden ragen unten die Stifte heraus, an den Wänden vorne und hinten sind Scharniere montiert. Die Elektrik ist komplett neu und da die hintere Bordwand abnehmbar sein sollte, ist dort noch eine 13polige Dose verbaut. Dort kann ich die Elektrik komplett auftrennen und die Bordwand entfernen.

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Nachdem das alles gepasst hat habe ich den Anhänger wieder zerlegt, mit Chassislack aus dem Korrosionsschutzdepot lackiert und wieder zusammengebaut. Danach habe ich noch die Bremse entlüftet und auf Funktion geprüft. Hier habe ich wieder ein Zeitraffervideo gemacht:

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Funfact Bremse: Ungewöhnlich an der DDR-Bremskonstruktion ist, dass es eine hydraulische Bremse ist. Am Zugrohr vorne befindet sich ein Hauptbremszylinder samt Behälter, ähnlich wie der vom Trabant. Von dort läuft eine Bremsleitung zum Verteiler am Zugrohr, von dort links und rechts an die Radbremszylinder. Ungewöhnlich, nicht ganz Wartungsfrei, aber funktioniert super!

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Danach ging es zur Dekra, die neuen Kastenmaße eintragen lassen und HU durchführen zu lassen. Das ging erstaunlich problemlos, selbst die 100km/h Zulassung hat der Anhänger bekommen, obwohl hier die Meinungen der Prüfingenieure über die Machbarkeit außenandergehen.

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Dann habe ich den Anhänger angemeldet und am selben Tag 200km ins bayrische Kulmbach gefahren, um ein Motorrad zu kaufen. Anfangs war mir etwas mulmig, ob das alles klappt mit dem Anhänger, ob ich keine Panne habe und ob wir das Motorrad auf den Hänger bekommen, aber das ging alles ohne Probleme. Leider geht so ein ausgewachsenes Bike nur schräg auf den Anhänger, was probleme beim Verzurren mit sich bringt. Hier habe ich einfach den Fehler gemacht und die Bordwände nicht in meine Überlegung über die Kastenlänge mit einbezogen. Die Motorradschienen sind 2m lang, da reichts, wenn mein Hänger 2m Ladefläche hat. Falsch, das Motorrad ist ja länger als der Radstand und schon sind 2m zu wenig. Dieser Fehler ärgert mich immernoch, vllt erfinde ich noch etwas, um ein Motorrad auch gerade aufladen zu können...

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Ansonsten läuft der Hänger astrein. Dadurch, dass alles recht massiv gebaut ist und der Anhänger gefedert ist, klappert, springt und poltert der Anhänger nicht wie wild auf der Straße herum Das ist ausgesprochen angenehm. Man merkt ihn garnicht. Nie. Ich werde wohl mal noch etwas mit dem Trabant und meiner alten Yamaha testen und hoffe, ich kann die ursprüngliche Idee so umsetzen, wie ich es mir gedacht habe.

Update 17.04.2019

Ich habe getüftelt. Ich habe erstens vorne auf dem Zugrohr einen Rahmen gebaut, auf dem ich die Motorradwippe befestigt habe. Dazu musste ich nur 2 Löcher in den Rahmen bohren und die Handbremse versetzen. Jetzt kann ich das Motorrad alleine aufladen und vorallem gerade auf dem Anhänger transportieren.

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Zum anderen musste ich mir noch eine Rampe bauen, die fest mit dem Hänger verbunden werden kann. Hintergrund: Beim testen hatte ich immer nur ein langes Brett angelegt. Problem ist aber, dass die Brettkante am Hänger etwas übersteht und vom Motorrad-Hinterreifen weg geschoben wird. Damit rutscht die Rampe ab und das Motorrad knallt mit dem Hinterrad "ins Leere". Mein Testmoped wiegt 260kg und ich war alleine, als die Fuhre ins Kippen kam... Da muss man schon mächtig stemmen 😁

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Meine Konstruktion ist einfach, aber trotzdem geschmacklos. Durch die Laschen, an denen die Heckbordwand befestigt wird, stecke ich eine lange Stahlstange. An meiner Rampe sind wiederrum Laschen, die auf die Stahlstange gefädelt werden. Somit kann das Brett nicht abruschten. Meine Rampe musste ich noch mit U-Profilen links und rechts verstärken, weil es doch schlimm durchbiegt, wenn ich die Möppe darüberschiebe.

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Zum Test bin ich gleichmal mit dem Trabant durch die Gegend gerast und habe alles getestet. Mein Fazit: Reisetauglich. Der Hänger liegt satt auf der Straße, das Motorrad ist saustabil und der Trabant kommt mit dem Gewicht gut zurecht. Der Luftwiderstand ist auch nicht so hoch, sodass das Gespann auch nicht so furchtbar langsam ist, wie mit dem Qek-Junior Wohnanhänger. Auf der Gerade habe ich mit Testmoped um die 85km/h geschafft, was völlig aussreichend ist. Am Osterwochenende fahre ich die erste Tour ins Elbsandsteingebirge. Mal sehen was das wird 😁

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Fri Nov 16 12:31:10 CET 2018    |    Tobner    |    Kommentare (46)

Die Saison ist fast vorbei und ich hatte einen gigantischen Spaß in meinem Trabanten. Angefangen hat es mit der Fertigstellung und Zulassung. Zur Fertigstellung hatte ich nur noch die Stoßstangen verbaut, die Kupplung gewechselt (Motorausbau dauert 45 Min 😁 ), die Felgen pulverbeschichten lassen und neue Reifen aufgezogen.

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Dann ging der totale Irrsinn mit der Zulassung los. Ich hatte keine Papiere dazubekommen und auch keine eidesstattliche Versicherung über den Verlust der Papiere. Wie ist der Werdegang?

Man benötigt eine eidesstattliche Versicherung. Die hatte ich nicht und die Vorbesitzerin hat nicht dergleichen getan. Also redete ich mit einem Notar und der schrieb mir eine Versicherung, dass ICH die Papiere verloren hatte. Danach braucht das Fahrzeug eine Vollabnahme bei der Dekra. Also wurde das Auto vorgestellt. Der Prüfer verweigerte dann die Abnahme, ohne neue Papiere kann er die Vollabnahme nicht machen. Also Trabant wieder nach hause transportiert und wieder auf die Zulassungstelle gefahren. Man muss nicht dazusagen, dass es schon ziemlicher Aufwand war und das ganze hin und her sehr sehr viel Zeit gekostet hat.
Die Frau auf der Zulassungsstelle meinte dann, ohne Vollabnahme keine neuen Papiere. WAS DENN NUN???

Die Zulassungstante wollte die Telefonnummer vom Dekramann, die ich natürlich nicht hatte. Nachdem ich die Nummer nachgerreicht hatte, klärten die beiden Parteien das untereinander. Der Dekramann war im Unrecht und erledigte die Vollabnahme ohne Probleme.

Dann wieder zur Zulassungsstelle...3h gewartet... dann meinte die Dame, die eidesttsattliche Versicherung kann sie nicht akzeptieren, das hätte der Notar aber wissen müssen. Abgelehnt. Danke.

Dann wieder zum Notar: Der war maximal sauer, dass ich seine Rechnung nicht bezahlen wollten und jagte mich überaus böse und unprofessionell davon. Bezahlen musste ich nichts.
Und jetzt?
Ich rief die Vorbesitzerin an, sie meinte, sie kümmert sich darum. Es vergingen Tage und Wochen, ich rief immer wieder an. Es kam aber nichts...

Was ich noch dazusagen muss: Der Trabant musste am ersten Juniwochenende 250km fahren als eine Geburtstagsüberraschung, die groß geplant war. Es war Mitte Mai. Irgendwann machte ich Druck, die gute Frau möchte bitte langsam zusehen, mir geht die Zeit aus. Ausreden über ausreden. Mir wurde bewusst, wie schlimm es ist, keine eidesstattliche Versicherung zu besitzen. Da ist das Fahrzeug fertig, Abgenommen und nichts geht los...

Samstag musste das Auto die Tour fahren, Mittwoch derselben Woche rief die Vorbesitzerin an. Der Brief ist aufgetaucht. Dem Himmel sei Dank. Also fuhr ich nochmal die 400km und holte den Brief ab. Der Schein wurde damals beim Abmelden eingezogen und lag nicht bei. Egal. Am Donnerstag ging ich zur Zulassungstelle, letzte Chance vor der Tour. Die Zulassungsdame war neu im Amt.

"Wo ist der Schein?"
"Der wurde beim Abmelden eingezogen"
"Ohne Schein kann ich keine neuen Papiere ausstellen"
"Dort steht, dass er eingezogen wurde"
"Das wäre mir neu"

...

Die gute Frau ging zur Kollegin, diese wieß sie zurecht, dass es tatsächlich so war. Die Frau musste wirklich alle Daten in den neuen Schein eingeben, was lange gedauert hat. Dann eierte der Drucker herum, dann war die EVB mit der alten Adresse ausgefüllt, was einen bitteren Anruf später geklärt war, dann wollten die Schilderdienste schließen, weil es schon 19 Uhr war, dann brach langsam Hektik aus...

"Kommen Sie bitte morgen wieder"
"NEIN!"
"Okay okay"

Egal, nach einer Stunde bangen und herumeiern hatte ich neue Papiere und die Schilder in der Hand. WIE GEIL! Nach dieser ganzen Katastrophe konnte ich es kaum glauben. Ich dachte das wird nie etwas...
Also heim, Kennzeichen dran, FAHREN! Ich hatte nur den Freitag um den Trabant ausgiebig zu testen. Er war über 10 Jahre nicht gefahren und keiner wusste, ob er sooo zuverlässig ist. Also Donnerstag Abend noch losgefahren.

[bild=2]Das Fahren in einem Trabant ist mit nichts zu vergleichen. Schon das Geräusch der Türen beim schließen ist besonders. Dann diese Sitze, die ungequem aussehen, aber total bequem und langstreckentauglich sind. Dann das Purschaumlenkrad und die Richtung Fahrzeugmitte versetzten Pedale, sodass man leicht schräg sitzt. Super. Eigensinnig und total symphatisch.
Benzinhahn öffnen und das kleine Motörchen anschmeißen. 2Takt-gebrabbel und wohldufte blaue Wolken verbreiten noch bessere Laune. Der Radstand und superkurz, was das herumrangieren und das Kurvenfahren total eigen macht. Außerdem sitzt man genau zwischen beiden Achsen. Das Auto ist so leicht, dass auch ohne Lenkhilfe das "Scheibenwischen" geht. Die Bremse hat einen guten Druckpunkt, man muss aber wirklich stark treten, dass der Trabant verzögert. Mir gefällt mein Pappmann. Seine Eigenart macht ihn mir sympathisch.

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Der Motor ist mit seinen 26PS jetzt kein Leistungswunder, und die Beschleunigung hält sich in Grenzen, aber er geht besser als gedacht. Schließlich hat der kleine nur 700kg zu bewegen. Es reicht. In der Stadt und Überland reicht es vollkommen zum Mitschwimmen, nur auf der Autobahn machts nicht soo viel Spaß mit dem Trabbi. Aber auch das geht...

Wie dem auch sei, ich rollerte so durch die Gegend und freute mich wie ein kleines Kind. So muss es sein. Der Trabant ist total aufs Fahren reduziert. Keine Lenkhilfe, keine Bremshilfe, keine elektr. Fensterheber, kein Display, nichtmal einen Drehzahlmesser. Nur das, was man zum fahren braucht. Und mir gefällt es. Und bei 55tkm p.a. in meinem 2018er Firmenoctavia eine sehr willkommene Abwechslung. So völlig und schnickschnack...

[bild=16][bild=17]Die 250km am Wochenende fuhr der Trabant super. Danach haben wir mal eine kleine Reinigungs- und Konservierungsaktion gemacht, sodass ich jetzt mit ruhigem Gewissen fahren kann. In den kommenden Wochen bin ich dann im Alltag herumgefahren und bin mir der Alltags- und vorallem Stadttauglichkeit bewusst geworden. Parken geht überall und man kann den Trabant fast als Stadtflitzer bezeichnen. Im Juli stand dann die Fahrt zu Freunden an. 250km einfache Strecke. Ich hab mir anfangs sorgen gemacht, dass ich nicht hin- und herkomme, aber die 500km lief der Trabbi ohne Murren. Ich bin Autobahn gefahren, immer mit 85-90km/h, dass ich keine LKW ausbremse. Ging schon, nur die Hitze machte mir zu schaffen. Klima ist schon was tolles, wenn man eine hat 😁
Auf der BAB gab es sogar einige Daumen und andere Grüße, es war schon ziemlich geil 😁

[bild=1]Nach der Tour plante ich schon die OMMMA , die "Ost-Mobil-Meeting-Magdeburg". Magdeburg sind wieder 250km einfach, diesmal sollte aber ein "Anhang" mit. Ich machte unseren "Qek Junior" klar, den mein Opa in den 80ern neu gekauft hat. Zugrohr der Auflaufbremse gängig gemacht, Elektrik kontrolliert und getüvt. Ich fuhr mit einer befreundeten Familie und da mein Pappmann Rollgurte hat, und der meines Kumpels nicht, nahm ich sein Kind im Kindersitz und seine Frau mit. Tja, da hatte der kleine schlimm zu schleppen... Der Wohnanhänger wiegt 360kg und ist somit (falls gebremst) für den Trabant freigegeben. Doch der große Luftwiderstand ist ein echtes Problem. Wir wollten mal schauen ob wir auf 70km/h Reisegeschwindigkeit kamen, um Autobahn fahren zu können, doch daraus wurde nichts. Und wir hatten GEGENWIND. Oh Gott waren wir langsam. Mein Trabbi schaffte auf der Gerade geradeso 60km/h, was die 250km zur Tortur machte. Doch gegen Abend kamen wir ohne Probleme in Magdeburg an und verbrachten ein affengeiles Wochenende dort. Also wer auf Ostmobile steht, kommt nicht an der OMMMA vorbei. Wirklich sehr empfehlenswert.

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Rückzu hatten wir dann Rückenwind und wir konnten auf der BAB fahren. Damit waren wir auch nur 3.5h unterwegs. Auch diese Tour lief der Kleine ohne Probleme, was mich etwas verwunderte, weil ich wirklich die komplette Zeit Vollgas fuhr. Seitdem fahre ich zum Spaß mal ne kleine Runde oder mache kleine Erledigungen mit der Pappe. So sind um die 3500km zusammengekommen und jeder davon hat Spaß gemacht 😉

[bild=10]Irgendwann in diesem Jahr hatte ich noch eine Wahnsinnsgelegenheit auf ein Fotoshooting. Ich durfte den Trabant in einen Ferrari-Showroom (!!!) stellen und ein paar Fotos schießen. Dafür wurde sogar eines dieser edlen Fahrzeuge vor die Tür gestellt. Wie geil ist das denn bitte??? 😁 Dieser Tag war das Highlight in meiner Trabbisaison! Ich glaube, es wird wohl das erste und letzte mal gewesen sein, dass ein Trabant in einem Ferrari-Schowroom stande und ich bin der Person, die mir das ermöglicht hatte, unendlich Dankbar 😉

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Wed Oct 17 15:22:39 CEST 2018    |    Tobner    |    Kommentare (28)

Letztens hatte ich Urlaub und alle anderen Arbeiten und Verpflichtungen soweit beendet, dass ich den BMW endlich richtig anfangen konnte. Ich wollte mit der Hinterachse anfangen, da ich das ganze Material schon liegen hatte. Ich hole etwas aus, da es schon schwer nachzuvollziehen ist, was ich da so gemacht habe.

Der E30 hat hinten original eine Trommelbremse. Klar, für knapp 100PS reicht die, aber mit fast 300PS wäre sie dezent überfordert. Also muss eine Scheibenbremse her. Das geht bei BMW nur mit anderen Achsschwingen. Also Trommelbremsachse komplett raus und Scheibenbremsachse komplett rein. Die Achse, die ich organisiert hatte, habe ich sandstrahlen und mit Industrielack lackieren lassen. Anschließend habe ich neue Tonnenlager in den Achskörper und neue Schwingenlager in die Achsschwingen eingepresst. Dann habe ich neue E30-Radlager eingepresst und darin dann die Radnaben vom Z4. Das passt alles plug&play.

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Damit war die Achse einbaufertig. Der Plan war simple: Alte Achse raus, neue rein und fertig. Sollte nur einen Tag dauern. Es wurden dann 2 Wochen daraus, in denen in jeden Tag am Auto arbeitete. Warum? Seht selbst:

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Erst die Achse raus, das ging recht easy. Nur die alten Tonnenlager waren in der Karosse festgekeimt und gingen nur mit roher Gewalt raus. Als die Achse draußen war, ging die Katastrophe los. Rost. Und hier und da etwas Rost. hinten war auch Rost. Und unten. Und am Tankrohr rostete es. Und Pfalzrost war auch zu sehen. Und Rostlöcher überall. Hatte ich schon vom Rost erzählt?!

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Der E30 hat eine ziemlich alberne Tankentlüftungskonstruktion. Es gehen mehrere Leitungen vom Tank durch ein Rohr zum rechten Radkasten, dort durch den gesamten Radkasten, hinter dem Stoßdämpfer entlang zum Tankeinfüllstutzen. Darüber sitzt noch ein Ausgleichsbehälter für die Tankentlüfung.Der Halter vom Tankrohr war weg. Hinter dem Tankrohr war ein Handflächengroßes Loch im Radhaus. Darum kümmerte ich mich als erstes.
Tankrohr und Ausgleichsbehälter raus, Leitungen und Tank raus und die Stellen geschweißt. Den Halter vom Tankrohr und den Halter vom Ausgleichsbehälter baute ich neu und schweißte ihn an.

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Der Tank war innen fortgeschritten faulig. Ich überlegte, ob ich ihn vielleicht spühlen, reinigen, versiegeln, lackieren und wieder einbauen sollte?! Ich kaufte für 225Euro einen komplett neuen. Den Tank habe ich dann mit Brantho 3in1 Chassislack lackiert. Soll ja auch halten...
Danach befreite ich den Unterboden vom Auto von allen Kabeln, Sprit- und Bremsleitungen. Die Müssen eh alle neu. Anschließend suchte und stocherte ich den Unterboden ab und legte alle rostigen Stellen frei. Vorallem die Pfalze und Sicken sahen schlimm aus. An der Federtelleraufnahme war auch ein Loch drin.

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Ich möchte die arbeiten einmal machen, dafür richtig. Deshalb schliff ich die Roststellen blank, behandelte sie mit Kovermi-Rostumwandler, strich sie anschließend mit Brantho 3in1 und versiegelte sie anschließen mit hochwertigem Wachs vom Korrosionsschutzdepot. Das wird 100 Jahre halten!

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Dann baute ich neue Benzinleitungen ein, baute und bog die Bremsleitung vom HBZ durchs ganze Auto nach hinten (aus KuNiFer) und baute anschließend den Tank wieder ein.
Danach noch die ganze Tankrohr- Tankentlüftungsgeschichte wieder rein. Meine Halter passen super, hat mich auch einen ganzen Tag gekostet...

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Als das alles wieder schick war und das Auto eh halbnackt auf der Bühne stand, kümmerte ich mich noch um die Hintere Kofferrraumecke/Heckblech um die Abschleppöse. Dazu habe ich die ganze Ecke herausgetrennt und neu gebaut.

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Ich habe hier noch ein Zeitraffervideo am Start. Ich habe mit meiner Canon EOS alle 15 Sekunden ein Bild gemacht und anschließend zusammengeschnippelt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wie ich finde. Und die Ecke am E30 sieht auch wieder sauber aus 😉

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Danach die neue Achse rein und voilà

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danach passte ich stundenlang das Bremsankerblech an und baute folgende Bremskomponenten ein:

-Handbremse original vom E30 mit Scheibenbremse
-Radnabe Z4
-Bremsscheibe vom E46 328i in 294mm Durchmesser
-Bremssatteladapter von 300mm.de
-Bremssättel und -halter vom 540i E34
-Bremsbeläge vom 540i E34
-Handbremsseile original

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Die Bremssättel sind Originalteile aus 1988. Ich hab sie blank gemacht, neu lackiert, neue Manschetten (Kolben waren wie neu) und neue Führungsgummis verbaut. Dann passierte noch ein Malör: Ich habe eine Entlüfter abgerissen. Der Linksausdreher riss dann das im Loch verbliebene Gewindestück in 2 Hälften und ich konnte die oberen3-4mm herausdrehen. Das untere Stück mit dem Konus ging auch mit Linksausdreher nicht heraus, sodass ich als letzte Chance einen Torxbit hineingetrieben habe, den Sattel zum glühen gebracht und so das letzte Krümel herausgedreht habe. Glück gehabt...

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So sieht das Ergebnis aus:

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Am Ende habe ich das Differential vom E34 525tds eingebaut. Das passt mit passendem Deckel in den E30. Da es viele Umbauer gibt, aber die Deckel sehr selten sind, werden die sehr teuer gehandelt. So habe ich 150Euro nur für den Deckel gelohnt, was mir schon ein Dorn im Auge war...

