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Tue Dec 26 17:22:08 CET 2023    |    der_Derk    |    Kommentare (0)    |   Stichworte: Mini Paceman, Renault Twizy, Smart Roadster

Kurzer Blick auf's Datum: 2023 ist fast vorbei, und ich hätte beinahe keinen Blogeintrag geschrieben. Der Grund ist einfach: Ich war durchaus gut beschäftigt, aber das Wenigste davon hatte mit Autos zu tun. Was für sich genommen auch nicht verkehrt ist, und durchaus positiv - Der Fuhrpark lief im Wesentlichen ohne ernsthafte Probleme.[mehr]

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Der Mini Paceman - meldete sich im Urlaub mit "Leistungsmangel - Werkstatt aufsuchen" (ohne dass ich den besagten Mangel wirklich bemerkte), eine Fehlermeldung die bei dem Cooper-S-Motor gerne mal mit der Steuerkette zusammenhängen kann. Wäre unvorteilhaft gewesen, das auf über 600 km Rückweg zu ignorieren, daher habe ich mich in bester BMW-Tradition in die ADAC-Hotline begeben. Dankenswerter Weise fand die Werkstatt vor Ort dann aber nur die Fehlercodes 2D60, 2C58 und 5DAE vor. Letzterer (Bremsflüssigkeitsstand niedrig) datierte von 8-10 Runden Kreisfahren beim Fahrsicherheitstraining, die anderen beiden deuten auf eine Fehlfunktion der Nockenwellenverstellung. Die Ursache konnte jedoch nicht gefunden werden, und nach dem Löschen der Fehler sind sie bisher nicht wieder aufgetreten. Wundersame Selbstheilung.

Dazu kam irgendwann im Herbst noch eine Fehlfunktion der Alarmanlage: Gehe zum Auto, schließe auf - die Sirene geht los. Dachte mir dann in meinem jugendlichen Leichtsinn, dass der Startversuch sie entweder zum Schweigen bringen müsste oder aber misslingt, je nach Laune der Wegfahrsperre, die ja irgendwie mit der Alarmanlage zusammenhängen müsste. Zu meiner Verwunderung sprang der Motor an - aber die Sirene ging nicht aus. Tja. Die Werkstatt ist ca. 10 km entfernt, die Sirene ist immerhin innen leiser als außen, also habe ich mich mit der akustischen Außenwirkung einer amerikanischen Zivilstreife im Einsatz auf den Weg gemacht. 500 Meter vor der Werkstatt wurde es dann spontan ruhig, und ist es auch seitdem geblieben. Dem leeren Fehlerspeicher zufolge hielt der Mini das auch nicht für eine Fehlfunktion. Meiner bescheidenen Meinung nach sollten die Zustände "Motor läuft" und "Alarmanlage alarmiert" unmöglich gleichzeitig auftreten, aber was weiß ich schon...

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Der Smart Roadster - spult geradezu langweilig zuverlässig, störungsfrei und ungemindert fahrspaßig seine überschaubare Anzahl an Kilometern ab, für Schönwetterautos war 2023 auch nicht so das richtige Jahr. 2024 ist mal wieder Zeit für Assyst B, und ich werde den abblätternden Lack der Kofferraumscharniere mal in Ordnung bringen lassen. Nebenbei ist er dieses Jahr 20 Jahre alt geworden, während der Kilometerstand noch unter 80000 liegt. Unvorteilhafter Weise hat die örtliche Smart-Werkstatt zum Jahresende für immer geschlossen, ich muss mir da wohl was Neues suchen.

