Petition gegen ABS-Pflicht
Um der Beleuchtung kontroverser Themen von allen Seiten noch etwas Raum zu geben, hier ein neues Thema:
Petition gegen ABS-Pflicht bei Neumotorrädern
Ja, finde ich gut.
Nicht, dass ich ein Motorrad ohne ABS fahren würde, aber welchen Sinn macht es, alle Neumotorräder pflichtweise mit ABS auszustatten? Der Markt wird das schon so regeln, dass bei allen Motorrädern, wo es Sinn macht, auch ABS verfügbar sein wird.
Um Missverständnisse zu vermeiden die Kernaussage der Initiatoren:
---------
es gibt tatsächlich motorradfahrer, die ohne diese unterstützenden systeme motorrad fahren. möchten.
denen es dabei nicht darum geht, zu behaupten, die käuflichen abs-systeme zum beispiel seien technisch unzureichend.
& auch nicht um den vergleich der bremswege, wie sie mit oder ohne abs zu erreichen sind. nicht darum, ob unter günstigen bedingungen ein abs-frei gebremstes motorrad früher zum stehen kommt. oder darum, dass eine elektronisch tastende bremse bei bremsungen mit reibwertsprüngen, womöglich noch auf nasskalter fahrbahn, das wohl effektivere system ist.
so wie auch zugestanden wird, dass eine traktionskontrolle die motorenleistung mit hoher effizienz an das übertragungsvermögen des reifens anzupassen in der lage ist. auch hier interessiert nicht der vergleich mehr oder minder aufwendiger & systeme. ohne belang ist, dass vereinzelt fahrer auf höchstem (rennsportniveau) ohne einsatz eines solchen systems schneller aus der kurve kommen.
um all das geht es nicht.
sondern darum, selbstbestimmt auf die schnauze zu fallen zu dürfen.
dinge wie die bauart des motors, der unter einem wummert, brabbelt oder kreischt, der treff mit den kumpels, das ungepflegte benzingespräch, der wind, der einem um die nase weht – all dies ist an manchen tagen schön wichtig, aber letztendlich aufs ganze gesehen, doch nur beiwerk.
ein bestandteil des motorradfahrens ist die sportliche auseinandersetzung mit dem motorrad, seiner fahrdynamik, den physikalischen möglichkeiten, den begrenztheiten. der auseinandersetzung mit den eigenen fähigkeiten, ihrer entwicklung.
sie zu trainieren, sie ehrgeizig zu verbessern, darum geht es. ob auf der landstrasse oder dem rundkurs. wo auch immer.
den gasgriff feinfühlig zu bedienen, mit stützgas in die kurve zu gehen, noch in schräglage früh das gas aufzuziehen, den schmalen grat der reifenhaftung zu kontrollieren - das ist es doch, was einen gutteil des reizes am schnellen motorradfahren ausmacht.
in diesem sinne ist der einsatz einer traktionskontrolle zutiefst unsportlich.
& wenn es um den vergleich mit anderen geht, sogar unritterlich.
& auch das bremsen, zugegebenermassen keine immer ganz leichte übung, lässt sich durchaus trainieren.
es ist ein hoher anspruch, den man als fahrer zu erfüllen hat. um so grösser die befriedigung, wenn man es beherrscht. auch in der not.
um auch das klipp & klar zu sagen: es geht nicht um die behauptung, fähiger zu sein als ein elektronisch geregeltes system. auch nicht darum, den fahrerischen überflieger zum mimen.
sondern darum, die eigenen unzulänglichkeiten auszuhalten, sie im rahmen der persönlichen machbarkeiten zu verbessern.
(...)
--------------
Hier schließt sich ein bischen der Kreis zur Helmpflicht...😉
Beste Antwort im Thema
Um dieser dussligen Diskussion pro/kontra ABS und ich bin so ein geiles Tier auf der Bremse, das ABS brems ich locker aus den Boden zu entziehen, mal ein paar Überlegungen.
A) es steht außer Frage - die sicherste Methode, gefährliche Bremsmanöver zu umgehen ist die vorausschauende Fahrweise. Da sagt ja auch niemand was dagegen, ist einfach so.
B) Optimale Bremsmanöver ohne ABS und ohne Schnauze-Fall gelingen nur sehr geübten Bremsern unter optimalen Bedingungen. Bei suboptimalen Bedingungen oder wechselnden Bedingungen liegen selbst GP-Profis oft genug auf dem Nuschel.
