Preisschraube bei Porsche: Ab wann ist sie überdreht?
Vor ein paar Tagen sah ich einen jetzt 12 Monate alten Test des neuen Cayenne S Coupé. Listenpreis ab € 113 k. Das war schon nach der stattlichen Preiserhöhung zum Modellwechsel auf das Facelift-Modell. 1 Jahr später steht das gleiche Fahrzeug sogar mit € 124 k in der Liste, also ca. 10% Mehrpreis, ohne dass sich irgendetwas geändert hätte (mit Ausnahme des Preisschilds).
Was sich im Vergleich zum Vorgänger allerdings geändert hat, ist der Qualitätseindruck, speziell im Interieur. Drei Beispiele: Schaltkulisse und Schaltknauf wurden durch einen fitzeligen Plastiknippel ersetzt. Die Türöffner innen waren bisher aus Aluminium, jetzt sind das billigste Plastik-Hebelchen, wie sie auch bei Seat und Cupra verbaut werden. Die Abdeckung der Armaturen wurde nicht durch eine billigere Lösung ersetzt, nein, sie wurde gleich ganz gestrichen. In der Fachsprache nennt man solche Maßnahmen De-Contenting.
Preiserhöhung bei Mehrleistung und/oder besserer Ausstattung: gekauft. Deftige Preiserhöhungen bei gleichzeitiger Produktabwertung: unangemessen.
Viele Teilnehmer in diesem Forum können sich einen Porsche leisten. Die Frage ist: Ab wann springen Kunden ab, weil sie der Preispolitik überdrüssig sind?
1862 Antworten
Ich weiß nicht, ob man schon von Kaufzurückhaltung sprechen kann, aber ein paar Zahlen habe ich mal zusammengetragen:
Allein in Deutschland sind auf der Porsche Homepage aktuell 325 neue Cayenne (durchwegs Facelift) verfügbar. In dieser Zahl ist nur ein Teil des Gesamtbestands an Neufahrzeugen bei den PZs abgebildet, die freien Händler wie Quiring etc. verfügen über weitere Bestände. Hinzu kommt eine erhebliche Zahl junger Gebrauchter (Facelift) und eine regelrechte Schwemme an Pre-Facelift-Modellen, alle mit sehr geringer Laufleistung. Diese werden mit teilweise 40% Einschlag relativ preiswert an die Kundschaft gebracht (siehe Parallel-Thread).
Die neue Dienstwagenregelung des Volkswagen-Konzerns sieht Porsche nur noch in wenigen Ausnahmefällen vor, d.h. hier werden nochmals mehrere Tausend Einheiten wegfallen. Die Fuhrparkregeln europäischer Konzerne lassen Fahrzeuge wie Panamera, Cayenne und 911 ohnehin nur noch an ausgesuchte Personen zu. Dass es in China nicht rund läuft, wissen wir spätestens seit dem Amtsantritt des neuen CEOs in 9/2024. Lediglich in den USA scheint sich das Geschäft noch vernünftig zu entwickeln, aber auch da könnte ein Wahlsieg von Trump Strafzölle nach sich ziehen.
Übrig bleiben Mittelständler, Freiberufler, Angestellte mit Top-Einkommen. Das sind wir. Weil es unser eigenes Geld ist und nicht OPM, schauen viele von uns etwas genauer hin, vor allem dann, wenn die Perspektiven nicht nur rosig sind (Baugewerbe, Makler, Tier 2 und 3 KFZ-Zulieferer, Entwicklungsdienstleister etc. etc.). Aus diesen Gründen gehe ich davon aus, dass wir in naher Zukunft Produktanreicherungen, attraktive Leasingkonditionen, Discounts von 10% und mehr und Tageszulassungen sehen werden. Beim 911er eher nicht, aber bei allen anderen Modellen.
Zitat:
@Swissbob schrieb am 28. September 2024 um 21:51:01 Uhr:
Wie ist der Innenraum vom 992/2 wurde da wie beim Cayenne entfeinert?
