DSG schleift extrem lange beim Wechsel vom 1. in 2. Gang
Hallo Gemeinde,
ich habe ein Problem mit meinem Tiguan Diesel, 150 PS, 2WD, DSG. Beim Schalten vom 1. in den 2. Gang (bei moderatem Gas geben und auf ebener Strecke bzw. bergab) schleift die Kupplung extrem lange. Genauer gesagt schleift sie so lange, bis das Auto so schnell ist, dass die Drehzahl beim Einkuppeln nicht mehr fällt. D.h ich fahre im 1. Gang an, beschleunige z.B. bis die Drehzahl bei ca. 2000 Umdrehungen ist, dann schaltet das DSG in den 2. Gang, und die Drehzahl fällt überhaupt nicht, sondern die Kupplung schleift so lange, bis das Auto so schnell ist, dass die Kupplung ohne Abfallen der Drehzahl schließen kann. (Ich hoffe das war einigermaßen verständlich).
Bei allen anderen Gängen ist dies nicht der Fall. Dort fällt die Drehzahl direkt nach dem Schaltvorgang, so wie es aus meiner Sicht auch normal ist.
War schon zwei Mal in der Werkstatt und man hat mir jedes Mal erzählt, dass es ein normales Verhalten sei und es aus Komfortgründen auch so gewollt ist. Das war auch die Aussage vom Getriebewerk in Baunatal. Auf meinen Einwand hin, dass andere Tiguans (die ich z. B. auf einer Probefahrt gefahren bin) dieses Verhalten nicht an den Tag legen, kam die Antwort, dass man die Autos untereinander nicht vergleichen könne und sich die Getriebesoftware ständig ändern würde. Die Software könne sich von einem auf den anderen Tag ändern bzw. käme es auf die Ausstattung des Fahrzeugs an, wie die SW geschrieben sei (z.B. mit Hänger Kupplung, größere Reifen etc.).
Jetzt meine Frage: Hat euer Tiguan die gleiche Charakteristik oder fällt bei euch die Drehzahl nach dem Schalten in den 2. Gang.
Ich habe nämlich den Eindruck, dass VW mich hier abwimmeln möchte. - Danke.
Beste Antwort im Thema
Das hier von einigen beanstandete Verhalten ist völlig normal und von VW so gewollt.
Man kann es folgendermaßen testen: Beim Losrollen ohne Gas wird nach wenigen Metern von D1 nach D2 gewechselt. Dabei wird bereits bei einer Geschwindigkeit in den 2. Gang geschaltet, die für ein vollständiges Einkuppeln des 2. Ganges eigentlich zu niedrig ist. Folglich schleift die Kupplung. Beim Anschließenden Beschleunigen steigt zunächst die Motordrehzahl nicht proportional zur Geschwindigkeit. In dieser Phase wird die Geschwindigkeit hauptsächlich über den Kupplungsschlupf reguliert. Ab einer bestimmten Geschwindigkeit wird dann der 2. Gang voll eingekuppelt. Durch die Anpassung des Schlupfes kommt es bei diesem unspürbaren und nicht hörbaren Schaltvorgang zu keiner Motordrehzahländerung. Beim zügigen Beschleunigen aus dem Stand wird der 1. Gang so weit ausgedreht, dass es zur beschriebenen Situation gar nicht erst kommt.
Befindet sich das DSG erst einmal im 2. Gang, wird beim Unterschreiten der Hochschaltschwelle durch weiteres Abbremsen nicht in den 1. Gang zurückgeschaltet, sondern stattdessen die Kupplung noch weiter geöffnet. Das DSG schaltet erst kurz vor Stillstand oder bei sehr hoher Last (hoher Gaspedalwert) in den 1. Gang zurück. In solche Situationen kann es vorkommen, dass das Auto aus dem Beinahestillstand zunächst nicht ordentlich beschleunigt. Als Beispiel stelle man sich das Einfahren in einen Kreisverkehr vor, wenn das Auto nicht ganz bis zum Stillstand abgebremst wurde. Durch das Anfahren im 2. Gang ist die Radzugkraft dann stark herabgesetzt.
Dieses Verhalten haben alle DSG und S-tronic-Getriebe, und zwar bereits seit Markteinführung des ersten DSGs (DQ250) im Jahr 2003. Wenn hier ein Fahrer behauptet sein DSG mache das nicht, dann bemerkt er es einfach nicht. Ich kann hiermit versichern, dass sich alle so verhalten. Es wäre eher ein Defekt, wenn eines sich nicht so verhalten würde (z. B. weil ein Drehzahlgeber keine oder unplausible Werte liefert). Gerade bei den DSGs mit nasslaufender Lamellenkupplung (also allen außer dem DQ200) ist das Schleifen unproblematisch, da die dabei entstehende Wärme sofort vom Öl abgeführt wird.