C) Optimale Bremsmanöver gelingen jedem Dödel mit ABS, wenn er zuvor einige Male bewusst volle Lotte in den Bremshebel gelangt hat, um den Regelbereich je kennengelernt zu haben. Dann traut er es sich nämlich auch im Gefahrenfall.
Und genau hier liegt der Vorteil des ABS. Dem eiligen Biker (und auch dem nicht eiligen, StVO-konformen und vorausschauendem Warnwesten-Träger) die Sicherheit zu geben, im Notfall ohne Gedanken an Überbremsung und Bodenkontakt blind und voll in die Eisen langen zu können und somit Bremsweg zu gewinnen. Dass konzeptbedingt das eine Bike mit ABS unter optimalen Bedingunen dem ohne ABS nur wenig überlegen ist, ist völlig normal. Ein frontlastiger SSP mit Überschlagsgefahr hat hier gegen ein Tourenschiff mit vielleicht 55% Fahrzeuggewicht auf dem Heck einfach schlechtere Karten, da weniger Anpressdruck auf dem Vorderrad. Daher sind die Bremswegunterschiede unterschiedlicher Bikes völlig irrelevant bezüglich der Effektivitätsbeurteilung des ABS.
Noch nicht überzeugt, weil ja ach so einTier auf der Bremse?
Gut, also Messwerte!
Aktuelle Ausgabe Motorrad, Alpenmasters, Top-Tester Schwers an der Bremse. Bremsmessung bergab am Stilfser Joch mit Reibwertsprüngen, Verzögerung von 75km/h auf 25 km/h. Einziges Bike ohne ABS (GSR750) benötigt 29,0 Meter. Schlechteste ABS-Maschine (Z1000SX) 27,4 Meter (Problem Stoppie-Neigung, nicht etwa Vorderrad-Überbremsung, somit leicht beherrschbare Komplikation gegenüber dem Vorderrad-Rutscher). Bestes Bike (Aprilia Dorsoduro/BMW K1600GT) 24,3 Meter.
Gut bemerkt, ich hab ja vorhin von unterschiedlichen Fahrzeugkonzepten geschwätzt, also immer noch nicht überzeugt?
Besagter Toptester erreicht nach mehreren Bremsungen mit der BMW K1300 S, einem Bike für Gewaltbremsungen wie geschaffen, einen Bremsweg 100 auf 0 von 36,7 Metern - fantastisch. Dann aber Bremsung mit aktiviertem ABS aus dem Stand 36,5 Meter. Wie gesagt - Profi, optimale Bedingungen, mehrere "Tastversuche".
Übrigens, weil wir bei Messungen waren. Die BMW S1000RR schaft in allen Messungen der Motorrad einen Bremsweg von 41-42 Metern, hat die Motorad-News vielleicht im Regen getestet? Da stehen für das SSP-Bike 48,8 Meter auf der Uhr (Quelle Motorrad 22/2010).
Übrigens, meine Bikes haben KEIN ABS. Ob ich unter Optimal-Bedingungen den Wert der S1000RR aus den Regenmessungen schaffe, wage ich echt zu bezweifeln.
137 Antworten
@MSchoeps
Foto 2 ist aber das schnelle Bergab-Stück auf der Gegen-Gerade, bevor die Sachsen-Kurve angebremst wird. Die Start-Ziel mit Anbremsen der Coca-Cola ist zwar länger, aber nicht ganz so schnell. Ansonsten sehr schön beschrieben.
Richtig, aber weil man dort nicht bremst habe ich es mit rein, um die Unterkante der Verkleidung relativ zur Straße zu zeigen. Das soll nur dem Vergleich mit den anderen Bildern unterstützen. Und ich muss gestehen, ich finde die Perspektive irgendwie cool, im TV sieht man nicht, wie stark die Strecke dort abfällt... :-)
Zitat:
Original geschrieben von Wraithrider
Am besten finde ich die BMW-Variante mit dem deaktivierbaren ABS. (Geht aber auch nur bei der Dakar und jetzt bei der S1000, oder?)
Nope, geht auch bei meiner '97er GS. Allerdings fangen nach einer definieren Zeitspanne die ABS-Warnlampen penetrant das Blinken an, um den fahrer daran zu erinnern, dass das ABS aus ist. ist also definitv nicht als Dauerlösung gedacht sondern als Ausnahme.
