Coding-Howto für den F30

BMW 3er F30

Hardware

Das erforderliche Adapterkabel von OBDII auf Ethernet wird unter anderem von einem Versender in Litauen angeboten [3]. Dort habe ich das Kabel bestellt und einige Tage später erhalten -- eine problemlose Transaktion. Wagemutigere Lötkolbenartisten können das Kabel wohl auch selbst zusammenbasteln, aber viel billiger wird das dann auch nicht.

Mehr ist an Hardware nicht erforderlich. Naja, ein Notebook mit Windows und einem Ethernetanschluss noch (wie unter [1] erwähnt geht es wohl auch mit einem Mac, getestet habe ich das mangels Mac-Notebook aber nicht).

Software: Installation

Problematischer als das Kabel ist die Coding-Software selbst ("E-SYS"😉 und deren Definitionsdaten ("psdzdata"😉. Beide werden von BMW nicht zum Verkauf angeboten, so dass hier einige Suche erforderlich ist. Wie man dem [1] entnehmen kann gibt es wohl in neuerer Zeit auch Tendenzen, dass BMW oder der Entwickler von E-SYS gegen die Verbreitung vorgegehen. Dafür hätte ich Verständnis, wenn BMW die Software und die erforderlichen Daten selbst gegen einen angemessenen Obulus anbieten würden, aber das scheint wie gesagt nicht der Fall zu sein.

In diesem Zusammenhang ist es noch wichtig zu wissen, dass die psdzdata-Dateien in älteren und neueren Versionen existieren. Die Version 2.46.6 funktioniert offenbar sehr gut mit einem aktuellen F30, vorherige nicht 100%. 2.46.3, die augenscheinlich recht verbreitet ist, funktioniert nur auf den ersten Blick, macht aber bei verschiedenen Modulen dann Probleme (unter anderem lässt sich das FEM_BODY und das REM Modul damit an meinem Fahrzeug nicht auslesen).

Die Installation von E-Sys habe ich als größtenteils unproblematisch in Erinnerung -- abgesehen von der auch hier anzutreffenden Tendenz wichtigtuerischer Software, ins Rootverzeichnis installieren zu wollen, was sich in diesem Fall erfreulicherweise jedoch anpassen lässt. Weiterhin wurde nach einem Passwort gefragt, das dem Download in einem Readme-File beigefügt war.

Anschließend müssen die psdzdata-Dateien an die richtige Stelle entpackt werden, was ebenfalls in dem erwähnten Readme erklärt ist. Dort wird der Benutzer weiterhin angewiesen, einen der entpackten Unterordner namens "SWE" an eine weitere Stelle zu kopieren. Dieser Ordner ist jedoch 15 GiB groß -- und von daher ist es gut zu wissen, dass auch ein NTFS-Link ("Verknüpfung"😉 reicht, die natürlich dann "SWE" heißen muss, nicht "Verknüpfung mit SWE" (oder wie immer Windows 7 Links benennt).

Dann benötigt man noch einen Keyfile und eine PIN, die in meinem Fall beide ebenfalls beilagen. E-Sys muss nach dem ersten Start gesagt werden, wo der Keyfile zu finden ist (unter Options -> Settings -> EST) und wo die pszdata-Dateien liegen (selber Dialog unter dem Reiter "Program"😉. Nach dem PIN wird gefragt, wenn der Benutzer erstmalig eine FDL-Datei zu editieren versucht.

Software: Erste Schritte

Läuft die Software und sind alle Pfade eingestellt, besteht der nächste Schritt darin, seinen Rechner (der hoffentlich ein Notebook ist, sonst wird das jetzt mühsam) mit dem Wagen zu verbinden. Dazu dient das erwähnte Adapterkabel. Hilfreich kann es sein, alle weiteren Ethernet-Interfaces abzuklemmen (zum Beispiel durch einen Hardwareschalter an einem Notebook für das WLAN), um die Suche nach dem Wagen zu vereinfachen.

Das Fahrzeug muss die Zündung an haben, heißt es. Motor an ginge auch. Ich habe weder "Motor an" noch "Zündung aus" probiert.

