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Mon Sep 18 10:56:21 CEST 2017    |    Tobner    |    Kommentare (4)

Tja, ich wollte mich öfters melden, aber in den letzten Monaten klemmt wirklich die Zeit...

Neben dem Umzug + Kleinarbeiten, haben wir in den letzten Monaten unsere Schrauberhalle komplettiert. Die Fundamente der Hebebühne wurden gegossen, es wurde Strom und Licht verlegt,Werkbänke und Regale gebaut und und und. Das sind Sachen, die dauern halt... Außerdem fraß der Trabant (Artikel folgt, ihr dürft gespannt sein) schonwieder mehr Zeit als ursprünglich gedacht.

Aaaaalso der letzte Stand war, dass der Audi zwar lief, aber nicht unbedingt fahrbar war. Der Grund war, dass das Auto beim ersten Starten noch nicht fertig zusammengebaut war und ich somit nicht fahren konnte. Wir konnten somit auch die Lastzustände nicht abstimmen. Noch im Mai stellte ich den Audi auf die Räder und wir feilten weiter am Mapping des Steuergerätes. Kleinheribert und ich hatten noch 2 weitere "Sitzungen", bei der er über Fernwartung mein Steuergerät vom heimischen Sofa aus einstellte. Leider ist das alles andere als optimal, weil man beim Eintellen mit dem Popometer den Motor "fühlen" muss. Schließlich geht es um kleine Details, wie leichtes Ruckeln beim Lastwechsel, verschlucken im Leerlauf und solche Dinge, die man anhand der Werte nicht 100% erkennen kann.

Schlechter Leerlauf

Ich hatte immer das Problem, dass er die Leerlaufdrehzahl nicht erreichte. Entweder drehte er höher oder ging strauchelnd aus. Manchmal ging es aber auch. Kleinheribert stellte einige Parameter, wie Zündzeitpunkt, Einspritzmenge, Anfangsdrehzahl der Schubabschaltung und Beschleunigungsanreicherung, Ansteuerung des Leerlaufreglers ein, aber der Motor dankte mit Willkür. Ich hatte mehrere kleine Patzer in meinem Umbau:

1. hatte sich die Achse im Gaspedal, welche dann das Potentiometer betätigte, gelöst und verdreht, wodurch die registrierte Gaspedalstellung von der Tatsächlichen abwich. Ich arretetierte die Achse und probierte weiter.

2. fehlte die Rückschlagdiode im Leerlaufregler. Der Leerlaufregler wird mit einem pulsweiten-modulierten Signal angesteuert (ähnlich wie die Einsrpitzventile). Diese PWM gesteuerten Aktoren brauchen eine Rückschlagdiode, da sich sonst "gegenläufige" Ströme durch Gegeninduktion bilden können - ähnlich wie bei Relais, bei denen auch Dioden verbaut werden müssen. Resultat war, dass das Steuergerät zwar richtig getaktet hat, der Leerlaufregler aber falsch reagierte. Ich baute eine Rückschlagdiode in den Stecker des LLRV ein und schon beruhigte sich der Motor spürbar und erreichte endlich Solldrehzahl.

3. Der Leerlaufregler ist zu träge für die alleinige Regelung der Leerlaufdrehzahl. Bei Audi heißt das Teil auch "Leerlaufstabilisierungsventil". Ich wusste das, doch dachte ich an dem Zeitpunkt den Gedanken nicht zu Ende. Das LLRV ist nicht schnell genug, um die Drehzahl nach dem Kuppeln "abzufangen". Er rauschte meist durch Drehzahl durch, dann hört man das LLRV aufschnappen, doch das war dann zu spät. Ich habe Ewigkeiten herumgedoktert, alle Tabellen und Werte angepasst, aber 100% lief es nicht... Ich aktivierte dann zusätzlich die Leerlaufregelung über den Zündzeitpunkt. Dabei regelt das Steuergerät automatisch den ZZP in angegebenen Grenzen. Der Motor reagiert sofort auf den ZZP und schon lief der Motor seidenweich im Leerlauf und geht beim Kuppeln nicht mehr aus.

