No Navi Rally

VW Käfer 1200

Frohes Neues!

Ich spiele seit längerem ein "Spiel", meistens leider ganz alleine. Aber ich dachte, mit Neujahr versuche ich hier mein Glück. Vielleicht findet der eine oder andere auch Spaß daran, was mich sehr freuen würde.

Worum geht es? Das beschreibe ich in detailiert ab dem nächsten Absatz. Der Text ist sehr lang, das Wichtigste steht aber schon am Anfang in den ersten drei Punkten. Er entstand aus meinen Notizen und Überlegungen aus den letzten Jahren. Heute habe ich beschlossen, es mit Euch zu teilen. Auf Eure Rückmeldung freue ich mich sehr und warte angespannt.

NO NAVI RALLY
 
                            
ZIEL
 
Das Ziel der No Navi Rally ist von A nach B zu fahren, ohne während der Fahrt Landkarten oder Navigation zu benutzen oder Menschen zu fragen oder anderweitig Hilfe zu benutzen. Mit anderen Worten - zwischen A und B sind keine Hilfsmittel erlaubt. Straßenschilder bilden leider eine Ausnahme, weil sie ohne großen Aufwand nicht zu entfernen sind. Die Hauptaufgabe des Fahrers ist, sich vor dem Start die gesamte Route zu merken und die komplette Strecke "aus dem Kopf" zu fahren.
 
 
MOTIVATION
 
Die Grundidee dieser Rallye fußt in meinen persönlichen Vorlieben und sie vereint mehrere meiner Hobbys - Landkarten, Oldtimer, Autowandern. Selbstverständlich ist es nicht nur auf Oldtimer beschränkt, aber ich fahre gerne mit einem alten Auto gemütlich und mit offenen Augen durch die Gegend. Landkarten haben mein Interesse schon immer an sich gezogen, fast so lange wie ich denken kann, und das ist bis heute so. Heutzutage benutzt "dank" Navi und Google Maps kaum jemand eine gute Karte, und wenn, dann schon gar nicht zum Navigieren im Auto. Und selbstverständlich geht dabei die Fähigkeit, die Karten zu lesen, langsam aber sicher verloren - ob man das vor sich selbst eingestehen will oder nicht. Die No Navi Rally soll den Spaß an der Beschäftigung mit der Landkarte wieder zurückbringen und ermöglichen, die nähere oder auch weitere Umgebung mit einem ganz anderen Blick neu zu entdecken. Denn eins ist sicher: fährt man in diesem Modus, nimmt man die Welt viel bewusster und intensiver auf. Man fährt ja nicht wie ferngesteuert von Ansage zu Ansage aus dem Navi-Computer, man muss zwangsläufig auf sehr viele, manchmal ganz kleine Details achten. Man sieht plötzlich Sachen, an denen man früher einfach gedankenlos vorbei gefahren wäre. Natürlich ist ein Navigationsgerät jedem aus Gedächtnis Fahrendem weit überlegen, aber das Gleiche gilt z.B. auch für Schach. Obwohl heutzutage jeder Mensch, auch Weltmeister, gegen Computer verliert (die meisten haben gegen ein schachspielendes Smartphone nicht mal den Hauch einer Chance) erfreut sich das Schachspiel nach wie vor großer Beliebtheit. In beiden Fällen geht es nicht um das technische Besser, sonder um Spaß an der Sache. Und ich finde, das Fahren mit einer Landkarte, auch wenn sie "nur" im Kopf ist - oder gerade deshalb - auch riesengroßen Spaß machen kann. Für die, die es auch so empfinden, ist diese Rallye gedacht.
 
 
AUFGABENSTELLUNG UND ABLAUF
 
Der Fahrer befindet sich am Startpunkt A und bekommt in einer Form den Zielpunkt B benannt. Die Form ist nicht festgelegt, sie kann z.B. eine Landkarte auf Papier mit einem markierten Punkt sein, eine virtuelle Pinnadel auf einer digitalen Karte, Punktkoordinaten (geographische, GK, UTM, usw.).
 
Nach der Bekanntgabe des Ziels beginnt der Fahrer mit der Planung und dem Auswendiglernen der Route. Er darf dabei alle erdenklichen Mitteln benutzen und sich Notizen machen. Wenn er damit fertig ist, signalisiert er es klar und deutlich, legt alle seine Mitteln und Notizen zu Seite, setzt sich ins Auto und startet den Motor. Ab dem Moment des Motorstarts darf er seine Hilfsmittel, Unterlagen, Notizen usw. nicht mehr benutzen. Er darf auch die Passanten nicht nach dem Weg fragen. Er fährt los und wenn er der Meinung ist, am Ziel angekommen zu sein, meldet er "Ziel erreicht". Danach wird überprüft, ob die Aufgabe gelöst wurde. Das Abfahren der Strecke während der Lernphase, egal mit welchem realen Fortbewegungsmittel, ist nicht erlaubt. Auch nicht das Ablaufen zu Fuß.

