Rostschutz für den Alltagskäfer
Liebe Leute,
ich dachte, schlimmer als Motoröl kann ein Thema nicht sein. Weit gefehlt. Rostschutz ist viel schlimmer! Zumindest beim Käfer ist die Ölfrage schnell geklärt - 15W40 oder 20W50 und gut ist. Aber Rostschutz? Perma Film, Fluid Film, Multi Film, Brantho-Korrux 3 in 1 oder sogar Baumarktware wie Alpina Metallschutzlack 3 in 1, oder noch weitere zig Mittelchen? Seit Tagen versuche mich in das Thema einzuarbeiten und es wir nichts klarer. Daher dieser Thread.
Es geht um den Rostschutz für meinen neuen orangenen Alltagskäfer. Ich möchte ihn vor dem Herbst gut für die kalte und feuchte Monate vorbereiten, vor allem natürlich gegen salzige, feuchte Brühe im Winter. Im Moment hat er am Unterboden eine dünne Schicht von etwas, was ich nicht benennen kann, siehe Fotos. Laut Vorbesitzer, der es vom Vorvorbesitzer weiß, hat er auch Hohlraumversiegelung, Mike Sanders. Jetzt meine Fragen.
Was könnte ich auf den Unterboden auftragen, damit es gut hält und gut wirkt? Wie muss man den Unterboden vorbereiten? Braucht man dafür spezielle Geräte? Kann man das selber machen (Vorbereitung und Auftragen), also ich selber, oder ist das um paar Nummer zu groß? Braucht man dazu Hebebühne, oder reicht ein Wagenheber und Unterstellböcke? Ich tendiere zu irgendeiner „Farbe“ die ich mit Pinsel auftragen könnte. Pinseln kann jeder Depp, eine Pistole mit Kompressor ist schon drei Nummer komplizierter, abgesehen davon habe ich keine Ausrüstung dazu. Ich bevorzuge eine „Farbe“ vor der Bitumenpampe.
Und dann die gleichen Fragen nur für die Kotflügelinnenseiten.
Was ist mir Vorderachse? Im Moment sieht sie ziemlich schwarz-ölig-pampig aus. Was könnte das sein? So lassen? Weg damit und was anderes drauf?
Kann man den Zustand oder gar das Vorhandensein der Holraumversiegelung selber überprüfen? Endoskopkamera? Wo kommt man rein?
Ganz andere Geschichte sind die kleinen oder größeren Lackabplatzer, siehe Fotos. Ich bin sicher, die muss man auch behandeln, sonst wird es da auch rosten auf lange Sicht. Könnte man das mit einem Lack aus der Dose, wie z.B. das hier https://www.farberlin.shop/autolack-kaufen/VOLKSWAGEN+%26+AUDI/L23Q drauf pinseln? Vorher vielleicht die größeren Stellen etwas aufrauen oder abschleifen? Klarlack drauf, wenn die Farbe trocken ist?
Muss auf die Türscharniere diese Plastikkappe, damit da Wasser nicht eindringt? Auf der rechten Seite ist sie drauf, links nicht - dort wurden die Scharniere neu gemacht, weil sie ausgeschlagen waren, die Tür hing. Ist nicht sehr fachmännisch gemacht, aber es hält.
Wie ihr seht, ganz viele Fragen. Ich bin sicher, Ihr könnt, wie immer, dazu was sagen und helfen. Danke im Voraus.
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61 Antworten
Zitat:
@cris03 schrieb am 13. Mai 2021 um 12:59:33 Uhr:
Materialien und Verarbeitung
- Untergrund metallisch blank schleifen,
Womit mache ich das? Und wirklich bis auf blankes, glänzendes Blech? Könnte man nicht direkt drauf was da ist dieses Brantho Korrux pinseln?
Zitat:
Vorderachse
Ich kenne nur die Vorderachse beim langen Vorderwagen.Vielleicht mal mit einem Fön erwärmen und versuchen, die schwarze Pampe mit einem Spachtel abzuschälen oder mit Terpentin-Ersatz abzuwaschen. Eventuell sieht man dann klarer.
Und wenn der Dreck von der Achse weg ist, dann Grundierung und Decklack?
Das war leider noch nicht alles, es fehlt das Bodenblech im Innenraum.