Meine persönliche Meinung zu einer ABS-Pflicht ist eine sehr egoistische. Da ich ein ABS-Motorrad fahre und mir auch in Zukunft keine Maschine ohne ABS kaufen möchte, begrüße ich alles, was dazu führt, dass das Angebot an Motorrädern mit ABS möglichst groß ist. Ich rechne auch damit, dass ABS so billiger wird. Und da die ABS-Pflicht EU-weit eingeführt wird, rechne ich auch nicht damit, dass ab 2017 alle möglichen Motorräder in Deutschland nicht mehr angeboten werden, woanders aber schon.
Zitat:
Original geschrieben von Wraithrider
Aber mit den 250km/h nennst du ja sofort das beste Gegenbeispiel, was für Scheiß dabei raus kommen kann, wenn sich Hersteller selbstverpflichten. Darunter muss ich ja auch grade leiden, bis eine Lösung für dieses Problem gefunden wurde.
Naja, das Problem befindet sich ja eher zwischen deinen Ohren, oder? Nach meinem Wissensstand haben sich die Pkw-Hersteller deshalb auf die 250er-Grenze verständigt, damit sie nicht für jedes Auto Hochgeschwindigkeitsreifen verbauen müssen, die teuer sind, nicht lange halten und niemandem was bringen. Außerdem wollten sie durch eine solche Selbstverpflichtung einer gesetzlichen regelung zuvor kommen, die evtl. noch gravierendere Einschränkungen gehabt hätte - es sind argumentativ relativ wenig Argumente dafür zu finden, warum es Autos geben muss, die schneller als 200 laufen;-)
Warum Honda deine VFR auf 250 eingebremst hat, weiß nur Honda selbst. Den neuen Frontrunner haben sie ja auch auf 200 beschnitten, was weiß ich warum. Vermutlich taugt die Aerodynamik bei High Speed nicht mehr.
Ähnliche Themen
Zitat:
Original geschrieben von X_FISH
Bezüglich »vor Schreck von der Bremse weil es ruckelt«: Habt ihr einen PKW mit ABS? Wie oft geht ihr bei einer Vollbremsung vom Gas wenn das Bremspedal vibriert?Also ich kann nur für mich sprechen: Nie.
Warum? Weil ich es ein paar Mal gefahrlos ausprobiert habe und seit dem nicht vor dem Vibrieren erschrecke.
Ich unterstelle mal jedem hier, dass er sich dies auch bei seinem Motorrad entsprechend beibringen kann. Horden von Fahrschüler schaffen es ja auch bis zur Prüfung in den paar Fahrstunden. 🙂
Grüße, Martin
Übrigens: Bei meiner 14 Jahre alten BMW mit ABS II pulsiert der Bremsgriff nicht. Das ist im System nicht vorgesehen. Tatsächlich wird die im System eingeschlossene Bremsflüssigkeit quasi "abgekapselt", und das Regeln übernimmt ein Druckmodulator. Ich bin mir nicht sicher, ob das Pulsieren im Bremspedal bei Pkw nicht extra implementiert wurde, um dem Fahrer eine Rückmeldung über ein regelndes ABS zu geben. Bei mir pulsiert jedenfalls kein Bedienungselement.
Frank
Danke, MSchoeps, für die ausführliche Erläuterung und die schönen Fotos ... ja, als ich das erste mal am Sachsenring war, konnte ich es auch kaum glauben, wie's da runter geht, ist ja fast wie's Stilfser Joch ... 😁
Zu der Geschichte mit der etwaigen Überschlagsgefahr beim Bremsen ... erzählt hat mir das ein Sales-Mensch bei den BMW-Motorrädern; ich guckte natürlich auch erst etwas skeptisch, da ich ja auch noch nie gesehen hatte, dass sich einer beim Bremsen überschlagen hätte, auch auf der Rennstrecke nicht, aber dieser BMW-Mensch, der sich ansonsten recht gut auszukennen schien, meinte, dies könne wirklich ein Problem werden, wenn man dieses Race-ABS auf Slicks fährt, weil dann die Reibwerte tatsächlich so hoch werden könnten, also eben wegen dieses wohl viel schneller und genauer regelnden Race-ABS-Systems ... aber wenn diese Funktion (also der "geregelte Stoppie" sozusagen) nicht mal in der Bedienungsanleitung der S1000rr für den Slick- oder Race-Modus vorgesehen ist, dann muss er sich wohl sicherlich geirrt haben.
