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l'amour d'automobile

Autophilie und ihre Folgen

Sun Nov 17 11:41:58 CET 2019    |    Elementr!x    |    Kommentare (81)    |   Stichworte: E-Klasse, Mercedes, W124

320te-weide
320te-weide

Verdammt - seit über 6 (in Worten SECHS) Jahren habe ich nichts mehr in diesem Blog geschrieben.

Wie so oft kam der Alltag und die Familie dazwischen, vielleicht auch meine Arbeit in der Automobilindustrie. Da ist man froh nach Feierabend nichts mehr mit Autos zu tun zu haben.

Aber gut, heute hatte ich endlich mal wieder Zeit etwas zu schreiben und es geht um kein geringeres Modell als den W124. Den letzten echten Mercedes, wo angeblich noch die Ingenieure das Sagen hatten und nicht die Controller.

Nun zu meiner W124 Geschichte. Mein nicht gerade kleiner Volvo S80, bot aufgrund seiner Bauform auf Dauer einfach zu wenig Platz, deswegen musste ein Kombi her.

Und wo bekommt man am meisten Platz? Natürlich bei Mercedes, also Stand die Wahl zwischen:

 

W124 der Klassische, der Schöne

W210 der Hässliche, der Rostige

W211 der Neue, irgendwie Langweilig

 

Folgende drei E Klassen standen zur Auswahl:

 

Ein S124 als 320er, das Top Modell unterhalb vom AMG mit immerhin 220PS und herrlichem Reihensechszylinder.

 

Ein S210 als E430 4Matic, V8 und Allrad was will man mehr! Noch ohne Rost.

 

Als letzter im Trio stand ein W211 zur Auswahl, als E500 auch als V8 aber ohne Allrad und ohne Rost.

 

Die Wahl fiel letztendlich auf den 124er, viele Bekannte und Freunde hatten mal einen.

Jeder hat mehr oder weniger davon geschwärmt. Da ich eh schon lange einen klassischen Mercedes in meiner Sammlung haben wollte, wurde es ein 124er. Neben Golf 1 Cabrio und Saab 900, würde sich der 124er bestimmt gut machen.

Es wurde ein W124 320TE aus dem Jahr 1993, ein Sportline. Das was Mercedes damals als sportlich Verstand, dazu beige Sitze in MB Karo. Eine Klimaanlage, Schiebedach, sogar elektrische Sitze mit Memory. Ein wirklich angenehm ausgestattetes Exemplar.

Also auf ins Schwabenland und den 124er aus seiner Heimat nach Hessen entführt, die Heimfahrt war dank undichtem Endtopf leider nicht besonders entspannt. Der alte Herr klang doch recht kernig und laut. Nach zwei Wochen in der Werkstatt meines Vertrauens durfte ich den Wagen in Empfang nehmen und es ging gleich auf eine 200km Tour quer durch Hessen.

 

Und hier nimmt das Unheil seinen Lauf, das Mercedes Gefühl wollte sich nicht einstellen.

Das Willkommen Zuhause Gefühl womit der 124er immer Beworben wurde, ich konnte es nicht nachvollziehen.

 

 

Nicht das mich die W124-Jünger hier nicht falsch verstehen, der 124er ist bestimmt kein schlechtes Auto. Der Wendekreis ist für so ein großes Auto echt fantastisch, die Lenkung fein und entspannt abgestimmt.

 

Aber trotzdem ich habe es nicht Gefühlt!

 

Der Motor hat genug Kraft ist aber einfach zu Laut für ein Fahrzeug der oberen Mittelklasse, der sportliche Klang passt einfach nicht zu so einem Fahrzeug. Die 4 Gang Automatik schaltet schön sanft, aber das Drehzahlniveau ist einfach zu hoch, das konnten andere Hersteller damals schon besser. Wers nicht glauben will, soll mal einen Saab 9000 aus der selben Zeit fahren. Auch das Fahrwerk ist nicht schlecht, aber es ist keine Sänfte. Klar ist der Sportline etwas tiefer, aber sportlich ist er dadurch nicht. Der 124er als Sportline steht zwischen den Stühlen, nicht wirklich komfortabel und nicht richtig sportlich. Auch die hochgelobten Sitze halten den Vergleich zum Saab nicht Stand, da liegen Welten dazwischen. Auch hier wieder, die Sitze sind nicht schlecht. Wer mal im W211 gesessen hat , besonders VORMOPF, wundert sich warum der alte 124er bessere Sitze hat, aber im Vergleich zum Saab fällt der 124er hier richtig ab.

Auch die Fahrgeräusche sind mir zu Laut, mein 9000 war selbst jenseits der 120 noch flüster leise.

Im 124er wirds ab 100 schon laut, da nervt einfach die hohe Drehzahl.

Noch schlimmer wird der Vergleich mit meinem Volvo S80 Executive, den der 124er eigentlich ablösen sollte.

