1. Startseite
  2. Forum
  3. Wissen
  4. Fahrzeugtechnik
  5. Ohne Differentialsperre: bringt bremsen was?

Ohne Differentialsperre: bringt bremsen was?

Mal eine theoretische Betrachtung:
Angenommen, man hat ein Auto mit Heckantrieb ohne Differentialsperre. Ein Hinterrad steht auf Eis und dreht durch, man kann nicht anfahren.

Würde es jetzt etwas bringen, die Handbremse etwas anzuziehen? Annahme: Handbremse wirkt ideal gleichmäßig auf beide Hinterräder. Man könnte eingekuppelt die Handbremse zusätzlich nehmen oder man löst sie erst beim Einkuppeln (wie beim Anfahren am Berg).

Ich würde sagen, es bringt nix, schließlich werden beide Räder mit demselben Moment abgebremst. Das Differential sorgt ja schon selbst für gleichmäßige Drehmomentverteilung unabhängig vom Drehzahlunterschied der Räder.

Beste Antwort im Thema

Ääähm, ich bin hier „reingeschliddert“ (Achtung Wortspiel) und habe nach dem Lesen einiger Beiträge den Eindruck, das ich hier das Drehbuch zu ner Folge von nem billigen Actionstreifen lese.
250km/h , Handbremse, Querdriften, Abschießen, und und und.
Wer mit solchen (hoffentlich Fantasien) argumentiert das Fahrsicherheitssysteme abgeschaltet gehören, sollte mal ernsthaft eine Fahrtauglichkeitsüberprüfung über sich ergehen lassen.

Meine „Stammtischmeinung“ dazu ist , bei 250km/h und einer solchen beschriebenen Situation, bist Du und alle in Deiner Nähe in der Hand der physikalischen Kräfte und „in Gottes Hand“.
Egal ob mit oder ohne Asisstenzsystemen.

Daher bringen sich echte Profis, die solche Stunts vielleicht noch irgendwie abreiten könnten, auf keinen Fall in solche Situationen.
Alles andere klingt m.M nach wie unreifes Pubertätsgeplapper und sollte hier keine Bühne haben.

99 weitere Antworten
99 Antworten

Das durchdrehende Rad hat die Doppelte Drehzahl im Vergleich zu einem 100% gesperrten Diff, wenn das andere steht. Man kann sich diesen fall als Überlagerung einer Gleichanregung ( beide Räder drehen gleich schnell vorwärts, käfig dreht gleich schnell) und einer Differenzanregung (Ein rad dreht vorwärts, das andere Rückwärts, käfig steht) vorstellen. vorwärts + vorwärts =2x drehzahl vorwärts, vorwärts + rückwärts = stehendes rad. Angenommen die Handbremse wirkt gleichförmig auf beide räder: Die gleichanregung und differenzanregung werden in gleicher form abgebremst, die gleichanregung kommt aber vom Motor und kann desshalb durch mehr leistung erhöht werden. Folglich dominiert die Gleichanregung und die Drehzahlen beider Räder werden angeglichen.

Sehr interessantes Thema, aber sehr gegensätzliche und verwirrende Beiträge.

Also wie kann man das nun zusammenfassen?
Bei Hinterradantrieb funktioniert es mit der Handbremse, bei Vorderradantrieb mit der Fußbremse?

Ich fahre zwar ein altes, leichtes Auto mit 175er Dackelschneidern als Reifen, der sich soweit überall durchwühlt, aber kann ja für den Zweifelsfall doch hilfreich sein zu wissen.

Im LKW ist das Thema relativ einfach, Quer- und Längssperren rein, ASR raus, Geländegang rein und ab dafür. Da muss man nichts beibremsen.

Klar geht das über einen Bremseingriff auf dem entsprechenden Rad. BMW bzw andere Hersteller machen das schon länger bei BMW seit dem E36 so ab BJ95. Allerdings ersetzt das nur eine vollwertige Sperre

Den Fall mit der Fußbremse habe ich in diesem Thread ein paar Seiten weiter vorn beschrieben: Linker Fuß auf die Bremse, rechter Fuß aufs Gaspedal und der Hobel geht auch im Schnee bergauf.

