Reduzierung Profiltiefe bei Neureifen = Gewinnmaximierung?
Ich muss es mal los werden. Wir können uns vom 8 mm Profil bei Neureifen ( vor allem bei Winterreifen) verabschieden. Kam doch mein neuer BMW IX1 mit Nexen 7 mm daher, habe ich soeben einen Ganzjahresreifen ( Fernost) nagelneu mit knappen 6 mm erhalten.
Sprich, sie haben eine Lebenserwartung (wenn man bei GJR die 3 mm Verschleißgrenze beachtet) von max 10-15000 km.
Demnächst werden Neureifen wohl nur noch 5 mm haben. Die kann man dann jährlich wechseln.
108 Antworten
Klar kann man der Sache gelassen oder ignorant entgegen stehen. Aber in den letzten 100 Jahren ( Rennsport trocken ausgenommen) waren Reifen mit mehr Profil immer besser als Reifen mit weniger Profil. Deshalb hat wohl der Gesetzgeber Regeln und der ADAC Empfehlungen gesetzt.
Kann aber sein, dass sich das alles gewendet hat, wie so vieles in unserem Land.
Besser wobei? Nur im Aquaplaning, aber schlechter in der Lenkpräzision, im Trockengrip, im Bremsweg, usw.
Es gibt kein einfaches „besser“ bei einem Bauteil, dass dermaßen viel Zielkonflikte hat, wie ein Reifen.
Du hast Recht, die letzten 100 Jahre haben wir alles falsch gemacht. Hoffentlich verkaufen sie dir die nächsten neuen Winterreifen nicht mit 4 mm.
V6losi, bin ganz in deiner Spur!
Zitat:
@MacV8 schrieb am 24. Januar 2024 um 19:56:28 Uhr:
Besser wobei? Nur im Aquaplaning, aber schlechter in der Lenkpräzision, im Trockengrip, im Bremsweg, usw.
Es gibt kein einfaches „besser“ bei einem Bauteil, dass dermaßen viel Zielkonflikte hat, wie ein Reifen.
Dann müssten wir am besten alle"Slicks" fahren, weil ja weniger Profil besser ist. Bei Schnee und Regen bleiben wir dann alle Zuhause.
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Ok, ich wollte es nur mal los werden. Die 7 mm haben mich schon überrascht, aber 6 mm bei Neureifen ist schon eine Zumutung. Ich glaube, weitere Diskussionen bringen nix mehr.
Der augenblickliche Platzhirsch mit 5,5 mm:
Die 5.5mm werden von Bridgestone wohlweislich aber nicht erwähnt, oder?
Dass dieser Reifen auf dem VW ID3 montiert wird, passt dann auch zu den gehäuften Klagen, die man im entsprechenden Forum findet:
https://www.motor-talk.de/forum/id3-reifenverschleiss-t7182163.html
@x5 france , @v6losi, super Kommentare. Ihr habt es nicht so mit differenzierten technischen Betrachtungen, oder? O.k., schwarz/weiß Ansichten machen das Leben einfacher, man lernt halt nur nichts dabei ;-) .
Einfach noch einmal den Beitrag in Ruhe lesen und dann feststellen, das es nur um Tendenzen ging, nirgendwo steht, das gar kein Profil in irgendeiner Weise ideal ist und das ganze eigentlich nur eine Anregung war, darüber nachzudenken, dass technische Systeme immer bestimmte Vor- und Nachteile in sich vereinen und solche Pauschalaussagen wie „nur viel Profil ist optimal“, oder „nur wenig Profil ist optimal“ überhaupt keinen Sinn machen.
Aber nun ja, ich bin es mittlerweile gewohnt, dass technisch differenzierte Diskussionen, die nicht ins eigene Weltbild passen, oder die nicht verstanden werden, auch explizit nicht erwünscht sind. Also einfach weitermachen und ignorieren.
Zitat:
@Gummihoeker schrieb am 24. Januar 2024 um 21:09:39 Uhr:
Der augenblickliche Platzhirsch mit 5,5 mm:
Sicher kein Musterschüler in Sachen Laufleistung, ABER wenig RoWi bedeutet eben auch wenig Widerstand und damit mitunter (aber nicht zwangsläufig) auch weniger Verschleiß.
So mancher Spritsparreifen mit 6 mm Neuprofil wird länger halten, als ein UHP mit 7 oder 8 mm und viel Grip (=viel Verschleiß).