Für die Verbindung wird eine weitere Applikation verwendet, die dem E-Sys-Download beigefügt ist, diese als Teil der EDIABAS Software (die, wie ich am Rande glaube mitbekommen zu haben, früher für Coding von zum Beispiel E90 verwendet wurde). In deren Installationspfad findet sich unter Hardware/ENET ein Programm namens ZGW_SEARCH.exe. Die Meinungen darüber, ob es wirklich notwendig ist, diese Applikation überhaupt zu starten, oder ob sie nur zu Diagnosezwecken dient, gehen auseinander; ich habs nicht ohne probiert, mag sein, dass es geht. Jedenfalls macht dieses Stück Qualitätssoftware wohl unter Windows 64 Bit gerne mal Probleme und freut sich über einen XP-32-Bit-Kompatibilitätsmodus.

Erst, wenn ZGW_SEARCH anzeigt, dass eine Verbindung zum Fahrzeug besteht (IP, MAC und VIN werden angezeigt), sollte mit der Verbindung unter E-Sys fortgefahren werden. E-Sys fragt nach der zu verwendenden Verbindungsart (wobei F020 (!) für den F30 (ja, das stimmt so) und das ohne (!) DIRECT und mit "Connection via VIN" zu wählen ist) und stellt dann hoffentlich eine Verbindung her.

In der Outlook-95-ähnlichen Reiterliste auf der linken Fensterseite muss jetzt "Expert Mode" und darunter "Coding" gewählt werden. Dann ist im Feld "Verhicle Order" auf "Read" zu klicken. E-Sys sollte jetzt die Fahrzeugauftragsdaten vom Wagen einlesen. Hat es das erfolgreich getan, sollten diese abgespeichert werden (Vorgabe ist, IIRC, das Verzeichnis "FA" (== Fahrzeugauftrag), was sich ja anbietet; Dateiname ist beliebig).

Anschließend wird im rechten unteren Feld unter "SVT Actual" mit dem Button "Read (VCM)" (== Vehicle Configuration Management) die Liste der Konfigurationsmodule aus dem Fahrzeug ausgelesen (oder zumindest erkläre ich mir den technischen Zusammenhang so, das mag auch zu naiv sein). Auch diese sollte man abspeichern (vorgegeben ist diesmal der Unterordner "SVT"; auch hier ist der Dateiname beliebig).

Schließlich müssen die einzelnen Coding-Module vom Fahrzeug ausgelesen werden. Dazu rechts unten "Filter" auf "CAFD" (CAF == Coding Application File) stellen und mit Strg + Linksklick in der Liste der CAFDs links davon alle CAFDs auswählen und anschließend den Button "Read Coding Data" anklicken. Jetzt sollten alle Codinginformationen vom Fahrzeug ausgelesen werden. Hierbei sollte in dem dann angezeigten Dialog keine Fehlermeldung zu sehen sein.

Zuguterletzt wird das Verzeichnis EsysData/CAF gesichert; dieses Backup stellt eine sichere Ausgangsbasis dar, falls beim Coding etwas schief geht. Diesen Schritt bitte nicht auslassen, auch wenn man sich für Chuck Norris hält.

Software: Coding

Jetzt kann es endlich wirklich losgehen. Idealerweise stöpslt man an dieser Stelle das Notebook ab und setzt sich gemütlich ins Wohnzimmer, weil zunächst keine Verbindung zum Fahrzeug mehr notwendig ist.

Leider vergisst E-Sys zwischen jedem Neustart, mit welchem Fahrzeug man zuletzt gearbeitet hat. Es muss also nach jedem Neustart erneuit der Fahrzeugauftrag, die SVT-Datei und leider auch jede zu bearbeitende CAFD-Datei einzeln eingelesen werden. CAFD-Dateien werden mit Rechtsklick auf den CAFD-Eintrag in der Liste und "New" geladen... da staunt der Laie, aber so ist das wirklich: New == Load. Hat mich einen Moment gekostet, das herauszufinden.

Bearbeitet werden CAFDs (und genau DAS ist ja das eigentliche Coding) mit einem Rechtsklick auf die entsprechende CAFD-Datei unterhalb des CAFD-Eintrags und Auswahl von "Edit FDL". Dadurch wird automatisch in den FDL-Editor gewechselt; den erreicht man auch über die schon erwähnte Outlook-95-Reiterliste -> Editors & Viewers -> FDL-Editor (FDL == Function Data List), wo man auch direkt CAFD-Dateien laden kann. Das erschien mir aber weniger sinnvoll, weil sich aus den CAFD-Dateinamen für mich nicht erschloss, um welches Modul es sich eigentlich handelt. In der Coding-Ansicht sieht man hingegen den Modulnamen, bevor man eine CAFD-Datei lädt.