Statt nur vom Start- zum Zielpunkt auf beliebiger Route zu fahren, können in der Aufgabenstellung zusätzlich ein oder mehrere Punkte definiert werden, die man - in beliebiger oder festgelegter Reihenfolge - erreichen muss. Damit könnte der Schwierigkeitsgrad erhöht werden.

Die Fahrzeit spielt bei der Bewertung der Lösung keine Rolle. Man fährt auf öffentlichen Straßen und die Einhaltung der StVO und die Sicherheit haben die oberste Priorität.

VARIANTEN
 
Sowohl bei dem Erlernen der Strecke, als auch bei der Bewertung der Lösung bieten sich mehrere Möglichkeiten an. Diese Möglichkeiten und dessen Kombination kann man dazu nutzen, den Schwierigkeitsgrad der Aufgabe gezielt zu gestalten und so der Stärke der Teilnehmer anzupassen.

Zeit zum Erlernen der Strecke

In einfachster Form ist die Zeit zum Erlernen der Strecke (fast) nicht begrenzt und fließt nicht in die Bewertung der Aufgabe ein. Da echtes „nicht begrenzt“ in einem Wettbewerb nicht funktionieren würde, muss diese Zeit also doch irgendwie gedeckelt werden. Allerdings so großzügig, dass ein Teilnehmer beim Lernen keinen Zeitdruck verspüren sollte. Das kann in Praxis mal eine Viertelstunde werden, oder eine Stunde oder gar mehre. Je nach dem Schwierigkeitsgrad der Strecke. Dieses Modell eignet sich besonders für echte Anfänger.

Für Fortgeschrittene ist die Erfassung der tatsächlich benutzten Lernzeit viel adäquater. Damit wird die Fähigkeit honoriert, sich Sachen schneller zu merken als die Konkurrenz. In diesem Modell wird die Lernzeit gemessen und fließt in die Bewertung ein. Der Fahrer bestimmt selber das Ende des Lernens. Auch hier sollte es eine, aber auch großzügige Zeitdeckelung geben.

Noch eine Stufe härter ist das Modell mit einem fest vorgegebenen Zeitrahmen. Dieser muss dem Schwierigkeitsgrad der Strecke und der Rallye-Klasse angepasst werden. Allerdings muss dieser Zeitrahmen so gewählt werden, dass hier ein gewisser Zeitdruck herrscht.

Die Entfernung zum Zielpunkt

Das Erreichen des Zielpunktes ist die Hauptaufgabe der Rallye. Bei der Beurteilung, ob dieses Ziel erreicht wurde oder wie gut es erreicht wurde, gibt es mehrere Möglichkeiten. In einfachster Form gibt es nur ein ja oder nein. Hier wird nur die Entfernung zwischen der Position bei der Fahreransage „Ziel erreicht“ und dem tatsächlichen Ziel bestimmt. Liegt sie innerhalb eines vorgegebenen Radius, wird die Aufgabe als gelöst bewertet. Der Radius kann bei Zielen wie markante Gebäude oder Objekte (z.B. Kirche, Rathaus, Marktplatz, Denkmal) kleiner ausfallen als ein Punkt im offenen Gelände. Die ausgetragene Rallye-Klasse (Anfänger, Fortgeschrittener, Meister) sollte den Radius auch beeinflussen. Dieser Modus in Verbindung mit einem großzügigen Radius eignet sich für Anfänger. Die genaue Werte für Radien müssen noch in Praxis ermittelt werden.

Alternative zu einem festen Radius sind mehrere Radien um den Zielpunkt, die um den Betrag des kleinsten Radius größer werden und entsprechend mit Punkten versehen sind - wie bei einer Zielscheibe. Daraus ergibt sich automatisch die Bewertung der Aufgabe. Man könnte aber auf die Quantisierung der Entfernung verzichten und einzig und allein die Luftlinienentfernung zwischen „Ziel erreicht“ und dem Zielpunkt bestimmen und in die Endbewertung einfließen lassen.

Die Länge der gefahrenen Strecke

Eine weiteres Kriterium für noch feinere Bewertung der Lösung ist die Beurteilung der tatsächlich gefahrenen Strecke. Hier stellt sich automatisch die Frage nach der Referenzstrecke. Die einfachste Möglichkeit ist die kürzeste Strecke die unter Beibehaltung vorher vereinbarten Straßenkategorien (Autobahn, Bundes-, Land-, Kreisstraße, Feldweg) möglich ist. Eine andere Möglichkeit: die kürzeste Streckenlänge die ein Fahrer aus dem Wettbewerb erreicht hat.