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Der Twizy - ist in seinem elften Jahr anstandslos durch den TÜV gekommen, und seit Juli monatlich 50 Euro billiger geworden, denn die Renault-Bank hat mir die Batterie geschenkt. Ist vielleicht nicht ganz so altruistisch wie es klingt, denn die Alternative wäre, auch in den kommenden Jahren eine Ersatzbatterie auf Lager halten zu müssen, deren Zellen schon lange nicht mehr produziert werden, dessen gesamte Fertigung vor drei Jahren nach Südkorea ausgelagert und dieses Jahr beendet wurde. Ich war daher auch nicht der einzige Twizy-Batteriemietkunde dem das Angebot unterbreitet wurde, Renault arbeitet sehr offensichtlich an der Abwicklung dieses Bereiches. Da meine Batterie allerdings im Rahmen eines Defektes (Schütz-Ansteuerung) vor ca. 2 Jahren schon getauscht wurde, dürfte der Twizy noch ein paar Jahre vor sich haben.

Und das war 2023 auch schon wieder. Eventuell schaffe ich 2024 ja mal wieder mehr als einen Beitrag - und vielleicht sogar früher. Kommt gut in's nächste Jahr 🙂.

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Sun Oct 11 19:38:18 CEST 2020    |    der_Derk    |    Kommentare (11)    |   Stichworte: Getriebe, Renault, Renault Twizy, Twizy

Es ergab sich eine mittlerweile eher seltene Gelegenheit, sich am Auto mal wieder die Finger dreckig zu machen. Ausgerechnet natürlich an dem Neusten, mit der geringsten Anzahl an potentiellen Fehlerstellen: Dem Twizy. Wie im damaligen Artikel schon geschrieben, hat Renault hier doch die eine oder andere unnötige Sollbruchstelle versteckt, und die Gelegenheit war günstig, eine davon zu beseitigen: Das fehlende Getriebe-, bzw. Motorlager.
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Zum technischen Hintergrund muss ich etwas weiter ausholen, in voller Länge ist das Ganze an dieser Stelle beschrieben. Die Kurzfassung: Der Motor ist im Twizy direkt an ein Getriebe mit einer festen Übersetzung angeflanscht, das auch das Differential beherbergt. Das Getriebegehäuse dient dabei gleichzeitig als Motorlagerschild. Dem aufmerksamen Beobachter wird allerdings auffallen, dass da gar kein Lager ist...

Üblicherweise hätte man einen normalen, beidseitig gelagerten Motor genommen, ebenso wie ein Getriebe mit einer beidseitig gelagerten Eingangswelle. Während der Entwicklung hat da aber scheinbar nochmal ein Controller den Roststift angesetzt, und der verantwortliche Ingenieur hat daraufhin nicht energisch genug mit dem Finger an die Stirn getippt; Herausgekommen ist dabei das Weglassen von zwei Lagern. Die Getriebewelle ist rückseitig gelagert, und läuft zum Motor hin lediglich in einem Simmering (Bild 3). Der Motor ist ebenfalls nur rückseitig gelagert (Bild 4). Motor- und Getriebewelle treffen sich in einer Verzahnung, die nicht nur den Längenausgleich des Rotors aufnehmen darf, sondern auch direkt dessen Gewicht. Wir haben also einen zweiteilige Welle mit zentralem Schiebestück, aber nur äußerer Lagerung - und größtenteils vergessener Montagepaste, mithin entsprechendem Rostbefall, zur Abrundung des Gesamtkunstwerks. Das ist nur scheinbar genial - suboptimal - immerhin billig ganz großer Käse.

Wie merkt man das überhaupt?
Unliebsamer Alterungseffekt dieser Sparmaßnahme: Die auf Verkantung laufende und wandernde Verzahnung zwischen Motor und Getriebewelle fräst sich im Betrieb 'runter, und rutscht irgendwann durch. Begünstigt wird das Ganze bei lastloser Fahrt, dann ist es auch durch lautes Brummen vernehmbar. Unter Last (Schub oder Zug, also bei Beschleunigung oder Rekuperation) stabilisiert sich die Verbindung zumindest soweit, dass die Geräusche ausbleiben. Wer aber viel segelt, oder auch während der Fahrt auf N schaltet, dürfte das Geräusch kennen. Den finalen Zustand merkt man, sobald man mit aufheulendem Motor in's Leere tritt und der Schub ausbleibt.