Nun ja, Start-Stop Knopf statt Drehschlüssel, digitale Anzeige statt analoger Drehzalmesser.
Aber beim Leder ist mir nichts aufgefallen, Türgriffe habe ich nicht drauf geachtet.
Allerdings wurde ja gerade beim 911 gewaltig an der Preisschraube gedreht. Direkt beim Grundpreis und über die Optionsliste.
Zitat:
@St80249 schrieb am 28. September 2024 um 22:06:17 Uhr:
Nun ja, Start-Stop Knopf statt Drehschlüssel, digitale Anzeige statt analoger Drehzalmesser.Zitat:
@Swissbob schrieb am 28. September 2024 um 21:51:01 Uhr:
Wie ist der Innenraum vom 992/2 wurde da wie beim Cayenne entfeinert?
Aber beim Leder ist mir nichts aufgefallen, Türgriffe habe ich nicht drauf geachtet.
Allerdings wurde ja gerade beim 911 gewaltig an der Preisschraube gedreht. Direkt beim Grundpreis und über die Optionsliste.
Dankeschön🙂 Immerhin passt das Leder.
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Zitat:
@TomZed schrieb am 27. September 2024 um 20:17:15 Uhr:
Da bin ich bei Dir. Und das sieht man quasi überall, Qualität runter, Preis hoch.
Bin gerade am überlegen, ein älteres Boot zu kaufen, und bei dem galt vom Hersteller noch die Maxime, das Beste ist gerade gut genug.
Ja, da bin ich vollkommen bei Dir. Ich habe die ähnliche Beobachtung bei Wohnmobilen gemacht und für mich beschlossen kein Neues zu kaufen, denn auch hier ist Qualität runter und Preis hoch gegangen.
Scheint grad irgendwie Mode zu sein..
:-(
Im Manager Magazin ist ein sehr interessanter Artikel zum Stand der deutschen Automobilindustrie.....die Elektroautos aus China sind mindestens genau so gut wie die unseren, sie sind aber deutlich billiger! Das ist das Problem...denn die Chinesen schwenken zu ihren eigenen Autos um, und China war und ist der wichtigste Absatzmarkt der deutschen Hersteller. Früher musste ein Auto einen tollen Motor haben...heute hat es eine Batterie. Die Autos heute können quasi alles, sind vernetzt mit allem, das können die Chinesen besser! Auch die Batterien kommen nicht aus D, und da haben wir das Dilemma....die weiteren Aussichten sind gelinde gesagt bescheiden
Zitat:
@hrenz schrieb am 29. September 2024 um 21:05:53 Uhr:
Zitat:
@TomZed schrieb am 27. September 2024 um 20:17:15 Uhr:
Da bin ich bei Dir. Und das sieht man quasi überall, Qualität runter, Preis hoch.
Bin gerade am überlegen, ein älteres Boot zu kaufen, und bei dem galt vom Hersteller noch die Maxime, das Beste ist gerade gut genug.Ja, da bin ich vollkommen bei Dir. Ich habe die ähnliche Beobachtung bei Wohnmobilen gemacht und für mich beschlossen kein Neues zu kaufen, denn auch hier ist Qualität runter und Preis hoch gegangen.
Scheint grad irgendwie Mode zu sein..
:-(
Das ist auch der Grund, weshalb ich den 718'er und den S5 behalte. Den S5 fährt meine Frau und diese hat mir schon angekündigt, dass sie ihn 20 Jahre fahren will. Der 718 steht ebenfalls als letzter (bezahlbarer) Porsche-Neuwagen mit B6-Sauger nicht zur Disposition; beide Fahrzeuge haben das Zeug zum Klassiker und sind dank Entwicklungsstand des vergangenen Jahrzehnts noch hochwertig und gut verarbeitet.
Unsere Familienkutsche wird hingegen im üblichen Leasingturnus regelmäßig ausgetauscht. Da ist mir auch eine emotionslose Elektromühle willkommen.