BEWERTUNG
 
Spätestens dann, wenn man zwei oder mehr Varianten kombiniert und ein einziges Maß für die Gesamtbewertung einer Fahrt haben möchte, stößt man auf das Problem der eigentlichen Unvergleichbarkeit verschiedenen Größen. Denn wie soll man Zeit (Sekunden) mit Länge (Meter) in eine Größe umrechnen? Bei ungeschickter Vermengung dieser Größen riskiert man "taktisches Hantieren". Beispiel: Beim Lernen der Strecke schaut sich der Fahrer hauptsächlich nur das Ziel an und eventuell ein paar größere Orte auf dem Weg und beendet das Lernen bereits nach ein paar Sekunden, was im Normalfall mehrere Minuten dauern würde. Dann fährt er los, orientiert sich an den Schildern und beendet die Fahrt nach Gefühl grob in der Nähe des Ziels. Wäre die Entfernung zum Ziel auf ganze Kilometer aufgerundet bewertet und pro Kilometer einen Strafpunkt ergeben und gleichgesetzt einer Sekunde als Strafpunkt, wäre er klar im Vorteil einem gegenüber, der das Ziel möglichst genau erreichen möchte. Denn er würde deutlich mehr Zeit zum Lernen brauchen, aber das Erreichen des Ziels auf genauer als ein Kilometer ihm keinen Vorteil bringen würde. Eine geschickte Gewichtung der Zeit und der Entfernung könnte das Problem vielleicht nicht komplett lösen, aber zumindest deutlich abschwächen. Hier bedarf es noch Forschung und Werten aus der Praxis.

Eine einfache und wirkungsvolle Lösung dieses Dilemma: keine Kombination mehreren Varianten. Das bedeutet: bewertet man z.B. Zeit zum Erlernen der Strecke, spielt die Genauigkeit des Erreichens des Ziels und die Abweichung zur Referenzlänge keine Rolle. Oder: man bewertet die Nähe zum Ziel, aber für das Erlernen der Strecke gibt es einen fixen Zeitrahmen oder gar keinen.

Ferner muss auch die Schwierigkeit der Strecke Berücksichtigung finden. Der Schwierigkeitsgrad könnte z.B. anhand der Streckenlänge, Anzahl der Abzweigungen, Richtungswechsel, Straßennummerwechsel, Anzahl und Größe der Ortschaften und der Lage des Zielpunktes klassifiziert werden. Die Details zur dieser Einteilung müssen noch erarbeitet werden.

WETTBEWERB

Möchte man No Navi Rally als ein Wettbewerb mit mehreren Teilnehmer austragen, muss natürlich auf die Einhaltung der Regel besonderer Augenmerk gelegt werden. Auf das Versprechen des Fahrers, während der Fahrt nichts zu benutzen, darf man sich nicht verlassen. Daher gehört während der Fahrt auf den Beifahrersitz ein neutraler Schiedsrichter, z.B jemand aus dem Organisationsteam oder bei nicht formellen Wettbewerben ein anderer Teilnehmer. Idealerweise sollte der Schiedsrichter das Ziel der Fahrt nicht kennen, damit eine Kommunikation durch Körpersprache nicht stattfinden kann.

Wie bei jedem Wettbewerb ist auch hier wichtig, gleiche Chancen für alle zu schaffen. Der Benutzungsverbot von Karten, Navigation, eigenen Notizen, Auskunft bei Passanten ist nicht alles. Ein einfaches Gerät wie der Tageskilometerzähler könnte schon zu Verzerrung führen, denn wenn jemand es nicht hat, könnte er einen Nachteil gegenüber den Teilnehmern haben, die diesen haben und benutzen.

Sport hat zwar noble Ziele, aber leider gibt es immer Menschen, die sich über alle Regeln hinwegsetzen, nur um jeden Preis zu gewinnen. Auch bei No Navy Rally besteht „Doping-Potenzial“. Man denke z.B. an ein verstecktes Handy mit der einprogrammierten Route, der dem Fahrer für Außenstehende nicht wahrnehmbare Vibrationssignale zum Abbiegen gibt. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht etwas konstruiert, ist aber bei dem heutigen Stand der Technik leicht und billig umsetzbar. Und leider schwer kontrollierbar. Um zum Schachvergleich zurückzukommen: siehe den Fall Hans Niemann.

