Kurzer Eindruck Cayman S

Porsche

Hallo Leute!
War heute im PZ und habe mir den Cayman S angesehen.
Im nächsten Jahr steht ein neuer Wagen an und ich dachte, warum nicht noch einmal was Sportliches bevor ich senil werde.
Der Empfang war vorbildlich, obwohl ich keinen Termin hatte.
Im Showroom alles in außen Silber und innen schwarz - gibt es denn keine andere Farbe?
Der Cayman neben dem Cayenne Turbo sieht so verloren aus wie das Tretauto meines Enkels.
Er ist in Natura doch etwas kleiner als ich dachte, sieht aber wirklich sexy aus.
Die Türen haben leider keinen satten Klang, wie man es von einem Wagen für über 70 K€ erwarten könnte.
Der Innenraum war für mich eine herbe Enttäuschung!
Bestenfalls "Golf Trendline" von Optik und Material.
Die Sitze sehr gut, obwohl man fast am Boden sitzt.
Das Leder kann an Nappa von meinem Touareg nicht tippen.
Das Lenkrad ist perfekt, ein Lichtblick.
Die Schaltung ist fummelig, weit weg von dem, was ich vor bereits 15 Jahren von meinem letzten Schalter gewöhnt war (BMW 735)
Der Motor hört sich im Innenraum nicht sehr sportlich an - irgendwie wie eine Nähmaschine mit Lagerschaden.
Muß allerdings dazusagen, dass ich den Wagen nur ein paar Meter auf dem Hof bewegen konnte, da er nicht zugelassen war - also keine Probefahrt möglich.
Die Probefahrt wurde mir aber ohne Probleme zugesagt, wenn ich rechtzeitig einen Termin vereinbare.
Also, der Service war erstklassig und der Mitarbeiter dezent und sehr hilfsbereit (PZ Saarbrücken H. Baldes) - das kann man meiner Meinung nach ruhig mal hervorheben, weil so etwas weiß Gott nicht selbstverständlich ist.
War zuvor bei Audi und habe nach dem neuen TT gefragt - die haben mich angeschaut, als ob ich inkontinent wäre.

Fazit:
Zumindest für den verlangten Preis scheint mir der Cayman nach meinem ersten Eindruck nicht sehr reizvoll.
Vielleicht würde eine Probefahrt meine Meinung ändern.
Vielleicht bin ich aber einfach schon zu alt für ein solches Auto!
Allerdings frage ich mich auch, wie der Cayman gegen den neuen TT antreten will, wenn er mit Automat langsamer ist als der TT mit 2.0 T - Maschine und Automat - dazu auch noch gut 15 K€ teurer!

65 Antworten

Hallo,

Poste als Vertreter der Generation 50 + -oder wie die Marketingfuzzis seit kurzem zu uns sagen "Best ager"
-sieh mal an - wir sind wieder wer!! Vor ein paar Jahren nannten sie uns noch "Grufties". Hier eine kleine Story:

Im jahr 2004 nahm ich an einem Fahrertraining " Faszination
Rennstrecke"der M GmbH auf dem Lausitzring teil.

Dort hatten wir einen 87-jährigen Teilnehmer -ausweislich Führerschein-,der mit seinem Z 3 M-Coupe Runden hinlegte,wo sogar die Instruktoren in ungläubiges Staunen gerieten.

Ich fahre solange tiefliegende Sportwagen,wie ich ohne mich mit Hand am Seitenschweller abzustützen aussteigen kann.
Es gibt es nichts peinlicheres als Fahrer,die nicht mehr in einem flüssigen Bewegungsablauf in ihre "Sporties" rein-und rauskommen.

Für die gibt es ja Cayenne mit 500+ PS oder demnächst -noch perverser-hochgelegte Crossover - Coupes (BMW X6).
Und wenn Opel das 3-türiges Antara-Coupe nächstes Jahr einführt,dauert es nicht lange, bis die hochgelegten Offroad-Sportwagen von BMW,Audi und MB auftauchen.Warum nicht auch von Porsche? Ein Panamera Crossover ist doch gar nicht so abwegig.

