Wed Aug 27 21:24:15 CEST 2025
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der_Derk
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120 Ah, BMW, I01, i3, Paceman
Nach langer Zeit gibt es mal mehr als einen Artikel pro Jahr, denn es hat sich eine kleine Änderung in meinem Fuhrpark ergeben: Farewell Paceman, Hallo i3. Wer meine ebenfalls nicht mehr so häufigen Beiträge im Forum verfolgt hat, wird eine gewisse Sympathie gegenüber dem i3 herausgelesen haben - und das ist untertrieben, meine Fanbrille ist so rosarot wie sie nur sein kann. Der i3 triggert so ziemlich alle Punkte, die mich bei einem Auto ansprechen: Ein raumeffizientes Format, ein ungewöhnliches Design und eine kompromisslose Konstruktion um Gewicht und Verbrauch zu drücken, die konsequent alles über Bord geworfen hat, was zu diesem Ziel nicht passt... Es ist im Prinzip BMWs Audi-A2-Moment: Ein Fahrzeug das seiner Zeit so weit voraus und gleichzeitig so ein teures Experiment war, dass sie es wahrscheinlich nie wiederholen werden. Das letzte Sondermodell des i3 heißt daher treffender Weise "Unique Forever". Nein, dieses Sondermodell ist es offensichtlich nicht geworden... 😉 [mehr] Womit wir auch zum vorgeschobenen Grund kommen, den Paceman mit dem ich vollkommen zufrieden war nach nur drei Jahren zu ersetzen: Der i3 wurde nur bis 2022 gebaut, und ich möchte möglichst lange etwas davon haben. Die dreijährigen Leasing-Rückläufer und für den Gebrauchtwagenkäufer daher frischesten Exemplare laufen dieses Jahr durch's Raster, und ich hatte seinerzeit den Paceman unter Anderem aus einem simplen Grund dem BMW vorgezogen: Er war günstig, die i3 waren teuer, der Mini war daher von Vornherein als Übergang gedacht. Jetzt fallen die ausreichend neuen und interessanten i3 mit dem größten Akku gerade unter die selbst gesetzte Grenze von 20000 Euro, daher bot sich die ideale Gelegenheit. Die Suche hat sich trotzdem etwas hingezogen, und es ist dann doch kein 2022er Modell geworden, sondern "nur" dieser 2020er mit 44000 km Laufleistung. Auch das kann ich mir schönreden, denn ich hatte eine - objektiv diskutierbare, aber subjektiv wesentliche - Priorität bei der Ausstattung: Es musste der große Navi-Bildschirm sein. Dieses Detail sehe ich zwangsläufig bei jeder Fahrt, und der kleine Bildschirm sieht mit den seitlichen Blenden, die einem geradezu aufdringlich signalisieren was man stattdessen hätte haben können, einfach mal nicht aus. Kann man funktional natürlich mit leben, aber - will ich nicht. Ebenso wenig möchte ich irgendeine fernöstliche Alternative nachrüsten. Das schränkt die Auswahl in den letzten beiden Baujahren dramatisch ein, denn durch die Chipkrise 2020 wurden dort nur noch angebliche 8% mit dem großen Bildschirm produziert, bereits erfolgte Bestellungen wurden downgegraded. Entsprechend reduziert war die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet der eine gut ausgestattete 2022er in erträglicher Entfernung angeboten wurde. Wurde er auch nicht. Diverse Probefahrten haben dann die Ausstattungs-Wunschliste konkretisiert: Bitte nicht der S, weil zu hart gefedert, im Verbrauch unnötig höher und mit stark eingeschränkten Bereifungsoptionen - obwohl ich zugeben muss, dass er besser aussieht. Bitte nicht die weiße Innenausstattung, weil - Geschmackssache. Bitte nicht die Lederausstattung, weil - ebenfalls Geschmackssache. Bitte gerne die ganzen Fahr-Automatisierungsoptionen (Einparkhilfe, Abstandstempomat, Stauassistent), weil - ich das einfach mal haben will. Und bitte nicht in weiß, weil - immer noch Geschmackssache. Bitte nicht der 94 Ah-Akku mit Range Extender, weil - inkonsequent für ein Elektroauto. Achso, und bitte auch die Rückfahrkamera, wenn ich denn schon das große Display habe, darf das Bild auch darauf angezeigt werden. Dieses Detail ist ebenfalls nach 2020 selten geworden. Dies alles stand dann zufällig beim örtlichen BMW-Händler - in blau. Schleife drum, das ist meiner 😎. Das war im Juni, die Begeisterung ist seither ungebrochen. Ich hatte mit ca. 13 kWh / 100 km Verbrauch gerechnet, auf meinen üblichen Strecken hat er sich jetzt nach Anzeige im Sommer auf 11 kWh eingependelt. Ja, das wird im Winter mehr, aber im Vergleich mit einem identisch bewegten ID.3 sind es mindestens 2-3 