Petition gegen ABS-Pflicht

Um der Beleuchtung kontroverser Themen von allen Seiten noch etwas Raum zu geben, hier ein neues Thema:

Petition gegen ABS-Pflicht bei Neumotorrädern

Ja, finde ich gut.

Nicht, dass ich ein Motorrad ohne ABS fahren würde, aber welchen Sinn macht es, alle Neumotorräder pflichtweise mit ABS auszustatten? Der Markt wird das schon so regeln, dass bei allen Motorrädern, wo es Sinn macht, auch ABS verfügbar sein wird.

Um Missverständnisse zu vermeiden die Kernaussage der Initiatoren:
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es gibt tatsächlich motorradfahrer, die ohne diese unterstützenden systeme motorrad fahren. möchten.
denen es dabei nicht darum geht, zu behaupten, die käuflichen abs-systeme zum beispiel seien technisch unzureichend.
& auch nicht um den vergleich der bremswege, wie sie mit oder ohne abs zu erreichen sind. nicht darum, ob unter günstigen bedingungen ein abs-frei gebremstes motorrad früher zum stehen kommt. oder darum, dass eine elektronisch tastende bremse bei bremsungen mit reibwertsprüngen, womöglich noch auf nasskalter fahrbahn, das wohl effektivere system ist.

so wie auch zugestanden wird, dass eine traktionskontrolle die motorenleistung mit hoher effizienz an das übertragungsvermögen des reifens anzupassen in der lage ist. auch hier interessiert nicht der vergleich mehr oder minder aufwendiger & systeme. ohne belang ist, dass vereinzelt fahrer auf höchstem (rennsportniveau) ohne einsatz eines solchen systems schneller aus der kurve kommen.

um all das geht es nicht.

sondern darum, selbstbestimmt auf die schnauze zu fallen zu dürfen.

dinge wie die bauart des motors, der unter einem wummert, brabbelt oder kreischt, der treff mit den kumpels, das ungepflegte benzingespräch, der wind, der einem um die nase weht – all dies ist an manchen tagen schön wichtig, aber letztendlich aufs ganze gesehen, doch nur beiwerk.

ein bestandteil des motorradfahrens ist die sportliche auseinandersetzung mit dem motorrad, seiner fahrdynamik, den physikalischen möglichkeiten, den begrenztheiten. der auseinandersetzung mit den eigenen fähigkeiten, ihrer entwicklung.

sie zu trainieren, sie ehrgeizig zu verbessern, darum geht es. ob auf der landstrasse oder dem rundkurs. wo auch immer.

den gasgriff feinfühlig zu bedienen, mit stützgas in die kurve zu gehen, noch in schräglage früh das gas aufzuziehen, den schmalen grat der reifenhaftung zu kontrollieren - das ist es doch, was einen gutteil des reizes am schnellen motorradfahren ausmacht.

in diesem sinne ist der einsatz einer traktionskontrolle zutiefst unsportlich.

& wenn es um den vergleich mit anderen geht, sogar unritterlich.

& auch das bremsen, zugegebenermassen keine immer ganz leichte übung, lässt sich durchaus trainieren.

es ist ein hoher anspruch, den man als fahrer zu erfüllen hat. um so grösser die befriedigung, wenn man es beherrscht. auch in der not.

um auch das klipp & klar zu sagen: es geht nicht um die behauptung, fähiger zu sein als ein elektronisch geregeltes system. auch nicht darum, den fahrerischen überflieger zum mimen.

sondern darum, die eigenen unzulänglichkeiten auszuhalten, sie im rahmen der persönlichen machbarkeiten zu verbessern.
(...)
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Hier schließt sich ein bischen der Kreis zur Helmpflicht...😉

Beste Antwort im Thema

Um dieser dussligen Diskussion pro/kontra ABS und ich bin so ein geiles Tier auf der Bremse, das ABS brems ich locker aus den Boden zu entziehen, mal ein paar Überlegungen.
A) es steht außer Frage - die sicherste Methode, gefährliche Bremsmanöver zu umgehen ist die vorausschauende Fahrweise. Da sagt ja auch niemand was dagegen, ist einfach so.
B) Optimale Bremsmanöver ohne ABS und ohne Schnauze-Fall gelingen nur sehr geübten Bremsern unter optimalen Bedingungen. Bei suboptimalen Bedingungen oder wechselnden Bedingungen liegen selbst GP-Profis oft genug auf dem Nuschel.
C) Optimale Bremsmanöver gelingen jedem Dödel mit ABS, wenn er zuvor einige Male bewusst volle Lotte in den Bremshebel gelangt hat, um den Regelbereich je kennengelernt zu haben. Dann traut er es sich nämlich auch im Gefahrenfall.

