Sun Oct 04 08:40:39 CEST 2015 | bronx.1965 | Kommentare (81)
bernauer-strasse-1973
Heute haben wir den 3. Oktober.
Der Tag der deutschen Einheit. Dies ist zwar ein Autobezogener Blog, dennoch, ein paar Gedanken zum Datum seien gestattet. Das alles ist jetzt 25 Jahre her, ich war damals halb so alt wie heute, also 25 Man fuhr Wartburg und Trabant, Moskwitch und Lada, Skoda und Polski-Fiat (den Lizenz-Bau des 125er Italianos), Dacia 1300 und die "geliftete" Variante 1310, welche sich besonders durch unterirrdische Verarbeitungsqualität auszeichnete. An Transportern dominierte in den Strassen der Barkas B-1000, TV 41 aus rumänischer Produktion (Werk Autobuzul), diverse russische Modelle und einige wenige eingeführte VW T3.
Damals wohnte ich noch in Berlin, gegen 18:30 kam die berühmt-berüchtigte Schabowski-Meldung. Alles hörte ungläubig zu und brauchte erstmal Zeit um zu realisieren: was hat dieser Typ da eigendlich jetzt gerade gesagt? Wir dürfen (können) rüber? Einfach so?
Keine Frage, alle hinein in meinen Trabant, ab zur Sonnenallee. Zum kürzeren Ende derselben! Als wir ankamen war die Bornholmer Strasse bereits offen. An der Sonnenallee spielte sich alles mit etwa halbstündiger Verspätung ab.
Dort angekommen, wurde man förmlich "durchgesaugt" von den Massen und ich musste erstmal realisieren das ich jetzt wirklich "drüben" bin! Die vor Aufregung angeschwollene Blase forderte ihr Recht und ich pinkelte voller Inbrunst erstmal besagtes Schild "you are entering the american sector" an, um zu realisieren: ich bin wirklich hier! Kein Traum, keine Fata-Morgana.
Wir gingen dann die "Sonne" (wie der Berliner besagte Allee in Ost und West gleichermassen nennt) herunter und landeten im Taxi-Eck. Eine typische berliner Eckkneipe. Lustiges Detail: gegen Null Uhr erschien ein Jeep der American Military-Police. Sie suchten, ähnlich wie die Feldjäger der Bundeswehr heute, wahrscheinlich Soldaten die irgendwas verbrochen oder überschritten hatten. Völlig überrascht von den Ereignissen fingen sie mit uns German Kacksackern eine Unterhaltung an. Auch "German Bolschie" war ein oft gewähltes Attribut. Sie wussten es ja auch nicht besser, genau so wenig wie wir. Die Stimmung lockerte sich merklich, als der "Führende" des Kommandos kurzerhand befahl: Whisky, for all, Asap! Wir sassen bis um Vier am Morgen.
Trotzdem musste man ja am nächsten Tag sein Ding leisten. Um Sieben war also Arbeitsbeginn. Nur, die Hälfte der Kollegen fehlte.
Eines war damals bereits jedem halbwegs aufgeklärten Menschen klar: nichts bleibt so, wie es ist! Es war der Anfang vom Ende. Wie wollte man auch den Leuten eine Weltanschauung erklären, ohne das sich diese die Welt anschauen durften?
Wie habt ihr diesen Tag erlebt? Was habt ihr empfunden? Heraus damit! |
Sun Oct 04 19:33:25 CEST 2015 | ToledoDriver82
Heimat ist Heimat.....das kann man immer schwer erklären....mir geht es aber auch so...deswegen bin ich immer noch hier,auch wenn es nicht immer einfach ist
Sun Oct 04 19:33:42 CEST 2015 | bronx.1965
Da kommen sicher auch die Lebensumstände und die -Auffassung dazu. Ich habe dich ja als dynamischen und aufgeschlossenen Menschen kennen lernen dürfen. Bei Dir kann ich mir Lethargie am wenigsten vorstellen.
Sun Oct 04 19:38:34 CEST 2015 | Christian8P
So sehe ich mich ja selbst noch nicht einmal! Vielen Dank, für die Blumen!
Kommt aber durchaus auch mal vor.