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Ich baute den Deckel an, es passte alles, aber plötzlich ließ sich das Differenzial nicht mehr drehen. Das Geberrad vom Geschwindigkeitssensor stieß am Deckel an. Wie das???
Ich googelte.

Es ist kein Deckel vom E30, sondern vom E36 323i compact. Super. Den gibt es bei BMW für 75€ NEU. Superdupermegaprima. Ich wurde abgezockt und mein Blut kochte. Zurückgeben geht nicht, der Deckel liegt schon ein halbes Jahr hier und ich kenne den Verkäufer nicht mehr. Was nun? Geberrad gekürzt. Jetzt dreht das Differenzial aber der Geschwindigkeitssensor stößt innen gegen die Welle...
Jetzt muss ich einen anderen Sensor besorgen und hoffen, dass der Mist passt. Ansonst habe ich ein Problem.

Ansonsten konnte ich den E30 auf die neue Achse stellen. Mitsamt den X1-Stahlfelgen in 17" mit neuen 215/40R17 Reifen. Macht schon einen gewaltigen Eindruck.

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Demnächst habe ich wieder urlaub, dann sollte es am E30 weitergehen.

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Sun Sep 23 16:35:51 CEST 2018    |    Tobner    |    Kommentare (8)

Tja, in den letzten Monaten ist Zeit meine kostbarste Ressource, deshalb stehen Dinge wie Blogartikel im Hintergrund. Trotzdem will ich den Reisebericht zuende bringen...

Etappe 9: Ladogasee - St. Petersburg

Wir packten unsere 7 Sachen ein und starteten. Thomas hatte die Karte auf die Motorhaube des Suburban gelegt und rührte mit seinem Finger darauf herum: "Hier ist ein schöner Spot, direkt am Ladoga, dort grillen wir." - "Und hier ist ein alter Stadtteil, den müssen wir sehen."
Seine Vorschläge und Pläne waren super, nur hatten wir leider die Zeit nicht und mussten aussortieren. Tagesziel 1 war das älteste Kloster am Ladoga. "Da gehts durch den Wald hin, kein Problem. Und wenn wir dort sind, können wir super grillen"
[bild=19]Kein Problem war es vielleicht mit einem Suburban, eine Niva, einem Landrover oder einem Panzer. Für einen durch das eigene Gewicht tiefergelegten und ziemlich kopflastigen Impreza war es schon schwierig... Wir bogen in den Wald ein, zuerst waren die "Wege" noch recht in Ordnung, doch es wurde von Meter zu Meter schlimmer. Schließlich ging es über Stock und Stein, wurzeln, irgendwelche verschneite Haufen, durch Traktorfahrrinnen quer durch den Wald. Der Impreza kämpfte, saß auf, sodass man den Schnee und Steine am Unterboden langkratzen hörte, saß bei tiefen, fast kraterartigen Schlaglöcher mit den Lampen und/oder dem Grill auf. Mir kamen irgendwann Bedenken wie das noch enden sollte. Umdrehen ging nicht, wir waren schon 20 Minuten in der Schneiße gefahren, die genauso breit war wie ein Auto. Flucht nach vorn ging nicht mehr lange gut. Es macht auch wenig Sinn, wenn man sich einen Antrieb oder einen Querlenker an einem Stein oder einer Wurzel abriss. Vorallem nicht DORT. Und vorallem nicht, wenn man durch die Schneewälle links und rechts nichtmal aus dem Auto austeigen konnte. Franke fuhr die Passage gut. Mit gleichbleibender Drehzahl, mit etwas schwung, bergab mit Motorbremse. Es täuschte aber nicht über die Tatsache, dass der Weg immer schlimmer wurde... Ich war schon dabei zu protestieren, da hielt der Konvio. Wattn nu noch? Eine Art Holzrückezug stande an der Schneiße, der Weg war durch einen riesigen Schnee-/Erdwall versperrt.
Thomas zeigte mitten in den Wald. "Wir könnten auch da so quer..." "NEIN"
Wir drehten um, fuhren die furchtbare Schneiße durch den Wald zurück und bogen irgendwo in einer Waldsiedlung ab Richtung dem Kloster. Das Wetter war bombenhaft, die kleine Fischersiedlung am See lag verschlafen brach. Das Kloster haben die Russen kurzerhand weggerissen und waren dabei, ein neues ältestes Kloster zu errichten. Mit Blick auf die Uhr klemmten wir uns leider das Grillen und rollten weiter.

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Plan war, auf der Ostseite nach Süden um den Ladoga zu fahren und dann westwärts nach St. Petersburg zu fahren.

Was ich noch anmerken muss, dass wir, außer Thomas, entsetzt waren, wie die Russen lebten. Am Vorabend war es so dunkel, dass wir es nicht direkt sahen, aber jetzt sahen wir das Elend der Landbevölkerung. Die Russische Landbevölkerung lebt in Bretterhaufen, sporadisch mal mit Fenster oder Tür. Kanalisation haben die Dörfer sehr selten. Wahnsinn. Wenn man soetwas sieht, muss man jede Minute froh sein, in Deutschland einen hohen Lebensstandart zu besitzen und es nicht als Selbstverständlichkeit hinnehmen...

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Irgendwann nervte wieder der winzlige Tank des Subarus und wir mussten Sprit fassen. Wir hielten an einer "Tanke" und fragten uns, was zu Hölle DAS da war?!

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[bild=12]Eine Tankstelle. Bestehend aus einem Überseecontainer, darin alte Fässer und IBCs, voll mit Sprit. In den Seiten hat der Russe Löcher in den Container gefressen und Zapfsäulen hineingestellt. Die Zapfpistole ruhte in einem umgeschweißten Feuerlöscher. Abenteuerlich. Wahnsinn. Wie geht das Tanken? Nebenan stande ein Verschlag aus Holz und Blech. Darin eine Frau, die die Tankstelle im Griff hatte. Über einen Lautsprecher schnauzte die uns schnarrend an. Thomas übersetzte. Man wählt einen Betrag, den man Tanken will, die Frau gibt den Betrag an Sprit frei und man tankt. 25Euro wählte ich und musste meine Sparkassenkarte in die Blechhöhle geben. Mulmig tippte ich die PIN ein und schon durfte ich Tanken. Man kann zwischen 76, 92 und 95 Oktan wählen. 76 Oktan, mit was fahren die denn noch rum?!
Ich tankte 95Oktan bis der Tank voll war. Wir hatten aber noch einige Liter "frei", also stieg Franke mit dem Benzinschlauch aufs Dach und tankte die Kanister voll. Anschließend waren immernoch 200ml übrig. Es ging kein Tropfen mehr ins Auto, also steckten wir die Pistole wieder in den Feuerlöscher. Plötzlich brüllte die Frau durch den Lautsprecher wie verrückt. Thomas meinte, wir sollen die 200ml noch tanken. Ging nicht. Die Frau war außer sich. Thomas sagte ihr, die 200ml sind geschenkt, die soll es einfach dem nächsten Kunden schenken. Ich glaube, die Frau erlag einem Nervenzusammenbruch. Entrüstet meinte sie, sowas hat sie in 15Jahren noch nciht erlebt... Also dass einer 200ml Sprit verschenkt... Der Liter Sprit kostet übrigens um die 70-80Cent.

[bild=6]Wir fuhren weiter durch die Dörfer, ich kam aus dem Staunen kaum wieder heraus. Es war wirklich eine Wahnsinns-Erfahrung. Dann bogen wir auf die Schnellstraße, die um den Ladoga führt, ein und waren in einer automobilen Anarchie. Kriegsähnliche Zustände, jeder gegen jeden. Jeder kennt die Dashcam-Videos von den Russen, und ich war entsetzt, dass es wirklich so aussieht im Straßenverkehr. Halsbrecherische Überholmanöver, egal ob links vorbei bei Gegenverkehr oder mit über 140 Sachen durch den Dreckstreifen rechts vorbei. Dazwischen linksabbieger, die auf der Autobahnähnlichen Straße wenden wollten, daneben die sagenhaft behämmerten ZEBRASTREIFEN!!!! Zebrastreifen auf einer Schnellstraße! Was macht man wenn man da angesohlt kommt und jemand am Zebrastreifen steht? Anhalten? Da knallt einem der nächste ungebremst ins Heck. Ausweichen? Da drängt man den Kinderbus, der gerade mit 140 und vollem Gegenverkehr überholt, von der Straße. Man kann nichts anderes machen als hoffen, dass die Omi dort stehenbleibt. Was passiert, wenn man dort auf Straße tritt, sieht man in den Dashcam-Videos. Der Nerven kitzelten bis in die Haarspitzen. Natürlich muss man dann auch noch auf die badewannengroßen Schlaglöcher aufpassen, mithilfe denen man sich die Achsen in Rekordzeit ausbauen könnte...

Das Kolonnenfahren war genauso schwierig bis fast unmöglich, weil sich andauernd fremde Autos zwischen und drängten und weiter überholten. Dazu MUSS man tatsächlich öfters auf den Dreckstreifen ausweichen, weil sonst der Russe in seinem Lade im Gegenverkehr am LKW zerschellen würde. Ich bin mir auch sicher, dass die Russen einen rammen würden. Ein Wahnsinn, mir war das alles VIEL zu stressig. Dann möchte man überholen, Team Sisu mit Thomas, der voll im Russenmodus war, zog einfach raus, wir hinterher. Die Straße ist kerzengerade (fast immer und überall) und die Gegenfahrbahn ist frei. Man zieht raus, plötzlich knallt einer ganz links, halb auf dem Dreckstreifen vorbei. Währenddessen zieht ganz gemächlich einer aus einer Nebenstraße auf die Gegenfahrbahn. Spaß. Und am Ende kommt noch ein russischer Redneck mit dem Niva aus dem Unterholz und gurgt einem noch in die Quere. Ich muss schon sagen, ich hatte echt Angst, auf Russlands Straßen einen schlimmen Unfall zu bauen. Thomas war da ganz ruhig. "Du darfst nicht in den Rückspiegel schauen, das macht hier niemand. Blinken und fahren, die anderen passen sich schon an..."

Um Himmels Willen. Das Himmelfahrtskomando dauerte an, bis wir Tanken mussten und als Snack einen "Schawerma" aßen. Was ein traumhaftes Gericht, es war der Himmel auf Erden. War ich evtl. im Straßenverkehr gestorben? Auch wenn der Schuppen echt gruselig aussah, das Essen war bombe. Man sah aber zum Glück die Küche nicht.
Tja, Toiletten funktionierten auch nirgends, überall waren die Wasserrohre eingefroren...

[bild=20]Emotion-Overload. Und das heftige, nämlich den Stadtverkehr, hatten wir noch vor uns. Aber bevor wir nach St. Petersburg fuhren, bogen wir kurz vorher richtung Süden ab und starteten eine spontane Sideseeing-tour. Durch die Dörfer gelangten wir zufällig an ein altes Kloster, bei dem wir uns nur etwas umschauen wollten. Plötzlich kam ein schwarz gekleideter, alter Herr auf zu und fragte, was wir wollten. Er nannte sich selbst einen Pope (orthodoxer Priester) und hat vor geschätzt 200 Jahren in Darmstadt studiert. Er konnte kaum noch deutsch...
Dennoch war er so begeistert von Besuchern, die einfach interessehalber angehalten waren, dass er uns eine Pivatführung durch sein Kloster anbot. Klar, los gehts.
Ich kürze den fast zweistündigen Aufenthalt mal ab und sage: Es war wirklich interessant. Er zeigte uns ein Video mit der Geschichte, zeigte uns den Glockenturm und führte uns wie wild herum. Ein wirklich frommer und netter Mensch. Ein Kontrast zu den Menschen, die ich bisher in Russland getroffen hatte.

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Wir rollten weiter, wir mussten noch nach St. Petersburg und halb durch die Stadt. Ich kürze auch hier ab. Chaos. kriegsähnliche Katastrophe im Straßenverkehr und wir mittendrin. Wir waren froh, dass der gigantische Suburban hinter uns fuhr. An den trauten sich die Russen nicht heran. Wir erfüllten die Tagesaufgabe: Das finden einer geheimen Bar. Dort war das "Hallo" mit den anderen Teilnehmern riesig, wir freuten uns, überlebt zu haben. Die anderen waren schon Stunden dort und hatten schon recht männlich einen sitzen. Mutig, in Russland herrscht 0.0 als Alkoholgrenze, ein Verstoß kostet fast 4 stellig (EURO!). Zudem bekommt man das Problem, dass das rechtmäßige Klären des Problems mehrere Wochen dauern kann, in denen auch noch das Visum abläuft. Oder man versucht die Polizei zu schmieren, was fast immer geht, aber halt nur fast. Das muss man echt nicht haben, also nur ne Cola trinken und weiterfahren.
Thomas`alter Freund Alexej hatte uns ein 4 Sterne-Restaurant organisert, das auch noch bezahlbar war. Doch wir fanden es nicht. An der angegebenen Adresse war nur ein Wohnhaus, kein Hotel. Thomas verschwand und tauchte 3 Minuten später wieder auf. Wir müssen durch das Tor, das Hotel ist im Innenhof. Ja, genau. Im Innenhof. Ein 4-Sternehotel...
Das Hotel war ein ausgebauter Kindergarten und der Eingang befande sich tatsählich im Innenhof. Nur das nach Verarsche aussehende Schild deutete auf das Hotel hin. Wir traten durch den schmuddeligen und heruntergerockten Hof durch die klemmende und kratzende Tür und standen tatsächlich auf feinem Teppichboden vor einer Rezeption. Dahinter eine junge Rezepionistin und buisness-Dresscode und mangelfreiem Englisch (eine Seltenheit in Russland). Sie führte uns die Treppe hinauf in ein Zimmer, was selbst nach deutschem Standart 4 Sterne entsprach. Ich hab leider keine Bilder gemacht, aber es fehlte an nichts. Neue Einrichtung, teure Möbel, Designfliesen im Bad, teure Dusche mit Regenfunktion, Fußdusche, LEDs, verschiedenen Brausen und Programmen und alles. Wahnsinn.

[bild=81]Wir duschten und trafen uns wieder mit Thomas, Annika und Alexej, der schräg gegenüber ein gregorianisches Restaurant ausgemacht hatte. Dort angekommen gab es Mors und die Karten. Wir konnten uns nicht entscheiden und fragten die wirklich genervt wirkende Kellnerin, was zu empfehlen sei. Die Antwort war sinngemäß "alles, ich kann euch nicht die ganze Karte vorlesen". Prima. Letztendlich einigten wir uns, dass sie von allen etwas brachte und wir alles ausprobierten. Nach 10 Minuten stande der Tisch so voll, dass wir keinen Platz mehr zum Essen hatten. Käsebrot, Soljanka, Pelmini, Hackbällchen mit verschiedenen Soßen, Fischzeugs, Salate, verschiedene Weine und Gelumbe standen zum Verzehr. Wir schlugen uns die Bäuche voll, Quatschten etwas und zahlten irrwitzige 55€ für alles. Super!
Auf dem Rückweg sagte Alexej, mit unserem Auto würde er sich nicht in den Straßenverkehr trauen. "Das ist ja nur ein Moped mit Blech rundrum." Danke. So denken halt die Russen.
Wir gingen danach gleich ins Bett, ich war nach dem Tag im russischen Straßenverkehr fix und alle mit der Welt...

Tageskilometer: 476km

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Etappe 10: St. Petersburg - Raudsilla

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[bild=22]Wir trafen und wieder zum Frühstück, zu dem es schlechten Automatenkaffee und keine Brötchen gab, sondern nur Süßgebäck. Naja das war nicht so dolle, aber auch keine Katastrophe. Wir wollten bei Tageslicht noch ein wenig Stadtrundfahrt in Petersburg machen, grundsätzlich hatte ich Lust, mir die Stadt anzusehen, schließlich kommt man nicht alle Tage nach Petersburg. Andererseits war da der Stadtverkehr, bei dessen Gedanken sich mir der Magen verkrampfte. Und das auch noch in der morgentlichen Rushhour. Ohjeohje...
Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass der Innenhof des Hotels winzlig war und wir mit den Autos schon schlimm puzzlen mussten, am Abend hatte sich ein Anwohner lautstark beschwert, ich hätte ihn eingeparkt. Er wäre ohne Probleme da herausgekommen, aber man kann auch erstmal eine Szene machen...
Wir starteten in die Stadt, ab dem ersten Meter ging wieder das pure Chaos los. Ich kürze es ab: Die Stadt bietet wunderbare Ecken, wir hatten das besten Bombenwetter, was man sich vorstellen kann und wir hatten ein paar echt tolle Stunden in der Stadt. Gegen Mittag ließen wir Petersburg hinter uns und wollten nochmal zum Kriegsdenkmal "Krasnaja Gorka" an der Ostsee. Leider darf man als Tourist nicht bis dort hin fahren und sich das anschauen, wir wurden vorher aufgehalten... Also steuerten wir den Grenzübergang nach Narwa an. Außerhalb der Stadt wurde der Verkehr zum Glück etwas ruhiger, trotzdem stressen einen die ganzen waghalsigen Überholmanöver ungemein...

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In der Stadt gingen dann tatsächlich auch Probleme mit dem Subaru los. Ein Geräusch bündelte meine Aufmerksamkeit, es war ein ganz leises kratzen vom Rad hinten rechts. Es war kaum hörbar, aber unsere geübten Ohren entging es nicht. Vllt Eis, was am Reifen kratzt?! Könnte sein. Wir fuhren erstmal weiter Richtung Grenze.
An der Grenze standen wir gut 2.5h an, wir waren am frühen Nachmittag dort und waren gegen 16:30 endlich an der Reihe. Die Grenzerin war sichtlich am Ende, die ganzen Rallyetouristen haben sie den ganzen Tag unheimlich gestresst. Nach einer kurzen Fahrzeug- und Passkontrolle durften wir ausreisen und das Fahrzeug exportieren.

[bild=39]Als wir über die Grenze rollerte, fiel mir ein gigantischer Stein vom Herzen. Die ganze Anspannung fiel von mir ab. Erst jetzt fiel mir auf, wie anstrengend das für mich gewesen ist, nicht ungedingt das fahren, aber die Angst, in einen Crash verwickelt zu werden. Wir hatten es ohne schlimme Polizeikontrollen oder Zwischenfälle geschafft. So viel Glück hatte nicht jeder, beim abendlichen Zusammentreffen ging herum, dass 2 Rallyefahrer am morgen doch noch nicht ganz nüchtern waren und die Polizisten mit viel Geld schmieren mussten. Zu ihrem Glück ging das...
Egal, wir hatten es hinter uns und waren recht froh, wieder mit gesitteten Menschen den Straßenverkehr teilen zu dürfen. Etappenziel war ein Feriendorf kurz vor Tallin. Das war die zweite Rallyeparty, die der Veranstalter organisiert hat. Da wir schon ziemlich spät dran waren, und wir beim Einreisen in Estland auch noch einmal komplett kontrolliert wurden, fuhren wir ohne Umschweife direkt dort hin. Wir hatten uns auch noch verfahren und es gab ein paar kleine Dissonanzen in der Gruppe, wodurch es immer später wurde. Wir freuten uns auf das vom Veranstalter organisierte Abendessen und das gemütliche Beisammensitzen.
Nach 2 kleinen Verfahrern hatten wir das Dorf gefunden. Es war wirklich mitten im Wald, wir sind 10 Minuten durchs Unterholz gekarrt, was aber kein Problem war. Nur das Geräusch aus dem Radkasten hinten rechts wurde allmählich lauter, es war schon fast besorgnisehregend.

Das Feriendorf war wie ein Indianerdorf gestaltet. Als Versammlungsort stande dort ein riesiges Tipi (sicher 15m im Durchmesser und wer weiß wie hoch), darin war mittig eine Feuerstelle, darum sitzplätze. Am Rand war eine Bar und eine kleine Bühne mit Livemusik. Es war eine atemberaubende Atmosphäre und unsere Laune stieg....bis es hieß, es gibt nichts zu Essen mehr. Wie bitte WAS?! Schock. Wie jetzt, nichts mehr??? WAS?
Scheinbar ist etwas mit der Organisation schief gelaufen und es war nicht genügend Verpflegung da. Es hieß auch, die ersten Teams hätten ohne Rücksicht auf Verlust gefressen was das Zeug hielt... Was nun wirklich passiert ist, wussten wir nicht, doch wir waren doch ziemlich sauer. "Mir doch wurst, ich grill jetzt!!!" Ich fuhr den Subaru rückwärts direkt ans Festzelt, obwohl es verboten war, und heizte den Grill ein.

...nichts zu essen...auf einer Party...tzzz...nicht mit mir...mir doch egal ob das parken hier verboten ist...ich fahr da jetzt hin...