Im FDL-Editor schließlich werden die einzelnen Einstellungen des Moduls in einer Baumansicht dargestellt, ähnlich des Registry-Editors von Windows. Alle (oder fast alle) Module bestehen aus einem Knoten "Header" und einem Knoten "Daten", wobei letzerer die eigentlich interessanten Coding-Informationen unter weiteren Unterknoten enthält (die dann üblicherweise jeweils einen Unterknoten "Aktivbedingung" und einen namens "Funktionen" enthalten, und genau der ist es dann, wo es spannend wird). So lange man nichts an den einzelnen Werten verändert, kann man nichts kaputt machen -- es kann also nicht schaden, sich zunächst mit dem Aufbau der einzelnen Module vertraut zu machen und sich einen groben Überblick zu verschaffen.

Coding-Beispiel

Wir wollen, dass unser F30 sich merkt, ob wir die ASS ausgeschaltet haben, wenn wir den Motor aus und wieder an machen. Die entscheidende Frage ist: Wo kann man das einstellen? Leider hilft hier nur selbst suchen (das kann dauern und es kann was dabei kaputt gehen, wenn man die falsche Einstellung ändert) oder auf die Erfahrungen anderer zurückgreifen (das geht schneller, riskant ist es aber natürlich immer noch). In unserem Beispiel verrät das Cheat-Sheet auf [1], dass wir die Einstellung

Code:
FEM_BODY -> TcMaster2 -> TCM_MSA_MEMORY

auf "aktiv" ändern müssen. Also laden wir in der Coding-Ansicht mit Rechtsklick auf die FEM_BODY CAFD die entsprechende Datei (die Dateinamen unterscheiden sich von Fahrzeug zu Fahrzeug), klicken die geladene Datei an und wählen "Edit FDL". Daraufhin öffnet sich (nach der PIN-Abfrage, falls wir das noch nicht erledigt haben) der FDL-Editor mit dem FEM_BODY-Modul. Wir öffnen den "Daten"-Knoten, suchen nach "TcMaster2", öffnen diesen Knoten und den darunter befindlichen "Funktionen"-Knoten. Daraufhin sehen wir den "TCM_MSA_MEMORY"-Knoten und öffnen auch diesen. Jetzt sehen wir einen Kommentar-Knoten, der erklärt, was diese Einstellung tut, und einen weiteren Knoten namens "Ausgelesen", der den aktuellen Wert, so wie er im Fahrzeug gespeichert ist, enthält. Unter diesem sehen wir "nicht_aktiv" und "Werte=00" (siehe Bild #1 ... wie kann man Bilder in ein Posting einfügen?).

Mit Rechtsklickt auf "nicht_aktiv" erhalten wir ein Kontextmenu, in dem wir "Edit" auswählen, wodurch sich "nicht_aktiv" in ein Dropdown ändert, in dem wir "aktiv" auswählen (siehe Bild #2).

Nach dieser Auswahl ändert sich auch der Eintrag des Knoten "Werte" auf "01", ohne dass wir dafür etwas tun müssen.

Schließlich wird der CAFD mit dem Toolbar-Symbol abgespeichert und mit dem Zurückbutton in der Toolbar wieder in die Coding-Ansicht gewechselt.

Damit ist die gemütliche Phase auf der Couch vorbei und wir müssen zurück zum Fahrzeug. Nach erneutem Anschließen und Verbinden wie oben beschrieben sowie Laden von FA (dabei den geladenen FA doppelklicken um ihn "aktiv" zu setzen, das will die Software so) und SVT auch die CAFD-Datei laden und mit einem beherzten Klick auf den "Code FDL"-Button (NICHT den "Code"-Button, der sollte inaktiv sein, sonst stimmt etwas nicht) die neuen Einstellungen der CAFD-Datei ans Fahrzeug übertragen. Das sollte ohne Fehlermeldung vonstatten gehen. Abschließend Kabel entfernen und Fahrzeug einmal aus und wieder an machen.

Man hört, dass manche Einstellungen nicht sofort neu geladen werden und es einige Zeit dauern kann, bis sich die Veränderung auswirkt. Bei mir war das nicht der Fall, ich konnte sofort die Änderungen sehen.