Der Grund für das Verhalten des Getriebes: Bei den DSGs ist der 1. Gang im Vergleich zu einem Handschalter kürzer übersetzt. Dadurch wird das Anfahrverhalten verbessert, insbesondere bei Zugfahrzeugen mit großer Anhängelast (höhere Radzugkraft). Die Kehrseite von der Medaille ist aber, dass man im 1. Gang kaum komfortabel fahren kann, weil das Fahrzeug bei geringen Gaspedaländerungen schon spürbar anfängt herumzuzuckeln. Durch das Schleifen des 2. Ganges wird ein gedämpftes, wandlerähnliches Gefühl erzeugt, der Komfort beim Langsamfahren somit erhöht. Leider ergeben sich in bestimmten Situationen die oben genannten Nachteile. Letztendlich versucht VW dem DSG eine Wandlerähnliche Charakteristik zu verleihen und das schaltgetriebetypische Verhalten in den niedrigen Gängen 1 und 2 zu unterdrücken.
Wenn ein zügiges Anfahren erforderlich ist in den S-Modus schalten oder per Schaltwippe manuell in den 1. Gang schalten. Die Methode S-Modus funktioniert aber nicht immer. Bei älteren Softwareständen schaltet das DSG offenbar auch in S zügig in den 2. Gang und lässt diesen Schleifen.
Fazit: Es hat keinen Sinn das Verhalten bei VW zu reklamieren. Es gibt keine Lösung für ein Problem, das gar keines ist bzw. gibt es keine Lösung, die VW anbieten könnte. Eine Grundeinstellung, wie sie hier auch schon genannt wurde, ändert an den Schaltkennlinien sowieso nichts, ist also völlig überflüssig und aussichtslos. Einzig würde ein Softwareupdate helfen, welches die Schaltkennlinien ändert, aber das kann nur ein Tuner bereitstellen.
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DieselSeppel, ich weiß, dass der 2. Gang schleifend einkuppelt und der vollständige Kraftschluss erst mit dem 3. Gang beabsichtigt ist, das habe ich oft genug selbst mitbekommen und hier ja auch nie bezweifelt.
Nur das das zu einem Problem kommt, wie mambaela es schildert, ist halt kein "typisches" Tiguanverhalten. Darauf resultiert meine Frage, ob mambaela mit seinem Problem hier überhaupt an der richtigen Stelle ist. 😉
Beim manuellen Schalten schleift die Kupplung nicht, wenn vom 1. inden 2. Gang geschaltet wird ?
Aber ist dann also, wie ich hier schon gelesen habe, die Kupplung im DSG genauso langlebig wie immer SchaltGetriebe?
Zitat:
@Beichtvater schrieb am 3. September 2018 um 12:52:47 Uhr:
Nur das das zu einem Problem kommt, wie mambaela es schildert, ist halt kein "typisches" Tiguanverhalten.
Verstanden, dann sind wie uns einig und haben wohl aneinander vorbeigeredet. 😉
Das @mambaela ist in meinen Augen überhaupt kein DSG-typisches Verhalten. Das geschilderte darf weder beim DQ500, noch beim DQ250, noch bei irgendeinem anderen DSG-Typen auftreten. Zunächst sollte man eine Grundeinstellung durchführen, und wenn das nicht hilft, vermute ich eine fehlerhafte Kupplung.
Geht eigentlich Motor manuell-starten auf Stellung D bei DSG ?
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Ich hoffe, ich habe die Frage richtig verstanden.
Nein, DSG Wählhebel muss beim Motorstart auf Stellung P oder N sein. Den manuellen DSG Betrieb erreicht man nur über Stellung D/S und dann nach rechts drücken.
Also ich habe heute im Stau und Stopp and go mal geguckt, habe ich acc und somit den Stau Assistent nicht an, wird normal im 1 Gang angefahren dieser bis grob 1700-2000 Umdrehungen gedreht und dann ohne schleifen im 2 Gang geschaltet.
Ist der Stau Assistent aktiv und man macht selber nichts mit Gas, bremse, usw. Fährt der Wagen an in 1, schaltet dann bei etwa 10 km/h bzw. 1100 Umdrehungen in den 2 Gang und beschleunigt langsam weiter parallel zum Vorderman, oder man rollt mit konstanter Geschwindigkeit.