[bild=41][bild=42]Vor dem Zelt war ein Außenbereich mit einer Art überdachter und beleuchteter Bar, perfekter Spot zum grillen. Wir hatten nicht mehr sooo viel Grillmaterial, aber wir schmissen alles aufs Grill, was da war. Es war wieder gelungen, so ein Grill auf der Anhängerkupplung von zwei verrückten Bastlern sorgt immer wieder für Heiterkeit. Die Teams, die nach uns kamen und auch etwas angesäuert wegen der fehlenden Verpflegung waren, waren auch glücklich, noch etwas warmes zwischen die Kiemen zu bekommen. Wir standen noch recht lang am Feuer, quatschten und tranken Coktails. Ich glaubte, langsam waren die Leute auch nicht mehr der Meinung, wir sind irgendwelche Hanswürste, die nicht wissen, was sie machen. Vielmehr machte es den Eindruck, die Leute fingen an uns zu respektieren, weil wir mit einem so schäbigen Auto so weit gekommen waren. Einige fragten uns um Rat wegen ihren Autos, einige wollten unsere Heizung für ihre nächste Rallye kaufen, viele machten Fotos. Das war echt beflügelnd. Nichts desto Trotz mussten wir ins Bett. Der Veranstalter organisierte, wie in Vilhelmina, Schlafplätze für alle. Der Schlafsaal war auf dem Dachboden eines der alten Häuser, die dort standen. Es war simpel, es waren Nischen abgetrennt, in jeder Nische 2 Betten. Leider war es ziemlich kalt dort oben, der kleine Elektroheizer vermochte gegen die Kälte nicht viel zu helfen. Ich legte mich hin, hatte aber den Schlafsack im Auto vergessen. Auch, wenn ich mich in der Bettdecke einrollte, fing ich mitten in der Nacht an zu frieren und so war der Schlaf nicht unbedingt erholsam...

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Tageskilometer: 410km

Etappe 11: Raudsilla - Siauliai

[bild=46]Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass es in dem Feriendorf kein Wasser gab. Nicht mal kaltes. Damit war das morgendliche "Fertigmachen" etwas unkonfortabel. Camping eben. Zähne putzen mit kaltem Wasser, umziehen bei Eiseskälte. Da wird man auch nur sehr langsam warm. Team Sisu und Wildeast wollten Wasser kochen und türkischen Kaffee trinken, doch leider versagte der Gaskocher. Unser ziemlich klappriger und recht günstiger Benzinkocher half wahre Wunder. Mein Arbeitskollege brauchte mich glücklicherweise auf den Trichter, dass Gaskocher ab einer bestimmten Temperatur nicht mehr funktionieren, weil das Gas nicht mehr ausströmt. Deshalb gab er mir den Benzinkocher mit. "Der geht immer!"
Wir hatten natürlich unsere Kaffeemaschine schon gefüttert und schnupperten Kaffeeduft, als die anderen fluchend auf warmes Wasser warteten. Mit dem Benzinkocher ging es dann aber innerhalb von 3 Minuten und die Stimmung stieg unaufhörlich mit der Aussicht auf KAFFEE. Auf den zerknitterten Gesichtern konnte man sogar sporadisch ein Lächeln erkennen 😁
Wieder trennten sich unsere Wege, Team Sisu wollte über Kaliningrad, Team Wildeast und wir wollten gern auf Russland verzichten. Nach einem Blick auf die Karten starteten wir in den Tag. Auf den ersten Metern hört man wieder das "krrt krrt krrt" aus dem Radkasten. Es wurde tatsächlich lauter und lauter. Es war langsam echt beunruhigend und wir rätselten beim Fahren lange Zeit über die mögliche Ursache...

[bild=5]Ansonsten war der Tag (und die kommenden Tage) recht emotionslos. Das hatte mehrere Gründe. Es schlich sich eine sachliche Routine ein. Morgens fuhr Franke, ich saß daneben und schaute aus dem Fenster, nach dem Mittag (meist ohne Malzeit bei einem der vielen Tankstops) tauschten wir und ich fuhr bis abends. Zwischendrin beratschlagten wir uns mit Mario und Franzi zwecks der Übernachtung und alberten über Whatsapp herum. Sehr viel mehr gab es die Tage nicht zu sehen. Und die Landschaft oder die Länder selbst waren auch nicht mehr so faszinierend wie Skandinavien oder Russland. Siteseeing ging auch nicht, dafür waren die Tagesetappen zu weit. Plan war, schon etwas "vorzufahren", um noch das Roadbook mit Bilder zu füllen und entspannt am Zieleinlauf einzutreffen. Wäre da nicht das schlimme Geräusch aus dem Radkasten...

Mittags rollten wir in einer kleinen Stadt nordlich von Riga ein. Wir hatten ein kleines Restaurant am Wasser gefunden, welches eine astreine Küche bot. Ich bin nicht so der Foodblogger oder Schickimicki-Essenfotografierer, aber diesmal musste ich ein Bild machen:

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Danach fuhren wir weiter und hielten wir nochmal kurz an der Küste an. Der Walter gab uns den Tipp, wie es genau dazu kam, weiß ich nicht mehr. Doch dort machten wir folgende Schnappschüsse:

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Abends quartierten wir uns in Litauen, in der Vorstadt von Siauliai ein. Abends wurde die Gangart wieder etwas zorniger, da es wieder recht spät wurde. Ein kleines Ereignis war noch das umfahren einer Autobahn, während dem wir auf der Karte auf eine gelbe (also schon etwas größere) Landstraße fuhren. Leider war das definitv einer der schlechtesten Straßen des gesamten Trips, ich habe nur ein kurzes Video dazu gemacht.

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So ging es übrigens über 2h.

Das Geräusch aus dem Radkasten haben wir bei dem Geschepper und Gekrache natürlich nicht gehört, aber abends wussten wir, dass die Straße es noch viel schlimmer gemacht hat. Wir hätten ehrlich gesagt nach den ersten 10min auf der Straße gedacht, das hält der Subaru niemals aus. So eine schlimme Vergewaltigung des Autos habe ich auch noch nie mitgemacht. Ich hatte regelrecht Angst um die Technik und Angst, dann mitten in der Nacht in Litauen zu stranden mit kaputtem Auto. So unwahrscheinlich war es auch nicht, ein Audi A4 B5 zweier Rallyeteilnehmern ist auf so einer Strecke mehr oder minder gestorben (Querlenker kaputt gegangen) und eine andere Teams hatten defekte Reifen oder Radlagerschäden. Schlimm...

[bild=50]Abends quartierten wir uns bei einem älteren Ehepaar ein, die ein Nebenhaus für Übernachtungen vermieteten. Die Bude war klein, die Einrichtung war alt, aber die Zimmer waren spottbillig und es gab Duschen und ein Bett. Am nächsten morgen wollten wir nach dem Geräusch sehen, da wir regelrecht erschrocken waren, als wir wieder auf eine ordentliche Straße fuhren und nunmehr ein richtiges Schaben und Kratzen hörten.

Tageskilometer: 630km

Etappe 12: Siauliai - Marienburg

[bild=51]Der Tag begann ohne Fürhstück in der Herrberge, dafür mit Herumgefummel am Auto. Wir entschieden, dass wir so nicht weiterfahren wollten und dem Problem auf dem Grund gehen wollten. Wir hatten schon eine Vermutung, die dem Fehlerbild gerecht werden könnte: Wir vermuteten, dass ein Spannstift in der Trommelbremse herausgerissen war, der den Bremsbelag arretierten. Dadurch kann sich der Bremsbelag vom Ankerblech weg bewegen und sich in der Bremstrommel verkanten. Das ruft ein Geschwindigkeitsabhängiges Schaben und Kratzen hervor.
Wir kramten also den hydraulischen Wagenheber vom Dach und setzten ihn hinten links an der Schwellerkante an. Franke pumpte und pumpte und der Subaru erhob sich. Kurz bevor das Rad hinten rechts den Bodenkontakt verlor, gab es einen Knack und der Subaru sackte 15cm ab. Nanu?! Die Schwellerkante war irgendwie komplett im Schweller verschwunden und selbst der Schweller knickte bis zum Einstieg ein... Kacke...
Bei der anderen Seite passierte das Gleiche, also pumpten wir den Subaru am Differential hoch. Natürlich bei -15°C und Neuschnee. Als das Auto endlich oben war, untersuchten wir, ohne das Rad abzuschrauben, ob irgendetwas locker war oder ob einer der Spannstifte an der Trommelbremse fehlte. Es war aber alles fest und auch beide Stifte waren noch fest am Ankerblech. hm... Wir entschieden uns, weiter zu fahren und das Geräusch notgedrungen weiter zu beobachten. Da es am Vortag aber wirklich schon sehr laut war, wurde uns mulmig zumute. Nicht, dass wir den Trip nicht zuende fahren können?! So kurz vor dem Ziel? Das wäre wirklich extrem Ärgerlich.
Wir fuhren los. Auf den ersten Metern war das Geräusch extrem. Nun fing es auch noch an bei jeder Umdrehung zu haken und zu stocken. Irgendetwas musste in der Bremse kaputt gegangen sein. Nach 2 Kilometern Gehuckel und teilweise blockiertem Hinterrad fuhren wir in eine Tankstelle. Natürlich schneite es wie verrückt und wir fragten, ob wir unter dem Dach der Tanke unser Auto reparieren durften. Der Tankstellenbetreiber verneinte und gab uns einen Platz auf dem Tankstellengelände vor, auf dem wir ungestört arbeiten konnten. Besser als nichts. Ich bekam schon magenkrämpfte, bei dem Gedanke, dass unsere Reise hier vorbei gewesen sein soll. Selbst wenn wir die Trommel abbekamen (was schon sehr unwahrscheinlich war), konnten wir ohne Ersatzteile das Auto auch nicht reparieren. Wir wollten drastisch werden:

"Wir bauen den ganzen Hafer aus der Trommel raus und fahren mit 3 Bremsen weiter..."
"Die Idee ist gut, aber ohne Bremsbeläge geht der Radbremszylinder kaputt und die Bremsflüssigkeit läuft dort raus"
...
...
...
"Wir knicken die Leitung am Radbremser soweit zusammen, dass dort keine Bremsbrühe mehr durchfließt"
"Jo, so tun wir, los gehts"

Mario und Franzi bekamen große Augen. Zurecht, die Idee ist wirklich etwas krass. Aber besser als stranden. Und mit 3 Bremsen kommt man noch nach Hause. Wir wühlten wieder unser Werkzeug raus, was unter dem Bett in den Mulden der originalen Sitzbank lagerte. Ich bockte das Auto auf und Franke setzte den Knebel samt verlängerungsrohr an, um das Rad zu lösen. Er dreht ohne Kraft die Mutter.

"Guck mal, die Mutter ist lose"

Die zweite Mutter auch. Wie jetzt?! Letztendlich waren alle 5 Muttern lose. Und zwar nicht nur los, sondern 2-4 Umdrehungen runter. Warum uns das 2km vorher nicht aufgefallen ist, konnten wir uns nicht erklären. Wir hatten das Rad gedreht und dabei nichts gehört...
Unserer Meinung nach hätte das schon der Grund für das Geräusch sein können. Da die Bremstrommel durch das Rad und die Radmuttern befestigt ist, kann sich durch das lösen der Muttern auch die Trommel bewegen. Und auf den Belägen verkanten. Was bei uns passiert sein muss. Wir zogen die Muttern wieder fest und kontrollierten die restlichen 3 Räder. Die anderen Räder waren bombenfest. Wie konnte das passieren? Ein Rad lose nach 7500km??? Egal.

Die Testfahrt zeigte sich mehr als befriedigend, das Geräusch und das blockieren der Bremse war weg. Gott sei Dank!

Wir starteten in den Tag. Wie schon beschrieben, waren die letzten Tage etwas emotionslos. Oder besser gesagt emotionsloser als die ersten 10 Tage. Wir fuhren zum "Hill of Crosses" und verbrachten eine bedächtige Stunde an diesem Ort. Danach ging es weiter. Wir hatten die letzten Tage schon gut durchgeplant, also hielten wir uns an den Plan. Im Nachhinein betrachtet nahmen wir uns dadurch wahrscheinlich noch etwas das Abenteuergefühl...

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Das erklärte Ziel war Marienburg in Polen. Das Roadbook gab 2 Routenvorschläge: Einmal durch Kaliningrad, einmal außen rum. Hier muss noch gesagt werden, dass Kaliningrad zur russischen Förderation gehört und praktisch noch Russland ist. Bedeutet natürlich wieder Einreise- und Auseisestress, Sprachbarriere und Stress auf den Straßen. Durch unsere Dummheit, beim Russlandvisum nur einmalige Einreise beantragt zu haben, waren wir eh raus und hätten nicht über Kaliningrad fahren können, selbst, wenn wir es gewollt hätten. Wir fuhren außen rum, Team Sisu trennte sich erneut von uns fuhr über Kaliningrad.

Die Etappe war beinahe öde. Sie war so öde, dass ich kaum noch Erinnerungen daran habe und auch nicht ein Bild an dem Tag gemacht habe. In Marienburg hatte Mario ein super Hotel aufgetan. Es hatte 3 Sterne und kostete mit Frühstück um die 20 Euro pro Nacht. Die Bude war der nackte Oberwahnsinn. Alles neu, alles hochwertig und die Leute supernett. Durch Zufall war Walter vom Team Woldo auch in Marienburg und wir trafen und spontan im Hotelrestaurant zum Abendessen. Das war auch der letzte Abend im Ausland. Am nächsten Tag sollten wir über die deutsche Grenze rollen.

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Tageskilometer: 675km

Etappe 14: Marienburg - Peenemünde

[bild=60]Zum Frühstück war Walter schon unterwegs und hinterließ uns wieder einen Süßigkeitenbeutel 😁
Wir eierten los und kamen gut voran. An dem Tag war der Höhepunkt das Mittagessen in einer Stadt, deren Namen ich vergessen habe. Das Restaurant war eine liebevoll ausgebaute Mühle, die wirklich auf den Punkt restauriert war. Im Eingangsbereich gab es einen großen Tonkrug mit selbst gemachtem Speckfett und frischem Brot, bei dem man sich selbst bedienen konnte. Schon allein das Speckfett war eine Offenbarung. Danach gab es Rote-Beete-Suppe und die besten Piroggen meines Lebens, die mit groben Speck garniert wurden. Wir überfraßen uns alle maßlos.

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Danach fuhren wir schnurstracks Richtung Swinemünde auf Usedom. Dort warteten wir eine Stunde auf die Fähre, nachdem wir irgendwie total irritiert waren, dass wir mit einer Fähre fahren mussten. Außenrum ging nicht, Brücken gab es nicht. Mit dem Blick auf GoogleMaps wussten wir dann auch warum...

Danach waren wir wieder in Deutschland. DEUTSCHLAND. Wir waren wieder in der Heimat. Wahnsinn. Wie als wäre nichts gewesen. Es fiel wieder etwas Anspannung von uns. Wir hatten wieder gewohnten Boden unter den Rädern. Völlig überglücklich gingen wir an der peenermünder Promenade in eine Pizzaria essen und danach fuhren wir auf den Campingplatz, den wir klargemacht hatten. Die letzte Nacht wollten wir nochmal, im ursprünglich geplanten Sinne campen. Das taten wir auch. Das Wetter war mitTemperaturen um den Gefrierpunkt schon sehr mild und wir schliefen wie die Murmeltiere. Im wahrsten Sinne des Wortes: Ein Traum!

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Tageskilometer: 500km

Etappe 15: Peenemünde - Hamburg - Heimat

[bild=65]Etwas kribbelig standen wir auf. Man fühlte etwas Euphorie in unserem kleinen Wolfsrudel, die Stimmung war gut. Die sanitären Einrichtungen auf dem Campingplatz waren super, also duschten wir und starteten mit einem frischem Kaffee in den Tag. Unser erstes Ziel war ein Rossmann oder ähnliches, in dem wir die Bilder für das Roadbook ausdrucken und aufklebten. Danach ging es auf die Autobahn. Am ersten und letzten Tag der Rallye waren Autobahnen erlaubt, also nutzten wir es auch. Es war traumhaft. Einfach mal "Meter machen". Gegen 3 oder 4 Uhr nachmittags erreichten wir Hamburg. Die Zielveranstaltung war wieder am Elbufer. Wir mussten also durch die Stadt, wobei mir persönlich etwas mulmig wegen unseres Rallyeautos und der Polizei war. Wir wurden aber glücklicherweise nicht angehalten und erreichten die Zielveranstaltung. Ein Wahnsinns-Gefühl!!!!!!

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Nachdem wir über die Ziellinie rollten, beglückwünschten sich alle Teams und wir plauderten mit anderen Teams und Besuchern. Da wir über Mittag durchgefahren waren und wir bis zur Abendveranstaltung etwas Zeit hatten, schmissen wir den Grill ein letztes mal an. Für die Besucher ein echter Hingucker!
Die Stunden vergingen leider wie im Flug, und so stande die Schlussveranstaltung im "Eier-Karl" an. Dazu muss ich leider sagen, dass die Bude mal viel viel viel zu klein für die ganzen Leute war, sodass es nicht nur ein Gedränge und Getrampel war, sondern dass einige Leute sogar draußen bleiben mussten. Zudem das schlechte Imbissessen für teures Geld und Unstimmigkeiten mit dem Veranstalter, der die Verpflegung auf seine Kosten versprach, aber das Versprechen nicht hielt. Franke bekommt in engen Räumen mit so vielen Leuten leichte Panik, weshalb er ins Auto ging und wartete. Verständlich, es war wirklich kaum auszuhalten in der Kneipe. Nach der Siegerehrung, bei der die Teams, die am meisten Punkte im Roadbook sammeln konnten, geehrt wurden, tranken wir noch ein Bier (oder zwei 😉 ) und quatschen noch etwas.

Wir (oder eher ich, weil Franke leider nicht dabei sein konnte), bekam unheimlich viel Zuspruch und Komplimente. Wir waren "Sieger der Herzen", die verrückten Sachsen mit ihrem rollenden Seelenverkäufer, die es problemlos geschafft hatten und immer mit einer lustigen Annektode oder einem lockeren Spruch aufwarten konnten. Wir waren soetwas wie ein Running-Gag. Die Leute freuten sich, wenn sie während der Reise des bunten Trümmer sahen und wussten, dass wir IMMERNOCH fuhren. Und wir hatten es geschafft. Viele meinten, sie hätten bei der Startveranstaltung niemals gedacht, dass wir es mit dem Auto hätten schaffen können.

Beflügelt von den tollen Gesprächen und den netten Leuten, musste ich leider Abschied nehmen. Wir wollten noch nach Hause fahren, wir wollten nicht in HH übernachten. Das eigene Bett ist dennoch am schönsten und wir mussten beide am Montag wieder arbeiten, und es war Samstag Abend. Am Sonntag 500km heimfahren und dann "ankommen" wäre stressig gewesen. Der Abschied fiel mir wirklich schwer, schließlich wächst man mit den Leuten auf so einer Reise schnell zusammen. Wir fuhren los, tankten noch einmal voll und ließen HH hinter uns. Auf der BAB war es Nachts ruhig und so fuhren wir, total geflasht von den ganzen Emotionen und Eindrücken, einfach heim. Die letzte Etappe mit 500km verging wie im Flug und so kamen wir halb 2 in der Nacht zuhause an. Wir hatten die letzten 500km darüber nachgedacht, nach Hause zu kommen, sodass es wenig besonderes war, endlich zuhause angekommen zu sein. Ich ging ins Bett schlief fast bis Sonntag mittag.

Tageskilometer: 900km

Gesamt-km: ~9500km

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Outro

Ich habe so meine Schwierigkeiten, diverse Sachverhalte besonders zu umschreiben oder in die Länge zu ziehen, was mir im Deutschunterricht öfters mal kopfzerbrechen bereitete. So weiß ich auch gerade nicht so recht, wie ich hier eine umfangreiche Zusammenfassung schreiben soll.

Es ist tatsächlich eine wahnsinnig tolle Reise gewesen. Ein Abenteuerurlaub, der in der heutigen Zeit voller All-Inclusive-Billigreisen in überfüllte Hotelanlagen seines Gleichen sucht. Ein Trip, der so viel Potential hat, das man es selbst in vielen Wochen und Monaten auf Achse nicht ausreizen kann. Es ist fast schon traurig, dass die Reise wirklich nur 2 Wochen andauerte und dass man in den 2 Wochen über 9000km gefahren ist. Man sieht soviele Dinge, dass man garnicht alles "behalten" kann. Man fährt so viele Kilometer, dass man fast schon hetzen muss.

Ich behalte die positiven Aspekte in Erinnerung. Die vielen Dinge, die ich gesehen haben, die vielen Leute, die ich kennengelernt habe. Die Vielen Bilder, die ich mir anschaue, wenn ich malwieder etwas Fernweh habe. Die 2 Wochen Ausnahmezustand, in denen ich wirklich nur an die Reise dachte und mit den tollen Dingen auf der Reise so beschäftigt gewesen bin, dass ich keine Minute an die Arbeit, den Stress oder den Alltagstrott zuhause dachte. Es war eine der schönsten Erfahrungen, die ich in meinem Leben bisher machen durfte. Dafür bin ich dankbar.

