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1971 Ford Mustang Mustang Mach 1 Restaurierungs-Thread

Ford Mustang 1
Themenstarteram 7. Januar 2010 um 9:37

Hallo zusammen.

Wie einige aus PNs und aus der veränderten Signatur schon mitbekommen haben, hat die mehr als zweijährige Suche nach einem 71er Mach 1 ein Ende und das Pferd steht in der Garage.

Die Suche gestaltete sich deshalb so langwierig, da die 71-73er Modelle mit Abstand die seltensten sind (Mach 1), lange von Mustang-Fans verschmäht wurden und parallel dazu von Unwissenden verbastelt und zerheizt wurden. Der Rost erledigte den Rest. Ziel war eigentlich, einen 429er an Land zu ziehen, jedoch sprengten alle angebotenen Wagen bis auf einen mein zur Verfügung stehendes Budget (Preise für gute Exemplare liegen zwischen 50.000 und 75.000 Dollar). Die Verhandlungen für den preislich in Frage kommenden - ein recht vielversprechendes Wrack in der Wüste von Nevada - verliefen im Sande.

Auch hier in Dusselland habe ich etliche Wagen besichtigt, denen allen eines gemeinsam war: ein Haufen Rost für horrendes Geld. Von ahnungslosen Yuppies versaute Preise! Der Knüller war ein auf 460er Motor umgebauter 73er Mach 1, nicht lauffähig, da Teile fehlten, mit Recarositzen und Hosigurten und oberfiesen Rostschäden für knapp 14.000 Euro und dem Kommentar des Verkäufers "dat ist halt nen Klassiker!" Ein Holländer bot mir einen äußerlich noch recht ordentlich aussehenden Wagen an, der bei näherer Betrachtung unter seiner Verkaufslackierung massivste Rostschäden aufwies. Ebenfalls für eine Preisvostellung von 12.500 Euro jenseits von gut und böse. Meine Besichtigungen verliefen alle mit einer Mischung aus kopfschüttelnder Ernüchterung und schmunzelnder Erheiterung.

Ziel sollte es sein, ein Auto zu beschaffen, das für einen fairen Preis eine ordentliche Substanz liefert und das weitestgehend original und vollständig ist. Dann kam mir diese Ebay-Auktion in die Quere. Angeboten wurde ein 71er Mach 1 mit Klimaanlage, Mach 1-Innenausstattung, 351 M(odified)-Engine, defektem Rückwärtsgang am FMX-Getriebe, einer noch ganz passabel aussehenden Innenausstattung und nach zugesandten Fotos dem allerwichtigsten: praktisch kein Rost und augenscheinlich ungeschweißt. Ich bot ohne echte Hoffnung mit, da ich wußte, wohin die Gebote bei solchen Wagen gehen. Umso verwunderter war ich, als ich bei etwas über 7.000 Euro den Gewinnerbrief erhielt.

Etwa eine Woche später stand der Wagen nach Organisierung des Tiefladertransportes aus Köln bei mir in der Garage.

Hier das Bild vom Roll-in...:)

Pferd-1
Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 19. August 2014 um 15:51

Der Wagen ist heute zum Straßenverkehr zugelassen worden. Abgesehen von dem Gutachten-Schreibkram gab es keine Hakenpunkte. Für hinten wurde ein LKR-Kennzeichen gestempelt und für vorne ein einzeiliges Kennzeichen in Engschrift und extrakurz (32 cm). Die Buchstabenkombination ist WL-ein Buchstabe-eine Zahl-H.

Für die Kennzeichensondergrößen wurde die bestehende Ausnahmegenehmigung erweitert, was 50 Euro kostete.

Ich hab die Originalfedern noch und das Wechseln ist kein Hexenwerk...

Ich versichere allerdings, daß der Wagen merkwürdig aussieht wenn er vorne höher ist.

Die Sport Lamps sind weder Park- noch Nebellampen. Sie sind ein rein dekoratives Element, das Ford von 1970 bis 1974 bei seinen sportlichen Wagen eingesetzt hat (Torino, Montego, Maverick, Comet, Mustang, Cougar) Sie leuchten in orange mit den Hauptscheinwerfern. Sie leuchten nicht wenn nur Parklicht eingeschaltet ist. Man kann sie auch nicht separat schalten. Aus dem Grunde sind sie nicht mit in die HU gegangen.

