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Herstellungsort Cruze?

Chevrolet Cruze

Hallo Cruze-Fahrer,

weiß einer von Euch, wo der Cruze hergestellt wird? Ist es auch ein umetikettierter Daewoo oder ein "richtiger" Chevy made in USA? Ich konnte die Info so schnell nicht finden.

Gruß,
Daniel,
Chevyfahrer.

Beste Antwort im Thema

Es gibt zwei Möglichkeiten, mit denen man in Europa und Deutschland bei vergleichsweise sehr hohen Kosten noch Autos produzieren kann:
1.) Ich verkaufe unglaublich viele Autos, so dass ich allein über die ausgestoßene Menge die Produktionskosten reduzieren kann.
2.) Ich verkaufe die Fahrzeuge mit einem derartigen preislichen Aufschlag im (primär europäischen) Markt, so dass ich die hohen Produktionskosten darüber wieder einspielen kann.

1.) ist der Weg, den Hersteller wie Peugeot, Citroen und Opel (jetzt mal bewusst, wie in Deutschland ja "gefühlt", außerhalb des GM-Konzerns betrachtet!) in den letzten Jahren gegangen sind, der aber in einem schrumpfenden Markt zunehmend nicht funktioniert. Insbesdondere auch deswegen, weil das Flotten- und Mietwagengeschäft hohe Verluste bei den Herstellern produziert.

2.) ist der Weg, den die deutschen Premium-Hersteller (Audi, BMW-Konzern, Daimler) gehen, der aber außhalb des europäischen Marktes nicht durchsetzbar ist (weswegen die Fahrzeuge dort im Verhältnis viel günstiger angeboten werden müssen und die Produktion für diese Märkte zunehmend auch aus Deutschland weg verlagert wird).

Da keiner der beiden Wege ein Königsweg ist, setzen alle großen Hersteller-Konzerne - wie Fiat, Ford, GM, VW - zunehmend auf eine Mischung der beiden Wege: Aufstellen des Konzerns entlang einiger weniger Plattformen, die im Konzern je Marke gesondert genutzt werden können. Produktion der Fahrzeuge jeweils an Orten, die dem Preisniveau der Absatzmärkte entsprechen. Dabei ist VW bereits sehr weit, GM holt auf, Fiat folgt.

Was bedeutet das nun für die Adam Opel AG und die Marken Opel sowie Vauxhall?

Die Adam Opel AG darf, und das ist immer wieder von "new GM" seit 2009 betont worden, jederzeit auch Fahrzeuge der Marke Opel in anderen Märkten außerhalb des europäischen Marktes verkaufen. Aber, und das ist die Bedingung, der dabei zu rechnende Business-Case muss im Rahmen einer Mittelfristplanung ein zumindest ausgeglichenes Ergebnis für den neuen Markt aufweisen. D.h. durch die Etablierung der Marke Opel in anderen Märkten darf sich der Verlust von Opel nicht noch weiter erhöhen. Das ist verständlich, bei mehr als einer halben Milliarde Euro Verlust allein in 2011.

Betrachtet man die Entwicklung der Adam Opel AG als Träger der Marken Opel und Vauxhall, scheint es nicht einen Fall zu geben, in dem bislang ein ausgeglichener Beitrag dargestellt werden konnte. D.h. die Etablierung der Marken auf weiteren Märkten würde die Verluste der Adam Opel AG weiter erhöhen. Es ist daher populistisch, weil einfach klingend, immer wieder den Ruf nach den "neuen Märkten" erschallen zu lassen, es würde die Situation der Adam Opel AG aber noch verschlechtern. Dieser Ansatz ist also Unsinn.

Was bleibt dann noch?

Zunächst einmal die Erkenntnis, dass eine Lösung aus eigener Kraft der Adam Opel AG nicht möglich sein wird. Wenn überhaupt noch eine Lösung gefunden werden kann, dann nur eine GM-Konzernlösung. Das bedeutet aber auch, dass die Adam Opel AG und ihre Mitarbeiter sowie die sie vertretenden Gewerkschaften endlich einmal "in GM" ankommen müssten. Nicht GM ist auf die Adam Opel AG angewiesen, sondern die Adam Opel AG auf GM. Allein, ich habe Zweifel, ob dieses Gefühl sich absehbar einstellen wird. Allein das macht für mich die Lage problematisch.