Sun Oct 04 19:43:09 CEST 2015 | bronx.1965
Ja, die Aktion mit der Lounge, das andere Vorhaben, da brauchts schon etwas "Risikofreudigkeit". Auch mal was riskieren. Man kann ja auch mal auf die Schnauze fallen. Wer nichts probiert, findets nie heraus.
Sun Oct 04 19:45:25 CEST 2015 | Christian8P
Ich zitiere dich mal an dieser Stelle:
Edit.: Und passend zum Thema schiebe ich noch ein Zitat hinterher.
"Das Erreichte ist noch nicht das Erreichbare!"
Erich Honecker zum 40. Jahrestag der DDR
Sun Oct 04 20:32:37 CEST 2015 | bronx.1965
Was sich ja letztendlich auch mit beeindruckendem "Ergebnis" bewahrheitet hat.
Sun Oct 04 20:35:10 CEST 2015 | Christian8P
Um das Thema von vorhin wieder aufzugreifen:
Günter Schabowski: Mauerfall = Ende der DDR?
Vor ihm habe ich sehr großen Respekt. Er geht sehr offen mit seiner Vergangenheit um und reflektiert sie auch sehr kritisch. Eine Fähigkeit bzw. Einstellung, die oftmals verlorengegangen ist.
Sun Oct 04 20:36:04 CEST 2015 | Christian8P
Allerdings. Die gesamte "Feierlichkeit" war ja schon mehr wie grotesk!
Sun Oct 04 20:37:53 CEST 2015 | bronx.1965
Da stimme ich dir zu. Einige, sehr wenige, hätten das Zeug dazu gehabt, echte Reformen anzustossen! Abendfüllendes Thema.
Wenn Untote feiern! . . .
Sun Oct 04 20:46:00 CEST 2015 | Christian8P
Mit Sicherheit...
Mein geheimer Favorit z.B. für einen neuen Bundespräsidenten wäre Schabowski. Kein Süßholzraspler, sondern jemand der für seine Fehler eingestanden ist und mit Sicherheit geradeaus in den Spiegel gucken kann.
Von so jemanden würde ich mich sehr gut repräsentiert fühlen, aber mit seiner Vergangenheit und seinem mittlerweile doch fortgeschrittenem Alter wird das wohl nicht mehr geschehen.
Sun Oct 04 21:18:04 CEST 2015 | bronx.1965
Da wäre ich etwas zwiegespalten. Als ehemaliger Bezirkssekretär hat er das System (für mich) doch recht lange mitgetragen und damit seine Unfähigkeit bewiesen, Reformen anzustossen. Das ist aber eine Qualifikation (in meinen Augen) für ein Amt in einer Demokratie. Nur mitlaufen und im Anschluss "korrigieren" reicht nicht. Da gab es Andere, die mutiger waren! Berghofer etwa, Dresdens OB, Masur, die Liste ist lang. . .
Sun Oct 04 21:23:17 CEST 2015 | Christian8P
Mir ist bewusst, dass meine Vorstellung da schon provokativ ist, aber auf der derzeitigen politischen Bühne fehlen mir solche Leute. Eben die mit Rückgrat!
Selbst das geschieht heute ja nicht.
Sun Oct 04 21:25:11 CEST 2015 | Goify
Gestern Abend kam im Radio ein sehr interessanter, ein Jahr alter Bericht über 25 Jahre eigene Ölförderung in der DDR, welcher zum Teil live aus dem SED-Parteitag sendete. Schabowski erklärte am 9. November 1989, dass die DDR erstmals Öl auf eigenem Staatsgebiet direkt vor Rügen fördern würde. Damit wurde die DDR auf einen Schlag finanziell unabhängig, sodass es nicht zu der allseits bekannten Wiedervereinigung kam - auch der Niedergang des Ostblocks fand so nicht statt. Vielmehr wurde die DDR zu einem souveränen Staat, in welchem es die Bürger sehr gut hatten. Reisefreiheit gab es genauso wie den Robotron-Tablet-PC für alle Schüler kostenlos. Plötzlich hatte die DDR Westdeutschland überholt.
Dies war natürlich nur eine "was wäre wenn"-Fiktion.
