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Sun Sep 07 00:15:29 CEST 2025    |    fernQ    |    Kommentare (2)    |   Stichworte: ED, Eindrücke, Elektroauto, ID.7, Probefahrt, Test, VW

Vor einer Weile hätte ich nicht geglaubt, mal einen VW probezufahren, und ihn dann auch noch ernsthaft als Kandidaten des nächsten Autokaufs auf dem Schirm zu haben. Aber nun gut, ich wollte ja bei der Suche nach einem Nachfolger offener werden, nur hinsichtlich Elektro war ich mir recht sicher. Passt bei uns einfach vom Fahrprofil, denke ich mir. Bevor es los geht, aber noch ein Wort zum VW-Autohaus: Ich hatte in Filiale A per Onlineformular einen Probefahrttermin angefragt, explizit mit dem Pro als Variante, der auch bestätigt wurde. Es sollte Montag, der 1. September werden. Auf die Bestätigung hatte ich gleich am 25. August noch ein paar Fragen an den Verkäufer geschrieben. Am Freitag, 29. August, hatte ich noch immer keine Antwort erhalten und habe den Verkäufer lieber mal angerufen. Dabei sagte er mir, er hat gar keinen Pro da, dazu müsste ich bei Filiale B in einer anderen Stadt anfragen. Toll, danke für die Info, warum sagt er mir das nicht von sich aus? Außerdem wolle er mir noch einen Link zur Inzahlungnahme meines 5ers schicken. Tja, darauf warte ich heute noch. Also Filiale B angefragt, dort dann auch angerufen, weil es doch kurzfristig war. Alles kein Problem, Auto ist da. Probefahrt gemacht, noch einige Details mit dem Verkäufer besprochen. Er schicke mir das Angebot und den Link (ahaaa, der Link!) zur Inzahlungnahme zu. Was soll ich sagen, auch hier kam bisher keine Mail an. Am Freitag, also vier Tage nach der Probefahrt, habe ich nochmal eine Mail geschickt, aber ich rechne nicht mehr mit einer Antwort. Möchte VW hier im Ostalbkreis keine Gebrauchtfahrzeuge an Privatleute verkaufen oder verleasen? Wer weiß...

Nun denn, wie war die eigentliche Fahrt?

Für den Akku und damit die Reichweite war der Tag schon gut, 18 °C und trocken. Beste Voraussetzungen für hohe Reichweiten, aber das hat man ja im Hinterkopf. Meine Frau und ich sind 67 km gefahren, davon ungefähr 32 Landstraße, 15 Autobahn und 20 Stadt. Fahrweise "ganz normal", viel auf Comfort, ein Stück auf Individual mit Motor auf Sport. Stark beschleunigt, auf der Autobahn auch mal 180 km/h gefahren (was Höchstgeschwindigkeit ist beim Pro), sonst so 150 km/h, aber nicht besonders sportlich.

Auf die Gefahr hin, dass es für euch etwas unübersichrtlicher wirkt, will ich die Punkte für den i4 (in fett, für mich sozusagen die E-Referenz) und unseren aktuellen 540i (in kursiv) daneben schreiben. Auch, um mir nochmal über die jeweiligen Stärken und Schwächen Gedanken zu machen.