Noch ein paar Zahlen:
Audi Q8 und Porsche Cayenne werden beide im "Mehrmarken-Werk" in Bratislava gefertigt. Der Q8 kostet als PHEV mit 340 PS Benziner und einigen Extras ca. 105 k brutto, der vergleichbar ausgestattete Cayenne PHEV mit 304 PS Benziner ca. € 130 k (jeweils brutto ohne Abzug von Nachlässen). Dass diese beiden Autos unter dem Blech weitgehend baugleich sind, wissen hier alle.
Ich muss mir die Frage ja auch selbst stellen: Was treibt uns (mich), diesen Mehrpreis gegenüber dem ja auch schon nicht billigen Audi zu akzeptieren?
Also ich hab meinen Panamera nur deswegen gekauft, weil er sich so genial fährt wie kein anderes Auto, das ich bisher hatte. Dazu gefällt mir noch der Sound extrem und der Service meines PZs. Das Porsche dran steht ist mir persönlich egal, mir wäre es fast lieber, wenn was anderes dran stehen würde, da ich das nicht für mein Ego brauche.
Allerdings finde ich, dass man den Preis schon merkt und die Verarbeitung hervorragend ist.
Ist denn ein Q8 auf dem Fahrniveau des Cayenne? Ich kann es mir eigentlich kaum vorstellen. Ich hatte den Q8 als Leihwagen und hab ihn nach 3 Tagen gegen einen A8 eingetauscht, da er für mich fuhr wie eine "Karre". Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich der Cayenne so fährt.
Zitat:
@xkman schrieb am 30. September 2024 um 23:07:01 Uhr:
Noch ein paar Zahlen:
Audi Q8 und Porsche Cayenne werden beide im "Mehrmarken-Werk" in Bratislava gefertigt. Der Q8 kostet als PHEV mit 340 PS Benziner und einigen Extras ca. 105 k brutto, der vergleichbar ausgestattete Cayenne PHEV mit 304 PS Benziner ca. € 130 k (jeweils brutto ohne Abzug von Nachlässen). Dass diese beiden Autos unter dem Blech weitgehend baugleich sind, wissen hier alle.
Und wenn man noch den Rabatt mit einbezieht, den man bei Audi bekommt, bei Porsche aber nicht, dann wird die Schere noch größer.
Bsp.: auf unser S5-Cabrio habe ich unverhandelt einen Rabatt von 11,6% bekommen, beim 718 gab's nix. Das wird beim Q8 vs. Cayenne ähnlich sein. Gut Cayenne und der alte Macan waren/sind die Cash Cows von Porsche. Ob das mit dem neuen e-Macan auch der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. Vermutlich wird er in den nächsten Monaten, wenn der erste Hype des neuen Modells/Konzepts durch ist, sich irgendwo in Richtung Taycan entwickeln, wenn auch nicht so extrem, weil er einfach vielseitiger ist.
Bleibt als letzte viertürige Verbrenner Bastion neben dem "Nischenprodukt" Panamera der Cayenne. Aber auch dieser wird 2026 durch einen vollelektrischen Nachfolger ersetzt.
Ach und noch was zum Fahrverhalten: der Cayenne fährt sich deutlich agiler und sportlicher als die vergleichbare Konkurrenz, da das Fahrwerk deutlich aufwendiger gestaltet wurde als bei den Mitbewerbern. Hier spielt Porsche seine Kompetenz aus.
Aber ich prognostiziere mal, dass die meisten Cayenne-Kunden ihre Fahrzeuge auf der AB oder in der Stadt (Kinder-Shuttle) bewegen, wo Querdynamik-Performance nicht unbedingt von Nöten ist. Und Audi macht längsdynamisch ebenfalls sehr viel Spaß; dank Allrad fahren die Audis wie auf Schienen und man fühlt sich auch bei hohen Geschwindigkeiten wohl. M. E. rechtfertigt das Quäntchen bessere Querdynamik des Cayenne den Aufpreis von 25.000€ nicht, zumal man das Basisfahrwerk ja noch teuer mit zusätzlichen Komponenten aufrüsten kann.
