530e Touring Erfahrungsbericht - die ersten 15.000 km
Hallo Forum,
Als Ersatz für meinen alten Mercedes E300 CDI T-Modell (Bj 2010) habe ich mir im Okt 2022 einen neuen 530e Touring gekauft (tatsächlich gekauft, nicht geleast) und wollte mal meine (gemischten) Erfahrungen dazu teilen, denn über einige der von mir festgestellten Auffälligkeiten habe ich bislang noch nichts gelesen.
Ausstattung: ziemlich vollständig, das Auto stand beim Händler im Showroom als Ausstellungsfahrzeug. Also M-Paket mit extra 19 Zoll Felgen, Dakota-Leder, div. Businesspakete, Komfortsitze, Driving Assistent Plus, Headup Display, Panoramadach, Laserlicht, Lenkradheizung usw.
Was das Auto nicht hat, ist das Adaptivfahrwerk (dazu später mehr).
Verarbeitung:
Insgesamt innen gut, aber am Lenkrad scheinen oben die Heizdrähte durch und man fühlt sie auch. Ausserdem hat das Armaturenbrett eine andere Farbe/Textur als die Oberseiten der Türen. Sieht irgendwie seltsam aus. Das Sitz-Leder (Cognac Dakota) fühlt sich etwas gummiartig an. Ansonsten prima Innen.
Verarbeitung außen Karosserie, Spaltmasse, Leuchten etc sehr gut, mit Ausnahme des Lackes (Carbonschwarz Metallic), der leider Orangenhaut hat und nach wenigen Monaten schon die ersten Kratzer zeigt. Die Lackqualität bei Mercedes war (zumindest im Jahr 2010) um Lichtjahre besser.
Der Innenraum ist insgesamt sehr klein für so ein großes Auto, gerade Rückbank und Kofferraum. Besser als beim alten Mercedes ist aber, dass die Isofix auf der Rückbank weiter außen liegen, sodass zwischen zwei montierten Kindersitzen noch ein Erwachsener reinpasst.
Störendes Detail: die Leselampen blenden den Fahrer. Beim alten Mercedes waren die Lampen im Innenspiegel montiert und haben nach unten auf die Beine geleuchtet, sodass der Fahrer nicht geblendet wurde. Im BMW kann der Beifahrer die Leselampe nicht nutzen, ohne den Fahrer zu stören.
Systeme:
- Das Autopilotsystem funktioniert natürlich besser als bei meinem 12 Jahre alten Benz, der konnte noch nicht selbst lenken. Dennoch bricht das BMW System öfter die Funktion ab, teilweise auch bei gut sichtbaren Linien. Trotzdem insgesamt ein gutes Feature und sehr entspannend. Die Kombination mit dem Headup Display macht Sinn, denn man sieht das kleine grüne Lenkrad dann immer im Sichtfeld und weiß, wie der Systemstatus ist.
- Soundsystem (Harman Kardon) und das ganze Navi / Infotainment ist ganz hervorragend, alleine der DAB Tuner nervt, weil er oft kurze Aussetzer hat. Einer der Hauptgründe für den Kauf des BMW waren die physischen Bedienelemente / Idrive. Super!
- Laserlicht ist im Prinzip sehr gut, aber das alte ILS mit Bixenon vom Mercedes Bj 2010 war nicht schlechter. Meiner Meinung müsste das BMW Adaptivlicht ohne Laser-Fernlicht völlig ausreichen. Auf jeden Fall kein Aha-Effekt bei mir.
- Das Instrumentendisplay lässt sich schlecht ablesen, es sollte einen “Classic-Modus” mit Rundinstrumenten geben, wo sich alle Zeiger richtig rum drehen. Gerade im Sportmodus ist die Zeigerposition vom DZM und Tacho schlecht erkennbar, da der Zeiger zu kurz ist.
Motor/Getriebe
-im reinen E-Modus gibt es immer einen Schaltruck zwischen 1 und 2 Gang, bei ca 30 km/h.
- Kombinierte Motorleistung insgesamt stärker als erwartet, Beschleunigung insbesondere auf der Autobahn oberhalb von 140 km/h bis zum abgeregelten Topspeed bei 229 km/h doch recht beeindruckend. Da liegen im Boostmodus definitiv mehr als 292 PS an, würde ich sagen.