WEITERE GEDANKEN
 
Das Verbot jeglicher Konsultation der Unterlagen während der Fahrt könnte sich eventuell spaßhemmend erweisen, zumindest für Anfänger. Bei einer langen und komplizierten Strecke könnte eine einzige Stelle über Sieg oder Niederlage entscheiden. Um dem entgegen zu wirken gibt es mehrere Ansätze. Man könnte eine bestimmte (geringe) Anzahl Konsultationen der eigenen Unterlagen erlauben. Der Blick in die Unterlagen könnte zusätzlich noch einer Zeiteinschränkung unterworfen werden - entweder pro Benutzung oder als Gesamtzeit für alle Benutzungen. Man könnte auch die Konsultation der Unterlagen mit Strafpunkten (Strafsekunden) versehen, deren Maß noch zu bestimmen wäre. Allerdings sollte zumindest in der allerhöchsten Rallye-Klasse, der Meister-Klasse, die Einsicht in die Unterlagen verboten bleiben.

Ein großer Vorteil der No Navi Rallye gegenüber klassischen Oldtimer-Rallyes, die eigentlich Orientierungsfahren mit Gleichmäßigkeitspürfungen sind, ist die Möglichkeit, sich als Fahrer die Aufgaben selber zu stellen und damit trainieren. Denn durch das Aussuchen eines Ziels verschafft man sich keine echte Vorteile. Z.B. eine klassische Chinesen-Etappe kann man dagegen sich nicht selber stellen, denn man würde schon vor dem Losfahren die Lösung kennen.

Es gibt aber auch Nachteile. Bei einem Wettbewerb sollte für alle Teilnehmer die Chancengleichheit herrschen. Das ist bei der No Navi Rallye leider nicht gegeben, denn wenn das Rallye in einem für bestimmte Fahrer bekannten Gebiet stattfindet, haben sie natürlich gegenüber Teilnehmen ohne Ortskenntnisse einen Heimspielvorteil. Hier hilft auch die Überprüfung des Wohnortes jedes Teilnehmers nicht weiter, denn das garantiert nicht, dass sich jemand dennoch in einem Gebiet besonders gut auskennt. Dieses Manko kann nur durch Teilnahme an vielen Wettbewerben an weit auseinander liegenden Gebieten abgeschwächt werden.
 

NAME

Der ursprünglicher Name war Really Nice Rally. Ich war unentschlossen und habe mich am Ende für No Navi Rally entschieden, um den Verzicht auf Navigation zu betonen, aber der Name klingt durch das blöde Denglisch nicht gut - das Wort Navi in unserer Bedeutung gibt es im Englisch nicht.

Der Wirrwarr bei der Schreibweise Rallye vs. Rally ist mir bewußt. Halbwegs sicher ist die deutsche Schreibweise mit Rallye. Im Englischen wird allerdings nicht ausschließlich Rally verwendet - manchmal eben auch Rallye. Da auf Wikipedia und wrc.com vorwiegend Rally benutzt wird, bin ich bei dem Rally geblieben.

118 Antworten

Zitat:

@Robomike schrieb am 3. Januar 2023 um 13:13:05 Uhr:


Früher nannte man das einfach "hinfahren".

@schleich-kaefer , bemerkenswert wird das für Dich erst durch Deine Art der "inneren" Navigation, die als kleinteilige Koppelnavigation programmiert wurde. Entsprechend jener Listen, die der eine oder andere in früheren Zeiten machte, entsprechend der Beschreibungslisten, die man von anderen Leuten oder Passanten bekam, entsprechend der Instruktionsliste von Google Maps oder eben entsprechend üblichem Navi-Gebrauch.

Ich behaupte aber mal, dass diejenigen, die "damals" mit Karten navigieren gelernt haben, auch oft den Kompass dabei im Kopf haben. Navigation funktioniert dann ganz anders: es gibt einen Winkel relativ zur Welt und eine Entfernung zum Ziel. Keine Abbiegeinstruktionen, sondern Himmelsrichtungen. Eingeschlagen wird dann die Richtung, die dem geforderten Winkel möglichst nahe kommt, und mit abnehmender Entfernung wird kontinuierlich oder inkrementell neuorientiert, gemäß statistischer Erfahrungen zum Thema Ausbauzustand des Verkehrsweges und so. Das Einzige, was man sich dann ungefähr von der Karte merken muss, sind größere Hindernisse wie Wasserläufe oder Bahnlinien, die man nur an definierten Stellen oder gar nicht queren kann. Dann wird einfach der passende Übergang laut Karte als Zwischenziel gesetzt. Sonst braucht man nicht viel lernen und kommt dennoch an.
Und natürlich muss man die Bewegungsrichtung ungefähr einschätzen und gelegentlich abgleichen können, weshalb bei mir z. B. die Erfolgsquote sinkt, wenn ich den Himmel nicht sehen kann; und ein Kompass im Auto war ein übliches und anerkanntes Hilfsmittel, believe it or not. Aber die Karte ist dann trotzdem in Intervallen unverzichtbar, um sich selbst wieder verorten zu können, sollte man nicht exakt auf Kurs sein, sonst müsste man im 30km-Radius entlang der (weitgehend undefinierten) Strecke alle Relativbezüge auswendig lernen, das wär' schon irre.