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Themenstarteram 20. Februar 2010 um 19:44

Ich habe lange überlegt, ob ich auch kleine Arbeiten am Wagen hier zeige oder ob das vielleicht zu langweilig wird. Aber gerade die kleinen Arbeiten sieht man hier im Forum wenig und vielleicht kann der eine oder andere sich was abschauen oder sich Ideen holen. Auch können die ewigen Frager, die sooo gerne ein billiges altes Muscle Car haben wollen, sich mal einen kleinen Überblick verschaffen, was sie da wirklich erwartet. Ein solcher Wiederherstellungsproßess erfordert viel Arbeit, jede Menge Recherche im Netz und vor allem Know-How und ein grenzenloser Spürsinn zum Auftreiben seltener Originalteile.

Vom Auto selber ist bei der ganzen Sache natürlich wenig zu sehen. Ich arbeite nach der Methode Teil abbauen, dokumentieren (Foto), beurteilen, ggf. neu beschaffen, zerlegen, säubern, aufarbeiten, verpacken, beschriften, einlagern. Später werden die Teile beim Zusammenbau des Wagens wieder zu größeren Baugruppen zusammengefügt, funktionsgetestet, eingebaut. Im Prinzip wiederhole ich den Zusammenbau des Wagens im Werk mit praktisch neuen Teilen. Nur daß es eben kein Fließband ist, sondern nur ein einziges Auto.

Spechti, da muss ich sagen Hut ab, Respekt, und ich bekomm meinen Mund vor Staunen nich mehr zu.

erstens jopp diese Amway politur hat verdammt viel Schleif material drin :)

zweitens, schreib auf jedenfall auch kleine Arbeiten hier rein. Das is mit abstand der beste Thread den ich bisher zum Thema restaurieren gelesen hab.

Wenn du in dem Tempo weiter machst, kann mein deinen Schatz ja schon in ein paar Jahren auf den Treffen bewundern. :)

Wie sagt man so schön

Keep up the good work.

Hallo Spechti,

auch von mir ein riesen-fettes Dankeschön für Deine Mühen und vor allem die Bereitschaft, dein wahrscheinlich über Jahre mühsam erarbeitetes Now-How hier preiszugeben !!

Solche Threads sind unbezahlbar und werden wohl den einen oder anderen zu einer ähnlichen Arbeit ermutigen - nochmals Danke und viel Erfolg bei der weiteren Arbeit !

Grüße,

Jo

Zitat:

Vom Auto selber ist bei der ganzen Sache natürlich wenig zu sehen. Ich arbeite nach der Methode Teil abbauen, dokumentieren (Foto), beurteilen, ggf. neu beschaffen, zerlegen, säubern, aufarbeiten, verpacken, beschriften, einlagern. Später werden die Teile beim Zusammenbau des Wagens wieder zu größeren Baugruppen zusammengefügt, funktionsgetestet, eingebaut. Im Prinzip wiederhole ich den Zusammenbau des Wagens im Werk mit praktisch neuen Teilen. Nur daß es eben kein Fließband ist, sondern nur ein einziges Auto.

Tja, ganz oder garnicht ;)

Zitat:

Original geschrieben von falloutboy

... schreib auf jedenfall auch kleine Arbeiten hier rein. Das is mit abstand der beste Thread den ich bisher zum Thema restaurieren gelesen hab...

Da geh ich voll mit!

Nicht nur das fachliche ist überdurchschnittlich, auch in journalistischer Hinsicht bietest Du hier erheblich mehr als alle teuer zu bezahlenden Gazetten!

 

Auch wenn mein persönliches Resumee eher traurig ausfällt, das würde ich niemals hinkriegen!

(Wenn ich wieder in die US-Car-Welt einsteige, wird es wieder ein ganz normaler Gebrauchtwagen. Momentan studiere ich Preisgefüge und Details vom Cadillac CTS...)

