Bremswerte TÜV
Hallo zusammen,
ich habe einen gebrauchten Ford Fiesta als Jahreswagen gekauft. Der Verkäufer hat mir die Inspektion und HU/AU neu gemacht. Das Fahrzeug hat "ohne Mängel" bestanden, dennoch wundern mich die Bremsenwerte:
Achse 1: Links 230, Rechts 180
Achse 2: Links 120, Rechts 130
Feststellbremse: Links 90, Rechts 110
Blockiergrenzen erreicht.
Abbremsung BBA: 42%, FBA 13%, Berechnungsmasse BBA 1555kg
Während der Fahrt (auf Landstraße bis ca. 100 km/h getestet) fällt nichts auf. Spur ist gerade, auch beim Bremsen "verzieht" nichts.
Bei Autobahnfahrten wird es ab ca. 120km/h ein wenig lauter, ich vermute hier allerdings die Goodyear 4Seasons als Geräuschquelle in Verbindung mit "Kleinwagen".
Der Wagen hat vorne Scheibenbremsen, Hinten Trommelbremsen.
EZ 04/2014, 13tkm gelaufen.
Ich habe versucht mich ein wenig Schlau zu machen....
Die Werte der ersten Achse scheinen innerhalb der Toleranz von 25% zu liegen. Für die BBA konnte ich einen Mindestwert von 50% finden, mein FoFi scheint jedoch darunter zu liegen.
Beste Antwort im Thema
Will mich hier auch mal kurz und knapp einmischen.
Bin selber in dem Bereich tätig (Plakettenkleber).
Wenn der HU-Adapter benutzt wurde stehen auch die Bremsdrücke auf dem Papier.
Stehe diese nicht dort, wurde er nicht verwendet.
Das kann diverse Gründe haben, Hauptgrund momentan aber: Klappt nicht bei allen Fahrzeugen und das Ding ist alles aber nicht ausgereift.
Das Fahrzeug muss 58+% Abbremsung zum bestehen haben. "Früher" war es möglich: eine Achse blockiert = bestanden.
Praxis: Wird immer noch so gelöst.
Das Problem ist hier Theorie und Realität.
Viele Neuwagen schaffen auf einem Bremsenprüfstand die 58% nicht.
Warum? Auch hier wieder verscheidenste Gründe:
Die "Geeichten Prüfstände" zeigen je nach Untersuchtungsstelle beim gleichen Auto schon völlig verschiedene Werte an. Wenn es draußen nass ist fährt das Fahrzeug mit feuchten Reifen auf den Prüfstand und rutscht vor dem Erreichen der Mindestabbremsung einfach durch.
Ein technischer Defekt könnte natürlich auch vorliegen.
Aber hier spielt der Faktor Erfahrung eine große Rolle.
Wenn ich weiß: Auf dem Prüfstand sind alle Autos von den Werten niedriger... dann weiß man auch das bei diesem Auto alles im Rahmen ist.
Rollen vs. Plattenprüfstand ist auch ein anderes Thema, hier würden oftmals Fahrzeuge mit wirklich schlechter Bremse auf der Platte trotzdem die 58% schaffen.
Um mal eine grobe idee zu geben:
Passat von 2014:
"Guter" Rollenprüfstand: 440dN vorne 270dN hinten (müsste 58+% sein)
gleiches Auto auf "schlechtem" Rollenprüfstand: 300dN vorne 170dN hinten ... (unter 58%)
und auf der Platte: 790dN vorne 230dN hinten (weit über 58%).
Natürlich ist das "scheisse" aber leider Realität.
Genauso wie ein 2012+ Touareg niemals eine Bremsenprüfung auf einer Platte bestehen kann.
Warum? Weil die elektronische Handbremse zu sanft eingreift. Hier wird kein blockieren und keine 16+% erreicht.
Habe diverse Fahrzeuge deswegen durchfallen lassen, bis ich dann diese auch auf der Rolle geprüft habe und sie dort bestehen.
Leider kann man sich als Prüfer vor Ort nicht aussuchen ob man Platte oder Rolle hat ... genausowenig ob die Rolle nass oder trocken ist... oder verschlissen oder neu.
Laut Eichamt sind alle Bremsenprüfstände ok.... aber in der Praxis...