Was ich damit erzählen will: für diejenigen, die so navigieren wie Du, mag das 'ne nette Idee sein. Für manch andere nicht-Navi-Abhängigen werden die Bedingungen eher verwunderlich erscheinen. Und wenn Du bei der Umsetzung als Wettbewerb beide Sorten Teilnehmer mischst, wird's vermutlich komisch.

Ich lehne mich jetzt gerne weit raus und sage - es wird nicht komisch, sondern katastrophal für die „anderen“ Navigatoren, sprich: für die, die so fahren wie Du es oben beschrieben hast. So kann man es vielleicht als Wanderer im Gelände machen. Oder auf der See. Im Auto werden sie alle gnadenlos scheitern. Spätestens in Städten und Großstädten. Das könnte eventuell in großen, offenen Gebieten mit wenig Straßen noch irgendwie gehen. Ich denke da z.B. an Kanada oder Australien. Da wo es kaum Auswahl an Straßen gibt, kann man kaum was falsch machen. Nimm es nicht allzu persönlich, aber ich habe so ein bisschen den Eindruck, dass hier ein Praktiker mit einem Theoretiker spricht. Ich würde sehr gerne mit einem mitfahren, der eine sagen wir mal 300 km lange Strecke nach Winkel und Kopfkompass fährt. Übrigens, bei mir wäre der Kompass im Auto auch verboten.

So funktioniert es auch im weitesten Sinne im Straßennetz - wenn man sich das Leben eben unbedingt schwer machen will, oder keinerlei Hilfsmittel hat. Und statt eines Kompasses genügen Sonne und Uhrzeit.

Erinnert mich an den Urlaub auf Kreta vor einigen Jahren, als ich meinen hoffnungslos orientierungslosen Begleiterinnen (Parnerin samt Schwester) schlucht beweisen MUSSTE, dass es auch möglich ist, ohne jeglichen Stadtplan und natürlich ohne Navi aus einer fremden Stadt wieder zum Quartier zu finden...

Zitat:

@Naxel63 schrieb am 3. Januar 2023 um 13:45:11 Uhr:


Was kann am Fahren mit Navi "anstrengend, hektisch oder stressig" sein??? Vorausgesetzt die Software ist aktuell... 😁

Schon mal mit Navi versucht? 😉
Ich habe es bisher mit Google Maps und irgendwelchen Navi-Apps mit Offline-Karten versucht. Das erste was man zwingend machen muss, ist die komplette Route zu überprüfen, weil die Software manchmal total bescheuerte Streckenführung auswählt. Leider ist Google im Laufe der Jahre darin immer schlimmer geworden. Dann kommen die Ansagen gerne mal zu spät. Oder für mich nicht eindeutig genug. Wenn ich meine Route selber „programmiere“ oder eben auswendig lerne, werde ich nicht überrascht, es kommt nichts zu spät und ich fahre logischerweise auf der genau von mir gewählten Strecke. Aber vielleicht bin ich zu blöd für diese Dinge oder habe noch nie ein richtig gutes Navi-Gerät gehabt.
Unten ein Beispiel dafür, wie ich meine Navi „programmiere“ wenn ich es nicht auswendig lernen möchte. Die rote Linie ist vom Finger gemalt. Die App (MapOut) unterstützt es in eine Art und Weise, die ich bis dahin nicht kannte und nicht mal davon träumte. Vor allem was die Korrekturen angeht. Während der Fahrt zoome ich entsprechend und fahre nach der roten Linie. Da redet mir keine Stimme, was ich zu tun habe. Diese Ansagen nerven TOTAL.

Map
Map

Zitat:

@Naxel63 schrieb am 3. Januar 2023 um 13:55:03 Uhr:


So funktioniert es auch im weitesten Sinne im Straßennetz - wenn man sich das Leben eben unbedingt schwer machen will, oder keinerlei Hilfsmittel hat. Und statt eines Kompasses genügen Sonne und Uhrzeit.