Themenstarteram 23. Februar 2010 um 18:48

Wie bereits vorgewarnt sind nun die Sitzschienen des Fahrersitzes fertig. 2 Feierabende Arbeit. Alles, was ihr schon immer zum Thema Sitzschienen wilssen wolltet.

Sitzschienen sind für die meisten alten Autos wie Gold: rar und teuer. Ersatz ist meistens nicht lieferbar und das Gebrauchtangebot begrenzt. Für 71-73er Modelle sind sie nicht lieferbar und werden auch bei ebay nur selten angeboten. Dementsprechend hart toben die Bieterschlachten...

Aber Gott sei dank sind Mustang-Schienen recht einfach gebaut und somit relativ leicht zu reparieren.

Bilder in Reihenfolge wie folgt:

1. gammelige Schiene (ich zeige repräsentativ eine, die anderen sind praktisch identisch. Diese mußte auch noch geschweißt werden, da sie einen Belastungsbruch hatte)

2. Blick in das vergammelte, verdreckte, und mit knüppelhartem Fett zugesetze innere Rollenwerk.

3. der eingestanzte Stopper. Er verhindert das Auseinanderfallen der Schiene.

4. der Stopper wird mit Dremel entfernt.

5. Ab isser. Muß ganz glatt sein, damit die feinen Rollenkäfige beim Rausziehen nicht verbiegen.

6. Ziehen der Rollenkäfige mit einer langen Zange.

7. gereinigte und gerichtete Rollenkäfige.

8. zerlegte Schiene.

9. entrostet, metallisch blank und entfettet.

10. fertig lackierte Schienenteile.

11. Einsetzen der Rollenkäfige mit neuem Kugellagerfett.

12. Der Stopper wurde durch eine Niete ersetzt. Wenn das auf Dauer nicht halten sollte, werde ich einen Schweißpunkt als Anschlag setzen.

13. Komplett montierte Schienen. Besser als neu!

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+7

Und schon wieder steht mir die Kinnlade offen.

Wenn nacher das Auto auch nur annähernd so aussieht wie die Sitzschienen, na dann prost Mahlzeit, dann machst ein um Welten besseren Job als Ford (und Konsorten)

Thumps up. :cool:

spechti® - the best thing that can happen to your car.™

:D

Mal eine Frage zu deinen Lackarbeiten: Sprühst du oder Streichst du? Und nimmst du irgendeinen besonderen Lack?

@wodkaa - denselben Gedanken hatte ich auch !?!

Meine Fre..e, sehen die Teile hinterher immer genial aus ...

Themenstarteram 24. Februar 2010 um 12:32

Unterschiedlich.

Teile, die im original seidenschwarz waren, wurden im Werk ohne Grundierung gespritzt. Wo Teile nicht der Witterung ausgesetzt sind, mache ich das auch genau so.

Teile, die zusätzlich gegen Rost geschützt werden müssen, grundiere ich wahlweise mit einem schwarzen Rostschutzprimer. Schwarz deswegen, weil ein grauer Primer bei Kratzern oder kleinen Platzern den originalen Eindruck stören würden. Unter anderem verwende ich von Löwe den schwarzen Primer mit der Rolle auf Flächen (Kofferraumboden).

Als Decklack benutze ich, wo Glanz gefordert ist, Lacke aus dem VHT-Programm, bei seidenmatt hat sich der schwarze Lack von der Baumarktmarke "renovo" bewährt. Diese Lacke verarbeite ich aus Sprühdosen. Die gezeigten Schienen sind damit lackiert.

Teile die der Witterung ausgesetzt sind, wie z.B. Motorraum, Schloßträger, Traversen, etc. lackiere ich aus der Pistole mit 2K-Lack in schwarz seidenmatt, um maximale Beständigkeit zu erreichen. Diese Teile waren ab Werk eher lausig lackiert und sind nach der Behandlung besse als neu. Ich gebe auch diverse Teile zu einem Hamburger Dienstleister um sie strahlen und gleich danach seidenschwarz lackieren zu lassen. Erleichtert die Arbeit.

Teile des Innenraums (medium blue) werden größtenteils aus der Sprühdose lackiert. Bei den Farben handelt es sich um Interior Paints in den Originalfarben. Sie sind für alle harten Teile. Im Mach 1 sind noch viele Metallteile im Innenraum verbaut.

