Defektes Drosselkappenpoti?
Moin!
Ich plane im Sommer einen Roadtrip und habe mich kürzlich erfolgreich zu einem Mondeo MK2 1.8 16V, Baujahr '98, entschieden, mit dem ich nun, wenige Tage nach dem Kauf recht zufrieden bin. Wären da nicht diese zwei kleinen Mankos:
1. Das Gaspedal geht recht schwer. Dadurch kann man das Gas nicht besonders feinfühlig dosieren, kann man aber zur Not mit leben. Gibts dafür ne einfache Lösung?
2. Bis ca. 2200U/min nimmt der Motor nur zögerlich Gas an. Wenn ich z.B. im 2. Gang bei 1500U/min das Pedal durchtrete, zieht der Motor zunächst kaum, dann wieder kurz so wie er sollte, bis er die 2200 Umdrehungen erreicht hat. Ich habe die Probe aufs Exempel gemacht und ab diesen magischen 2200 zieht er in allen Gängen zuverlässig und erstaunlich kräftig, wie ich finde.
Grundsätzlich könnte ich auch damit leben, käme nicht noch hinzu, dass er bei bestimmten Drehzahlen 1-2 Sekunden am Gas bleibt, obwohl ich den Fuß längst runtergenommen habe.
Bisschen googeln hat mich zum Drosselkappenpoti als mögliche Ursache geführt, kann das sein?
Was für Folgen könnte es haben, wenn ich das nicht sofort repariere? Oder ist es bis auf den Komfortverlust unbedenklich?
Vielen Dank für eure fachkundige Hilfe!🙂
Jacob
24 Antworten
Geh erst mal der Sache mit dem Gaspedal nach. Pedalwelle mal bissl einspühen, wenn das nicht hilft, gucken ob der gaszug leichtgängig ist, oder die Drosselklappe klemmt.
Als kompletter Automechaniklaie weiß ich leider noch nicht eimal genau, wie man an die Pedalwelle kommt. Drosselklappe ist ja wohl unterm Luftfilter...
Also ich finde das sehr bedenklich.
Das Gaspedal geht schwer, also wirst du wohl wahrscheinlich stärker drauftreten.
Mögliche Folgen: ein klemmender/vielleicht auch geknickter Gaszug/oder hängende Drosselklappe bei hoher Geschwindigkeit und der Motor bleibt auf der Leistung. Hier geht im Prinzip nur: Kupplung treten (trennt den Motor vom Antrieb, der Motor wird sehr hochdrehen dann), Leerlauf rein, Warnblinker an, dann dosiert bremsen und auf dem Standstreifen ausrollen - wenn einer da ist. Das ist aber trotzdem eine wirklich gefährliche Situation, weil sie im Prinzip jeder Zeit vorkommen kann - auch in der Stadt, auf Landstraßen z.B. beim Überholen.
Und du - wenn du dann den Leerlauf eingelegt hast, um noch was zu retten - eben keine Motorleistung mehr auf dem Antrieb hast. Wenn du es irgendwie verpasst, die Kupplung zu treten oder in den Leerlauf zu schalten, landest du dort, wo dich die Motorleistung halt hintreibt. Die Bremse ist zwar stärker, wenn du die geistesgegenwärtig und beherzt stark treten solltest, aber der effektive Bremsweg ist deutlich verlängert, weil ja der Motor weiter schiebt. Bei einem Automatikauto müsstest du den über den Hebel in N schalten, um den Motor vom Antrieb zu trennen. Und dann bremsen und ausrollen, während der Motor laut brüllt.
Lasse diesen Punkt: den schwergängigen Gaszug - gerade als Laie - ein einer Werkstatt ordentlich untersuchen und beheben. Als Sachmangel, wenn beim Händler gekauft. Wenn von privat gekauft, auf eigene Kosten in einer Werkstatt.
Zum zweiten Punkt: Ich weiß nicht recht, ob du einschätzen kannst, wie stark ein Motor (hier ein Saugmotor) bei einer bestimmten Drehzahl ziehen muss, wenn er ok ist.