Und genau hier liegt der Vorteil des ABS. Dem eiligen Biker (und auch dem nicht eiligen, StVO-konformen und vorausschauendem Warnwesten-Träger) die Sicherheit zu geben, im Notfall ohne Gedanken an Überbremsung und Bodenkontakt blind und voll in die Eisen langen zu können und somit Bremsweg zu gewinnen. Dass konzeptbedingt das eine Bike mit ABS unter optimalen Bedingunen dem ohne ABS nur wenig überlegen ist, ist völlig normal. Ein frontlastiger SSP mit Überschlagsgefahr hat hier gegen ein Tourenschiff mit vielleicht 55% Fahrzeuggewicht auf dem Heck einfach schlechtere Karten, da weniger Anpressdruck auf dem Vorderrad. Daher sind die Bremswegunterschiede unterschiedlicher Bikes völlig irrelevant bezüglich der Effektivitätsbeurteilung des ABS.

Noch nicht überzeugt, weil ja ach so einTier auf der Bremse?
Gut, also Messwerte!
Aktuelle Ausgabe Motorrad, Alpenmasters, Top-Tester Schwers an der Bremse. Bremsmessung bergab am Stilfser Joch mit Reibwertsprüngen, Verzögerung von 75km/h auf 25 km/h. Einziges Bike ohne ABS (GSR750) benötigt 29,0 Meter. Schlechteste ABS-Maschine (Z1000SX) 27,4 Meter (Problem Stoppie-Neigung, nicht etwa Vorderrad-Überbremsung, somit leicht beherrschbare Komplikation gegenüber dem Vorderrad-Rutscher). Bestes Bike (Aprilia Dorsoduro/BMW K1600GT) 24,3 Meter.

Gut bemerkt, ich hab ja vorhin von unterschiedlichen Fahrzeugkonzepten geschwätzt, also immer noch nicht überzeugt?
Besagter Toptester erreicht nach mehreren Bremsungen mit der BMW K1300 S, einem Bike für Gewaltbremsungen wie geschaffen, einen Bremsweg 100 auf 0 von 36,7 Metern - fantastisch. Dann aber Bremsung mit aktiviertem ABS aus dem Stand 36,5 Meter. Wie gesagt - Profi, optimale Bedingungen, mehrere "Tastversuche".
Übrigens, weil wir bei Messungen waren. Die BMW S1000RR schaft in allen Messungen der Motorrad einen Bremsweg von 41-42 Metern, hat die Motorad-News vielleicht im Regen getestet? Da stehen für das SSP-Bike 48,8 Meter auf der Uhr (Quelle Motorrad 22/2010).

Übrigens, meine Bikes haben KEIN ABS. Ob ich unter Optimal-Bedingungen den Wert der S1000RR aus den Regenmessungen schaffe, wage ich echt zu bezweifeln.

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Vielmals danke MSchoeps und Wraithrider für die ausführlichen Erläuterungen, allerdings ist mir noch eines unklar: Mir erzählte mal jemand, dass es gerade bei der S1000rr ein besonderes "feature" ist, dass man sich beim scharfen Bremsen mit Slicks auf der Rennstrecke (also bei gigantischem Reibwert) eben nicht überschlagen könne, weil gerade da das ABS mit dem Neigungssensor verkoppelt sei, und eben gerade da ein Abheben des Hinterrades verhindert bzw. nur bis zu einem bestimmten Winkel zuläßt, also sozusagen den Stoppie (mit vorher einstellbarem Winkel) auch für "Anfänger" (also sagen wir besser "beginnende Profis"😉 quasi ermöglicht. Eben gerade mit Slicks sei die Überschlagsneigung beim scharfen Bremsen, insbesondere mit einem sehr gut und sehr schnell und sehr genau regelnden ABS eine große Gefahr, und eben deswegen dieses Feature der BMW, welches davor schützt. Und meines Wissens (und dies behauptete auch derjenige, der mir das erzählte) können das die Kawa und die Honda angeblich noch nicht, nur die BMW.
Aber nun lese ich in Deiner Bedienungsanleitung, MSchoeps, dass im Race- und im Slick-Modus diese Abhebenerkennung des Hinterrades abgeschaltet sei. Das verwirrt mich jetzt ein bisschen.

