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Tue Jan 14 19:16:47 CET 2014    |    der_Derk    |    Kommentare (19)    |   Stichworte: 451, ED, elektrische Mobilität, Elektrofahrzeug, Fortwo, Smart, Smart ED

Hier kommen wir zur vorerst letzten Elektro-Testfahrt - mit dem aktuellen Smart ED. Im Gegensatz zu unserem permanent vorhandenen, umgerüsteten Smart 450 ist die "offizielle" Elektroversion natürlich ein ganz anderes Kaliber, und mit maximal 55 kW stärker motorisiert als der Großteil seiner konventionell angetriebenen Brüder - zumindest kurzfristig. Beim Twizy war ich ja bereits über den Unterschied zwischen Maximal- und Dauerleistung gestolpert, der Smart ED ist mit einer Dauerleistung von 35 kW angegeben.

 

 

Platzangebot und Sitzkomfort

... Ist, wen wundert es, identisch zum normalen Smart. Für das Fahrzeugformat ist somit großzügig viel Bewegungsraum vorhanden, das Mobiliar ist unter Kleinwagen nach wie vor sehr gut. Wobei - auf die Gefahr hin, mit den Unmut zufriedener 451-Fahrer zuzuziehen: Gegenüber dem Vorgänger finde ich es recht enttäuschend. Zwar ist der subjektive Eindruck erwachsener als der eher verspielte 450, aber die äußerlich gewachsene Größe wird nirgendwo umgesetzt. Der Sitzplatz ist nicht größer geworden, da Seitenverkleidung und vor Allem das Armaturenbrett nun mehr einengen, die Sitze sind schlechter konturiert, gepolstert und offensichtlich preiswerter gebaut, und nicht einmal der Kofferraum bietet mehr als vorher - außer auf dem Papier.

Immerhin, der Elektroeinbau bedingt keine Einschränkungen, denn genau dafür war der Smart ja ursprünglich auch mal gedacht.

 

Motor und Fahrleistungen

Now we're talking... Genau dafür wurde der Smart mal entworfen, und genau so hätte er sich von Anfang an fahren sollen. Gerade wenn man die Schaltpausen des konventionellen Smart kennt, reißt der einfach übersetzte E-Antrieb einfach nur fies nach vorne - wobei er dabei objektiv gesehen nicht fürchterlich schnell ist, aber im Gegensatz zum Altbekannten überraschend flott auf der gewünschten Geschwindigkeit. Okay, ab 90 km/h wird es langsam zäher, aber bis dahin - fantastisch.

Die Reichweite wird vom Hersteller mit 145 km angegeben - unser auf 80% geladenes Exemplar verkündete bei den aktuellen Temperaturen noch ca. 80 km Reichweite. Nunja, die Eco-Anzeige war auch auf Tiefstwerten... Auch wenn man mit einem E-Fahrzeug ökonomisch fahren könnte, es verleitet einfach nicht dazu, solange man sein Ziel locker erreichen kann.

 

Fahrwerk, Lenkung, Getriebe

Hier muss man - neben der Reichweite - die ersten Abstriche gegenüber dem normalen Smart machen - der ED wiegt ca. 130 kg mehr, und ist scheinbar entsprechend härter gefedert, bzw. fährt sich fühlbar ruppiger. Bei der Lenkung weiß man nach wie vor nicht, ob das Servo ist oder einfach so leicht geht - ist auch egal, ausreichend direkt ist sie in jedem Fall. Zum Getriebe gibt's mal wieder nicht viel zu sagen, mangels Anwesenheit. Der ED simuliert ebenfalls die Kriechfunktion einer Automatik indem er anrollt sobald der Fuß von der Bremse genommen wird, für's präzise Einparken vielleicht schon etwas zu energisch.