Naxel! Es geht nicht darum, dass man sich das Leben unnötig schwerer machen will. Wenn einer Chopin selber sielen möchte, da kommst Du doch nicht mit dem Argument „wenn man sich das Leben unbedingt schwerer machen will, dann bitte schön, lerne 10 Jahre Klavierspielen, aber es genügt eigentlich eine CD und Lautsprecher. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Man spielt Klavier, weil man Spaß daran hat und eine große Leidenschaft entwickelt hat. So ähnlich ist es mit Fahren ohne Karte. Natürlich ist das aus praktischer Sicht eine bescheuerte Idee, aber manchmal haben eben Leute Spaß bescheuerten Sachen. Sachlich betrachtet ist doch unsere Oldtimerei auch ein Schwachsinn. Teuer, zeit- und reparaturintensiv, unsicher. Jede moderne Kiste ist in fast allen Punkten einem Oldtimer überlegen. Eben fast - da ist noch der nicht meßbare Gefühls- und Spaßfaktor.

Ähnliche Themen

Zitat:

@schleich-kaefer schrieb am 3. Januar 2023 um 14:26:45 Uhr:



Zitat:

@Naxel63 schrieb am 3. Januar 2023 um 13:45:11 Uhr:


Was kann am Fahren mit Navi "anstrengend, hektisch oder stressig" sein??? Vorausgesetzt die Software ist aktuell... 😁

Schon mal mit Navi versucht? 😉
Ich habe es bisher mit Google Maps und irgendwelchen Navi-Apps mit Offline-Karten versucht. Das erste was man zwingend machen muss, ist die komplette Route zu überprüfen, weil die Software manchmal total bescheuerte Streckenführung auswählt. Leider ist Google im Laufe der Jahre darin immer schlimmer geworden. Dann kommen die Ansagen gerne mal zu spät. Oder für mich nicht eindeutig genug. Wenn ich meine Route selber „programmiere“ oder eben auswendig lerne, werde ich nicht überrascht, es kommt nichts zu spät und ich fahre logischerweise auf der genau von mir gewählten Strecke. Aber vielleicht bin ich zu blöd für diese Dinge oder habe noch nie ein richtig gutes Navi-Gerät gehabt.
Unten ein Beispiel dafür, wie ich meine Navi „programmiere“ wenn ich es nicht auswendig lernen möchte. Die rote Linie ist vom Finger gemalt. Die App (MapOut) unterstützt es in eine Art und Weise, die ich bis dahin nicht kannte und nicht mal davon träumte. Vor allem was die Korrekturen angeht. Während der Fahrt zoome ich entsprechend und fahre nach der roten Linie. Da redet mir keine Stimme, was ich zu tun habe. Diese Ansagen nerven TOTAL.

Aber doch immer, wenn ich in unbekannte Gefilde vordringe! 😁

Natürlich sehe ich mir die Strecke zuerst auf der Karte an und vergleiche dann mit dem Rechenergebnis des Systems. Möchte ich variieren, setze ich eben Wegpunkte.
Überrascht werden kannst Du im realen Leben IMMER durch Unfälle oder sonstige Gründe für Behinderungen.
Es gilt auch zu bedenken, daß sich ein gutes System an die momentane Verkehrssituation anpaßt, was fallweise die Streckenwahl auf den ersten Blick durchaus "bescheuert" erscheinen läßt. Auch ergeben sich natürlich Unterschiede durch die Wahl der kürzesten, schnellsten, oder (fallweise möglich) auch ökonomischsten Route!
Na und die Ansagen lassen sich doch ausschalten, wenn man sie nicht will! 😁

Und Dein Bildbeispiel zeigt eine Streckenführung, die nun einmal dem Zweck eines Navigationssystems nie und nimmer entspricht...

Zitat:

Spätestens in Städten und Großstädten. Das könnte eventuell in großen, offenen Gebieten mit wenig Straßen noch irgendwie gehen. Ich denke da z.B. an Kanada oder Australien. Da wo es kaum Auswahl an Straßen gibt, kann man kaum was falsch machen. Nimm es nicht allzu persönlich, aber ich habe so ein bisschen den Eindruck, dass hier ein Praktiker mit einem Theoretiker spricht. Ich würde sehr gerne mit einem mitfahren, der eine sagen wir mal 300 km lange Strecke nach Winkel und Kopfkompass fährt. Übrigens, bei mir wäre der Kompass im Auto auch verboten.

Ja, der Praktiker wäre ich dann wohl.... denn ich mach' das so, deswegen erzähl' ich es Dir ja.
Eine echte Orientierung brauche ich freilich, nachts den Sternhimmel, tags die Sonne, oder eben einen Kompass. Oder in Köln den Dom, meinetwegen, oder den Florian in Dortmund oder den Brocken im Harz, ist ja egal. Zurechtgekommen bin ich aber immer, in Atlanta, in Jiaxing (dort aber mit dem Fahrrad), in Kiel, in Hamburg, in Prag, in Birmingham, in Brüssel, egal.
Und die Länge der Strecke ist dabei auch wurscht. Sag' ne Adresse in Friedrichshafen, dann gucke ich erst mal, dass ich 500 km nach Süden fahre, und dann noch mal sehen, auf der Karte, deshalb. Verstehste? Problematisch sind die letzten 500 Meter.