Zitat:
@knolfi schrieb am 1. Oktober 2024 um 08:37:18 Uhr:
Bleibt als letzte viertürige Verbrenner Bastion neben dem "Nischenprodukt" Panamera der Cayenne. Aber auch dieser wird 2026 durch einen vollelektrischen Nachfolger ersetzt.
Nur kleine Korrektur, Verbrenner& Hybrid Cayenne wird es wohl spürbar länger geben:
https://newsroom.porsche.com/.../...ntrieb-produktstrategie-36923.html
Zitat:
„Der Cayenne definiert seit jeher den Sportwagen in seinem Segment. Zur Mitte des Jahrzehnts wird die vierte Generation als Elektro-SUV Maßstäbe im Segment setzen“, sagt Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG. „Gleichzeitig werden unsere Kunden weiter bis ins nächste Jahrzehnt hinein aus einem breiten Angebot an leistungsstarken und effizienten Verbrenner- und Hybridmodellen wählen können.“ Dafür erfährt die dritte Generation des Cayenne eine weitere Produktaufwertung und läuft parallel zur vierten, rein elektrischen Generation weiter.
So Oliver Blume. Hört sich erstmal gut an. Doch wenn man an die Ankündigung von vor 3 Jahren zurückdenkt als von Porsche kolportiert wurde, dass Verbrenner Macan und E-Macan parallel weitergebaut werden und der Verbrenner ebenfalls nochmals modernisiert wurde um optisch neben dem E-Macan zu bestehen, kam dann die "Klatsche" für alle ICE-Interessenten, dass der ICE-Macan nicht mehr auf dem europäischen Markt angeboten wird.
Auch wenn man sehr umfangreich dem V8 im Cayenne Abgas- und Verbrauchsmanieren beibringen will, kann es durchaus sein, dass der Cayenne III nicht mehr in Europa angeboten wird, weil er hier die strengen Voraussetzungen für die Zulassung nicht mehr erfüllt. Und in Europa hat der V8 eh kaum einen Markt, weil hier mehr die V6-Motorisierungen nachgefragt sind. Von denen steht im Text nichts, daher vermute ich, dass der V6 gar nicht mehr im Cayenne angeboten wird, sondern durch den elektrischen Cayenne IV assimiliert wird.
Man hört ja an den Beiträgen hier schon raus, dass die Preisschraube für viele schon recht festgezogen ist und zum Abreißen nicht mehr allzu viel fehlt 😁 Sehe das aber genauso wie Ihr!
Auch von Dir @Knolfi, meine ich doch auch zunehmend kritische Äußerungen zu hören wenn ich mich nicht täusche.
Zitat:
@Panamera schrieb am 1. Oktober 2024 um 13:38:59 Uhr:
Man hört ja an den Beiträgen hier schon raus, dass die Preisschraube für viele schon recht festgezogen ist und zum Abreißen nicht mehr allzu viel fehlt 😁 Sehe das aber genauso wie Ihr!
Auch von Dir @Knolfi, meine ich doch auch zunehmend kritische Äußerungen zu hören wenn ich mich nicht täusche.
Zwei konkrete Fälle aus meinem Bekanntenkreis:
- Ersatz Cayenne turbo durch einen 2024er RS Q8 Vollausstattung, Leasingrate knapp unter € 2 k brutto;
- Ersatz 911 turbo S Cabrio durch einen DB12 Volante.
Beim Audi war der Haupttreiber für die Entscheidung die Leasingrate, beim Aston die Wartezeiten beim Service in Berlin und die abgedrehten Preise beim 911 turbo. Der Volante kam preiswerter, was ich zuerst kaum glauben konnte. Zur Ehrenrettung des 911er muss man festhalten, dass er im Gegensatz zum Cayenne kein Konzern-Multi-Produkt ist und somit kaum Gleichteile verbaut werden.