 

Übersichtlichkeit, Bedienung, Materialanmutung

Hier gibt eigentlich nichts Rätsel auf, die beiden Zusatzinstrumente werden anstatt für Uhr/Ladedruck/Drehzahlmesser für den Ladezustand und die Momentanleistung verwendet. Um wieder den Vergleich zum Vorgänger zu ziehen: Gerade im Materialeindruck bemüht sich der aktuelle Smart um einen wertigeren Auftritt - aber er ist es bei genauerem Hinsehen nicht, die Materialien gab es beim 450 ebenfalls, nur in anderer Aufteilung. Gerade an den Sitzen ist der Rückschritt zu sehen - zwar kann man nun beim Beifahrer auch die Lehne verstellen, aber von Metall-Rückenschale und mehrteiliger Polsterung ist nichts mehr zu sehen.

Dafür gibt es merkwürdig sinnbefreite Zusatzfunktionen, wie zum Beispiel die elektrische Öffnung des unteren Heckklappenteils - warum? Weder könnte man dieses fernöffnen, da zuvor der obere Teil wegschwenken muss, noch sind Öffnungshebel und Schloss für eine mechanische Lösung unzumutbar weit voneinander entfernt, im Gegenteil: Sie sitzen direkt nebeneinander. Falls jemand für die Anwesenheit dieses geradezu verschwenderischen Details eine Erklärung hat - ich bin ganz Ohr ;).

Ach, wo ich gerade am Nörgeln bin: Anno 1996 gab es einen Kleinwagen namens Lancia Y, zu dessen Serienausstattung elektrisch verstellbare Außenspiegel gehörten. 17 Jahre später ist dies bis zum Prestigeobjekt eines ohnehin hochpreisigen Kleinwagenherstellers offensichtlich noch nicht durchgedrungen. Nein, ich brauche es auch prinzipiell nicht, einmal eingestellt könnte ich theoretisch die Stellmotoren ausbauen und bei Ebay verkaufen - aber die Hebel wirken irgendwie vollkommen deplatziert bis antiquiert.

 

Die Zusammenfassung

Falls meine Begeisterung für den Antrieb noch nicht ausreichend herauszulesen war: Das ist der Motor, der von Anfang an in den Smart gehört hätte. Ja, man kann auch halbwegs mit der lethargisch veranlagten Schaltung leben, nach einer Probefahrt im ED will man es aber leider nicht mehr...

Da man auch mit dem normalen Smart in der Mehrheit der Fälle keine Langstrecken fährt, wäre die Elektrovariante hier ein wirklich passender Ersatz ohne weitere Einschränkungen - außer: Dem Preis. Für den Smart ED könnte man ebenso gut zwei normale Smart kaufen, sofern man die Batterie nicht mieten möchte. Will man dies doch, reduziert sich die Differenz auf einen halben Smart, dafür kommen monatlich 65 Euro für die Akkumiete dazu. Das liegt leider in Größenordnung dessen, was man bei einem normalen Smart mit ca. 10000 km Jahresfahrleistung im selben Zeitraum vertankt.


Wed Jan 15 08:26:17 CET 2014    |    Diesel73

Danke für den umfassenden und sehr interssanten Bericht. Mir hat der Smart immer schon gefallen und als E-Auto ist er mehr als interessant.

Wed Jan 15 09:10:31 CET 2014    |    Schattenparker51935

Ich wohne in der Stadt, hier fahren und parken schon einige Smart, nur wo sollen diese Nichthausbesitzer ihre Karren denn aufladen ?

Wed Jan 15 09:27:02 CET 2014    |    Diesel73

Ja, das ist in der Stadt in der Tat eine sehr gute Frage. Daran hakt es noch. Definitiv.

Wed Jan 15 11:20:53 CET 2014    |    Lewellyn

Es gibt bei uns mitten im Ruhrpott schon einige Ladestationen. Am Einkaufszentrum z.B.

Da parken aber jedesmal, wenn ich vorbeifahre, Benziner drauf.

 

Da nutzt das E-Auto auch nix, wenn die Ladestationen zugeparkt sind.