Mein erster Einsatz in USA, angekommen an ATL, Mietwagen hatte OnStar (das Navi, wo man anrufen musste), natürlich nicht zu benutzen getraut, runter vom Flughafen, fremdartiger Verkehr, volle Konzentration, "south", okay, leichte Tendenz Richtung Sonnenuntergang, auch okay. Das Hotel in Newnan problemlos gefunden und alles andere in den zwei Wochen danach auch. Die Nummer des Highways hab ich mir nicht gemerkt. Und auch bei den nächsten Besuchen nicht gebraucht.

Systemische Fehler gibt es freilich auch. Bei dem einen Kunden in Rietberg lande ich immer an der unzugänglichen Rückseite des Firmengeländes, weil ich mir den Weg auch nicht merke. Und in Oldenburg nehme ich immer falsche Ausfahrten auf dem Stadtautobahnring, weil da eine nach der anderen kommt.

Bin viel und oft unterwegs gewesen in den letzten 21 Jahren, und lange Zeit gab's kein Navi im Mietwagen bzw. war aufpreispflichtig und ich hab dann immer gesagt: brauch ich nicht. Deswegen finde ich Dein Thema ganz interessant, zusammen mit Deiner Aufforderung, es mal zu üben.

Noch interessanter finde ich allerdings, wie unterschiedlich die Gehirne funktionieren. Also z. B. Deine Vorstellung von Navigation, Kartengebrauch und Routenfindung gegenüber dem, was für mich denkbar ("denkbar" in diesem Thread im Wortsinne) ist. Deswegen lese ich sowas ganz gerne und provoziere auch schon mal weitere Erklärungen Deinerseits... :P

Zitat:

@schleich-kaefer schrieb am 3. Januar 2023 um 14:38:22 Uhr:



Zitat:

@Naxel63 schrieb am 3. Januar 2023 um 13:55:03 Uhr:


So funktioniert es auch im weitesten Sinne im Straßennetz - wenn man sich das Leben eben unbedingt schwer machen will, oder keinerlei Hilfsmittel hat. Und statt eines Kompasses genügen Sonne und Uhrzeit.

Naxel! Es geht nicht darum, dass man sich das Leben unnötig schwerer machen will. Wenn einer Chopin selber sielen möchte, da kommst Du doch nicht mit dem Argument „wenn man sich das Leben unbedingt schwerer machen will, dann bitte schön, lerne 10 Jahre Klavierspielen, aber es genügt eigentlich eine CD und Lautsprecher. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Man spielt Klavier, weil man Spaß daran hat und eine große Leidenschaft entwickelt hat. So ähnlich ist es mit Fahren ohne Karte. Natürlich ist das aus praktischer Sicht eine bescheuerte Idee, aber manchmal haben eben Leute Spaß bescheuerten Sachen. Sachlich betrachtet ist doch unsere Oldtimerei auch ein Schwachsinn. Teuer, zeit- und reparaturintensiv, unsicher. Jede moderne Kiste ist in fast allen Punkten einem Oldtimer überlegen. Eben fast - da ist noch der nicht meßbare Gefühls- und Spaßfaktor.

Eh! Der Vergleich hinkt beidbeinig, da wir in allen Fällen selbst fahren und nicht per Bus, Taxi oder sonstwas fahren lassen.

Im Übrigen habe ich vor über 40 Jahren damit begonnen, "Alteisen" zu fahren, weil es billiger ist, weniger reparaturanfällig (schließlich ist weniger da, was kaputt gehen kann) und elektronikfrei.
Die bisher einzige Autopanne, die mich nicht aus eigener Kraft weiterkommen ließ, war durch ein defektes Steuergerät verursacht...

Zitat:

@Naxel63 schrieb am 3. Januar 2023 um 15:39:19 Uhr:



Zitat:

@schleich-kaefer schrieb am 3. Januar 2023 um 14:38:22 Uhr:


Naxel! Es geht nicht darum, dass man sich das Leben unnötig schwerer machen will. Wenn einer Chopin selber sielen möchte, da kommst Du doch nicht mit dem Argument „wenn man sich das Leben unbedingt schwerer machen will, dann bitte schön, lerne 10 Jahre Klavierspielen, aber es genügt eigentlich eine CD und Lautsprecher. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Man spielt Klavier, weil man Spaß daran hat und eine große Leidenschaft entwickelt hat. So ähnlich ist es mit Fahren ohne Karte. Natürlich ist das aus praktischer Sicht eine bescheuerte Idee, aber manchmal haben eben Leute Spaß bescheuerten Sachen. Sachlich betrachtet ist doch unsere Oldtimerei auch ein Schwachsinn. Teuer, zeit- und reparaturintensiv, unsicher. Jede moderne Kiste ist in fast allen Punkten einem Oldtimer überlegen. Eben fast - da ist noch der nicht meßbare Gefühls- und Spaßfaktor.