Aber jetzt, 5 Jahre später, hatte ich mit einem anderen, neueren und daher technisch weiterentwickelten Auto, Hyundai Tucson, vor 2 Monaten ein Erlebnis, das mich über das, was man als Weiterentwicklung verkauft, lachen ließ:

Ein Feldweg, schottrig und teilweise mit ausgefahrenen Spurrillen, Steigung ca. 14 %. Sollte der Hyundai mit den Winterreifen im August und bei absoluter Dürre-Trockenheit eigentlich packen, wenn der Fahrer aus einer Region kommt, in der es 9 Monate lang Winter und 3 Monate lang kalt ist.

Nach ca. 500 m hatte die moderne Traktionskontrolle das Durchdrehen der Räder so weit heruntergeregelt, dass die Räder weder durchdrehten, noch überhaupt drehten. Der Hobel stand und Anfahrversuche am Berg endeten damit, dass sich die junge Technik bestenfalls gerade mal 1/2 Meter von der Stelle rührte! Also Fahrzeug rückwärts runter laufen lassen und nochmal losgefahren. Zum Glück (oder wegen der Rest-Weisheit der Hyundai-Konstrukteure??) läßt sich die Traktionskontrolle/ABS abschalten. Und siehe da, sobald die Räder durchzudrehen begannen, mit dem linken Fuß auf die Bremse, mit dem rechten kräftig Gas gegeben. Hat ohne Durchdrehen der Räder geklappt, bis ganz hinauf, obwohl ja die zwangsläufig gebremsten Hinterräder mitgeschleppt werden müssen. Moderne Fahrzeuge haben ja wegen ABS keine Bremskraftregelung der Hinterachse mehr nötig.

Es lebe der Fortschritt. Vorsprung durch Technik. Fahr in die Neuzeit. Die Automobilhersteller schließen Ihre Werbesprüche gerne mit einem Ausrufezeichen ab - manchmal allerdings wären ein paar Fragenzeichen eine Alternative, da sinnvoll, weil berechtigt. :-)

Ähnliche Themen

Hi.

Wie kommst du darauf das moderne Fahrzeuge dank ABS keine Bremskraftregelung an der HA bzw. Überhaupt haben?

Die Fahrzeuge haben dank des ABS Aggregates sogar eine 0-100% Regelung auf jedem Rad

Ja, eben die billige Lösung als ABS-gesteuerte Regelung, die jedoch mit der lastabhängigen Regelung nichts (mehr) gemeinsam hat.

?? Bei einer elektronischen Differentialsperre bin ich voll auf deiner Seite.

Allerdings beim neueren ABS (meine Erfahrung bei BMW ab BJ90) verstehe ich deine Bedenken nicht.
Die Systeme regeln elektronisch und voll Automatisch den Bremseingriff innerhalb von Millisekunden pro Rad und das von 0-100%.

Sicher eine gewisse Bremsbalance zb 50/50 oder 60/40 zb sind mechanisch vor gegeben.

" .... Sicher eine gewisse Bremsbalance zb 50/50 oder 60/40 zb sind mechanisch vor gegeben. ..."

Aber ab durchschnittlich B. 2010 wohl bei keinem Hersteller mehr. Ich schätze, das mußte wohl zugunsten von Traktionskontrolle/ESP darauf verzichtet werden.

Zitat:

@e36-320i schrieb am 24. Oktober 2020 um 07:50:44 Uhr:


Die Fahrzeuge haben dank des ABS Aggregates sogar eine 0-100% Regelung auf jedem Rad

Jup. Diese Systeme haben kürzeste Bremswege unter verschiedensten Bedingungen überhaupt erst möglich gemacht.
Wo der Druck vorher mechanisch begrenzt wurde, wird jetzt mit dem vollen Druck beaufschlagt und erst im Fall der Überbremsneigung begrenzt.

vom Allrad-Yeti habe ich mal ein Video gesehen, wo der Wagen mit 2 Vorderrädern und einem Hinterrad bei langsamer Fahrt Bodenkontakt hatte.
Das frei schwebende Hinterrad wurde dabei offenbar so abgebremst (der Yeti hat keine mechanische Differentialsperre), dass es genau so schnell drehte, wie das andere Hinterrad.

Das System funktioniert offenbar, nur wird eben ein Teil der Motorleistung dabei nicht zum Vorankommen, sondern nur zur Bremsenerwärmung genutzt.

