Autopilot Q7 vs. Tesla S
Hallo,
bin am Wochenende zum ersten mal den Tesla S gefahren. Hier möchte ich mal im speziellen auf die beiden sogenannten Autopiloten eingehen.
Zuerst: es handelt sich beiden nicht um einen Autopiloten, sondern um eine Kombination aus Spurhalteassistent und ACC, bei Audi auch in Kombination mit dem Prädiktiven Effizenz Assistenten (PEA). Also nichts mit automatisch rechts abbiegen wenn der Navi es sagt oder automatisch überholen.
Die ACC Geschichte läuft beim Audi wegen der Kombination mit der Schildererkennung und PEA sogar eher besser.
Was wirklich auffällig war: der Tesla erkennt auch auf Landstraßen die Spuren deutlich besser, als der Q7. Man muss beim Tesla nur den kleinen Hebel, 2x ziehen und Spurhalte und ACC sind aktiv, bei Audi ist das strikt getrennt, also 1 Hebel und 1 Knopf am Blinker. Der Testla scheint sich nicht alleine auf das kamerabasierte erkennen der weißen Striche zu verlassen, da er das hinterherfahren, auch in Kurven auf Landstraßen einfach macht.
Ganz anders beim Q7: er müht sich die Striche zu erkennen und schaltet zwischendrin wieder ab, ein hinterfahren wie bei Tesla viel wackeliger und man muss mehr manuell eingreifen und die Spur richten. Gerade in Kurven traut man sich gar nicht ihn alleine durchfahren zu lassen, zu oft würde es schief gehen (selber im Grenzbereich versucht, ohne mein eingreifen wäre die Q platt gewesen). Ergo: im Grunde nur was für die Autobahn und unzuverlässiger.
Das größte Unterschied: der Audi piepst nach 30 oder 60 Sekunden, Lenkrad anfassen, der Tesla fährt quer durch das Sauerland einfach hinterher, mit Händen im Schoss. Warum? Gilt nicht die gleiche gesetzliche Vorgabe? Warum legt sie Audi strenger aus?
Wer von euch hat ähnliche Erfahrungen gemacht? Kann man auf ein Softwareupdate hoffen, welches die Spurhalte verbessert (schließlich hat der Stauassistent ja auch einen virtuellen Fahrschlauch der berechnet wird)?
Trotzdem wäre der Testla auch nicht praxistauglich, weil die Assistenzsysteme bei max. 150km/h abschalten, in den USA kann man sich wahrscheinlich nicht vorstellen, schneller zu fahren.
Beste Antwort im Thema
@ JB402: Ein Assistent im Berufsleben erledigt Dinge für mich und hält mir den Rücken frei, damit ich mich auf anderes konzentrieren kann. Keinesfalls muss ich ihm dabei ständig über die Schulter schauen - sonst brauche ich ihn schlicht nicht und kann es gleich selbst machen.
Der Vergleich hinkt mMn deshalb.
Die Bezeichnung Assistenz im Rahmen der Einschränkungen und dem darüber hinaus immer geltenden pauschalen Hinweis, dass man bitte jederzeit eingreifen können muss zeigt mir lediglich, dass man es technisch z.Zt. nicht besser hinkriegt.
Das liegt noch nicht mal unbedingt am Unvermögen der Ingenieure und Entwickler, sondern am gnadenlos und jederzeit willkürlichen Umfeld, nämlich dem übrigen Verkehr mit all seinen Situationen und Zufällen, die das autonome Fahren nicht ermöglichen und lediglich im besten Falle Teilautonomie in seiner geringsten vertretbaren Form zulassen.
Der Zeitfaktor zum Handauflegen ist dabei nur eine einfache und sichere Stellschraube um brenzligen Situationen weniger Möglichkeit zu geben überhaupt erst zu entstehen. Dem Fahrer eben nur wenig Zeit einzuräumen etwas anderes zu tun, als eigenverantwortlich zu steuern.
