Hartes Schalten Gang 1 / 2

VW Käfer 1200

Hi,
bei meinem 65er Käfer mit vollsynchronisiertem Getriebe geht der erste Gang im Stand manchmal (nicht immer) etwas schwerer bzw. recht "hart" rein. Wenn ich zuerst in den zweiten Schalte und dann in den ersten Gang geht's immer sehr gut. Wenn ich auf die Kreuzung zu rolle und dabei gefühlt noch zu flott bin und den zweiten Gang einlege haut es auch den recht hart rein. Das Getriebe hatte ich zur Resto offen und danach die Schaltstangen mit zweitem (ausgeschnittenen) Getriebegehäuse eingestellt. Die Synchronringe sahen m.E. gut aus. Prinzipiell schaltet das Getriebe auch gut. Also auch der Wechsel 1 zu 2 bei Anfahren ohne Probleme. Nur beim Einlegen von der 1 (nicht immer) und beim ausrollen in die 2 (wenn zu schnell?).

An der Stelle fehlt mir tatsächlich die Erfahrung "von früher" um zu sagen ob das normales Verhalten ist oder ich nachbessern muss? Ggf. Einstellung der Schaltstange?

Danke und Grüße
Ulti

45 Antworten

Na gut - wäre zwar eigentlich die Aufgabe Deiner Fahrschule bzw. Deines Fahrlehrers gewesen und hat somit keinesfalls heißen sollen, daß Du "scheinbar zu blöd" bist - dieses "Lob" gebührt somit der o. a. Stelle.

Von vorne:

Der Motor eines Kfz hat einen gewissen "nutzbaren Drehzahlbereich", der sich je nach Konstruktion unterscheidet. Grob gesagt: Je größer der Hubraum im Vergleich zur Leistung ist, desto größer ist auch dieser Bereich. Der Käfermotor holt aus knapp 1200 ccm gerade einmal maximal "heiße" 34 PS - dafür gibt er aber über einen relativ großen Bereich brauchbare Leistung ab und kommt daher mit vier Gängen aus. Trotzdem geht mit kaum über Leerlaufdrehzahl noch nix und ab einer gewissen Drehzahl nix mehr.

Heutige "hochgezüchtete" Motoren, die aus weit weniger Hubraum weit mehr Leistung kitzeln, bringen diese nur in einem weit geringeren (obendrein noch deutlich höheren) Drehzahlbereich und benötigen daher fünf, wenn nicht sogar sechs Gänge. Das Getriebe hat nämlich die weihevolle Aufgabe, es zu ermöglichen, jede Geschwindigkeit, die man fahren möchte, mit einer Übersetzung fahren zu können, die dem Motor brauchbare Drehzahl und damit Leistungsentfaltung ermöglicht.

Wenn wir beim Käfer nun wiederum "von vorne beginnen", hast Du hier schon bei sehr geringer Drehzahl durchaus brauchbare Leistungsentfaltung. Mit ausreichend Gefühl am Kupplungspedal wird es Dir sogar gelingen, mit Leerlaufdrehzahl anzufahren. Soll 's etwas leichter und flotter gehen, gibst Du eben ein wenig Anfahrgas.

Nichtsdestotrotz wird es Dir Dein Motor danken, wenn Du ihn im ersten Gang nicht auf 30 km/h hinaufprügelst, da Du damit jedenfalls schon aus dem vernünftig nutzbaren Drehbereich heraußen bist!

Andersrum gesehen bist Du somit, wenn Du bei 30 km/h schon den ersten Gang reinknüppeln möchtest, (Wozu, um alles in der Welt???) für eben diesen noch viel zu schnell! Obendrein fällt der Motor ja, sobald Du für den Schaltvorgang auskuppelst und vom Gas gehst, auf Leerlaufdrehzahl ab! Was ist die Folge? Die Abtriebsseite des Getriebes, die mit den Antriebsrädern verbunden ist, rotiert mit der eben den 30 km/h Fahrgeschwindigkeit entsprechenden Drehzahl. Die Antriebsseite jedoch, die mit dem Motor verbunden ist, nun eben mit Leerlaufdrehzahl! Und welche Fahrgeschwindigkeit entspricht nun Leerlaufdrahzahl im ersten Gang? Vielleicht ein wenig mehr, als Schrittempo! Die eine Hälfte des Getriebes hätte nun gerne Schrittempo, die andere aber die erwähnten 30 km/h! Wer soll diese "Horrordifferenz" kompensieren? Theoretisch die Synchroneinrichtung - nur auf derartige "Vergewaltigung" hin ist sie absolut nicht dimensioniert, was Dir das "unschöne Geräusch" mitzuteilen versucht!