Allerdings kann das nie eine richtige Differentialsperre ersetzen aber für den normalen Hausgebrauch reicht's meistens

Zitat:

@e36-320i schrieb am 24. Oktober 2020 um 13:20:06 Uhr:


Allerdings kann das nie eine richtige Differentialsperre ersetzen aber für den normalen Hausgebrauch reicht's meistens

Na ja, bei den Autobild-Allrad-Wintertests schneiden einige Autos mit diesem System besser ab, als Autos mit "echten" Differentialsperren und "echtem" Allrad.

Wenn man wirklich im Gelände fährt (Yeti und Konsorten sind definitiv keine Geländewagen...), ist eine mechanische Differentialsperre sicher sinnvoller, zumal keine Motorleistung vergeudet und Bremsen übermässig verschlissen werden.

Auch beim Golf GTI gibt es ja die EDS-Sparvariante und die Variante mit "echter", stufenloser, Differentialsperre (VAQ)
Da sind eben auch Vorteile durch die bessere Ausnutzung der Motorleistung zzu verzeichnen, was für so einen Renner für Arme offenbar wichtig ist.

Moin

e36

Zitat:

Wie kommst du darauf das moderne Fahrzeuge dank ABS keine Bremskraftregelung an der HA bzw. Überhaupt haben?

Na ja, eine klassische Regelung haben sie nicht mehr. Der Vorteil der klassischen Regelungen über den Bremskraftregler an der Hinterachse war ja das er im leeren Zustand fast gar nicht bremste, man also eine fast gar nicht bremsenden Hinterachse hatte, wenn man mittels der Fußbremse Grip zu bekommen versuchte.

Früher sollte der BKR halt unter allen Umständen das blockieren der Hinterachse verhindern, man verzichtete lieber auf einige % Bresmleisung bevor man Gefahr lief den Wagen aus der Spur ausbrechen zu lassen.

Heute, darum ja auch die besseren Bremsleistungen, wird jedes Rad einzeln überwacht, da bremst die Hinterachse ebenso wie die Vorderachse bis zu Blockiergrenze. Bei einigen bremst bei leichtem Bremsdruck die Hinterachse sogar mehr als vorne, "Komfortbremse" weil der Wagen so weniger einnickt beim Bremsen. Versucht man mit so einem die Diff vorne zu "ersetzen" dann schleppt man das bremsende Hinterteil mit.

Bei Prius 2 lies sich die ASR nicht abschalten. Ein Weing Eis in einer Senke und man durfte Schieben, Steigungen mit ein bischen Glätte waren das Todesurteil um weg zu kommen am Morgen. Nicht alles was Ings gut finden funktioniert an allen Tagen....

Zur Simulierten Differentialsperre mittels Bremse, wann braucht Otto normalmensch denn ein Diff? Die meisten SUVs und Gelädewagen kommen nichtmal in die Nähe von Gras, geschweige denn von Gelände. Da ist der Bremseingriff eine einfache und sehr funktionale Geschichte die mit eh vorhandenen Bordmitteln umgesetzt werden kann.

Moin
Björn

Zitat:

@Friesel schrieb am 26. Oktober 2020 um 09:00:38 Uhr:


Bei einigen bremst bei leichtem Bremsdruck die Hinterachse sogar mehr als vorne, "Komfortbremse" weil der Wagen so weniger einnickt beim Bremsen.

Was auch immer der Grund für die beschriebene Funktion sein mag: das ist er ganz sicher nicht.

Denn auch wenn das immer mal wieder Leute glauben: die Stärke des Einnickens hat exakt nichts damit zu tun, ob die Bremsleistung vorne oder hinten aufgebracht wurde. Es hängt allein von der insgesamt erzeugten Bremskraft zwischen Reifen und Straße, der Schwerpunktsposition, dem Radstand und den Feder-/Dämpferwerten ab.

Vor allem wenn er hinten mehr bremst als vorne, neigt das Heck doch extrem zum ausbrechen.

Wenn du auf einer nassen, verschneiten oder vereisten Fahrbahn dann nur leicht bremst kommt dir dann das Heck relativ schnell und sagt hallo

Deine Antwort
Ähnliche Themen