Ich überhole ein Getriebe - Projektvorstellung

VW Käfer 1302

Hallo,

um Getriebe habe ich bisher einen Bogen gemacht. Im Rep-Leitfaden weitergeblättert ... Käfergetriebe sind langlebig, wenns kaputt geht, dann sucht man sich einen Ersatz etc. Austauschgetriebe gibt es so um die 2000 Euro. Viel Fachwissen und viel Erfahrung nötig etc. Ihr wisst schon.

Dann habe ich mich aber doch mal richtig eingelesen (Synchronisationsprinzip, Schiebemuffen, Verzahnungsverhältnisse, Trieblingseinstellungen etc.) und mein Interesse ist geweckt. Im Kopf kann ich jede Funktion des Getriebes mittlerweile im Schlaf herleiten :-)

Dann habe ich nach und nach das ganze Spezialwerkzeug gesammelt. Ich habe sogar VW 385 und VW 294.

Ich möchte hier das Projekt Schritt für Schritt vorstellen und hoffe meine fehlende Erfahrung mit euch ausgleichen zu können.

Bitte nicht über mich herfallen, es macht kommerziell keinen Sinn, etc. etc. und überhaupt (siehe oben). Meine Hoffnung ist aber, da eine kleine Getriebeproduktion hinzubekommen und sich im Umfeld helfen zu können bei den Projekten. Macht letztlich einfach Spaß.

Ich spezialisiere mich erst mal auf Schräglenker-Hinterachse und Schaltgetriebe ohne selbstsperrendes Differntial. Das sind dann AM (kurz), AH (lang) und AT (extra-lang = "freeway flyer"😉.

Mein erstes Projekt ist ein AM-Getriebe und die Kosten gering zu halten.

Meine Quellen:
- VW Rep-Leitfaden 1967 bis 1974 (nach Baugruppen) und dazu die ganzen Technischen Merkblätter (hochinteressant)
- VW 1302 Ersatzteillisten, Bildkataloge
- VW Rep-Leitfaden Typ 1 1975
- You-tube Videos hauptsächlich aus USA (EZGZ Transmission Tips and Tricks)
- Flat4 Webseite, Blogs etc.

Viele Grüße und viel Spaß beim lesen und Danke im Voraus für jegliche Hilfe
Tobias

71 Antworten

Zitat:

@magicpotion schrieb am 19. Juni 2022 um 22:23:00 Uhr:


Hey Tobias,

echt der Knaller. ich habe schon mal rumgefragt wegen

Plastik-Glasstrahlen

hier bei uns in der Nähe. Nächste Woche fahre ich mal zum alten Bamotec - der wqeiß sicher eine Tp Adresse. Melde mich bei Dir.

Was soll den das bitte? " Plastik-Glasstrahlen " das gibts nun schon mal gar nicht!
Entweder Kunststoffgranulat oder mit Glas Perlen strahlen, was auf jeden Fall viel zu hart ist und unebeheiten hinter lässt.
Das mal kurz zur Richtigstellung.

Die kleine Ungenauigkeit sei ihm vergeben :-)

Wie hält eigentlich das Endmaß VW 385/17 am Triebling, kann man hier vier Magnete erkennen?

Die M7 Stehbolzen vom VW Getriebe waren bei mir noch in Ordnung, doch für das Zündapp Getriebe habe ich Zahlreiche aus dem Vergütungsstahl V320 (42CrMo4, auch 1.7225) nachgefertigt, denn, wie viele genormte Teile finden die offenbar schon lange keinen Produzenten mehr.

Umgekehrt verhält es sich mit den Federringen. Längst wegen ihrer Nutzlosigkeit aus der Norm geworfen, werden sie noch immer produziert, vielfach in schlechtester Qualität. Man baut sie am besten nicht mehr ein und begnügt sich mit Beilagscheiben und den richtigen Anzugsmomenten.

Bei Verschraubungen im Leichtmetall ist der Stehbolzen der Schraube überlegen, weil die Friktion in der Mutter stattfindet und das Gewinde im Magnesium geschont wird.

Mit einer Dichte um 1,74 g pro Kubikzentimeter ist es deutlich leichter als Aluminium, dem es in Bezug auf Festigkeit nicht nachsteht.

Auf der Seite der Nachteile finden sich die Neigung zum Kriechen und eine deutlich höhere Empfindlichkeit gegenüber Korrosion. Deshalb sollte die metallisch blanke Oberfläche vor Sauerstoffangriff geschützt werden- VW hat das längst durch Ölung von innen gelöst.