Ansonsten bin ich aber mittlerweile auch beim Motorrad (nicht mehr nur beim Auto), jedenfalls seit es diese Race-ABS-Systeme gibt, auch vom ABS am Motorrad überzeugt .... jedenfalls aufgrund dessen, was ich hörte, denn gefahren bin ich so eine Maschine leider noch nicht .... Antihopping-Kupplung und Traktionskontrolle hatten mich schon viel länger überzeugt, aber das ABS erst jetzt, denn mit alten (wohl viel langsamer regelnden) ABS-Systemen müßte es noch vielen Fahrern auf trockenem Asphalt möglich gewesen sein, ohne solches Uralt-ABS einen kürzeren Bremsweg zu erzielen, jedenfalls die Physik würde das so sagen, wenn der Fahrer es wirklich beherrscht, das Bremsen ... und natürlich nur wenn kein Sand o.ä. irgendwo im Bremspfad liegt, klar.

Gruß

@ pibaer

Zitat:

Du ignorierst noch immer beharrlich, dass irgendwelche wiederholten(!) Bremsversuche auf optimalem Untergrund mit langsamem Herantasten an den optimalen Bremsdruck rein gar nichts mit einer Notbremsung in der Realität zu tun haben, die man nur genau einmal machen kann und wo der Untergrund oft auch noch inhomogen hinsichtlich Reibwert ist.

Lieber Michael, diesen Umstand ignoriere ich keineswegs.

Aber ignorierst Du nicht die Tatsache, dass sehr viele Fahrer bei einer Schreckbremsung so zaghaft in die Bremse greifen, dass das ABS überhaupt nicht in den Regelbereich kommt?

Oder dass sie, wenn das ABS zu Regeln beginnt, sich erschrecken und instinktiv den Bremsdruck wieder reduzieren?

Da es beim Motorrad nun mal noch keinen Abstandsassistenz gibt, der eigenmächtig die Bremse aktiviert, steht und fällt die Funktion des ABS (wie auch die der normalen Bremse) mit dem Können des Fahrers.
Ein trainierter Fahrer wird unter normalen Umständen auch ohne ABS eine perfekte Bremsung hinlegen, während ein untrainierter Fahrer auch mit ABS falsch oder zu wenig bremst.

Was ihr nämlich alle etwas vergesst, ist der Umstand, dass ein Motorrad nur 2 Räder hat und beim Bremsen instabil werden kann. Und genau diese Instabilität (welche man beim PKW ja nicht hat) führt beim Fahrer zur Meldung "Mich haut es gleich auf die Fresse", welche dann zur Verminderung des Bremsdrucks führt und damit das ABS wieder deaktiviert.

Was ich damit sagen will - egal ob ABS oder nicht, die Bremsung funktioniert nur dann, wenn ich sie regelmässig übe und im Ernstfall routiniert abrufen kann.

Unabhängig davon bin ich aber nicht gegen ABS. Das ist ein Sicherheitsfeature, das jeder Hersteller anbieten sollte. Nur von einer gesetzlichen Verpflichtung halte ich nichts, da auf einem einspurigen Fahrzeug schlussendlich immer der Fahrer die größte Schwachstelle darstellt.