Karosserie

  • Allgemein: Sieht schon ganz schön groß aus, und ist tatsächlich nochmal ein Stück größer als unser 5er G30. 5er zu ID.7 Länge 4,94 m/4,96 m, Breite (mit Spiegel) 1,87 m (2,13 m)/1,86 m (2,14 m). Und die Höhe erst, 1,48 m/1,54 m. Puh. Ansonsten, hässlich finde ich ihn nicht, deutlich schicker als ID.3, 4 oder 5. Er haut mich auch nicht um, oder weckt große Emotionen. Nein, er sieht solide aus, und durchaus stattlich. Persönlich würde mir übrigens die Fließhecklimousine besser gefallen, als der Touring. Hat auch trotzdem eine gute, praktische weitöffnende Heckklape. Aber nun geht es um den gefahrenen Pro, also Kombi.
  • Platzangebot vorn: Immerhin merkt man hier die Größe positiv, es ist sehr luftig, nochmal etwas mehr (gefühlt jedenfalls!), als im 5er. Dafür auch weniger "kuschelig", als 5er oder i4. 9/10 (7, 9)
  • Platzangebot hinten: Was soll ich sagen, wenn ich den Fahrersitz auf mich einstelle, kann meine Frau hinten die Beine fast komplett ausstrecken. Wenn meine Frau den Sitz auf sich einstellt, kann ich hinten die Beine überschlagen. Da kommen Erinnerungen an unseren früheren Opel Insignia auf. Nicht, dass unser Sohn die nächsten Jahre so viel Platz unbedingt bräuchte, aber das Platzangebot ist schon sehr gut. Wegen mir könnte der Fußraum hinten 5 oder gar 10 cm kürzer ausfallen, wenn das ganz von der Außenlänge abgehen würde. 9/10 (6, 7)
  • Kofferraum: Deutlich mehr, als die BMWs, auch hier wieder eher wie im Insignia damals. Egal ob Limousine oder Kombi, der Kofferraum ist auf jeden Fall groß genug für uns 2+1. Die Beladbarkeit ist kombitypisch gut. 8/10 (6, 5)
  • Übersichtlichkeit: Die Fensterflächen sind gut geschnitten, man sitzt auch sehr hoch im Vergleich zum i4, mehr noch zum 5er. Die 360°-Kamera hilft zusätzlich, auch wenn sie ein eher so mittelmäßig hübsches Bild liefert. 6/10 (5, 6)
  • Qualitätseindruck: Besonders edel wirkt der Innenraum nicht, viele harte Oberflächen, viel Hochglanzkunststoff. Andererseits auch ein paar hübsche Materialien, Alcantara-Sitz schaut nicht so hochwertig aus, wie Leder, aber fasst sich gut an. Dekorleisten sind auch ganz nett. Und: Es klapperte nichts, also die Verarbeitung wirkt durchaus solide. 5/10 (7, 8)
  • Summe: 37/50 (31, 35)

Antrieb

  • Allgemein: So ganz nach 290 PS fühlt sich das ganze nicht an. Klar, der i4 hat mehr Leistung mit 340 PS, der 5er genauso viel (eben turbolochbehaftete, gangschaltunterbrochene), aber es fühlt sich nochmal nach mehr an bei beiden. Die sind aber beide auch wenige bis einige hundert kg leichter...
  • Motorleistung: Ich empfand den ID.7 nicht als untermotorisiert, aber eine Spaßmotorisierung ist es nun auch nicht. Dafür muss wohl dann der GTX gewählt werden. Zum Mitschwimmen reicht es aber sehr gut, auch auf der Autobahn. Souveräner sind die beiden BMWs. 6/10 (8, 9)
  • Durchzug: Einerseits top, keine Gedenksekunde, es geht direkt nach vorne - nur eben nicht so stark. Beim i4 muss man auf Sport beim Kickdown schon den Beifahrer warnen, beim ID.7 kann man es sich sparen. Aber Jammern auf hohem Niveau, es passt schon. 8/10 (10, 9)
  • Drehfreude: Trotz Elektromotor fühlt sich alles nach etwas weniger Elan an als beim i4. 8/10 (10, 8)
  • Getriebe/Schaltverhalten: Da nur beim Wechsel von Vorwärts- zu Rückwärtsgang geschalten wird, gibt es im Fahrbetrieb keinerlei Schaltvorgang, den man bemängeln könnte. 10/10 (10, 9)
  • Verbrauch: Hier muss ich mich ganz auf den Bordcomputer verlassen, und der sagte am Ende der Fahrt genau 15,0 kWh/100 km an - das wären fast 6 kWh weniger, als beim i4! Auch wenn ich die Prozentanzeige nutze und rechne so nochmal nach, komme ich bei den 14% auf 67 km auf ca. 11 kWh/67 km und demnach auf 16 kWh/100 km. Topwerte, für nicht besonders sparsame Fahrweise. Klar, Winter wird er mehr brauchen. 9/10 (8, 7)
  • Reichweite: Bei 16 kWh/100 km und 77 kWh Nettokapazität käme man bei diesem guten Wetter rund 480 km weit, das sollten laut gängigen Daumenwerten dann noch immer um die 320 km im Winter sein. Bei vorsichtiger Fahrweise, 130 km/h max. und vielleicht auch Eco-Modus, könnte ich mir realistische 520 (Sommer) bzw. 350 km (Winter) vorstellen. Ein Pro S hat gut 10% mehr Akku, der käme wohl auch im Winter die von mir gewünschten 360 km weit (Stammstrecke in die alte Heimat). Aber auch der Pro wäre schon tauglich dafür. 8 (6, 8)
  • Summe 49/60 (52, 50)

