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Bremswerte TÜV

Themenstarteram 16. August 2015 um 9:32

Hallo zusammen,

ich habe einen gebrauchten Ford Fiesta als Jahreswagen gekauft. Der Verkäufer hat mir die Inspektion und HU/AU neu gemacht. Das Fahrzeug hat "ohne Mängel" bestanden, dennoch wundern mich die Bremsenwerte:

Achse 1: Links 230, Rechts 180

Achse 2: Links 120, Rechts 130

 

Feststellbremse: Links 90, Rechts 110

Blockiergrenzen erreicht.

Abbremsung BBA: 42%, FBA 13%, Berechnungsmasse BBA 1555kg

 

Während der Fahrt (auf Landstraße bis ca. 100 km/h getestet) fällt nichts auf. Spur ist gerade, auch beim Bremsen "verzieht" nichts.

Bei Autobahnfahrten wird es ab ca. 120km/h ein wenig lauter, ich vermute hier allerdings die Goodyear 4Seasons als Geräuschquelle in Verbindung mit "Kleinwagen".

Der Wagen hat vorne Scheibenbremsen, Hinten Trommelbremsen.

EZ 04/2014, 13tkm gelaufen.

Ich habe versucht mich ein wenig Schlau zu machen....

Die Werte der ersten Achse scheinen innerhalb der Toleranz von 25% zu liegen. Für die BBA konnte ich einen Mindestwert von 50% finden, mein FoFi scheint jedoch darunter zu liegen.

Beste Antwort im Thema
am 23. August 2015 um 21:51

Will mich hier auch mal kurz und knapp einmischen.

Bin selber in dem Bereich tätig (Plakettenkleber).

Wenn der HU-Adapter benutzt wurde stehen auch die Bremsdrücke auf dem Papier.

Stehe diese nicht dort, wurde er nicht verwendet.

Das kann diverse Gründe haben, Hauptgrund momentan aber: Klappt nicht bei allen Fahrzeugen und das Ding ist alles aber nicht ausgereift.

Das Fahrzeug muss 58+% Abbremsung zum bestehen haben. "Früher" war es möglich: eine Achse blockiert = bestanden.

Praxis: Wird immer noch so gelöst.

Das Problem ist hier Theorie und Realität.

Viele Neuwagen schaffen auf einem Bremsenprüfstand die 58% nicht.

Warum? Auch hier wieder verscheidenste Gründe:

Die "Geeichten Prüfstände" zeigen je nach Untersuchtungsstelle beim gleichen Auto schon völlig verschiedene Werte an. Wenn es draußen nass ist fährt das Fahrzeug mit feuchten Reifen auf den Prüfstand und rutscht vor dem Erreichen der Mindestabbremsung einfach durch.

Ein technischer Defekt könnte natürlich auch vorliegen.

Aber hier spielt der Faktor Erfahrung eine große Rolle.

Wenn ich weiß: Auf dem Prüfstand sind alle Autos von den Werten niedriger... dann weiß man auch das bei diesem Auto alles im Rahmen ist.

Rollen vs. Plattenprüfstand ist auch ein anderes Thema, hier würden oftmals Fahrzeuge mit wirklich schlechter Bremse auf der Platte trotzdem die 58% schaffen.

Um mal eine grobe idee zu geben:

Passat von 2014:

"Guter" Rollenprüfstand: 440dN vorne 270dN hinten (müsste 58+% sein)

gleiches Auto auf "schlechtem" Rollenprüfstand: 300dN vorne 170dN hinten ... (unter 58%)

und auf der Platte: 790dN vorne 230dN hinten (weit über 58%).

Natürlich ist das "scheisse" aber leider Realität.

Genauso wie ein 2012+ Touareg niemals eine Bremsenprüfung auf einer Platte bestehen kann.

Warum? Weil die elektronische Handbremse zu sanft eingreift. Hier wird kein blockieren und keine 16+% erreicht.

Habe diverse Fahrzeuge deswegen durchfallen lassen, bis ich dann diese auch auf der Rolle geprüft habe und sie dort bestehen.

Leider kann man sich als Prüfer vor Ort nicht aussuchen ob man Platte oder Rolle hat ... genausowenig ob die Rolle nass oder trocken ist... oder verschlissen oder neu.

Laut Eichamt sind alle Bremsenprüfstände ok.... aber in der Praxis...

Also am Ende mal kurz mein Fazit: Am geprüften Auto ist alles ok, hier wurde die Abweichung links&rechts sauber und korrekt eingetragen, es wurden keine Werte geschönt nur um eine Mindestabremsung zu erreichen oder es besser aussehen zu lassen.

Der Prüfer hat hier nach bestem Gewissen eine Plakette zugeteilt.

Das ganze Thema wird ab 2018 richtig lustig, wenn die Bremsenprüfstände die Werte direkt an die Software übermitteln.

Dann besteht z.B. ein VW UP überhaupt keine HU mehr, die momentanen Bezugskräfte an der Hinterachse die mit dem HUA gemessen werden sollen erreichen diese nämlich auch im Neuzustand nicht. (getestet am 1000km 2015er Baujahr).

Wer wirklich bedenken hat das seine Bremse nicht verkehrssicher ist fährt am besten bei einer Prüfstelle vorbei und fragt mal nett ob das Fahrzeug mal jemand bremsen kann.

Das sollte in den meisten Fällen gratis + Erklärung wieso&warum&weshalb funktionieren.

Die meisten Prüfer haben hier nichts zu verstecken und erklären gerne wie sie auf ihre Angaben kommen.

