Motorbremse nicht mehr zeitgemäß?
Moin,
ich war letzte Woche in der Rhön im Urlaub. Viel Landstraße dort, hügelig bis bergig (zumindest für meine norddeutschen Verhältnisse), Steigungen bis 14%, kurvig.
Ich habe bei meinem Auto mit stufenloser Automatik dann oft in den manuellen Modus geschaltet, wo Schaltstufen simuliert werden und den passenden Gang für die Bergabfahrt ausgewählt. Also mit Motorbremse den Berg runter, so zwischen 3000 und 4000 Umdrehungen. Damit konnt eich die Geschwindigkeit gut halten, habe nur ab und an vor Kurven mal kurz auf die Bremse treten müssen.
So habe ich das gelernt (bergab den Gang, den man auch bergauf fahren würde) und so praktiziere ich das auch, wenn ich denn mal in bergigen Regionen unterwegs bin.
Allerdings sah ich viele Autofahrer (und das waren Einheimische größtenteils), die oft über lange Strecken permanent auf der Bremse standen, wenn es bergab ging. Kein Einzelfall, sonder eher die Regel.
Dasselbe konnt eich vor einiger Zeit bei einer Fahrt durch den Harz beobachten.
Daher meine Frage: Wie handhabt ihr das? Fußbremse oder mit Motorbremse arbeiten, wenn es möglich ist?
Ist es noch zeitgemäß? Die Bremsanlagen werden ja auch imemr leistungsfähiger und oft müssen Komponenten sogar ersetzt werden, weil die Bremse im Alltag viel zu gering belastet wird.
Ich mache mir weniger Sorgen um eine Überhitzung, eher geht es mir darum, unnötigen Verschleiss zu vermeiden, auch wenn eine Woche im jahr bei mir vermutlich kaum was ausmacht in der Gesamtlebensdauer der Bremsen.
Beste Antwort im Thema
Motorbremse wo immer es geht und Sinn macht. Die ist zeitlos. 😉
277 Antworten
Zitat:
@Ben_F schrieb am 4. September 2020 um 16:37:23 Uhr:
Zitat:
@fehlzündung schrieb am 4. September 2020 um 13:37:29 Uhr:
Beim Zufahren auf eine rote Ampel ist es sicher günstiger, die Fußbremse zu benutzen, als alle Gänge nacheinander runterzuschalten.Halte ich für ein Gerücht. Ich hab noch nie von frühzeitigen Kupplungs- oder Ausrücklagerschäden gehört weil jemand die Fußbremse nutzt.
Ich schalte natürlich nicht bis in den 1. runter beim zufahren auf die Ampel, aber meistens in den dritten oder den zweiten, je nachdem.Auf Dauer ist es m.m.n problematischer, an der Ampel die ganze Zeit mit getretener Kupplung zu stehen. Das ist permanenter Druck auf das Ausrücklager sowie auch die Hauptlagergasse der Kurbelwelle.
Vollkommen richtig. Mach ich genauso das ich im Normalfall vor der Ampel auf den 2. zurück schalte. Das Getriebe meines alten Zweitwagens hat sich innerhalb der letzten 180tsd Km. noch nicht beschwert.
Auch die Kupplung nicht, da die eigentlich auch nie sinnlos im Stand getreten wurde.
Zitat:
@harzmazda schrieb am 3. September 2020 um 15:24:44 Uhr:
Zitat:
@metalhead79 schrieb am 3. September 2020 um 08:22:28 Uhr:
Du meinst sicher den Retarder.Gruß Metalhead
Wenn du beim LKW den Retarder Hebel ziehst springt je nach Bauart , in der ersten oder zweiten Stufe erst die Motorbremse an , bevor der Retarder oder Intarder aktiv wird.
Motorbremse bezeichnet in erster Linie einmal die innermotorische Reibung die für ein abstoppen sorgt. Die Motorbremse kann man nicht schalten, sie ist immer da (Fuß vom Gas0 Motorbremse)
Die Motorbremse die du meinst ist eine Konstantdrossel, dort geht z.B. im Abgastrakt eine Klappe zu, der Motor muss also gegen den Widerstand arbeiten und wird somit mehr abgebremst. Schaltet man dann runter erhöht sich der Effekt natürlich.