Gruß
Frank

@NOMDMA

Bei einer Schreckbremsung steigt meine ich jeder erstmal voll in die Bremse! Habe das selber im Mai erlebt. Allerdings stimmt es auch das man dann instinktiv beim einsetzen des ABS die Bremse wieder lösst obwohl es eigentlich falsch ist.
Mir ist das in Schräglage passiert und ich meine das mir trotzdem das ABS in der Situation den Arsch gerettet hat. Ich habe das Bike abgefangen und bin an dem mir entgegen kommenden 12to.Lkw vorbei gekommen (war eine enge Strasse ohne Mittelstreifen). Das waren vielleicht 30% Routine aber 70% Glück.
Ohne ABS hätte ich mich meiner Meinung nach gelegt.
Ein Fahrer mit mehr Routine als ich hätte das bestimmt auch ohne ABS hin bekommen aber mir hat es geholfen. Deshalb halte ich es für eine wirklich sinnvolle Sache am Bike.

Zur Pflicht per Gesetz es zu machen muss aber nicht unbedingt sein. Wer es sich von seinem Können her zutraut soll auch weiterhin ohne fahren können.

Gruß Michi 

Hallo Michi,

aus genau diesem Grund sage ich ja, dass ABS grundsätzlich ok ist und auch angeboten werden sollte, jedoch eine gesetzliche Zwangsverpflichtung an der Realität vorbeigeht.

Ein schönes Beispiel ist z.B. die Traktionskontrolle am PKW - unter normalen Umständen äusserst hilfreich und angenehm, in bestimmten Situationen (z.B. im Schnee festgefahren) aber kontraproduktiv.
Gleiches Spiel beim ESP - für den normalen Fahrer ein hübsches Sicherheitsfeature, aber bei sehr sportlicher Fahrweise unerwünscht.

Gruß
Frank

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Hallo Frank

Deshalb würde ich die hier auch schon mehrfach angesprochene Lösung des abschaltbaren ABS befürworten.

Nur ob diese Lösung durchfürbar ist halte ich für fraglich. Würden dann nicht wieder bei einem evt. Unfall die Versicherer das Diskutieren anfangen ob bei eingeschaltetem ABS der Unfall vermeidbar gewesen wäre.
Auch jetzt ist ein Bike mit ABS schon billiger (nicht viel) als eins ohne.

Gruß Michi 

Die Frage ist doch, ob der Bürger nicht mündig genug ist, die Entscheidung für oder gegen ein ABS selbst zu treffen?

Würde ich mir eine Neumaschine kaufen, wäre das ABS sicherlich mit "on board" (trotz möglichem Aufpreis), obwohl ich es nicht für zwingend notwendig erachte.
Aber - das wäre meine ganz persönliche Entscheidung, so wie ich auch beim PKW entscheiden darf, ob ich mir einen Neuwagen mit Vollausstattung oder doch lieber einen 50 Jahre alten Oldtimer "ohne alles" kaufe.

Gruß
Frank

Zitat:

Original geschrieben von Wraithrider


Was hat zu spät zu bremsen mit nem Stoppie zu tun?

Unfallbericht: »Zu spät gebremst«.

Fahrer allerdings in der Nachbarschaft für seine Chris-Pfeiffer-Ambitionen bekannt.

Also ist ein Stoppie nur dann ein Stoppie wenn es gut geht. Alles andere war dann nie einer?

Okay, so kann man natürlich auch argumentieren.
_____

Ich weiß natürlich das genügend Motorradprofis in Deutschland unterwegs sind. Sie konnten schon Motorradfahren bevor sie laufen, lesen und schreiben konnten. Sie sind noch nie vom Bock gefallen und eigentlich wissen sie selbst nicht wieso sie nur auf BAB und Aldiparkplatz fahren und nicht bei der MotoGP einen Pokal nach dem anderen abräumen.

Aber genau die machen mir Angst.

Zitat:

Original geschrieben von Wraithrider


Wer hindert mich denn dran, den Stoppie 5m früher zu beenden? Oder besser: Wie sollte ein ABS mich dran hindern, im letzten Moment zu bremsen?

Bei dir weiß ich es nicht weil ich dich noch nie fahren gesehen habe. Daher kann ich mir da auch kein Urteil erlauben.

Bei anderen ist es wohl Selbstüberschätzung - bei denen wie du selbst ja auch schon geschrieben hast auch kein ABS im dümmsten Moment helfen würde.

Grüße, Martin

Über den mündigen Bürger könnte man jetzt wieder Seitenweise diskutieren.

