Getriebeölspülung - Ölrücklaufleitung
Hi zusammen,
Für eine Getriebeölspülung am 722.9 Getriebe (das ältere 7G Tronic, nicht 7G Tonic Plus) mit M273 Motor möchte ich die Rücklaufleitung des Getriebeöls anzapfen, um im geschlossenen Ölkreislauf spülen zu können.
Weiss jemand, welches die Leitungen sind? Ich denke, die sind beim M273 unten vorne irgendwo?
So würde ich vorgehen:
- Öl aus der Ölwanne ablassen
- Öl aus dem Wandler ablassen.
- Wanne entfernen, Magnete und Wanne reinigen
- Neuen Filter drauf
- Den gelben Getriebestecker grad tauschen
- Ölwanne mit neuer Dichtung und neuem Stutzen drauf.
- Öl abgelassenes Öl durch die Ölwanne wieder auffüllen. Hierfür bastle ich einen Einfülladapter
- Rücklaufleitung lösen (eben, wo ist die?)
- An das Spülgerät anschliessen
- Motor an und Getriebe mit Öl durchspülen. Ich rechne mit ca 15 Litern zum spülen.
- alles zu machen.
Nutzt ihr Additive für die Spülung oder nicht? Was spricht dafür, was dagegen? Da scheiden sich ja die Geister.
Danke euch, Grüsse
Achill
20 Antworten
Ich beschreibe hier mal wie ich es gemacht habe.
Bei der Demonatage der Ölwanne müssen bei jedem Wechsel die Magnesium-Dehnschrauben erneuert und mit 4 Nm und 180° angezogen werden. Ich hab an deren Stelle normale Schrauben Inbus M6x40 verwendet und diese mit 20 Nm angezogen.
Um das Öl abzulassen muss das Steigrohr entfernt werden. Es lässt sich ohne das Spezialwerkzeug von MB, einfach mit einem Durchschlag d 10 mm von seinem Sitz treiben, danach läuft das Öl bis auf 2,5 l ab, da der Gewindestumpf der Ölablaßschraube 23 mm in die Ölwanne ragt.
Damit die restlichen ca. 2,5 Liter nach hinten ablaufen können, habe ich vorn die beiden Befestigungschrauben durch M6x60 ersetzt und die hinteren entfernt. Dann wird mit den mittleren Befestigungsschrauben die Ölwanne langsam hinten abgesenkt. Etwa 0,25 Liter bleiben so noch in der Ölwanne zurück und müssen nach abnehmen dieser ausgeschüttet werden. Vorher die Ölablaßschraube wieder einschrauben damit das Öl dort nicht unkontrolliert abläuft.
Bis hierher sind ca. 4,5 Liter Öl aus dem Getriebe abgelaufen. Wenn man ca. 2 Stunden wartet, laufen nochmals ca. 2 Liter ab.
Das auffüllen des Öls geschieht beim AG 722.9**, durch die Öffnung der Ablaßschraube mit einer Pumpe.
Ich habe mich für eine andere Lösung entschieden, ein Ölablaßventil. Dadurch muss ich nicht bei jeder zukünftigen Spülung das Steigrohr erneuern. Über dieses Ventil läuft das Altöl gleich in den Kanister und während der Befüllung brauche ich die Füll-Leitung nicht vom Getriebe zu trennen. Das Ventil habe ich wegen der besseren Zugänglichkeit hinten in die Ölwanne eingebaut. Etwa ca. 0,25 Liter Altöl bleiben dabei in der Ölwanne und müssen ausgeschüttet werden.
Der Befüll- und Spülvorgang:
An der rechten Getriebeseite befindet sich beim AG 722.902 der Rücklauf vom Ölkühler, diesen abschrauben und auf die Rücklaufleitung vom Ölkühler einen durchsichtigen PVC-Schlauch mit Innendurchmesser 10 mm stecken, auf eine Schelle kann man verzichten. Den Anschluß am Wandlergehäuse mit Stopfen verschließen.
Dann die Saugleitung der Pumpe in den Frischölkanister stecken und Füllanschluß an das Ölwechselventil anschrauben. Wenn ca. 4,5 Liter eingefüllt sind läuft aus der Ölablaßöffnung etwas Öl ab. Jetzt den Motor starten und weiter einfüllen und gleichzeitig den Altölkanister im Auge behalten. Das Getriebe fördert mehr Altöl ab als Frischöl zugeführt wird, deshalb zwischendurch den Motor kurz abstellen bis wieder Frischöl aus der Ablaßöffnung austritt. Wenn ca. 6 – 7 Liter aus der Rücklaufleitung ausgetreten sind, sollte jetzt klares Frischöl ankommen. Während der Befüllung alle Gänge einmal durchschalten und ca. 2 – 3 Sekunden in jedem Gang verweilen.