@autoserra
und warum hat der Audi TT gewonnen?
Im Karosseriekapitel war er vorne wegen zweier zusätzlicher Sitze,Gepäckraum und Funktionalität. Ausserdem gewann er das Kostenkapitel. Zudem attestierten die Tester ihm eine bessere Qualitätsanmutung und optimale
Allroundeigenschaften. In allen fahrdynamischen Kriterien konnte er dem Z 4 nicht annähernd das Wasser reichen.
Wie ich schon in einem vorherigen posting zu diesem Thread
ausführte: Der Audi TT ist ein sportlicher Wagen,das Z 4 Coupe und der Cayman sind Sportwagen.

Gruß Kühli

Hi All,
bin auch Kühlis Meinung. Die Porschis schaffen es halt einfach am besten beide Welten in einem Wagen zu haben. Den Sportwagen und den Alltagswagen. Wobei man in den Preisregionen vielleicht nicht mehr von Alltagsauto reden sollte. Solche kosten ca. nur ein Viertel.
Ich hab mal eine Lotus Elise getestet. Echt vom Feinsten. Aber für den Normalgebrauch mörderisch anstrengend. Für den Stadtverkehr übel, auf der Landstrasse ein Traum. Fährt sich anstrengender als ein Moped. Da hat bei mir dann doch ein wenig der Genussfaktor gefehlt den ich beim Porsche schon habe, wenn ich einfach nur mal etwas Gas gebe und den Sound geniessen kann.

Edi

Zitat:

Original geschrieben von Wallibelli


Hallo,

Ich fahre solange tiefliegende Sportwagen,wie ich ohne mich mit Hand am Seitenschweller abzustützen aussteigen kann.
Es gibt es nichts peinlicheres als Fahrer,die nicht mehr in einem flüssigen Bewegungsablauf in ihre "Sporties" rein-und rauskommen.

Ein taugliches Kriterium!

@Leitwolf, es muss ja nicht gleich ein Bentley sein. Gibt auch ein paar GTs in moderateren Preisregionen, z.B. den 6er BMW.

Auto und Besitzer ist ein interessantes Thema. Bin da eigentlich sehr tolerant, finde es sogar Klasse gereifte Herrschaften in jungen, wilden Autos zu sehen, z.B. ältere Herrschaften in Roadstern, denen man so richtig den Spass am puristischen Autofahren ansieht. Nur beim Boxster muss ich zugeben, wenn ich Männer im Alter von 50+ im Boxster sehe, jedesmal denken muss, dass es wohl für einen Elfer nicht gereicht hat...

Gruß
M.

Zitat:

Original geschrieben von Manolo22


Nur beim Boxster muss ich zugeben, wenn ich Männer im Alter von 50+ im Boxster sehe, jedesmal denken muss, dass es wohl für einen Elfer nicht gereicht hat...

Gruß
M.

Darum steige ich wieder vom 997S auf den Boxster um, bevor ich 50 bin!! 😛 😁

Gruß
Konni

Ähnliche Themen

Zitat:

Original geschrieben von Manolo22


...
Auto und Besitzer ist ein interessantes Thema. Bin da eigentlich sehr tolerant, finde es sogar Klasse gereifte Herrschaften in jungen, wilden Autos zu sehen, z.B. ältere Herrschaften in Roadstern, denen man so richtig den Spass am puristischen Autofahren ansieht.
...
Gruß
M.

Versteht mich nicht falsch.

Ich möchte weiß Gott niemandem die Freude an einem Sportwagen nehmen, nur weil er 50+ ist.

Bin ja schließlich selbst Mitglied in dem Club.

Meine Bedenken gingen nur dahin, dass oft das sportliche Fahrzeug nicht mit dem Fahrer harmoniert.

Es gibt wohl viele Leute, die sich mit den sportwagentypischen Nachteilen malträtieren (z.B. unbequemes Fahrwerk, beengte Platzverhältnisse, spartanische Ausstattung), nur weil sie hoffen, dass ihre Umwelt die dynamischen Eigenschaften des Autos auch auf den Fahrer projiziert.

Wer aber echte Leidenschaft für diese Art der Fortbewegung hegt, dem gönne ich das von ganzem Herzen - egal wie alt er ist.

Ich bin so ehrlich zuzugeben, dass meine Leidensfähigkeit in dieser Richtung mittlerweile sehr begrenzt ist.

Ein ansprechendes Auto mit stimmigem Interieur, einem satten Klang und guten Fahrleistungen ist für mich ausreichend.