Fahrdynamik

  • Allgemein: Alles eine Spur gemütlicher, entschleunigt den Fahrer, aber nicht unangenehm. Keine Rakete, keine lahme Gurke.
  • Wendekreis: Der kleiner i4 hat 12,6 m, der große 5er noch immer 12,0 m - der nochmal ein Stückchen größer eID.7 hat 10,9 m, das ist ein klasse Wert! Und nebenbei kleiner, als bei Kompaktautos á la VW Golf oder Opel Astra. Nicht auszudenken, was mit einer Hinterachslenkung noch möglich wäre. 9/10 (3, 7)
  • Beschleunigung: Die BMWs liegen unter 6, der ID.7 mit 6,6 s darüber. Fühlt es sich auch langsamer an? Ja. Fühlt es sich zu langsam an? Für mich nicht. 6/10 (8, 8)
  • Lenkung: Gefällt mir besser, als bei früheren Passats, aber nicht so gut, wie BMW es hinkriegt. 7/10 (8, 8)
  • Bremsen: Messwerte habe ich natürlich keine. Vom Gefühl nicht ganz so vehement, wie bei BMW, aber alles im Rahmen. 8/10 (9, 9)
  • Fahrverhalten: Das Gewicht fällt mir als erstes ein - man merkt es, mehr noch als beim i4, aber der wiegt ja auch weniger. Aber für sich fährt sich der VW schön, da war ich sogar positiv überrascht. Einzig ein gewisses SUV-Gefühl stellt sich manchmal ein, was auch an der hohen Sitzposition liegt. 6/10 (8, 8)
  • Kurvenverhalten: Nicht so agil wie im i4 oder im 5er, aber langsamer ist man in den meisten Kurven dann doch nicht. 7/10 (8, 9)
  • Wendigkeit: Es fühlt sich nicht ganz danach an, aber für die Größe ist der ID.7 schon wendig. 8/10 (6, 7)
  • Summe: 51 (50, 56)

Komfort

  • Allgemein: Der Komfort ist gut, in vielen Bereichen ähnlich wie bei den BMWs, aber ein paar Unterschiede beziehungsweise Vor- und Nachteile gibt es schon.
  • Federung (einstellbar): Wir sind die ganze Zeit auf Comfort-Stellung der Dämpfer gefahren, auch schlechte Straßen wurden so gut passiert. Montiert waren 20-Zoll-Felgen auf den riesigen Rädern, wenn ich die Wahl hätte, würde ich wohl 19 Zoll bevorzugen. 7/10 (7, 6)
  • Sitze vorn: Die Sitze würde ich als einen der großen Pluspunkte sehen. Sie sind etwas "sesseliger", als die Sitze in beiden BMW, aber ein wenig Seitenhalt bieten sie doch. Der Bezug, eine Art Alcantara, fasst sich gut an, hier würde ich kein echtes Leder vermissen. Dazu kühlen und heizen sie schnell und gut, und die Massage ist besser, als gedacht. Klar, nicht wie im Massagesalon, aber spürbar, und auch die verschiedenen Programme unterscheiden sich teils deutlich untereinander. Der größte Kritikpunkt ist nicht der Sitz selbst, sondern deren Position. Man sitzt zwar (zum Glück, meinem Empfinden nach) nicht wie auf einem Esstischstuhl, wie es mir in den meisten SUV vorkommt, aber insgesamt einfach überraschend hoch. Besonders deutlich wird einem das dann auch nochmal beim Ein- beziehungsweise Aussteigen. Laut Internetrecherche sitzt man im ID.7 nur rund 3 cm höher, als im i4, aber das mag ich kaum glauben, es fühlt sich nach mehr an. 7/10 (7, 9)
  • Sitze hinten: Wenig ausgeformt, aber bei dem zugegebenermaßen kurzen Probesitzen an sich in Ordnung. Die Beinfreiheit ist super. 7/10 (6, 8)
  • Innengeräusche: Es ist schon ziemlich leise innen. Vom Antrieb hört man quasi nichts, Windgeräusche halten sich in Grenzen, Abrollgeräusche hört man auch nur recht leise. 8/10 (7, 8)
  • Bedienung: Touch, touch, touch... So ein schöner Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole würde mir fehlen. Oder Lüftungsdüsen, die man einfach an der Düse selbst mit einem kurzen Handgriff verstellen könnte. Der Monitor ist dafür immerhin groß genug und die Darstellung der Icons und so weiter ganz gut gemacht. Die Lenkradtasten sind eine einzige große Fläche, die beim Betätigen seltsam klickt und sich auch komisch anfühlt. Naja, immerhin eine Taste, und kein Touchfeld... Die Sprachbedienung funktioniert dafür gut. Insgesamt aber einer der größten Schwachpunkte für mich, dieses Kapitel. 3/10 (6, 9)
  • Heizung/Klimatisierung: Heizung konnten wir nicht wirklich testen, die Klimaanlage lief angenehm. Vorheizen- oder -kühlen geht, wie es bei den meisten Elektrofahrzeugen der Fall ist. Belüftete und beheizte Sitze, dazu auch ein beheizbares Lenkrad, der Klimakomfort ist sehr gut. 9/10 (8, 8)
  • Summe: 41/60 (41, 48)