Daher entweder, wenn Du schon unbedingt bei 30 (völlig sinnlos und zweckentfremdet) den ersten Gang reinquetschen möchtest: Auskuppen, Leerlauf einlegen, einkuppeln, Gas geben, um den Motor auf die (abenteuerliche) Drehzahl zu bringen, die er im ersten Gang bei 30 drehen müßte, ersten Gang einlegen, einkuppeln, weiterknüppeln, oder Gas wieder wegnehmen.
Oder, sinnvoller, auf die Ampel zufahren und nicht rollen, da der Käfer eben ein Fahrzeug ist und kein Rollstuhl.
Also: Gas wegnehmen, evtl. bremsen, wenn die Verzögerung dadurch alleine zu wenig ist, wenn der Motor gegen Leerlaufdrehzahl kommt, auskuppeln, (da es vorher schlicht unnötig ist) und wenn Du schon fast stehst und inzwischen die Ampel doch schon umschaltet, oder Du aus sonstigen Gründen eben wieder weiterfahren kannst, den ersten Gang einlegen. Falls nicht, bleibt der Gang eben draußen und Du hältst an. Sobald Du wieder losfahren kannst, ersten Gang rein und ab...

Es geht um das zurollen auf die Kreuzung. Während ich das Auto abbremse versuche ich mit getretener Kupplung bereits den ersten Gang einzulegen, kuppel dabei aber noch nicht ein bzw. erst bei niedrigerer Geschwindigkeit. Beim einlegen des Gangs und getretener Kupplung gibt es bereits ein unschönes Geräusch. Das ist bei meinem modernen Auto so kein Problem. Darum geht's: Ist das normal oder nicht. Es geht nicht darum, dass ich im ersten Gang mit 30 km/h durch die Stadt fahre.

Es geht genau darum!

1) Fahren und nicht rollen! D. h., so lange sich das Fahrzeug bewegt, hat die Kraftübertragung geschlossen zu sein - außer während eines notwendigen Schaltvorganges und der ist erst dann gegeben, wenn die Drehzahl des Motors (durch Beschleunigen oder Verzögern) aus dem nutzbaren Bereich gerät!

2) Bei getretener Kupplung den ersten Gang bei mehr als Schrittempo reinzuwürgen ist ein krasser Bedienungsfehler und zerstört das Getriebe!!! Durch das Einkuppeln verbindest Du lediglich auch noch den Motor mit diesem Akt der Vergewaltuígung und der dreht dann auch noch sinnlos hoch!

Es ist normal, da Deine Handlungsweise eben nicht normal ist!

Dein modernes Auto hat a) eine effizientere Synchroneinrichtung und b) noch weniger Gewaltakte hinter sich und verzeiht es dadurch eher, aber auch nicht ewig.

So leid es mir tut, das sagen zu müssen, aber Dir fehlt es offenbar wirklich am nötigen Grundverständnis! Wenn mein vorangehender Text nichts daran ändern kann, kann ich Dir leider nicht weiterhelfen...

Leider Gottes wird einem heutzutage in den Fahhrschulen förmlich beigebracht ein Auto möglichst zu vergewaltigen. Ich rede aus Erfahrung, habe meinen Führerschein vor anderthalb Jahren gemacht und kann nur sagen, wenn kein technisches Grundverständnis und Interesse vorhanden ist kann man sein Auto (ganz besonders natürlich ältere Kfz) ganz leicht zu Schrott fahren... Entweder durch extrem untertouriges Fahren, Fahren mit unnötig hoher Drehzahl, permanent getretener Kupplung... Es könnte einem schlecht werden, besonders wenn dann die älteren Autos schlechtgeredet werden, weil sie diese Defizite nicht ausgleichen.

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Leute, es ging mir darum ein Szenario aufzuzeigen wann sich der erste Gang im Stand schlecht einlegen lässt und wann mir das auch bei der Fahrt aufgefallen ist. Das im Zusammenhang mit einem ausführlichen Test von gestern. Da war das Szenario: Ich rolle bremsend auf die Kreuzung zu und hatte beim Bremsen <30 km/h mit getretener Kupplung versucht den ersten Gang einzulegen. Das wurde mit einem unangenehmen Geräusch quittiert. Und da war die Rückfrage ob das normales Verhalten ist oder hier ggf. noch etwas nachgestellt werden muss, da ich das bei modernen Fahrzeugen so noch nicht festgestellt habe. Da steht nirgendwo dass das der permanente Use-Case ist oder ich das Getriebe permanent quäle in dem ich versuche mit Gewalt trotz lauter Geräusche einen Gang einzulegen.