Und selbst dieser Teilautonomie traut man so wenig zu wie oft/schnell man den Fahrer zwingt wieder das Steuer zu übernehmen. Im Grunde kriegen wir mit dem aktuellen Entwicklungsstand nur ein paar Häppchen von dem vorgesetzt, wie es irgendwann in sehr ferner Zukunft mal sein könnte. Das nennt man deshalb heute rechtssicher Assistenz.
Das autonome Fahren macht ja nur Sinn, wenn Fahren dadurch sicherer wird als Selbststeuern. Sonst
bräuchten wir es nicht. Im Moment ist die Technik aber derart unterentwickelt, dass das Gegenteil der Fall ist - warum dessen Inanspruchnahme eben verkürzt und eingeschränkt wird.
Eine Grundvoraussetzung wäre u.a. dass alle Autos über die Technik verfügen und mehr oder weniger gegenseitig auf sich aufpassen. Aber auch dann ist immer noch kein Wildwechsel oder ein verlorenes Billyregal oder ein auf der Fahrbahn liegender geplatzter Reifen berücksichtigt, der vom Fahrer schneller und entfernter erkannt wird, als es die Kamera, die heute noch bis 15 Meter ans Schild herankommen muss um es lesen, deuten und umsetzen kann.
Abstandsautomatiken wie der ACC mit Notbremsfunktionen in diversen Eskalationsstufen scheinen schon jetzt ausgereift zu sein und müssen deshalb nicht ständig neu aktiviert werden. Deren permanente Weiterperfektionierung -wird sicher auch betrieben- aber finde ich wichtiger als dem Traum des Autonomen Fahrens hinterherzuenzwickeln, der immer genügend Restrisiken birgt.
24 Antworten
Im Grunde alles nur Ausdruck dessen, dass dieses Assizenzgedöns aktuell nur halbgar ist. Mehr ist ebn z.Zt. nicht Stand der (möglichen) Technik. Liegt aber auch am so unterschiedlichen Strassennetz und dessen Qualtät. Bevor Audi was aus dem Ruder laufen lässt wird eben die Lenkradberührung angefordert, auch wenn offensichtlich kein Grund dafür vorliegt, bzw. erkannt werden konnte. Aber man weiss ja nie....
Nun ja eine klitzeligkleine Optimierung wäre schon denkbar, die dem geplagten Premiumlenker das Leben doch noch etwas angenehmer gestalten könnte: Anhand der GPS-Daten weiß die Karre doch ganz genau, dass sie a) auf einer Autobahn ist. B) kennt sie deren Straßenverlauf und c), weis sie auch, dass man dort gerade mit einer Geschwindigkeit > 80 km/h unterwegs ist.
Dann wäre doch vor nervtötendem und unnötigen Gong, die einen zu Lenkkorrekturen anmahnt, eine Plausibilitätsprüfung auf bolzgerader Strecke nicht zuviel verlangt wenn man, dank dem hervorragenden Geradeauslauf des Premiumfahrzeugs, mal eine Zeitlang nicht lenken muss 😉.
Leute, wisst ihr eigentlich, was ihr da zum Teil schreibt?
Ein ASSISTENT verlangt immer die Beobachtung und ggf. Korrektur durch den, dem er assistiert.
Das ist im Berufsleben genau so der Fall, wie bei den Assistenzsystemen der Kuh.
Der Lane-Assist ist ausdrücklich NICHT als "Auto-Pilot" gedacht, sondern - wie der deutsche Name es viel besser ausdrückt - als Spurhalteassistent. Er soll ZUSÄTZLICH zu den Lenkbewegungen des Fahrers bei dessen Fehlern assistieren, so dass z.B. bei unbeabsichtigtem oder unachtsamem Lenken in Richtung Straßenrand oder Mittellinie korrigiert wird. Dafür ist er entwickelt, und nicht dafür, dass der Fahrer unachtsam wird oder gar die Hände vom Lenkrad nimmt.
Es besteht aus meiner Sicht bei einem System, dass NICHT zu 100% (inklusive aller notwendigen Struktur wie z.B. Redundanz, fail safe-Strategien etc.) sicherstellen kann, in JEDER Situation richtig zu reagieren, die immense Gefahr, dass der Fahrer sich auf eine nur scheinbare Sicherheit verlässt.
Just my 2 cents...