Entfällt diese, so sollte das Getriebe neu lackiert werden, was ich nach dem Entfernen von Dreck, Oxydationsprodukten und losen Lackresten schließlich durchgeführt habe, irgendeine Art von Strahlen ist dem nicht vorausgegangen.

In der Hoffnung, dass dabei Nützliches für Dich dabei war, viel Erfolg und liebe Grüße aus dem fernen Wien

Inschinehr

Stehbolzen aus V320
Rückfahr- und Geländegang

Hallo Kollege ;-)

Endmaß 385/17 hat 4 Magnete, siehe Foto.

Verstehe ich das richtig, das Stehbolzen die offen in Richtung Getriebeinnerem zur Verhinderung von Korrosion lieber nicht eingedichtet eingesetzt werden sollen, damit das Getriebeöl den Stehbolzen benetzen kann? Du schreibst so schön kryptisch :-)

Bin auch mit Hilfe hier aus dem Forum deutlich weiter bei Kunststoffstrahlen gekommen. Glasperlen pro / Kontra etc.

Werkzeug 382/3 und 456 heute angekommen. Dazu beim Original Teiledienst bei VW (vor Ort) für Kleinteile bei 385 weiter gekommen.

.jpg
Ähnliche Themen

Sortiersystem

Aus den abgetippten Teilelisten habe ich mir Etiketten ausgedruckt und haben ein Sortiersystem entwickelt.

Ich demontiere und sammle alles Originale in 1 Set und habe gespiegelt in einem identischen Kasten dann Neuware oder bereits aufbereitete Teile.

Nichts wird weggeworfen, zu wertvoll für Ansicht oder evtl. Aufarbeitung.

Mit 2 mal 2 Kästen kommt man ganz gut hin.

Die ganzen Teile der Wellen denke ich in DIN A5 Kästen mit Unterteilungen zu sammeln um nicht durcheinander zu kommen.

Damit sind meine Eierkartons Geschichte :-)

.jpg
Asset.JPG
Asset.JPG
+1

Verdrehflankenspiel

Mit VW 381/11 und VW 382/3 konnte ich gestern das Verdrehflankenspiel ermitteln. VW 381/11 klemmt den Triebling am Wechselgetriebe fest. VW 382/3 presst das Ausgleichgetriebe zusammen. Dadurch kann man das Ausgleichgetriebe etwas hin und herbewegen und dadurch das Verdrehflankenspiel ermitteln. Dazu ist am 382/3 ein Meßhebel, der genau in der Einbaulage des Trieblings sich befindet. Dazu gibt es einen Meßaufbau mit VW 381.

Gemessen wird 4 mal alle 90°.

Ergebnis: Außerhalb der Spek. Man hört ein Klon Klonk. Ich habe extra alles vorschriftsgemäß festgemacht mit 35 Nm. die einzige möglich Fehlerquelle ist, das ich in Kopflage gemessen habe statt wie auf dem VW Bild in Seitenlage.

Gemäß VW Formel wäre jetzt für ein besseres Spiel die Einstellscheiben S2 und S1 anzupassen. Das Kegelrad muss näher an den Triebling.

VW gibt die Formel: Verdrehflankenspiel + 0,2 mm Erhöhung. Also müsste eine Scheibe 0,2 mm dicker werden, die andere 0,2 mm dünner.
Das werde ich aber alles beim Einbau noch mal genau einstellen.

Ist aber schon ein guter Hinweis.

VW 381/11 in Aktion
VW 382/3 montiert
Messuhraufbau mit VW 387
+1

Ist eher die Frage an welcher Stelle sich die Zähne berühren. Läuft das Kegelrad in der Mitte muß das Tellerrad näher herangeschoben werden. Läuft das Kegelrad vorne, muß es weiter in Richtung Achse Tellerrad verschoben werden. Sowohl Kegel als auch Tellerrad sollten sich in der Mitte der Zähne berühren und entsprechend eingestellt werden. Am besten mit Touchierfarbe testen an welcher Stelle es läuft. Das Spiel muß zusätzlich dazu auch noch stimmen. Viel Spaß beim Einstellen. Alles unter fünf Versuche ist schon sehr gut!!
Naturlich müssen vorher die Lager des Diffs eingestellt sein, da diese auch das Spiel des Kegel- / Tellerrades beeinflussen.