Mag nun wieder der Kriegsruf ertönen: "GM ist auf die Adam Opel AG angewiesen, da dort das Know-how der deutschen Ingenieure steckt." Ja, dem stimme ich auch zu. Allerdings muss man dann auch ganz klar eines sagen: Das betrifft das Entwicklungszentrum Europa, nicht die Produktion bei der Adam Opel AG. D.h. wir reden über vielleicht 500 Arbeitsplätze, die sich mit dieser Begründung retten lassen.
Keinen Einfluss hat dieses Argument aber auf die viel zu hohen Produktionskosten für Fahrzeuge einer Marke wie Opel. Denn eines wird Opel nicht gelingen: Kurz- bis mittelfristig auf ein Preisniveau der deutschen Premiummarken Audi, BMW, Mercedes, Mini und Porsche zu kommen.

Bliebe also nur die Produktion von Fahrzeugen im Premium-Segment: Innerhalb von GM nimmt diese Aufgabe die Marke "Cadillac" war. Diese ist aber im europäischen Markt bislang nicht etabliert. Sie soll zwar, nach den Planungen von GM, hier ausgebaut werden, aber auch nur mittelfristig sind hier noch keine Aktivitäten wirklich erkennbar. Derzeit beschränkt sich GM darauf, über einige wenige Händler einige ausgewählte Luxusfahrzeuge dieser Marke mit "europäischer Ausrichtung" in Europa zu verkaufen. Das hilft der Adam Opel AG nicht.

Bleibt der teilweise bereits begangene Weg, für andere Konzernmarken zu produzieren:

- Buick: Der Buick Regal wird gemeinsam mit dem Opel Insignia bereits in Rüsselsheim produziert. Ob diese Produktion kostendeckend ist, beantwortet weder GM noch Opel. Es darf aber mit dem Blick auf andere Autohersteller bezweifelt werden, da allein auf Grund des Wechselkurses sich ein Export von Europa in die USA nicht anbietet. Deswegen bauen alle großen deutschen Hersteller derzeit ja Kapazitäten direkt in den USA auf.

- Chevrolet: Der - dem Regal und Insignia technisch ähnliche - Malibu wird für den Weltmarkt in Süd-Korea bei GM Korea produziert. Von dort kommen auch die in Europa angebotenen Chevrolet-Modelle. Das hat auch den Hintergrund, dass Chevrolet Europe historisch bedingt eine Tochter von GM Korea ist. Und deren Europageschäft wirft, darf man der koreanischen Presse glauben, satte Gewinne ab. Was spricht nun also dafür, die Produktion in Süd-Korea nicht weiter zu erhöhen und den europäischen Chevrolet-Markt nicht komplett aus Süd-Korea auch weiterhin zu bedienen. Wirtschaftlich, meine ich, nichts. Selbst die diskutierte Produktion von Chevrolet Cruze im Opel-Werk in Polen kann nur teurer sein, ohne das man erkennbar hierdurch etwas gewinnt. Noch unverständlicher ist das Argument, den Chevrolet Orlando in Bochum, dem teuersten (oder direkt gesagt: unwirtschaftlichsten) aller Opel-Werke zu produzieren. Denn in jedem Fall müssten dann die Preise für die in Europa angebotenen Chevys deutlich steigen.
Ein Preisanstieg würde aber auch den Druck auf Opel erhöhen, die Preise zu erhöhen, was ebenfalls nicht gut gehen wird.

Was bedeutet dies nun in Summe?

GM muss endlich eine Lösung für seine deutsches Tochterunternehmen Adam Opel AG finden. Und diese Lösung - schaut man den wirtschaftlichen Realitäten ins Auge - kann nur in einer konsequenten Umstrukturierung der Adam Opel AG liegen:

- Nutzung des deutschen Know-hows in der GM-Automobilentwicklung weltweit.