@Manolo22
Nicht nur der Bentley, sondern auch der 6er BMW übersteigt meine finanziellen Möglichkeiten, da ich nur als überlasteter und unterbezahlter Ingenieur in einem Großunternehmen mein Dasein friste.

Zitat:

Original geschrieben von Leitwolf


Versteht mich nicht falsch.
Ich möchte weiß Gott niemandem die Freude an einem Sportwagen nehmen, nur weil er 50+ ist.
Bin ja schließlich selbst Mitglied in dem Club.
Meine Bedenken gingen nur dahin, dass oft das sportliche Fahrzeug nicht mit dem Fahrer harmoniert.
Es gibt wohl viele Leute, die sich mit den sportwagentypischen Nachteilen malträtieren (z.B. unbequemes Fahrwerk, beengte Platzverhältnisse, spartanische Ausstattung), nur weil sie hoffen, dass ihre Umwelt die dynamischen Eigenschaften des Autos auch auf den Fahrer projiziert.
Wer aber echte Leidenschaft für diese Art der Fortbewegung hegt, dem gönne ich das von ganzem Herzen - egal wie alt er ist.
Ich bin so ehrlich zuzugeben, dass meine Leidensfähigkeit in dieser Richtung mittlerweile sehr begrenzt ist.
Ein ansprechendes Auto mit stimmigem Interieur, einem satten Klang und guten Fahrleistungen ist für mich ausreichend.

 

Eine ehrliche und richtige Einstellung, die hier ja auch honoriert wird. Also wäre der Preisbereich so ca. TEUR 35-50?

Da gibt's doch durchaus ein paar Kandidaten (jetzt mal ganz ohne Markenbrille):

- TT 3.2
- Z4 Coupe 3,0si
- SLK 350
- Alfa GT / Brera
- Cayman ohne S

Einen mehr oder weniger guten Klang und ordentliche bis sportliche Fahrleistungen haben alle; was ein stimmiges Interieur ist, liegt im Auge des Betrachters...

So, ich hoffe das gibt genug Diskussionsstoff :-))

Konni, so ist's richtig! Irgendwann ist man doch für diese Mittelmotorkisten zu alt. Kann man schön bei Ferrari sehen. Die wilden Sportwagen haben alle Mittelmotor und bei den wunderschönen GTs ist es dann ein gediegener V12- Frontmotor. Man denke nur an den seeligen 456 GT! Ein klassisch-schönes Meisterwerk.

Gruß
M.

Zitat:

Original geschrieben von Manolo22


Konni, so ist's richtig! Irgendwann ist man doch für diese Mittelmotorkisten zu alt. Kann man schön bei Ferrari sehen. Die wilden Sportwagen haben alle Mittelmotor und bei den wunderschönen GTs ist es dann ein gediegener V12- Frontmotor. Man denke nur an den seeligen 456 GT! Ein klassisch-schönes Meisterwerk.

Gruß
M.

Ich glaube, Du hast die Smilies dahinter nicht richtig verstanden!! 😉

Aber vielleicht kommt`s auch daher, dass ich sonst auch einen Radical auf der Rennstrecke bewege! 😁

Gruß
Konni

Doch, habe nur den Smiley bei meinem Post vergessen 😁

Zitat:

Original geschrieben von Manolo22


Man denke nur an den seeligen 456 GT! Ein klassisch-schönes Meisterwerk.

Gruß
M.

welcher hier mittlerweile schon mit Sommerzulassung von 30jährigen Südosteuropäischen Mitbürgern anstelle des 7er BMW's bewegt wird ...natürlich mit geöffneten Fenster und der passenden Musik (zum Fahrer nicht zum Auto)

Schrecklich was manchen Auto's angetan wird 😁

Es muss sich hier um einen bedauernswerten Einzefall handeln. 😠

Hallo,

Das Schitzophrene an der ganzen Sache ist die einsetzende
Wiederentdeckung des alltagstauglichen Mittelmotorsportwagens.