Ich werde öfters gefragt, was die Reise so gekostet hat. Kurz und knapp: Mit Startgebühr, Sprit, Fähren, Vorbereitung, Visa und Hotels waren es um die 3500€ zu zweit. Leider muss ich hier sagen, dass man von den 950€ Startgebühr nicht viel bekommt. Da wären Start- und Zielveranstaltung, die mehr oder weniger aus einer Alurampe und einem Banner, ein paar Zäunen und Durchsageanlage bestehen, die beiden Events mit Unterkunft (wobei Raudsilla zwar toll, aber zum nächtigen umbrauchbar war, zudem gab es kein Wasser und nichts mehr zu essen) und ein Paket mit den Aufklebern und 2 Pullovern. Ich hatte ehrlich gesagt mehr von dem Geld erwartet. Kein Support bei Pannen, kein Support bei Problemen in den einzelnen Ländern (einer wurde in Schweden sehr teuer geblitzt und hatte Probleme, andere in Russland), keine Visa oder sonst etwas. Die Teams mussten sich komplett selbst organisieren, orientieren und alles selbst zahlen. Ohne Whatsapp-Gruppe und GPS wären sicher einige Aktionen nicht so gut ausgegangen. Hier erinnere ich mich an einige Abtaucher in tiefe Schneewehen im Menschenleeren Schweden und die folgenden Hilferufe im Netz, Pannen oder auch unsere Hotelsuche in Schweden. Ich muss sagen, von der Arbeit des SAC war ich doch etwas enttäuscht. Ich möchte es kaum schreiben, aber ich persönlich habe das Gefühl, keine Reise sondern den Lebensunterhalt einer oder mehrerer Veranstalter zu zahlen. Vielleicht liege ich auch falsch...

Epilog

Laut Wikipedia ist ein Epilog ein Nachtrag zum Drama 😁

Das Drama fing leider erst nach der Reise an. Auspacken, umräumen, waschen, alles wieder an die Leute verteilen, die mir diverse Dinge geliehen hatten, Arbeiten gehen...
Doch was wird mit dem Subaru? Er hatte sein Geld verdient. Er hatte es schon vor unserer Reise redlich verdient, schließlich bin ich in 5 Jahren 45tkm gefahren, mit der Reise sogar 55tkm. Problematisch war aber der Zustand. Ehrlich gesagt war das Auto VOR der Reise schon ziemlich nieder, ich hatte mich ja auch 4 Jahre kaum um den Zustand gekümmert oder nur notdüftig repariert.
Die einzig logische Konsequenz war klar: Das Auto ist tot. Wirklich tot. Endgültig. Nicht "tot, aber ich rette es und fahre es noch 5 Jahre", sondern "egal was ich tue, er wird keinen Meter mehr fahren-tot". Einige Leute wollten ihn kaufen und damit noch etwas herumfahren, schließlich hat er ja Zuverlässigkeit bewiesen. Aber das konnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.

Ich habe also, nachdem wir das ganze Rallyezeug demontiert hatten, angefangen, die hintere Stoßstange abzubauen, weil ich ganz genau wusste, dass dort drunter eine Katastrophe lauerte. Die Ecke am Radlauf HL, die bei Subaru IMMER rostet, wurde vom Vorbesitzer schon "repariert" und zugeschmiert, JETZT wollte ich es wissen und popelte die Reparatur auseinander. Seht selbst.

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Danach stocherte ich die Schweller ab, die waren ja hinten sowieso nicht mehr existent. Die waren ebenfalls total fratze. Dann baute ich Stoßstange runter und bestaunte die Ecken der Radhäuser links und rechts. Da war NICHTS MEHR. Krass. auf der Beifahrerseite war die komplette Ecke weg. WEG. Nicht mehr da. Alles klar...

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Es gab nur noch Schrott. Vorher wollte ich aber den Motor messen, weil er ja mit voller Beladung keine 130 mehr lief. Den Fuffi investierte ich und wir maßen die Leistung. Der Motor drückte noch 89,6PS. Original hat er 90PS, also passte das ziemlich gut. Da blieb für die enorme Performance-Einbuße tatsächlich nur die Beladung und der Luftwiderstand durch den Dachkorb. Krass...
Danach bauten wir den Motor aus, was entspannte 1,5h dauerte und ich verkaufte ihn. Der jetzige Besitzer schrieb mir noch eine Whatsapp, dass der Motor sehr gut läuft und er sehr glücklich mit dem Motor ist. Die komplette Innenaustattung und die originalen Scheinwerfer sind auch verkauft, sowie die Dachrehling und Innenverkleidungsteile. Der Rest war eh nicht mehr zu gebrauchen. Mit den Verkauf habe ich noch knapp 300Euro verdient. Ähnlich viel, wie ich mal vor 5 Jahren für das Auto bezahlt habe 😁

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Die Motorhaube hängt jetzt in unserer Schrauberhöhle, als stilles Denkmal an dieses unglaubliche Auto, mit der wir die Reise unseres Lebens machen durften.

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Wed May 02 19:35:52 CEST 2018    |    Tobner    |    Kommentare (21)

Baltic Sea Circle, das bedeutet einmal "fix" zum Nordkap, dann über Russland wieder zurück. Um das größtmögliche Abenteuergefühl heraus zu kitzeln, gingen wir mit einem Auto an den Start, was die meisten Leute schon längst verschrottet hätten. Eine Reise, die so voller Geschichten, Eindrücke und Emotionen vollgepackt war, dass ich garnicht recht weiß, wie ich anfangen soll. Im Nachhinein war es wohl der pure Wahnsinn, was wir da gemacht haben. Und im Nachhinein kann ich sogar die Ängste und Befürchtungen verstehen, die sich die Familie und Freunde gemacht haben. Vielleicht sind wir auch etwas schmerzfrei an die Sache heran gegangen, trotz der guten Vorbereitung...

Ich werde die Reise in den Etappen staffeln, die wir gefahren sind. Jeden Tag eine Etappe, 15 insgesamt. In meinen vorherigen Blogartikeln ging es bereits um die Vorbereitungen und Umbauarbeiten. In den Tagen vor dem Start mussten wir also nur noch das Gepäck in das Auto verladen. Samstag, am 24.2.2018 war der offizielle Start, ich musste bis Donnerstag arbeiten. Wir hatten den kompletten Freitag, um noch einige Eratzteile zu organisieren und das Auto zu packen. Leider brütete mein Körper eine Bronchitis aus, die die Vorbereitungen einbremsten. Ich hatte stellenweise echt Panik, dass die Bronchitis erst richtig ausbricht und mich aus dem Rennen wirft, am Mittwoch vor dem Start gingen die Gliederschmerzen und die Kraftlosigkeit los und ich war echt fertig mit der Welt. Das konnte ja was werden, wenn ich 2 Wochen fiebrig und halb apatisch so eine Riesentour fuhr. Ich versucht viel zu schlafen, half mir mit den einfachen Hausmittelchen. Aber es schlug an, zum Glück.

Die Startveranstaltung ging am Samstag 10:00 in Hamburg los. Bis HH hatten wir knapp 500km, also starteten wir Samstag 01:00 Richtung HH. Ich ging Freitag gegen 17:00 ins Bett und wollte noch etwas schlafen, aber ich kam nicht zur Ruhe. Langsam stiegen die Bedenken und Ängste in mir hoch und die Gedanken rasten durch meinen Kopf. Haben wir alles? Hält das Auto durch? Geht die Heizung? Haben wir genug Werkzeug? Ich ging mehrmals die komplette Packliste im Kopf durch, aber mir fiel nichts ein, was wir vergessen hatten. Bis Mitternacht wälzte ich nur im Bett, am Ende habe ich nur darauf gewartet, endlich starten zu können. Ich setzte mich 0:45 ins Auto, drehte den Schlüssel und dachte: "Top oder Flopp, jetzt gibts kein Zurück mehr"

Ich fuhr los, holte Franke, meinen Mitstreiter ab. Punkt 01:00 starteten wir Richtung Hamburg. Auf der BAB angekommen, legte sich erst spät meine Aufregung, obwohl wir alles mögliche getan hatten, was in unserer Macht stand, um den Trip problemlos über die Bühne zu bringen. Selbst Frankes Subaru Legacy musste noch herhalten, am Freitag schraubten wir noch einige Zündungsteile aus dem Auto und packten sie aufs Dach unseres Rallyesubis.

Wir fuhren auf die Autobahn auf und ich war die ersten Kilometer total angespannt. Jedes Geräusch wurde genauestens beobachtet, außerdem machte ich mir Sorgen um das Grill. Also nicht direkt um das Grill, sondern was die Ordnungshüter davon hielten. Ich dachte, wir sind bei jeder Kontrolle mode... Mit den Kilometern legte sich die Aufregung, die Müdigkeit kam. Schließlich hatte ich seit Freitag früh keine Minute geschlafen. Die ersten 500km liefen wie am Schnürchen, ich hatte ehrlich gesagt schon richtig Panik, dass wir nichtmal in HH ankamen. Ich hätte es besser wissen müssen, schließlich hatte ich in 4,5 Wintern nicht ein Problem mit dem Auto.

[bild=3]Wir kamen gegen 06:30 in HH an, es waren schon 2 Teams da, die am Freitag anreisten und die Nacht im Auto schliefen. Ich war müde und schlief eine halbe Stunde im Auto, bis Franke mit Brezeln und Kaffee von der Reeperbahn kam. Dort war noch reges Treiben (hehe, zweideutig 😁), die letzten Besucher torgelten nach Hause. Wir warteten. Dann rollten langsam andere Teams an und das Organisationsteam baute die Rampen und Zäune auf. Wir plauderten, scherzten, die Stimmung war gelassen. Die meisten schlichen um unser Auto, debatierten, schossen Fotos und zeigten aufgeregt auf das Grill und die Heizung.

"Das Grill ist ja mal geil, da wissen wir, wo wir hinterfahren"
"Und ihr schlaft in DEM Auto? Wie das?"
"Da müsst ihr euch aber wirklich gern haben 😁"
"Was ist das für ne Heizung? - DDR? Die Idee ist ja super haha!"

Die Resonanz zu unserem hässlichen Entlein war bombe, nur einige waren etwas spektisch, ob wir mit dem Trümmerhaufen überhaupt aus Hamburg rauskommen. Wir konnten es den Leuten nicht verübeln, wir waren ja genauso skeptisch 😁
Zwischendrin wollten wir noch einen Kaffee machen. Ich hatte mir extra eine 12V-Kaffeemaschine mit auswaschbarem Filter gekauft und im Firmenwagen im Außendienst reichlich getestet. Leider ging die Maschine nach 10 Minuten aus, da der Zigarettenanzünder geschmolzen ist. Sicherung war noch drin, aber am Anzünder kam keine Spannung. Und wir waren noch nichtmal richtig gestartet...

[bild=2]Das restliche Starterfeld bestand aus Autos, die wesentlich teurer, jünger und besser beinander waren. Leider halten sich, meiner Meinung nach, sehr wenige an die inoffizielle Regel, die Autos dürfen nicht mehr als 2500€ wert sein und nicht jünger als 15 Jahre alt sein. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, wo man bspw. einen Touareg, einen Daimler ML-Klasse oder G-Klasse, einen Defender oder einen Gran Cherokee für das Geld bekommt. Zumal die meisten Autos wirklich gut in Schuss waren. Ich fühlte mich mit unseren Auto fast schon deplaziert, mit dem ganzen Rost, dem Eigenbaukram an einem Auto, was in Summe wirklich in keinem guten Zustand war. Trotzdem, oder genau deswegen, stießen wir letztendlich auf viel Sympathie.

Wir holten unser Roadbook ab, schossen ein Gruppenfoto und dann ging es auch schon los. Die Teams fuhren nacheinander auf die Bühne, der "Moderator" stellte uns kurz vor und schon wurden wir auf die Reise entlassen.

Etappe 1: Hamburg - Käseberga

Ich machte mir fast in die Hose vor Aufregung. Erst einmal aus der Stadt raus, auf die Autobahn Richtung Dänemark. Autobahnen waren prinzipiell verboten, nur am ersten und letzten Tag durften sie befahren werden. Als wir der Stadt entflohen waren, machten wir kurz Rast und [bild=4]blätterten das Roadbook durch. Es gab jeden Tag eine Routenempfehlung und eine Tagesaufgabe. Tagesaufgabe am Samstag war in Kaseberga in Schweden. Nach einer kurzen Recherche über die Strecke fuhren wir nach Dänemark, dann mit der Fähre von Fynshaven nach Bojden, dann über die Stoerebelt- und Öresundbrücken nach Malmö und dann nach Käsberga. Die Brücken sind zusammen mit 85€ nicht günstig, aber selbst schon fast ein Erlebnis. Die Navigation mit Karte (Navi ist nicht erlaubt gewesen) ruckelte sich langsam ein. Die Strecke war mit 550km nicht ohne und ich war am Ende meine Kräfte. Franke fuhr ein großes Stück der Etappe, schließlich kann ich die Route auch nicht komplett alleine fahren. Die Stimmung im Auto war nicht so doll, ich war kaputt und leider leidet meine Laune auch darunter, zum Leidwesen der allgemeinen Stimmung im Auto. Dazu kamen ein paar, eher harmlose Situationen der Orientierungslosigkeit, die die Stimmung jedoch nicht verbesserten. Gegen 21:30 waren wir in Käseberga, die Tageausgabe klemmten wir uns aufgrund der Müdigkeit und der Finsternis. Wir präparierten das Auto, bauten unser Bett auf und legten uns, nach 40h ohne Schlaf, hin. Die Heizung ließen wir aus, bei -6°C Außentemperatur war die Nacht kein Problem im Schlafschlack.

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Tageskilomter: 1050km

Etappe 2: Käseberg - Fagersta

Wir haben recht lang geschlafen, ich meine, wir sind erst gegen 10 losgefahren. Ich habe geschlafen wie ein Toter, es ist tatsächlich recht gemütlich im Subaru. Es half aber nichts, wir mussten weiter. Leider dauert das morgentliche Ritual, das Auto wieder um zu räumen, recht lange. Kurzer Blick in die Karte - Küstenstraße bis Norrköping, dann weiter ins Innland. Tagesaufgabe ist ein historischer Autofriedhof, den die Teams finden sollten. Etappenziel sollte in der Region um Upsalla liegen. Und los. Wir hatten uns geeinigt, dass Franke vormittags fährt, ich dann nachmittags. Nach der ersten Etappe hatten wir gehofft, dass die nächsten Tage nicht so Stressig werden, aber falsch gedacht. Der Veranstalter warb mit 7500 Gesamt-km, was ca. 500km am Tag bedeutete. Gegen Ende war aber klar, dass nicht stimmen konnte, da wir nach 7500km erst in Estland waren...
[bild=9]Egal. Frohen Mutes eierten wir los. Ohne Kaffe, dafür Jonny Cash im Radio, Sonnenbrillen im Gesicht - entspanntes Dahinrollern. Stimmung war wieder gut, Auto lief wider Erwarten wie ein Bienchen. Nur der kleine 35L Tank fing schon am Vortag an zu nerven. Sicherheitshalber alle 300-350km tanken, wir mussten also mindestens 2mal am Tag volltanken. Ich blätterte das Roadbook durch, übersetzte die Aufgaben und Zusatzchallenges ins Deutsche, das Roadbook ist komplett in englisch verfasst. Dann holte ich die GoPro aus ihrer Tasche und experimentierte herum. Zwischendrin musste ich gelegentlich in die Karte schauen, kurz checken, ob wir noch auf Kurs waren. Der Süden von Schweden ist im Gegensatz zum Norden sehr dicht besiedelt, was stellenweise für Stress sorgte. Nicht der Verkehr, aber die Verkehrsführung bereitete Kopfschmerzen. Autobahn umfahren, ohne Navi durch größere Städte navigieren. Ohne Stadtplan, sondern nur mit der sehr groben Karte, fragen, Schilder lesen und die ausgeschilderten Orte auf der Karte suchen. Baustelle, Katastrophe. Nach der Umleitung dann völliger Orientierungsverlust, weiterfragen, Zeit verlieren...

Im Roadbook stand explizit, dass wir früh starten sollten, weil die Etappe recht lang ist. Das hatten wir schonmal vergeigt. Wir sind zu spät gestartet und haben stellenweise recht lang navigiert. Über Mittag sind wir durchgefahren, Franke schmierte auf dem Beifahrersitz dann Toast. Wir sind gut durchgekommen und wollten uns entlang der Strecke ein kleines Nachtlager aufschlagen, den Grill anheizen, gemütlich ein Steak essen, nachdem wir kein richtiges Mittag hatten und dann ins Bett gehen. Wir suchten recht lang eine Stelle zum campen. Es sollte schon etwas in der Zivilisation sein, nicht unbedingt irgendwo auf der Bundestraße oder in einer Waldeinfahrt oder ähnlichem. Gegen 22:00 rollten wir in das kleine Dorf Färna ein. Wir fanden einen kleinen Platz neben einem Pizzaimbiss, mitten im Dorf. Passt. Da es inzwischen -14°C kalt war, dachten wir, wir schauen erst, ob die Heizung geht, dann schmeißen wir das Grill an. Also die Schalter gedrückt. Es war wie in einem Flugzeug, ich fühlte mich jedes mal beim Betätigen der Knöpfe wie ein superwichtiger Filmstar. Der Lüfter ging an, dann setzte die Glühkerze ein und die Drehzahl des Lüfters ging aufgrund des hohen Glühstromes etwas in die Knie und wir warteten. Nach ca. 10 Sekunden müsste man ein Röhren, gefolgt vom sonoren Fauchen der Heizung hören. Das Röhren signalisiert das Zünden, das Fauchen den störungsfreien Betrieb der Heizung. Es blieb aber beides aus. Was ist denn da los? Auf unserem Prüfstand ging sie jedes mal ohne Probleme an. Abgesoffen? Luftblase in der Benzinleitung? Wir bauten die Holzkiste herunter, unter der die Heizung schlummerte und ich ging an die Fehlersuche. Die Finger waren bereits eisekalt nach dem herumgefingere mit dem Spanngurt. Ich fande keinen Fehler. Benzin ist da, Luft ist da, Hitze von der Glühkerze ist da. Was nun? Herumdoktern. Neue Glühkerze ausprobieren, dazu die andere Kiste vom Dach räumen, dabei die Finger noch mehr auskühlen. Dann in der Kiste im Dunkeln, spärlich beleuchtet durch die Handykamera die Ersatzteile durchwühlen. Mit neuer Glühkerze probiert; ging nicht. Is es eventuell zu kalt? Brennkammer vorwärmen? Mit einer Lötlampe versuchte ich die Brennkammer zu erhitzen. Es half nichts, die Heizung hatte uns im Stich gelassen. Die Stimmung war komplett am Ende. Was jetzt? Hotel suchen?! Halb 11, mitten in einem schwedischen, winzligen Dorf? No way. In dem Dorf war ein Spa, doch da war niemand. Ich fragte in der Whatsapp-gruppe der Rallye, als erster Tipp bekam ich zu lesen "Wie wärs denn mit booking.com?" Für solche Tipps hatte ich keine Nerven. Google angeschmissen, Hotels gesucht, es gab kaum welche. Ich fing oben beim ersten Ergebnis an zu telefonieren. Es nahm niemand ab, genau wie beim 2. und 3. Hotel. Auto die ganze Nacht laufen lassen und im Auto schlafen? Der kleine Benziner ist nach 2-3h eisekalt. Die Stimmung war am absoluten Tiefpunkt. Ein Rallyeteilnehmer meinte, in seiner Unterkunft wäre noch ein Zimmer frei, er würde uns die Schlüssel holen, doch es waren noch über eine Stunde fahrt bis dahin. Ich versuchte weiter ein Hotel zu organisieren. Ich erwischte einen Hotelier, der am Telefon etwas verschlafen klang. "Do you speak english" - "Yes". Perfekt. Er hatte ein Zweibettzimmer frei. Jackpot. Für 115€. Tja, was will man machen, ich habe ihn auf 100€ gehandelt und sind in Richtung Fagersta gestartet. Ich war stinksauer. Sauer, dass ich vor der Reise die Heizung so lange geschraubt und getestet hatte. Sauer, dass es nichts geholfen hat. Sauer, dass wir für 100€ ein Hotel buchten, in dem wir nur ein paar Stunden schlafen würden und sauer, dass wir auch noch 30 Minuten fahrt vor uns hatten. Ich war emotional etwas aufgewühlt, wir brauchten dadurch nur 20 Minuten bis zum Hotel und waren gegen 11 dort. Franke gestand mir ein paar Tage später, dass er Angst neben mir hatte, als ich wie vom Teufel besessen durch die vereiste Nacht preschte 😁 Zugegebenermaßen hab ich den Motor des Subarus bis aufs letzte "ausgeschält" und bin allerletzte Rille gefahren. Im Nachhinein betrachtet schon ziemlich leichtsinnig...

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Das Hotel war dem Preis entsprechend, das Zimmer war echt erste Sahne. Warm duschen, noch mehr Toast essen, weil grillen fiel aus, dann schlafen. Nach 8h Schlaf war die Nacht vorbei, alles wieder zusammenpacken, bezahlen, frühstücken (ein Top Frühstück mit Eiern und Speck) und abreisen.