Also am Ende mal kurz mein Fazit: Am geprüften Auto ist alles ok, hier wurde die Abweichung links&rechts sauber und korrekt eingetragen, es wurden keine Werte geschönt nur um eine Mindestabremsung zu erreichen oder es besser aussehen zu lassen.
Der Prüfer hat hier nach bestem Gewissen eine Plakette zugeteilt.
Das ganze Thema wird ab 2018 richtig lustig, wenn die Bremsenprüfstände die Werte direkt an die Software übermitteln.
Dann besteht z.B. ein VW UP überhaupt keine HU mehr, die momentanen Bezugskräfte an der Hinterachse die mit dem HUA gemessen werden sollen erreichen diese nämlich auch im Neuzustand nicht. (getestet am 1000km 2015er Baujahr).
Wer wirklich bedenken hat das seine Bremse nicht verkehrssicher ist fährt am besten bei einer Prüfstelle vorbei und fragt mal nett ob das Fahrzeug mal jemand bremsen kann.
Das sollte in den meisten Fällen gratis + Erklärung wieso&warum&weshalb funktionieren.
Die meisten Prüfer haben hier nichts zu verstecken und erklären gerne wie sie auf ihre Angaben kommen.
Das wäre überhaupt vielleicht eine Idee: Adresse und Telefonnummer sollten auf dem Bericht stehen, vielleicht einfach anrufen und mal nett nachfragen.
97 Antworten
Fassen wir kurz zusammen: es gibt laut Gesetz keine Mindestabbremsung?
Jede gemessene Verzögerung ist OK, wenn sie nur gleichmäßig ist?
HALLO?? Was zum Geier sind denn die Vorgabedaten? Das sind die MINDESTABBREMSUNGEN, passend zu dem jeweiligen Fahrzeug!
Natürlich muss ich die Textpassagen auswählen, die entscheidend sind! Ich habe bereits auf die STVZO verwiesen, liest doch keiner! Ich geb´s auf hier...
Höre endlich auf, dem Fahrzeug eine defekte Bremsanlage andichten zu wollen!
Die Mindestabbremsung ist schlicht nicht relevant bei der HU, weil die Bremswirkungsprüfung mittels Bezugsbremskräfte nachgewiesen wird. Das Fahrzeug gilt als i.O., selbst wenn nur 30% der Mindestabbremsung auf dem Wisch steht. Lese die Prüfvorschriften und verstehe sie!
Zitat:
Die Mindestabbremsung gilt bei der Bremswirkungsprüfung mittels Bezugsbremskräfte als nachgewiesen, wenn die bei einer Bezugsgröße gemessene Bremskraft jeder Achse gleich oder größer als der vorgegebene Wert ist.
Es wurde bei dem Fiesta aber nur bis 43% gedrückt. Dabei wurden die Bezugswerte erreicht.
Prüfung bestanden!Alle anderen Behauptungen sind schlicht falsch! Das Fahrzeug hat ordnungsgemäß die Prüfung bestanden. Auch, wenn du das prüfen würdest, könntest du zu keinem anderen Ergebnis kommen.
MfG
Ich habe eben etwas genauer geguckt...
Auf der rechten Seite sind auf der Innenseite der Bremsscheibe deutliche "Rillen" zu fühlen. Außen ist alles i.O.
Auch die linke Seite fühlt sich gut an.
Am besten mal Bilder!
Kleine Riefen sind nichts ungewöhnliches und auch nicht verboten.
MfG
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Bilder versuche ich morgen mal...heute ist es zu nass 😉
Die Riefen sind schon sehr deutlich, die linke Scheibe ist beidseitig tiptop.
Wodurch entstehen die Riefen? Und würde das während der Fahrt Geräusche machen?
Interresant.
Die frage wäre dann noch wo erreicht man höhere Bremswerte, auf einem Plattenprüfstand oder auf einem Rollenprüfstand oder sogar mit so einem Handtester welcher der Prüfer bei einer Probebremsung mit bei hat?
Zitat:
@Johnes schrieb am 17. August 2015 um 11:27:18 Uhr:
Höre endlich auf, dem Fahrzeug eine defekte Bremsanlage andichten zu wollen!
Also ich würde das machen. Bei einer Scheibenbremse die die Abweichung von 25% nur knapp einhält ist was faul. Entweder muss die mal wieder freigebremst werden oder ein Defekt behoben werden, gerade auf der Vorderachse.