Gruß
vom Jahrzehnte-langen Japaner-Motorräder-Fan, der sich bei dieser BMW allerdings auch die Nase am Schaufenster plattdrückt ...🙂
Zitat:
Original geschrieben von NOMDMA
Lieber Michael, diesen Umstand ignoriere ich keineswegs.Aber ignorierst Du nicht die Tatsache, dass sehr viele Fahrer bei einer Schreckbremsung so zaghaft in die Bremse greifen, dass das ABS überhaupt nicht in den Regelbereich kommt?
Das hat aber mit der Frage über die ABS-Ausrüstung nichts zu tun. Wobei ich das eher anzweifeln würde. Ich bin jetzt nicht der Mopedfahrer mit 200 Jahren Fahrpraxis, dem schon das Moos aus der Tasche wächst. Bei meinen bisherigen Schreckbremsungen auf der 125er (die hat im Gegensatz zur anderen leider kein ABS) hat es vorne bisher immer kurz "quiietsch" gemacht und das laute Quietschen kam nicht von der Bremse, sondern vom Reifen. Spricht nicht gerade von einem zaghaften Bremsen. 😉
Mittlerweile habe ich die Hupe als hilfreiches Mittel ein paar hundert Millisekunden vor dem "quiietsch" entdeckt. Autofahrer an einer Einfahrt, in die andere Richtung nach dem vorbeifahrenden Gegenverkehr schauend, leicht rollend - die kurze Zeit bis zur "Klärung der Situation", bevor man die Vollbremsung oder den Haken beginnen müsste, nutze ich jetzt schon mal zum Wecken. Bis jetzt hat die Reaktion (schlagartige, erschrockene Blickwendung zu mir, tief eintauchende Fahrzeugfront) jedes Mal gezeigt, dass ich richtig lag und die Hupe mir einigen Ärger erspart hat.
Vielleicht sollte man ja eine akustische Signaleinrichtung wie eine Hupe zur Pflicht bei Kraftfahrzeugen machen. Ach, halt, hat man ja schon. Ganz ohne mich zu fragen. Zum Glück für mich, ich hätte sie ja vor meiner Mopedkarriere für nutzlos gehalten. Womit sich ganz plastisch der Sinn solcher gesetzlichen Regelungen und Zulassungsbestimmungen zeigen sollte, oder?!
Zitat:
Original geschrieben von NOMDMA
Oder dass sie, wenn das ABS zu Regeln beginnt, sich erschrecken und instinktiv den Bremsdruck wieder reduzieren?
Mag es auch geben. ABS soll unterstützen, nicht das richtige Bremse lernen. Wobei sich die Bremsung bei ABS-Eingriff auch nicht wirklich vom Pedalgefühl beim Auto-ABS unterscheidet.
Zitat:
Original geschrieben von NOMDMA
Ein trainierter Fahrer wird unter normalen Umständen auch ohne ABS eine perfekte Bremsung hinlegen, während ein untrainierter Fahrer auch mit ABS falsch oder zu wenig bremst.
Du kannst für "ABS" in Deinem Satz auch "Hupe" oder "Rücklicht" einsetzen, die Aussagekraft und Relevanz bleibt dieselbe. 😉
Was aber Dein komisches Beispiel verschleiern soll, ist Folgendes: Sowohl der ungeübte als auch der professionelle Fahrer und vor allem die riesige Masse an "normalen" Fahrern hat mit ABS ein prima Mittel, um jederzeit eine nahezu optimale (den Umständen entsprechende) Bremsung hinzulegen, das zudem noch kinderleicht zu bedienen ist. Sie müssen es nur nutzen und werden das auch tun, wenn es zur Normalität geworden ist. Womit wir wieder bei der gesetzlichen Regelung wären... 😉
Zitat:
Original geschrieben von NOMDMA
Was ihr nämlich alle etwas vergesst, ist der Umstand, dass ein Motorrad nur 2 Räder hat und beim Bremsen instabil werden kann. Und genau diese Instabilität (welche man beim PKW ja nicht hat) führt beim Fahrer zur Meldung "Mich haut es gleich auf die Fresse", welche dann zur Verminderung des Bremsdrucks führt und damit das ABS wieder deaktiviert.
Nein, genau das ist der große Vorteil von ABS, dass es die Stabilität weitestgehend erhält.