Das hängt mit dem "Trend zum Authentischen" zusammen. Inzwischen hat es sich rumgesprochen,daß ein authentischer
Sportwagen einen Heckmittelmotor idealerweise in Saugausführung hat und wenig wiegt. Und er muss in weitesten Sinne alltagstauglich sein. Denn ich will mich als authentische Persönlichkeit outen.Wer nur zum Spazierenfahren,oder für ein paar Runden auf der Strecke so ein Auto nutzt, ist nicht glaubwürdig.Wer aber mit so einem "wilden Sportwagen aus Maranello" in 3 Jahren fast 75000 km fährt,
wenn's Winterreifen gegeben hätte noch 10000 km mehr,
dem nimmt man ab,daß er kein Proll ist, sondern so ein Auto
aus Überzeugung fährt.
Leider gab es den seligen 914/916 nicht mehr als Neuwagen,als ich mir meinen ersten zulegte.
Zeit meines Autolebens habe ich mich immer zum Heck-
Mittelmotor-Spotwagen mit festem Dach als hochdrehenden Sauger bekannt.
Also fing ich mit dem GTI 1976 an.(Es gab kein Bekenntnisauto.)
Als 1985 der erste MR 2 erschien,hatte ich sofort einen,obwohl mir 124 PS zu wenig war. Zwei weitere
(MR 2 II) 156 PS /175 PS kamen bis Mitte der 90 ziger hinzu.
Um meinen Leistungshunger zu befriedigen, kamen
1993 -2000 drei M 3 hinzu. Just for fun vorübergenhend eine Elise,aber wie gesagt mit den Offenen hatte ich es nicht.
Dann von 2000 -2003 gut 3 Jahre den besagten F 360.
Nach einem Zwischenintermezzo mit einem Z 3 M Coupe
nun der Cayman S,der mir leider auch zu wenig Leistung hat.
Wenn Porsche hier nicht nachlegt, ist mein nächster ein R 8 ab
Anfang 2008.

Wenn man von etwas überzeugt ist, muss man es auch leben. (Siehe mein Avatar).Nicht nur in schönen Zeiten,sondern auch in schlechten.Und was das Alter angeht, solange wie man glaubwürdig wirkt. Mit Krücke in einen Mittelmotorsportwagen ein- und aussteigen ist fürwahr nicht mehr authentisch.
In Geiste gilt es sich weiter zu bekennen, im Körper muß
man wohl oder übel dem Zug der Zeit Tribut zollen.

Da scheinbar solche Typen wie Kühli in Zukunft für die Autoindustrie immer wichtiger werden,baut man jetzt
immer mehr "Rennsportfeeling für 365 Tage im Jahr".

Ich nenne nur an neuen Projekten:

Lotus Europa S ab 9/2006 im Verkauf
Lotus Esprit neues Modell zur Entwicklung freigegeben.
Audi R 8 ab Frühjahr 2007 im Verkauf
Mercedes Benz P8 (interner Modellcode-Auftragsproduktion McLaren (MM-Sportwagen mit V8 Hochdrehzahlsauger ab 100 TSD €) ab 2008.
Auch bei BMW rumort es.Den Nachfolger vom Z 8 wird man aus Kostengründen (Geringe Stückzahl) wohl mit Frontmittelmotor bauen.
Dafür - das löst jetzt wieder viele Spekulationen aus -wird
intensiv geprüft,ob der Nachfolger des Z 4 ab 2009/2010
einen Heckmittelmotor erhält.

Denn BMW ist sich klar darüber,daß gerade " sie "
bei der Wiederentdeckung " des authentischen Alltagssportwagen " nicht außen vor bleiben können.

Gruß Kühli

aber du hättest dir anstelle des 1er GTI in '76 auch gleich
einen der seligen 100ps/2liter 914 neu kaufen können.
den gab's zu diesem zeitpunkt nämlich noch neu...

mfg

@ 325 i- touring
Soweit ich mich erinnern kann, war in 11/76 als ich spontan ein GTI bekommen konnte die Prod. des 914 schon beendet.

Gruß Kühli

Kühli, Du solltest eine Kolumne bei ams bekommen!

Alltagstauglicher authentischer Mittelmotorsportwagen klingt wie Musik in meinen Ohren!

Gruß

M.

P.S.: Wie war der 360?? Ein paar Impressionen wären von Interesse!

Hallo Manolo22 und alle anderen.

Impressionen über fast 75.000 km Ferrari-Fahren. Interessiert das wirklich?!?
Scheinbar ja. Unzählige Menschen haben mich gefragt. Wie ist das? Was fühlt man? Wie reagiert die Umwelt? Wie teuer ist das? Und und und ...
Ich weiß nicht recht, ob das hierhin gehört. Einige Forum-Mitglieder – auch aus anderen Foren – haben mir dazu PN’s geschickt. Denen hab ich meine Impressionen aufgeschrieben.
Ich habe den Mut und stelle einen großen Teil jetzt hier ein. Auch wenn der Mod die Texte wieder rausschmeißt. Leider gibt es hier kein Ferrari-Forum. Sonst hätte ich sie schon längst eingestellt.