Emotion

  • Allgemein: Sicher auch nicht das Highlight des ID.7, wenn ihr mich fragt. Spricht in mir eher die Vernunft an, als die Emotionen.
  • Design: Ganz okay, stattlich steht er schon da, aber auch irgendwie langweilig. Hässlich finde ich ihn aber auch nicht. 5/10 (8, 9)
  • Temperament: Vernunftsauto, etwas müde, technisch unterkühlt. 3/10 (7, 8)
  • Image: Halt ein VW, in der Masse beliebt, bei Dienstwagenfahrern auch, meistzugelassenes Elektroauto der letzten Monate in Deutschland. Also auch hier wieder, solide, aber nichts besonderes. 5/10 (8, 8)
  • Summe: 13/30 (23, 25)

Fazit

Punktemäßig kommt der ID.7 dem i4 sehr nahe. Er hat auch klare Stärken, für mich in aufsteigender (persönlicher) Wichtigkeit: Platzangebot, Wendekreis, Verbrauch/Reichweite, Sitze. Aber es gibt auch Schwächen, die für mich größten aufsteigend: Motorleistung/Durchzug, Sitzposition, Emotionen, Touchbedienung. Kommt er in Betracht bei der nächsten Autoanschaffung? Vielleicht, als Vernunftalternative, wenn der Preis stimmt. Aber vom Gefühl her, und den an sich guten Erfahrungen mit dem Service meines BMW-Händlers, würde ich dieses VW-Autohaus eher meiden wollen. Und VW selbst, nun, ich hadere mit diesem Konzern. Aber es bleibt trotzdem dabei: Der ID.7. ist ein gutes Elektroauto!

Summa summarum: 191/ (197, 214)

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Sun Sep 07 06:30:10 CEST 2025    |    soare

Sehr gut gemachter Test. Informativ und aufwendig erstellt.

Für mich bleibt die Position klar. VW hat bei uns in der Verwandtschaft einen gewissen Schaden angerichtet und das wird honoriert.

Noch dazu kommt, dass BMW viele Emotionen ins Auto bringen kann und es Spaß macht zu fahren.

Die Unterschiede sind tatsächlich sehr gering geworden. VW hat viel aufgeholt.

Wenn man selbst BMW fährt und auch noch begeistert ist, dann fährt man keinen VW mehr.

Der Klassenunterschied bleibt. Dafür muss man vielleicht etwas tiefer in die Tasche greifen. Aber auch hier hat VW schon längst BMW eingeholt.

Man ruft ähnlich hohe Preise auf. Für mich bleibt BMW gerade momentan Benchmark und wenn man dann den "super" Service sieht bei VW, erübrigt sich die Überlegung pro VW eigentlich von allein.

Sun Sep 07 07:59:36 CEST 2025    |    Zarrooo

Hat der Bloch nicht mal diese relative Lahmarschigkeit des Antriebs beim ID.7 als besonders positiv bewertet? So in dem Sinne von "endlich mal ein BEV, dass sich eher wie ein Verbrenner anfühlt"?

Fand ich schon extrem befremdlich. Als die TDI aufgekommen sind hat sich keiner darüber beklagt, dass die sich nicht so lahmarschig angefühlt haben wie ein vergleichbarer Saugbenziner (außer ein paar Sauger-Fans, die sich die sich ihre Autos mit sowas wie "linearer Leistungsabgabe" froh zu schwätzen versucht haben).

Damit wäre das Auto für mich persönlich dann auch schon raus, dafür macht mir der Elektro-Kick einfach viel zu viel Spaß, um ohne Grund darauf zu verzichten. Für Kunden, die ein BEV haben wollen, dass sich immer irgendwie lahm anfühlt, hätte es auch ein entsprechender Fahrmodus getan.

Deine Antwort auf "Probefahrteindrücke VW ID.7 Tourer Pro"

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fernQ fernQ

BMW

Seid gegrüßt...

...liebe Lesenden. Hier kommt vielleicht bald mehr Inhalt, vielleicht auch weniger.

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