Kaufberatung
Hallo zusammen,
ich bin auf der Suche nach einem anderem Auto und am überlegen ob BMW 3er Limo oder 3 GT alternativ 4er GT oder Coupé in Frage kommen würde. Da ich aktuell eher aus dem Mercedes Lager komme und von BMW nicht wirklich viel Ahnung habe bräuchte ich mal euren Rat.
Ich fahre im Jahr 16.000 km bis 18.000 km wichtig wäre mir Automatikgetriebe Benziner oder Diesel ist eigentlich egal wobei ich einen Benziner bevorzugen würde.
- Worauf ist bei den Modellen zu achten?
- Welche Motoren sind zu empfehlen welche eher nicht?
- Welche Schwachpunkte gibt es?
MfG
2 Antworten
Wenn man es sehr sportlich mag, ist der B58-Motor - also der Benziner-Reihensechszylinder sehr zu empfehlen. Aber ich bin aktuell super begeistert vom N57 - also der Diesel-Reihensechszylinder. Ein sagenhafter Motor, der auch optimal mit dem ZF 8-Stufen-Getriebe zusammenarbeitet. Weil die Kraft durch das Drehmoment des Diesel enorm von unten heraus kommt, schaltet der Diesel gar nicht so viel zurück. Da hat mich das ständige Aufgeheule beim B58-Motor doch etwas gestört, auch wenn man nur mal etwas Gas geben wollte. Der Diesel fährt sich einfach enorm souverän und ist obendrein sehr sparsam für die Leistungsklasse.
Ich fahre aktuell mein Traumauto: Den 430d Gran Coupé mit xDrive. Klar meine Empfehlung. Der hat durch die riesige Heckklappe Kombiqualitäten, aber die Eleganz eines Coupés. Oder wie es mir der BMW-Händler sagte: Der 4er ist der 3er in schön 😉 Aber, das war ernst gemeint, und ich sehe es genau so.
Ein B58 (340i/440i) oder N57 (330d/430d) ist natürlich antriebstechnisch was Feines, aber wenn ich mir die Fahrzeuge grob anschaue, die @W2xx fährt, dann ist er sicherlich auch mit einem B47 (320i/330i) zufrieden.
Gehen wir doch mal auf die Fragen ein:
Was gibt´s bei den Motoren zu beachten?
- Im Laufe der Produktionszeit der F-Serie gab es einen Motorengenerationenwechsel von den New-Generation-Motoren (Nxx) zu den Baukasten-Motoren (Bxx).
- Die Baukastenmotoren gelten grundsätzlich stabiler, sind auch beim Benziner konstruktiv einfacher und stabiler ausgelegt und tatsächlich gibt es bislang noch keine großen Beschwerden.
- Die Benziner-NG-Motoren N20 (R4 320i oder 330i) und N55 (R6 335i) können ganz schön zickig sein und Dank Steuerkettenproblemen und Pleuel-/Hauptlagerschäden tief ins Geld gehen.
- Das Sichtigste bei den vorgenannten Motoren ist, dass sie beim Kauf wirklich gut gepflegt sind und keinerlei Geräusche machen - sonst kann ich nur empfehlen die Finger davon zu lassen. Kauft man sich einen solchen Motor, dann bitte nicht die Longlife-Intervalle fahren, sondern sehr frühzeitig das Öl wechseln nach 10-15tkm.
- Den Diesel-N57 in der oberen Leistungsstufe (N57OL: 330d mit 258PS) nehme ich hier mal raus. Mit entsprechender Wartung und kürzeren Ölwechselintervallen ist diese Variante eigentlich sehr robust.
- Die N57 in der höchsten Ausbaustufe (N57TOP: 335xd mit zuletzt 313PS) sind thermisch stärker belastet und leiden auch stärker unter Hauptlagerschäden.
Das in Kürze. Ich würde, je nach Budget - zu einem 320i mit B48 (190PS) oder mit R6 zum 340i mit dem B58 (326PS, mit MPPSK 360PS) greifen und wenn es ein Diesel werden sollte ein 320d mit B47 (190PS) oder als R6 mit dem N57 (258PS).
Was ist bei den Modellen zu beachten?
...auch wieder nur in aller Kürze - mehr Infos gibt´s über die Suche hier im Unterforum!