Deshalb hätte eine einfache Antwort: "Normales Verhalten, Getriebe ist dafür nicht ausgelegt" gereicht. Natürlich gern auch mit der entsprechenden technischen Erklärung warum das so ist. Ich hab das Auto zwar weitestgehend selbst restauriert, inklusive Getriebe und Motor, aber wie im Eingangspost geschrieben fehlt da an der Stelle die tatsächliche Erfahrung ob das Verhalten in Ordnung ist. Dass ich mir stattdessen in unangenehmer Aufschneider-Manier (sorry, aber das empfinde ich wirklich so) anhören muss, dass ich kein Auto fahren kann und mein Fahrlehrer auch eine Pfeife war, halte ich für unangebracht.

Auch wenn sich alle Gänge während der Fahrt "gut" schalten lassen - ist die Schaltstangenführung im Tunnel noch I.O. ?
Als ich meinen Käfer die ersten Male gefahren bin ließen sich die Gänge nämlich auch gefühlt "gut" schalten. War zwar ein bisschen herumrühren aber es kam mir so vor als ob das so müsse - der Wagen war ja schließlich schon alt.
Probleme gab es da auch meistens mit dem ersten Gang.
Als die Hülse dann gewechselt war: mein Gott ist die Schaltung präzise und die Gänge flutschen wunderbar rein!
Also am besten Mal nachsehen ob die Hülse noch vorhanden ist.

Hallo Jungs
also ich verstehe überhaupt nicht wieso Naxel63 so abgeht
davon abgesehen fnde ich solch ein betragen schon unter der Gürtellinie
dass ist meiner Meinung nach schon heftig

An Ultima_ratio56
wenn dein Getriebe ansonsten" Gut Schaltet" ist m.M.n Alles Ok und es ist völlig normal das dich bei ca.30 Km/h dein Getriebe begrüßt weil in diesen Fall die Sinchronringe nicht mehr mit kommen - es sei den du drückst den Schalthebel sehr langsam und mit Gefühl in den ersten Gang während du langsamer wirst.
Versuch dich einfach daran zu gewöhnen den 1. Gang erst bei Stillstand an der Ampel einzulegen oder halt wenn du schon FAST Stehst.
Übrigends mach ich das bei meinen Speedster auch ab und zu und das Getriebe ist noch NICHT Kaputt !
und das schon seit 1986 🙂

Gruß Franz

Zitat:

@RosemannSpeedster schrieb am 31. Mai 2021 um 16:17:44 Uhr:


also ich verstehe überhaupt nicht wieso Naxel63 so abgeht

Könnte evtl. daran liegen, dass er Fahrschullehrer ist... 😁

in diesen Fall sollte er aber ruhiger agieren

🙂

Bei 30 km/h im ersten Gang jaulen Motor, wie Diskutanten laut auf, ersterer mit etwa 4200 U/min so ziemlich im Bereich seiner Höchstdrehzahl.

Der entsprechende Synchronring muss Kupplungsscheibe, wie Getriebewelle bereits im Vorfeld, beim Schaltvorgang, um etwa 3000 U/min beschleunigen, was wohl als Überlastung anzusehen ist.

Naxels lesenswerter Traktat- von uns allen hat der wohl schon die größte Vielzahl an Getrieben krachen gehört- ist in seiner Strenge auch ein bißchen verständlich, soll er doch schon rein berufsmäßig, einer Schändung des Materials energisch entgegenwirken.

Die Syncronringe der niederen Gänge sind auch am häufigsten kaputt.

Getriebe selbst überarbeiten ist schon eine höhere Weihe der Restaurierung. Das verdient Respekt, und ich denke, dass Du dafür technisch schon Einiges drauf haben musst.

Also ergreife Deinen Rechenstift und kalkuliere die zu den Gängen passenden Drehzahlen einmal durch.
Das Umsetzen beim Schalten ist dann nicht mehr so schwer.