Was Ihr hier lest ist ungefiltert, authentisch – nichts als das pure „Kühli-Empfinden“.
Jeder der es liest, soll sich seine eigenen Gedanken machen. Weitergehende Fragen/Wünsche beantworte ich gerne per PN.

Wenn´s einer gut findet, freue ich mich.
Wenn´s einer nicht gut findet, dem gebe ich den Rat, sofern er wirklich „Benzin im Blut hat“, SELBER FAHREN.

Ich habe von April 2000 bis Herbst 2003 einen neuen F360 mit F1-Getriebe als Coupé gefahren. Als ich ihn verkaufte (nach Italien) hatte er etwa 73500 km drauf.
Der Hintergrund für die Anschaffung dieses Autos war beruflicher Art.
Es war sehr wichtig, meinen Kunden in der Autobranche aus eigener Erfahrung und mit eigenem Geld sagen zu können, dass ich vom smart bis zum Ferrari alles selbst gefahren habe und keiner etwas über die Bedeutung von Autos für das Selbstwertgefühl und seine Auswirkungen im sozialen Umfeld erzählen braucht.

„Nur wer den Gipfel selbst besteigt ist frei und unabhängig“ (Copyright by Kühli).

Ich war insgesamt sehr zufrieden mit dem Auto. Es gab etliche Kleinigkeiten zu beanstanden, die heute bei
Großserienautos kein Thema sind. Das waren aber Dinge, die den eigentlichen Zweck, für den ich dieses Auto haben wollte, nicht wesentlich beeinträchtigten. Hinzu kommt ein weiterer Faktor, der dies relativiert. Wenn man ein Auto in sein Herz geschlossen hat, dann verzeiht man ihm seine kleinen Macken. Es ist im Grunde wie in einer glücklichen Beziehung. Es kommt immer auf die Schmerzgrenze an, die man sich selbst setzt. Die war bei diesem Auto längst nicht erreicht.

Ich hab viele Autos bisher gefahren, etwa 100 eigene, mehrere 100 weitere, aus allen Klassen, allen Preislagen, die mir von meinen Kunden gestellt wurden. Keins hat mir den emotionalen Mehrwert vermittelt, wie dieser Ferrari.
Wenn einer annähernd 75000 km fast immer alleine in diesem Faszinoso zugebracht hat, wird er automatisch Bestandteil desselben. Das kann kein Außenstehender nachvollziehen. Du sitzt 2Ocm über der Fahrbahn und schaust permanent im Rückspiegel auf diesen Alu-Gitterrohrahmen, in dem eine monströse Maschine
deinen Befehlen gehorcht.
Dieses Gefühl des Eins sein von Mensch und Maschine vermittelt kein anderer Sportwagen besser.
Da waren aber noch weitere Dinge, die die Rennsportatmosphäre authentisch rüberbrachten.
Das F1 Getriebe zum Beispiel: Ich kannte es ja schon aus meinem M3,hier war´s aber ein himmelweiter Unterschied. Brrr,klack,Brrr,klack, Brrr, klack usw.
Und dann das Runterschalten im Sportmodus, wenn das System automatisch Zwischengas bis an die Drehzahlgrenze von 8500 min-1 gab, da lief einem der Schauer über den Rücken.

Andererseits konnte dieses Auto so zivil wie ein Gentleman sein.
Wir haben im Rheinland ein Haus mit integrieter Doppelgarage. Darüber schläft mein Sohn. Wenn ich nachts in die Garage fuhr, hat er fast nie was mitbekommen. Kein Mensch im Dorf hat sich je wegen Ruhestörung beschwert.

Die unterschiedlichen Fahrprogramme ermöglichen heute diese breite Charakteristik. Wenn ich den Sportmodus fuhr und mal die Sau rausgelassen hab, wusste das halbe Dorf schon auf drei Kilometer Entfernung: Kühli kommt!

Alles was das Fahrerische angeht, beherrschte dieses Auto nahezu perfekt. Eine Lenkung, mit der man in der Kurve auf den Zentimeter dirigieren konnte. Eine Getriebeübersetzung, wie sie besser nicht sein kann. Pedale, Lenkrad, Sitzanordnung - perfekt. Für große Fahrer ist die Ruhestellung des linken Beins unbequem, weil das Radhaus stört.