Deine argumentative Konstruktion, ABS verhindere eine kräftige Bremsung, ist absurd und stellt die Dinge auf den Kopf: Nicht ABS signalisiert dem Fahrer fehlende Stabilität, sondern es bringt halbwegs informierten Fahrern im Gegenteil die Gewissheit, dass ein blockierendes Rad nun nicht mehr den Abflug verursachen wird.
Zitat:
Original geschrieben von NOMDMA
Unabhängig davon bin ich aber nicht gegen ABS. Das ist ein Sicherheitsfeature, das jeder Hersteller anbieten sollte. Nur von einer gesetzlichen Verpflichtung halte ich nichts, da auf einem einspurigen Fahrzeug schlussendlich immer der Fahrer die größte Schwachstelle darstellt.
Auch diese Argumentation ist absurd: Weil der Fahrer die größte Schwachstelle ist, sollen unterstützende Systeme gerade nicht verpflichtend eingebaut werden? Das ergibt keinen Sinn und ist sogar kontraproduktiv.
Gruß
Michael
Zitat:
Original geschrieben von MSchoeps
PS. Ich glaube nicht, dass der Gesetzgeber den Bürger im Blick hat sondern einfach Druck auf die Industrie aufbauen möchte.
Das Eine schließt das Andere nicht aus und Druck zum Selbstzweck ist auch ziemlich unwahrscheinlich.
Im Zweiradbereich ist es leider so, dass fast nur durch Druck des Gesetzgebers deutlicher technischer Fortschritt Einzug gehalten hat. Die Gemischaufbereitung, die Abgasreinigung, Motorkühlung, Bremsen - das war in den 1990er Jahren noch weitestgehend auf dem Stand des Trabant aus den 1960er Jahren. Selbst die "Kraftstoffanzeige" war oft genauso primitiv wie beim Trabant über den Tageskilometerzähler gelöst - nein, sogar noch primitiver: Der Trabant hatte wenigstens einen Messstab. Und die Wartungszyklen sind teilweise heute noch auf dem Stand der 1980er Jahre im Automobilbereich.
Nur ein paar wenige Hersteller wie zum Beispiel BMW haben sich ohne Zwang die Mühe gemacht und wirklich neue Dinge (teuer) entwickelt und nicht einfach nur die alte Scheiße wieder neu verpackt angeboten.
Ich bin ziemlich froh, dass sich da gerade in den letzten Jahren sehr viel tun musste und die Technik auch im Motorradbereich langsam wieder den Stand der Technik im Automobilbereich erreicht hat.
Zitat:
Original geschrieben von MSchoeps
Ich bin mir nicht sicher, ob das Pulsieren im Bremspedal bei Pkw nicht extra implementiert wurde, um dem Fahrer eine Rückmeldung über ein regelndes ABS zu geben.
Nein, das Pulsieren kommt von der Rückförderpumpe und dem Ventil, das den Bremsdruck bzw. die Bremsflüssigkeit "wegnimmt". Irgendwann wärst Du ja mal mit dem Pedal am Boden, wenn der weggenommene Druck bzw. die Bremsflüssigkeit nicht zurückgefördert würde. Das ist eine Art Kreislauf. Das Pulsieren gibt es bei den Motorrad-ABS auch.
Die "Rückmeldung" an den Fahrer ist ein eher störender Nebeneffekt.
Gruß
Michael
Gestern habe ich mir die August-Ausgabe der Motorrad-News geholt und mir beim Lesen des Vergleichstest S1000 RR vs. ZX-10R verwundert die Augen gerieben (siehe Seite 17 unten):
Deren Renn-ABS funktioniert auf der Straße offensichtlich nur äusserst bescheiden. Bei jeweils 6 Messungen aus 100 km/h erreichte...
..die BMW Werte zwischen 43,7 und 53,1 Metern, Durchschnittswert 47,1 Meter
..die Kawa Werte zwischen 44,3 und 49,1 Metern, Durchschnittswert 47,4 Meter
Im Vergleich dazu meine K100 RT, 23 Jahre alt, 272 kg Leergewicht, 100/130er-Bereifung und mit ABS der ersten Generation -> 46,5 Meter
Auf der selben Strecke wurde übrigens auch die Honda Crossrunner (238kg, 120/180er-Bereifung) getestet, die einen Durchschnittswert von 42 Meter schaffte.
Nun wäre es interessant, auch mal Vergleichswerte alter Maschinen ohne ABS zu sehen, um abschätzen zu können, wieviel Vorteil das ABS auf trockener Straße bringt (meine Vermutung geht nach wie vor Richtung 0).