Zuletzt entscheidet doch wieder der Gesetzgeber. Sollte irgendwo eine Statistik auftauchen aus der hervorgeht das Bikes ohne ABS mehr schwere Unfälle als welche mit (ohne natürlich die jeweiligen Situationen zu berücksichtigen) wird das zur Pflicht bei Neuzulassungen gemacht😕.

Das war so, ist so und wird auch immer so bleiben so traurig es auch ist!

Gruß Michi

Edit - Ich fahre jetzt bei schon +24° Richtung Tirol und das mit ABS😉 

Bezüglich »vor Schreck von der Bremse weil es ruckelt«: Habt ihr einen PKW mit ABS? Wie oft geht ihr bei einer Vollbremsung vom Gas wenn das Bremspedal vibriert?

Also ich kann nur für mich sprechen: Nie.

Warum? Weil ich es ein paar Mal gefahrlos ausprobiert habe und seit dem nicht vor dem Vibrieren erschrecke.

Ich unterstelle mal jedem hier, dass er sich dies auch bei seinem Motorrad entsprechend beibringen kann. Horden von Fahrschüler schaffen es ja auch bis zur Prüfung in den paar Fahrstunden. 🙂

Grüße, Martin

@NOMDMA
Zur Pflicht sind wir uns ja schon mal einig, schön, nur zur Begründung nicht ganz. Mündig genug ist der Bürger m. E. sehr wohl, aber er sollte - genau wie beim Helm - auch richtig informiert sein und seine Entscheidung nicht auf Grund der Annahme treffen, ein versierter Fahrer könne das ABS ausbremsen.

Zu Zaghafte (Schreck)Bremsung: Genau das ist ein verdammt guter Grund für das ABS. Diese sehr vielen Fahrer haben durch das ABS die Möglichkeit, ihren Bremsweg (deutlich) zu verkürzen, selbst wenn sie nicht bis in den Regelbereich bremsen, weil sie sich getrauen, stärker zu bremsen.

Loslassen des pulsierenden Hebels: Auch richtig. Beim Auto haben sogar schon Leute gefragt, ob jetzt was kaputt sei, weil's so ratterte. Das muss erlernt werden. Gehörte auf vier Rädern bei mir in der Fahrschule zu den Grundübungen. Soll heißen: Auf'm ABS voll drauf zu bleiben ist was, das man nem Fahrschüler relativ leicht und sicher beibringen kann. An der Blockiergrenze zu bremsen ist ungleich schwerer zu erlernen.

Normale Umstände: Normale Umstände im Verkehr sind, dass man keinen absolut ebenen, gleichmäßig griffigen Belag hat, geschweige denn sich darauf verlassen kann. Also nein, unter normalen Umständen kann ein trainierter Fahrer Glück haben, aber wohl kaum "perfekt" bremsen.

Instabilität: Genau das verhindern weniger scharf abgestimmte ABS-Systeme. Folge: Der Fahrer bleibt voll drauf, weil er nicht dieses unruhige Gefühl bekommt, bremst also somit auch wieder besser. Es ist nun eine Glaubensfrage, welche Variante man für sich selbst als besser erachtet. Geht es dem Käufer um die letzten 3...4m Bremsweg, so muss er sich eigenverantwortlich für genau das Motorrad entscheiden, das ihm das ermöglicht. Diese Wahl zwischen Kontrollierbarkeit und maximaler Verzögerung ist aber wieder um ein vielfaches leichter, als wenn man sie in jeder Situation per Hand treffen müsste - ja überhaupt erst zuverlässig möglich.

@camion-rebel
Ich glaube, bei der Schreckbremsung gibt's durchaus zwo unterschiedliche Typen von Mensch. Der eine überbremst spontan, der andere hat so ne Blockade im Kopf, dass er gar nicht voll rein langen kann.

Zitat:

Original geschrieben von NOMDMA


...da auf einem einspurigen Fahrzeug schlussendlich immer der Fahrer die größte Schwachstelle darstellt.