Tageskilomter: 690

Etappe 3: Fagersta - Vilhelmina

Tagesziel war Vilhelmina. Der Veranstalter versprach warmes Essen, etwas Party und dann ein warmes Bett in einem Hotel. Beim ersten Check der Karte wurde klar, dass wir an dem Tag viel zu fahren hatten. Glücklicherweise wurde die Navigation einfacher, wir mussten nur die Fernverkehrsstraße E45 erreichen und dann ohne größere Umwege ans Ziel fahren. An dem Tag war leider auch landschaftlich nicht viel los, die Straßen wurden monoton und langsam eisig. Auch die Schneemengen wuchsen von Kilometer zu Kilometer, sodass wir in Vilhelmina doch schon recht glatte Straßen und viel Schnee zu verbuchen hatten. Sehr coole Sache, deswegen fuhren wir die Rallye auch im Winter!
Wir hatten das Ziel, nach dem Abendessen noch 2 kleine Defekte in den Griff zu bekommen. Zum einen war die Heizung kritisch, die MUSSTE am nächsten Tag wieder laufen. Zum anderen funktionierte die Wischwasserpumpe nicht mehr. Wir beeilten uns also, fuhren die 11h ohne Pause (nur Tankstops) durch und kamen am frühen Abend am Hotel an.
Wir aßen zusammen, danach schlichen wir uns heraus, wo wir uns frisch ans Werk machten. Franke hatte mit der Heizung nicht viel am Hut, sodass mir die Aufgabe zuviel. Er hingegen ging mit der Fehlersuche der Wischwasserpumpe ans Werk. Nach 5 Minuten sah es um das Auto aus wie auf einer Explosionszeichnung. Überall Kisten, Werkzeug, Brenner, Handschuhe, Deckel von wiederum anderen Kisten, dazwischen Bierflaschen. Die anderen Rallyeteilnehmer beteiligten sich rege an dem Spektakel. Die einen fragten nur, andere boten Hilfe an, wieder andere heiterten die Stimmung mit Geschichten und Witzeleien auf. Es war wieder eine sehr entspannte Stimmung. Nur die Heizung trübte die Stimmung und glänzte mit Funktionslosigkeit. Egal, was wir probierten, sie zündete nicht. Ich baute die Benzinpumpe auseinander, andere Rallyeteilnehmer lämpelten hilfreich mit ihren Smartphones, sodass ich sogar sehen konnte, was ich tat. Die Pumpe funktionierte tadellos. Dann Benzinschlauch entlüften. War eventuell die Einsrpitzdüse defekt? Demontiert, genau wie das Mischrohr. Alles mit dem Brenner erhitzt und durchgeblasen, vllt saß irgendwo ein gefrorener Wassertropfen fest, der die Benzinzufuhr blockierte?! Es war nichts auffälliges. Mittlerweile hielt Franke triumphierend den Schalter für die Wischwasserpumpe in die Höhe, den er als Urheber unsere Sichtblockade und für das notdürftige herumwischen auf der Frontscheibe mit Schnee ausgemacht hatte. Tja, wir hatten aber keinen Ersatzschalter. "Du hattest doch den Kompressor für die Drucklufthupen ausgebaut, war dieser Schalter dafür zuständig?" - Fingerzeig aufs Amaturenbrett - "Jo, den kannste nehm." Er klemmte die Kabel um und schon ging die Pumpe wieder.
Leider stande ich mittlerweile ziemlich hilflos auf dem Dachkorb und bekam die Heizung nicht ans laufen. Benzin war da, das roch man ziemlich deutlich aus dem Gebläse. Die Glühkerze glühte auch. Selbst mit vorgewärmter Brennkammer tat sich nichts. Die Mitstreiter, die sich mittlerweile um den Subaru versammelt hatten, fieberten heimlich mit. Doch ich gab auf. Ich wusste einfach nicht mehr weiter. Das Gebläse, die Pumpe und die Glühkerze versuchten nun schon seit 10Minuten Dauerlauf, meine Erwartungen zu erfüllen, doch sie schaffte nicht, das eingespritze Benzin zu zünden. Frustrierend schaltete ich erst die Glühkerze, dann die Benzinpumpe und danach den Lüfter aus. Der Lüfter drosselte seine Geschwindigkeit und ich überlegte, wie wir das mit dem Schlafen im Auto in den nächsten Tagen wohl machen. Kurz bevor der Lüfter zum absoluten Stillstand kam, gab es ein leises Röhren. HM?! Was war das? Hat dieses Scheißteil gerade gezündet? Schnell den Lüfter wieder an, der Lüfter beschleunigte wieder, es wurde ein Fauchen hörbar. EIN WUNDER!!! Schnell die Benzinpumpe wieder an, danach die Glühkerze, jetzt bloß nicht ausgehen!!! Ein leichtes Gemurmel in der Gruppe, überglückliche Gesichter unsererseits. Sie lief. Warum auch immer. Egal, sie lief. Stabil brummte sie vor sich hin, als wäre nie etwas gewesen. Und sie fing an zu qualmen. Das qualmen wurde stärker und stärker, bis nach 3 Minuten der gesamte Platz mit einem dunkelgrauen, übelriechenden Qualm eingedeckt war. Wahrscheinlich ist durch das ganze Testen und Herumprobieren die Brennkammer voll Benzin gelaufen und nun lief sie viel zu fett. Nach bangen 5 Minuten war der Qualm abgezogen und die Zuschauer näherten sich langsam der lauten Merkwürdigkeit auf unserem Dach.

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"Geil, das ist ja richtig warm"
"Schau mal, die Brennkammer glüht ja sogar hellrot, da ist ja richtig Dampf da!"

Tja, Freunde, schon krass, was eine 40 Jahre DDR-Heizung so drauf hat (wenns sie denn geht...) 😁
Für diese Aktion und die imposante Vorführung gab es wieder viel Zuspruch. Die verrückten Sachsen mit ihren wilden Konglomerat wissen scheinbar, was sie tun 😁
Wir tranken noch ein Bier, packten unsere Explosionszeichnung wieder ein und gingen schlafen.

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Tageskilometer: 760

Etappe 4: Vilhelmina - Bodö

[bild=16]Könnt ihr euch an das Gefühl errinnern, als Kind am Geburtstagsmorgen aufzuwachen und voller freudiger Erwartung zum "Geschenkespot" zu laufen? So bin ich am nächsten Tag aufgestanden. Ganz aufgehibbelt. Schnell zusammenpacken, schnell auschecken schnell auf die Piste! Warum denn so eilig? Tja, es ging vorerst zum im Roadbook erwähnten Ice Track. ICE TRACK! GEIL! Ein zugefrorener See, auf dem ein Rundkurs geschoben wurde. Nur für uns. Ich konnte es kaum erwarten!
Der Track war von 08:00 bis 10:00 für uns geöffnet, wir waren natürlich Punkt 08:00 da. Wir ließen den Motor noch ein paar Minuten laufen und bauten währenddessen das Grill von der Anhängerkupplung. Das Wetter war perfekt, wolkenfreier Sonnenschein, Eiseskälte. Nach einer kurzen Einweisung wurden wir auf die Strecke entlassen. Die erste Runde war zum eingewöhnen, der Motor wollte auch noch etwas auf Temperatur kommen. Die Eisfläche war spiegelglatt, der Schneestaub wirbelte beim fahren auf und glitzerte in der Sonne. Einfach nur fantastisch!

[bild=17]Durch diverse Übungen auf Parkplätzen, Gewerbegebieten und anderen Flächen wusste ich vorher schon recht gut, wie sich der Subaru auf glatten Flächen verhält und hatte natürlich den Grenzbereich ausgelotet. Ich war also entsprechend vorbereitet, als ich in der ersten Kurve der 2. Runde das Heck aufschaukelte und den Subaru gekonnt ums Eck warf. Zugegebenermaßen war etwas "Show" dabei, schnell waren wir auf keinen Fall 😁 Aber es ging auf dem Track nicht um Geschwindigkeit oder Platzierungen, jeder fuhr sowieso wie es am meisten Spaß machte. Kurzum, wir hatten einen Riesengaudi und die Zuschauer lobten uns für die aktionreichen Drifteinlagen. Nur die 150kg auf dem Dach und sicher nochmal 50kg im Kofferraum sorgten für ein wirklich unbalanciertes Auto mit merkwürdigen Driftverhalten. Dazu fehlt dem Motor einfach die Musik, die Räder mal richtig drehen zu lassen.

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Gegen 9:30 fuhren wir weiter, wir wollten unser Ziel, die Hafenstadt Bodö, am frühen Abend erreichen. Also tankten wir noch einmal voll und fuhren Richtung Norden. Die Landschaft wurde bergiger, die Ausblicke waren sagenhaft! Zivilisation gibts kaum noch, das Fahren war sehr entspannt. Die Straßen bestanden eher aus angerauhten Eisflächen als aus Asphalt. Trotzdem lässt es sich gut fahren und man kann mit 110-120km/h dahinrollen. Autos sind auch so gut wie keine unterwegs.
Auf der halben Strecke überquerten wir den Polarkreis, ein kleines Erfolgserlebnis! Direkt am "Checkpoint" waren auch einige Asiaten zugange, die dort ihre vermummten Hybridautos testeten und dort am Checkpoint Rast machten. Sie hatten als kleine Mutprobe die Aufgabe, in Unterhosen in einen Schneehaufen zu springen. Wir beobachteten das Geschehen distanziert, mussten uns aber darüber amüsieren, wie sich die Leute zerissen vor lachen.

"You're next!"
"No, thanks 😁 "
"HAHAHAHA Okay 😁 😁 😁"

[bild=21]Wir wollten weiter, wir hatten noch ein paar Meter zu machen. An der schwedisch-norwegischen Grenze stand nur ein Häuschen. Wenn man etwas zu verzollen hatte, sollte man anhalten, wenn nicht, kann man durchfahren. Man darf also selbst frei entscheiden, ob man die Dinge verzollen möchte. Komisch, aber die Vertrauensbasis scheint in Skandinavien sowieso eine ganz andere zu sein als im Rest der Welt...

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Gegen Abend erreichten wir den Fährhafen, Zeit für unser zweites Highlight des Tages. Eine Dose SURSTÖMMING. Für jeden, der es nicht kennt: Es ist fermentierter Hering in der Dose. Die meisten essen ihn nicht, sonder öffnen ihn feierlich und freuen sich am bestialischen Gestank, der nicht von dieser Welt zu sein scheint. Wir haben ein kleines Video gemacht, seht selbst:

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Ich hab das Video sicherlich schon 20 mal gesehen, aber mir kommen immernoch Tränen vor Lachen 😁

Danach fuhren wir in die Warteschlange, wir haben in weiser Vorraussicht die Dose etwas auserhalb des Hafengeländes geöffnet.
Die Fähre legte 02:15 in der Nacht ab, wir hatten also Zeit. Also nutzten wir die Zeit sinnvoll und heizten das Grill ein. In der Rallye-Whatsappgruppe startete ich am Nachmittag einen Aufruf. Wir grillen. Jeder, der mitmachen möchte, muss nur etwas Grillgut für sich besorgen und an die Fähre kommen. Letztlich standen jede Menge Leute um das Grill, das Grill selbst fungierte als Magnet. Die Stimmung war bombe, das Grill war pausenlos voll besetzt. Wie das dann immer so ist, kamen dann ein paar Leute mit Bier, andere bauten Tische und Benzinkocher auf und spendierten Glühwein. Wieder andere hatten sich beim hungrigen shoppen von Grillmaterial verschätzt und teilten mit denjenigen, die nichts hatten. Es war super, das Grill sorgte letztenendes für einen tollen, lebendigen Abend. Dass es so gut ankommt, hatte ich nicht vermutet. Wir gingen zeitnah ins Bett, ich hatte schon spürbar einen sitzen 😁
Wir schliefen wie die Toten, plötzlich riss mich ein Klopfen aus dem Schlaf. Was war das? Was jetzt los? Völlig verstrahlt blinzelte ich auf die Uhr. 1:15. Draußen war hektische Gewühle zu hören. Ich öffnete die Tür und erstarrte. Die Fähre war schon da, alle liefen herum, packten ihr Zeug zusammen und fuhren Richtung Fähre. Und wir glotzten ziemlich blöd aus den Schlafsäcken mit der Gewissheit, dass wir ja recht lange herumräumen müssen, um überhaupt fahren zu können.

"Los, raus! Du baust die Alufoliendinger und das Funkding runter, ich räum das Gelumbe weg und bau das Dings zusammen" - Für Wortfindung war keine Zeit.
Hektik. Draußen stande noch das Grillzeugs in der Botanik herum, die anderen Teams packten es freundlicherweise erstmal mit ein. Nach wirklich hektischen 5 Minuten nach unserem Kaltstart saßen wir im Auto und rollten Richtung fähre. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich garnicht mal so fit war. Es fühlte sich an, als würde eine Gehirnhälfte schlafen, die andere hatte komplett Plattenschluss...
Lustig war aber, dass wir fast ganz vorne in der Schlange standen und mit unserem Gewühle und Gefummel den kompletten Verkehr aufhielten 😁 So schlimm war das nicht, schließlich wurden die andere Teams genauso hässlich geweckt und hatten mit sich selbst zu tun.
Wir stiegen aus, schleppten unseren tonnenschweren Glieder und noch schwereren Köpfe die steile Treppe der Fähre hinauf und suchten einen Schlafplatz. Die Fähre sollte gegen 6:30 anlegen, also konnten wir noch einige Stunden schlafen. Wir fanden superbequeme Sessel und schliefen weiter.

[bild=25]Plötzlich war eine Vibration zu spüren, aus den blinzelnden Augen sah ich schonwieder Hektik. Leute liefen herum wie kopflose Hühner, packten wild ihr Nachtlager ein. Durch die Fenster waren Lichter zu sehen. Die Fähre hatte angelegt. Herrgott nochmal! Und wir müssen uns wieder so beeilen! Wir liefen nach unten, wo wir dann merkten, dass es Fehlalarm war. Es war nur ein Zwischenstopp zum Laden. Das war 2h nach Ablegen.
Cool. Danke! 😁
Nach weiteren Stunden auf den Sitzen legten wir dann wirklich an. Die Sonne ging gerade über den Lofoten auf. Es war ein atemberaubender Anblick, den ich euch leider nicht zeigen kann, weil im Dunkeln die Kameras keine ordentlichen Bilder liefern.

Tageskilometer: 520

Etappe 5: Bodö - Narvig

Wir verabredeten uns mit 3 weiteren Teams, die ab diesem Tag den kompletten Trip noch verbesserten. Team WildEast mit Mario und Franzi, Team Sisu mit Thomas und Annika und Team Woldo, naja mit Woldo eben. Kolonne fahren bietet sich ja an, es macht einfach mehr Spaß. Vorallem, wenn man sich in der Gruppe sehr gut versteht. So gondelten wir los Richtung Narvig. Die Staßen über die Lofoten ist sehr abwechslungsreich und bieten einen traumhaften Ausblick. Nur der schwache Motor trübte unseren Spaß etwas. Die Berge mussten wir immer herunterschalten, über die Kuppe dann wieder hoch, bis der nächste Anstieg kam. Ich hatte damit nicht sooo das Problem, doch Franke ging das schon auf den Keks. An einigen Spots hielten wir an, um Fotos zu machen. Das reisen in unserer Truppe war entspannt, das gefiel mir sehr gut. Es entschleunigte und so fühlt es sich auch eher nach Urlaub an. Am Nachmittag machten wir rast an einer Tankstelle (in der wir einen Zigarettenanzünder mit unversalklemmen kauften YEEAAARRR Kaffeemaschine wurde wieder in Betrieb genommen) und dachten darüber nach, wie wir das mit dem Übernachten wohl machen. Wir waren flexibel und die anderen wollten schauen, ob wir eventuell einen Campingplatz ansteuern konnten. Es war ein Campingplatz ein Stück "über" Navig, also steuerten wir den an. Auf dem Campingplatz gab es Blockhütten, in denen je 4 Leute schlafen konnten. Eine Hütte kostete um die 80 Euro, also 20Euro pro Person. Wir grillten Abends und gingen zeitig ins Bett.

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Tageskilometer: 610

Etappe 6: Narvig - Nordkap

[bild=28]Wir kamen durch diverse Dinge leider erst gegen 11:00 vom Zeltplatz los. Unser Tagesziel war Honnigsvag, ein kleiner Ort 30km vor dem Norkap. Team Sisu wollte in Alta dann abbiegen, das Nordkap aus lassen und einen Tag länger durch Russland fahren. Wir wollten unbedingt ans Nordkap, also trennten sich unsere wege für 2 Tage. An dem Tag gab es nicht viel aufregendes zu berichten, nur die Landschaft war phenomenal. Deshalb lasse ich lieber Bilder sprechen 🙂

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Gegen Abend brach dann etwas Stress aus. Wir hatten eine Unterkunft in Honnigsvag gebucht. So weit, so gut, doch hatten wir bis dahin noch einen ganzschönen Ritt vor uns, und es war schon Nachmittag. Wir gaben also gegen Abend richtig gas. Die Strecke von Alta nordwärts ist kurvig, gut ausgebaut und wenig befahren, also glühten wir förmlich die Strecke hoch. Spaßfaktor (für uns) war die vereiste Piste mit dem Schnee+Seitenwind. Wirklich abenteuerlich! Der gigantische Suburban wankte, schaukelte und rollte vor uns in die Kurven, am Scheitelpunkt dann kurze Finsternis beim Herausbeschleunigen. Es war sowieso ziemlich dunkel nachts, aber wenn der 6,4L Saugdiesel einen Arschtritt bekam, quittierte er es zusätzlich mit einer infernalen Rußwolke. Dieselaffäre? Nicht mit uns 😁
Wir hinterher. Franke hatte den Angstgriff schon fast abmontiert, ihm ist die Grenzgängerei nichts. Musser durch. Hart anbremsen bis das Auto leicht "weich" wurde, nen Gang runterschalten, Bremse auf und rein in die Kurve. Dabei leichter Seitenversatz, da die 9 Jahre alten Kleber kaum mehr Grip hatten. Im Scheitelpunkt dann voll auf den Pin, dem nervösen Heck etwas kontern, dann den Gang ausdrehen und hochschalten. Das war wirklich Fahrspaß. Obwohl wir in einer vollbepackten Sämpfte fuhren...
Ein kleines Highlight war noch der Tunnel, der über 200m UNTER dem Meeresspiegel lag. Auf den ersten Metern fühlt es sich an wie ein normaler Tunnel, doch dann knickt die Straße nach unten ab und man fährt sicher 5Minuten in dem Tunnel straff bergab. Dann kommt die Senke, dann gehts wieder steil bergauf. Ach herrje, und das mit gefühlten 50PS. Da der Suburban zwar kein Problem mit Drehmoment hatte, doch durch das hohe Gewicht auch keine Rennmaschine war, bretterten wir mit 130 Sachen durch die Senke. Der Schwung half. Nicht viel, aber wenig. Während die dunkle Rußwolke vor uns langsam davon zog, ging der Subarumotor in die Knie. Bei 3200U/min runterschalten in den 4. Gang auf 3700U/min. Nach wenigen Sekunden waren wir bei 3400U/min, diesemal schaltete ich noch früher. im 3. Gang bei fast 4000U/min hielt der Subaru die Geschwindigkeit. Fast. Er wurde trotzdem langsamer. Mit 60km/h quälten wir uns nach einer gefühlten Ewigkeit aus dem Tunnel.
Draußen war wieder das super Panorama. Also quälte ich den Subaru wieder auf 110 und wir glühten die Küstenstraße hoch bis zum Hotel. 21:30 waren wir in der Unterkunft. Dort aßen wir noch nen Teller Dosenravioli (Hmmmm etwas für richtige Feinschmecker) und gingen zu Bett.

