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Longlife-Service selber organisieren?
Mein Golf IV Variant schreit nach knapp 60Tsd km nach Service. Mein will dafür exakt 300 Euro (ohne Öl) haben. Da ich das Fahrzeug sowieso fahre, bis es zerbröselt (vorher 16 Jahre VW Vento) ist mir die Sache mit dem Serviceeintrag im Scheckheft und Wiederverkauf egal. Eigentlich könnte ich ja dann die wichtigsten Leistungen des Longlife-Service bei einem freien Händler selber machen lassen. Im Serviceheft steht für 60Tsd.km : Bremsflüssigkeit; Ölwechsel+Filterwechsel; Luftfilterwechsel; Ölwechsel Haldex-Kupplung; Filterwechsel der Haldex-Kupplung; Wechsel Kraftstofffilter; Pollenfilterwechsel.
Was ist wirklich notwendig, was eher Spielerei? Welche Erfahrung habt ihr gemacht? Und wieviel will eigentlich euer dafür?
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9 Antworten
Wir haben unseren Variant mit PD-TDI-Motor (siehe Sig.) vor ca. 3 Jahren mit 60.000 km auf dem Tacho gekauft. Seitdem hat der nur zum Zahnriemenwechsel und für Reparaturen, die ich nicht selbst durchführen konnte (z. B. Austausch der Sitzheizungsmatte im Fahrersitz (Achtung: Sitzairbag!)) oder wollte eine Werkstatt gesehen. Ansonsten habe ich alle normalen Wartungsarbeiten und kleinere Reparaturen (Austausch der Fensterhebermechanik, des Wischergestänges etc.) selbst gemacht. Wenn man weiß, was man da warum macht (das wie lässt sich meistens über ein Schrauberbuch, Tipps aus der Werkstatt oder über das Forum hier herausfinden), geht das schon. Und wenn ich mir etwas nicht zutraute, habe ich das dann vorsichtigerweise doch in einer freien Werkstatt oder beim erledigen lassen.
Die Wartungspunkte, die du anführst, würde ich aber auf jeden Fall und stur nach Plan machen. Das hat schon seinen Sinn. Denn wie willst du z. B. erkennen, ob die Poren des Luftfilters von sehr feinen Staubpartikeln zugesetzt sind oder nicht? Schwarz vor Schmutz muss der dazu nämlich noch gar nicht sein. Und Markenprodukte müssen es bei mir auch sein (z. B. Filter von MANN oder Wischer von Bosch bzw. SWF). Mit Billigprodukten (z. B. vom Lebensmittel-Discounter) habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Sparen tue ich über günstige Einkaufsquellen (lokale Zubehörhändler oder I-Net), die man per Umfrage unter Bekannten oder hier im Forum (Tipp: Suchfunktion!) herausfindet . Der Nachteil ist natürlich, dass man sich da schon umtuen und informieren muss, um ein eigenen aber vor allem fundierten Standpunkt zu entwickeln. Als leider etwas abschreckendes Beispiel sei hier der große "Welches Motoröl?"-Thread (z. Zt. 688(!) Seiten) genannt. Für den Einstieg gibt es aber auch hier eine Alternative: Die Zusammenfassung, die allerdings auch nur die Quintessenz aus den ersten ca. 11 % dieses Threads bietet (aber die wichtigsten Punkte sind dabei).
Und wenn ich mal etwas nicht einzuschätzen weiß, gehen ich dann doch in die Werkstatt und lasse es evtl. auch dort machen. Das kann sogar der einzig praktikable Weg sein, wenn man z. B. unter Zeitnot steht. Da habe ich beim Selberbasteln für unvorhersehbare Schwierigkeiten lieber "Luft" nach hinten.
Zum Longlife-Service (VW-Jargon: Wartungsintervallverlängerung = WIV):
Kannst ihn ja auch auf das feste Intervall von 15.000 km umstellen lassen. Das finde ich persönlich praktischer und dabei habe ich auch noch die grössere Ölauswahl und noch etwas für die Lebensdauer des Motors gemacht. Einstellen kann man das feste Intervall mit der auf dieser Longlife-Seite ganz am Ende beschriebenen Verfahren (müsste dann aber auch in der Betriebsanleitung stehen) oder, bei neueren Modellen, nur noch beim mit dessen Computer.