Und nicht dass wir uns falsch verstehen - dass ABS auf nasser Fahrbahn Vorteile hat, zweifel ich nicht an. Wobei das für mich persönlich nicht relevant ist, da ich a.) bei Regen nicht freiwillig fahre und b.) wenn´s mich doch mal erwischt, dass Tempo massiv drossel und kein Risiko eingehe.
@ MSchoeps
Was sagst Du zu den Testwerten? Kannst Du das nachvollziehen bzw. bestätigen?
Gruß
Frank
Ooops, ham's uns vielleicht eingeseift mit ihren ultraschnell und ultragenau regelnden Race-ABS-Systemen ?? 😁😕😁 Aber in dem oben verlinkten Video, war ja der Bremsweg der KTM ohne ABS mit Stoppie nur unwesentlich kürzer als der der BMW mit ABS.
Ich habe hier den Vergleichstest aus der "Motorradfahrer" vom August 2011 vorliegen: Bremswege aus 100km/h: S1000RR: 41,1m (mittlere Verzögerung: 9,4m/s2); Fireblade: 39,9m (mittl. Verzög.: 9,7m/s2); ZX10R: 39,9m (mittlere Verzögerung: 9,7m/s2). Nun stelle ich fest, die mittlere Bremsverzögerung ist nur etwa 1g; da dachte ich eigentlich immer, es wäre physikalisch prinzipiell deutlich mehr drin rein vom Reifengrip her (in den Kurven hat man ja auch mehr als 1g, 60° Neigung entspricht ca. 2g Fliehkräfte), weiß das aber nicht genau.
Gruß
PS: Siehe hier: http://www.aerospaceweb.org/question/performance/q0146.shtml
Motorrad ist zwar nicht ganz dasselbe wie Flugzeug 😛, aber bzgl. der Physik der Kurvenneigung ganz ähnlich.
Zitat:
Original geschrieben von pibaer
Vielleicht sollte man ja eine akustische Signaleinrichtung wie eine Hupe zur Pflicht bei Kraftfahrzeugen machen. Ach, halt, hat man ja schon. Ganz ohne mich zu fragen. Zum Glück für mich, ich hätte sie ja vor meiner Mopedkarriere für nutzlos gehalten. Womit sich ganz plastisch der Sinn solcher gesetzlichen Regelungen und Zulassungsbestimmungen zeigen sollte, oder?!
Umgekehrt haben andere die Hupte bisher nur benutzt, wenn sie sie mit dem Blinker verwechselt haben. Eine Pflicht ist also kein Allheilmittel, die Benutzungspflicht gibt's ja zum Glück nicht.
Zitat:
Original geschrieben von NOMDMA
dass ABS auf nasser Fahrbahn Vorteile hat, zweifel ich nicht an. Wobei das für mich persönlich nicht relevant ist, da ich a.) bei Regen nicht freiwillig fahre und b.) wenn´s mich doch mal erwischt, dass Tempo massiv drossel und kein Risiko eingehe.
Da kann man doch echt nur noch *kopf@tisch*. Oh man...
@Kawa_Harlekin
Die geometrische Neigung von bis zu 60° auf der Rennstrecke(!) ist aber nicht die effektiv wirksame Neigung im physikalischen Sinne. Durch die Verschiebung des Aufstandspunkts des Reifen Richtung Kurveninnenseite, ist diese um bis zu ~10% geringer. Es gilt die Linie zwischen Aufstandspunkt und Massenschwerpunkt. Ich hatte für irgend nen Straßen-Sportreifen mal Werbung mit "bis zu 52°" gelesen. 10% ab sind's ~47°, was 1,04g entspräche, also 10,2m/s^2 und was liest man für ne K1300... bis zu 10,6m/s^2, passt also recht gut auf das 1g.
Ich weiß auch nicht, unter welchen Bedingungen die Motorrad-News getestet hat, die sich der NOMDMA da (gezielt?) rausgesucht hat... Die Sportler liegen im Bereich um die 41m aus 100km/h, gibt sogar Motorräder, deren ABS es unter 37m(!) schafft. Ein Beispiel mit 43m wäre ein ABS von Harley Davidson...
http://www.motorradonline.de/.../276492?seite=2
http://www.motorradonline.de/.../335953?seite=3
Wenn natürlich die Straße nur nen Bremsweg von 50m hergibt, dann kann auch ein ABS die Physik nicht überlisten. Schlimm nur, wenn das manch einer als "Grund" her nimmt um alte Mythen aufrecht zu erhalten.