Die Krönung war der Motor.
Man konnte ihn im 5.Gang mit 50 fahren, ruckfrei beschleunigen. Ein dumpfes Grollen setzte ein. Wies dann weitergeht hast Du bestimmt oft genug gelesen. Man muss es selber erleben.
Die Bandbreite der Motorakustik ist unfassbar. Das Faszinierende ist, man kann es selbst dirigieren. Du bist der Konzertmeister, die Maschine setzt alles sofort um.

So nun noch einiges zur Fahrbarkeit.
Im April 2001 bin ich an einem Sonntag morgen um 8.15 Uhr am Schliersee in Bayern weggefahren. Für die fast 700 km nach Neuss hab ich knapp 4 Stunden gebraucht. Inkl.1 Tankstop. Über München Ost, Nürnberg, Frankfurt, Köln.
Das war ein Schnitt von über 175 km/h. Unter Beachtung der Verkehrsregeln (20km/h Toleranz) hab ich alles aus der Kiste rausgeholt. Nach dem Mittagessen musste ich mich 2 Stunden hinlegen. Ich war ziemlich fertig.
Wenn man voll Speed fuhr, war das Auto anstrengend. Zum einen wegen der Geräusche. Über 260 km/h ging´s ziemlich auf die Ohren. Bei längerer Fahrt auf die Nerven.
Zum anderen wegen der Aerodynamik. Die hat auf unseren Autobahnen nur selten funktioniert. Da der F 360 einen flachen Unterboden hat, braucht man eine topfebene Fahrbahn, damit der Sogeffekt entsteht. Auf der Rennstrecke z.B. in Hockenheim auf den langen Geraden lag er bei Tempo 280 und mehr perfekt, auf der Straße je nach Fahrbahnbeschaffenheit unruhig bis schwer beherrschbar. Mit einem ausfahrbaren Heckflügel wäre dieses Problem gelöst.

Und noch etwas zur Fahrbarkeit.
Der F360 hatte noch kein ESP, sondern eine Schlupfregelung mit je nach Fahrprogrammen unterschiedlichem Eingriff.
Bei Regen und Nässe hab ich mich zurückgehalten. Man muss sich immer bewusst sein, dass ein Mittelmotorauto einen deutlich schmaleren Grenzbereich hat.

Wenn's nass war und im Winter, hab ich den Ferrari weniger genutzt. Da war er nicht so angenehm zu fahren. Primär wegen der Scheibenwischer und Klimatisierung. Sie können einfach keine Autos für Nordländer bauen. Das größte Problem war die ausgeprägte Beschlagneigung der Scheiben bei Regen und Nässe. Die Klima war da überfordert.

Was ich sonst noch erlebt habe:
Du musst Dir klar sein, Ferrari-Fahrer sitzen immer auf dem Präsentierteller. "Talk of the town car". Habe aber festgestellt, dass die meisten positiv eingestellt sind. Nun fuhr ich das Auto ja in einer Zeit, in der Ferrari Jahr für Jahr Weltmeister wurde.

Jüngere Leute, die noch Träume haben, reagieren mit positiver Begeisterung. Ab etwa 40-45 setzt eine gewisse Reserviertheit, vielleicht Neid ein. Diese Menschen hatten Träume. Sie werden sie nicht realisieren können.

Es gibt kein Auto mit mehr Überholprestige. Wenn Du immer freie Bahn haben willst, und Dein Punktekonto schonen musst, fahr' Ferrari. Das artete bis zur Peinlichkeit aus. Meistens wollte ich gar nicht rasen. Deine Umwelt erwartet das! Wo bleibt der Sound? Wo bleibt der Schub?

Man hat mir am Anfang prophezeit, dass irgendwann mein Lappen weg sei. Nichts von alledem. In der ganzen Zeit eine einzige Knolle. Für 15 € (9 km/h).

Es ist schon seltsam, wenn Du damit auf dem Aldi-Parkplatz stehst.
Deine Mitmenschen machen sich ihre Gedanken. Und du fragst Dich, ob Du hier am falschen Platze bist?