- Die Faceliftmodelle (LCI - Life Cycle Impulse = MOPF beim Stern) sind besser gedämmt und gelten allgemein als zuverlässiger. Mit meinen Motorenempfehlungen wärest du ohnehin überwiegend beim LCI (ab ca. 07/2015)
- Der GT (Modellcode F34) ist nicht jedermanns Sache. Meine Frau fährt ihn als 330d (10/2014) und wir sind absolut begeistert, da dieser nicht bloß ca. 20cm länger als die Limo (F30) ist, sondern insgesamt einen komfortableren Reisekomfort - fast schon auf 5er-Niveau bietet - und dabei auch wesentlich geräumiger ist, als Limo (F30) bzw. Touring (F31). Bei uns zieht nun ein Firmen-i4 ein und der GT bleibt uns dennoch erhalten, einfach weil es ein ungemein praktisches und sportliches Auto ist.
- Die BMW Touring (F31) sind eher Lifestyle-Kombis. Zwar hat man über die Heckklappe eine höhere lichte Höhe, dafür ist der Kofferraumboden sogar etwas höher als beim F30, so dass bei einer Durchlademöglichkeit (F31 und F34 Serie; F30 Sonderausstattung!) nicht viel weniger Platz bietet.
Welche Schwachpunkte gibt es?
- Das ist bei einer so umfangreichen Baureihe gar nicht so einfach zu beantworten.
- Die Vor-Facelift-Modelle gelten als lauter. Die LCI-Modelle sind etwas besser gedämmt.
- Die NG-Motoren reagieren empfindlich auf Longlife-Intervalle. Steuerkettenschäden sind daher nicht ganz selten - auch beim R6.
- Die M Sportbremse (auch die kleinen Varianten bei 335 und 340er Modellen) tendieren oft zum Quietschen, was aber eher durch die Konstruktion bedingt ist. Die perforierten Scheiben neigen auch zu Luftgeräuschen, da die Luft sich dort verwirbelt und wieder zurückgeworfen wird. Mich hat beides nicht gestört. Problematischer ist eher die Empfindlichkeit der 4-Kolben-Festsattelbremse (BMW/Brembo P4.40) auf die Bremsscheiben. Hier kommen ab und zu Wärmeverzüge (Hot Spots) durch ungleichmäßige Vernietungen zwischen Alu-Topf und Guss-Reibring vor. Einfach zu original BMW-Teilen greifen, dann hat man das zu 95% nicht. [Die Modelle unter 335/340 fahren serienmäßig mit Faustsattelanlagen]
Insgesamt ist die F3x-Reihe dennoch sehr solide. Rost ist bislang gar kein Thema und selbst die NG-Motoren benötigen einfach mehr Pflege, als BMW selbst vorgibt, dann kann man auch diese Motorengeneration fahren.
Problematisch ist nur deren komplexe und verschleißanfällig Konstruktion im Bereich der Ventilhubverstellung (Valvetronic) und Kettenverschleiß. Insgesamt ist der F3x schon sehr komplex, so dass Probleme schnell zur Odyssee führen können. Das ist aber sicherlich bei Mercedes und Audi identisch und bringt einfach die Anforderung an höchst effiziente Fahrzeuge mit sich.
Was fällt mir sonst noch ein? Mein Tipp wäre ein F30 mit deiner Wunschmotorisierung, ein F34 (GT) oder tatsächlich das 4er Gran Coupé, welches durch seine große Heckklappe ähnlich praktisch wie der F34 ist, aber etwas sportlicher ausschaut.
Ach ja, xDrive. Mei, auch das kein BMW-typisches Problem, aber die kupplungsgesteuerten Permanentallradsysteme sind einfach mal anfälliger, als rein mechanische. Ich liebe Allrad, habe aber selbst schon teuer dafür bezahlt, weil mir die Lager im VA-Diff zersprungen sind und hatte zeitweise selbst die Sorge, dass mir das sensible Verteilergetriebe (Magna Steyr ATC35L) noch Probleme macht, aber einerseits bin ich verschont worden und andererseits lässt sich alles wieder revidieren. Beim VTG hilft häufig schon ein Ölwechsel (Suche hier im F10-Forum) oder eine Revision bei einem Fachbetrieb. Hier würde ich in jedem Fall eine (günstigere) Revision vorziehen, da gerade bei den Lagerschäden einfach zweireihige RiKuLa statt der einreihigen verbaut werden - häufig von Schäffler (statt Koyo-Billig-Lager).
Das im F3x verbaute Automatikgetriebe (ZF 8HP) kann uneingeschränkt empfohlen werden. Wir haben bei unseren 8HP regelmäßig Wartungen bei ZF im Stammwerk Friedrichshafen durchführen lassen und waren selbst immer wieder überrascht, was der Service noch gebracht hat. Manche fahren hingegen 250tkm und scheinen gar nichts zu merken. Kommt also etwas auf dein Empfinden an.
So denn, damit sollte das Gröbste gesagt sein - kann aber gerne noch ergänzt (oder kritisiert) werden.
VG
Chris