- Vordersitze und Kissen der Rückbank ausbauen
- Bodenbelag herausnehmen
- Akku entfernen
Hoffentlich zeigen sich keine allzu großen Rostansätze.
- Unter dem Akku ist eine kritische Stelle, insbesondere wenn durch einen defekten Regler die Batterie übergekocht ist.
- Etwas weiter hinten Richtung Radhäuser beidseitig nachsehen, ob der Rost schon von den Hohlräumen vor dem Hinterrad durchgekommen ist (s. o.: Hohlraum vor dem Rad, der mit dem Metallstopfen verschlossen ist).
- Unter den Pedalen sammelt sich jede Menge Dreck. Mit dem Staubsauger sorgfältig reinigen.
- Bodenplatte feucht abwischen, ggf. auch Terpentinersatz verwenden.
- Sieht es unter den Pedalen verdächtig aus, sollten diese (nach dem Studium des Reparaturleitfadens für den Wiedereinbau) ausgebaut werde, um ungehinderten Zugang zu erhalten. Es sind nur zwei Schrauben am Rahmentunnel, aber Gaszug und Kupplungszug müssen wieder eingehakt werden. Auch der Abstand zum Hauptbremszylinder muss hinterher wieder stimmen.
- Die Bremsleitung etwas anheben, um die Unterseite nach Rost abzutasten.
Eine Mini-Schleifmaschine leistet gute Dienste, um Rost bis auf das blanke Metall abzuschleifen. Eine große Schleifmaschine ist in der Handhabung für die Arme anstrengend und schleift leicht Löcher ins Blech. Die Arbeit ist anstrengend für den durchgebogenen Rücken und man ist heilfroh, wieder unter dem Armaturenbrett herausgekrochen zu sein. Die beiden Seiten sollten einzeln nacheinander bearbeitet werden, um sich nicht zu übernehmen.
Abschließend alles mit dem Pinsel mit Grundierung und Decklack wasserfest anmalen.
Mit Wasser ist immer zu rechnen, sei es durch eine schadhafte Dichtung zwischen Bodenplatte und Aufbau oder durch undichte Fenster.
Schleifmaschine: nimm die, die Du hast, sie leistet gute Dienste. Davon habe ich zwei, mit denen ich angefangen habe. Durch die Vibrationen wird die Hand kribbelig und taub und sie halten nur eine gewisse Zeit durch. Danach kannst Du mit einer anderen Maschine weitersehen.
Farbe aufs Auto: Es gibt auch Farbstifte wie Nagellack, ein Fläschchen mit Pinsel im Deckel. Damit lassen sich kleine Flächen an nicht von außen sichtbaren Flächen ausbessern. Die von Dir genannte Methode ist ebenso passend, zumal Du eine größere Auswahl an Pinseln hast. Du verbrauchst aber mehr Farbe.
Bei sichtbaren Flächen muss nach dem Schleifen eine Grundierung auf das blanke Blech gesprüht werden. Du hast Glück mit dem Uni-Lack, das kannst Du selbst machen. Bei Metallic wäre das Ergebnis nicht unbedingt überzeugend. Das Grundierungs-Spray gibt es dort, wo Du die Lackdose beziehst. Grundierung und Decklack müssen sich vertragen. Ein aggressiver Decklack auf einer unpassenden Grundierung zieht nach Tagen oder Wochen den Lack hoch und Du darfst von vorne anfangen.
Der Klarlack muss noch warten, bis der Decklack vollständig ausgehärtet ist und ist nicht unbedingt erforderlich. Die Ausbesserung nass mit 400er oder 600er Schleifpapier einebnen, danach kannst Du polieren oder mit Klarlack aus dem Sortiment des Lackherstellers überlackieren. Alle Lack-Komponenten sollten aus dem Sortiment eines Herstellers bezogen werden, damit sie harmonieren.
An nicht von außen sichtbaren Stellen kannst Du die Grundierung aufpinseln und mit dem farbtongenauen Decklack überpinseln.Grundsätzlich:
Einen Lackaufbau mit metallisch blankem Bleck beginnen, um Unterrostungen zu verhindern. Dann Grundierung als Haftgrund für den Decklack, der die Feuchtigkeit abhalten muss. Danach je nach mechanischer Belastung Unterbodenschutz, der eine Kontrolle zulassen muss.
