Wie könnte ein Zukunftskonzept für GM aussehen?

Saab

Hallo zusammen,

nachdem die US-Regierung GM bis März 2009 gerettet hat, hängt ja das weitere Überleben auch von einem tragfähigen Zukunftskonzept ab.

Wie könnte ein einigermaßen realistisches zukunftsfähiges Konzept für GM aussehen? Was könnte man aus GM machen? Hier mal meine Gedanken (bezogen auf den US-Markt):

Zunächst glaube ich, dass GM doch eine Überlebenschance hat, soweit sie die aktuelle Krise bis 2010 überstehen. Soweit ich mich erinnern kann, wird 2010 eine Vereinbarung mit den Gewerkschaften in Kraft treten, die die Lohnkosten auf das Maß der europäischen und japanischen Konkurrenten, die in den USA produzieren, reduzieren. Damit würde GM jährlich einige Milliarden Dollar ab 2010 einsparen und die heutigen Verlustbeträge wären schon durch diese einzelne Maßnahme erheblich produziert. Damit wäre auch eine Restrukturierung einfacher zu gestalten. Trotzdem muß sich GM konzentrieren, aus jedem produziertem Fahrzeug einen sinnvollen Gewinn zu holen und nicht mehr einfach Masse auf den Markt zu werfen. Es hilft nicht, im Kampf mit Toyota die meisten Autos zu bauen. Lieber Nummer 2 oder 3 mit anständigem Gewinn.

Wenn man sich die japanischen Fahrzeuge in den USA ansieht, dann stellt man fest, dass sie sich gar nicht so stark von den amerikanischen Fahrzeugen unterscheiden. Warum wird dann Toyota gekauft? Toyota hat es geschafft, sich mit dem Prius ein umweltfreundliches Image zu verpassen. Die Masse der verkauften Toyotas sind aber gar keine umweltfreundlichen Fahrzeuge. Es handelt sich um biedere und spritschluckende Limousinen und Geländewagen. Überraschenderweise hat Toyota sehr viele SUVs in den USA im Programm. Auch hat Toyota riesigen Erfolg mit der Edelmarke Lexus und der Trendmarke Scion. Eigentlich handelt es sich mit Ausnahme des Umweltimage um fast immer ähnliche Modelle wie bei GM: Recht bieder und ohne besondere technischen Highlights. Allerdings verfügt Toyota um eine deutlich bessere Produktqualität. Dies ist dem amerikanischen Verbraucher bekannt.

Im Gegensatz zu anderen (auch dem US Kongress) finde ich nicht, dass GM zu viele Marken hat. In Zukunft wird die Welt wie bisher schon noch individueller werden. Daher kann man mit einer Marke nicht alle Zielgruppen bedienen. Daher sollte man die vorhanden Marken weiter ausdifferenzieren und trotzdem unter dem Blech möglichst viele Gleichteile zu verwenden.

Saab: Saab sollte echter Gegenspieler von BMW/Audi werden. In den USA wäre Saab dann eine europäische Topmarke. Hier sollte man das Modellprogramm auf 4 Baureihen (9-5, 9-4X, 9-3, 9-1) mit entsprechenden Modellvarianten ausweiten. Davon ist man eigentlich gar nicht so weit entfernt. Gleichzeitig müßte man in den Hauptmärkten mal richtig Werbung machen. Die Idee mit den Anklängen aus dem Flugzeugbau finde ich gar nicht schlecht (auch wenn Saab Automobile heute mit dem Flugzeugbau nichts mehr zu tun hat). Wenn man die Idee vom Flugzeucockpit konsequent umsetzt, könnte man damit auch die „Flugzeugwerbung“ glaubwürdiger machen.
Wahrscheinlich wäre es nur notwendig, einmal richtig Geld in die Hand zu nehmen, damit der 9-5II und der nächste 9-3 top werden. Wenn man bedenkt, dass GM im Quartal 4 Milliarden Dollar verbrennt, dann wäre Saab mit einem Quartal schon geholfen! Allerdings muß man am Ball bleiben. Audi hat auch ca. 10 bis 15 Jahre gebraucht, um „ganz oben“ mitzuspielen.

Cadillac: Die US-Luxusmarke. Der kostspielige und erfolglose europäische Ausflug sollte beendet werden. Cadillac ist in den USA relativ erfolgreich und sollte dort auch noch stärker gefördert werden. Saab und Cadillac wären Premium, würden sich aber nicht stören (USA: traditionelles US-Premium gegen innovatives Europa-Premium), sondern in den USA unterschiedliche Zielgruppen ansprechen.