 

Trotzdem schöner Artikel. Danke. :)

Wed Jan 15 13:21:47 CET 2014    |    Käfer1500

Das ist eben aktuell noch dir Krux am Elektroantrieb: seriös gerechnet macht er sich noch nicht bezahlt. Und wer nicht seriös rechnen muss, kauft sich gleich einen Tesla ;)

Wed Jan 15 13:27:03 CET 2014    |    Diesel73

Oder einen MieV im Betriebsfuhrpark :D

Wed Jan 15 16:13:44 CET 2014    |    Frada84

 Dafür gibt es merkwürdig sinnbefreite Zusatzfunktionen, wie zum Beispiel die elektrische Öffnung des unteren Heckklappenteils - warum?

 

Mal probiert mit einer Hand auf beiden Seiten gleichzeitig den Hebel zu ziehen? Ich muss mit einer Hand dreimal die Hebel ziehen, da die Klappe auf einer Seite erst wieder leicht einrastet um letztendlich die Klappe mit einer Hand auf zu bekommen. Leider ist meiner zu alt für die elektrische Lösung, aber hin und wieder hätte ich sie sehr gerne.

 

Ansonsten stimme ich dir zu, durften den E Smart mal probefahren und war sehr angetan von dem Wagen. Er fuhr sich sehr angenehm, gerade auch weil die Schaltpausen entfallen. Der Anzug bis 50-60km/h ist sehr angenehm und auch das Fahrverhalten ist besser als beim normalen Smart, evtl. auch durch den niedrigeren Schwerpunkt durch die Akkus.

 

Wäre da nicht der hohe Preis und die noch unsichere Zukunft so wäre es eine Alternative zu meinem Smart MHD.

Wed Jan 15 20:40:33 CET 2014    |    Andi2011

Moin,

 

Ich möchte an dieser Stelle Danke sagen für deine guten e-Blogs - wenn ich sie mal so nennen darf!

Ich habe sehr interessiert mitgelesen!Da ich mich für die Thematik sehr interessiere aber nicht wirklich sinnvolles an Kommentaren beisteuern kann, blieb es zwar (bis heute) beim lesen,aber das "Danke" musste ich doch loswerden,habe viele sinnvolle Infos und Eindrücke bekommen und weiß mehr als vorher!

Klasse Blogs!!!

 

Grüße

Andi

Thu Jan 16 01:29:58 CET 2014    |    XC70D5

Da muss ich mich Andi2011 anschließen!

Thu Jan 16 08:48:07 CET 2014    |    der_Derk

@Frada84: Bisher konnte ich die Klappe auch einhändig öffnen, weil sie sich eh genug dafür verwindet - hätte jetzt gedacht, wenn man mit einem Hebel beide Seiten entriegeln will hätte auch eine Stange oder ein Bowdenzug quer durch die Klappe genügt, der Platz wäre ja da - das erklärt aber auch die elektrische Variante, Danke ;).

 

Andi, Martin & frühere Kommentatoren: Danke auch hier, freut mich wenn's gefällt und sinnstiftend war :).

Thu Jan 16 20:47:19 CET 2014    |    sampleman

Zur Lenkung: Ich fahre öfters mal einen aktuellen Smart Benziner. Bei dem geht die Lenkung unangenehm schwer. Insofern nehme ich an, dass der E-Smart Servo hat.

 

Mein Citroen Pluriel hat, ähnlich wie der Smart, auch eine elektrische Entriegelung der zweiteiligen Heckklappe. Ich glaube, das hat wohl damit zu tun, dass diese Klappen zwei Schlossfallen haben statt nur einer wie bei einer konventionellen Klappe, außerdem kann man so einfach eine Verriegelung realisieren: Einfach Strom abschalten.

Fri Jan 17 10:56:25 CET 2014    |    Ingo.M

Zitat:

Zur Lenkung: Ich fahre öfters mal einen aktuellen Smart Benziner. Bei dem geht die Lenkung unangenehm schwer. Insofern nehme ich an, dass der E-Smart Servo hat.

Ja beim ED ist die Servo Serie, bei den Benzinern ein Extra für 460€;)

Gibt es sonst außer bei Smart überhaupt noch aktuelle Fahrzeuge ohne Servo? Für mich gehört Sowas zum heutigen Standart, und bei einem solch relativ teuren Kleinstwagen von einem so genannten "Premiumhersteller (Mercedes)" finde ich daß schon ein Armutszeugnis!