Fazit

Ich habe zwei oder drei Abende gebraucht um mich in das Thema einzuarbeiten, wobei die Frage, wie man eigentlich CAFDs wieder lädt, wenn man sie mal eingelesen hatte, am meisten Zeit beansprucht hat (NEW == LOAD...).

Danke

Natürlich habe ich das (beinahe) alles nicht selbst herausgefunden, sondern mir in diversen Foren und per Google zusammengesucht. Ich danke allen, die sich die eigentliche Arbeit gemacht haben und bitte für die Fehler, die ich jetzt in diesem Posting eingebaut habe, vorsorglich schon mal um Entschuldigung. Mea culpa! Ich werde korrigieren und ergänzen, wenn sich die Notwendigkeit ergibt.

Weiterführende Informationen

[1] Ausgangspunkt für mein Coding-Abenteuer war dieser (engslichsprachige) Thread:

www.f30post.com/forums/showthread.php?t=696777&page=1

Hier findet sich auch ein PDF mit einigen Einstellungen sowie einige weitere PDFs mit Anleitungen und weiteren Detailinformationen. Der Thread enthält an einigen Stellen die Aussage, dass sich 2.46.3 und 2.46.6 der psdzdata nicht unterscheiden, was ich nicht bestätigen kann.

[2] PDF mit einigen verwendeten Akronymen:

www.bmwicom.net/.../tips_bmw_technical_acronyms.pdf

[3] Versandhändler für das Kabel:

http://codecard.lt/electronics/tools/enet-cable/prod_651.html

Bitte

Bitte verwendet diesen Thread NICHT für Fragen nach einzelnen Einstellungen. Meine Recherche wurde dadurch extrem erschwert, dass alle Threads in allen BMW-Foren zu diesem Thema immer wieder die gleichen (unbeantworteten weil sinnlosen) Fragen enthalten ("Wie kann ich Speed-Limit-Info aktivieren, da ich zu geizig war, es zu bestellen?" etc). Dafür sollten wir einen eigenen Thread eröffnen, der sich explizit konkreten Einstellungen widmet. Hier im vorliegenden Thread soll es bitte nur um die technischen Details an sich gehen.

Ich würde außerdem vorschlagen, für das Thema "wie löte ich mir ein eigenes Kabel, auch wenn das effektiv länger dauert und fast kein Geld spart, aber mein Fahrzeug dabei kaputt gehen kann" einen eigenen Thread aufzumachen...

Beste Antwort im Thema

Hardware

Das erforderliche Adapterkabel von OBDII auf Ethernet wird unter anderem von einem Versender in Litauen angeboten [3]. Dort habe ich das Kabel bestellt und einige Tage später erhalten -- eine problemlose Transaktion. Wagemutigere Lötkolbenartisten können das Kabel wohl auch selbst zusammenbasteln, aber viel billiger wird das dann auch nicht.

Mehr ist an Hardware nicht erforderlich. Naja, ein Notebook mit Windows und einem Ethernetanschluss noch (wie unter [1] erwähnt geht es wohl auch mit einem Mac, getestet habe ich das mangels Mac-Notebook aber nicht).

Software: Installation

Problematischer als das Kabel ist die Coding-Software selbst ("E-SYS"😉 und deren Definitionsdaten ("psdzdata"😉. Beide werden von BMW nicht zum Verkauf angeboten, so dass hier einige Suche erforderlich ist. Wie man dem [1] entnehmen kann gibt es wohl in neuerer Zeit auch Tendenzen, dass BMW oder der Entwickler von E-SYS gegen die Verbreitung vorgegehen. Dafür hätte ich Verständnis, wenn BMW die Software und die erforderlichen Daten selbst gegen einen angemessenen Obulus anbieten würden, aber das scheint wie gesagt nicht der Fall zu sein.

In diesem Zusammenhang ist es noch wichtig zu wissen, dass die psdzdata-Dateien in älteren und neueren Versionen existieren. Die Version 2.46.6 funktioniert offenbar sehr gut mit einem aktuellen F30, vorherige nicht 100%. 2.46.3, die augenscheinlich recht verbreitet ist, funktioniert nur auf den ersten Blick, macht aber bei verschiedenen Modulen dann Probleme (unter anderem lässt sich das FEM_BODY und das REM Modul damit an meinem Fahrzeug nicht auslesen).