Saturn/Opel: Hier gibt es in den USA mehrere Möglichkeiten. Opel könnte seine Modelle selbst in die USA importieren. Dadurch könnten die Opel-Modelle zu „coolen europäischen Modellen“ werden. Allerdings müßte man dann u.U. Viel Geld in die Hand nehmen, um eine neue Marke in den USA zu etablieren. Die andere Möglichkeit wäre, die Opel-Modelle weiterhin unter dem Saturn-Label laufen zu lassen. Dann müßte man Saturn weiter in die „Trendecke“ bringen, die zur Zeit z.B. von Scion genutzt wird. Saturn könnte zusätzlich zu den Saturn-Opels trendige Kleinwagen a la Scion herausbringen.

Chevrolet: Massenmarke (was ja nicht schlecht sein muss). Günstige Einsteigermarke mit hoher Qualität. Dazu sollte Chevy Vorreiter in umweltfreundlichen Fahrzeugen werden. Der Chevrolet Volt ist sicher ein guter Einstieg, allerdings ist er eher ein Imageträger. Fraglich ist, wie dann die Corvette in das Programm paßt.

GMC: Die Grabowski Motor Company ist eigentlich recht erfolgreich und insbesondere bei Gewerbetreibenden in den USA sehr beliebt. Daher kann man für die Privatmarkt durchaus wie bisher auf Chevy-SUVs setzen.

Hummer: Für Hummer sieht es schlecht aus. Falls ein Verkauf nicht möglich ist, sollte man die Marke auf das Ur-Modell reduzieren und mit umweltfreundlichen Antrieben kombinieren. Ob sich das aber wirtschaftlich trägt?

Buick: Die Aufsteigermarke, zwischen Chevrolet und Cadillac angesiedelt. Das allerdings trägt nicht alleine, da man damit leicht zur Opa-Marke verkommt. Hier fehlt mir noch eine zwingende Idee, wie man Buick aufwerten könnte.

Pontiac: Sollte zum amerikanischen BMW werden. Dabei könnte Pontiac auch auf sportliche Opel- und Holden-Modelle (z.B. Insignia OPC) als Basis zurückgreifen.

Wichtig bei Buick und Pontiac ist, dass sie keine badge-engineering Marken werden, sondern sehr eigenständig rüberkommen.

Erfolg kann das alles aber nur haben, wenn man jeder Marke auch jeweils ein „Schmankerl“ gibt. D.h. Jede Marke muß etwas besonderes haben und darf nicht nur ein Abklatsch einer anderen sein (Buick muß mehr sein als ein Chevy mit Holzleisten). Wichtig ist eine hohe Produktqualität. Auch sollte jede Marke Zugang zu umweltfreundlicher Technik haben. Neue Innovationen sollten von der Marke zuerst eingeführt werden, die zu der Marke am besten passen. Z.B. sollten Sicherheitsinnovationen immer zuerst von Saab eingeführt werden und dann erst von anderen Marken.

Was vielleicht noch global und insbesondere in Deutschland wichtig ist: Eine Stärkung der Händler. Hier muß dem einzelnen Vertragshändler die Möglichkeit gegeben werden, auch mit dem Neuwagenverkauf wieder akzeptable Gewinn machen zu können.
Gleichzeitig muß aber der Service bei den Händlern drastisch verbessert werden. Bei 95% aller Händler ist der Kundenservice, die Kundenansprache und das Ambiente einfach unterirdisch. Ein Händler sollte beim potentiellen Kunden auch die Lust erwecken, den Verkaufsraum aufzusuchen, wenn man auch nicht ein Auto kaufen will. Dafür reicht es aber nicht aus, einfach ein paar Autos in den Verkaufsraum zu stellen.

Interssant fand ich einen Artikel über einen russischen Autohändler in Moskau, der in einer eigenen City (Verkauf und Wartung!) ca. 5 Neuwagen in der Stunden (von ca. 15 Marken) verkauft. Da gibt es kostenlose Kinos, Playstations und Internetzugang, um die Wartezeit z.B. beim Reifenwechsel zu verschönern. Da zahlt man vielleicht auch mal etwas mehr für den Reifenwechsel. Das kann natürlich ein kleiner Händler nicht, aber auch ein kleiner Händler sollte sich was einfallen lassen können.

Viele Grüße

Celeste

Beste Antwort im Thema

Moin,

hat sich eigentlich jemand mal Gedanken über die weitere Zukunft von Saabs bisherigen / zukünftigen (?) Teilespender Opel gemacht?

(Könnte ja sein, dass man sich doch nicht von Saab trennt.....🙄😛)

Ist denn Opel auf lange Sicht gesehen wirklich überlebensfähig?

Ich glaube nicht!

Opel baut Autos, die nicht wesentlich besser oder billiger sind als die vielen Importfahrzeuge und andererseits weit entfernt vom Prestige der Premiumhersteller.

In der Vergangenheit übten sich viele Käufer aufgrund dieses Produktimages der Marke Opel in wachsender Kaufzurückhaltung.
Keine Frage: Opel baut keine schlechten Autos aber sie werden nicht gekauft.