Merke: bei einem Alltagsauto zählt nicht die Optik, sondern der Rostschutz. Du hast beliebig viele Versuche, wenn Dir das Ergebnis nicht zusagt.
Türscharnier:
Das Ausziehen oder Austreiben des Bolzens ist eine heikle Sache.
https://kaeferteam-nuernberg.de/tuerbolzen-austreiben/
Versuch bitte bis auf Weiteres, das Scharnier seitlich zu ölen, damit es nicht knarrt. Die Farbe wird man nicht mehr entfernen können. Notfalls muss das Scharnier noch einmal ersetzt werden.
Vorderachse:
Sauber machen, nachsehen und notfalls Rost abschleifen und Schutzlack zur Feuchtigkeitsisolierung neu aufbauen. Danach mechanischen Schutz gegen Steinschlag aufbringen. Es soll nicht mehr rosten, die Optik ist bei einem Alltagswagen zweitrangig.
Grundsätzlich:
Einen Lackaufbau mit metallisch blankem Bleck beginnen, um Unterrostungen zu verhindern. Dann Grundierung als Haftgrund für den Decklack, der die Feuchtigkeit abhalten muss. Danach je nach mechanischer Belastung Unterbodenschutz, der eine Kontrolle zulassen muss.
Aber auch bei Bitumen- oder PVC-Unterbodenschutz kann man Abplatzungen erfühlen, bevor es zu spät ist. Man muss in jedem Fall durch vorsichtiges Stochern regelmäßig kontrollieren. Voraussetzung ist aber, dass sich unter der Abplatzung wasserundurchlässiger Decklack befindet. Dann passiert auch nichts. Unterbodenschutz ohne Feuchtigkeitssperre darunter taugt nichts.
Ist die eigene Arbeit fehlerhaft, hat man beliebig viele Versuche, bis man es endlich gelernt hat.
Anders ist es bei unzugänglichen Hohlräumen. Altes Material bekommt man kaum wieder heraus, man kann den Untergrund schlecht inspizieren. Auch das Nonplusultra von damals kann inzwischen von besserem Material übertroffen werden, was sich aber erst in einigen Jahren beurteilen lässt. Es bleibt Glauben und Hoffen, was man nehmen sollte. An Tipps und Empfehlungen mangelt es hier ja nicht.
Beim Käfer habe ich damals noch vor der Erstzulassung eine DINOL-Vollbehandlung auf Wachsbasis durchführen lassen, die sich bewährt hat. Leider stand der Rahmenkopf nicht auf dem Arbeitsplan. Hier muss ich nacharbeiten (lassen). Trotzdem bin ich nach 43 Jahren zufrieden, kein Rostproblem.
Bei einem Fremdfabrikat von 1972 habe ich 2010 die Hohlräume mit TimeMax-Heißfett unter Endoskop-Kontrolle ausspritzen lassen. Seitdem kein Rostschaden mehr.
Ihr seht: man muss auch mal Glück haben und sich vor allem darum kümmern.
Vielen, vielen Dank für so viele Tipps!
Ich werde mit einer gründlicher Inspektion aller Bleche, auch innen, anfangen - wenn es denn endlich aufhört zu regnen. Es regnet hier irgendwie ununterbrochen. Ich habe natürlich den Blechzustand bei der Besichtigung überprüft, aber nicht in die letzte Ecke geschaut.
Message verstanden - das mit dem Scharnierbolzen ist eine zu dicke Nummer für mich. Ich versuche deine Tipps umzusetzen.
Gern geschehen !
Entgegen meiner Gepflogenheiten habe ich oben die Höfflichkeitsform schleifen lassen. Entschuldigung. Leider zu spät zu korrigieren.
Meike Sanders ist in der Tat ultra schwer zu verarbeiten. Als Spezialist für Mike Sanders im Käfer generiert sich Gerd Weiser in Düsseldorf. Sein Homepag-Beitrag dazu hat mich überzeugt; heute frage ich mich jedoch, ob die sehr hohen Kosten in Düsseldorf ein empfehlenswertes Preis-/Leistungsverhältnis darstellen.
Wenn ich es selber machen wollte (und könnte) würde ich aus o. g. Gründen kein Mike Sanders nehmen. Also aus meiner Sicht richtige Entscheidung.