Einspurig? Das ist auf/in jedem Fahrzeug so. Das ist immer das Hauptproblem, es muss der Wille da sein, mit den einem gegebenen Mitteln zu arbeiten. Wer nie eine Vollbremsung ausprobiert hat, wie soll er's im Ernstfall können. Zu diesem Willen gehört eben auch, den Verschleiß an Bremse und Reifen in Kauf zu nehmen und im Alltag hin und wieder den Regelbereich auszutesten.

Wer immer langsam und vorsichtig fährt, der ist sicher nicht gut auf den Ernstfall vorbereitet.

Also ABS muss schon sein in jedem Motorrad,
alles andere ist der blanke Hohn. Es soll Pflicht werden und das
ist auch gut so. Der Mensch muss halt zum Guten gezwungen werden.
mfg

Ihr schreibt zu schnell, während ich tippe. ^^

@X_FISH
Chris Pfeiffer ist aber auch verdammt cool. Ne, klar ist ein Stoppie auch dann ein Stoppie wenn er schief geht. Aber wenn ich beim Kurven üben vor'm Umdrehen bis zum Pfeifen/bis zum ABS bremse, dann mache ich das auch ohne (die Möglichkeit zum) Stoppie. Ich mach's aber nicht, wenn vor mir jemand steht oder hinter mir jemand fährt. Dann bremse ich immer sanfter. Also wo liegt der Unterschied? Ob man jetzt auf zwo Rädern jemandem rein fährt oder auf einem, was tut's?

Das mit den Motorradprofis halte ich für ein Vorurteil.

Ach ja, was mich hindert? Naja, ich will nicht versehentlich über die Ampel rollen, weil ich mich doch mal verschätzt hab. Also gibt's erst die Vollbremsung und die letzten 5...10m werden dann wieder im Schritttempo gerollt.

Das ABS sollte nicht Gesetzlich erzwungen werden. Aber die einzig praktikable Lösung wäre es jedes Motorrad mit ABS anzubieten und wer kein ABS will muss halt z.B. 500€ aufpreis Zahlen damit es ohne ABS Ausgerüstet wird.
Ich bin deshalb gegen den Aufpreis für das ABS weil man sonst eher sagt ach brauch ich nicht 500€ spar ich mir. "Ich kanns ja".

Im Straßenverkehr und nen normalen Motoradfahren wir wir es alle sind (ca.99,8%), hilft so ein System mehr als es Schadet. Die anderen 0,2% sind dann die Leute dich Regemässig (nich 2 mal im Jahr) ihr Morped auf Rennstrecken ans Limit bringen und in Extremsituationen auch volle Kontrolle haben.

Der Rest sollte sich immer an das eigene Moped gewöhnen um möglichst gut damit um gehen zu können.

Ich persönlich mache immer 2-3 Vollbremsungen mit dem ABS alle 2-3 Wochen damit ich das Gefühl dafür nicht verliere. Natürlich wenn keiner hinter mir ist und das ganze Kontrolliert , aber ich zwinge mich voll rein zu greifen.

Zitat:

Original geschrieben von Kawa_Harlekin


Mir erzählte mal jemand, dass es gerade bei der S1000rr ein besonderes "feature" ist, dass man sich beim scharfen Bremsen mit Slicks auf der Rennstrecke (also bei gigantischem Reibwert) eben nicht überschlagen könne, weil gerade da das ABS mit dem Neigungssensor verkoppelt sei, und eben gerade da ein Abheben des Hinterrades verhindert bzw. nur bis zu einem bestimmten Winkel zuläßt, also sozusagen den Stoppie (mit vorher einstellbarem Winkel) auch für "Anfänger" (also sagen wir besser "beginnende Profis"😉 quasi ermöglicht.

Grundsätzlich ist das auch möglich, aber dann muss man eben im Sportmodus fahren. Die Frage ist aber eher theoretischer Natur, denn die allermeisten, die mit Slicks auf die Rennstrecke gehen, haben etwas Übung und werden sich auch im Slickmodus nicht beim Bremsen überschlagen. 99% der Rennstreckenunfälle sind Sachen wie zu spät gebremst und ins Kiesbett gefahren, Vorderrad klappt ein oder zu früh bzw. zu viel Gas gegeben und per Highsider abgestiegen (das geht auch wenn man eine Traktionskontrolle hat:

S1000RR Video

). Das passiert jeden Tag, aber ich habe noch nie einen gesehen, der sich in der Bremszone nach vorne überschlagen hat. Deswegen kann man gut im Race- oder Slickmodus fahren, das Risiko geht gegen Null. Supersportler neigen zwar zum Aufstellen, weil der Radstand sehr kurz ist (das Prinzip gilt auch anders herum und deswegen haben Drag Bikes oft verlängerte Schwingen), aber die meisten bremsen nicht hart genug, damit der Bock wirklich hoch kommt.