Wird sich dieser Trend in Zukunft ändern? Ich glaube nicht.

Der Markt spaltet sich seit längerem in zwei Käufergruppen auf: diejenigen, die das beste Preis-Leistungs-Verhältnis suchen und die zweite Gruppe, die sich mehr am Produktimage orientiert und bereit sind, dafür auch tiefer in die Tasche zu greifen.

Somit könnte sich die Marke Saab mal als ein Gewinner in der Konstellation Opel/GM erweisen!

Premiummarken und günstige, also gute Importeure gehören zweifelsohne zu den Gewinnern der vergangenen Jahre und wohl auch der Zukunft. Die Zulassungszahlen der Asiaten, ebenso wie z.B. die von Audi, belegen diesen Trend.

Hersteller ohne besonderes Image – Opel oder auch Ford – waren die klaren Verlierer.

Opel und Ford haben jahrelang die graue Mitte bedient, eben kein Premium aber auch nicht wirklich billig. Und genau diese Mitte schrumpft kontinuierlich, zugunsten der zwei „Randgruppen“.

Wenn wir jetzt mal in die Zukunft schauen, werden sich einige Europäerische Hersteller sicherlich im Premiumsegment halten können und ein Großteil bedienen die Asiaten.

Und GM/Opel?
Ich kann meinen Vorrednern nur zustimmen. Evtl. wäre man bei GM dann froh, noch ein Produkt ähnlich Saab im Konzern zu haben....

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Oldsmobile würde ich auch wiederbeleben wollen, aber als ''Grüne Marke'' von GM. Oldsmobile wäre dann quasi das Aushängeschild für GM um ein deutliches zeichen zu setzen, daß die amerikanischen Hersteller auch umweltbewusste Autos bauen können. Ein Ziel soll sein, Firmen wie Toyota und Honda mit ihren Hybrid-Schleudern Paroli zu bieten und Marktanteile in diesem Segment abzujagen.

Gruß Oli

Zitat:

Original geschrieben von bavarianlynx



-----------------------
Das ist ja ein richtig schönes Märchenland-Marketing. Da wird einem ganz warm ums Herz. Saab hat darin ein kuscheliges warmes Nest und darf mal so richtig BMW attackieren. Oldsmobile fehlt noch, wiederbelebt, als Marke für die Grufties (Zielgruppe > 80 J.), praktisch die Seniorenmarke. Opel als 'die coole europäische Marke' finde ich besonders erheiternd.

Schick' das mal dem Lutz und dem Wagoner, die brauchen vielleicht ein paar kreative Ideen.

Tja, besser eine Vision haben als keine. 😎

Da mich GM nicht bezahlt, sollen die mal ruhig selber denken 😁

Zitat:

Original geschrieben von Celeste



Zitat:

Original geschrieben von bavarianlynx



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Das ist ja ein richtig schönes Märchenland-Marketing. Da wird einem ganz warm ums Herz. Saab hat darin ein kuscheliges warmes Nest und darf mal so richtig BMW attackieren. Oldsmobile fehlt noch, wiederbelebt, als Marke für die Grufties (Zielgruppe > 80 J.), praktisch die Seniorenmarke. Opel als 'die coole europäische Marke' finde ich besonders erheiternd.

Schick' das mal dem Lutz und dem Wagoner, die brauchen vielleicht ein paar kreative Ideen.

Tja, besser eine Vision haben als keine. 😎

Da mich GM nicht bezahlt, sollen die mal ruhig selber denken 😁

Schönes Märchen und sehr schöner Traum, aber die Hoffnung geben wir nicht auf 😉

"Saab: Saab sollte echter Gegenspieler von BMW/Audi werden."

das ist ja jahrelang versucht worden durch Verkleinern des Innenraums, des Kofferraums und der Heckklappe (auf Null ;-)

Die BMW und Audi Klientel hat das nicht gestört - und anscheinend auch nicht interessiert.

Die traditionelle Saab-Kundschaft leider schon, wie es aussieht. Ich jedenfalls habe mir einen Saab gekauft, weil er echte Vorteile hatte, und nicht wg. des Images (Audi A4: Klappe auf, huch, wo ist denn hier der Kofferraum? Hintertür auf, reinquetsch, rausquetsch, na ja; BMW 3er: ditto, und ich will Frontantrieb).

Bei Saab ist jetzt die absurde Situation gegeben, dass ich mir einen Kombi kaufen müsste, der mir nicht gefällt, und der einen stärkeren Motor bräuchte als mein jetziger, wenn ich genauso schnell fahren will. Und wo dennoch weniger reingeht.

Wird womöglich ein Skoda Superb. Aber Saab Fahrer sind halt Individualisten. Und das sind nicht (wie Saab wohl glaubt) Leute, die anders sein wollen als andere, sondern Leute, die selbst denken.

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