Gruß
raginhart
Wieso ist Mike Sanders "ultra schwer" zu verarbeiten???
Das hätte mir bei mehreren Anwendungen ja mal auffallen müssen...
Zumindest ist es eine Riesensauerei, nicht zuletzt weil es sinnvoll nur in heißem Zustand verarbeitet wird. Auch deswegen braucht es entsprechend erweitertes Werkzeug.
Für den gut ausgestatteten Könner sicher 1. Wahl.
Gruß
raginhart
4x5m Abdeckfolie aus dem Baumarkt unter das Auto und schon hat es sich mit der "Riesensauerei".
Eine Herdplatte fällt bei mir nicht unter erweitertes Werkzeug. Klar, eine Druckbecherpistole braucht man, zumindest leihweise. Aber für alles was nicht in der Spraydose kommt, braucht man ein Verarbeitungshilfsmittel.
Hast du eine Verwandtschaft mit dem Michelin Männchen?
Denn genau so sollte man ins Rennen gehen. Die versauten Folien sind auch netter Sondermüll.
Und das Fahrzeug selbst ist nachher bei dem Overspray auch ein Fall für die Sonderreinigung. Abgesehen von Sauereien an Bodenteppichen, Griffen, Bremsen, Reifen, Scheiben, Sitzen ... und dann der Stellplatz. Wennst sowas in eine Tiefgarage mit Hausmeister stellst, hast du spätestens 2 Tage später eine Abmahnung am Hals, egal ob eigener Stellplatz oder nicht.
MS ist im Normaleinsatz zwar echt gut gegen Rost, aber auch echt gut gegen Hausmeister, Vermieter oder Straßenämter.
Lass mal am Freibad etwas Fett tropfen ... da wirst du namentlich ausgerufen und hast nachher eine Klage wegen Umweltverschmutzung sowie einen Feuerwehreinsatz mit Reinigung für mehrere Hundert Euro im Postkasten.
Alles schon da gewesen... und ja, sogar sehr persönlich. Ganz toll, wennst dann im Hochsommer mit der Badehose dastehst und augenblicklich 500 Öcken abdrücken darfst. Sofort, oder Sicherstellung des Fahrzeugs... 🙁
Zitat:
@Red1600i schrieb am 17. Mai 2021 um 13:03:31 Uhr:
Hast du eine Verwandtschaft mit dem Michelin Männchen?
Soll das eine Anspielung auf meine Körperfülle sein??? Ganz so schlimm ist es noch nicht.
Hausmeister bin ich mein eigener. Vermieter gibt's keinen, ich zahle monatlich an die Bank, nicht an einen Eigentümer.
Ansonsten ist das doch alles etwas überzogen (oder ich bin bei der Verarbeitung von Mike Sanders nicht grobmotorisch genug um die Sauereien in der dargestellten Dramatik anzurichten)...
GLI, was nimmst Du für eine Mike Sanders-Kur? Wenn ich den Beifahrersitz im Käfer ausbaue, kann ich dort den Motor transportieren, oder? 😉
Zitat:
@Red1600i schrieb am 17. Mai 2021 um 13:03:31 Uhr:
Lass mal am Freibad etwas Fett tropfen ... da wirst du namentlich ausgerufen und hast nachher eine Klage wegen Umweltverschmutzung sowie einen Feuerwehreinsatz mit Reinigung für mehrere Hundert Euro im Postkasten.
Ich dachte, Mike Sanders ist etwas Wachs und/oder Fett, nichts Böses. Wenn mir Griebenschmalz vom Brot runtertropft, wird doch keiner Feuerwehr rufen.
Ich möchte wetten, dass auch bei mit Mike Sanders behandelten Oldtimern der Ölverlust von Motor und Getriebe trotzdem das größere Umweltproblem darstellt gegenüber einem eventuellen Tropfen Korrosionsschutzfett im Hochsommer bei 35°.
Zitat:
@schleich-kaefer schrieb am 17. Mai 2021 um 13:31:02 Uhr:
Wenn ich den Beifahrersitz im Käfer ausbaue, kann ich dort den Motor transportieren, oder?
Ich weiß jemanden, der das schonmal gemacht hat...