Ansonsten sollte das Fahrzeug eigentlich mit Bezugsbremswerten inkl. HU-Adapter geprüft werden, dann stehen aber auch Bezugsbremswerte auf dem HU-Ausdruck. Allerdings gibt es noch viele Modelle wo keine Vorliegen, der HU-Adapter nach einem Softwareupdate das Steuergerät nicht erkennt usw.. Dann hat die Abbremsung konventionell ermittelt zu werden. Theoretisch auf Mindestabbremsung, praktisch auf "Hochschätzen". Wird auf der Rolle die Blockiergrenze der Räder erreicht sind auch Messwerte mit 43% in Ordnung wenn der Prüfer in seinem Ermessen sagt dass die Betätigungskräfte ausreichend niedrig waren und mit 50kg Pedaldruck die Mindestabbremsung erreicht wird.
Plattenprüfstand ergibt i.d.R. die höheren und realistischeren Werte, ermöglicht aber dafür keine Hochrechnung und brauchbare Prüfung der Abstufbarkeit. Hängt aber wie beim Rollenprüfstand stark vom Reibbelag ab.
Und mal ernsthaft, ein heutiges Auto sollte auf trockener Straße eher 100% erreichen können, in ein Auto dass nur 58% Bremsleistung hat ... das wären grob überschlagen über 65 Meter aus 100km/h.
Bist du der Meinung, ein heutiges Auto benötigt mehr wie 50kg Druck, um die Räder zum Blockieren zu bekommen? Wohl eher weniger, wenn der BKV arbeitet. Noch schlimmer mit Bremsassi! Da brauch ich mit 1-2kg nur zu schnell das Pedal zu betätigen. Dann blockieren die Räder.
Wenn du die Mindestabbremsung richtig messen möchtest, muss die Padalkraft gemessen werden. Am besten, bei abgestelltem Motor und komplett belüftetem BKV. Erst dann erzielt man die Messwerte, die die Mindestabbremsung wiedergeben. Ohne BKV muss ein Fahrzeug die Werte von 58% erreichen, wenn mit 50kg ins Pedal getreten wird.
Mit laufendem Motor und entsprechend funktionsfähigem BKV erreicht jeder PKW diese Werte spielend bei wenigen Kilogramm Pedaldruck. Die Assis übernehmen den Rest.
Die Mindestabbremsung ist in der Praxis bei einem funktionsfähigem BKV in keiner Weise relevant. Sie wird in der Praxis immer erreicht werden.
MfG
Zitat:
@Johnes schrieb am 18. August 2015 um 09:56:33 Uhr:
Bist du der Meinung, ein heutiges Auto benötigt mehr wie 50kg Druck, um die Räder zum Blockieren zu bekommen? Wohl eher weniger, wenn der BKV arbeitet. Noch schlimmer mit Bremsassi! Da brauch ich mit 1-2kg nur zu schnell das Pedal zu betätigen. Dann blockieren die Räder.Wenn du die Mindestabbremsung richtig messen möchtest, muss die Padalkraft gemessen werden. Am besten, bei abgestelltem Motor und komplett belüftetem BKV. Erst dann erzielt man die Messwerte, die die Mindestabbremsung wiedergeben. Ohne BKV muss ein Fahrzeug die Werte von 58% erreichen, wenn mit 50kg ins Pedal getreten wird.
Mit laufendem Motor und entsprechend funktionsfähigem BKV erreicht jeder PKW diese Werte spielend bei wenigen Kilogramm Pedaldruck. Die Assis übernehmen den Rest.
Die Mindestabbremsung ist in der Praxis bei einem funktionsfähigem BKV in keiner Weise relevant. Sie wird in der Praxis immer erreicht werden.
MfG
Als (!) 50Kg , wenn schon Kg !
Bei abgestellten Motor, funktioniert der HU- Adapter besonders "gut" ....
Die Mindestabbremsung funktioniert auch immer besonders gut, wenn Beläge runter, oder verölt sind. Soviel zur Relevanz.
Wenn ich mir hier den ganzen Mist so ansehe, verstehe ich die Notwendigkeit der HU immer besser
Wir fangen hier nicht die Diskussion an, ob kg,KG,kG,Kg... Wir wissen alle was gemeint ist! Wir sind hier nicht in einem Rechtschreibforum oder einem Forum, wo 100% wissenschaftliche Genauigkeit gefordert ist.