Die Eckpunkte für diesen 1.8 Saugbenziner-Motor (neu) sehen in etwa so aus:
bei ca. 700 U/min im Leerlauf => ca. 4 kW (ca. 6 PS)
dann etwa linear ansteigend auf
bei 3750/min und Vollgas 158 Nm => und das sind ca. 62 kW (ca. 85 PS)
dann weiter etwa linear ansteigend auf
bei 5750/min und Vollgas => 85 kW (116 PS)
Daraus kann man sich ein Diagramm malen, dass ungefähr so aussehen wird:
http://data.motor-talk.de/.../...tungsdiagramm-4482073599392886037.jpg
Oberes Diagramm, die schwarze Linie zählt hier. Das wäre für den Idealzutand dieses Motors. Im Alter häufig ein paar PS/kW weniger, aber relativ gleichmäßig und in der Regel nicht der Rede wert.
Also: es ist normal, dass es bei einem Saugmotor wie diesem stark von der Drehzahl abhängt, wieviel Leistung der Motor entwickelt. Biei 1500 RPM geht bei einem Saugmotor allgemein sehr wenig an Beschleunigung vorwärts (es kommen halt max bei Vollgas um die 20 kW an Leistung, und ca. 15kW gehen bei gut 100 km/h zum Beispiel schon für die Fahrwiderstände drauf, man hat dann also nur noch 5 kW extra zum Beschleunigen), aber das ist normal. Bei 2200 RPM hat man schon um 35 kW, abzgl. 14 kW (bei angenommen 100 km/h) also 20 kW zum Bechleunigen, logo, dass da mehr vorwärts geht. Wer wirklich beschleunigen will (z.B. für die Auffahrt auf die Autobahn), schaltet runter, dass er so auf 3000 bis 4000 RPM kommt. Da geht dann auch was vorwärts. Ich weiß nicht, ob du in deiner Schilderung diese ganz allgemeingültigen Grundlagen eines Saugmotors schon einfließen lassen hast, oder ob das Neuland für dich ist. Mancher hatte davor einen Turbomotor (z.B. im Fahrschulauto oder in einem anderen Auto, vielleicht sogar einen Turbodiesel), welche eine ganz andere Charakteristik haben können. Da geht deutlich mehr bei niedrigen Drehzahlen - durch den Turbo.
Und nebenbei macht es natürlich einen enormen Unterschied, ob du allein drinsitzt (geschätzt 60-120 kg), oder (du sagtest Roadtrip) mit 4 Kumpels und fettem Gepäck (dann sicherlich um die 500 kg "Zuladung"😉. Diese Masse will mit beschleunigt werden.
Zitat:
bestimmten Drehzahlen 1-2 Sekunden am Gas bleibt, obwohl ich den Fuß längst runtergenommen habe.
Auch das darf so nicht sein. Gib es mit an, wenn das Auto untersucht wird.
Wenn du das Auto bei einem Händler gekauft hast (dann gibt's Gewährleistung), melde diese Fehler dort. Denn sie sind sicherheitsrelevant. Und ganz egal, wie alt und wie billig, das darf nicht sein. Der Händler wird hoffentlich wissen, wo er am Auto schauen muss. Das kann (vom Händler/von einer Werkstatt) sehr einfach und mit wenig Aufwand zu beheben sein, aber man muss wissen, was man tut.
Zitat:
@JacobLetz schrieb am 24. Januar 2015 um 20:57:01 Uhr:
Als kompletter Automechaniklaie weiß ich leider noch nicht eimal genau, wie man an die Pedalwelle kommt. Drosselklappe ist ja wohl unterm Luftfilter...
Die Pedalwelle ist Überm Gaspedal, also bücken und Kopf verdrehen. Die Drosselklappe ist unter dem Ansaugschnorchel.
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Erstmal vielen Dank für die ausführliche Antwort, Ralf!
Ja, ich werde mir jetzt mal ansehen, ob ich dem Pedal mit puristischen Mitteln (Öl, Zahnbürste) beikommen kann, wenn nicht, ist ein Werkstattbesuch vielleicht nicht ausgeschlossen.
Was den Motor angeht: Ich denke schon, dass ich das einschätzen kann. Ist nicht das erste Auto, das ich fahre und egal, ob der jetzt stark oder schwach zieht, dass er auf dem Weg zu den 2200 Umdrehungen ruckelt, das ist nicht normal. Das merkt ja jeder Laie.
Ich hoffe, dass es mit ein paar Tropfen Öl und einer kleinen Reinigung getan ist, mal sehen.
Was wäre den ansonsten das Naheliegendste? Drosselklappenpoti?
Stand: Hab den Schnorchel abgeschraubt und sowohl da, als auch auf Pedalseite ne Runde WD40 reingefeuert. Das Gaspedal geht nun etwas leichter. So ganz gefällt mir das Feeling immer noch nicht, aber gut, vielleicht wird das nie super direkt.