Bronx, kann es sein, dass hier irgendwie der 9. November 1989 mit dem 3. Oktober 1990 durcheinander gebracht wird? Vor 25 Jahren wurde die Wiedervereinigung vollzogen, nicht die Grenzöffnung. Sicherlich ist dir das bewusst, dem unaufmerksamen Leser könnte das hier entgangen sein.
Am 09. Nov. 1989 war ich gerade mal 6 Jahre alt und mein Vater packte gerade die Koffer für die vor einigen Tagen genehmigte Ausreisebewilligung. Damit vergrößerte sich für mich die Welt von DDR-Staatsgebiet aus der Aktuellen Kamera auf BRD+DDR.
Sun Oct 04 21:26:27 CEST 2015 | Christian8P
Es wäre ja sehr traurig, wenn die breite Mehrheit das nicht zusammenbekommt!
Sun Oct 04 21:30:57 CEST 2015 | bronx.1965
Ist mir bewusst. Ich hatte gestern Abend nur einige Gedanken im Hinterkopf, die ich schreiben wollte.
Teile ich, und habe es auch so verstanden. Der Kandidat fällt trotzdem durch. Da ist ja der Bundesgauckler glaubwürdiger.
Danke, D'accord!
Sun Oct 04 21:37:35 CEST 2015 | Christian8P
Ab ca. 12:17...
KLICK
Sun Oct 04 21:43:01 CEST 2015 | PIPD black
@Goify spätestens nach meinem 1. Beitrag hier sollte jedem klar geworden sein, was 3. Oktober und 9. November miteinander zu tun haben bzw. was hier gemeint ist....bzw. wie wichtig der 3.10. für Miterlebende tatsächlich ist.
Sun Oct 04 21:45:58 CEST 2015 | bronx.1965
Danke, alles trifft zu. Mir fehlt (durch eigene Erlebnisse) vielleicht die nötige "Milde" oder Distanz. Dem möchte ich nicht widersprechen und 'Akzeptanz', auch konträrer Streitpunkte, fällt mir manchmal dadurch nicht unbedingt leicht. Betroffen sein ist stets anders als "von aussen betrachtet". Wobei letzteres nicht als Wissensvorsprung verstanden werden sollte!
Sun Oct 04 21:55:13 CEST 2015 | Christian8P
Das kann ich mir vorstellen. Für mich ist die DDR ja eher wie eine Modellbahnanlage in einem Schaufenster und zeigte sich mir in ihren letzten Monaten als eine (für mich) vollkommen andere und teilweise fremde Welt.
Ich habe mich ja intensivst mit dem gesamten "Gebilde" auseinandergesetzt, aber mein Wissen ist ja nur angelesen bzw. erzählt worden. Somit werde ich immer eine größere Distanz zu der ganzen Sache haben können, als wenn ich nicht in Werne sondern bspw. in Pasewalk geboren wäre und sieben Jahre in diesem System erlebt hätte. Wahrscheinlich würde ich die Zeit vor 89/90 dann auch anders betrachten müssen.
Wie ich ja vorhin schon geschrieben hatte, für mich hatte die Wende eigentlich keine weiteren Einflüsse auf mein Leben. Das System BRD blieb ja in seinen Grundfesten erhalten. Ohne die Wiedervereinigung würde ich wahrscheinlich heute nicht in Greifswald leben (können) ... und hätte wohl auch niemals meine Lebensgefährtin, die in Ribnitz-Damgarten geboren ist, kennenlernen können.
Dazu habe ich mich ja gerade auch erklärt.
Sun Oct 04 22:07:16 CEST 2015 | bronx.1965
Alles gesagt. ich könnte noch endlos zu diesem Thema weiterschreiben. Die vermeintlichen "Reformer" stehen heute weit "reformfähiger" da, als vor 25 Jahren. Sie waren gefangen in ihrem Weltbild und haben, bei allem Respekt, nicht die Kraft gehabt, etwas wirklich bewegendes anzustossen.
Sun Oct 04 22:14:50 CEST 2015 | Christian8P
Dito!
Mit dem Abstand von einem Vierteljahrhundert sieht man manche Dinge dann doch auch anders. Für die damalige Situation gab es ja kein Lehrbuch oder so, trotzdem haben wir das Ding doch eigentlich gut gemeistert. Für einige Leute war die Zeit danach mit herben Einschnitten verbunden, keine Frage, aber stellen wir uns mal lieber nicht vor, was passiert wäre, wenn in der heißen Phase auch nur irgendwer die Nerven verloren hätte und wie es dann hätte weitergehen sollen.