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PS: Die HU wurde bestanden! 😉
Zitat:
@Schwimmbutz schrieb am 17. August 2015 um 20:39:28 Uhr:
Bilder versuche ich morgen mal...heute ist es zu nass 😉Die Riefen sind schon sehr deutlich, die linke Scheibe ist beidseitig tiptop.
Wodurch entstehen die Riefen? Und würde das während der Fahrt Geräusche machen?
Wie deutlich sind die Riefen? Mehr wie 1mm hoch? Oder sind sie 1mm tief?
Diese Riefen können z.B. durch ein Steinchen entstehen, der in den Belag eingefahren wurde. Ebenfalls könnte dies bei kleinen Verhärtungen im Belag entstehen. Bei zu stark belasteter Bremse, können die Beläge verglasen. (Würde aber meist mehrere Beläge betreffen.) Auch, kann durch Korrosion ein Ring entstehen. Dieser fährt sich bei normaler Nutzung oftmals wieder raus.
Geräusche macht so etwas in der Regel nicht.
Für eine genauere Bewertung müsste man den "Schaden" sehen. Wenn die Riefen eher Wellen auf der Scheibe sind, wechselt der Händler, wo du den Wagen gekauft hast, dies ggf. sogar auf Gewährleistung. Starke Wellenbildung auf der Lauffläche der Scheibe kann auf einen defekten Belag hindeuten. (z.B. durch Verglasung)
Versuche 1-2 gute (scharfe) Bilder der Lauffläche zu machen. (ggf. Macrofunktion nutzen!)
MfG
Dann ist doch alles gut. Was soll auch beim "Jahreswagen" sein. Trotzdem sollte man beim Sommer/Winterreifenwechsel mal ein Blick auf Beläge und Scheiben werfen, und mal an der Scheibe drehen, ob die Bremse freigängig ist.
th
Zitat:
@Johnes schrieb am 18. August 2015 um 09:56:33 Uhr:
Ohne BKV muss ein Fahrzeug die Werte von 58% erreichen, wenn mit 50kg ins Pedal getreten wird.
Nö, 12%. Ohne BKV erreicht dürfte fast kein Auto auch nur annähernd 58% bei zulässigem Gesamtgewicht wie gefordert erreichen. Geprüft wird immer mit Bremse im normalen Betriebszustand, also inkl. BKV. Alles andere läuft unter Restbremswirkung mit anderen Anforderungen bei Ausfall eines Kreises oder des BKV.
Leider gibt es durchaus Fahrzeuge wo mit intaktem BKV gar nicht so viel mehr als die Mindestabbremsung erreicht wird. Die ganzen Transporter <3,5t haben auch erst in den letzten Generationen langsam brauchbare Bremsen bekommen, unser Wohnmobil erreicht z.B. mit intakter Bremse und BKV mit Mühe 60% Abbremsung bei den Spielzeugbremsen des Ducatos (Typ 230).
Der technische Stand ist heute aber erheblich über den gesetzlichen Anforderungen bei normalen PKW, trotzdem wird im Rahmen der HU bisher nur auf Einhaltung der rechtlichen Anforderungen geprüft. Erst im Zuge der Referenzwerte und des HU-Adapters ist da auch bei PKW eine vernünftige Prüfung möglich die auch eine Aussage trifft ob die Bremse nicht nur die Mindestabbremsung sondern die Herstelleranforderungen erfüllt. Auch was die Aufteilung Vorder- und Hinterachse betrifft.
Dem HU-Adapter ist es übrigens wurscht ob der Motor läuft, der braucht nur Zündung an damit die Steuergeräte laufen.
P.S. Die neuen Bremswerte sehen schon viel besser aus, da war vermutlich nur etwas Flugrost auf der Scheibe der nach ein paar Bremsungen weg war. Mehr wäre bei einem so jungen Auto verwunderlich.
Ich krieg die Räder meist auch ohne BKV blockiert. Der scheint eher die unteren Pedalkäfte zu verstärken und nach oben hin kommt nicht mehr so viel. Mag aber unterschiedlich sein.
Zitat:
@Kung Fu schrieb am 19. August 2015 um 00:41:36 Uhr:
Ich krieg die Räder meist auch ohne BKV blockiert.
Mit 50kg Pedalkraft?