Wie sieht die Abhilfe aus?
Praktischer Weise hat der Getriebehersteller (Comex) immerhin den Platz für das Lager vorgesehen. Im Nachbarforum (siehe obiger Link) hat jemand dafür einen passenden Lagerhalter gedreht, und das dazugehörige SKF-Kugellager ist am Ende wahrscheinlich das teuerste Lager im ganzen Twizy (Bild 2). Die Reparatur lohnt allerdings (natürlich) nur, solange auf beiden Seiten noch genug Verzahnung stehen geblieben ist, was bei meinem nach 26000 km dankenswerter Weise der Fall war. Wir hatten aber auch Kandidaten mit ähnlichem Kilometerstand dabei, deren Verzahnung 'runter war. Dann bräuchte man zusätzlich noch einen neuen Motor und eine neue Getriebeeingangswelle - und während der Motor alleine schon teuer ist, sieht es im Moment auch so aus, als wenn die Getriebeeingangswelle nicht mehr einzeln bestellbar ist, sondern nur noch zusammen mit dem ganzen Getriebe. Das wäre dann nach Renault-Werkstattsätzen betrachtet vermutlich ein wirtschaftlicher Totalschaden.

Wie hoch ist der Einbauaufwand?
Das hängt sehr vom eigenen Werkzeugpark ab. Es muss immerhin keine elektrische Verbindung angefasst werden (auch wenn diese mit 58 V im Prinzip noch berührsicher sind), man braucht also keinerlei Ahnung von Strom zu haben. Das Heckpanel muss ab (Smartfahrer kennen das), das Getriebe muss natürlich 'raus, aber immerhin darf der Motor drinbleiben (Bild 6). Der größte Aufwand ist das Planen der Auflagefläche für den neuen Lagerhalter, denn die Guss-Innenseite der Getriebewand ist darauf natürlich nicht vorbereitet. Nebenbei ist natürlich eine Hebebühne vonnöten, wobei die im Falle des Twizy auch die Form eines Gabelstaplers, einer Ameise oder eines Hubwagens haben kann (Bild 1). Der linke, hintere Querlenker inklusive Rad muss losgeschraubt werden, danach kommt man mit sehr gelenkigen Fingern (oder sehr kreativen Knarren-Verlängerungen) an die Verschraubungen von Motor und Getriebe .
Das demontierte Getriebe kann dann entleert, geöffnet und bearbeitet werden. An Material wird neben dem Lagerhalter und dem neuen Lager noch ein Dichtungssatz (Getriebedichtung und drei Simmerringe, Renault-Bestellnummer 908300841R), 1 Liter Getriebeöl nach Wunsch, und das übliche Verbrauchsmaterial in Form von Montagepaste, Reinigungsmitteln etc. benötigt, der gesamt-Materialwert lag für mich bei ca. 100 Euro. Nicht gezählt wurde der Arbeitsaufwand von ca. 3 Stunden sowie die tatkräftige Unterstützung anderer Twizy-Fahrer mit gleichem Problem, aber ungleich besserer Werkstattausrüstung. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank 🙂.

Hat es sich gelohnt?
Zunächst mal - ja. Wir haben bei der Gelegenheit noch das Differential geshimmt um das Anfahr-Klackern loszuwerden, mein Twizy hat jetzt keinerlei Brummen mehr im lastlosen Betrieb, und die Resonanz bei ~63 km/h in Form eines leicht schrillen Pfeifens ist auch weg - insgesamt ist er innen jetzt so leise wie vermutlich noch nie. Wie lange das so bleibt ist natürlich ungewiss, viele Erfahrungswerte gibt es noch nicht. Für Außenstehende verbessert sich leider nichts, denn alle beschriebenen, akustischen Phänomene sind im Vorbeifahren so gut wie nicht wahrnehmbar, bis zu dem Moment an dem die Welle durchrutscht...