- Eröffnung eines Wettbewerbs zwischen den Opel-Werken in Europa und den GM-Werken in Süd-Korea über eine Opel- und Chevrolet-Produktion (einschließlich der Motoren- und Getriebefertigung in den Powertrain-Werken). Sofern sich die europäischen Werke hier nicht durchsetzen können (was ich für absehbar halte): Einstellung der Produktion in den europäischen Werken, soweit diese auf dem Weltmarkt nicht mehr wettbewerbsfähig sind (was ausser Rüsselsheim und dem Werk in Polen sowie dem Powertrain-Werk in Wien vermutlich für alle Werke gelten wird).

- Ersetzen der Marken Opel und Vauxhall in den nächsten fünf Jahren durch die Marke Chevrolet auf dem europäischen Markt.

- Anbieten der nicht mehr benötigten Werke an die deutsche Automobilkonkurrenz (die diese aber vermutlich nicht wird haben wollen). In der Folge: Abwicklung.

Das mag ein politisch inakzeptables Ergebnis sein. Aber ich halte es für wirtschaftlich absoult folgerichtig und notwendig. Opel und Vauxhall sind Marken, die niemand - auch GM - mehr benötigt. Und die sich unter den gegebenen sowie absehbar änderbaren Rahmenbedingungen nicht mehr wirtschaftlich in Europa produzieren lassen. Warum?

Die Standard-Aussage von GM ist, dass die Marken Chevrolet sowie Opel/Vauxhall sich keine Konkurrenz machen. Betrachte ich mich, einen mittlerweile überzeugten Chevrolet-Fahrer, stimmt das sogar. Die Gründe sind, ganz klar, ein Stück weit auch irrational:
- Ich gehöre der "Generation Golf" an, die in den 1980er und 1990er Jahren mit der Erkenntnis groß wurde: Jeder der es sich Leisten kann fährt VW, alle anderen Opel. Das ist quatsch, klar, hat mich aber dennoch stark geprägt und keine "positive Grundstimmung" gegenüber der Marke Opel geschaffen.
- Chevrolet ist für mich dagegen eine europäisch-amerikanische Marke, die extrem viel Auto für verhältnismäßig wenig Geld bietet, bei guter Qualität. Ich finde in den Wagen alles, was ich benötige. Mehr würde deutlich teurer bezahlt werden müssen, auch bei Opel/Vauxhall.
- Opel sieht man wie VW laufend, Chevrolet ist derzeit noch ein wenig "exklusiv", weil nicht so häufig zu sehen. Dennoch fallen die Wagen auf, mehr als jeder VW oder Opel.
- Der Fuhrpark meines ersten Arbeitgebers bestand in den 1990er Jahren weitestgehend aus Opel. Oh Gott, war das schrecklich! Opel, nein danke!

Daher finde ich es gut, Chevrolet zu fahren, einen Opel würde ich nur sehr bedingt fahren wollen. Dabei weiß ich auch, das die heutigen Opel mit meinen 1990er Erfahrungen nichts mehr zu tun haben. Aber Opel ist preislich schon sehr nah bei VW, und beides mir zu teuer. Gäbe es also kein Opel, wäre ich vielleicht bei Hyundai oder Kia (die mir aber nicht ansatzweise so gut gefallen, wie die Chevys).

Das heißt, mit Chevrolet hat GM mich als Kunden gefunden, mit Opel wäre das nicht gelungen. Umgekehrt wird Opel mich auch zukünftig kaum als Kunden gewinnen können.

Bei meinem Händler, der die Marken Chevrolet und Opel vertreibt, sehe ich immer wieder, das Kunden von Opel zu Chevrolet wechseln. In die andere Richtung sehe ich das eigentlich nicht.

Das heißt, Chevrolet bringt GM neue Kunden, knabbert aber am Ende doch an Opel. Am Ende kann Opel daher hier nicht gewinnnen.

Da mag jetzt jeder "Opelaner", die "IG-Metall" und jeder "Opel-Fan" in Wutgebrüll ausbrechen und damit drohen, niemals einen Chevrolet zu fahren. Emotional verständlich.