Gruß Ingo

Fri Jan 17 12:50:52 CET 2014    |    XC70D5

Lotus Elise ;)

 

keine/n

- Servolenkung

- Bremskraftverstärker

- ABS

- ESP

- verstellbaren Rückenlehnen

 

 

Und im Kleinwagensegment bestimmt noch andere!?

Fri Jan 17 15:16:07 CET 2014    |    Batterietester135517

Ich habe letztes Jahr auch eine Probefahrt im ED gehabt.

Während der Probefahrt ist eine eine Akkuzelle kaputt gegangen (war vielleicht auch vorher schon defekt), mit ach und krach habe ich es noch zurück fahren können.

 

Vom Prinzip her war ich jedoch nicht abgeschreckt, egal ob Smart oder andere Elektrofahrzeuge bei einen angebrachten Preis der aktuell definitiv nicht vorliegt würde ich mir auch so ein Auto kaufen wollen. Optimal für meine City Strecke von 15 Km.

 

Ich habe jedoch beim Smart Händler den Eindruck gehabt, dass man eigentlich keine ED Smart verkaufen möchte, nach dem Motto: Der wurde uns hingestellt und wir "müssen" halt anbieten.

Fri Jan 17 23:13:00 CET 2014    |    Faltenbalg135764

Zitat:

Ingo.M

Gibt es sonst außer bei Smart überhaupt noch aktuelle Fahrzeuge ohne Servo?

Bin vor einigen Monaten mal Fiat Panda (2. Generation) und Renault Twingo (2. Generation) gefahren.

Einer von beiden hatten definitiv kein Servo - glaube der Panda. In der Stadt mit mehreren Adressen hintereinander zum Einparken merkt man das schon in den Armen.

 

Übrigens werd ich die nächsten Tage mal den BMW ActiveE Probe fahren.

Tue Jan 21 22:49:16 CET 2014    |    Rostlöser51231

Leider nur zwei Sitze und bei uns nur geringfuegig billiger als ein Nissan Leaf der serienmaessig eine bessere Ausstattung hat wie z.B. heizbare Sitze vorne und hinten.

Wenn ich keine Kinder haette, waere der Smart Electric vielleicht eine Alternative. Vor allem, da es ihn als Cabrio gibt.

Was mich aber bei allen Elektroautos stoert ist der fragliche Wiederverkaufswert. Bei uns werden zur Zeit Fahrzeuge wie der Leaf mit sehr hohem Wertverlust prognostiziert. 65-70% Wertverlust nach 3 Jahren. 85% Wertverlust nach 5 Jahren. Das wird zwar teilweise durch eine $7,500 Einkommenssteuersenkung ausgeglichen die man im Moment als Erstkaeufer bekommt. Aber eben nur teilweise.

http://www.usatoday.com/.../

 

Deswegen bietet Tesla z.Zt. auch kein Leasing in USA an. Und ich selber kann mich nur schwer zu Leasing ueberreden, da ich ich mich nicht zeitlich binden will und auch nicht fuer jeden Kratzer bestraft werden will.

Tue Jan 21 22:58:52 CET 2014    |    Faltenbalg135764

Bei einem angenommenen Neupreis von 30.000 ist also der Wert nach 3 Jahren: 9.000-10.500

und nach 5 Jahren: 4.500; das heißt 4.500 bis 6.000 Wertverlust in den Jahren 4 & 5 zusammen - also gar nicht mal so schlecht. Warum nicht nen Gebrauchten kaufen, zumindest solange es noch Garantie auf die Elektrik gibt.

Die ersten Citroen Elektrofahrzeuge von 2011 gehen übrigens auf mobile bei ca. 15.000€ los.

 

PS & OT Der ActiveE hat echt Spaß gemacht :D

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Mein Blog hat am 04.12.2013 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

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Meine ganz alltäglichen Begleiter: Wahlweise Mini Paceman, Smart Roadster oder Renault Twizy. Und wer mehr wissen will, muss fragen... ;)

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