Auch das wieder ein klares „es kommt darauf an“. An einer einzelnen Eigenschaft kann man das alles nicht festmache, nicht einmal an der Profiltiefe.
Das ist ja genau das Problem beim Reifen, dass es nicht den „Alleskönner“ gibt, sondern jeder Reifen nur ein Kompromiss verschiedener Eigenschaften sein kann. Die absolut positive Nachricht - wenn man Tests und Erfahrungsberichte liest, ist man in der Lage für sich einen Reifen heraus zu suchen, der für die eigenen Anforderungen die besten Eigenschaften mitbringt, sie es Verschleißfestigkeit, Performance, Bremsweg, Geräusch, oder was auch immer.
Danke, wenn man argumentativ am Ende ist, nimmt man die User persönlich aufs Korn. Nicht mein Stil, bin raus.
Zitat:
@Gummihoeker schrieb am 24. Januar 2024 um 16:18:34 Uhr:
…und die restliche schneefreie Zeit?Große Profiltiefen bringen auch zahlreiche Nachteile mit:
-mehr Laufgeräusche
-weniger Zielgenauigkeit/Steifigkeit
-größere Neigung zu ungleichförmigem Abrieb/Sägezahn
-Mehrverbrauch
-längere Bremswege
-schlechterer Geradeauslauf-
...und mit diesen Nachteilen wird man in den Tests kaum aufs Podest kommen.
Zum Thema: Profiltiefe wäre mir egal, solange die Laufleistung stimmt...letztlich entscheiden dann doch die Qualität und der Preis.
PS: Kennt jemand die Profiltiefe vom GY Vector Gen3 ??
Zitat:
@x5 france schrieb am 24. Januar 2024 um 22:21:41 Uhr:
Danke, wenn man argumentativ am Ende ist, nimmt man die User persönlich aufs Korn. Nicht mein Stil, bin raus.
Kein Problem, nicht empfindlich sein, wenn man selber austeilt.
Argumente wurden geliefert und ignoriert. Wem gehen hier die Argumente aus ;-) ? Wohl eher denen, die sich gar nicht auf eine technische Diskussion einlassen und stattdessen lieber Meinungen vertreten.
Interessante Diskussion…
Vorneweg: Ich gehöre auch zu denjenigen, die sich vor einem Reifenkauf über die Profiltiefe des Neureifens informiert. Aber nicht, weil es für mich ein Kaufargument ist, sondern einfach weil es mich interessiert. Und ich messe das auch gleich nach dem Kauf nach.
Unsere aktuellen Winterreifen (Michelin Pilot Alpin 5, 235/55 R17 103 V) hatten neu 7,5 mm, die Sommerreifen (Michelin Primacy 4+, 235/50 R18 97 V) hatten 6,5 mm. Das wurde mir von Michelin so mitgeteilt und traf auch exakt zu.
In diesem Zusammenhang hatte ich mit Michelin eine interessante Korrespondenz und da möchte ich Bezug nehmen auf ein Stichwort aus diesem Posting, nämlich den Zielkonflikten.
Zitat:
@MacV8 schrieb am 24. Januar 2024 um 19:56:28 Uhr:
Besser wobei? Nur im Aquaplaning, aber schlechter in der Lenkpräzision, im Trockengrip, im Bremsweg, usw.
Es gibt kein einfaches „besser“ bei einem Bauteil, dass dermaßen viel Zielkonflikte hat, wie ein Reifen.
Wie schon gesagt, gehöre nicht zu den Autofahren, für die die Profiltiefe das einzige Qualitätsmerkmal darstellt, getreu dem Motto, viel Profil, guter Reifen, weniger Profil, schlechter Reifen oder den Reifenherstellern gar Verbrauchertäuschung unterstellt. Mir ist auch bewusst, dass der nachfolgend gepostete Auszug aus der Korrespondenz mit Michelin von etlichen hier als Marketinggeblubber abgetan wird. Damit kann ich aber gut leben. Ich bin aber überzeugt davon, dass es die Zielkonflikte sehr wohl gibt, Reifenentwicklung eine komplexe Angelegenheit ist und die Zielkonflike in diesem Text sehr gut beschrieben sind:
Reifen sind hochkomplexe Hightech-Produkte, die eine Vielzahl von Leistungseigenschaften optimal in sich vereinen müssen. Bei der Entwicklung sind Zielkonflikte zu berücksichtigen, da manche Eigenschaften nur schwer miteinander vereinbar sind (z.B. Haftung trocken/Haftung nass, Langlebigkeit/Energieeffizienz, Langlebigkeit/Haftung nass und trocken).