Der MAN TGX hat mit Retarder 6 Stufen, in den ersten 4 Stufen bremst der Retarder alleine, ab der 5 kommt die Konstantdrossel, in der 6 schaltet er zusätzlich noch zurück. Es kommt also erst der Retarder (Weil wirklich Verschleißfrei) dann die "Motorbremse". Heutzutage gibt es dann auch noch erweiterte Systeme, wo zusätzlich noch die Ventile betätigt werden und so weiter.
Zitat:
@DB NG-80 schrieb am 5. September 2020 um 00:50:20 Uhr:
Zitat:
@harzmazda schrieb am 3. September 2020 um 15:24:44 Uhr:
Wenn du beim LKW den Retarder Hebel ziehst springt je nach Bauart , in der ersten oder zweiten Stufe erst die Motorbremse an , bevor der Retarder oder Intarder aktiv wird.
Motorbremse bezeichnet in erster Linie einmal die innermotorische Reibung die für ein abstoppen sorgt. Die Motorbremse kann man nicht schalten, sie ist immer da (Fuß vom Gas0 Motorbremse)
Natürlich, die innere Reibung, also Friktion in Lagern und Laufflächen, letztendlich die Reibung im gesamten Antrieb, trägt zum "Bremseffekt" bei... Bei Benzinmotoren entsteht der Bremseffekt aber vor allem dadurch das bei " Fuss vom Gas" die Drosselklappe geschlossen wird und die Kolben nicht mehr frei Luft ansaugen können sondern sozusagen gegen Unterdruck im Ansaugbereich arbeiten müssen. Also ist hier die bei Dieseln übliche Auspuffklappe/Drossel in den Ansaugtrakt verlegt
Beim klassischen Diesel gibt es keine Drosselklappe... dementsprechend ist die Bremswirkung geringer. Jedoch, moderne Dieselmotoren (zumindest in PKW ) haben eine Drosselklappe so das dieser Bremseffekt analog zum Benziner, wenn auch geringer, auftritt. Dieselmotoren ohne Drosselklappe haben dafür die Auspuffdrossel oder eine Jake-Brake.
Danke für die ausführliche Erklärung. Ich wollte nur klar machen das der Begriff "Motorbremse" im PKW für etwas anderes steht als im LKW.
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Ich habe früher mit meinen Handgerührten immer die Motorbremse genutzt, jetzt beim Automatik macht es keinen Spaß, weil dieser damit unglaublich laut wird. Ist ein 8 Gang Wandler mit Allrad, die Drehzahl ist beim "normalen" fahren/rollen um die 1000-2000, wenn ich manuell schalte geht diese auf ca. 5000- 6000 U/Min rauf und es wird unerträglich laut, d.h. der Motor heult extrem unangenehm auf (was beim Zuhören schon weh tut). Aber ich muss in den 3. Gang runter um überhaupt eine brauchbare Bremswirkung zu erzielen. Somit bin ich auf die Bremse und "sportliche Serpentinenabfahrt" umgestiegen, nicht schön, aber schont meine Ohren und Nerven.
Ich benutze die Motorbremse trotz Schalter eigentlich gar nicht mehr. Warum? Weil modernem Motoren mit weniger Hubraum und Schwungmasse einfach fast nicht mehr nennenswert mit dem Motor bremsen können. Und wenn, dann ist man ratzfatz bei 5500 Umdrehungen und das ist dann auch nicht mehr angenehm.
Die Wärmemenge die die Bremse umsetzen muss ist eigentlich gleich geblieben. Durch das höhere Gewicht der aktuellen Autos ist sie sogar noch etwas gestiegen. Dafür wurden Luftführungen zur Wärmeableitung optimiert.
Normale Fahrten hält eine Serienbremse auch aus wenn es ohne Motorbremse bergab geht. Der Nachteil ist dass die Felgen schneller schwarz werden. Man muss ja keinen superkleinen Gang wählen. Es reicht ja wenn etwas Bremsenergie auf den Motor geleitet wird.
Eng wird es nur bei höherer Beanspruchung wie einer Fahrt auf dem Nürburgring. Da wird nach wenigen Kurven schon das Bremspedal weich. Wer das Stilfser Joch sehr sportlich herunter fährt ona. Auch an die Grenzen kommen. Ansonsten hält eine Bremse das was sie verspricht. Wem das nicht reicht kann ja andere Hardware verbauen.