Die Installation von E-Sys habe ich als größtenteils unproblematisch in Erinnerung -- abgesehen von der auch hier anzutreffenden Tendenz wichtigtuerischer Software, ins Rootverzeichnis installieren zu wollen, was sich in diesem Fall erfreulicherweise jedoch anpassen lässt. Weiterhin wurde nach einem Passwort gefragt, das dem Download in einem Readme-File beigefügt war.

Anschließend müssen die psdzdata-Dateien an die richtige Stelle entpackt werden, was ebenfalls in dem erwähnten Readme erklärt ist. Dort wird der Benutzer weiterhin angewiesen, einen der entpackten Unterordner namens "SWE" an eine weitere Stelle zu kopieren. Dieser Ordner ist jedoch 15 GiB groß -- und von daher ist es gut zu wissen, dass auch ein NTFS-Link ("Verknüpfung"😉 reicht, die natürlich dann "SWE" heißen muss, nicht "Verknüpfung mit SWE" (oder wie immer Windows 7 Links benennt).

Dann benötigt man noch einen Keyfile und eine PIN, die in meinem Fall beide ebenfalls beilagen. E-Sys muss nach dem ersten Start gesagt werden, wo der Keyfile zu finden ist (unter Options -> Settings -> EST) und wo die pszdata-Dateien liegen (selber Dialog unter dem Reiter "Program"😉. Nach dem PIN wird gefragt, wenn der Benutzer erstmalig eine FDL-Datei zu editieren versucht.

Software: Erste Schritte

Läuft die Software und sind alle Pfade eingestellt, besteht der nächste Schritt darin, seinen Rechner (der hoffentlich ein Notebook ist, sonst wird das jetzt mühsam) mit dem Wagen zu verbinden. Dazu dient das erwähnte Adapterkabel. Hilfreich kann es sein, alle weiteren Ethernet-Interfaces abzuklemmen (zum Beispiel durch einen Hardwareschalter an einem Notebook für das WLAN), um die Suche nach dem Wagen zu vereinfachen.

Das Fahrzeug muss die Zündung an haben, heißt es. Motor an ginge auch. Ich habe weder "Motor an" noch "Zündung aus" probiert.

Für die Verbindung wird eine weitere Applikation verwendet, die dem E-Sys-Download beigefügt ist, diese als Teil der EDIABAS Software (die, wie ich am Rande glaube mitbekommen zu haben, früher für Coding von zum Beispiel E90 verwendet wurde). In deren Installationspfad findet sich unter Hardware/ENET ein Programm namens ZGW_SEARCH.exe. Die Meinungen darüber, ob es wirklich notwendig ist, diese Applikation überhaupt zu starten, oder ob sie nur zu Diagnosezwecken dient, gehen auseinander; ich habs nicht ohne probiert, mag sein, dass es geht. Jedenfalls macht dieses Stück Qualitätssoftware wohl unter Windows 64 Bit gerne mal Probleme und freut sich über einen XP-32-Bit-Kompatibilitätsmodus.

Erst, wenn ZGW_SEARCH anzeigt, dass eine Verbindung zum Fahrzeug besteht (IP, MAC und VIN werden angezeigt), sollte mit der Verbindung unter E-Sys fortgefahren werden. E-Sys fragt nach der zu verwendenden Verbindungsart (wobei F020 (!) für den F30 (ja, das stimmt so) und das ohne (!) DIRECT und mit "Connection via VIN" zu wählen ist) und stellt dann hoffentlich eine Verbindung her.

In der Outlook-95-ähnlichen Reiterliste auf der linken Fensterseite muss jetzt "Expert Mode" und darunter "Coding" gewählt werden. Dann ist im Feld "Verhicle Order" auf "Read" zu klicken. E-Sys sollte jetzt die Fahrzeugauftragsdaten vom Wagen einlesen. Hat es das erfolgreich getan, sollten diese abgespeichert werden (Vorgabe ist, IIRC, das Verzeichnis "FA" (== Fahrzeugauftrag), was sich ja anbietet; Dateiname ist beliebig).

Anschließend wird im rechten unteren Feld unter "SVT Actual" mit dem Button "Read (VCM)" (== Vehicle Configuration Management) die Liste der Konfigurationsmodule aus dem Fahrzeug ausgelesen (oder zumindest erkläre ich mir den technischen Zusammenhang so, das mag auch zu naiv sein). Auch diese sollte man abspeichern (vorgegeben ist diesmal der Unterordner "SVT"; auch hier ist der Dateiname beliebig).