Aber wirtschaftlichen Rahmenbedingungen muss dennoch ins Auge gesehen werden. Je früher sich alle Seiten darauf verständigen, dass in Europa (das ganz wenige), was noch zu retten ist, gerettet werden muss, desto eher wird auch das noch gelingen.

Bleibt die politische Seite des Ganzen:

Einige Entwicklungen seit Januar 2012 lassen aufhorchen, ob GM die vorskizzierten harten Entscheidungen zu treffen wird bereit sein:
- Mike Arcamone, bis Mitte Januar 2012 CEO von GM Korea und ein Verfechter des Ansatzes weltweiten Wettbewerbs, verlässt kurzfristig GM, aus "persönlichen Gründen"
- Die Diskussion über die Zukunft der Adam Opel AG zwischen GM und den europäischen Gewerkschaften wird parallel hinter den Kulissen geführt (vgl. die diversen Presseberichte dazu)
- Mit viel "Tam, tam" wird der Export eines europäischen Dieselmotors in die USA für den Chevrolet Cruze intoniert (mit Know-how aus Rüsselsheim entwickelt, obwohl Opel nicht genannt wird). Unerklärt bleibt der Widerspruch, dass Chevrolet selbst über eigene Dieselmotoren aus der süd-koreanischer Entwicklung und Fertigung verfügt, diese bereits weltweit einsetzt, in die USA nun aber mit einem "europäischen Motor" geht.
- Die koreanischen Gewerkschaften drohen mit einem harten Kampf, sollte Chevrolet-Produktion von Süd-Korea nach Europa abgezogen werden.

Ich hoffe für GM und Chevrolet in Europa, dass dies nicht erste Anzeichen sind, das "Adam-Opel-AG-Problem" in Europa erneut politisch "lösen", also die unwirtschaftliche Situation fortsetzen zu wollen. Das hat in den letzten 30 Jahren nicht funktioniert und wird den Auftritt von GM in Europa am Ende nur weiter erschweren. Sicherlich ist es eine politisch extreme Entscheidung, ein etabliertes deutsches Unternehmen wie die Adam Opel AG faktisch (geht man etwa nach den verbleibenden Arbeitsplätzen) nahezu abzuwickeln. Aber auch das muss dann einmal durchgestanden werden. Lieber nun absehbar ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Und all denen, die nun wieder sagen werden, GM habe Opel in den 1980er und 1990er Jahren doch erst zu dem gemacht, was heute nicht mehr lebensfähig ist: Ja, Ihr habt recht. Aber GM hat sich verändert, findet nun weltweit gerade einen Auftritt, der dem Konzern eine Zukunft verspricht, und die Adam-Opel-AG passt dort als deutsches Unternehmen bisheriger Aufstellung nicht hinein. Da hilft auch kein Zurückblicken mehr. Es ist, wie es heute ist.

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@Cruezle
Vielen Dank für den intelligenten Beitrag oben! Deiner Analyse ist nichts Wesentliches hinzu zu fügen.
Du hast mich in meiner Absicht Richtung Chevy Cruze bestärkt...😉
MfG Walter

@ cruezle: Die erste Hälfte Deines "Artikels" ist sehr gut geschrieben und spiegelt auch die tatsächliche Situation recht gut.

Nur schade, dass du in der 2. Hälft so von deiner persönlichen Meinung getrieben wirst und der Inhalt wieder Hand und Fuß verliert...

Aber danke für deine Einschätzung...

Zitat:

Original geschrieben von mark29


@ cruezle: ... Nur schade, dass du in der 2. Hälft so von deiner persönlichen Meinung getrieben wirst und der Inhalt wieder Hand und Fuß verliert...

In der zweiten Hälfte geht es um die Frage der Nachhaltigkeit dieser Strategie für GM. Und an meinem Beispiel belege ich, dass sie durchaus nachhaltig sein kann: GM hat einen treuen Kunden, den er mit der Marke Opel nicht erreicht hätte. Und es erfolgt der Versuch einer Verallgemeinerung an Hand von Beobachtungen beim Händler.

Für alles Andere würde ich statistisches Material benötigen, das mir aber nicht vorliegt. Und Wild spekulieren hilft auch nicht weiter. Daher dieser Weg.