Auch dass der Motor manchmal noch kurz am Gas geblieben ist, ist nach meinem Gefühl besser geworden, allerdings nicht vollständig weg.
Und nach wie vor nimmt er bis gut 2000 RPM bei durchgedrücktem Gaspedal mit Aussetzern Gas an.
Bei halb gedrücktem Pedal geht das jedoch ziemlich einwandfrei, gilt übrigens auch, wenn kein Gang eingelegt ist.
Da muss es doch eine recht eindeutige Lösung geben, oder?
Danke für eure Hilfe!🙂
Das hatte vorher nicht so verstanden. Aussetzer in der Motorleistung/Gasannahme oder Ruckeln sind nicht normal, auch nicht für einen Saugmotor, logo. Als Fehlerbilder gibt's harte Aussetzer und weiche Aussetzer. Daran kann man die Ursache schon eingrenzen.
BTW: wenn du das Ansaugsystem nach deiner Schraubaktion ("den Schnorchel abgeschaubt"😉 nicht wieder dicht bekommst, ist da eine weitere Chance für Folgefehler. Was du machen kannst: ohne was wegzuschrauben einfach mal nach kaputten, rissigen, porösen Luftschläuchen schauen. Kleine Taschenlampe/Handylampe und einmal ringsrum schauen. Oder nach Schläuchen, die irgendwo abgegangen sind. Aber bei der Aktion dann keine anderen Schläuche versehentlich lockern.
Und wenn es im Leerlauf **über den Drehzahlbereich** von Leerlaufdrehzahl bis z.B. 4000 RPM - super ohne Aussetzer geht, wenn gerade kein Gang drin ist, naja, dann liegen Aussetzer in diesem Bereich schon mal nicht am Drosselklappenpoti. :-)
Die Werkstatt wird als nächstes auf die anderen wesentlichen Parameter für die Motorsteuerung schauen: Luftmassenmesser/Luftmengenmesser, Lambdasonde, AGR-Ansteuerung, und die Abgaszusammensetzung, ob der Motor mager oder fett läuft. Ob ggf. Zündaussetzer vorkommen. Da gibt's viele Möglichkeiten und die Spekulation hier lohnt sich nicht.
Naja, es gibt ja eben auch im Leerlauf durchaus Aussetzer, nämlich zwischen Leerlaufdrehzahl und 2200U. Ab da dann nicht mehr, aber genau darum gehts mir ja, dass auch im Leerlauf diese kleineren Aussetzer passieren.
Ich fasse zusammen:
Symptom: bei durchgedrücktem Gaspedal Aussetzer zwischen 1100-2100U/min
Ursache: Leck in Schläuchen, LMM, Lambda, Drosselkappenpoti, AGR-Ansteuerung... Kann also alles sein?
Wie kann ich das eingrenzen? Gibts da bestimmte Testmöglichkeiten, mit der ich den Werkstattbesuch vermeiden kann oder führt da als relativer Laie nichts drumherum?
Luftmassenmesser ist original, aber nicht gereinigt. Da sind so zwei spezialschrauben dran, mit Stift innen, hab dafür leider keinen Schlüssel, probiers mal demnächst mit ner Zange...
Woran erkennt man, ob die Zündkabel original sind?
Zündkerzen weiß ich nicht, müsste ich ausbauen, oder?
https://www.youtube.com/watch?v=msmeAE1y_5I
So wirkt sich ein defekter Dk-Poti aus. Er gibt noch eine ganze Weile selber gas und beim Schalten dreht er von selber hoch. Auf dem Video war das noch harmlos, später hat er bis über 4000 Umdrehungen gedreht.
Und den LMM würde ich als ganzes Teil ausbauen. Also davor und dahinter die Schläuche trennen und dann säubern.
Danke, r-o-b-e-r-t, für das Video! So ganz kann ich leider nicht erkennen, wie sich das defekte Poti äußert. Also wenn du die Kupplung drückst, dreht er hoch? Das macht meiner nämlich nicht... Aber heißt das, dass ich das DKP ausschließen kann?
Da fällt mir gerade noch ein, dass ich das Symptom mit nem zu fett laufenden Motor vergleichen könnte. Das kenn ich so nur aus dem Modellbau, aber wenn da der Motor zu fett läuft, dann stottert der beim vollgasgeben auch rum. Komisch nur, dass sich das dann ab 2200RPM gibt...
Kann man daraus was schließen?