Was sonst noch war
Ein anderer Aspekt des Schraubertreffens war die Bremsenwartung; festgegangene Bremskolben und eine hängende, nicht-so-wirklich-automatische Nachstellung der Handbremse in den hinteren Kolben treffen irgendwann jeden Twizy - nur meinen im Moment noch nicht 😉.

Nebenbei konnte ich aber noch ein nerviges Klappern in der linken Tür beseitigen (Bild 7). Irgendwie hat es ein Steinchen geschafft, durch die Ablauföffnungen des Seitenpanels 'reinzukommen und in diesem bei jedem Öffnen und Schließen der Tür auf sich aufmerksam zu machen. Wenn man den Außenspiegel und alle sichtbaren Schrauben 'rausnimmt, ist das Panel nur noch an 7 oder 8 Kunststoffnasen geklipst und muss mutig abgerissen werden...

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Fri Dec 27 12:18:05 CET 2019    |    der_Derk    |    Kommentare (42)    |   Stichworte: L7e, Renault, Renault Twizy, Twizy

Ein mehr oder weniger ereignisarmes Autojahr 2019 neigt sich dem Ende - abzüglich dieses Beitrages hat es nur für einen weiteren gereicht. Falls noch Leser übrig geblieben sind: Es gibt doch noch was Neues zum Jahresabschluss 😉.

Wobei... "Neu"... Nunja. Vor mittlerweile sechs Jahren hatte ich das kurzzeitige Vergnügen, einen Twizy fahren zu dürfen. Seitdem schaue ich gelegentlich nach, wie teuer die Exemplare gebraucht so sind und wann sich das Ganze überhaupt lohnen könnte. Um ein wenig vorzugreifen: Letzteres dürfte annähernd nie passieren. Aber wir sind ja zum Spaß hier...

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Nach einem Blick auf die Jahresfahrleistungen meines Motorrades zeigte sich recht schnell: Das lohnt eigentlich nicht mehr. Der Käuferandrang für eine fast 25 Jahre alte Suzuki war allerdings überraschend hoch, damit wurde ein Stellplatz wieder frei.

Wirklich günstig sind die Twizies immer noch nicht. Ich hatte mir eine Grenze von 4500 Euro gesetzt, und konnte sie mit diesem 2012er Exemplar (bei einer Laufleistung von 24000 km) einhalten. Die Suche geriet etwas länger als geplant, da in vielen Fällen der Erhaltungszustand doch zu Wünschen übrig ließ, und ich ursprünglich auch auf die Alufelgen und das Glasdach Wert gelegt hatte. Ersteres ist aber am Ende egal, und letzteres ist natürlich nicht wirklich Glas, sondern Kunststoff - und jedes angetroffene Exemplar war blind und verkratzt.

Nun hatte ich im alten Artikel ja geschrieben, dass man hier endlich mal ein Fahrzeug hat, an dem so gut wie nichts kaputt gehen kann - denn er hat im Grunde genommen nichts. Immerhin 'nen Airbag, aber so Kleinigkeiten wie ABS, ESP, ASR, Bremskraftverstärker, Heizung - nicht für Geld und gute Worte. Ein Jahr nach Marktstart war die Annahme vielleicht auch noch nicht so verkehrt, die letzten Jahre haben jedoch gezeigt: Auch bei diesem elektrischen Minimalismus gibt es immer noch diverse Teile mit Ausfallpotential, die der Gebrauchtkauf-Interessent auf dem Schirm haben sollte:

Die Bremsen
Haben eigentlich nicht viel zu tun, haben aber dennoch eine eher kurze Standzeit. Warum Renault nicht in's Teileregal gegriffen hat und beispielsweise die Garnitur eines Twingo verwendet hat, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Die vier Scheiben des Twizy gibt es natürlich ausschließlich von Renault, nicht von Drittanbietern - und im Falle der Scheiben hinten bekommt man diese nur zusammen im Paket mit Radlager und Achsschenkel. Alleine der Teiletauschpreis für diese beiden Seiten kommt in vierstellige Regionen, damit schwappt dem arglos im Service-Bereich wartenden Kleinstwagen-Kunden zum ersten Mal der Kaffee über.