Schönen Gruß
Zitat:
Original geschrieben von unbrakeable
Zum Longlife-Service (VW-Jargon: Wartungsintervallverlängerung = WIV):
Kannst ihn ja auch auf das feste Intervall von 15.000 km umstellen lassen. Das finde ich persönlich praktischer und dabei habe ich auch noch die grössere Ölauswahl und noch etwas für die Lebensdauer des Motors gemacht. Einstellen kann man das feste Intervall mit der auf dieser [url=http://www.longlife.beetle24.de/Longlife-Seite[/url ganz am Ende beschriebenen Verfahren (müsste dann aber auch in der Betriebsanleitung stehen) oder, bei neueren Modellen, nur noch beim mit dessen Computer.
Schönen Gruß
Also, wenn ich das richtig verstehe, dann ist diese "Longlife-Geschichte" also nicht das "wahre", wenn Du sagst, die Umstellung auf festen Intervall von 15.000 km ist für die Lebensdauer des Motors besser?
Zitat:
Original geschrieben von Wolfgang2905
Also, wenn ich das richtig verstehe, dann ist diese "Longlife-Geschichte" also nicht das "wahre", wenn Du sagst, die Umstellung auf festen Intervall von 15.000 km ist für die Lebensdauer des Motors besser?
Ja, so in etwa.
Hintergrund: Mit Einführung der Wartungsintervallverlängerung (WIV = Longlife Service) brachte VW diesen neuen Anforderungen antsprechende Ölnormen heraus, die aber schon bald überarbeitet wurden. Heraus kamen Öle nach den LL-II-Normen 503 00 (Benziner) / 506 00 (nicht-PD-Diesel) / 506 01 (PD-Diesel), die immer die auch vorgeschriebene Viskositätsklasse 0W-30 haben. Diese sind zwar alle vollsynthetische Öle, da die 0W nur durch dieses Produktionsverfahren zu erreichen ist, haben aber aus Gründen der Kraftstoffersparnis eine abgesenkte Hochtemperatur/Scher-Viskosität (HTHS-Wert; siehe auch hier und hier). Dies ist unter Fachleuten durchaus umstritten, da diese Eigenschaft zu erhöhtem Motorverschleiß entsprechend belasteter Zonen (z. B. im Kolbenbereich) führen kann. Es gibt zwar auch andere Hersteller, die diesen risikoreichen Weg des abgesenkten HTHS-Wertes gingen (Opel, Ford), andere dagegen (Mercedes, BMW) sprachen sich dagegen aus.
Für den Neuwagenkäufer, der seinen Wagen alle 3 Jahre wechselt, ist dieser LL-Service und die Kraftstoffersparnis ja auch angenehm und durchaus ein Kaufargument. Der Gebrauchtwagenkäufer, der den Wagen 10 Jahre möglichst problemlos fahren möchte, zahlt aber evtl. die Zeche dafür. Den Hersteller juckt das nicht weiter, denn wer lässt schon nach 10 Jahren oder 200.000 km feststellen, woran denn nun sein Motor verendet ist, auch wenn er sich beim Gebrauchtkauf noch weitere 100.000 km erhofft hatte.
Trotzdem ist VW bei der neuen LL-III-Norm (504 00 (Benziner) / 507 00 (Diesel)), die wegen der neuen Forderungen nach aschearmen Ölen für die Direkteinspitzer- und Diesel-Partikelfilter(= DPF)-Motoren notwendig wurden, zurückgerudert. Diese weisen jetzt wieder den allgemein als notwendig erachteten Mindest-HTHS-Wert von 3,5 mPa.s auf und sollen lt. VW die alten LL-II-Öle z. B. bei (fast) allen Dieselmotoren ersetzen. Zudem wurde die vorgeschriebene Viskositätsklasse wieder auf 5W-30 angehoben, was zur Folge hat, dass diese nun auch mit dem billiger herzustellenden Hydrocrack(= HC)-Öl zu realisieren ist. Das die Viskosität bei Betriebstemperatur nur bis zur 30er-Klasse reicht, stört manchen und steht im Verdacht, im Sommer und bei hochbelasteten Turbo-Benzinmotoren nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein.
Ob speziell das letzte Argument zutrifft, kann ich nicht beurteilen. Stutzig machen mich aber bei LL-Betrieb solche Fälle wie diese vorzeitig verendete Ölpumpe oder andere, bei denen der Motor schon nach moderater Fahrleistung um die 100.000 km innen total mit Ablagerungen zugesetzt ist. Da scheint mir dann doch trotz aller Technik das Motoröl überfordert gewesen zu sein.