 

Der Volvo ist ein Executive, somit hat er Seitenscheiben aus Verbundglas, hat etwas mehr Dämmung und hat extra dicke Fußmatten, dazu gesellen sich extra bequeme Ledersitze mit Softleder.

Hier steigt man ein und fühlt sich wirklich "Willkommen Zuhause". Selbst bei 180 säuselt der Wind nur leise um die A-Säule. Die Automatik sortiert die Gänge leider nicht so sanft wie im 124er, sorgt aber dank zwei extra Fahrstufen für ein deutlich enspannteres Drehzahlniveau.

 

Natürlich ist dieser Vergleich nicht ganz fair, schließlich liegen zwischen den beiden Fahrzeugen über 20 Jahre Entwicklung. Aber selbst der Vergleich mit dem Saab, fällt nicht besonders positiv für den 124er aus und der ist aus der selben Zeit.

 

Schade für mich, ich hatte mich so auf meinen ersten klassischen Mercedes gefreut. Vielleicht bereitetet, er ja in Zukunft jemand anders eine Freude. Vielleicht kann der 124er auch nichts dafür und meine Erwartungen waren einfach zu hoch.

 

Ich werde mich in der Zwischenzeit weiter umschauen, nach einem klassischem Mercedes, vielleicht verirrt sich ja ein W126 in meinen Fuhrpark.

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Fri Aug 21 18:04:57 CEST 2020    |    lowlier

Da eure Kommentare noch gar nicht so lange her sind, kann ich jetzt auch noch meinen Senf dazu geben.

Ich hab einen 300te Bj. 88 mittlerweile sechseinhalb Jahre. Er hat 900 Euro gekostet. Ich empfinde nach wie vor ebenfalls eine Art Hassliebe zu dem Auto. Wenn man sänftengleich dahingleiten will ist er wunderbar zu fahren. Aber man kann auch den anderen Verkehrsteilnehmern Angst und Schrecken einjagen. Natürlich ist das Viergang-Automatik-Getriebe nervig und nicht sehr komfortabel. Aber es erfüllt seinen Zweck. Bis sich da die neueren Getriebe überlegen in welchen Gang sie schalten sollen, ist man schon auf- und davon und der Abgehängte sieht nur noch die Benzin- Ölwolke von dem unverbrannten Gemisch durch die schlechten Ventilschaftdichtungen momentan. Und ich möchte mal sehen wie viele von den Möchtegern-SUV's mit ihrer Kiste so durch die Kurven brettern können um mit meinem 32 Jahre alten Kombi mithalten zu können. Ist man erst auf der Autobahn kommt die Karre erst richtig auf ihre Kosten. So kann ich auch heute noch mit 200 über 150 Kilometer weit über die Autobahn fegen, ohne dass der Motor auch nur ein Anzeichen macht mir das übelzunehmen. Im Gegensatz zu anderen Motoren, die dann ächzen und stöhnen vor Hitze wenn man mal anhält auf einem Parkplatz. Vor kurzem bin ich 1200 Kilometer an einem Tag gefahren und ich hatte keine Anzeichen von Kreuzschmerzen oder sonst irgendwas. Und das alles obwohl ich das Auto von Anfang an nicht gemocht hab und immer noch nicht mag. Ich hab das Auto nur so lange, weil ich noch lange nicht fertig bin mit dem Auto, und es immer etwas zu tun gibt, und ich es so nicht verkaufen will wenn nicht alles perfekt ist. Zur Zeit sind es eben die Ventilschaftdichtungen. Was ich noch sagen wollte: Das Auto ist immer noch ungeschweißt, außer dem Löschwasserbehälterblech. Der Unterboden und und die Wagenheberaufnahmen sind rostfrei! Ich hatte in dieser Zeit keine einzige kostspielige Reparatur! Tank und Auspuff waren wohl das Teuerste!

Fri Aug 21 20:47:03 CEST 2020    |    Elementr!x

Zitat:

@Stefan_200D schrieb am 9. Februar 2020 um 10:52:10 Uhr:

Na ja immerhin hat die Kiste fast 400tkm - dafür hat er sich doch für einen sonst rostigen Mopf2 gut gehalten.

Ich lese auch nichts über durchgeführte Reparaturarbeiten.

 

Motorkabelbaum?

Drosselklappe?

Kopfdichtung?

Niveauregulierung?

ASD?

Der Motorkabelbaum wurde bereits gemacht.

Die Drosselklappe wurde gerade auch komplett überholt.

Für die HU wurde auch noch die komplette Hinterachse, also alle Lenker, Dämpfer und Buchsen überholt.

Die Wagenheberaufnahmen wurden auch instandgesetzt und noch ein paar kleinere Rostellen versiegelt.

Niveauregulierung funktioniert und das ASD ist unauffällig.

 

Konnte mich doch nicht so schnell von Ihm trennen, aber statt im Alltag gefahren zu werden, so war es geplant, steht er nun neben die anderen Youngtimern und wird ab und zu Bewegt.

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