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Tageskilometer: 510

Etappe 7: Honnigsvag - Nordkap - Ivalo

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Es stande ein Highlight der Extraklasse bevor: Der nördlichste Punkt Europas und außerdem grob Halbzeit unserer Reise. Wir starteten 30km südlich des Nordkaps in den Tag. Wir konnten uns Zeit lassen, denn der Konvoi zum Nordkap startete erst 11 Uhr. Im Winter werden die letzten 13km zum Kap für die Besucher aufgrund von Schneeverwehungen gesperrt. Es besteht nur die Möglichkeit, sich in den festen Zeiten am Konvoi anzustellen und so zum Kap zu fahren. Ganz vorne fährt ein - für deutsche Verhältnisse- gigantonomischer Schneepflug, dahinter, dicht an dicht die Besucher mit Warnblinke. Da fast alle Teilnehmer der BSC an diesem Tag 11:00 ans Kap wollten, war auf dem Parkplatz ein großes Gedränge. Natürlich wurde nach deutscher Manier geparkt wie angeschwemmt. Das gefiel dem Schneepflugmann überhaupt nicht und schimpfte mit feuerroten Kopf durch die Reihen. Der "Parkplatz" war einfach zu klein, sodass sicher 30 Fahrzeuge auf der Straße parken mussten. Das war natürlich kein Problem, weil dort oben fahren so gut wie keine Autos mehr.
Den nächsten Ärger gab es, als sich (zurecht) ängstliche Fahrer mit ihren Autos mit halbem Antriebsstrang (Front- oder Heckantrieb) an große Allrader hingen. Das schleppen auf der Strecke ist strikt untersagt, warum weiß keiner. Vorallem wusste keiner, was passiert, wenn einer mal einen Berg nicht hochkommt und hängen bleibt. Wir hatten das Abschleppseil trotzdem in den Fußraum gelegt, da die Jungens im 32B-Passat vor uns Bedenken angekündigt hatten. Zurecht, sie hatten richtig zu kämpfen, haben es aber letztendlich geschafft.
Landschaftlich ist es dort oben extrem interessant, es sind nur schneeverdeckte Hügel, sonst NICHTS. Keine Pflanze, kein Mensch, kein Baum, kein Tier, nichts. Außer einer Straße mit über 40 wild gewordener Rallyefahrzeuge im Schlepptau eines Schneepfluges.

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Die 13km vergingen wie im Flug. Nach den Etappen der letzten Tage war das auch nur ein Steinwurf. Oben am Norkap stande eine Mautstelle, an der jedes Fahrzeug irrwitzige 50Euro blechen musste. Umdrehen war aufgrund der Konvoiproblematik nicht erlaubt, also blieb nicht viel übrig als zu zahlen. Clever gespielt, Norwegen 😁
Oben an der Station angekommen, schmissen wir den Subaru in den Schnee und stapften Richtung Globus. Wir bogen um eine Ecke und dort stande er. Majestätisch stande der Globus an der Klippe, dahinter nur noch Wasser. Wir hatten es geschafft, wir konnten es kaum glauben. Wir waren mit diesem Trümmerhaufen ohne Probleme bis ans Nordkap gefahren. Wir schossen ein paar Bilder, danach stande ich nur an der Klippe und hielt einen kurzen Moment inne.
Man muss sich schon einmal vor Augen führen, was in den letzten Tagen passiert ist, wie weit man gefahren ist und was dieser Ort bedeutet. Es war schon ein bedächtiger Moment.

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[bild=40]Die Station des Nordkaps besteht aus einem Cafe mit Souveniershop (was denn sonst...) und einem kleinen Museum. Ich schlenderte durch das Gebäude und nahm mir einige Mitbringsel mit. Punkt 13:00 ging es dann wieder zurück zum Parkplatz, von dort aus wieder Richtung Olderfjord. Von dort fuhren wir auf der E6 Richtung Karasjok, dort über die Grenze nach Finnland und dann nach Ivalo. Dort wollten wir uns einen Campingplatz suchen, oder nach Bedarf im Auto schlafen.

[bild=48]In Ivalo war ein Campingplatz, doch dort ging niemand als Telefon. Wir fuhren einfach dort hin und wollten Fragen. Doch an der angegebenen Adresse war nur eine Tankstelle. Wir tankten und fragten nach dem Campingplatz. "Here it is". Die Tankstelle war wie eine kleine Kneipe und Rezeption. Leider war keine Hütte mehr frei, aber wir durften gegen einen kleinen Obulus die sanitären Anlagen nutzen und auf dem Parkplatz unser Nachtlager aufschlagen. Wir aßen in der kleinen, wirklich supergemütlichen Kneipe noch einen Kebab (wie Dönerfleisch) mit Pommes und bauten anschließend unser Auto um. Es war wirklich frostelig geworden. Als wir uns hinlegten, waren weniger als -20°C. Kein Thema, die Heizung funktionierte ja. Wir zogen uns aus, gruben uns in die Schlafsäcke und sagten uns gute Nacht. Nach 5Minuten keimte eine Frage in mir:

"Haben wir die Heizung getankt?"

Ach maaaaaaaaaaaaaannnnnnn, die Heizung lief schon wie sie sollte (sprang auch ohne Probleme an) und wir waren kaputt. Es half aber alles nichts, wir mussten nochmal raus und die Heizung tanken. Schon beim Lösen der spanngurte froren unsere Finger fast ab, es war wirklich knackig kalt. Wir tankten die Heizung und legten uns wieder hin. Nebenan nagelte blubbernd der Diesel-V8. Die beiden im Suburban hatten keine extra Heizung, also ließen sie den Motor über Nacht laufen. Wir hatten so unsere Zweifel, dass der Diesel nicht einfach auskühlt und der Innenraum eisekalt wird.
Egal, wir hatten andere Probleme. Die Heizung lief wieder und es wurde warm im Auto. Franke schlief schon, ich hörte auf Geräusche der Heizung. Unbegründet, die lief wie ein Uhrwerk. Es wurde angenehm warm, dann kuschelig warm, dann schon stickig warm, dann unerträglich heiß. Da der Auslass der Warmluft in Fußnähe lag, musste ich nach 15 Min die Beine einziehen, weil ich Angst hatte, der Schlafschlack könnte schmelzen. Nach weiteren 5 Minuten war es nicht mehr auszuhalten. Es waren sicher 45°C im Auto, es nahm einem fast die Luft zum atmen. Ich schaltete die Heizung aus und schlief ein. Irgendwann nachts wachte ich auf. Innen im Auto war alles gefroren, wir waren kurz davor. Der Atem war gut sichtbar und im Auto hingen Eiszapfen.
Also startete ich die Heizung. Nach 10 Sekunden glühen fing das sonore fauchen an und es wurde wieder angenehm warm. Dann wieder drückend heiß. Was nun? Wieder ausmachen und frieren wie die Schweine? Anlassen und verbrennen? Aber für den Inschenör ist nichts zu schwör. Ich öffnete die hintere Tür und regulierte die Temperatur über den Türspalt. Nach ein paar minuten hatte ich herausgefunden, dass ein 10cm Spalt für eine wohlige Temperatur sorgte. Also schliefen wir bei -24°C mit offener Tür und es war trotzem angenehm im Auto. Es war traumhaft. Von draußen zog die sauberste Luft ins Auto, die man sich vorstellen kann, dazu eiskalt und voller Sauerstoff. Der im Schlafsack eingepackte Körper ist wohlig warm, nebenan stampfte der Dieselsaurier ruhig vor sich hin. Ein wirklich friedlicher Moment.
Im nächsten Augenblick klingelte der Wecker.

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Tageskilometer: 485

Etappe 8: Ivalo - Oulu

Wir hatten letztendlich gut geschlafen. Franke sowieso, er hatte Ohrstöpsel im Gehirn und bekommt auch so beim Schlafen nichts mit. Team Wild East hatte bitterlich gefroren, weil der kleine Motor des Suburban auskühlte und somit der Innenraum fast auf Außentemperatur auskühlte. Entsprechend sahen die beiden auch etwas zerstört aus.
Für die Morgentoilette mussten wir ca. 50m Meter laufen. Die paar Meter waren bei der Temperatur am Morgen kein Geschenk, ich verzichtete auf das Duschen, zog mich nur an, putzte Zähne und war ready for Takeoff. Wir kauften uns noch einen Kaffee an der Tanke/Kneipe/Rezeption und fuhren Richtung Napapiiri. Dort, am Polarkreis, gibt es den Themenpark Santa-Claus-Village, dort wohnt übrigens der Weihnachtsmann.
Im Santa-Dorf trafen wir das erste und letzte mal auf unserer Route auf Touristen. War klar, das Dorf war wie dafür geschaffen. Attraktionen, Stände, ungefähr 45 Restaurants mit den phantasievollsten Namen und abgefahrensten Gerichten, Gift-shops, Bungalowsiedlungen und alles, was man sonst so nicht braucht. Wir schlenderten durch das Dorf, waren von der Preisgestaltung entsetzt, gingen quer über die Straße und aßen in einer Tankstelle Kebak mit Salat und Pommes. Dort machten wir noch folgenden Schnappschuss:

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[bild=47]Danach fuhren wir weiter. Recht emotionslos erreichten wir Oulu, wo Mario ein kleines Häuschen für eine Nacht gebucht hatte. Die kleine Siedlung lag genau an der finnischen Ostsee, man musste nur 30m bis zum Strand laufen. Wir stopften uns ne Dose Ravioli in die Figur und ich wollte mal an die See. Also ging ich alleine los. Ich musste die Umzäunung der Siedlung überwinden. Nichts leichter als das, ich wollte mich formschön über den Zaun schwingen. Da ich keine 16 mehr bin, und außerdem die Riegel des Zaunes vereist waren, schnappte ich ab und knallte auf eine Zaunslatte, die sich in das rechte Schienbein rammte. Ziemlich formunschön kippte ich über den Zaun, fing mich aber glücklicherweise mit dem Gesicht ab. Soweit, sogut. Das Bein blutete, der Kopf brummte aber ich war über den Zaun. Ich humpelte zum Strand. Nach der Zaun-Malörität wollte ich nicht umdrehen, nur weil ich kaum laufen konnte...
Am Strand war ein Aussichtsgebäude mit einer Treppe. Es waren vllt 25 Stufen in Reihe. Auf den ersten Stufen merkte ich, dass die Stufen verschneit und vereist waren. Es waren keine richtigen Stufen mehr, sonder eher kleine Rampen auf jeder Stufe. Ich hoffte nicht zu stürzen.
Ich kam ohne Probleme oben an und wurde mit einer traumhaften Aussicht belohnt. Die See war komplett zugefroren. Die weiße, spiegelglatte Fläche vor mir war so gigantisch, dass man sogar die Erdkrümmung erahnen konnte. Es war totenstille. Ich verweilte eine halbe Stunde und drehte wieder um. An der oberen Treppenkante ahnte ich schon schlimmes. Ich trat auf die erste Stufe, wollte gerade den Handlauf greifen, da flogen förmlich meine Beine davon und war plötzlich ziemlich schnell auf dem Weg nach unten. Es war kein Grip da. Ich stotterte die Treppen hinab, war aber noch nicht vorn oder hinten übergekippt. Der Handlauf war genauso vereist wie die Stufen, außerdem bekam ich ihn kaum gegriffen durch das Geklapper über die Treppenstufen. Hoffentlich tu ich mir jetzt noch richtig weh...
Auf der halben Treppe fing ich mich, halb auf dem Rücken liegend, die linke Hand um den Handlauf geknödelt, die rechte war irgendwie unter mir. Ich hielt kurz inne. Ich hatte überlebt. Und außer meiner Einbußen des Zaun-Massakers hatte ich keine weiten Blessuren davongetragen. Ich humpelte wieder zurück und hatte schon so meine Bedenken, wie ich wieder über den Zaun kam. Zumal ja jetzt fortgeschrittene Schwierigkeit bestand, da am Zaun auf der Außenseite keine Längsriegel angebracht waren. Scheiße, was mach ich denn jetzt?
Ich schaute mich am Zaun um und erspäte 20m meiner Absturzstelle in der Ecke des Geländes ein Tor. Prima, Tobner. Gut gemacht. Ich hatte das Tor vorher nicht gesehen, da in der Ecke des Geländes noch ein Haus stande. Man hätte evtl. auch mal einen Meter laufen können, um zu schauen, aber ein echter Kerl geht lieber die Gefahr ein, sich das Genick zu brechen, während er über einen Zaun klettert.
Ich wollte nicht noch einmal über den Zaun, sonder entschloss mich, einfach durch das Tor hindurch zu gehen. In der Hütte erzählte ich den Leuten von meiner Nahtod-Erfahrung, da meinte Franke:

"Ja, ne Minute nachdem du losgestiefelt bist, hab ich nen dumpfen Knall gehört. Das war dein Schienbein?"
"Ja."
"Trottel. 😁 "

Wir gingen ins Bett und schliefen sofort ein.

Tageskilometer: 530

Etappe 9: Oulu - Ladogasee

[bild=52]Als ich meinen grazilen Körper aus dem Bett bewegte und auftrat, knickte sofort das rechte Bein ein. Aua... Da war ja was. Das Schienbein sah kunstvoll aus. Um den dunklen Grind schimmerte jede Farbe der Natur. Blau, Grünlich, Rot, Violett. Die Farbverläufe habe ich auch gut getroffen. Jetzt war ich also ein Hinkebein.
Wir packten die Autos und fuhren los. Heute stande der Grenzübertritt nach Russland an. Eine heikle Angelegenheit. Wir waren also den ganzen Tag fürchterlich aufgeregt. Von Oulu bis Kaurila an der Grenze waren es etwas über 450km, also fuhren wir einfach ohne Umwege und ohne Schickimicki direkt dort hin. Wir wollten den Grenzübertritt so schnell wie möglich hinter uns bringen. Bis dahin passierte auch nicht so viel. Wir fuhren mit 110km/h bis zur Grenze. An der Tankstelle war die Frau hinter der Theke so begeistert vom Subaru, dass sie gleich herausgestürmt kam und Fotos machte. Ein paar Minuten späten kam in der Whatsappgruppe ein Screenshot aus Facebook mit unserem Subaru. Die Krachbummenten hatten wieder einmal für Aufsehen gesorgt.
An der Grenze nach Russland ging dann das Chaos los, was uns die nächsten beiden Tage nicht wieder verließ.

Wir fuhren ins Grenzgebiet und sahen schon die ersten Häuschen der Grenzstation. Team Wild East rollte mit der hubraumstarken Ausgeburt des kapitalistischen Feindes an die Grenze, dahinter ein Subaru mit einer Farbgebung, die nur Insassen des anderen Ufers vermuten ließen. Es war niemand da, also stellten wir uns an der ganz rechten Bahn an. Nach 3 Sekunden kam der erste russische Grenzer, gestikulierte wie wild herum und schlug auf das Kennzeichen des Suburban ein. Das Kennzeichen war verreist, ein unzumutbarer Frevel. Außerdem standen wir an der LKW-Schlange. Das gab den ersten Ärger...
Nach der ersten Kontrolle der Pässe durften wir in das eigentliche Grenzgebiet. 50m weiter folgte die nächste Kontrolle, danach kam die richtige Kontrolle. Wir sollten das Auto abstellen und mit ins Grenzhäuschen kommen. Nach der 3. Pass- und Visakontrolle mussten wir einige Zettel ausfüllen. Jeder Fahrer 2 Zettel, jeder Beifahrer einen Zettel.
Die Zettel waren kyrillisch/englisch. Durch 6 Jahre Russischunterricht konnte ich zwar problemlos russisch lesen, ich verstand aber nur Bahnhof. Also füllte ich den Zettel nach besten Wissen und Gewissen aus und gab ihn ab. Der Grenzer schaute kurz drüber und meinte "NJET" Ich fragte warum, er fing an, irgendwelche Kreise und Striche auf den Zettel zu kritzeln und erklärte mir alles ungeduldig auf russisch. Sehr gut, damit war ich wenigstens so schlau wie vorher.
Der zweite versuch scheiterte genauso. Die Grenzer konnten aber auch kein englisch, es machte sich Frust und Verzweiflung breit. Nach ca. einer halben Stunde kam ein Grenzer und fragte in gutem englisch, ob er uns helfen könne. Ich wollte ihn umarmen.
Der Zettel, den wir ausfüllen sollten, war eine Art Importbestätigung des Fahrzeuges. In Russland ist es so, dass wenn man sein Fahrzeug importiert (indem man damit über die Grenze fährt) ist man verpflichtet, das Auto auch wieder zu exportieren. Heißt im Umkehrschluss, wenn man mit 100 an einen Baum fährt, ist man VERPFLICHTET, das zerstörte Wrack irgendwie über die Grenze zu bewegen. In Russland verschrotten ist auch nicht erlaubt.

Na Prost Mahlzeit.

1600ccm schrieb ich auf den Zettel, es war falsch. Es mussten 1597ccm sein. Bei Serial Number musste die Schlüsselnummer stehen, nicht die FIN. Und so weiter und so weiter. Der Grenzer war sehr nett und half uns Begriffstutzigen den Zettel auszufüllen. Schließlich hatten wir es geschafft den ersten Schein auszufüllen, daraufhin bekamen wir einen winzligen Zettel mit Stempel. Die Bestätigung, dass das Auto legal importiert ist. Wenn man den verliert, bekommt man riesige Probleme bei der Ausreise. Danach kam Zettel Nummer 2. Das war eine Art Fragebogen auf Russisch, den wir englisch beantworten sollen. Der Grenzer übersetzte die Fragen ins englische, wir schrieben die Antworten auf. Reisegrund, Reiseziel, Unterkünfte mit Adressen, Arbeitgeber samt Adresse und Furz und Feierstein mussten wir preisgeben...

Danach kontrollierte noch jemand unsere Pässe und wir durften wieder zu den Autos. Es war ausschließlich dem Importeur gestatttet, das KFZ im Grenzbereich zu bewegen. Ich rollte also vor zum Checkpoint, an dem schon 3 weitere Grenzer und ein Drogenhund warteten. Einer tippte Unsanft mit seinem Schlagstock auf Motorhaube, Türen und Heckklappe. Der Befehl zum Öffnen. Jetzt ging mir die Düse, schließlich hatten ich das CB-Funkgerät abgebaut und ganz unten unter der Matraze versteckt. Der Grenzer stocherte aber nur in dem wüsten Haufen aus Klamotten und Essen herum und grub nicht tiefer. Danach ging es zum Fahrzeugheck. Ich hatte vorher im Wörterbuch herausgesucht, was "Heizung" und "Ersatzteile" auf russisch heißen. Er tippte mit dem Schlagstock auf die Holzkiste der Heizung.

"Sto eto?" - Was ist das?
"Ottoplenie" - Heizung

Er drehte sich emotionslos zu seinem Kollege um, zeigte ihm nen Vogel und sagte amüsiert, leicht spöttisch "Ottoplenie hahaha" Ihm gefiel scheinbar die Umsetzung unsere Idee der Heizung. Russen eben. Er tippte auf den Grill. - "Sto eto?" - "Griill." "Open!" Ich öffnete das Fass und sah ein kleines Funkeln in den Augen des Grenzers. Ich kam trotzdem nicht drum herum, die schwarze Kiste mit den Grillutensilien zu öffnen. Ich öffnete die Kiste, darin waren neben den Grillsachen auch Frankes mit Surstömming kontaminierte Schuhe. Diese hatten leider 2 Tropfen Fischsut abbekommen und waren nicht mehr tragbar. "STO ETO!!!" Ich packte die Schuhe aus, der Grenzer hetzte seinen Hund los. Diesem verging in dem Moment die Lust und er kniff die Rute zwischen seinen Beinen ein. Armes Tier.
Wir packten noch unsere Ersatzteilkiste vom Dach, danach packten wir alles zusammen und durften, nach einer Passkontrolle, weiterfahren.
Nach 50m war noch eine Passkontrolle, langsam fing es an zu nerven, aber wir waren froh, dass wir durch waren. Franke sortierte alles wieder ein. Plötzlich war der Importzettel des Subarus weg. Panik machte sich breit. Wenn der weg ist und wir kommen in eine Kontrolle, wars das. Der Zettel war dann irgendwo in dem Wust aus Zetteln, Pässen, Erklärungen und Tankquittungen wieder aufgetaucht. Gott sei Dank. Wir konzentrierten uns auf die Straßen und den Verkehr.

Im Vorfeld habe ich mich über das Autofahren in Russland belesen. Die Kernaussage war immer die gleiche: Die Russen fahren wie die allerletzen Henker, man sollte auf den Fernverkehrsstraßen immer mind. 20km/h schneller fahren, um Ärger zu vermeiden, als Ausländer ist man bei jeder Kontrolle mode und im Falle eines Unfalls hat man automatisch schuld. Demzufolge war ich doch ziemlich nervös, als ich die ersten Meter fuhr. Aber es war garnicht so schlimm. Die Straße Richtung Ladogasee war gut ausgebaut. Es war eine recht breite Spur ohne asphaltiertem Seitenstreifen. Es war eher so, dass der Asphalt einfach an den Rändern aufhört und im Dreck eine 1-2m breite Spur "herausgefahren" war. Warum bekamen wir am nächsten Tag zu spüren.
Wir rollerten also dahin und merkten sehr schnell, dass urplötzlich doch recht große Schlaglöcher auftauchen können. Natürlich ohne Warnhinweis. Das rumpelte schon böse, schließlich ist der Subaru auch eher schlecht gefedert. Also haben wir schnell gelernt vorsichtig zu fahren und dass wenn die Russen ein Schild mit einem abgebildeten Schlagloch aufstellt, man wirklich sachte fahren sollte. Dem ersten Schild "Achtung Schlaglöcher" folgte ein badewannengroßes und sicher 20cm tiefes Loch in der Straße. Das Problem: Die Russen hämmern da trotzdem ohne Rücksicht auf Verluste drüber, als gäbe es keinen Morgen mehr. Dementsprechend wurden wir an den Verwerfungen im Asphalt angehupt oder grob überholt (auch von LKW). Es war stellenweise etwas stressig, aber auszuhalten. Wir rollten dann von der Fernverkehrstraße direkt Richtung See. Dort hörten die "guten" Straßen plötzlich auf. Wir befanden uns in einer Schneise im Wald. Der Untergrund bestand aus Dreck und Sand/Schotter. Es war teilweise ausgewaschen, überfroren oder hatten sonst extrem viele kleine und größere Schlaglöcher. Es war wie ein Feld aus Woks. Manchmal lagen größere Steine rum oder es waren querrillen ausgewaschen. Es war, wie wenn man mit 60km/h über ein Welldach fuhr. Die Dörfer, durch die wir fuhren waren ein Kulturschock. Im Finstern sieht man nicht ungedingt die Umgebung, aber die an den "Straßen" befindlichen Häuser waren eher Bretterhaufen mit Türen und manchmal auch Fenstern. Wenn man durch die Fenster in die beleuchteten Häuser sah, sah man die pure Armut der russischen Landbevölkerung. Kaum Putz an den innenwänden, kaum Tapeten, nur sporadisch mal ein Wandteppich. Völlig abgewohnte Möbel, in jedem 2. Fenster ein uralter Ofen. Krass.