Der Cruze wird auch in den USA gebaut und verkauft. Siehe www.chevrolet.com
Der Malibu wird z. B. neben USA in zwei weiteren Ländern verkauft.

Ja, aber hier ging es um den mittel- und westeuropäischen Markt, und diese Cruze kommen alle aus Korea.

Weltweit baut GM den Cruze in vielen Ländern: Korea und USA hatten wir schon, weiter in Kanada, Brasilien, Südafrika, Australien, Indonesien, China, Vietnam, Indien, ... ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Und das gilt für die anderen weltweit vertriebenen Chevrolet-Modelle entsprechend.

Hallo,

na ja, an "billigen Lohnkosten" wird es wohl nicht liegen das der Cruze für den euroäischen Markt in Korea produziert wird.
Laut aktueller Statistik verdient ein koreanischer Industriearbeiter über 43.000 Dollar im Jahr.
Das liegt so in etwa auf dem Niveau von Japan oder den USA und deutlich über den Löhnen in vielen europäischen Ländern.

So wie ich als Techniker die Koreaner als Geschäftspartner kennengelernt habe, sind die Arbeiter allerdings unglaublich produktiv und die Fabriken auf allerhöchstem technischen Niveau.
Wenn ich dort Heisskanalsysteme geordert habe, dann waren die Koreaner zwar keineswegs billiger als deutsche oder kanadische Konkurrenten, aber in Bezug auf Lieferzeit und Qualität unschlagbar.

Bei der Produktion an sich sind auch in Europa alle Rationalisierungsmöglichkeiten längst ausgeschöpft worden, aber nach Auskunft der Ansprechpartner sind koreanische Firmen ist vor allem die Verwaltung wesentlich straffer organsiert und weitaus effizienter.
Auf deutsch:
Dort ist der Wasserkopf der Verwaltungen einfach kleiner.
Wenn man bedenkt welcher Aufwand allein die "typisch deutsche Marotte" erfordert, nach der immer noch fast jeder Käufer eines deutschen Autos auf "sein individuell zusammengestelltes Auto" besteht, obwohl man diese "Sonderwünsche" in konfektionierten Paketen zusammenfasst, dann muss sich halt niemand wundern warum deutsche Autos ein paar tausend Euro teurer sind und warum monatelang darauf warten muss.

Ein Denkweise die in den USA und Japan völlig unbekannt ist.
Wenn man dort ein Auto kaufen will hat man zwar die Qual der Wahl bei welchem der vielen Händler man kauft, aber bei der Ausstattung gilt "Alles oder Nichts" und wer als Händler bestehen will der hat die Objekte der Begierde bitteschön abholbereit auf Lager vorrätig zu haben.
Amerikaner und Asiaten warten nicht auf ihre Autos, die nehmen sie einfach mit wie einen HotDog oder eine Frühlingsrolle.
Also fertigt man in den Fabriken halt nur 2 oder 3 verschiedene Varianten, nach dem Motto: Je größer der Motor desto besser die Ausstattung.
Das erspart natürlich enorm Kosten in der Fertigung und Logistik.

Allerdings könnte man einem deutschen Autofahrer ein koreanisches Modell nicht so weiteres "ab Werk" verkaufen.
Hier sind halt Ausstattungsdetails gefragt die im Rest der Welt niemanden interessieren, ohne die hier aber nichts geht.
Vor allem lackierte Stoßstangen, extra breite Räder und diverse Innenraumdetails wie Sitzheizungen etc.
Daher befindet sich die größte Autowerkstatt der Welt in Bremerhaven direkt am Kai und fast jedes koreanische Auto wird erst einmal "umgebaut" und "eingedeutscht".
Das ist immer noch billiger als für die paar tausend in Deutschland verkauften Exemplare in Korea die Produktion abzuändern.
Die ausgetauschten Teile werden auch nicht verschrottet, sondern wandern als Ersatzteile nach Polen, Holland oder anderswo hin.