Edit.: Was nicht heißen soll, dass wir hier jetzt alle gemeinschaftlich im absoluten Paradies leben!
Sun Oct 04 22:25:03 CEST 2015 | bronx.1965
Gewiss nicht!
Absolut! Niemand hatte dafür eine Patentlösung! Deswegen verstehe ich um so weniger die "Jammer"-Ansagen einiger Leute. Betroffen sein ist das Eine, etwas daraus zu machen, Initiative zu ergreifen, Arsch hoch bekommen (um es mal ganz konkret zu sagen) ist das Andere! Wer sich nicht bewegt, hat verloren.
Sun Oct 04 22:31:49 CEST 2015 | Christian8P
Das ist eigentlich schon ein Zeichen, dass es uns hier eigentlich zu gut gehen muss.
Sun Oct 04 22:35:37 CEST 2015 | bronx.1965
Mit der Aussage komm' ich gerade nicht klar. Erklären bitte!
Sun Oct 04 22:37:53 CEST 2015 | Christian8P
Da sich in diesem Land ja quasi auch nichts bewegt und nur eifrig gemeckert wird, man aber absolut nichts unternimmt, um irgendwelche Misstände zu beseitigen. Man hat ein wärmendes Dach über dem Kopf, genug zu Essen und einen riesigen Fernseher. Dann kann das ja alles nicht so schlimm sein, möchte man da meinen...
Sun Oct 04 22:39:46 CEST 2015 | bronx.1965
In diesem Kontext betrachtet, verstanden . . .
Sun Oct 04 22:41:14 CEST 2015 | Christian8P
Meintest du einen anderen Kontext?
Sun Oct 04 22:47:38 CEST 2015 | bronx.1965
Meinte ich, ist aber auch schwer vermittelbar . . .
Sun Oct 04 22:48:56 CEST 2015 | Christian8P
Das muss ja ein Ding sein.
Sun Oct 11 14:08:21 CEST 2015 | British_Engineering
Schöner Artikel, zu dem ich auch noch ein paar Zeilen loswerden möchte, auch wenn er hier schon ein paar Tage drin ist. Ich kann mich an den Abend des 9. November 89 nur recht schemenhaft erinnern, obwohl ich damals auch schon 16 Jahre alt war. Ich hatte soweit ich weiß für eine Mathearbeit geübt, weil ich das Thema in der Schule überhaupt nicht schnallte und mein Vater hatte am Abend auf dem Rückweg vom Sport im Radio unseres Mercedes 200D W123 die Nachricht von der Grenzöffnung gehört. Er erzählte meiner Mutter und mir überschwenglich davon.
Für mich war die Teilung in BRD und DDR nichts so Unnatürliches gewesen, obwohl es von meinem Heimatort bis zur DDR-Grenze auch nur rund 60km waren. Ich kannte es nicht anders als mit den zwei Staaten und wir hatten auch keine familiären Bindungen in die DDR. Politik fand ich schon damals mit 16 interessant und interessiere mich auch noch heute dafür, aber damals war der Zusammenbruch des Nachbarlandes DDR für mich eher etwas Unbekanntes, Bedrohliches als ein sehr glücklicher Augenblick. Große Freude sah ich aber auf dem Gesicht meines Vaters, der Dinge wie den Mauerbau als junger Erwachsener erlebt hatte und der zumindest von den Erzählungen seiner Eltern viel vom anderen Teil Deutschlands wusste.
Heute bin ich froh, dass es zu den Ereignissen des 9.11.89 kam und Deutschland wiedervereinigt wurde. Ich habe seit ca. dem Jahr 2000 viel mit Menschen, die in der ehemaligen DDR aufgewachsen sind, zusammen gearbeitet und diese Zusammenarbeit oft als ausgesprochen positiv erlebt. In meiner unmittelbaren Nachbarschaft habe ich einige Leute aus der ehemaligen DDR wohnen. Ein sehr guter, langjähriger Freund wohnt in Dresen und ist dort aufgewachsen. Außerdem fahren wir mit der Familie oft in die Magdeburger Gegend. Ich möchte all die bereichernden Erlebnise mit den Leuten aus den neuen Ländern nicht missen. Auch die paar eher nervigen aufgrund verschiedener (politischer) Kulturen, in denen wir aufgewachsen sind.