Schließlich müssen die einzelnen Coding-Module vom Fahrzeug ausgelesen werden. Dazu rechts unten "Filter" auf "CAFD" (CAF == Coding Application File) stellen und mit Strg + Linksklick in der Liste der CAFDs links davon alle CAFDs auswählen und anschließend den Button "Read Coding Data" anklicken. Jetzt sollten alle Codinginformationen vom Fahrzeug ausgelesen werden. Hierbei sollte in dem dann angezeigten Dialog keine Fehlermeldung zu sehen sein.

Zuguterletzt wird das Verzeichnis EsysData/CAF gesichert; dieses Backup stellt eine sichere Ausgangsbasis dar, falls beim Coding etwas schief geht. Diesen Schritt bitte nicht auslassen, auch wenn man sich für Chuck Norris hält.

Software: Coding

Jetzt kann es endlich wirklich losgehen. Idealerweise stöpslt man an dieser Stelle das Notebook ab und setzt sich gemütlich ins Wohnzimmer, weil zunächst keine Verbindung zum Fahrzeug mehr notwendig ist.

Leider vergisst E-Sys zwischen jedem Neustart, mit welchem Fahrzeug man zuletzt gearbeitet hat. Es muss also nach jedem Neustart erneuit der Fahrzeugauftrag, die SVT-Datei und leider auch jede zu bearbeitende CAFD-Datei einzeln eingelesen werden. CAFD-Dateien werden mit Rechtsklick auf den CAFD-Eintrag in der Liste und "New" geladen... da staunt der Laie, aber so ist das wirklich: New == Load. Hat mich einen Moment gekostet, das herauszufinden.

Bearbeitet werden CAFDs (und genau DAS ist ja das eigentliche Coding) mit einem Rechtsklick auf die entsprechende CAFD-Datei unterhalb des CAFD-Eintrags und Auswahl von "Edit FDL". Dadurch wird automatisch in den FDL-Editor gewechselt; den erreicht man auch über die schon erwähnte Outlook-95-Reiterliste -> Editors & Viewers -> FDL-Editor (FDL == Function Data List), wo man auch direkt CAFD-Dateien laden kann. Das erschien mir aber weniger sinnvoll, weil sich aus den CAFD-Dateinamen für mich nicht erschloss, um welches Modul es sich eigentlich handelt. In der Coding-Ansicht sieht man hingegen den Modulnamen, bevor man eine CAFD-Datei lädt.

Im FDL-Editor schließlich werden die einzelnen Einstellungen des Moduls in einer Baumansicht dargestellt, ähnlich des Registry-Editors von Windows. Alle (oder fast alle) Module bestehen aus einem Knoten "Header" und einem Knoten "Daten", wobei letzerer die eigentlich interessanten Coding-Informationen unter weiteren Unterknoten enthält (die dann üblicherweise jeweils einen Unterknoten "Aktivbedingung" und einen namens "Funktionen" enthalten, und genau der ist es dann, wo es spannend wird). So lange man nichts an den einzelnen Werten verändert, kann man nichts kaputt machen -- es kann also nicht schaden, sich zunächst mit dem Aufbau der einzelnen Module vertraut zu machen und sich einen groben Überblick zu verschaffen.

Coding-Beispiel

Wir wollen, dass unser F30 sich merkt, ob wir die ASS ausgeschaltet haben, wenn wir den Motor aus und wieder an machen. Die entscheidende Frage ist: Wo kann man das einstellen? Leider hilft hier nur selbst suchen (das kann dauern und es kann was dabei kaputt gehen, wenn man die falsche Einstellung ändert) oder auf die Erfahrungen anderer zurückgreifen (das geht schneller, riskant ist es aber natürlich immer noch). In unserem Beispiel verrät das Cheat-Sheet auf [1], dass wir die Einstellung