kWh weniger. Sitzposition, -qualität und Übersicht sind großartig, Leistungsentfaltung und One-Pedal-Driving bewirken einen fantastischen Flow im Alltagsverkehr, Haptik, Optik und Ergonomie liegen voll auf meiner Wellenlänge. Man merkt dass man hier ausnahmsweise keinen Beinahe-Zweitonner bewegt (oder schlimmeres), wie bei vielen anderen aktuellen Elektro-Alternativen. Die Konstruktion mit Alu-Fahrgestell und Kohlefaser-Karosseriestruktur ist über die Fahrzeugklasse hinaus einigermaßen konkurrenzlos, und wird es vermutlich auch lange bleiben. Selbst der 2,3-kW-Notladeziegel genügt angesichts der überschaubaren Akkukapazität, und die damit einhergehenden Ladeverluste sind in Anbetracht des Verbrauchs vertretbar. Der Akku hat eine ziemlich große Differenz zwischen Brutto- und Nettokapazität, was sich positiv auf die Nutzungsdauer auswirkt, außerdem sind einzelne Zellenpakete tauschbar. Die Ausstattung übertrifft so ziemlich alle meine bisherigen Fahrzeuge, gleichzeitig fehlen alle Dinge, die mich in aktuellen Modellen nerven: Spurhalteassistent und Tempowarner waren nie erhältlich, obwohl für Ersteren alle erforderlich Komponenten vorhanden sind und mit dem Stauassistenten auch genutzt werden - aber eben nur da. Ja, schon gut, ich setze die Fanbrille einmal kurz ab: Federung und Abrollkomfort sind definitiv schlechter als beim ID.3, und trotz Härte garantiert unsportlich. Die Windgeräusche sind durch Gewichtsersparnis und rahmenlose Seitenscheiben höher als sie sein müssten. Die Lenkung gibt um die Mittellage ihre Servounterstützung und Zentrierung auf wie ein Analog-Gamecontroller mit zu hoch eingestellter Deadzone, was die Seitenwindempfindlichkeit nicht gerade verbessert und generell mehr Korrekturen erfordert als nötig wären. Der Kofferraum ist an den verhältnismäßig geringen Fahrzeugdimensionen gemessen nicht wirklich groß, und hat auch kein Staufach unter dem Boden (Ich weiß, Wokeby hat eine Lösung). Ein Frunk ist vorhanden, aber mit Ladekabel oder Notladeziegel auch direkt wieder gefüllt, und nicht wetterfest. Die hinteren Türen erfordern Gewöhnung, bieten keine versenkbaren Scheiben und sorgen für die eine oder andere Verrenkung, möchte man in einer engen Parklücke ein-, aussteigen, oder auch nur Dinge auf der Rückbank verladen. Die Akkugröße macht längere Strecken zwar nicht unmöglich, aber erfordert doch mehr Zwischenstopps als bei neueren E-Modellen - und diese sind auch länger, weil die DC-Ladeleistung bei überschaubaren 50 kW liegt. Die Reifenauswahl ist auch beim nicht-S immer noch ziemlich eingeschränkt und nicht unbedingt preiswert. Der Abstandstempomat ist nicht radar- sondern kameragestützt und hat so seine Probleme mit auf der Fahrbahn parkenden Autos, und manchmal auch entgegenkommendem Verkehr. Und ja, auch wenn sie mir gefällt ist die Optik wirklich nicht jedermanns Sache. Aber mit alldem kann ich leben. Voraussichtlich lange, denn die bisherigen Statistiken zum i3, sowohl was die Batterielebensdauer angeht als auch die generelle Konstruktion, sehen gut aus. Er passt auch wunderbar in die Serie aus SJ, Jimny, RX4, Twizy und Smart Roadster in dem Sinne, dass es im Prinzip keine direkten Alternativen gibt. Damit erschließt man sich zwar nur eine kleine Zielgruppe, aber da bin ich genau drin 🙂. Damit hätten sich die geplanten Autokäufe für die absehbare Zeit erstmal erledigt. Der Smart Roadster bleibt sowieso, und der Twizy - zugegeben, der i3 könnte den auch auf Kurzstrecken vollständig ersetzen. Aber nachdem die Renault-Bank mir den Akku geschenkt hat sind die laufenden Kosten so niedrig, das ist keine Last - das ist halt nur ein weiteres Hobby. Zum Abschluss noch eine positive Randbemerkung: Bis zum "richtigen" i3 habe ich vier verschiedene zur Probe gefahren, und völlig überraschend war das bei den verschiedenen Autohäusern (alles BMW, i3-Angebote abseits der Vertragshändler sind selten) absolut kein Problem. Keine absurden Zeitbeschränkungen ("aber maximal 'ne halbe Stunde!"), keine Übergabe mit leerer Batterie, kein Mitfahr-Zwang des Verkäufers, keine Unwissenheit zur Fahrzeughistorie oder Weigerung, selbige einzusehen. Da war ich aus der Vergangenheit Anderes gewohnt. |
Deine Antwort auf "Das modernste "alte" Auto, das ich je hatte: Der BMW i3"