Ich kann leider die Atmosphäre nicht in Worte fassen, aber mich hat es regelrecht erschüttert. Aber gleichzeitig auch irgendwie fasziniert. Ich weiß nicht warum, aber ich hätte gern noch mehr gesehen. Nach 80km auf dem Welldach trafen wir auf Team Sisu, die einen Dreher auf einer der Waldstraßen hatten. Es war nichts passiert, nur ein Licht war ausgefallen. Thomas vom Team Sisu hat Russlanderfahrung nach 2 Jahren Leben in St. Petersburg. Außerdem sprach er fließend russisch, sodass wir uns an seinen Rockzipfel hingen und heilfroh waren, ihn wieder bei uns zu haben. Es wirkt stellenweise beängstigend, in Russland umherzufahren ohne einen, der sich mit den Leuten verständigen kann.
Thomas hatte uns einen kleinen Bungalow in einem kleinen Dorf klargemacht.
Als wir dort ankamen erwartete uns eine wohlig warme Hütte. Innen war alles aus Holz, Fußböden, Wände und die Decken. Treppen und Türen. Es roch auch sehr angenehm und wir hatten eine eingebaute Sauna. Wir aßen alle zusammen, Team Wildeast und Team Sisu gingen in die Sauna. Wir gingen Schlafen.

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Tageskilometer: 690

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Thu Feb 22 14:35:02 CET 2018    |    Tobner    |    Kommentare (21)

In den letzten Tagen haben wir viel herumgedoktert am Wintersubaru. Leider hat der Zahn der Zeit recht ordentlich am Impreza genagt, sodass wir recht viel Zeit mit Instandsetzung verbringen mussten. Da der Motor so langsam war, haben wir letzendlich die Lambdasonde, Benzinpumpe/ -filter und den LMM getauscht, es brachte alles nichts. Kompression war ja schon gruselig, wir haben aber letzten Endes einfach aufgehört zu suchen. "Wird schon irgendwie werden"

Dann haben wir die Heizung aufs Dach gebaut. Abenteuerlich. Aber die "Sirokko 231" aus dem Barkas 1000 funktioniert prima! Die Heizung verbrennt Benzin und drückt die warme Luft durch einen Lüftungsschlauch in den Innenraum. Durch die getrennte Abgasfürhung bleiben die Abgase draußen. Um den Lüftungschlauch an den Innenraum ankoppeln zu können, haben wir die hintere Seitenscheibe herausgetrennt und dort ein Blech mit einer 90mm Muffe eingesetzt. Dort wird der Warmluftschlauch dann eingesetzt. Gesteuert wird es über Schalter, die sich jetzt anstelle des Angstgriffes über dem Bett befinden. Strom bekommt sie von einer autargen Aufbaubatterie aus einem Wohnmobil (95Ah, geladen tagsüber über Lichtmaschine). Die Heizung macht was sie soll, nach wenigen Minuten ist es drückend heiß im Auto. Sollte also bei -30°C auch vor dem Erfrieren schützen. "Wird schon irgendwie werden"

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Anschließend bauten wir das Bett ins Auto. Der Impreza ist wirklich kein Raumwunder, ohne umgeklappte Vordersitze sind es nur 1.60m von Kofferraumverkleidung bis zu den Sitzlehnen. Da wir beide aber dezent länger sind, musste eine Lösung her. Wir entfernten die Rücksitzband, bauten ein langes Brett bis zur Vorderkante der Rücksitzbank und befestigten dort ein klappbares Brett. Also kann man Abends die Sitze vorschieben und umklappen und dann das Kopfteil des Bettes umklappen, schon hat man 1.90m Liegefläche. Gerade genug für uns 😁
"Wird schon irgendwie werden"

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Danach wechselten wir noch den Auspuff (der Eigenbau war übertrieben zu laut, zum Glück gibts hier keine SOKO "Poser"😉 und erneuerten die Bremsbeläge der HA. Zugegebenermaßen habe ich, seit ich das Auto besitze, nie in die hintere Bremse geschaut. Also dachte ich, es wäre keine schlechte Idee, wenigstens mal einen Blick hinein zu werfen. Es war ne gute Idee, von den Bremsbelägen links war wirklich nicht mehr viel übrig...

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Danach pakten wir die Dachbox noch voll, es befinden sich jetzt folgende Teile darauf:
-2 vollwertige Winterräder
-2 20L Kanister Benzin
-die Heizung (unter der Kiste)
-Ersatzteilkiste mit sämtlichen Teilen (Anlasser, Lichtmaschine, Gebläsemotor, Wagenheber, Ersatzbirnen, Teile für die Heizung, Kleinkram)

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Morgen Abend gehts dann los, etwas mulmig ist mir schon zumute. Haben wir alles? Hält das Auto? Kommen wir überhaupt an der Startveranstaltung in HH an?...

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"Wird schon irgendwie werden"

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Thu Jan 25 10:50:53 CET 2018    |    Tobner    |    Kommentare (22)

Sodele,

nachdem nun das "Kurzzeitprojekt" Trabant,welches schlimm ausuferte, erstmal soweit beendet ist, habe ich Zeit, mich um den BMW zu kümmern. Momentan suche ich noch Teile zusammen, aber die Sammelei neigt sich dem Ende. Es fehlen als große Posten nur noch die Nockenwellen, die ich gern umschleifen lassen möchte und ein Einmassenschwungrad. Original hat der M62 ein fast 18kg schweres Zweimassenschwungrad, welches den Motor träge erscheinen lässt. Die Firma CCC-Motorsport hat ein 7kg leichtes Einmassenschwungrad (EMS), welches ich nach der Rallye beschaffen werde.

Problematisch ist noch die Kupplung. Ich fahre ein 5 Gang Getriebe, welches nur am 3.5Liter V8 zum Einsatz kam. Den 4.4Liter gab es nur mit 6Gang oder Automatik. Ein 5Gang an einen 4.4Liter zu schrauben geht zwar, doch müsste man dann aufgrund der Getriebewelle die Kupplung vom 3.5Liter V8 fahren, welche aber öfters das Drehmoment nicht übertragen kann und abraucht. Die größere Kupplung vom 4.4 geht aufgrund der Getriebewellenverzahnung nicht (so richtig). Da gibt es aber Mittel und Wege, dieses Problem zu beheben.

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Nachdem ich dann über Weihnachten das V8-Umbauset von 300mm.de bestellt hatte, konnte ich auch richtig loslegen. Das Paket umfasste folgende Teile:

- Motorhalter
- Motor- und Getriebegummis
- Spezialradnaben für die VA
- Bremssatteladapter für die VA und die HA
- Achstieferlegung
- Bremsbetätigungstange (vom Bremspedal bis Hauptbremszylinder)
- Haltebleche BKV zum Einschweißen
- Kühlerabschlussblech für den E28 Kühler

Ich habe den alten Motor samt Getriebe ausgebaut, den Motorkabelbaum entfernt und ein Halteblech am linken Dom entfernt. Dort war original ein Behälter befestigt, der aber für den Bremskraftverstärker weichen muss. Das abgefahrene: BMW baute in den älteren 5er mit V8 Motor den Bremskraftverstärker hinter den Scheinwerfer auf der Fahrerseite, weil nirgendwo sonst Platz ist. Es wäre auch möglich, bspw. mit einem Waagebalken und ohne BKV zu fahren, aber das sehe ich sehr kritisch. Es nützt auch nichts, wenn die Kniescheibe rausspringt eh das Auto bremst.

Danach habe ich ein Lenkgetriebe vom 3er BMW (E36) eingebaut. Dieses ist bedeutend direkter, fährt sich besser und die Anschlüsse sind etwas versetzt, was dem Einbau des V8 zugute kommt. Der größte Vorteil ist, dass das Lenkgetriebe die Achstieferlegung kompensiert, da es am Anschluss von der Lenksäule etwas länger ist. Also kurz gesagt: Achse und somit Lenkgetriebe liegt 20mm tiefer, Anschluss zur Lenksäule ist 20mm länger - Lenksäule passt plug&play ans Getriebe.

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Danach habe ich die Motorhalter vom Umbauset montiert, die Motorgummis auf die Vorderachse geschraubt und den Motor in den Motorraum gehangen. Das war notwendig um die Platzverhältnisse zu klären. Als der Motor drin war, habe ich mir die kritischen Stellen angesehen und für weniger problematisch befunden. Folgende Stellen sind eng:

- alle

Aber seht selbst:
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Am engsten ist es an der Spritzwand, die Anschlüsse zum Wärmetauscher liegen fast an. Außerdem ist zwischen Lichtmaschine und Längsträger ungefähr 2cm luft und das Batterieblech muss etwas verkleinert werden. Batterie kommt sowieso in den Kofferraum.

Als der Motor saß, habe ich den BKV vom E34 540i eingepasst. Dazu muss man den originalen Halter kürzen, die beiden Haltebleche oben und unten einschweißen und festschrauben. Problematisch war, dass das obere Halteblech nicht vorgebogen war und ich erstmal ein wenig probieren musste. Auch hier sind die Platzverhältnisse kritisch, da der Hauptbremszylinder nach vorne aus dem BKV herausragt. Der HBZ ragt zwischen die beiden Scheinwerfer und hat nach vorne vllt noch einen cm Platz. Auch zum Motor hin ist da wenig Platz, aber es passt.

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Danach habe ich den Motor wieder herausgehoben und die Bleche durchgeschweißt. Außerdem habe ich einen Satz 17Zoll Stahlfelgen vom BMW X1 geschossen, die dann auf das Auto kommen. Schick dabei ist, dass sie die riesen Bremse verstecken und das Sleeper-Image unterstreichen 😁

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Die Hinterachse und die Radlagergehäuse der HA sind beim Pulverbeschichten, danach kann ich die alte HA mit Trommelbremsen ausbauen und die überholte Scheibenbremshinterachse verbauen. Zum Einsatz kommen Radnaben vom Z4 (wegen LK 5x120), Bremsscheiben vom Z4, Bremssättel vom E34 540i samt Halter und Bremssatteladapter von 300mm.de.

Bis zur Rallye werde ich mich noch etwas um die Elektrik kümmern, die ist bei dem Projekt auch nicht ohne. Da ich beim Kauf des Motor einen riesen Fehler gemacht habe und die Komponenten der elektrische Wegfahrsperre nicht mitkaufte, komme ich etwas ins Schwimmen. Die EWS beinhaltet eine Ringantenne samt Schlüssel mit Transponder, Kabelbaum und das EWS-Steuergerät. Ohne ein Signal von der EWS gibt das Motorsteuergerät aber nichts frei. Man kann die EWS aber nicht ohne weiteres simulieren oder aus dem Motorsteuergerät auscodieren...
Außerdem bekommt das Steuergerät das Geschwindigkeitssignal vom ABS-Block. Da mein BMW aber kein ABS hat (und ich es auch nicht nachrüste), muss ich an dieser Stelle auch zaubern. Aber ich denke, da finden sich auch Wege...

Es wird wohl erst nach der Rallye die nächsten Fortschritte geben, aber das Projekt rennt ja nicht weg 😁

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Mon Jan 15 14:50:07 CET 2018    |    Tobner    |    Kommentare (17)

Moin liebe Mtler,

nach langer Zeit des Schweigens muss ich meinen Blog malwieder etwas aktualisieren. Der Trabant steht fast fertig für die Vollabnahme, der E30 nimmt langsam Form an (Artikel folgt!) und der Wintersubaru fährt tapfer seinem Ende entgegen. Ende März läuft der Tüv aus und es ist absolut aussichtslos, noch einmal bei der HU vorzufahren. Aber es sollte nochmal einen kleinen "Schlussknall" mit dem Winterauto geben, schließlich begleitet mich das hässliche, tapfere Entlein nunmehr fast 5 Jahre.

Über Facebook kam ich letzten Sommer auf die Seite des SAC, ein Reiseveranstalter für Charity-Rallyes. Als ich auf der Seite unterwegs war, keimte da eine Idee im Hinterkopf:

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Mit dem Subaru die Baltic-Sea-Circle-Rallye mitfahren. 7500km durch 10Länder. Und passend dieses Jahr: Premiere der ersten Winter-Edition dieser Rallye. Es passt alles. Supergeil! Im Winter ans Nordkapp, dann über Murmansk nach St. Petersburg und über Polen zurück nach Deutschland. Ich überedete meinen besten Kumpel und meldete uns an. Anfangs zweifelten wir noch etwas, schließlich ist es finanziell auch nicht ohne (Startgebühr fast viereckig, dazu noch Spenden sammeln,Verpflegung, Sprit, Visa,......) und auch so war anfangs etwas mulmige Grundstimmung. Aber was solls denn, wir sind jung und ungebunden. Wenn wir jetzt nicht fahren, dann nie.

Also fingen wir die Vorbereitungen an. Da wir hardcore im Auto nächtigen wollen, muss das Auto dazu passend etwas umgebaut werden...

Was wollen wir mitnehmen?
Tja, so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Aber ganz ohne Werkzeug und Ersatzteile gehts dann doch nicht. Ich habe 2 vollwertige Ersatzräder organisiert, dazu kleinen Spittel wie Anlasser, Lichtmaschine, Benzinpumpe, Riemen, Gebläsemotor, Birnen, Schellen, Kabel, Lüsterklemmen, Benzinkanister und Kleinkram wie Sicherungen. Dazu noch viele Klamotten, Verpflegung, Campingkocher und nen Kasten Bier (das wichtigste!).

Wo stopfen wir das alles hin?
Der Tobner hat sich mal 2 Tage hingestellt und hat gebastelt. Eine Dachbox musste her. Problem: Der Subaru hatte keine Dachreling. Erst habe ich herumprobiert mit Dachschienen zum Klemmen. Da diese an die Fensterkante geklemmt werden und der Subaru aber so alberne Maße an den Scheiben hat, ging das nicht. Ich rüstete eine originale Dachrehling nach und organiserte mir dann 2 Grundträger. Danach habe ich Rundmaterial besorgt und beim Feierabendbier ein Korb gebaut. Leider hat das dann länger als geplant gedauert und ich hab fast ein ganzen Wochenende damit zugebracht 😁 Aber es kann sich sehen lassen. Eintragen brauche ich es nicht, da es als Ladung gilt, solange man es mit dem Bordwerkzeug abbauen kann.

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Wie schlafen?
Zelt fällt aus wegen den Temperaturen. Hotel/Pension fällt wegen den Finanzen und dem Abenteuergefühl aus. Bleibt das Auto. Wir haben uns überlegt, das Rücksitzbank auszubauen und eine große Liegefläche einzurichten. Eng wirds trotzdem, der Impreza ist wirklich recht klein... Heizen wollen wir mit einer Benzinstandheizung eines Barkas B1000 mit 3500W Heizleistung, die auf den Dachkorb geschnallt wird. Diese läuft aber noch im Teststatus in der Halle, das Ding muss einfach 100% funktionieren. Zum heizen legen wir nur einen Luftschlauch ins Auto und gut. Vorteil der Heizung: DDR-Technik ist sehr robust und leicht zu reparieren. Außerdem braucht sie wenig Strom und hat getrennte Abgasführung, somit werden die Verbrennungsabgase nicht in den Innenraum geblasen. Wäre auch wünschenswert, wenn wir nach der ersten Nacht wieder aufwachen können 😁

Was wird am Auto vorbereitet?
Ich habe einen anderen Anlasser eingebaut, da der alte doch recht müde und kraftlos klang. Der jetzige klingt genau so desolat, wahrscheinlich klingen die alle so gruselig. Auch neue Masse- und Pluskabel haben nichts gebracht. Außerdem habe ich eine zweite Batterie für die Heizung eingebaut. Diese ist mit einem Trennrelais von der Starterbatterie getrennt und wird beim Fahren über die Lichtmaschine nachgeladen. Dann steigen wir von 10W40 auf 5W40 um und wechseln die Kühlflüssigkeit gegen welche, die bei -40°C nicht gefriert. Eine neue Benzinpumpe habe ich eingbaut, da die alte gestorben ist und ich zum ersten mal mit dem Auto stehen geblieben bin😰

Was noch?
Kleines Gimmik 😁 Ich habe mir einen Fahrradträger für die AHK gekauft und ein Gestell darauf gebaut. Oben in dem Gestell tront ein Ölfassgrill. In der schwarzen Kiste sind alle Grillutensilien drin. Ich denke, wenn man abends den Grill einheizt und sich einen warme Mahlzeit brutzelt, ist das viel Wert.

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So viel ist nun nicht mehr zu erledigen. Die Heizung muss noch installiert werden und das Bett eingebaut werden, aber das sollte nun nicht mehr das große Problem sein. Sorgen macht mir der Motor, da er schonwieder das lahmen anfängt. Die Kompressionsmessung zeigte:

1. 10 Bar
2. 8 Bar
3. knapp 7 Bar
4. 8 Bar

Eine neue Lambdasonde veringerte das Ruckeln bei Teillast, aber dennoch schafft das Auto mit ach und krach 140km/h auf der Geraden. Irgendetwas stimmt nicht und ich weiß noch nicht so genau was. Fehlerspeicher ist leer, Benzinpumpe neu, DK-Poti ist rauschfrei, nur den LMM habe ich noch nicht geprüft...

Da es sich um eine Charity-Rallye handelt, wollen wir noch ein paar Spenden sammeln. Wenn ihr wollt, schaut mal auf unserer Spendenseite vorbei 🙂

Link: https://www.betterplace.org/.../30566-bscwinter2018-die-krachbummenten

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Tue Oct 17 12:17:14 CEST 2017    |    Tobner    |    Kommentare (32)

Moin MTler,

wie man aus dem Titel erahnen kann, habe ich mir, aus einer Kurzschlussreaktion heraus, einen Trabant gekauft. Wie kam es? Ein Kumpel besitzt einen 601 aus 1967. In einer ruhigen Minute schaute ich mir das Fahrzeug an, setzte mich hinein, spielte etwas herum .... und fand schließlich gefallen am Trabant. Dieses Auto ist so "anders", ich behaupte, so ein eigenwilliges und faszinierendes Auto gibt es nicht noch einmal.

Anfangen möchte ich mit einem Link zu einem kleinen Artikel aus der Auto Classic. Der Artikel ist gut geschrieben und gibt einen Einstieg in die besondere Technik des Trabbis.

http://autoclassic.de/kaufberatung/trabant-p-601-ein-guter-muss-her

Ich werde in diesem Bereich natürlich über meine Reparaturen/Instandsetzungsarbeiten schreiben, aber auch über die technischen Eigenheiten des Trabanten (bspw. quer eingebaute Blattfeder durch den Motorraum,...) berichten. Ich kann mir vorstellen, dass das für viele hier doch recht interessant ist.

Ich begab mich auf die Suche nach einem Trabanten. Ich dachte anfangs, ich habe die Chance einen gutes Exemplar für 300-400Euro bekommen. Warum auch teurer? Die Autos sind mit einfachster Technik ausgerüstet und wurden nach der Wiedervereinigung sogar verschenkt/entsorgt/im Baggersee versenkt/im Wald abgestellt/zerlegt und als Bewährung in die Fundamente geworfen... Die DDR-Fahrzeuge waren tatsächlich mal weniger Wert als ein wenig Bewährungsstahl... Ich habe schnell merken müssen, dass die Zeiten vorbei sind. Es gibt noch viele Trabis auf dem Markt, doch sind viele nur noch Objekte für eine Vollrestauration. Leider sind die wirklichen Schäden auf den ersten Blick unsichtbar da die nicht rostende Außenhaut vom Problem Nr. 1 ablenkt: Rost! Ich habe mir 5 Trabanten angeschaut, bei 3 Stück bin ich nach einer Minute aufgrund massivster Rostschäden wieder gegangen, einer war mir zu teuer (>2200€) und der letzte Trabant war ursprünglich nicht zu verkaufen, ich musste die gute Frau sehr gut bereden. Für knapp 1000€ habe ich das Auto gekauft (obwohl ich nicht so viel Geld ausgeben wollte.....)