Das wäre überhaupt vielleicht eine Idee: Adresse und Telefonnummer sollten auf dem Bericht stehen, vielleicht einfach anrufen und mal nett nachfragen.

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Hallo,

War heute mit meinem Golf 7 zum TÜV, und steig bei den Bremswerten nicht so richtig durch.

Hab den TÜV ohne Auflagen bestanden.

Achse 1: Links 180, rechts 180

Achse 2: Links 130, rechts 130

Feststellbremse Links 130, rechts 110

Blockiergrenze erreicht, FBA 14%

Berechnungsmasse in kg: 1780 kg

Achse 1 Minimum 57%, erreicht 74.4%

Achse 2 Minimum 18%, erreicht 25.6%

 

Mir erscheint die Bremsleistung vorne mit 180 (insgesamt 360) recht dürftig.

Denn es heißt ja..."Die Betriebsbremsanlage muß mindestens 50 % der Gesamtmasse ausmachen.."

 

Achse 1+2 habe ich zusammen 620. Dann komme ich ja nur auf 34,84%..!

50% der Gesamtmasse ( 1780 kg) machen 890 kg aus. 620 von 890 gleich 34,84 %...

Und wie kommt der Prüfer außerdem auf 74.4% für Achse 1...?

Es handelt sich hier offensichtlich um eine Bezugsbremskraftprüfung. Dabei wird der Hydraulikdruck (neuerdings sagt man "Bremsanforderung") über die elektronische Fahrzeugschnittstelle ausgelesen; es gibt je nach Druckwert eine bestimmte Kraft (Kraft, nicht Leistung!) die erreicht werden muss.

Die Prozentwerte der Achsen sind deren Anteil an der Gesamt-Abbremsung. Deshalb ergeben die beiden Werte auch in Summe 100% ;-)

Da aber der eingesteuerte Druck in einem gewissen Rahmen wahlfrei ist, kann man die gemessenen Werte nicht direkt vergleichen sondern muss sie erst normieren. Weil diese Rechnung im Hintergrund abläuft und man deren Parameter nicht kennt, kann man die Prozentzahlen so auch nicht direkt nachvollziehen.

am 1. Dezember 2016 um 22:53

Fazit, wird schon stimmen. :)

Mein oller Rentnergolf (12/2005 u. knappe 250 tkm) war nun auch das erste mal bei der HU, wo die Bremsen mittels Bezugsbremskraftverfahren geprüft wurden. Aufgefallen ist dies sofort, da der Inschenöör, vor der Einfahrt in den Prüfstand eine Box an die OBD Steckdose stöpselte. Damit würde der Bremsdruck kontrolliert.

Auf dem Prüfbericht finde ich aber nichts dokumentiertes zum Bremsdruck, dafür aber die Pedalkraft. Meine Frage wäre, wie die Pedalkraft ermittelt wird. Geht das rechnerisch über den hydraulischen Druck oder kommt die Box gar zwischen Pedal und Fuß der Prüfers? Vor lauter Quatschen leider vergessen dies zu fragen.

Für die, die es interessiert, die Werte aus dem Rollenprüfstand:

VL 200 * VR 200 * Differenz 0% * Summe 400* Vorgabe Bremskr. 228 * Brems. Anf. 30,45 * Pedalkraft 59 N * Achsanteil 72,01 % * Vorgabe 55 %

HL 130 * HR 140 * Differenz 7,2% * Summe 270* Vorgabe Bremskr. 147 * Brems. Anf. 52,885 * Pedalkraft 102 N * Achsanteil 27,99 % * Vorgabe 19 %

BTW:

Ohne erkennbare Mängel :)

 

Gruß

Edit:

hk_do hat es sinngemäß zwei Beiträge zuvor erklärt, hat sich dann erledigt.

Eine Frage ergibt sich doch noch. Wie wird das Verfahren auf dem Plattenprüfstand umgesetzt? Da geht es ja nicht so gemächlich zu.

Noch ein erklärendes Video zum vorigen Beitrag gefunden:

http://www.hu-wissen21.de/filme_08.html

Die Bremswerte sind doch o.k, allerdings für so ein junges Fahrzeug

ist in meinen Augen der Unterschied schon krass..

Vlt. sind die Scheiben nicht "freigebremst" nach der Standzeit.

Solltest im Auge "behalten"..

Hier mal die Bremswerte meiner Schüssel..

1.Achse: 490; 500; z: 65,2%

2.Achse: 145; 145

Feststellebremse : 170;165 z: 17,1%

Bremspruefung-dekra

@Guzzi97,

ich verstehe nicht, was du mir eventuell sagen willst?

Die Pedalkraft zu messen ist bei einer normalen HU eigentlich nicht üblich, der HU-Adapter kann das auch nicht.

Möglicherweise ist das auch nur eine mit irgendwelchen Näherungsformeln berechnete Schätzung.

Die Bezugsbremskraftprüfung auf der Platte ist etwas komplexer. Theoretisch geht das so:

Es wird mit 8 bis 12 km/h auf die Platten gefahren und mit einer definierten Mindestdauer (also nicht zu schlagartig) bis zum Stillstand abgebremst.

Dabei erfasst der HU-Adapter die Geschwindigkeit und den Bremsdruck (Bremsanforderung), der Prüfstand die Geschwindigkeit und die Bremskraft.

Kraft und Druck werden über den Bereich von 5 bis 3 km/h gemittelt und zueinander ins Verhältnis gesetzt. Dabei gelten natürlich auf der Platte andere Referenzwerte als auf der Rolle.

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