Ich habe zwar selbst Schwächen beim sehr frühen und harten rausbeschleunigen, aber auf der Bremse bin ich mittlerweile einigermaßen gut. Anbei ein paar Fotos vom Sachsenring von vorletzter Woche, dort bremst man am Ende Start/Ziel von ca. 245 auf vielleicht 75 runter. Man sieht gut, wie der Schwerpunkt nach vorne wandert und die Auflagefläche des Hinterreifens relativ klein wird. Beschleunigungsfotos sehen da anders aus. Vom Überschlag (fahre im Race Modus) bin ich da aber noch ein gutes Stück entfernt, denn das leicht werdende Hinterrad kündigt sich auch durch ein leichtes Schlingern von hinten an (was man dann allerdings durch eine andere Fahrwerkseinstellung wieder mindern kann), wenn sich die kleiner werdende Auflagefläche bewegt. Damit kann man das dann ganz gut einschätzen. Auf dem Foto von hinten sieht man wie die Unterseite der Unterverkleidung an sich parallel zum Boden ist und man kann auf der Bremse gut sehen, wie die Gabel einfedert und sich der Winkel der Verkleidung zum Boden ändert.

Zitat:

Original geschrieben von HighspeedRS


Die anderen 0,2% sind dann die Leute dich Regemässig (nich 2 mal im Jahr) ihr Morped auf Rennstrecken ans Limit bringen und in Extremsituationen auch volle Kontrolle haben.

Das ist völlig richtig, ich hatte letztes Jahr ca. 9 Rennstreckentage und komme dieses Jahr auch wieder auf diese Zahl. Um zu den 0,2% gezählt zu werden, braucht man eher 30 Rennstreckentage im Jahr und das vielleicht 10 Jahre lang, damit man wirklich sauschnell ist und alles perfekt im Griff hat.

PS. Ich glaube nicht, dass der Gesetzgeber den Bürger im Blick hat sondern einfach Druck auf die Industrie aufbauen möchte.

Sachsenring-2011-06-24-433
Sachsenring-2011-06-24-463
Sachsenring-2011-06-24-446

Zitat:

Original geschrieben von NOMDMA


Aber ignorierst Du nicht die Tatsache, dass sehr viele Fahrer bei einer Schreckbremsung so zaghaft in die Bremse greifen, dass das ABS überhaupt nicht in den Regelbereich kommt?

Und das wäre ohne ABS anders?

Zitat:

Oder dass sie, wenn das ABS zu Regeln beginnt, sich erschrecken und instinktiv den Bremsdruck wieder reduzieren?

Wenn du ohne ABS eine Fehlbedienung vornimmst, dann liegst du mit großer Wahrscheinlickeit auf der Schnauze.

Zitat:

Da es beim Motorrad nun mal noch keinen Abstandsassistenz gibt, der eigenmächtig die Bremse aktiviert, steht und fällt die Funktion des ABS (wie auch die der normalen Bremse) mit dem Können des Fahrers.

Der Unterschied ist nur, dass es gerade für Ungeübte Fahrer mit ABS deutlich leichter ist, eine gute Vollbremsung zu realisieren.

Zitat:

Ein trainierter Fahrer wird unter normalen Umständen auch ohne ABS eine perfekte Bremsung hinlegen, während ein untrainierter Fahrer auch mit ABS falsch oder zu wenig bremst.

Was verstehst du unter einem trainierten Fahrer? Der routinierte Fahrer wird keinesfalls auf Anhieb eine perferkte Bremsung hinbekommen - schon gar nicht in einer Schrecksituation und mit suboptimalen Fahrbahnbedingungen.

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