Das Ladegerät
Ludt ursprünglich mit 2,5 kW, wodurch aber im Sommer Endstufentransistoren und Kühlkörper getrennte Wege gehen konnten, was zum mehr als unfreiwilligen Stillstand führt. Es gibt eine zweite und dritte (Software-)Version des Ladegerätes, diese lädt nur noch mit 2 kW und bringt in Version 3 ein Batteriemanagement mit, um auch den 12 V-Akku aus dem Fahrakku bei Bedarf laden zu können (der sonst meistens mit angeschlossenem Netzstecker ge- und zuweilen überladen wird). Es ist daher erstrebenswert, die zweite oder dritte Version vorzufinden, denn auch dieser Teiletausch spielt sich natürlich wieder in vierstelligen Preisgefilden ab, und der Kaffeestand kommt dem Becherrand wiederum bedenklich nahe.

Die 12 V-Batterie
Ausnahmsweise mal nicht so teuer, aber dennoch gerne kaputt. Wie erwähnt soll es mit der zweiten Ladegeräte-Generation besser geworden sein. Wer sich jetzt fragt, wozu ein Elektroauto eine in Twizy-Kreisen gerne "Bleianker" genannte Starterbatterie braucht, die nichts startet: Weil die Bordelektrik auf 12 V läuft, der Fahrakku aber auf 58 V Nennspannung. Für 12 V bräuchte man einen relativ potenten DC/DC-Abwärtswandler, und der ist schlichtweg teurer als eine allseits bekannte, fertig entwickelte und zugelassene Ladeelektronik mit geringerer Leistung. Der 12 V-Akku puffert den Strombedarf der leider nicht-LED-Fahrzeugbeleuchtung, und schaltet die Traktionsbatterie an den Rest des Fahrzeugs an.

Die Seitenscheiben
Über diese hatte ich mich im alten Artikel ebenfalls schon ausgelassen, und bin nach wie vor der Meinung: Überflüssig. Ganz besonders aus Sicht des Erhaltungszustands, denn die Scheiben verriegeln mittels Metall-Lasche hinter den vorderen Plexiglasscheiben (und zerkratzen diese zwangsläufig), am oberen Karosserierahmen mittels Magneten (und zerkratzen diesen zwangsläufig), sowie an der Tür in der gebräuchlichsten Version mittels Kederleiste (welche einfach in die Tür gespaxt ist, und die Leiste ist nicht rostfrei). Sollte man bei seiner Suche Wert auf ein Seitenscheiben-loses Exemplar legen, reduziert sich die Auswahl beträchtlich. Sollte man allerdings welche nachrüsten wollen, werden für eine sehr überschaubare Materialansammlung erstaunlich hohe Preise aufgerufen.

Die Reichweite
Ja, es sind nur je nach Streckenprofil und Schwere des rechten Fußes 50-80 km. Da ich für den täglichen Arbeitsweg in Summe nur 26 km benötige, sehe ich da keine Probleme auf mich zukommen. Es ist ja noch genügend motorisiertes Gerät für längere Strecken vorhanden...

Die Batteriemiete
Gibt es natürlich immer noch, und während es in den Anfängen mindestens 30 Euro pro Monat waren, geht es aktuell nicht mehr unter 50 Euro. Wer wirklich sparen will, nimmt lieber einen älteren Kleinwagen. Mittlerweile kann man die Batterie zwar kaufen - über einen extrem komplizierten Verhandlungsprozess zwischen Renault-Bank, einem willigen Händler und dem bedürftigen Kunden - was ich aber erstmal nicht vor habe. Bei einer 8 Jahre alten Batterie klingt die gemietete Variante irgendwie sicherer.