Klare Worte, danke !
Ähnliche Themen
Meinerseits wollte ich ja nur die "Überkorrekturen" beanstanden. Einerseits nimmt die Kiste 500 m vor dem Schild via PEA das Tempo raus, andererseits ist die Software so doof, dass sie fordert, dass man lenkt, obschon es nichts zu lenken gibt ...😉.
Man könnte es ja auch so regeln:
- Innerstädtisch: 10 s bis zur Mahnung
- Außerorts: wie gehabt
- BAB: Bitteschön 1 - 2 min bzw. 1-2 km ohne Nerverei !
Zitat:
@Konvi schrieb am 18. August 2016 um 11:54:57 Uhr:
Meinerseits wollte ich ja nur die "Überkorrekturen" beanstanden. Einerseits nimmt die Kiste 500 m vor dem Schild via PEA das Tempo raus, andererseits ist die Software so doof, dass sie fordert, dass man lenkt, obschon es nichts zu lenken gibt ...😉.
Man könnte es ja auch so regeln:
- Innerstädtisch: 10 s bis zur Mahnung
- Außerorts: wie gehabt
- BAB: Bitteschön 1 - 2 min bzw. 1-2 km ohne Nerverei !
Dich meinte ich ja gar nicht ;o)
Und ich gebe dir absolut recht, dass das Prüfen, ob die Hände am Lenkrad sind, suboptimal gelöst ist. Auch mich nervt es, dass viel zu häufig der Gong kommt, obwohl ich meine Hände am Lenkrad habe!
@ JB402: Ein Assistent im Berufsleben erledigt Dinge für mich und hält mir den Rücken frei, damit ich mich auf anderes konzentrieren kann. Keinesfalls muss ich ihm dabei ständig über die Schulter schauen - sonst brauche ich ihn schlicht nicht und kann es gleich selbst machen.
Der Vergleich hinkt mMn deshalb.
Die Bezeichnung Assistenz im Rahmen der Einschränkungen und dem darüber hinaus immer geltenden pauschalen Hinweis, dass man bitte jederzeit eingreifen können muss zeigt mir lediglich, dass man es technisch z.Zt. nicht besser hinkriegt.
Das liegt noch nicht mal unbedingt am Unvermögen der Ingenieure und Entwickler, sondern am gnadenlos und jederzeit willkürlichen Umfeld, nämlich dem übrigen Verkehr mit all seinen Situationen und Zufällen, die das autonome Fahren nicht ermöglichen und lediglich im besten Falle Teilautonomie in seiner geringsten vertretbaren Form zulassen.
Der Zeitfaktor zum Handauflegen ist dabei nur eine einfache und sichere Stellschraube um brenzligen Situationen weniger Möglichkeit zu geben überhaupt erst zu entstehen. Dem Fahrer eben nur wenig Zeit einzuräumen etwas anderes zu tun, als eigenverantwortlich zu steuern.
Und selbst dieser Teilautonomie traut man so wenig zu wie oft/schnell man den Fahrer zwingt wieder das Steuer zu übernehmen. Im Grunde kriegen wir mit dem aktuellen Entwicklungsstand nur ein paar Häppchen von dem vorgesetzt, wie es irgendwann in sehr ferner Zukunft mal sein könnte. Das nennt man deshalb heute rechtssicher Assistenz.
Das autonome Fahren macht ja nur Sinn, wenn Fahren dadurch sicherer wird als Selbststeuern. Sonst
bräuchten wir es nicht. Im Moment ist die Technik aber derart unterentwickelt, dass das Gegenteil der Fall ist - warum dessen Inanspruchnahme eben verkürzt und eingeschränkt wird.
Eine Grundvoraussetzung wäre u.a. dass alle Autos über die Technik verfügen und mehr oder weniger gegenseitig auf sich aufpassen. Aber auch dann ist immer noch kein Wildwechsel oder ein verlorenes Billyregal oder ein auf der Fahrbahn liegender geplatzter Reifen berücksichtigt, der vom Fahrer schneller und entfernter erkannt wird, als es die Kamera, die heute noch bis 15 Meter ans Schild herankommen muss um es lesen, deuten und umsetzen kann.