Zitat:
Original geschrieben von pibaer
Das Eine schließt das Andere nicht aus und Druck zum Selbstzweck ist auch ziemlich unwahrscheinlich.Zitat:
Original geschrieben von MSchoeps
PS. Ich glaube nicht, dass der Gesetzgeber den Bürger im Blick hat sondern einfach Druck auf die Industrie aufbauen möchte.
Volle Zustimmung auch zum Rest, den ich jetzt gekürzt habe. Das sagen aber auch die Motorradverkäufer selbst, dass die Industrie deutlich weiter wäre, wenn der Gesetzgeber deutlich schärfere Forderungen stellen würde. Warum muss ein Auto mit 100 PS und 1400 kg auch 6 Liter brauchen und ein Motorrad mit 100 PS und 200 kg 5 Liter? Was die Effizienz etc. angeht und auch bei vielen anderen Dingen erscheint mir die Motorradindustrie doch weit zurück zu sein.
Aber zum eigentlichen Zitat: ich habe mich etwas missverständlich ausgedrückt, denn ich meinte nicht Druck zum Selbstzweck. Der Gesetzgeber möchte ABS an allen Motorrädern, daher war mein Gedanke, dass man einfach den Herstellern vorschreibt, es einbauen zu müssen. Man nimmt Einfluss auf die Angebotsseite. Der andere Weg wäre, Einfluss auf die Nachfrageseite zu nehmen, z.B. über Förderungen, Steuer- oder Versicherungsvorteile, etc. Der Markt würde es dann regeln. Ich wollte nur ausdrücken, dass der Gesetzgeber einfach Druck auf die Hersteller ausübt, weil es einfacher ist und kein Interesse daran, den Bürger zu gängeln. Deswegen läuft dieser Argumentationspunkt der Petition völlig ins Leere.
Zitat:
Original geschrieben von pibaer
Nein, das Pulsieren kommt von der Rückförderpumpe ...Zitat:
Original geschrieben von MSchoeps
Ich bin mir nicht sicher, ob das Pulsieren im Bremspedal bei Pkw nicht extra implementiert wurde, um dem Fahrer eine Rückmeldung über ein regelndes ABS zu geben.
Bitte richtig zitieren, das kam nicht von mir, sondern von Sampleman. 🙂
Zitat:
Original geschrieben von NOMDMA
@ MSchoeps
Was sagst Du zu den Testwerten? Kannst Du das nachvollziehen bzw. bestätigen?
Bestätigen nicht, aber nachvollziehen. Ich habe zwar u.a. auch schon einen Tag lang fleißig im ADAC Fahrsicherheitstraining ABS-gebremst, aber nie selbst nachgemessen. Ich kann deswegen nichts Objektives dazu sagen, glaube aber schon, dass die Aussagen stimmen.
Motorrad hatte dazu in den letzten Monaten einen Artikel (ich glaube es war genau der, der hier verlinkt wurde), der genau das behandelt hat. Das Fazit war, dass ein Supersportler auch wieder aufgrund des kurzen Radstands und des Schwerpunkts etc. wegen der Überschlagneigung keine ideale Bremsmaschine ist. Solche Vergleichstests werden immer auf gerade Strecke gefahren und dort scheinen andere Fahrzeugklassen im Vorteil zu sein. Ein Supersportler hat auf eine ganze Runde auf der Rennstrecke gerechnet natürlich immer seine absolute Berechtigung, nur im reinen Bremsen gibt es halt konzeptbedingte Nachteile. Deswegen kann ich mir das gut vorstellen und die Werte auch nachvollziehen. Es ist sicher nicht so, dass ein Supersportler automatisch 5 Meter kürzer bremst, als alle anderen Motorräder, was aber ebenfalls nicht heißt, dass die ABS-Systeme der Supersportler nicht sehr gut funktionieren würden.
Um dieser dussligen Diskussion pro/kontra ABS und ich bin so ein geiles Tier auf der Bremse, das ABS brems ich locker aus den Boden zu entziehen, mal ein paar Überlegungen.
A) es steht außer Frage - die sicherste Methode, gefährliche Bremsmanöver zu umgehen ist die vorausschauende Fahrweise. Da sagt ja auch niemand was dagegen, ist einfach so.