Eh! Der Vergleich hinkt beidbeinig, da wir in allen Fällen selbst fahren und nicht per Bus, Taxi oder sonstwas fahren lassen.

Aber „ihr“ läßt euch diktieren, Pardon - navigieren. 😛

Zitat:

@Naxel63 schrieb am 3. Januar 2023 um 15:30:45 Uhr:


Natürlich sehe ich mir die Strecke zuerst auf der Karte an und vergleiche dann mit dem Rechenergebnis des Systems. Möchte ich variieren, setze ich eben Wegpunkte.
Überrascht werden kannst Du im realen Leben IMMER durch Unfälle oder sonstige Gründe für Behinderungen.
Es gilt auch zu bedenken, daß sich ein gutes System an die momentane Verkehrssituation anpaßt, was fallweise die Streckenwahl auf den ersten Blick durchaus "bescheuert" erscheinen läßt.

Absolut richtig. Und hier könnte Google auf der ganze Linie punkten. Manchmal/oft tun sie das tatsächlich, z.B. bei Sperrungen oder Unfällen/Staus. Aber ich kann nicht mehr zusammenzählen, wo sie mich völlig unsinnig von der Strecke weggeschickt haben und ein paar hundert Meter oder paar Kilometer weiter wieder zurück. Natürlich habe ich das rechtzeitig erkannt und bin auf der Route geblieben und was war da? Rein gar nichts. Absolut kein Grund dafür die normale Route zu verlassen.

Zitat:

Und Dein Bildbeispiel zeigt eine Streckenführung, die nun einmal dem Zweck eines Navigationssystems nie und nimmer entspricht...

Wie bitte? Ich will so fahren, dann muss mich eine gute Navi dadurch bringen. Wenn sie das nicht kann, ist sie Schrott.

Zitat:

@schleich-kaefer schrieb am 3. Januar 2023 um 18:08:02 Uhr:



Zitat:

@Naxel63 schrieb am 3. Januar 2023 um 15:39:19 Uhr:


Eh! Der Vergleich hinkt beidbeinig, da wir in allen Fällen selbst fahren und nicht per Bus, Taxi oder sonstwas fahren lassen.

Aber „ihr“ läßt euch diktieren, Pardon - navigieren. 😛

Nope. Bestenfalls Ratschläge erteilen... 😉

Zitat:

@schleich-kaefer schrieb am 3. Januar 2023 um 18:46:47 Uhr:



Zitat:

Und Dein Bildbeispiel zeigt eine Streckenführung, die nun einmal dem Zweck eines Navigationssystems nie und nimmer entspricht...

Wie bitte? Ich will so fahren, dann muss mich eine gute Navi dadurch bringen. Wenn sie das nicht kann, ist sie Schrott.

Ein gutes Navi ist grundsätzlich dafür konstruiert, möglichst effizient von A nach B zu leiten und nicht, um eine Strecke zu wählen, die einen zehnfachen Umweg darstellt!
Eine derartige Reiseroute mit Wegpunkten zu programmieren sollte aber auch jedem vernünftigen Gerät möglich sein. Mein zehn Jahre altes TomTom könnte es jedenfalls...

Ich hab auch ein Navi in meinem Käfer für knapp über 20.- Euro.
Da steck ich so viereckige Zettel zusammengerollt rein, stehen immer nur die Richtungsänderungen drauf, so wie früher eben.

Das Navi ist erhältlich unter dem Begriff Vase für VW Käfer ;-)

Ich finde etwas OT nicht schlimm, aber wir drehen uns jetzt dauerhaft bei anderen Themen. Es geht nicht um Navi vs. kein Navi oder welches Navi gut ist usw. Das Thema ist: einer fährt von A nach B ohne jegliche Hilfe.

Ich mag mich bei diesen Themen eigentlich nicht involvieren, aber nur mal so für mich als naiver Mensch, wäre es nicht sinniger das Thema in ein allgemeines MT-Forum zu übertragen und somit auch eine größere Gruppe als die eingeschworen aber recht kleine Käfer-Gemeinde zu erreichen?

Ich hätte da auch noch ein Navi 🙂
Wegen Datenschutz in Altdeutsch geschrieben 🙂 🙂 🙂

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