Ich war sicher keiner von den üblichen Ferraristi. Bin nie zu Treffen gefahren, hab keine VIP-Vorzüge im Owners-Club in Anspruch genommen. Das ist nicht meine Welt. Ich war nie auf Sylt oder in Monaco mit dem Auto.
Ich hab "Ferrari gefahren", weil es Spaß gemacht hat und weil ich einmal im Leben die Krone des Sportwagenbaus selbst erfahren wollte. Ich bin nicht süchtig geworden, brauch ihn nicht für mein Ego.

Nach einer Woche bin ich mit dem neuen F 360 zur Waschanlage gefahren.
Hab' mich angestellt wie jeder andere auch. Man kam ins Gespräch, einer fragte, ob ich das Auto in der Waschanlage reinigen lasse. "Warum denn nicht?“, fragte ich zurück, der wird behandelt wie jedes andere Auto auch!"
Das kann man doch nicht machen: "Ein Ferrari ist ein Heiligtum, das Waschen in der Waschanlage sei eine Schandtat". Manchmal haben mich die Mitmenschen nicht verstanden, manchmal ich sie nicht."

Ich will nicht verhehlen, dass man mit so einem Auto beim anderen Geschlecht Eindruck macht. Ich habe das Problem auf elegante Weise gelöst. Nach zwei solchen Situationen habe ich ein deutlich sichtbares Foto von meiner Frau und von meinem Sohn ans Armaturenbrett befestigt. Danach war Ruhe. Ich kam etwas in Erklärungsnot beim Weiterverkauf, weil das Leder des Beifahrersitzes matt und neu aussah, der Fahrersitz wie eine Speckschwarte glänzte. Neben mir hat kaum jemand gesessen. Auch mein Sohn und meine Frau nicht. Sie wollten nicht permanent auf dem Präsentierteller sitzen. Die fuhren lieber meinen RS4. Wenn's an die Nordsee zu unserem Zweitwohnsitz/Firmenfiliale ging, haben sie meistens gesagt. Fahr du im Ferrari, wir nehmen den Audi.

Völlig schitzophren wurde es, wenn ich einmal mit dem roten Auto - übrigens "Rotes Auto" steht in der Tat für Ferrari.- ein anderes mal mit meinem aufgemachten smart fortwo vorfuhr. Nein, das schnallten sie nicht mehr, da kam sich das Publikum wie im Science-Fiktion-Film vor. Ich hatte mit meinem 75-PS smart genau so viel Spaß wie mit dem Ferrari. Im smart wusste ich anfangs nie, ob ich vom Publikum an- oder ausgelacht wurde, im Ferrari erkannte ich oft meine Gönner und Neider.
Das war in meinem Fall nicht so dramatisch, weil ich dabei Kühli geblieben bin. Die meisten haben's mir gegönnt. "Kühli lebt Auto", so wie ihm der Gasfuß gewachsen ist." Der schert sich ein Käse drum, was andere sagen."

Als wichtigste Erkenntnis aus diesen 3 1/2 Jahren nehme ich folgendes mit:
Ob es nur zu einem smart oder für einen Ferrari reicht. Die Außenwirkung mag eine andere sein, ansonsten ändert sich nix. Weil ich oben war, bin ich heute freier und unabhängiger. Ich muss mir und meinem sozialen Umfeld nix mehr beweisen. Das gibt einem das gute Gefühl, die Prioritäten aus Überzeugung zu setzen und nicht aus vordergründigen Zwängen.

Den nachhaltigsten Eindruck dieser Zeit hinterließ folgende Situation:
An einem frühen Sonntag morgen stand ich in Köln vor einer Fußgängerampel.
Am Überweg wartete eine junge Mutter mit ihrem kleinen Steppke auf grün. Der saß in seinem Sportwagen. Er konnte gerade laufen. Ich sah, wie er mit der Hand auf mein Auto zeigte, seine Mutter am Mantel zupfte und hoch zu ihr sagte "Ferrari." Ich hab's dem Kleinen von den Lippen abgelesen.

In diesem Moment wurde mir klar, was Mythos heißt:
"15 Monate, erste Gehversuche: Mama, Papa, Ferrari !"

Den gravierendsten Unterschied zwischen einem Porsche und einem Ferrari habe ich mal in einem Artikel zum Ausdruck gebracht:
" Ein Porsche ist deutsche Sportwagenperfektion,
Ein Ferrari italienische Sportwagenfaszination."

Viele Grüße Kühli.

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