Nur mit Innovationen und dem Einsatz modernster Technologien lassen sich diese Konflikte lösen. Michelin strebt danach, stets mehrere Leistungsmerkmale optimal in einem Reifen zu vereinen und so Gegensätze in Einklang zu bringen. Diese Produktphilosophie der „MICHELIN Long Lasting Performance“ verfolgt Michelin gleichermaßen bei der Entwicklung aller Serienprodukte wie im Motorsport.
Innovationen sind oft im Inneren des Reifens verborgen und selten unmittelbar erkennbar, da sie häufig den inneren Reifenaufbau oder auch die chemische Zusammensetzung der verwendeten Gummimischungen betreffen. Insbesondere die Weiterentwicklung der Mischungstechnologie und der Mischungskomponenten (z.B. Silika) haben starken Einfluss auf die Verbesserung der Nasshaftung, die Verringerung des Rollwiderstandes und die Abriebfestigkeit der Laufflächenmischungen.
Eine Verbesserung der Abriebfestigkeit der Laufflächenmischung lässt wiederum Spielraum für Optimierungen anderer Leistungseigenschaften. So kann die Profiltiefe der Reifen im Neuzustand reduziert werden um den Rollwiderstand zu senken und das Fahrverhalten zu verbessern ohne Reduzierung der Laufleistung, eine Verschlechterung der Nasshaftung oder der Aquaplaning Eigenschaften.
Alle neuen MICHELIN Reifen profitieren von dieser Optimierung. Sie stellen in Reifentests regelmäßig ihre hervorragende Laufleistung unter Beweis und dies, obwohl sie im Vergleich zu ihren Wettbewerbern eine geringere Profiltiefe im Neuzustand aufweisen. Die simple Reduzierung der Profiltiefe entpuppt sich in Verbindung mit einer verbesserten Laufflächenmischung bei näherer Betrachtung der Zusammenhänge daher als echte Innovation. Ständig entwickeln wir neue Technologien, um unser Ziel zu erreichen.
Danke für den Beitrag. Michelin ist einer der (wenigen) Hersteller, die wirklich intensiv Grundlagenforschung und Entwicklung betreiben. Für mich sind da einige sehr wichtige Hinweise enthalten, die ich auch aus meiner (beruflichen) Praxis kenne. Klar ist das ganze blumig und im Marketing-Sprech formuliert, aber das gehört ja dazu ;-) .
Zitat:
@MacV8 schrieb am 25. Januar 2024 um 09:12:51 Uhr:
Danke für den Beitrag.
Gern geschehen!
Zitat:
Michelin ist einer der (wenigen) Hersteller, die wirklich intensiv Grundlagenforschung und Entwicklung betreiben.
Man muss sich in diesem Zusammenhang und mit der Profiltiefe der Neureifen einfach die Frage stellen, warum Michelin in Reifentests quer durch die Bank meistens die höchsten Laufleistungen erreicht, und das trotz offensichtlich geringeren Profiltiefen ihrer Reifen…? Hinzu kommt, dass sie auch in den meisten anderen Testkriterien meistens Top-Ergebnisse erzielen. Also kann doch der Trend zu geringeren Profiltiefen nicht falsch und schon garnicht schlecht oder gar Verbrauchertäuschung sein. Letzteres halte ich ohnehin für Unsinn.
Zitat:
Für mich sind da einige sehr wichtige Hinweise enthalten, die ich auch aus meiner (beruflichen) Praxis kenne. .
Freut mich!
Zitat:
Klar ist das ganze blumig und im Marketing-Sprech formuliert, aber das gehört ja dazu ;-) .
Ja, sicherlich. Sagen wir es einmal so: (Nicht nur) andere Reifenhersteller formulieren sicher ganz ähnlich...
Wenn die Profiltiefe nun doch nicht mehr so die große Rolle spielt, was bedeutet das denn für das Restprofil? Bisher verwendet man das Restprofil ja unbedingt als Verschleißkennzeichen, also z.B. 3 mm als Marke für den Austausch. Kann man sie demnächst bedenkenlos bis 2 mm runterfahren?