4. zappelnde TPS-Werte. TPS = Gaspedalstellung. Der Wert zappelte bei ruhiger Gaspedalstellung wild umher. Resultat war, dass die Beschleunigungsanreicherung pausenlos aktiv war, weil das Steuergerät dachte, ich rammel am Gaspredal herum wie ein Wahnsinniger. Lange Rede, garkein Sinn: Ich lötete einen Kondensator zwischen Signalleitung TPS und Masse ein, womit ich das Signal beruhigen konnte. Danach stellte ich die Reaktionsgeschwindigkeit der Beschleunigungsanreicherung etwas nach und schon passte es.

Hitzeproblem

Tja, da hat mir der Kleinheribert ungewollt ein Bein gestellt 😁
bei der letzten Abstimmungsfahrt fiel das Handy aus, somit der Hotspot, somit das Internet auf dem Laptop und somit flog der Kleinheribert von meinem Rechner. Wir waren zu der Zeit noch am Suchen, warum der Motor im Leerlauf so bockt. Ab dort habe ich selber weitergemacht und bin mit einem Kumpel auf dem Beifahrersitz gefahren zum Abstimmen. Das eigentliche Problem war, dass der Kleinheribert ein paar Werte verändert hat, um zu sehen, wie der Motor reagiert. Und konnte sie nicht zurückgestellen. Ich habe dann im Anschluss eeewig gesucht, bis der Motor wieder halbwegs lief. Außerdem hat er bei hohen Temperaturen der Ansaugluft und Kühlmittel den Zündzeitpunkt zurück genommen, um den Motor thermisch etwas zu entlasten. Der Gedanke war gut, doch ging der ZZP im Leerlauf auf ca. 0-2° v.OT, und damit fing der Motor an heftig zu bocken. Unfahrbar. Ich musste die ZZP-Verstellung etwas entschärfen, damit ich weiterfahren konnte. Leider geht die Ansaugtemperatur im Stand auf über 80°C, dort fängt der Motor an zu kaspern. Das liegt daran, dass die Ansaugbrücke direkt über dem Krümmer liegt und durch die Stauhitze die Ansaugbrücke aufheitzt.

Ich habe mich also in die Halle gestellt und ein Edelstahlblech durecht geklempnert. Problematisch sind die Platzverhältnisse und die schwierige Form des Krümmers. Ich habe ein recht einfaches Blech gebaut und um die Achse der DK einen Kasten geschweißt. Sieht nicht sehr ansehnlich aus, funktioniert aber wie Sau.

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Leider ist momentan die Kommunikation zum Steuergerät abgebrochen, ich kann momentan nicht mehr an der Map feilen. Ich weiß nicht, wo der Fehler liegt, ich hoffe, ich habe nichts kaputt gemacht. Das wäre maximal schlecht...

Prinzipiell habe ich dieses Jahr noch nicht sehr viel Spaß mit dem Auto gehabt, ich bin zwar bisher über 1500km gefahren, darunter an einem Wochenende 800km zu einem Treffen, aber so richtig machts doch keinen Spaß mit zerfleddertem Innenraum und nicht optimalem Mapping herum zu fahren. Ich hoffe, ich kann bekomme die Probleme in den nächsten 1-2 Wochen noch in den Griff und kann den Innenraum wieder zusammenbauen. Anschließend muss der ZZP mal abgeblitzt werden, damit ich auch mal am Zündkennfeld feilen kann. Momentan ist dieses sehr zahm, um klopfende Verbrennung zu vermeiden. Damit fehlt aber auch recht viel Leistung...
Mal sehen, kommt Zeit, kommt Rat. Ich halte euch auf dem Laufenden 😉

PS: Hättet ihr Interesse an einem Log vom Audi? Damit könntet ihr euch das Programm (Freeware) und das Setup, sowie das "Gezappel" der Werte während der Fahrt anschauen. Dazu müsste ich nur mal einen Hochladen.