Ich kann für mich festhalten, dass ich einen sehr langen Anlauf gebraucht habe, um mit der Wiedervereinigung und diesem Größer-Werden des Landes klarzukommen. Bei mir hat lange so eine Art Angst vor einem "vierten Reich" überwogen. Dies Gefühl war gerade in den Monaten um den 3.10.1990 herum sehr stark.
Sun Oct 11 14:38:10 CEST 2015 | Christian8P
Wir sind halt alle nur Menschen, egal wo wir mal geboren und aufgewachsen sind!
Einer meiner Freunde (Bekannte habe ich eine Menge, Freunde kann ich an einer Hand abzählen...) stammt aus der Nähe von Boizenburg, was in unmittelbarer Nähe zur ehemaligen Grenze liegt.
Trotzdem scheint die Mauer in vielen Köpfen noch sehr standhaft zu sein, erschreckenderweise auch oft bei Leuten, die weit nach der Wiedervereinigung geboren sind. Diese Erfahrung durfte ich leider auch schon machen. "Du sch**ß Wessi!"
Im Januar 2011 war meine Mutter drei Wochen zur Kur in Bad Sooden-Allendorf, was ja auch im ehemaligen "Zonenradgebiet" liegt. Dort traf sie auf eine kleine Gruppe von Frauen aus Erfurt, die meiner Mutter vorwarfen, sie hätte ja nie richtig arbeiten zu brauchen, hätte überall hinfahren können und sich alles kaufen können.
Was diese Damen anscheinend vergessen hatten, um überall hinfahren zu können und alles kaufen zu können musste man aber auch das nötige Kleingeld haben!
Ich stamme nun nicht aus einem extrem vermögenden Elternhaus (halt Mittelstand) und um jedes Jahr in Urlaub fahren zu können, ein Haus bauen zu können etc. mussten bei mir beide Elternteile arbeiten gehen!
Der "goldene Westen" war nunmal auch nicht das Schlaraffenland und Arbeitsplätze waren auch damals schon alles andere als sicher.
In Ermangelung einer sinnvollen Alternative leben wir halt heute alle in der sog. sozialen Marktwirtschaft mit all ihren Auswüchsen. Eine Tatsache, die einigen Leuten im "Beitrittsgebiet" anscheinend nicht immer bewusst ist!
Tue Oct 13 13:18:03 CEST 2015 | Goify
Erstaunlich, diese Vorurteile Ostdeutscher gegenüber Westdeutschen sind mir nahezu unbekannt und seit einigen Jahren auch nicht mehr untergekommen. Ich bin privat und beruflich bedingt öfter in den neuen Bundesländern und bekam dies nie zu spüren. Gut, ich bin selbst ein gebürtiger Dresdner, was man mir allerdings nicht anhört und auch anhand meines KFZ-Kennzeichens nicht ansehen kann.
Gerade auf google gesehen, dass ich, obwohl nun im Westen wohnend, östlicher als vorher lebe.
Tue Oct 13 16:22:20 CEST 2015 | PIPD black
Da könnte ich dir jetzt lang und breit erzählen, wie und wo das herkommt.....kurze Version: es wird vorgelebt und "vererbt"...wurde aus einem selbst nach der Wende nichts, weil man zu Veränderungen nicht bereit war, so wird idR auch aus den Kindern nichts....und an allem ist der "Westen" schuld.....wie oft ich diese Laier schon gehört habe oder mir vorwerfen lassen mußte, ich wäre ja auch schon ein "richtiger Wessi" geworden, nur weil ich mir nichts aufquatschen oder einreden lasse oder in ihre Polemik einstimme.....ich kann es nicht mehr hören.
Während sich die Sippe auf Familienfeiern das Maul über die westlichen Gewohnheiten, Erziehung, Schule etc. zerreißt.....vergeht mir die Lust (hab eh schon keinen Bock auf sowas) endgültig und ich verabschiede mich.....hab ich es doch tatsächlich mal gewagt, dagegen anzustinken.....eieieiei....LEUTE LAßT ES SEIN....