Die WIV macht ja nichts anderes, als das vorsichtshalber relativ niedrig angesetzte 15.000-km-Standard-Ölwechselintervall sozusagen fundiert zu verlängern und dazu aus diversen Motordaten ein neues Intervall hochzurechnen (siehe meinen Link zur Longlife-Seite). Das könnte man (sicherlich ungenauer) auch selbst machen, z. B. indem man bei überwiegendem Autobahn-Langstreckenbetrieb bei gemäßigten Drehzahlen das Intervall von sich aus auf 25.000 km erhöht. Die 15.000 km müssen ja möglichst - sagen wir mal - 95 % aller Betriebsbedingungen erschlagen. Die restlichen 5 % müssten eigentlich schon wegen ihrer schlechten Betriebsbedingungen (viele Kaltstarts und Stadtverkehr oder lange Höchstgeschwindigkeitsetappen auf der BAB) bei 10.000 km oder weniger das Öl wechseln. Da der normale Autofahrer das aber schlecht einschätzen kann, soll das nun ein Steuergerät exakter hochrechnen. Dies scheint aber manchmal (nicht immer!) an seine Grenzen zu stoßen.
Daher und weil ich im Nicht-LL-Betrieb eine deutlich bessere Ölauswahl unter hervorragenden Ölen habe und weil der LL-Betrieb in den meisten Fällen noch nicht einmal günstiger ist, würde ich dieses "Experiment" mit meinen Fahrzeugen nicht durchführen.
Schönen Gruß
Vielen Dank für die ausführliche Schilderung!
Auch ich bin in der Tat froh, noch kein LL-"Opfer" zu sein.
Alle 15 tkm oder eben 1x im Jahr gibts frisches 5W-40 (VW 505.01) und gut.
Bei den bekannten Franchiseketten (mit denen ich´s allerdings auch nicht so habe) bekommt man dann den Ölwechsel schon für EUR 50,-.
Aber selbst ca. 80,- EUR in einer freien KFZ-Werkstatt sind noch o.k.
Die LL-Öle sind maßlos teuer und außer Geschäftsreisenden werden vermutlich nur wenige in den wahren Genuss von Kostenersparnissen kommen.
Dass VW mit seinen Normen ein heilloses Durcheinander angerichtet hat, mit dem selbst mancher Freundliche etwas überfordert zu sein scheint (507.00 in PD? Ja oder nein?), ist dann nur ein weiterer, negativer Nebeneffekt.
Ich habe aus all dem (und dem nur per Glück erhaltenen, bereits "längeren" ZR-Wechselintervall alle 90tkm ab MJ 2001) die Lehre gezogen,
beim nächsten Autokauf ganz speziell auf die Wartungskosten & -umfänge zu achten:
- Ölwechsel & Ölsorte (Literpreis)
- Inspektionskosten & -umfang
- Zahnriemen wird vermutlich eine Ausschlussbedingung, es sei denn, es liegen bis dahin ausreichende Erfahrungswerte in der Masse vor, dass 120tkm-Intervalle (und entsprechende JAHRE !!!) auch beim Diesel problemlos erreichbar sind (die Defekte u.a. beim 1.4er etc. sind kein Ruhmesblatt für VW)
- Kosten für Bremsen, Auspuff etc.
Ich persl. wünschte mir, dass die Hersteller in dieser Hinsicht mehr tun, aber das geht natürlich nicht, denn die Händler sollen sinkende Herstellermargen ja durch Finanz- & Werkstattdienstleistungen hereinholen!
Langfristige Garantien (Kia) und Sorglos-Pakete sind daher für mich die richtige Richtung.
Ich denke, dass sich hier in den nächsten Jahren angesichts momentaner Rabattschlachten noch vieles tun wird. (Wartungspakete statt weiterer Rabatte etc.)
Die langfristigen Unterhaltungskosten jenseits von Steuer & Versicherung werden für den privaten Käufer sicherlich ein immer mehr in den Focus rückendes Kaufargument.
@ unbrakeable
Ja, ich kann mich nur anschließen - herzlichen Dank für diese ausführliche Information.
Die beiden verlinkten Seiten muss ich mir noch einmal in Ruhe zu Gemüte führen.
Ich bin nich so ein Experte, daher ist es für mich schnell verwirrend.
Aber eine Frage habe ich noch:
In 2 Wochen habe ich ´n Werkstatttermin für die 60tausender Inspektion.
Mein Wagen ist 6 Jahre alt und eigentlich ist Ölwechsel auf Longlife - Basis angedacht.
Da mein Wagen zu den gehören soll, der noch ne Weile halten soll, überlege ich, dem Meister zu sagen, er soll den Computer auf den 15.000 er Intervall umschalten, so dass ich in Zukunft immer vernünftiges, "normales" Öl verbrauchen kann.