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Ein Trabant 601S, bj89. Nur ein Schweller verrostet, der Rest sehr passabel. Die Bremsen waren fest, das passiert bei Trommelbremsen doch recht schnell. Ansonsten ist er, für einen Trabant, gut ausgestattet und gut erhalten. 12V Bordelektrik, Elektronikzündung (keine Unterbrecherzündung mehr), Austellfenster, Anhängerkupplung. Der Plan war simpel. Fit machen, fahren, Spaß haben.

Tja, ging leider nicht auf 😁

Bremsen

[bild=30]Nachdem der Trabant in der Garage stand, nahm ich die Räder ab und wollte die Bremstrommel abnehmen. Das ging nicht, die Trommeln waren festgerostet. Nach 30 min hlarter Arbeit mit dem Hammer war die erste Trommel ab. Die Bremsanlage war leider ein Fall für den Schrottcontainer. Die Beläge waren herunter und die Radbremszylinder fest. Für den Trabant gibt es alles neu zu kaufen, ich entschied mich aber für eine Regeneration der Originalteile, weil die Qualität der nachgefertigten Teile gern mal zu wünschen übrig lässt. Da ich sowieso einmal dabei war, habe ich gleich den Hauptbremszylinder mit eingeschickt. Bezahlt habe ich insgesamt 125Euro für 6 Radbremszylinder und den HBZ. Dazu kamen Bremsbeläge, die Bremsleitung zwischen den beiden Radbremsern vorne und Kleinkram. Nach dem Entlüften bremst der Trabant wieder wie eine Eins.

Rost

Ein Trabant rostet, als gäbe es keinen Morgen mehr. Meiner wurde von der braunen Pest fast vollständig verschont. Dachte ich. Ich würde die Blecharbeiten gern mit einem Kumpel erledigen, der viel Erfahrung mit Karosseriearbeiten hat. Er schaute sich das an und meinte "Kein Problem, wenn erst einmal die hintere Seitenbeplankung ab ist". Mist. Genau das wollte ich vermeiden... Aber es geht nicht anders, die "Pappe" reicht etwas über den Schweller hinaus, dort schweißen geht nicht. Ich popelte die Seitenverkleidung ab. Diese war nur mit ein paar Schrauben an der Ober- und Unterkannte befestigt. Ansonsten sind die Teile geklebt. 3h habe ich damit zugebracht vorsichtig den Kleber zu lösen.

Jetzt sah man das Ausmaß des Rostes. Der Schweller ist fertig. Reparaturbleche Schweller kostet aber nur 15Euro, der Einstieg knapp 20€. Doch die hintere Ecke am Übergang Radlauf siehts schon sehr mitgenommen aus. Vorne im Radlauf tauchte ein Riss auf und der Einstieg ist soweit auch hin. Nachdem ich den Kotflügel vorne und die Seiterverkleidung hinten abgebaut hatte, fing ich an den Einstieg und Schweller heraus zu trennen und neue Bleche einzuschweißen. Das ist echt mal keine Arbeit für Anfänger, selbst ich als sattelfester Schrauber bin stellenweiße an die Grenzen gekommen. Aber es hilft alles nix, ich wollte ja auch fertig werden...

Die Bilder taugen leider echt nix, das Moto G5 macht einfach nur schlechte Bilder. Ich hoffe, ihr erkennt trotzdem was.

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Es wurde dann mit Kovermi der übrige Rost behandelt und mit Brantho 3in1 lackiert. Die Schweller werden noch mit Hohlraumwachs geflutet und nach Anbau der Karosserieteile kann ich endlich (fast) zum Tüv.

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Hier noch eine Kleine Auswahl an anderen Bildern des Trabants. Ich habe bspw. Stoßstangen der früheren Version gefunden. Diese werden aufbereitet, lackiert und angebaut.

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Mon Sep 18 10:56:21 CEST 2017    |    Tobner    |    Kommentare (4)

Tja, ich wollte mich öfters melden, aber in den letzten Monaten klemmt wirklich die Zeit...

Neben dem Umzug + Kleinarbeiten, haben wir in den letzten Monaten unsere Schrauberhalle komplettiert. Die Fundamente der Hebebühne wurden gegossen, es wurde Strom und Licht verlegt,Werkbänke und Regale gebaut und und und. Das sind Sachen, die dauern halt... Außerdem fraß der Trabant (Artikel folgt, ihr dürft gespannt sein) schonwieder mehr Zeit als ursprünglich gedacht.

Aaaaalso der letzte Stand war, dass der Audi zwar lief, aber nicht unbedingt fahrbar war. Der Grund war, dass das Auto beim ersten Starten noch nicht fertig zusammengebaut war und ich somit nicht fahren konnte. Wir konnten somit auch die Lastzustände nicht abstimmen. Noch im Mai stellte ich den Audi auf die Räder und wir feilten weiter am Mapping des Steuergerätes. Kleinheribert und ich hatten noch 2 weitere "Sitzungen", bei der er über Fernwartung mein Steuergerät vom heimischen Sofa aus einstellte. Leider ist das alles andere als optimal, weil man beim Eintellen mit dem Popometer den Motor "fühlen" muss. Schließlich geht es um kleine Details, wie leichtes Ruckeln beim Lastwechsel, verschlucken im Leerlauf und solche Dinge, die man anhand der Werte nicht 100% erkennen kann.

Schlechter Leerlauf

Ich hatte immer das Problem, dass er die Leerlaufdrehzahl nicht erreichte. Entweder drehte er höher oder ging strauchelnd aus. Manchmal ging es aber auch. Kleinheribert stellte einige Parameter, wie Zündzeitpunkt, Einspritzmenge, Anfangsdrehzahl der Schubabschaltung und Beschleunigungsanreicherung, Ansteuerung des Leerlaufreglers ein, aber der Motor dankte mit Willkür. Ich hatte mehrere kleine Patzer in meinem Umbau:

1. hatte sich die Achse im Gaspedal, welche dann das Potentiometer betätigte, gelöst und verdreht, wodurch die registrierte Gaspedalstellung von der Tatsächlichen abwich. Ich arretetierte die Achse und probierte weiter.

2. fehlte die Rückschlagdiode im Leerlaufregler. Der Leerlaufregler wird mit einem pulsweiten-modulierten Signal angesteuert (ähnlich wie die Einsrpitzventile). Diese PWM gesteuerten Aktoren brauchen eine Rückschlagdiode, da sich sonst "gegenläufige" Ströme durch Gegeninduktion bilden können - ähnlich wie bei Relais, bei denen auch Dioden verbaut werden müssen. Resultat war, dass das Steuergerät zwar richtig getaktet hat, der Leerlaufregler aber falsch reagierte. Ich baute eine Rückschlagdiode in den Stecker des LLRV ein und schon beruhigte sich der Motor spürbar und erreichte endlich Solldrehzahl.

3. Der Leerlaufregler ist zu träge für die alleinige Regelung der Leerlaufdrehzahl. Bei Audi heißt das Teil auch "Leerlaufstabilisierungsventil". Ich wusste das, doch dachte ich an dem Zeitpunkt den Gedanken nicht zu Ende. Das LLRV ist nicht schnell genug, um die Drehzahl nach dem Kuppeln "abzufangen". Er rauschte meist durch Drehzahl durch, dann hört man das LLRV aufschnappen, doch das war dann zu spät. Ich habe Ewigkeiten herumgedoktert, alle Tabellen und Werte angepasst, aber 100% lief es nicht... Ich aktivierte dann zusätzlich die Leerlaufregelung über den Zündzeitpunkt. Dabei regelt das Steuergerät automatisch den ZZP in angegebenen Grenzen. Der Motor reagiert sofort auf den ZZP und schon lief der Motor seidenweich im Leerlauf und geht beim Kuppeln nicht mehr aus.

4. zappelnde TPS-Werte. TPS = Gaspedalstellung. Der Wert zappelte bei ruhiger Gaspedalstellung wild umher. Resultat war, dass die Beschleunigungsanreicherung pausenlos aktiv war, weil das Steuergerät dachte, ich rammel am Gaspredal herum wie ein Wahnsinniger. Lange Rede, garkein Sinn: Ich lötete einen Kondensator zwischen Signalleitung TPS und Masse ein, womit ich das Signal beruhigen konnte. Danach stellte ich die Reaktionsgeschwindigkeit der Beschleunigungsanreicherung etwas nach und schon passte es.

Hitzeproblem

Tja, da hat mir der Kleinheribert ungewollt ein Bein gestellt 😁
bei der letzten Abstimmungsfahrt fiel das Handy aus, somit der Hotspot, somit das Internet auf dem Laptop und somit flog der Kleinheribert von meinem Rechner. Wir waren zu der Zeit noch am Suchen, warum der Motor im Leerlauf so bockt. Ab dort habe ich selber weitergemacht und bin mit einem Kumpel auf dem Beifahrersitz gefahren zum Abstimmen. Das eigentliche Problem war, dass der Kleinheribert ein paar Werte verändert hat, um zu sehen, wie der Motor reagiert. Und konnte sie nicht zurückgestellen. Ich habe dann im Anschluss eeewig gesucht, bis der Motor wieder halbwegs lief. Außerdem hat er bei hohen Temperaturen der Ansaugluft und Kühlmittel den Zündzeitpunkt zurück genommen, um den Motor thermisch etwas zu entlasten. Der Gedanke war gut, doch ging der ZZP im Leerlauf auf ca. 0-2° v.OT, und damit fing der Motor an heftig zu bocken. Unfahrbar. Ich musste die ZZP-Verstellung etwas entschärfen, damit ich weiterfahren konnte. Leider geht die Ansaugtemperatur im Stand auf über 80°C, dort fängt der Motor an zu kaspern. Das liegt daran, dass die Ansaugbrücke direkt über dem Krümmer liegt und durch die Stauhitze die Ansaugbrücke aufheitzt.

Ich habe mich also in die Halle gestellt und ein Edelstahlblech durecht geklempnert. Problematisch sind die Platzverhältnisse und die schwierige Form des Krümmers. Ich habe ein recht einfaches Blech gebaut und um die Achse der DK einen Kasten geschweißt. Sieht nicht sehr ansehnlich aus, funktioniert aber wie Sau.

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Leider ist momentan die Kommunikation zum Steuergerät abgebrochen, ich kann momentan nicht mehr an der Map feilen. Ich weiß nicht, wo der Fehler liegt, ich hoffe, ich habe nichts kaputt gemacht. Das wäre maximal schlecht...

Prinzipiell habe ich dieses Jahr noch nicht sehr viel Spaß mit dem Auto gehabt, ich bin zwar bisher über 1500km gefahren, darunter an einem Wochenende 800km zu einem Treffen, aber so richtig machts doch keinen Spaß mit zerfleddertem Innenraum und nicht optimalem Mapping herum zu fahren. Ich hoffe, ich kann bekomme die Probleme in den nächsten 1-2 Wochen noch in den Griff und kann den Innenraum wieder zusammenbauen. Anschließend muss der ZZP mal abgeblitzt werden, damit ich auch mal am Zündkennfeld feilen kann. Momentan ist dieses sehr zahm, um klopfende Verbrennung zu vermeiden. Damit fehlt aber auch recht viel Leistung...
Mal sehen, kommt Zeit, kommt Rat. Ich halte euch auf dem Laufenden 😉

PS: Hättet ihr Interesse an einem Log vom Audi? Damit könntet ihr euch das Programm (Freeware) und das Setup, sowie das "Gezappel" der Werte während der Fahrt anschauen. Dazu müsste ich nur mal einen Hochladen.

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Thu Apr 20 18:23:25 CEST 2017    |    Tobner    |    Kommentare (11)

Wir schreiben den 19.04.2017. Es ist 20:30, ein völlig geschaffter Tobner sitzt im Audi, Laptop auf dem Beifahrersitz. Durch das Telefon schnarrt es bayrisch "So, probiera mal. Zündung!". Der Moment der Wahrheit. Aber dazu später mehr 😛

Im letzten Artikel zum Audi war gerade der DIY-Gaspedalsensor im Auto verschwunden und das Getriebe wieder eingebaut. Seitdem ist noch recht viel passiert, was ich aber etwas abkürzen möchte.

[bild=4]Zuerst habe ich die vorderen Antriebswellen mit neuen, inneren Gelenken montiert. Danach wechselte ich das Mittellager der Kardanwelle und ein Gleichlauflenk (das, was ich beim Ausbau demoliert hatte). Anschließend wanderte die Kardanwelle wieder unters Auto. Das Aftermarket-Gelenk und Mittellager passten wie angegossen, jetzt muss es nur noch halten 😁

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[bild=7]Anschließend wickelte ich den Auspuffkrümmer mit hochwertigem Titan-Hitzeschutzband ein. Das billige Keramikband härtet aus und zerbröselt, ich hoffe, das passiert mit dem Titanband nun nicht mehr. Als das fertig war, klemmte etwas die Säge, denn ich kam nicht weiter. Ich konnte den Krümmer nicht montieren, da der Einschweißfitting vom Abgastemperatursensor nicht da war, Folglich konnte ich den komplette Auspuff nicht anbauen...

Die Motorsteurung war Anfang März bestellt und bezahlt, nur die Lieferzeit ist bei solchen Dingen doch recht lang. Vorallem, wenn das Steuergerät selbst individuell auf Bestellung angepasst wird.
Ich bestellte das Steuergerät mit folgenden Optionen:

- one-wire-interface (bspw. für die Wegfahrsperre)
- 1 Abgastemperaturkanal
- 2 Klopfsensorkanäle
- 2 Highlevel- und 4 logiclevel- Zündtreiber
- LCD-Display-Anbindung
- 400kPa Drucksensor (falls mal Ladedruck im Spiel ist)
- 2x Hallsensor

dazu passend in der Bestellung mit enthalten:
- Breitbandlambdasonde Bosch LSU 4.9
- VEMS Round-Anzeige
- 2x Klopfsensor Bosch
- Stecker, Pins und Tüllen für die Zündspule, Hallsensor, Einspritzventile, Leerlaufregler
- 3mm Abgastempsensor mit Fitting

Da das Paket mind. 2 Wochen Lieferzeit hatte, wollte ich alles vorbereiten, sodass ich am Ende nur noch etwas pinnen musste und fertig war. [bild=3] Ich fing an, die Kabel zu ziehen. Ich kaufte verschiedenfarbige Kabel in verschiedenen Querschnitten, organisierte mir den originalen Stromlaufplan vom Steuergerät und schmiedete Pläne. Welches Kabel bleibt im Kabelbaum, welches wird am Ende übrig sein, welche Kabel müssen zusätzlich gelegt werden? Am Ende baute ich einen Mutantenkabelbaum aus alten Leitungen, neuen Steckern, neuen Kabeln und alten Steckern. Ich konnte viele Kabel vom originalen Kabelstrang nutzen, musste aber trotzdem für die Einspritzventile, die Lambdasonde,die Zündspule und den Ansauglufttemperatursensor noch 15 oder 16 Leitungen in den Motorraum ziehen. Durch Zufall fande ich das Gewebeklebeband, mit dem man solche Kabelstränge umwickelt und welches auch von Audi selbst verwendet wurde. Am Ende sahen die einzelnen Stränge aus, als lägen sie schon immer im Motoraum.

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Ich werde noch einen Stromlaufplan für das neue Steuergerät entwerfen, den werde ich hier auch hochladen.

Am 30.03. kam dann das Paket. Leider etwas spät, es war klar, dass ich am 01.04. nicht mit der Clique in die Saison starten konnte. Außerdem hieß es: Ohne Auto muss das Motorrad als Dailydriver heran. Das gefiel mir garnicht... Noch weniger gefiel mir, dass die Lambdasonde im Rückstand war und nicht im Paket enthalten war. Sehr ärgerlich, aber dafür kann der Lieferant nichts...

Am 30.03. ließ ich den Fitting noch in den Krümmer schweißen und bauten den Krümmer samt der komplette Abgasanlage unters Auto. Danach konnte ich die Ansaugbrücke mit montierter Einspritzleiste und dem neuen Ansauglufttempsensor auf den Motor schrauben. Danach den Kabelkanal mit den Zündkabel dran und an die Zündspule angesteckt, Spritleitungen dran und schon war der Motorraum soweit fertig.

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[bild=8]Die nächsten 3 Tage kümmerte ich mich um das Motorsteuergerät. Da ich das zum ersten mal machte, hat es halt etwas gedauert. Zuerst pint man Masse, Stromversorgung (Klemme 15) und die RS232 Schnittstelle in die Stecker vom Steuergerät und kontrolliert die Kommunikation von Steuergerät und PC. Nach ein wenig hin und her klappte das reibungslos.

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Danach schließt man die Sensoren an und kalibriert sie. (Drosselklappensensor, Kühlmitteltemperatur, Ansauglufttemperatur, Hallsensoren, Lambdasonde). Die Kalibrierung ist recht simpel, dafür gibt es fertige Menüs in der Software.
Anschließend klemmt man die Aktoren an und testet sie. Das Testen habe ich mir erstmal noch geklemmt, das wollten wir über Ferndiagnose kurz vor dem Start machen. Ich klemmte also die Einspritzventile, Zündspule, Leerlaufregler und das Spritpumpenrelais an und wartete auf Kleinheribert.

Der Kleinheribert. Der Mann hinter den Kulissen. Jener Mensch, der mich angestiftet hat, überhaupt die komplette Motorsteuerung umzubauten. Der VEMS-Fanboy, der wirklich alles weiß und mir bei dem Umbau fast jeden Tag irgendwelche nervigen Fragen meinerseits beantwortet hat. Ein wirklich guter Mann, ohne den ich wahrscheinlich auf ganzer Strecke gescheitert wäre. Ich bin ihm zum ewigen Dank verpflichtet.

Am Osterwochenende verabredeten wir uns zum gestrigen Tag. Er klemmte sich mittels Teamviewer von seiner eiskalten Werkstatt aus auf mein Steuergerät und wir telefonierten. 3 Freunde schauten uns bei dem Kunststück zu. Anfangs funktionierte schonmal das Benzinpumpenrelais nicht. Über den Testmodus der Software schaltete es nicht zu. Ich maß alle möglichen Leitungen und Spannungen, schaltete das Relais manuell über die Batterie, pinte am Steuergerät das Benzinpumpenrelais auf einen Injektorausgang. Es passte alles. Nur im Testmodus zog das Relais nicht an. Nach Neustart des Steuergerätes funktionierte es dann. Mittlerweile war schon über eine Stunde vergangen...
Danach testete wir die Zündspule und die Einspritzventile, stellten den Benzindruck über den einstellbaren Druckregler ein und kalibrierten die Lambdasonde.

Für außenstehende muss das Spektakel schon etwas befremdliches gehabt haben. Die Maus rast wie von Geisterhand über den Bildschirm, Menüs gehen auf, Zahlen werden in die Felder geschrieben. Ich stehe vor dem Motorraum, das Telefon, lautgestellt, liegt auf dem Scheibenwischer.

Ich: "Schalte mal die Spritpumpe an".
Aus dem Telefon schnarrt es "Moment!". Der Mauszeiger rast über den Bildschirm.
Einen Augenblick später surrt die Pumpe los, ich stelle den Benzindruck ein. "Benzinpumpe wieder aus" - "Okay". Die Geisterhand schaltete auf dem Laptop die Benzinpumpe aus.
Telefon: "Halte mal die Zündkabel mit dem Zündkerzen auf Masse, wir testen die Zündspule" ... "Jetzt müsste Zylinder 1 und 3 Funken" ... "Funktioniert, schalte ab"

So schalteten wir alle Ausgänge durch, Kleinheribert stellte noch einige Parameter ein und 20:30 kam der Moment, auf den ich Wochenlang hingearbeitet habe.

"Lass mal leiern"

An und für sich war ja alles, bis auf die Hallsensoren und das Timing der Zündung und Einspritzung alles getestet und für gut befunden. Ich drehte den Schlüssel und der Anlasser rührte los. In der Software erschien sofort "Triggererror". Irgendetwas stimmte mit den Hallsensoren nicht. Nach über einer halben Stunde probieren, einstellen, anlassversuchen, wieder eintellen, wieder probieren machte der Motor endlich den ersten Huster. Was heißt Huster, er zündete volles Rohr im Auspuff und alle beteiligten erlitten einen Tinitus. Danach Zündung im Ansaugtrakt. Danach gegen den Anlasser. Irgendetwas passte nicht. Wir stellten die Zeiten, Reihenfolgen und Durchflussmengen noch einmal um und "schon" sprang der Motor an. Klingt banal, aber nach der ganzen Odysee war dieser Moment eine Offenbarung. Wahnsinn. Vorallem, dass mein selbst erdachtes "Flickschusterwerk" aus verschiedenen Sensoren und Aktoren am Ende doch funktioniert.

Der Motor klang wirklich gesund, jetzt schon besser als mit der KE, er lief jetzt schon weicher, obwohl er sich im Standgas doch etwas zappelig anstellte. Wir beendeteten erst einmal die Abstimmerei. Die Tage gehts dann weiter.

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