Tue Oct 13 17:18:01 CEST 2015 | Goify
Daher besuchen wir die Ost-Verwandtschaft nur alle paar Jahre mal. Manche sind ok und wissen, wie der Hase läuft, andere warten noch immer auf die versprochenen "blühenden Landschaften". Bei politischen Themen halte ich mich eh meist raus, weil kaum einer über das RTL-Niveau kommt. Und geht es über Flüchtlinge, sieht es ganz düster aus. Ich sehe sie täglich bei uns im Ort, in den Zügen und in der Aufnahmestation.
Tue Oct 13 17:38:02 CEST 2015 | bronx.1965
Volle Zustimmung von mir dazu. Ich kenne beide Seiten aus eigenem Erleben. Damals galt das Motto "entdecke die Möglichkeiten" und nutze sie! Vielen ist das auch gelungen. Andere blieben im Nest kleben und . . . naja!
Für die Elterngeneration werde ich mir hier nicht anmaßen, zu schreiben. Auch da gibt es sicher Biographien, die man besser nicht liest. (...kurze Version: es wird vorgelebt und "vererbt".) Genau!
Ich war damals 25 und hab, wie so viele, meine Heimat verlassen. Lieber den Arsch hoch, als versauern.
Tue Oct 13 17:43:53 CEST 2015 | PIPD black
Versauern tun heute schon die Enkelkinder.....wobei das nicht unbedingt ein "Ost"Problem ist, sondern ein Problem von Hartz4 und Bildung....nur im Osten kommt dann: "Der Westen ist schuld."
Ich hab mich mal hingestellt und hab gesagt: "Seid ihr nicht damals für die Freiheit und Rechte auf die Straße gegangen? Ihr wolltet doch den Westen.....in den Westen. Und heute ist das alles Scheiße?"
Als dann das "Ja, aber..." kam, bin ich gegangen......
Tue Oct 13 17:49:55 CEST 2015 | bronx.1965
Ebenso! Man kann nicht A wollen, ohne B mit in Kauf nehmen zu müssen. Aber das verstehen Unterbelichtete und Betonköpfe gleichermaßen nicht. Das eint sie und ergibt die Mischung.
Tue Oct 13 18:11:10 CEST 2015 | PIPD black
@Goify Alle paar Jahre funktioniert leider nicht, da es ja immer noch Familie/Heimat ist und auch wenn ich es mit "für die Leute" und Tradition und sonstigen "gesellschaftlichen Verpflichtungen" bzw. Erwartung nicht so habe, gibt es leider trotzdem den ein oder anderen Termin, den man wahrnehmen muss. Was sollen sonst die Leute denken?
Aber seitdem wir den Wohnwagen haben (Frau arbeitet im Schichtdienst), haben wir dafür immer weniger Zeit.
Tue Oct 13 18:43:58 CEST 2015 | Goify
Was die Leute und die Verwandtschaft denkt, ist mir reichlich egal. Außer, dass sie mit mir verwandt sind, habe ich mit denen nicht viel am Hut. Die sind mir egal und ich bin denen egal. Wenn mal einer stirbt, kommt ein Schreiben von einem Notar, man schlägt das Erbe aus (eh meist Schulden) und lässt "die Leute" in Ruhe. Kommt man nämlich nach Jahren, weil einem was zustehen würde, gibt es nur Bluthochdruck, was man sich sparen kann. Wer was vererben wollte, weil man ein gutes Verhältnis hatte, regelte das vor dem Ableben.
Schade finde ich es zwar bei der jungen Generation, die nur zum Teil auf die Beine kommt, aber ich bin kein Seelsorger und sehe auch nicht ein, hier irgendwie verantwortlich für meine Cousinen und Cousins zu sein. Ich habe eben studiert und lebe ganz gut. Und wer meinte, sich mit Gelegenheitsjobs und dämlichen Ausbildungsberufen, die keine Zukunft haben, über Wasser zu halten, muss eben tagtäglich kämpfen. An der Intelligenz scheiterte es eigentlich nirgends in der Familie, sondern viel mehr am Willen, was zu tun.
Sat Oct 17 13:28:18 CEST 2015 | Christian8P
Noch eine kleine Ergänzung:
KLICK
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