- man muss bei zügiger Autobahnfahrt manuell den Akku nachladen mit dem Batterie-Knopf (zB in Baustellen oder in Tempolimit-Bereichen), sonst ist der Spaß schnell vorbei.
- Verbrauch Langstrecke zügig gefahren (also zB 1x quer durch Deutschland, immer so 160-200 km/h bei vernünftiger, gesetzeskonformer Fahrweise) meist so 9 bis 9,5 l/100 km. Gemütlich gefahren (+/- 130) kommt man mit 7 l hin. Vorteil Hybrid ist hier sehr gering.
- Der Motorsound ist natürlich Konstruktionsbedingt eher ärmlich, am besten finde ich den “ausgewogenen”, künstlichen Sound. Der schluckt die gröbsten 4-Zylinder-Misstöne, ist aber nicht so unangenehm laut wie der sportliche, künstliche Motorsound.
Fahrwerk
- größtes Problem des 530e touring. Wie gesagt, kein Adaptivfahrwerk, aber M-Paket.
Extrem Seitenwindanfällig, bis hin zu gefährlichen Situationen wenn man zB bei windigem Verhältnissen auf eine Autobahnbrücke kommt. Großer Versatz des Autos bei höheren Geschwindigkeiten, ständige Korrekturen am Lenkrad. Kenne ich von keinem anderen Auto so extrem.
- Fahrwerk ist insgesamt seltsam weich abgestimmt, weicher als bei meinem alten Mercedes. Hängt vielleicht auch mit dem schweren Akku auf der Hinterachse zusammen. In der Stadt super, auf der Autobahn ungeeignet. Die Lenkung ist sehr indirekt, was mich gerade bei BMW überrascht hat.
Leider hatte ich das Fahrwerk vor Kauf nicht genug geprüft (Probefahrt nur in der Stadt), es ist für mich aber in dieser Form ein No-Go.
Ich habe herausgefunden, dass durch den Akku das Auto sehr Hecklastig ist (über 50% Gewicht hinten). Ich werde die Vermutung nicht los, dass das schlechte Fahrverhalten damit zu tun haben kann.
Ich fahre pro Jahr ca 35.000 km, der Verbrauchsvorteil durch Hybrid ist bei Langstrecke gering. Dennoch macht der Antrieb Spaß, problematisch ist aber das Aufladen wenn man nicht zuhause ist (Laden ist auf der Straße oft teurer als einfach Benzin zu tanken, wenn man überhaupt eine Ladesäule findet).
Ich hoffe mein kleiner Bericht hilft dem einen oder anderen bei der Entscheidung.
122 Antworten
Zitat:
@Maxi245 schrieb am 13. März 2023 um 09:46:13 Uhr:
Zitat:
@Amen schrieb am 13. März 2023 um 09:42:57 Uhr:
Klar, aber vermutlich nicht im touring. Die Kombis sind insgesamt vom Aussterben bedroht.
Hast du dazu offizielle Zulassungszahlen?
Gefühlt sehe ich keinen Rückgang bei den Kombis, eher bei den Limousinen.
OK zu viele Menschen springen noch immer auf SUV´s ectr. an aber das ist nun mal so.
In Deutschland vielleicht nicht, aber der deutsche Markt ist für die Hersteller bei weitem nicht der wichtigste.
Was mich allerdings etwas optimistischer bezüglich mehr Kombi Motorisierungen stimmt ist dass angeblich sogar wieder ein M5 Touring kommen soll.
Nach dem M3 Touring und seinem offenbar großem Erfolg, eine für mich nur logische und sinnvolle Entscheidung wenn er wirklich kommt.
Was an Motoren im Kombi kommt oder nicht werden wir sehen. Aber dafür gibt es hier im G30/31 Forum auch einen Nachfolger-Thread wo solche Dinge diskutiert werden.
Ich vermute jedoch mal, dass der 545e im Touring aus Gewichtsgründen nicht kam. Als ich für meinen Sommerfelgen (G31 530e) suchte, war das so ne Sache, dass was mir gefällt und den technischen Anforderungen an die Tragfähigkeit in Einklang zu bringen.