In gewisser Weise ist jeder Chevrolet , Hyundai oder KIA also zumindest teilweise "Made in Germany" und es sollte daher auch nicht verwundern warum man in seinem Chevrolet Opel-Teile finden kann die man in anderen Ländern vergeblich suchen würde.

Wo Licht ist, da ist natürlich auch Schatten.
Der Wettbewerbsvorteil der Koreaner, die enorm straffe Organisation, ist nämlich auch deren größtes Problem.
Straffe, hierarchische Strukturen sind nun einmal der natürliche Feind von Kreativität und behindern Innovationen und Neuentwicklungen.

Korea ist zwar mittlerweile führend in Bezug auf Elektronik und High-Tech-Produkte, es gibt aber nur sehr wenig internationale Patentanmeldungen aus Korea.
Bevor man dort nämlich etwas völlig Neues entwickelt, versucht man erst einmal den einfachen Weg und probiert es zunächst damit die Nutzungsrechte zu erwerben.
Nur wenn das nicht geht oder einen wirklichen Wettbewerbsvorteil davon verspricht erwirbt man das Patent zu ausschliesslichen Eigennutzung.

Und hier kommt dann Opel ins Spiel.
Es ist ja kein Geheimnis das in Rüsselsheim die produktivsten und kreativsten Köpfe Deutschlands arbeiten.
Man muss sich nur einmal einen stockkonservativen Golf von innen oder aussen ansehen und schon weiss man wie die Leute in den Entwicklungsabteilungen von VW, Audi und Co ticken.
Bloss nichts Revolutionäres riskieren um die konservative Kundschaft nicht zu vergraulen, und schon mal gar keine stilistischen Experimente.
Selbst der neue Scirocco sieht doch im Grunde aus wie ein Golf der unter einen Leopard 2 geraten ist und UP, Polo, Passat und Co. sind einfach nur bieder.
Ein bisschen Pep gibt es doch höchstens durch schicke Aluräder.

Zumindest vom Design her sind Opel-Modelle definitiv attraktiver (vor allem im Innenraum), was nicht nur die Leute bei GM in den USA längst gemerkt haben, sondern wovon mittlerweile auch gelungene Auftragsarbeiten für Hyundai und KIA Zeugnis ablegen.
Auch die Opel-Technik ist an sich sehr gut, das Qualitätsproblem liegt wohl eher im Sparzwang der Einkäufer begründet, die den Zulieferern keine andere Möglicheit bieten als nur gerade so die mininimal erforderliche Qualität fertigen zu können.
An meinem Combo den vorher gefahren habe, ist nach 60.000 km ohne ersichtlichen Grund eine Vorderachsfeder gebrochen.
Wie an der Bruchstelle erkennbar war eindeutig aufgrund von Ermüdungserscheinungen, obwohl das Fahrzeug nie überladen oder sonstwie schlecht behandelt wurde.
In meiner Firma fertigen wir unter anderem Federsätze für Sportfahrwerke, und so eine miese Qualität dürften wir unseren Kunden nicht verkaufen.
Da geht keine einzige Feder in den Versand die nicht einzeln in jedem Kriterium geprüft und dokumentarisch erfasst wurde.
(Wobei ein kompletter Satz ein Fünftel des Ersatzteilpreises zweier Opel-Standardfedern einbringt 😠 )

Aber zurück zu GM.
Ich glaube nicht das GM so blöd sein wird und Opel bis auf die Rüsselsheimer Ideeschmiede komplett dicht macht.
Dann würden nämlich die Entwicklungsingenieure nach und nach abwandern und mit ihnen das Know how.
Auch Bochum wird nicht komplett dicht gemacht, zumindest das Presswerk und der Getriebebau werden erhalten bleiben um das Know-how nicht der Konkurrenz in die Arme zu treiben.
Zusammenschrauben von Einzelteilen zu Autos erfordert keine besondere Qualifikation, das schaffen notfalls auch angelernte Schafscherer in den Karpaten.
Die komplexen Karosserieteile, wie Bodengruppe etc. zu fertigen dagegen erfordert dagegen nicht nur moderne Maschinen, sondern auch qualifizierte Facharbeiter die die Werkzeuge bauen und reparieren und die Maschinen einrichten und warten können.
Da dürften rumänische Dorfschmiede wohl ausscheiden.
Dacia importiert ja deshalb die kritischen Bauteile auch weiterhin vorwiegend aus Frankreich.