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Mon Sep 18 17:01:42 CEST 2017    |    ToledoDriver82

Puh...das ist ja ne ganz schön große Baustelle...das so was immer Probleme bereitet ist klar aber das....ich zieh mein Hut das du da noch nicht die Schnauze voll hast

Tue Sep 19 14:50:07 CEST 2017    |    Tobner

Naja es geht ja noch. Er läuft ja, nur gab es halt Startschwierigkeiten. Es war das erste mal, dass ich sowas mache, und da läuft noch nicht alles wie geplant 😁

Beim nächsten Umbau läuft das dann schon reibungsloser 🙂

Tue Sep 26 00:59:51 CEST 2017    |    autofahrer35i

Hallo Tobner,
schön wieder von Dir und Deinen Projekten zu lesen! Bitte poste auf jeden Fall einen Log. Bin schon sehr auf die Details gespannt. Insgesamt ein höchst komplexes Projekt, viele Parameter, sehr schnelles Regelverhalten erforderlich, viele mögliche Störgrössen. Auf jeden Fall hast du meinen grossen Respekt für Deine Ausdauer. Ich vermute bei diesen Problemen hätten viele Andere schon das Handtuch geworfen.
Am Ende (aber bis dahin wird es wohl noch dauern) interessiert mich deine Einschätzung, ob es den Aufwand wert war. Du hattest ja über die Probleme mit dem Stauscheibenpotentiometer geschrieben und in diesem Zusammenhang auch berichtet, dass die originale Motorsteuerung "antiquiert" sei, und das volle Potenzial des Motors nicht ausnutze.
Weiterhin interessiert mich sehr, ob es gelingt eine hohe Alltagstauglichkeit zu erreichen. Willst Du den Audi das ganze Jahr fahren, oder soll es ein Sommer-Auto werden? Du hast ja schon über deinen Winter-Subaru geschrieben. Aber der Audi hat doch Allrad, oder?
Auf jeden Fall weiterhin viel Freude am Schrauben und Danke für Deine Berichte!

Tue Sep 26 13:46:18 CEST 2017    |    Tobner

Grüß dich🙂

Danke für die Blumen, positives Feedback liest man gern 🙂

Naja ob der Aufwand lohnt, muss am Ende jeder für sich entscheiden. Ich bereue es, auch nach den anfänglichen Problemen nicht. Im Gegenteil freue ich mich, dass der Motor nun mit einer wirklich leistungsstarken und präzisen Steuerung funktioniert und ich alles genau so einstellen kann, wie ich möchte. Die einen sehen das Potential des Motors und der Steuerung und ziehen so einen Umbau durch, die anderen lassen es lieber wie es ist, und freuen sich an der Originalität des Fahrzeuges. Die Kosten und Ausbaufähigkeit (z.B. Turboumbau,...) spielen natürlich auch mit rein.
Das muss halt jeder für sich entscheiden und die Vor- und Nachteile mit eigener Wichtung abwägen. Ich finde, die Eliminierung einer KE-Motronic/-Jetronik ist der Aufwand auf alle Fälle wert!

Prinzipiell ist die Steuerung 100% alltagstauglich. Natürlich muss man so einen Umbau auch so gestalten, dass nicht irgendetwas kaputt gehen kann. Wenn am Ende irgendwelche Kabel aufschäuern, oder sich lösen, kann ja die Steuerung nichts dafür. Auch wenn das Mapping so schlimm ist, dass der Motor am Ende kaputt geht, sind das eher Bedienerfehler. Wenn aber alles passt, kann man ganz bequem im Alltag rollen.
Ich für meinen Teil fahre den Audi nicht mehr im Alltag. Anfangs nur als Saisonfahrzeug zugelassen, musste er jeden Tag ran. Aber seit Anfang 2017 habe ich ein Firmenfahrzeug mit Privatnutzung, deshalb rollt der Audi (leider) recht wenig. Ich wünschte, ich könnte ihn mehr fahren, aber das geht durch den Job recht schwierig.
Deswegen geht es mit dem Feinschliff auch schon so lange. Ich bin nicht mehr auf das Auto angewiesen. Ohne Firmenwagen wäre alles schon seit Monaten 100% fertig.

Deine Antwort auf "kleine Updates und Probleme am Audi"