Geht das so einfach? Kann die Umstellung problemlos erfolgen?
Danke für die Mühe!
Gruß
Wolfgang2905
Zitat:
Original geschrieben von Wolfgang2905
... In 2 Wochen habe ich ´n Werkstatttermin für die 60tausender Inspektion.
Mein Wagen ist 6 Jahre alt und eigentlich ist Ölwechsel auf Longlife - Basis angedacht.
Da mein Wagen zu den gehören soll, der noch ne Weile halten soll, überlege ich, dem Meister zu sagen, er soll den Computer auf den 15.000 er Intervall umschalten, so dass ich in Zukunft immer vernünftiges, "normales" Öl verbrauchen kann.
60.000 km in 6 Jahren? Das hört sich aber nicht nach Langstreckenbetrieb sondern eher nach Kurzstrecken an! Da wird das variable Intervall (also Longife) eher bei den 15.000 km liegen, als bei den maximal möglichen 30.000 km.
Da dürfte es dann also sicherlich wirtschaftlicher sein, das feste 15.000-km-Intervall mit einem guten konventionellen Öl zu wählen. Als Öl würde ich für den 1,6-l-Benziner eins der vollsynthetischen 5W-40er nehmen, die in der in diesem Beitrag verlinkten Liste genannt sind. Die sind preiswert und haben Reserven, falls die Betriebsbedingungen mal doch nicht so gut sind oder das Wechselintervall auch mal etwas überzogen wird.
Zusätzlich würde ich aber auch noch Sterndocktors (unser Ex-Öl-"Guru") Tipp befolgen, und bei einer Fahrleistung von unter 15.000 km pro Jahr trotzdem das Öl ein mal pro Jahr (und zwar vor der kalten Jahreszeit) wechseln. (Ich glaube, VW empfiehlt das auch beim Standard-Intervall). Denn was an Belastung des Öls durch die geringere Kilometerleistung gespart wird, kommt durch die relativ häufigeren Kaltstarts bzw. den Alterungsprozeß wieder hinzu.
Zitat:
Original geschrieben von Wolfgang2905
Geht das so einfach? Kann die Umstellung problemlos erfolgen?
Die Umstellung ist recht einfach.
Entweder geht es mit dem am Ende der von mir in meinem ersten Beitrag hier verlinkten Longlife-Seite erwähnten (und hier kurz bzw. (noch besser) hier beschrieben) Verfahren (das müsste dann aber auch schrittweise in der Betriebsanleitung bei der Rückstellung der Service-Intervallanzeige beschrieben sein), oder die Werkstatt kann das mit einem Computer erledigen. In jedem Fall ist das eine Sache von wenigen Minuten. Ich habe hier allerdings gelesen, dass das erstgenannte Verfahren bei neueren Fahrzeugen nicht mehr möglich ist (wegen der "Gefahr" des versehentlichen Ausschaltens des Longlife-Service!).
Schönen Gruß
Herzlichen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort!
Ich werde in zwei Wochen zur Inspektion veranlassen, dass mir der 15.000 km er Intervall eingespeichert wird
und ich möchte auch nur noch das gute, normale Öl haben. In Zukunft kann ich dann problemlos mich selbst drum kümmern.
Nur zur Verständigung: Ich selbst halte mich für einen Vielfahrer. Die 20.000 km + X sind schon drin.
Der Wagen ist von mir mit 6 Jahren und ca. 57.000 km gebraucht gekauft worden.
Und um den Motor, dessen Vorrleben du ja nun nicht kennst (zumindest wahrscheinlich häufiger Kurzstreckenbetrieb), wieder auf Vordermann zu bringen, hätte ich dann in den im Folgenden verlinkten Beiträgen unter dem Begriff Motor-Kur (weiter unten im Beitrag) und hier unter Anleitung zur Wieder-Inbetriebnahme nach längerer Stilllegung noch einige konkrete Tipps für dich, wie du den Motor wieder schonend "auf Vordermann" bringen kannst.
Das trifft bei dir zwar nicht alles zu. Ich denke aber, du wirst schon herausfiltern können, was in deinem Fall sinnvoll ist. Ansonsten: Fragen! (Meine Antwort kann allerdings über das WE dauern ... Aber es gibt hier ja auch noch andere hilfsbereite Foristen. )
Schönen Gruß
Super, ich Dank Dir!
Schön, dass es Leute wie Dich gibt, die sich mit "Ahnungslosen" wie mich auseinandersetzen und gute Tips parat haben.
Gruß
Wolfgang2905