Die Tragfähigkeit wird auch der Grund dafür sein, die eigentlich mögliche Höchstgeschwindigkeit beim Hybrid nicht auszureizen. ;-)
Nach 7000 km sind meine Daten so:
62% elektrisch mit einem reinen E-Verbrauch von 34,7 kWh/100km (ermittelt aus den Ladewerten der App: geladene Menge geteilt durch reine e-km, inklusive vieler Vorheizphasen und 95% hügeliger Stadtverkehr)
38% im Benzinbetrieb mit gigantisch niedrigen Verbräuchen auf (meinen seltenen) Langstrecken bei Tempomat 120. Diese Woche wieder am Stück 2x 400 km inklusive 64 bzw 67 e-km mit 5,0 und 4,6 l/100km laut App, gestartet jeweils mit vollem Akku. Mit meinem vorherigen Passat Variant 3c 2.0 TSI kam ich bei gleichem Fahrprofil nicht unter 7,2 l/100km.
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Wie muss man die Rechnung denn verstehen? Gehen die 64 bzw. 67 e-km in die Rechnung des E-Verbrauchs ein oder in den Verbrennerverbrauch? 4,6 bzw. 5l bei 120km/h halte ich für unmöglich, wenn du allerdings nur 336 bzw. 333km mit Verbrenner gefahren bist passt es (5l/100km sind 20l auf 400km - > 20l für faktisch 333km sind faktisch 6l/100km, wobei die App auch immer Fantasiewerte angibt).
Was mir bei meinem "Test" auch aufgefallen ist, ist der enorme Stromverbrauch des 30e im reinen E-Betrieb. Das liegt weit über entsprechenden E-Modellen. Das "mitschleppen" des Verbrenners scheint ne Menge Energie zu fressen.
Bei den aktuellen Temperaturen, sind die Verbräuche im e Betrieb teilst drastisch erhöht. Daher kommen ~30kwh schon hin, kann man sich sehr gut anhand des Handy vorstellen, legt es mal über Nacht nach draußen und benutzt es dann morgens mit einer leistungsintensiven APP.. Gesetz dem Fall das Handy überlebt es ist der Akku ratzfatz platt.
Darum geht es nicht. Es geht darum, dass das PHEV unter gleichen Bedingungen bis zu 50% mehr verbraucht als das BEV.
Zitat:
@Amen schrieb am 14. März 2023 um 09:09:03 Uhr:
Wie muss man die Rechnung denn verstehen? Gehen die 64 bzw. 67 e-km in die Rechnung des E-Verbrauchs ein oder in den Verbrennerverbrauch? 4,6 bzw. 5l bei 120km/h halte ich für unmöglich, wenn du allerdings nur 336 bzw. 333km mit Verbrenner gefahren bist passt es (5l/100km sind 20l auf 400km - > 20l für faktisch 333km sind faktisch 6l/100km, wobei die App auch immer Fantasiewerte angibt).Was mir bei meinem "Test" auch aufgefallen ist, ist der enorme Stromverbrauch des 30e im reinen E-Betrieb. Das liegt weit über entsprechenden E-Modellen. Das "mitschleppen" des Verbrenners scheint ne Menge Energie zu fressen.
Die 64 bzw 67 e-km sind beim Benzinverbrauch mit eingerechnet, da habe ich es leider versäumt, von Anfang an die Tankdaten zu sammeln, um den reinen Benzinverbrauch ermitteln zu können. Es waren also "nur" 336 bzw. 333 Benzin-km, wie du korrekt geschrieben hast. Dennoch ziemlich sparsam finde ich.
Auch ich war erstaunt über die sehr hohen reinen e-Verbräuche. Auf Langstrecke sind diese allerdings viel niedriger (im März hab ich Stand heute 24,7 kWh/100km in der Excel stehen). Der hügelige Stadtbetrieb treibt den Verbrauch.
Noch ganz wichtig: Ich kann mich nur auf die Daten der App stützen, die sind vermutlich nicht genau und taugen nur als Einschätzung!
Der PHEV ist aber i.d.R. nicht unter den gleichen Bedingungen wie BEV.
Selbst wenn es ein und derselbe 5er wäre, Akku/Laderegler/Elektromotor ectr werden nicht identisch sein und hier wird es eben gewaltig dünn für den PHEV. Ab Frühling fahren wir unseren Cupra auch mit 16-24 kwh im Schnitt derzeit ist unter 25 meist nichts zu wollen.