B) Optimale Bremsmanöver ohne ABS und ohne Schnauze-Fall gelingen nur sehr geübten Bremsern unter optimalen Bedingungen. Bei suboptimalen Bedingungen oder wechselnden Bedingungen liegen selbst GP-Profis oft genug auf dem Nuschel.
C) Optimale Bremsmanöver gelingen jedem Dödel mit ABS, wenn er zuvor einige Male bewusst volle Lotte in den Bremshebel gelangt hat, um den Regelbereich je kennengelernt zu haben. Dann traut er es sich nämlich auch im Gefahrenfall.
Und genau hier liegt der Vorteil des ABS. Dem eiligen Biker (und auch dem nicht eiligen, StVO-konformen und vorausschauendem Warnwesten-Träger) die Sicherheit zu geben, im Notfall ohne Gedanken an Überbremsung und Bodenkontakt blind und voll in die Eisen langen zu können und somit Bremsweg zu gewinnen. Dass konzeptbedingt das eine Bike mit ABS unter optimalen Bedingunen dem ohne ABS nur wenig überlegen ist, ist völlig normal. Ein frontlastiger SSP mit Überschlagsgefahr hat hier gegen ein Tourenschiff mit vielleicht 55% Fahrzeuggewicht auf dem Heck einfach schlechtere Karten, da weniger Anpressdruck auf dem Vorderrad. Daher sind die Bremswegunterschiede unterschiedlicher Bikes völlig irrelevant bezüglich der Effektivitätsbeurteilung des ABS.
Noch nicht überzeugt, weil ja ach so einTier auf der Bremse?
Gut, also Messwerte!
Aktuelle Ausgabe Motorrad, Alpenmasters, Top-Tester Schwers an der Bremse. Bremsmessung bergab am Stilfser Joch mit Reibwertsprüngen, Verzögerung von 75km/h auf 25 km/h. Einziges Bike ohne ABS (GSR750) benötigt 29,0 Meter. Schlechteste ABS-Maschine (Z1000SX) 27,4 Meter (Problem Stoppie-Neigung, nicht etwa Vorderrad-Überbremsung, somit leicht beherrschbare Komplikation gegenüber dem Vorderrad-Rutscher). Bestes Bike (Aprilia Dorsoduro/BMW K1600GT) 24,3 Meter.
Gut bemerkt, ich hab ja vorhin von unterschiedlichen Fahrzeugkonzepten geschwätzt, also immer noch nicht überzeugt?
Besagter Toptester erreicht nach mehreren Bremsungen mit der BMW K1300 S, einem Bike für Gewaltbremsungen wie geschaffen, einen Bremsweg 100 auf 0 von 36,7 Metern - fantastisch. Dann aber Bremsung mit aktiviertem ABS aus dem Stand 36,5 Meter. Wie gesagt - Profi, optimale Bedingungen, mehrere "Tastversuche".
Übrigens, weil wir bei Messungen waren. Die BMW S1000RR schaft in allen Messungen der Motorrad einen Bremsweg von 41-42 Metern, hat die Motorad-News vielleicht im Regen getestet? Da stehen für das SSP-Bike 48,8 Meter auf der Uhr (Quelle Motorrad 22/2010).
Übrigens, meine Bikes haben KEIN ABS. Ob ich unter Optimal-Bedingungen den Wert der S1000RR aus den Regenmessungen schaffe, wage ich echt zu bezweifeln.
@ twindance
So ganz hast Du die Argumentation von uns "Gesetzes-Ablehnern" nicht verstanden? 😉
Von mir aus kann jeder Hersteller soviel ABS-Bremsen anbieten, wie er will. Ich mag jedoch nicht vom Gesetzgeber dazu gezwungen werden, eine solche zu kaufen.
Sprich die Wahl, ob mit oder ohne ABS, muss dem Käufer überlassen werden!
Ob ABS-Bremse X besser wie ABS-Bremse Y, aber schlechter wie Bremse Z ohne ABS ist, interessiert dabei eigentlich gar nicht (auch wenn ich ein entsprechendes Beispiel gepostet habe).
Punkt ist, dass der Markt bestimmen soll, was gekauft wird und nicht der Gesetzgeber!
@ MSchoeps
Getestet wurde wohl auf normalen Straßenbelag und nicht auf der Rennstrecke (der Test vergleicht die beiden Maschinen ausschließlich im öffentlichen Straßenverkehr). Die schlechten Bremswerte werden auch recht plausibel mit der Abstimmung des ABS auf Rennbetrieb erklärt.
Gruß
Frank