Viel Erfolg dabei

Liebe Grüße

Inschinehr

@ultima_ratio56 Die Syncronisation beim ersten Gang wurde beim Exportkäfer im Modelljahr 61 eingeführt, die letzten Ausführungen erhielten sie erst im Modelljahr 65.
Mit der Zeit wist Du schon eine Technik finden halbwegs geräuschlos zu schalten.
Bei meinem 66er Käfer fällt mir das schon garnicht mehr auf, den habe ich aber auch schon über 30 Jahre.
Im Vergleich mit einem aktuellen Getriebe wird ein Käfer aus den 60ern für eine ungeübte Hand speziell beim ersten Gang wohl etwas hakelig schalten.

Trotzdem viel Spaß mit dem Käfer...

Grüße
Werner

Danke erstmal für die hilfreichen Antworten.
Falls ich es mißverständlich ausgedrückt hatte: ich schalte nicht bei 30 in den ersten und fahre dann an der Drehzahlgrenze des Motors durch die Stadt.

Ich hab wie gesagt gestern etwas rumprobiert und dabei ist mir das Verhalten im ausgekuppelten Zustand aufgefallen. Das war meine erste Voll-Restauration und ich hatte vorher auch noch kein Getriebe komplett auseinander. Das klingt übrigens wilder als es ist. Letztlich war es nur der Austausch der Kugellager und Dichtungen und am Ende die Einstellung der Schaltstangen. Da ich keinerlei Käfer Vergleich hab, bin ich bei unbekannten Verhalten des Autos immer unsicher ob nicht doch vielleicht ein Fehler passiert ist. Deshalb auch der Thread um Erfahrungswerte zu hören und ggf. nachzujustieren. Lange Rede gar kein Sinn: ich hab verstanden, dass das Verhalten normal ist und mach‘s einfach wie bisher: Im Stillstand entspannt in den ersten schalten oder über den Umweg des zweiten Gangs. Interessant übrigens auch der Hinweis mit dem nicht synchronisierten ersten Gang: Könnte ja beim 65er Standard durchaus sein. Müsste mal die Fotos vom offenen Getriebe raussuchen und schauen.

VG

Zitat:

@JaWi64 schrieb am 31. Mai 2021 um 15:09:15 Uhr:


Auch wenn sich alle Gänge während der Fahrt "gut" schalten lassen - ist die Schaltstangenführung im Tunnel noch I.O. ?
Als ich meinen Käfer die ersten Male gefahren bin ließen sich die Gänge nämlich auch gefühlt "gut" schalten. War zwar ein bisschen herumrühren aber es kam mir so vor als ob das so müsse - der Wagen war ja schließlich schon alt.
Probleme gab es da auch meistens mit dem ersten Gang.
Als die Hülse dann gewechselt war: mein Gott ist die Schaltung präzise und die Gänge flutschen wunderbar rein!
Also am besten Mal nachsehen ob die Hülse noch vorhanden ist.

Achso: danke auch für den Hinweis. Hatte bei der Resto sowohl Führung im Tunnel als auch die Schaltstangenkupplung ausgetauscht.

Ein unsynchroner erster Gang verhält sich in etwa so wie wenn du den Rückwärtsgang einlegen willst. Der ist nämlich immer unsynchron (beim Käfer).
Also wenn du leicht rollst und den R-Gang einlegen willst, müsste es krachen. Wenn du hingegen beim leichten Rollen (vllt auch mal leicht rückwärtsrollen probieren) den 1. Gang einlegen willst und es sich analog dazu verhält, hast du recht sicher einen unsynchronisierten 1. Gang. Wenn er trotzdem sauber reinflutscht ist er synchron.

Und ich kann Naxel da etwas nachempfinden. Ich mag es auch nicht als Beifahrer, wenn jemand das Getriebe nicht sachgemäß bedienen kann. Auch ein Anrollen zur Ampel mit getretener Kupplung und gleichzeitigem Bremsen zählt für mich dazu, wenn man noch locker einige Meter im 2. Gang die Motorbremse hätte nutzen können.
Aber egal, ultima hat ja erklärt, dass er das anscheinend nur zu Testzwecken gemacht hat.

Unabhängig vom Alter des Fahrzeuges: ich habe mir nun aus vielen Jahren an Erfahrung angewöhnt, zu den roten Ampeln (oder anderen Stoppunkten) den Gang rauszunehmen und hinzurollen und abzubremsen. Warum: weil es dir die Bremsscheiben (wenn man welche hat) danken werden. Und gerade jetzt in der Pandemie, wo man eh weniger fährt, hält es die Bremsanlage fit, wenn man dann bei den wenigen Fahrten so fährt. Und es ist viel teurer, jedesmal beim TÜV gesagt zu bekommen, dass die Bremse wieder fällig ist...

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