Danke für diesen Post. Ich habe auch schon mich etwas in die Tragbildkontrolle eingelesen. Man bekommt mit relativ wenig Aufwand wirkliche Einblicke. Leider ist mein Wechselgetriebe nun schon draussen. Aber beim Einbau werde ich das so kontrollieren. VW geht halt sehr auf die Messungen. Auch ist der Triebling „Ist“ ja durch das Abmaß (hoffentlich) richtig. Das wäre auch ein hoher Aufwand, mehrmals das Wechselgetriebe raus zu drücken und als andere Scheiben S3 zu versuchen.

Bei so alten Gehäusen und zahnrädern, weiß man nie, ob da achon was verbastelt ist, oder das Gehäuse noch 100% i.O. ist. Also alles prüfen ggf. nachkorrigieren. Lieber nochmal zerlegen und zusammenbauen, als hinterher das Ding in die Tonne kloppen müssen. Die Erfahrung lehrt, die aufgestanzten Maße stimmen meistens, aber halt nur meistens.

Messung des Reibmomentes Wechselgetriebe

Davon ist zwar im RLF keine Rede, aber ich habe mir gedacht so als vorher/nachher Vergleich das Reibmoment Wechselgetriebe zu bestimmen. Habe also mit durch 382/3 festgeklemmten Ausgleichsgetriebe und (historischer) Drehmomentlehre das ganze Wchselgetriebe im Leerlauf gemessen. Komme so auf 3 Nm. Mal sehen wie das nach Zusammenbau wieder ist.

Messungen.jpg

Hier stellt sich die Frage nach eingelaufenen oder neuen Lagern. Neue Lager benötigen mehr Reibmoment. Bei manchen Getrieben sogar erheblich mehr.

Sind „Ist“ alle eingelaufen. Die Lager muss ich noch bewerten ob und welche ich ersetze.

Zitat:

@supertobs139 schrieb am 25. Juni 2022 um 17:54:10 Uhr:


VW geht halt sehr auf die Messungen.

Bei den neueren Getrieben taucht die Tragbildkontrolle nicht mal mehr im RLF auf, da wird nur nach Maß eingestellt. Ich frage mich aber auch immer in wie weit die Tragbildkontrolle an einem gelaufenen Triebsatz noch 100%ige Ergebnisse liefert.
Käfergetriebe mache ja gerne mal im Schiebebetrieb Geräusche, das ist m.E. ein Zeichen dafür, dass der Triebsatz nicht mehr in der richtigen Einstellung läuft (und dann auch die Zähne an anderer Stelle verschleißen).

Je genauer die Fertigung, desto weniger muß man natürlich einstellen. 1970 war das Zylindermaß +- 0.015 mm, 2000 +-0.0015 mm. Wird im Getriebe ähnlich sein. Faktor 10 in der Toleranz ist schon eine Ansage. Heute baut Mahle noch 1 Zylinder und einen Kolben für einen luftgekühlten Motor. Früher gab es 5 später 3 Toleranzklassen. Ach die Zylinderhöhe ist von 2 auf 1 Toleranzklasse zusammengestrichen worden. Und beim Gewicht gibt es auch nur noch 1 Kolben statt 5.

Wechselgetriebe herausgedrückt

Nach der ganzen Messerei bin ich heute einen großen Schritt weiter gekommen, ich habe das Wechselgetriebe herausgedrückt.

Mit Nachbau VW 381/14 die Rundmutter am Triebling gelöst, mit VW 296 das Wechselgetriebe herausgedrückt und dann stilecht auf VW 456 platziert.

Die Muttern M8 des Wechselgetriebe-Gehäuse sind nur 8er Festigkeit. Einige Stehbolzen kamen mit raus, viele fertig. Papierdichtung nur in Fetzen.

Ich musste mit VW 296 kraftvoll Hebeln aber nicht zu stark. Geht es zu leicht, ist das Gehäuse fertig. Fühlte sich als Pressfittung genau richtig an.

Ziemlicher Schwapp an Altöl :-) kam mit raus. Wieder ein Argument regelmäßig zu tauschen. An den Schaltkabel klebt richtig etwas Ölfilm.

Alle Zähne an den Zahnrädern, nichts wirkt stark eingelaufen. Habe dann nur noch Rückwärtsrad herausgenommen. Die Rückwärtsschaltgabel ist etwas eingelaufen.

Scheibe S3 vermessen mit ist 0,6 mm mit neuer Bügelmessschraube.

14 Nachbau.jpg
VW 296 Hebel.jpg
Kraftvoll druecken.jpg
+3
Deine Antwort
Ähnliche Themen