Ich denke, dass ein sportlicher Fahrer, der vor jeder Serpentine kurz und hart bremst, (trotz höherer Geschwindigkeit) weniger Probleme haben wird als ein Sonntagsfahrer, der quasi konstant die ganze Passstrasse runter leicht auf der Bremse steht. Ich hatte jedenfalls auch mit Letzthandautos mit zweifelhaftem Wartungszustand und wer-weiss-wie-alter Bremsflüssigkeit nie irgendwelche Probleme bei sportlicher Pässefahrt.
Das ist egal. Die von der Bremse umzuwandelnde Energie ist immer gleich, sofern nicht noch zusätzlich bergab Gas gegeben wird.
Zitat:
@DB NG-80 schrieb am 5. September 2020 um 01:50:41 Uhr:
Danke für die ausführliche Erklärung. Ich wollte nur klar machen das der Begriff "Motorbremse" im PKW für etwas anderes steht als im LKW.
Ja,
aber im LKW Bereich ist die Begriffsbestimmung etwas unterschiedlich zu deiner obigen Erklärung ( nein ich will hier nicht klugscheissen).
Im LKW ist, zur Betriebs- und Parkbremse, eine weitere unabhängige Bremsanlage vorgeschrieben ( sollte irgendwo in der STVZO stehen). Da das normale Schleppmoment des Dieselmotors die vorgeschriebenen Verzögerungswerte nicht erreicht wurde die Staudruckbremse im Abgasrohr entwickelt, als günstige Lösung zur Einhaltung der Vorgabe.
Bei Betätigung wird, meistens druckluftbetätigt, die Einspritzpumpe auf Nullförderung gestellt und gleichzeitig die Klappe im Abgasrohr geschlossen. Diese Funktion wird als Motorbremse bezeichnet.
Die wohl in USA verbreitete Jake Brake fand in Europa wenige Anwender. In den 90 er nahm z. Bsp. Mercedes Benz die Idee wieder auf und entwickelte die Konstantdrossel. Diese funktioniert mit und ohne die Staudruckbremse und wird ebenfalls als Motorbremse bezeichnet.
Bei modernen Motoren mit Abgasnachbehandlung wird die Stauklappe auch zur Regelung der Abgastemperatur genommen weshalb darauf nicht verzichtet werden kann und die Klappenstellung über einen Elektromotor Proportional angefahren wird.
Funktion der Konstantdrossel ( OT aber informativ ):
Gehen wir davon aus, dass die vier Takte beim Schüttelhuber bekannt sind so wird im Schleppbetrieb im zweiten Takt die Luft verdichtet. Logischerweise prima um den LKW zu verzögern. Allerdings funktioniert die eingespannte Luft (Ventile zu) wie eine Feder, im dritten Takt wird der Kolben somit mit derselben Energie wieder beschleunigt und die Bremswirkung ist dahin. Deshalb wird im Zylinderkopf ein weiteres Ventil, ähnlich dem Ein / Auslassventil verbaut. Bei Betätigung der Konstantdrossel öffnet dieses Ventil und entlüftet in den Auspuff. Das Ventil ist unabhängig der Kurbelwellenstellung immer geöffnet. Nun wird die Luft im zweiten Takt weniger komprimiert, eine Bremswirkung ergibt sich durch den kleinen Ventildurchmesser trotzdem. Im OT „verweilt“ der Kolben durch die Drehfunktion der KW bevor er wieder nach unten gezogen wird. Diese Zeit reicht aus um den Brennraum drucklos zu machen. Die eingespannte Energie vom zweiten Takt ist somit verloren und der Kolben wird im dritten Takt nicht weiter beschleunigt.
Fehlt noch die Strömungs- oder Wirbelstrombremse. Diese wird im Volksmund „Retarder“ genannt. Die Wirbelstrombremse ( z.Bsp. Telmabremse) ist etwas in Vergessenheit geraten, könnte jedoch durch die Hybrid Technologie eine Renaissance erleben. Beim Verzögern wird durch einen auf die Getriebewelle aufgebauten „Elektromotor“ Energie abgenommen und vernichtet.