Der Ausblick
Ich habe den Twizy seit 'ner Woche und noch keine Ahnung, wie gut sich das Ganze im Alltag so machen wird. Zum Sparen taugt er nicht, höchstens wenn ich den X3 als Vergleich dagegen setze - aber auch dann müsste man erstmal den Anschaffungspreis wieder 'reinfahren, insofern - nö. Das muss man als Spaß und/oder Hobby verstehen.

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Mon Nov 25 11:03:15 CET 2013    |    der_Derk    |    Kommentare (31)    |   Stichworte: elektrische Mobilität, Elektrofahrzeug, L7e, Renault, Renault Twizy, Twizy

Der Nächste bitte: Nach Mia und Fluence war diesmal Renaults Twizy an der Reihe. Ja, er ist klein, nein er hat keine Heizung, und er erinnert frappierend an einen BMW C1-Roller, dem man zwei zusätzliche Räder angeschraubt hat. Oder aber an einen halben Smart. Wir hatten, wie für den Experten unschwer erkennbar, die besser ausgestattete Version mit Türen, nachgerüsteten Seitenscheiben und Alufelgen, serienmäßig hat er all' das nicht. Motorseitig war der "mittlere" 8 kW-Antrieb verbaut, aktuell hat man m.W. die Wahl zwischen 4 und 13 kW.

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Die klassischen Autobewertungskriterien sind hier etwas schwer ansetzbar, deshalb fasse ich es einfach mal in zwei Kapiteln zusammen:

Der Verriss
Zwischen 8000 und 9000 Euro sind eine Menge Geld für diesen Haufen Plastik. Das Mobiliar erinnert an die Inneneinrichtung des Break-Dance vom nächsten Weihnachtsmarkt, diesem voraus hat es einzig die Längsverstellbarkeit. Hinten sitzen ist angeblich möglich, aber nur sportlichen und möglichst schlanken Mitfahrern zu empfehlen. Die Seitenscheiben klingen im ersten Moment sinnvoll, verlieren aber alle Sinnhaftigkeit nach der Erkenntnis, dass man sie bestenfalls mit dem Ärmel beschlagfrei halten kann, eine Lüftung oder gar Heizung gibt es nicht. Noch dazu ist die Handhabung dieser Nachrüst-Teile (Magnethalter oben ausklinken, Verschluss vorne mit separatem Schlüssel öffnen) einfach nur nervig. Zugig bleibt es trotzdem, und ich erwähnte schon: Heizung ist nicht, also gerade in dieser Jahreszeit gilt: Warm anziehen. Irgendwas fehlt noch gegenüber den anderen gefahrenen E-Autos... Ah ja, das Kompressorrattern des elektrischen Bremskraftverstärkers - einen solchen hat der Twizy nicht, also sollte man etwas beherzter zutreten. Noch mehr Dinge auf der "gibt es nicht"-Liste: Eine Federung, auch wenn diese Teile in der Aufhängung optisch gut sichtbar vorhanden sind, muss es sich um Attrappen handeln, den man fällt gefühlt in jedes Schlagloch hinein und muss sich mühsam aus diesem befreien. Die Plastikschüssel von Fahrersitz macht sich das zweite Mal negativ bemerkbar, denn auch dessen nicht vorhandene Polsterung gibt sich keine Mühe, eine Nachlässigkeit des Straßenbaus vor dem Fahrer zu verbergen.
Die Fahrleistungen sind - naja. Immerhin besser als beim Mia, aber zur Auszeichnung gereicht das nicht so recht. Wenn man es tatsächlich mal auf 84 km/h laut Tacho geschafft hat, setzt die Spaßbremse in Form der Abregelung ein, trotz durchgetretenem Pedal geht die Leistungsanzeige zurück.
Normalerweise sind Elektroautos leise, dieses hier aber - zumindest innen - nicht. Zum Großteil natürlich durch Windgeräusche, aber auch der Motor klingt als säße man auf einem Moulinex-Pürierstab.