Nach Beendigung der Spülung die Rücklaufleitung wieder am Getriebe anschließen und weiter Öl auffüllen bis es aus der Ablauföffnung austritt. Zur Ölstandkontrolle nun den Motor starten, im Standgas laufen lassen und warten bis die Öltemperatur des Getriebes ca. 45 °C beträgt.
Die Öltemperatur ist nicht allgemeingültig, es wird nach Bauform und Farbe des Überlaufrohres unterschieden.
D. h. man muß für eine Getriebe-Spülung min 12 – 13 Liter Öl kalkulieren.
An der Steckverbindung zum Getriebe muss man, wenn keine Undichtigkeit vorliegt nichts machen.
Diese Steckverbindung fördert auch kein Öl ins STG da sie anders konstruiert ist als beim 5-G Automaten.
Wow. Vielen Dank!
Ein paar Fragen:
Die M6x60 Schrauben drehst du rein, damit, wenn du alle anderen Schrauben entfernt hast, die Wanne schräg hängen kann und Öl ablaufen kann?
Du schreibst, dass der Rücklaufschlauch vom Ölkühler verwendet werden kann, um das Öl abzulassen. Hab ich das richtig verstanden? Wenn der Motor dann läuft, wird das alte Öl automatisch aus dem Rücklaufschlauch gepumpt? Das heisst auch, dass wenn nicht gleichzeitig, resp. immer wieder, Öl nachgefüllt wird, das Getriebe trocken läuft?
Was ist das für ein Stopfen, mit dem du das Wandlergehäuse verschliesst? Meinst du die Standardschraube für das Gehäuse oder ein anderer Stopfen mit Gewinde?
Mit Ölwechselventil meinst du das Loch der Ablassschraube? Ich werde mir einen Adapter (ATF109, M12x1.5) für das Gewinde basteln, über das ich neues Öl in die Wanne pumpen kann.
Verwendest du ein Additiv bevor du spülst? Ich höre da unterschiedliche Meinungen.
Hat es zwischen Ölkühler und Rücklaufschlauch eine Dichtung oder anderes, die beim zusammen schrauben ersetzt werden muss?
Danke dir!
Ein kleiner Tip was die Ölmenge angeht. Ich habe bei meinem G500 (12.2015) vor einem Jahr das Getriebe in einer freien Werkstatt spülen lassen. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Fahrzeug eine Laufleistung von 130.000km. Bei 65.000km wurde vom Vorbesitzer das Öl bei Mercedes gewechselt. Gespült wurde mit einem sehr neuen Gerät von Mahle. Es wurden sage und schreibe 22 Liter frisches ATF-Öl benötigt. Ich würde mir also für dein Vorhaben eher einen 20L Kanister frisches Öl besorgen.
Ich habe die Lenkung gleich mit spülen lassen. Wie sich gezeigt hat war auch das eine gute Idee. Das Öl war schon sehr schlammig und es wurden ca. 6 L benötigt bis wirklich sauberes Öl raus kam. Für die Lenkung wird allerdings ein neuer Ausgleichsbehälter benötigt, weil in diesem ein Filter verbaut ist, der nicht gewechselt werden kann.
Ich habe das 722.9 bei meinem CLS schon gespült und es reichen ca. 14 L . Genauso war es bei meinem 722.6 im G. Beim 722.9 hatte ich Positionsprobleme der Gangerkennung, da war der Bolzen mit Abrieb besetzt und hatte scheinbar das Magnetfeld vergrößert/verschleiert. Also auch den säubern, genauso wie die Magnete in der Wanne.
@apras77
Zu 1: Ja
Zu 2: Richtig, es muss sich immer mehr Öl im Getriebe befinden als eigentlich benötigt wird. Weshalb in der originalen Spülanleitung (ohne Spülgerät) von MB auch steht, dass der Motor zwischen durch abgestellt werden muss und wieder soviel Öl eingepumpt werden muss, dass es aus der Ablauföffnung austritt.
Aus diesem Grund habe ich mir das oben zu sehende Ventil eingebaut, dadurch ist die Ablauföffnung immer frei und man verschwendet nicht unnötig neues Getriebeöl.
Zu 3: Der von mir verwendete Stopfen ist ein Stopfen aus dem Set W 129 589 00 91 00. Man kann aber auch jeden anderen leicht konischen Stopfen mit 12 mm Durchmesser verwenden.