Code:
FEM_BODY -> TcMaster2 -> TCM_MSA_MEMORY

auf "aktiv" ändern müssen. Also laden wir in der Coding-Ansicht mit Rechtsklick auf die FEM_BODY CAFD die entsprechende Datei (die Dateinamen unterscheiden sich von Fahrzeug zu Fahrzeug), klicken die geladene Datei an und wählen "Edit FDL". Daraufhin öffnet sich (nach der PIN-Abfrage, falls wir das noch nicht erledigt haben) der FDL-Editor mit dem FEM_BODY-Modul. Wir öffnen den "Daten"-Knoten, suchen nach "TcMaster2", öffnen diesen Knoten und den darunter befindlichen "Funktionen"-Knoten. Daraufhin sehen wir den "TCM_MSA_MEMORY"-Knoten und öffnen auch diesen. Jetzt sehen wir einen Kommentar-Knoten, der erklärt, was diese Einstellung tut, und einen weiteren Knoten namens "Ausgelesen", der den aktuellen Wert, so wie er im Fahrzeug gespeichert ist, enthält. Unter diesem sehen wir "nicht_aktiv" und "Werte=00" (siehe Bild #1 ... wie kann man Bilder in ein Posting einfügen?).

Mit Rechtsklickt auf "nicht_aktiv" erhalten wir ein Kontextmenu, in dem wir "Edit" auswählen, wodurch sich "nicht_aktiv" in ein Dropdown ändert, in dem wir "aktiv" auswählen (siehe Bild #2).

Nach dieser Auswahl ändert sich auch der Eintrag des Knoten "Werte" auf "01", ohne dass wir dafür etwas tun müssen.

Schließlich wird der CAFD mit dem Toolbar-Symbol abgespeichert und mit dem Zurückbutton in der Toolbar wieder in die Coding-Ansicht gewechselt.

Damit ist die gemütliche Phase auf der Couch vorbei und wir müssen zurück zum Fahrzeug. Nach erneutem Anschließen und Verbinden wie oben beschrieben sowie Laden von FA (dabei den geladenen FA doppelklicken um ihn "aktiv" zu setzen, das will die Software so) und SVT auch die CAFD-Datei laden und mit einem beherzten Klick auf den "Code FDL"-Button (NICHT den "Code"-Button, der sollte inaktiv sein, sonst stimmt etwas nicht) die neuen Einstellungen der CAFD-Datei ans Fahrzeug übertragen. Das sollte ohne Fehlermeldung vonstatten gehen. Abschließend Kabel entfernen und Fahrzeug einmal aus und wieder an machen.

Man hört, dass manche Einstellungen nicht sofort neu geladen werden und es einige Zeit dauern kann, bis sich die Veränderung auswirkt. Bei mir war das nicht der Fall, ich konnte sofort die Änderungen sehen.

Fazit

Ich habe zwei oder drei Abende gebraucht um mich in das Thema einzuarbeiten, wobei die Frage, wie man eigentlich CAFDs wieder lädt, wenn man sie mal eingelesen hatte, am meisten Zeit beansprucht hat (NEW == LOAD...).

Danke

Natürlich habe ich das (beinahe) alles nicht selbst herausgefunden, sondern mir in diversen Foren und per Google zusammengesucht. Ich danke allen, die sich die eigentliche Arbeit gemacht haben und bitte für die Fehler, die ich jetzt in diesem Posting eingebaut habe, vorsorglich schon mal um Entschuldigung. Mea culpa! Ich werde korrigieren und ergänzen, wenn sich die Notwendigkeit ergibt.

Weiterführende Informationen

[1] Ausgangspunkt für mein Coding-Abenteuer war dieser (engslichsprachige) Thread:

www.f30post.com/forums/showthread.php?t=696777&page=1

Hier findet sich auch ein PDF mit einigen Einstellungen sowie einige weitere PDFs mit Anleitungen und weiteren Detailinformationen. Der Thread enthält an einigen Stellen die Aussage, dass sich 2.46.3 und 2.46.6 der psdzdata nicht unterscheiden, was ich nicht bestätigen kann.

[2] PDF mit einigen verwendeten Akronymen:

www.bmwicom.net/.../tips_bmw_technical_acronyms.pdf

[3] Versandhändler für das Kabel:

http://codecard.lt/electronics/tools/enet-cable/prod_651.html

Bitte

Bitte verwendet diesen Thread NICHT für Fragen nach einzelnen Einstellungen. Meine Recherche wurde dadurch extrem erschwert, dass alle Threads in allen BMW-Foren zu diesem Thema immer wieder die gleichen (unbeantworteten weil sinnlosen) Fragen enthalten ("Wie kann ich Speed-Limit-Info aktivieren, da ich zu geizig war, es zu bestellen?" etc). Dafür sollten wir einen eigenen Thread eröffnen, der sich explizit konkreten Einstellungen widmet. Hier im vorliegenden Thread soll es bitte nur um die technischen Details an sich gehen.