Wovon ich allerdings fest überzeugt bin das die nächste Generationen Opel den Weltmodellen von Chevrolet immer ähnlicher werden.
In Europa werden die Modelle dann eben als Opel oder Vauxhall vermarktet , weltweit unter Chevrolet.
So wie der Cruze, der in Korea ja immer noch Daewoo Lacetti heisst.
Übrigens ist das bei GM absolut nichts Neues.
Ich kann mich noch daran erinnern wie der Opel Kadett C durch das eckige D-Modell mit Frontantrieb ersetzt wurde.
Etliche traditionelle Heckantrieb-Fans wollten das nicht akzeptieren, das "neumodische" D-Modell war diesen Käufern einfach nicht geheuer.
Opel reagierte da ziemlich schnell und bot dann eine Zeit lang den Kadett C als "Kadett City" an, eine Schrägheck-Version die es zuvor hierzulande vorher nicht gab, eigentlich Chevrolet Chevette hiess und bei Vauxhall in GB zusammengeklopft wurde.
Wobei "zusammengeklopft" genau das beschreibt warum das Modell, trotz unschlagbar günstigem Preis, hierzulande ein Mauerblümchen blieb.
Die Kisten rosteten noch schneller als die "zeitgenössischen" FIAT und die Motoren und die Ersatzteile waren keineswegs identisch mit den den deutlich höherwertigen Kadett-Modellen.

Also was Chevrolet da derzeit mit der Preisoffensive bezwecken will, ist wohl die Autokäufer hierzulande möglichst schnell an das bisher ungewohnte "Chevrolet-Gesicht" zu gewöhnen.
Wetten das der nächste Corsa dem Aveo bis auf das Opel-Emblem im Kühlergrill sehr ähnlich sein wird?
Wer ohne Bedenken FIAT Doblos mit gesalzenem Aufpreis als Combos verkauft und Antara und Co. als "echte Opel" bewirbt, der verkauft den nächsten Cruze auch als Astra, den Aveo als Corsa und den Malibu als Insignia.
Ohne Grund hat man das Chevrolet-Kreuz bestimmt nicht so groß gemacht.
Da passt dann auch mühelos der Opel-Blitz hin.

Allen eine schöne, kurze Arbeitswoche.

Gruß

Reimund

Interessante Aspekte, Reimund.

Allerdings glaube ich nicht, dass man Chevrolet als weltweite Einstiegsmarke von GM etabliert, um sie dann wieder durch eine Regionalmarke wie Opel zu ersetzen. Denn, und hier irrst Du, auch die Automarke "Daewoo" ist mittlerweile "Geschichte". Im April 2010 wurde GM Daewoo and Technologie (GMDAT) in GM Korea umbenannt und seitdem laufen auch dort alle Fahrzeuge als "Chevrolet" vom Band.

Weiterhin: Effizienzüberlegungen hin oder her. GM verdient mit Chevrolet in Europa Geld, Opel verbrennt es. Und der Zustand wird immer schlechter für Opel.

Interessant auch zwei Meldungen von GM Korea vom Freitag letzter Woche:
1. Keine Verlagerung von Produktion nach Europa.
2. Ausweitung des Design-Centers um 100 % der Fläche mit zukünftiger umfassender Zuständigkeit für die Marke Chevrolet.

Ich denke auch, dass GM Powertrain (Motoren und Getriebe) in Europa noch eine Chance haben könnte. Denn still und leise wird auch Chevrolet ja nach und nach auf Motoren aus europäischer Fertigung umgestellt (besonders gut erkenntlich bei den Diesel). Aber das wird Opel/Vauxhall als Marken nicht retten.

Warten wir den 28. Juni ab. Dann werden wir vielleicht mehr wissen.