Bei der Strömungsbremse (z.Bsp. Voith, ZF) auch Retarder ( extern) oder Intarder ( im Getriebe verbaut) wird ähnlich einem Drehmomentwandler über zwei rotierende Turbinenräder (eines davon ebenfalls auf der Getriebewelle) Kraftschluss erzeugt und das Fahrzeug hierdurch abgebremst.
Beide Systeme arbeiten verschleißfrei und verzögern den LKW wirkungsvoll. Wirtschaftlich sind die „Retarder“ ebenfalls. Dadurch, dass sich die Bremsenrevisionen spürbar verringern haben sich die Mehrkosten schnell amortisiert.
Jetzt wollte ich kein Buch schreiben, möchte aber die Abschlussfrage noch anhängen. Warum hat Immer noch nicht jeder LKW eine Strömungsbremse verbaut?
Antwort: welcher Spediteur kann es sich leisten auf 500kg bis 800kg Nutzlast zu verzichten?
Gruß
Und schönes Wochenende
Zitat:
@Rasanty schrieb am 5. September 2020 um 10:16:52 Uhr:
Das ist egal. Die von der Bremse umzuwandelnde Energie ist immer gleich, sofern nicht noch zusätzlich bergab Gas gegeben wird.
Egal ist das nicht, da die Bremse in den kurzen Bremspausen wieder viel effizienter abkühlen kann als bei dauernd schleifendem Belag. Mit lange-aber-sanft-bremsen ruinierst du deine Bremse auf der Rennstrecke sofort.
Zitat:
@wpp07 schrieb am 5. September 2020 um 11:25:52 Uhr:
nein ich will hier nicht klugscheissen).
.........
Die Wirbelstrombremse ( z.Bsp. Telmabremse) ist etwas in Vergessenheit geraten, könnte jedoch durch die Hybrid Technologie eine Renaissance erleben. Beim Verzögern wird durch einen auf die Getriebewelle aufgebauten „Elektromotor“ Energie abgenommen und vernichtet.
Hast aber doch ein bißchen kluggeschissen....🙂
Aber die Funktion der Telma liest du besser nochmal genau nach.
Zitat:
@nogel schrieb am 5. September 2020 um 12:05:29 Uhr:
Zitat:
@wpp07 schrieb am 5. September 2020 um 11:25:52 Uhr:
nein ich will hier nicht klugscheissen).
.........
Die Wirbelstrombremse ( z.Bsp. Telmabremse) ist etwas in Vergessenheit geraten, könnte jedoch durch die Hybrid Technologie eine Renaissance erleben. Beim Verzögern wird durch einen auf die Getriebewelle aufgebauten „Elektromotor“ Energie abgenommen und vernichtet.
Hast aber doch ein bißchen kluggeschissen....🙂
Aber die Funktion der Telma liest du besser nochmal genau nach.
Ich habe den Elektromotor in Gänsefüßchen gestellt weil die Energierückgewinnung einen großen Teil der Wirtschaftlichkeit ausmacht und dies die Telma im herkömmlichen Sinn nicht bietet. Für die nahe Zukunft wird sie das jedoch tun.
Alles gut.
Gruß
Zitat:
@Rasanty schrieb am 5. September 2020 um 10:16:52 Uhr:
Das ist egal. Die von der Bremse umzuwandelnde Energie ist immer gleich, sofern nicht noch zusätzlich bergab Gas gegeben wird.
Die Kühlung ist aber bei der sportlichen Fahrweise besser, weil schneller zwischen dem kurzen Bremsen schneller fahren wird. Die Kühlung ist einerseits vom Fahrtwind und anderseits von der Drehzahl der Räder abhängig und beides nimmt der der Geschwindigkeit zu.
Gruß
Uwe
Am Besten es ist, wenn das Kfz sogar eine Vorbereitung zur Kühlung der Bremse für die Rennstrecke anbietet. Ist ein Kunststoffzeil, welches umgedreht wird und nach Ende ummontiert werden kann.
Zwecks Rennstrecke empfiehlt es sich entsprechende Scheiben und Beläge zu holen.
Bzw. Gleich eine entsprechende Anlage zu montieren.