Ich würde außerdem vorschlagen, für das Thema "wie löte ich mir ein eigenes Kabel, auch wenn das effektiv länger dauert und fast kein Geld spart, aber mein Fahrzeug dabei kaputt gehen kann" einen eigenen Thread aufzumachen...

131 weitere Antworten
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@StefanSch123

Kamera ist bei fast allen Modellen identisch (5er, 3er...)
Steurgerät vom F20
Kabelsatz vom F25 (ist sehr viel günstiger als vom 5er)
-> dort habe ich den Anschluss für die Sicherung jedoch wieder zurücknehmen müssen, da der F31 im gegensatz zum F25 die Sicherungen nicht im Handschuhfach, sondern im Kofferraum hat.
Original wird das Steuergerät wohl im Fahrerfußraum verbaut, passt aber mit diesem Kabelbaum auch wunderbar in den Kofferraum, rechte Seite. Da sind schon andere Steuergeräte.

Hallo,

Eine sehr gute Anleitung ! Super !!

Habe heute beim hu_cic codieren ausersehen anstatt 'fdl codieren ' auf 'codieren' gedrückt.

Steuergerät wurde dann codiert und danach ist es neu gestartet. Es läuft alles noch wie beim vorher hoffe ich .
Was habe ich gemacht ? Hat es irgendwelche Auswirkungen ?

Du hast es auf Werkseinstellungen zurück gesetzt. So kann man die individuellen Codierungen auf einen Schlag zurück setzen. 😉

Ahhh, okay .
Und was ist dann der Button unten drunter ' anlieferzustand codieren'

Habe gedacht dieser wäre da um es auf Werkseinstellungen zurück zusetzten ??

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Wenn du Pech hast legst du damit dein Auto lahm!!!

Morgen, habe gestern mein tfl hinten bei dem f30 codiert. Leider leuchten nur die halb Runden stäbe außen. Weis jemand wie ich auch die inneren zum Leuchten bringe ?

Die Heckleuchten bestehen aus zwei Teilen (Heckleuchte Seitenwand, Heckleuchte Heckdeckel), also gibt es auch zwei Einträge dafür. Habe ich jetzt nicht vor mir, sollte aber direkt darunter oder darüber stehen!

Bitteschön. 😉

MAPPING_TAGFAHRL_H_L_OUTPUT
MAPPING_TAGFAHRL_H_R_OUTPUT
MAPPING_TAGFAHRL_H2_L_OUTPUT
MAPPING_TAGFAHRL_H2_R_OUTPUT

Zitat:

@rosswell schrieb am 23. Dezember 2014 um 11:14:13 Uhr:


Bitteschön. 😉

MAPPING_TAGFAHRL_H_L_OUTPUT
MAPPING_TAGFAHRL_H_R_OUTPUT
MAPPING_TAGFAHRL_H2_L_OUTPUT
MAPPING_TAGFAHRL_H2_R_OUTPUT

Auf dich ist (wie immer) Verlass! 🙂

wow super wie schnell das ging, habe es gleich codiert, läuft super.

Hat das mit DVDinMotion auch geklappt?
Ich habe das NBT-Navi, beim CIC musst du unter Speedlock Min und Speedlock Max glaube ich noch einen weiteren Parameter 255_kmh hinzufügen und da bei Data FF eingeben
Dann sollte es klappen!

Ja hat geklappt , habe einfach bei dem Wert von 3kmh auf ff geändert.

So ist's auch richtig.
FF = 255 km/h 😉

Wie ist es mit der "erweiterten smartphone Anbindung " mein auto hat cic pro, usb, bluetooth freisprechanlage und im Kofferraum ist eine Combox media verbaut ohne sim. Ist es schwer das zu codieren, sollte ich lieber Finger davon lassen ?

Finde leider keine Anleitung dazu wie man das codiert.

Dann hast Du sicher 6NH im Fahrzeugauftrag oder?
Ändere das mal zu 6NK, füge 6NF noch dazu und codiere die Combox neu.
Das sollte schon weiter helfen. 😉

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