Abstandsautomatiken wie der ACC mit Notbremsfunktionen in diversen Eskalationsstufen scheinen schon jetzt ausgereift zu sein und müssen deshalb nicht ständig neu aktiviert werden. Deren permanente Weiterperfektionierung -wird sicher auch betrieben- aber finde ich wichtiger als dem Traum des Autonomen Fahrens hinterherzuenzwickeln, der immer genügend Restrisiken birgt.
Zitat:
@B.Engel2013 schrieb am 18. August 2016 um 21:40:07 Uhr:
(...)
Das autonome Fahren macht ja nur Sinn, wenn Fahren dadurch sicherer wird als Selbststeuern. Sonst
bräuchten wir es nicht. Im Moment ist die Technik aber derart unterentwickelt, dass das Gegenteil der Fall ist (...)
Was ist von der von Tesla vorgelegten Statistik zu halten, dass bezogen auf die Gesamtzahl der autonom zurückgelegten Kilometer weniger tödliche Unfälle als beim selbständigen Fahren passiert sind?
So tragisch dieser eine Fall war, bei dem jeder von uns natürlich davon überzeugt ist, dass ihm dies beim Selbstfahren nie passiert wäre - wenn ich mir die teilweise permanent auf der Landstraße seitlich hin und her versetzenden Fahrzeuge anschaue, wäre es mir lieber, dies wären unperfekte Spurhalteassistenten als - was leider heute beobachtete Realität ist - "fahrende" Facebook-Aktualisierer.
:-((
Mich persönlich interessiert die von Tesla vorgelegte Statistik zunächst nicht, da ich nicht weiß, auf welchen Automarkt sie sich bezieht (USA, Nordamerika, Europa, gesamte Welt?).
Und das dürfte wohl einen kleinen, aber feinen Unterschied machen, ob auch z.B. der indische Subkontinent hier mitgezählt wurde. Aber auch das Autofahren in den USA lässt sich m.E. überhaupt nicht ohne weiteres auf Europa, und schon gar nicht auf Deutschland übertragen.
Die Statistik interessiert mich aber auch darüber hinaus nicht, da ich mich selbst (typisch deutsch ;o) als überdurchschnittlich guten Autofahrer einschätze (was allerdings beim heutigen Durchschnitt kein Prädikat mehr ist ;o)
Somit würde ich mich - nach meinem Gefühl - bei einem lediglich besser als der Durchschnitt fahrenden "Autopiloten" verschlechtern. Und wer will das schon...
Man beachte die vielen Smileys, bevor ich gesteinigt werde ;o)
Hier ein sehr aufschlussreicher Artikel, der genau das unterstreicht, wofür ich im VW-Forum (Thread zum autonomen Fahren) schon mal fast gesteinigt worden wäre:
http://m.spiegel.de/auto/aktuell/a-1108401.html
Genau das ist einer der Hauptgründe, warum das autonome Fahren (also ein vollkommen autonom fahrendes Fahrzeug, das auf JEDER Straße in JEDER nur denkbaren Situation bei JEDER Witterung so autonom fährt, dass der Fahrer dabei schlafen darf!) meines Erachtens nie kommen wird.
Es sind weniger technische Probleme (obwohl ich auch da aus heutiger Sicht noch große Aufgaben sehe, man denke nur an eine Strecke im Winter aus einem Wald kommend, wenn plötzlich die gesamte Straße wegen Flugschnees eine einzige weiße Fläche ist!), denn eher moralische und versicherungstechnische bzw. gesetzgeberische Aufgaben und Fragen zu klären.
Wer ist strafrechtlich schuld, wenn das autonome Auto jemanden getötet hat?
Dagegen kann man natürlich die Haftungsfrage einfacher lösen, indem z.B. eine Versicherung ohne SFR angeboten wird, so dass es mir zumindest finanziell egal sein, wie viel materiellen Schaden mein Auto anrichtet.
Jedoch sehe ich nahezu unüberwindbare moralische Probleme (siehe Artikel), die auch eine die mögliche Straßenverkehrszulassung erteilende Behörde vor "interessante" Entscheidungen stellt...