Ich bin gerade in den USA und habe diese Cruze-Kiste als Mietwagen umgehängt bekommen. Ganz ehrlich: Dieses "Auto" mit 1,4 Liter Turbo-Benziner ist als LTZ RS zwar ziemlich komplett ausgestattet, aber zusammengefasst alles andere als eine Werbung für die Marke. Säuft wie eine Bergziege, hat unbequeme Sitze, ein besch... Fahrwerk und ist laut wie ein Auto aus den 60ern (bei 55 Meilen/90 Km/h kann man sich nicht vernünftig unterhalten). This car sucks! Wenn ich diese Möhre mit einem Opel Astra vergleiche (habe ich gelegentlich in Deutschland als Mietwagen), liegen da Welten zwischen.

Zitat:

Original geschrieben von VielfahrerHH


Ich bin gerade in den USA und habe diese Cruze-Kiste als Mietwagen umgehängt bekommen. Ganz ehrlich: Dieses "Auto" mit 1,4 Liter Turbo-Benziner ist als LTZ RS zwar ziemlich komplett ausgestattet, aber zusammengefasst alles andere als eine Werbung für die Marke. Säuft wie eine Bergziege, hat unbequeme Sitze, ein besch... Fahrwerk und ist laut wie ein Auto aus den 60ern (bei 55 Meilen/90 Km/h kann man sich nicht vernünftig unterhalten). This car sucks! Wenn ich diese Möhre mit einem Opel Astra vergleiche (habe ich gelegentlich in Deutschland als Mietwagen), liegen da Welten zwischen.

Hi,

nur die kleine Anmerkung: für den amerikanischen Markt gebaute Fahrzeuge sind nicht identisch mit denen für den europäischen Markt. Also nicht vergleichbar. Liegt an Tempolimit etc.. Automatikgetriebe sind nicht hochgeschwindigkeitsfest, selbst ABS bei vielen noch keine Selbstverständlichkeit, ESP findet man auch eher selten. Unter der Motorhaube sieht es oft auch abenteuerlich aus. Oft wird selbst bei sog. Mittelklasseautos noch hinten eine Trommelbremse verbaut. Auch an der Innenausstattung wird gespart, häufig wirklich billigstes Hartplastik, dass sich hier noch nicht einmal Dacia erlaubt anzubieten.

Zitat:

Original geschrieben von VielfahrerHH


Ich bin gerade in den USA und habe diese Cruze-Kiste als Mietwagen umgehängt bekommen. Ganz ehrlich: Dieses "Auto" mit 1,4 Liter Turbo-Benziner ist als LTZ RS zwar ziemlich komplett ausgestattet, aber zusammengefasst alles andere als eine Werbung für die Marke. Säuft wie eine Bergziege, hat unbequeme Sitze, ein besch... Fahrwerk und ist laut wie ein Auto aus den 60ern (bei 55 Meilen/90 Km/h kann man sich nicht vernünftig unterhalten). This car sucks! Wenn ich diese Möhre mit einem Opel Astra vergleiche (habe ich gelegentlich in Deutschland als Mietwagen), liegen da Welten zwischen.

Nur zur Info. Der 1,4 Turbobenziner wird 1:1 ebenso im Astra eingebaut. Möglicherweise verbaut Opel ein wenig mehr Dämmung als die Kollegen in Lordstown (OH), wo Dein MW-Cruze herkam.

Vergleicht man aber die (preislich ähnlichen) Diesel 2,0 Liter beim Cruze - 1,7 Liter beim Astra - kommt man auf ein gänzlich anderes Resumé. Der Cruze ist dem kleinen Astra Motor in jeder Beziehung haushoch überlegen. Ordert man dann noch - wie wir in 2011 - das Irmscher Paket mit Sportfahrwerk und breiten 18 Zöllern, fährt der Cruze Kreise um den eher phlegmatischen Astra (nochmal - der 2,0 Liter 160 PS ist preislich in einer anderen Liga - der Cruze ist mal locker 5.000 EURO billiger).

Und übrigens: Wir waren vor kurzem auch in den USA. Und haben für 3 Wochen einen Cadillac SRX "umgehängt" bekommen. Allerdings hat uns der Spaß auch 1400 EURO gekostet. Also nicht motzen - you get what you pay for.

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