Bezüglich Energieverbrauch des 30e Antriebsstrangs:
Da der E-Motor beim 30e Hybrid zwischen Verbrenner und Getriebe montiert ist, also der Kraftfluss durch das ZF Wandlergetriebe läuft, hat a) der Wirkungsgrad des Getriebes einen negativen Einfluss und b) ist das Rekuperieren (wo der Kraftffluss „rückwärts“ durch das Getriebe geht) wesentlich weniger effektiv als bei einem BEV mit Direktantrieb (ohne zwischengeschaltetes Getriebe). Auch ist das Rekuperationsmoment dadurch limitiert, dass an den Hinterrädern kein allzu großes Schleppmoment aufgebaut werden kann, da dies das Auto bei höheren Geschwindigkeiten oder nasser/rutschiger Fahrbahn fahrdynamisch destabilisieren kann.
Den Verbrauch von ca 30 kWh/100 km im reinen E-Modus kann ich bestätigen. Bekannte reine EV (zB Tesla Y) brauchen um die 15-20 kWh/100 km
Zitat:
@Daimlerkuehler schrieb am 14. März 2023 um 11:17:35 Uhr:
[...]
Da der E-Motor beim 30e Hybrid zwischen Verbrenner und Getriebe montiert ist, also der Kraftfluss durch das ZF Wandlergetriebe läuft,
[...]
Ist es nicht so, dass bei dem Antriebsstrang der Wandler durch den E-Motor ersetzt ist? Das meinte ich irgendwo mal gelesen zu haben.
Also ich komme bei meinem 530e, laut Spritmonitor auf ca. 3,1 L Benzinverbrauch und 20,7 KW Stromverbrauch auf 100 km. Das ganze über knapp 7.800 km ermittelt.
Den Kraftstoffverbrauch ermittle ich beim tanken und schreibe mir immer km und getankte Menge auf. Bei der Elektrizität verlasse ich mich tatsächlich auf die BMW App. Ich habe das mal über ein paar Ladevorgänge beobachtet, was mein Zwischenzähler der Wallbox und die App ausgeben. Da war nur ne Abweichung hinterm Komma, also gut für mich. Und mich rein auf meinen Zwischenzähler zu verlassen geht nicht, da ich auch öffentlich lade, wo möglich und Bezahlbar.
Sorry für das Missversändnis, ja das Getriebe hat keinen Wandler, aber der E-Motor muss durch das 8HP-ZF-Getriebe durch, wodurch der Getriebewirkungsgrad den Gesamtwirkungsgrad weiter senkt.
Der BMW Antriebsstrang ist in meinen Augen eher für Fahrdynamik optimiert als für Effizienz oder Package.
Andere Marken wie Volvo zum Beispiel haben eine Achse rein Verbrenner und die andere Achse rein Elektro, das mag effizienter sein aber fährt eben nicht so schön wie die BMW-Lösung
Kein Problem, ich danke für die genaue Erläuterung.
E-Motor und Verbrenner auf unterschiedlichen Achsen ohne physische Verbindung gibt es beim neuen Active Tourer Hybrid auch und ich meine in den neuen X1 Hybriden. Hab mich schon gefragt, ob das nicht feinfühliger sein muss, da im E-Strang kein Getriebe mehr vorhanden ist. Wäre sicherlich für den G3x zu umständlich gewesen, da Heckantriebsplattform.
Was technisch vielleicht (?) möglich wäre, ist bei den Heckantriebs/Längsmotorplattformen den E-Motor alleine auf die Vorderachse wirken zu lassen, und den Verbrenner alleine auf die Hinterachse. Dann wäre stärkere Rekuperation und ein E-Direktantrieb möglich.
So eine Lösung wäre aber wohl platzmässig etwas knapp, und in diesem Fall kann man den E-Motor auch nicht mehr als Kupplung/Wandlerersatz und Starter für den Verbrenner nutzen, es wären also mehr Teile nötig - höheres Gewicht. Es gibt einige Mittelmotor-Autos, die diese Lösung haben (Ferrari-Hybriden), und es ist sicher auch das, was im kommenden Porsche 911 mit Heckmotor gemacht werden wird.
Ich bin bereits Volvo-Hybriden mit „getrennten Achsen“ gefahren, die fahren sich zwar im reinen E-Modus etwas eleganter, aber die Fahrdynamik auf der Landstraße / bei zügiger Fahrt ist doch deutlich schlechter.