Die Lobhudelei
😁 <- Das ist der durch ausgiebige Fahrtests einer größeren Testgruppe ermittelte Gesichtsausdruck nach einer Twizy-Fahrt, wissenschaftlich haltbar. Im Gegensatz zu vielen anderen Elektrofahrzeugen versucht er gar nicht erst ein vollwertiges Auto zu sein, insofern nimmt man auch seine Nachteile eher in Kauf. Er beschleunigt nicht spektakulär, aber ausreichend, hat eine gar nicht so üble Kurvenlage und ist trotz einfachster Inneneinrichtung und geringen Verstellmöglichkeiten für sehr kleine und sehr große Fahrer gleichermaßen passend. Man hat die Wahl zwischen der Transportmöglichkeit eines Single-Wocheneinkaufs oder eines Beifahrers (für diesen immer noch deutlich besser, als sich beim C1 von außen an die Kabine zu klammern...), was angesichts der Größe voll ausreichend ist. Die Reichweite von ca. 70 km bei Temperaturen von unter 10 Grad steht kaum hinter dem Fluence zurück und deckt die Strecken ab, die man mit einem Fahrzeug diesen Formates üblicher Weise fahren würde - und das Alles sieht auch noch so aus, wie man sich eine moderne, städtische Bewegungsform vorstellen könnte. Die 230V-Lademöglichkeit ist fest am Fahrzeug verkabelt, innerhalb von ca. 3 Stunden ist auch der Akku beinahe wieder voll. Lässt man die überflüssigen Seitenscheiben weg, genügt die Frontscheibenheizung (sofern man den Schalter im rechten Lenkstockhebel findet) auch für den Durchblick, und die Handhabung der Schwenktüren ist dann deutlich einfacher.
Weiterhin ist die Wartung erwartbar unaufwendig. Servolenkung, Bremskraftverstärker? Ist nicht. Heizung, Kühler, Klimaanlage? Gibt's nicht. Motoröle, Getriebeöle? Letzteres wird zwar vorhanden sein, aber über die Fahrzeuglebensdauer vermutlich nicht ersetzt werden müssen. Reifen, Bremsen? Werden nicht nennenswert belastet. Hier ist tatsächlich mal ein Auto, an dem kaum etwas kaputt gehen kann.

Was man dem Twizy, bzw. Renault ebenfalls hoch anrechnen sollte: Im Gegensatz zu Audi Urban Concept, Opel RAK-e und VW Nils kann man ihn kaufen...

Die Zusammenfassung
Ja, man kann über ihn lachen und ihn nicht als Auto betrachten. Aber es ist immer erfrischend, wenn sich ein "Auto" nicht so ganz ernst nimmt, und unter dem Gesichtspunkt des Rollerersatzes macht sich der Twizy echt nicht schlecht. Das Wesentliche ist: Er sieht futuristisch aus und kann auf seine Art Fahrspaß vermitteln, der größte Rückhaltfaktor jedoch ist leider sein Preis. Gar nicht mal so sehr der Kaufpreis, BMWs C1 lag da nicht wesentlich vorteilhafter, und der Wertverlust ist offensichtlich gering. Aber die 50 Euro Akkumiete (zuzüglich Stromkosten, je nach Beschaffungsmöglichkeiten) verhageln jede Kalkulation, mehr vertankt man mit einem Smart bei derselben monatlichen Fahrleistung auch nicht...

Kleine Korrektur: Es war sogar nur die 8 kW-Version, wird aber trotzdem bei 80 km/h abgeregelt 😉
Korrektur, Teil II: Doch die 13 kW-Version, die tatsächlich dauerhaft nur 8 kW hat...


Blogempfehlung

Mein Blog hat am 04.12.2013 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

Blogautor(en)

der_Derk der_Derk

Relax-Ing.

Smart

... Oder einfach kurz Derk. Nein, das ist kein Schreibfehler.
Meine ganz alltäglichen Begleiter: Wahlweise Mini Paceman, Smart Roadster oder Renault Twizy. Und wer mehr wissen will, muss fragen... ;)

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