Fährt man auf ein Kreisverkehr oder Abbiegung zu, bei der man eventuell auf etwa 15km/h die Geschwindigkeit reduziert, bleibt der 2 Gang drin mit teilweise kurz schleifender Kupplung, dies ist aber wirklich nur sehr kurz und als Komfort anzusehen.
In meinen Fall mit Dq500 und Bitdi im Passat 4 Motion.
Schleift eigentlich die Kupplung im Stand beim DSG wenn Gang auf D ist?
Beim Nass Kupplung DSG zumindest ja.
Dann hat mal minimalen kupplungsdruck Anliegen.
Minimal würde ich sagen, schaltet man auf N und beobachtet dabei den Momentanverbrauch, sieht man in D einen geringfügig höheren Verbrauch. Das kann man beim nassen DSG beobachten. Ist das beim trockenen DQ 200 auch so?
Wie lange hält eigentlich so eine Kupplung im DSG Getriebe, 200.000km ??
Nein, beim trockenen DSG ist das nicht so. Da wird im Stand bei komplett getretener Bremse kein Drehmoment übertragen.
Beim nassen DSG wird die Kupplung bei eingelegter Fahrstufe bereits leicht geschlossen. Man kann das nicht nur an der Momentanverbrauchsanzeige ablesen, sondern (vor allem bei niedrigen Außentemperaturen, wenn das Schleppmoment durch das zähflüssigere Getriebeöl erhöht ist) auch beim Umschalten von D/R auf N spüren. Dann merkt man, wie Last vom Motor genommen wird. Die nasslaufenden Lamellenkupplungen übertragen durch das Schleppmoment selbst im vollständig geöffneten Zustand ein minimales Drehmoment. Dies ist auch der Grund, weshalb die nassen DSGs einen etwas schlechteren Wirkungsgrad haben als das trockene.
VW selbst hatte mal 300.000 km fürs DQ200 angegeben. Unter welchen Bedingungen solche Laufleistungen erreichbar sind, ist wieder die andere Frage. Bei den nassen DSGs halten die Kupplungen allerdings, solange man regelmäßig das Öl wechselt, im Allgemeinen wesentlich länger. Der Verschleiß ist im Ölbad sehr gering. Daher macht es den Kupplungen auch nichts aus, wenn sie leicht angelegt werden oder in D2 schleifen.
Danke für die ausführliche Erklärung.
Sollte man bei Bergauffahrten oder steileren Bergfahrten auf S oder Manuell schalten oder ist das DSG Getriebe so intelligent und schaltet selber lastabhängig in den kleineren Gang?
Das DSG ist intelligent genug, selbst zu entscheiden, welcher Gang der optimale ist.
Fahre ich steile Passstraßen hoch, dreht der Motor locker mit 3.000...4.000U/Min. In der Ebene bei gleicher Geschwindigkeit schaltet der dann locker 2..3 Gänge hoch. Gebe ich kein Gas und fahre die selben Pässe bergab dreht der Motor auch wegen eines automatisch gewählten niedrigen Ganges recht hoch, da das DSG mit Hilfe des Motors automatisch aktiv bremst, um die Bremsanlage zu entlasten
Zitat:
@harald.tsc schrieb am 5. Oktober 2018 um 16:56:04 Uhr:
Sollte man bei Bergauffahrten oder steileren Bergfahrten auf S oder Manuell schalten oder ist das DSG Getriebe so intelligent und schaltet selber lastabhängig in den kleineren Gang?
Zitat:
@Beichtvater schrieb am 5. Oktober 2018 um 16:57:21 Uhr:
Das DSG ist intelligent genug, selbst zu entscheiden, welcher Gang der optimale ist.
Fahre ich steile PAssstraßen hoch, dreht der Motor locker mit 3.000...4.000U/Min, gebe ich kein Gas, dann die selbe Strecke bergab auch, da das DSG automatisch aktiv bremst,. um die Bremsanlage zu entlasten
Das kann ich nur bedingt bestätigen. DSG schaltet zwar runter, aber wenn man bei "echten" Passabfahrten, mit Gefälle im 2stelligen Prozentbereich, nicht ständig Bremsen will, muss man schon händisch runterschalten.
Edit: Auf "S" ist es zwar deutlich besser bei Bergfahrten, aber ggf. kommt man mMn ums händische runterschalten nicht rum.