Für weiche Teile verwende ich eine Vinyl Dye in dem gleichen Original-Mustangfarbton von 1971. Die Lacke sind allerdings noch nicht da, da sie per Schiffsfracht aus den USA kommen (Gefahrgut). Ebenso werde ich bei TCPglobal die "spatter paint" für den Kofferraum ordern. Die wird ebenfalls aus der Pistole verarbeitet.

Der Karosserielack wird - wie weiter oben bereits erwähnt - erstmalig nicht ein US-Lack sein, sondern in 2K von Glasurit kommen.

Themenstarteram 5. März 2010 um 20:23

Upps! Komisch. Irgendwie doppelt...

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+2
Themenstarteram 5. März 2010 um 20:27

Es geht weiter mit Zierleisten.

Fast jeder alte Ami hat sie - Zierleisten aus Metall. Viele sind abgerissen, verbeult, verdreckt oder sonstwas. Nicht anders an diesem Mach 1. Ich wähle repräsenatativ mal dem lower body trim aus. Der besteht beim Mach 1 aus 10 Leisten. 4 von den 10 fehlen. Zwei davon habe ich gebraucht bekommen. An den beiden letzten bin ich dran. Alle Mach 1 ohne Exterior Decor Option (Rallyestreifen) hatten diese Leisten. Wenn die Decor Option geordert wurde, fehlten die Leisten und an der Stelle war ein Pinstripe. Meiner bekommt beides. Das gab es zwar nicht ab Werk, war aber als Dealer Option erhältlich.

Bei dem Muster-Mustang ist das auch so gemacht. Guck!

Die hier gezeigte Leiste ist die unterhalb des vorderen Sidemarkers.

Den Leisten sieht man die Jahre an. Alle werden nach dem Selben Schema behandelt.

Die Bilder:

1. Versiffte, verschrammte Leisten.

2. Entfernung des Flash Chrome von der Oberfläche. Dieser ließe sich nie wieder glätten. Daher wird der entfernt und die Leiste bleibt in Edelstahl

3. Die Oberfläche wird mit einer polierpaste satiniert

4. Der finale Poliergang mit Lusterpad und Endpolieren mit der Wollscheibe

5. Die fertige neuwertige Leite im Vergleich zu der alten.

Dieser Arbeitsgang war repräsentativ für alle Zierleisten, die überarbeitet werden müssen. Sie sind beim Mustang alle aus dem selben Material.

Montag kommen die neuen BF-Goodrich-Reifen von MOR.

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Gratulation zu und Respekt vor dieser Restauration. Ich bin ein totaler Original- Fetischist und es ist Balsam für meine Augen, hier diesen Thread zu lesen. Zu oft werden Autos falsch restauriert, was für mich als militanten Ori- Fan, der ich eben bin, z.B. schon bei falschen Reifen- oder Felgengrößen/ Kombinationen (15 inch Magnum- Felgen auf Mopars- gab´s nie!) beginnt. ;)

Wie man sieht, komme ich aus der Mopar- Fraktion, jedoch freut mich dieser Thread besonders, da es vor nun schon 12 Jahren genau jenes Modell, das du hier so schön restaurierst war, welches mich in den Ami- Bann gezogen hat. Ein 71´ Mach 1 im Computerspiel NICE 2, wer´s denn noch kennt :) (Übrigens m.M. das einzige Spiel, in dem man den Motorsound der Autos wunderbar authentisch umgesetzt hat- auch eine 427er Cobra konnte man dort fahren...)

Als Tipp vielleicht noch, ich habe ein sensationelles, wunderbar detailiertes 1:18 Modell des 71´Mach 1 mit 351 von Autoart. Leider gibt es deine Farbe nicht, ist aber dennoch zu empfehlen, wenn man sein perfekt restauriertes Auto als ebenso perfektes Modell im Wohnzimmer haben will. (War auch Modellauto des Jahres 2003)

http://www.autoartmodels.com/product.web.ViewProducts.do?...

 

Wünsche noch viel Spaß, lG

Themenstarteram 7. März 2010 um 21:18

Danke für den Tipp. Ich kenne das Modell. Ist aber ein Boss 351.

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