Zu 4: Mit Ölwechselventil meine ich das Teil mit dem Schlauch oben im Bild.
Zu 5: Nein ich verwende kein Additiv, weil das von MB auch nicht so vorgesehen ist.
Zu 6: Die Ölkühlerleitung ist mit 2 O-Ringen im Wandlergehäuse abgedichtet
Hier eine Auflistung aller möglichen Teile zur Getriebespülung:
1 x A 220 271 03 80 Dichtung Ölwanne
1 x A 222 277 28 00 Ölfilter
1 x N 007603 017102 Dichtring Ölablaßschraube
Je nach Getriebe oder Ölwannenbauform
1 x A 222 271 00 97 Überlaufrohr grün oder
1 x A 251 271 00 97 Überlaufrohr weiß
2 x A 019 997 58 45 O-Ring Rücklaufleitung an Wandler
6 x A 004 990 35 12 Magnesiumschrauben M6x40 TX
1 x A 000 988 08 52 evtl. zusätzlicher Magnet
2 x A 022 997 27 45 O-Ring Getriebestecker (Nur wenn EHS ausgebaut wird)
1 x A 220 370 00 93 Steckrohr (Nur wenn EHS ausgebaut wird)
Wenn du einen Anschluß für die Ölablaßschraube bauen möchtest, dann musst du berücksichtigen dass du zum richtigen einstellen des Ölstandes, zur Kontrolle den Befüllanschluß jedes Mal ausbauen musst. Der Motor muss dazu laufen.
Weil nach erreichen der richtigen Öl-Temperatur der Ölabfluß aus der Ablaßschraube betrachtet werden muss.
D. h. läuft bei erreichen der Prüftemperatur kein Öl ab, dann ist noch zu wenig Öl drin und es muss noch Öl eingepumpt werden. Je nach nachgefüllter Menge, sinkt dann zuerst wieder die Öltemperatur um ein paar Grad und man muss warten bis sie wieder angestiegen ist.
Da ich schon mehrfach an W463 Automatikgetriebe 722.9** gespült habe, kann ich dir sagen dass man nicht mehr als 14 l benötigt. Selbst bei einem AG welches nach 130000 km das erste Mal gespült wurde.
Im Normalfall waren es bei mir es nach 60000 km 12-13 l.
Vielen Dank! Ich werde das so machen.
Ich bin übrigens noch auf dieses Video gestossen. Ich werde dieses Upgrade auch grad machen.
https://www.youtube.com/watch?v=ZxBXbE_WQAI
Hier reiche ich noch das Bild der Überlaufrohre nach.
Mit der unterschiedlichen Länge wird die Höhe des Ölstandes eingestellt.
Der o. g. Verschlußstopfen-Satz von MB ist nicht zwingend nötig. Es gibt so einen preiswerteren, abgespeckten Satz von BMW für ca. 7 €. BMW-Ersatzteilnummer 24 10 7 588 891.
Es wird davon nur der kleine gelbe Stopfen links im Bild benötigt.
@Balmer Ich bin grad alles am planen und Teile bestellen für die Spülung. Du schreibst oben, dass die Rücklaufleitung auf der rechten Seite gelöst werden soll. Meinst du die Beifahrerseite, also rechts in Fahrrichtung? Ist es diese Schraube auf dem angefügten Bild? Danke dir.
Ja rechts ist immer Beifahrerseite.
Da benötigst du für die Leitung noch 2 neue O-Ringe, A 019 997 58 45.
Weil das Getriebe beim Schalten manchmal harte Schläge verursacht und "unintelligent" schaltet, denke ich drüber nach, das KÜB-Ventil in der Mechatronik zu tauschen. Wisst ihr, ob ich das einzeln tauschen kann ohne alles neu zu adaptieren?
Das WÜK-Ventil (Wandler-Überbrückungs-Kupplung) hat damit nichts zu tun, du must in der Liste schauen welche Ventile an dem jewieligen Schaltvorgang beteiligt sind und bei welchem Schaltvorgang es auftritt. Und ob Hochschaltung oder Rückschaltung.
Ja, man kann die Ventile einzeln tauschen, die sind von BOSCH und kosten da nur etwa die Hälfte wie bei MB. Im Xentry gibt es die Funktion Einlernvorgänge, hier kann man die Adaptionswerte zurücksetzen. Die EHS lernt auch selbst aber das dauert halt länger.
Im Bild kannst du schon mal sehen wo sich was auf der EHS befindet.
Wenn das Teil schon mal draussen ist, dann auch die seitlichen Deckel demontieren und die Arbeitskolben ziehen. Alles reinigen und auf Leichtgängigkeit prüfen.