Zündkerzen Indexing bei DI-Motoren
Hallo zusammen,
hat hier schon mal jemand das Indexing der Zündkerzen bei M274 / M276 / M278 Motoren überprüft?
Für alle, die nicht wissen, was das ist: Indexing bedeutet, dass die Zündkerze so gestaltet ist, dass die Öffnung der Elektrode nach dem Anziehen mit dem vorgeschriebenen Drehmoment in eine festgelegte Richtung zeigt. Es gibt ein Informationsblatt der Daimler AG, in dem Werkstätten informiert werden, dass das Indexing insbesondere bei Direkteinspritzern unbedingt eingehalten werden muss - durch Verwendung von Original MB-Kerzen und Einhaltung des Anziehmoments. Dabei muss die Öffnung der Kerze zum Injektor zeigen, +/- 45 Grad. Außerhalb dieses Toleranzbereichs bestünde die Gefahr einer schlechteren Verbrennung und in Folge dessen einer mechanischen Schädigung des Triebwerks.
Ich habe kürzlich den ersten Kerzenwechsel bei meinem M276 selbst gemacht; alle vergangenen Wechsel habe ich in der MB Vertragswerkstatt durchführen lassen. Dabei habe ich interessehalber den Kerzenschlüssel am Antriebsende mit einem Edding markiert und mit der Markierung auf 12 Uhr (also zum Injektor zeigend) in den Kerzenschacht gesteckt. Vor dem Abziehen der so herausgedrehten, alten Kerze vom Schlüssel habe ich mir auf der Kerze markiert, in welchem Winkel sie demnach montiert war. Genau so (Öffnung der Kerze zur Markierung am Schlüssel) habe ich die neuen Kerzen mit 23 Nm eingedreht.
Im Ergebnis kann ich sagen, dass das Indexing anscheinend etwas bewirkt, denn alle Kerzen hatten exakt denselben Winkel. Wenn ich nicht einen massiven Denkfehler habe, standen aber alle in einem Winkel von ca. 60 Grad, also außerhalb des Toleranzbereichs. Die neuen Kerzen stehen mit den 23 Nm im exakt gleichen Winkel wie die alten Kerzen. Wie gesagt aber meines Erachtens im falschen Winkel. Die Öffnung der Kerzen zeigt auf allen Zylindern nach dem Anziehen in die 10 Uhr Stellung.
Hat das vielleicht vor mir schon mal jemand ausprobiert? Mit welchem Ergebnis?
Gruß
Thomas
36 Antworten
Das war auch mein Gedanke, der Winkel meiner neuen Kerzen, mit Drehmoment angezogen, war aber der gleiche wie der der alten. Spricht erstmal für die Werkstatt.
Über die Kostenfrage kam ich gewissermaßen auch zu V8-Freaks Ergebnis: Ich komme auch aus der Automotive Branche und weiß, dass ein Auto - gleich welchen Herstellers - auf die letzten 10 Cent kalkuliert ist. Wer eine Werkstattanweisung schreibt, Reviews darauf ausführt, ihr eine Sachnummer in der Logistik vergibt, sie weltweit an Werkstätten ausrollt, Personal darin schult, Tools dafür bereithält usw., hat Geld in die Hand genommen. Das tun die nicht ohne Grund. Und da sich das Dokument offenbar an Betriebe richtet, die ohnehin Originalkerzen verbauen würden, es also eher um die Gewährleistungsfrage zu gehen scheint, wenn eine Beanstandung am Motor mit verbauten Drittherstellerteilen vorliegt, muss die Aktion einen anderen Hintergrund haben. Und da muss mehr als ein Fall vorliegen, in dem das zu Problemen geführt hat, bevor jemand diesen Aufwand betreibt.
Wo findet man das im EP genannte Informationsblatt von MB?
Hier im Motorenforum(?)...wurde das Thema auch mal angerissen...ist aber im Sande gelaufen...weil es keine entsprechenden Hersteller-Info als Bestätigung.
Ich habe vor 14 Tage die ZK im M274 gewechselt....Motor läuft.
Zitat:
@jw61 schrieb am 21. Februar 2023 um 23:26:14 Uhr:
Wo findet man das im EP genannte Informationsblatt von MB?
Ursprüngliche Quelle kenne ich nicht; ich habe das Dokument auch nur durch googeln in einem anderen Forum gefunden und hier im zweiten Post verlinkt.
Danke dir für den Link...hatte ich tatsächlich überlesen.
Sache ja eindeutig...meine NGK habe ich bei kaltem Motor mit 25 statt 23Nm angezogen, sollte dann passen.
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Ich habe mal mit dem technischen NGK-Support Kontakt aufgenommen und möchte euch deren Antwort nicht vorenthalten:
Eingeklammerte [Kommentare] sind von mir.
Meine Anfrage:
"Guten Tag,
ich besitze ein Mercedes E-Klasse Cabrio 200 Bj. 2015 Typ/Baureihe 207. Verbaut ist ein M274.920 2.0ltr./135 Kw.
Für diesen Motor sind seitens NGK die Zündkerzen SILZKFR8E7S / Art.-Nr. 90654 mit einem Anzugsdrehmoment seitens MB von 23nm vorgesehen.
Diese habe ich vor 3 Wochen selber gewechselt.
Nun gibt es in diversen Foren Hinweise auf das sogenannte Indexing, d.h. Ausrichtung der Zündelektrode zum Injektor...und die Annahme das dies nur mit OEM-MB (Erstausrüster ist NGK), aber nicht mit Zubehör-NGK Zündkerzen zu gewährleisten ist.
Zur Verdeutlichung 2 Links:
file:///C:/Users/User/Downloads/226-278-157%20spark%20plug%20indexing.pdf [das ist das Dokument von S. 1]
https://mbworld.org/.../810060-help-spark-plug-indexing-2.html [Forumsbeiträge zum Thema]
Leider ist aktuell einem User nach Zündkerzenwechsel gerade ein Motorschaden passiert.
Bitte um Aufklärung/Stellungnahme
..."
Und die Antwort vom technischen NGK-Support:
"...leider kann ich solche externen Links aus Sicherheitsgründen nicht öffnen.
Gerne versuche ich aber auch so zu helfen. Folgende Zuordnung haben wir vorliegen:
[Mein Fahrzeug mit der zugeordneten NGK-Zündkerze s.o. als Screenshot]
Bei diesem Fahrzeug sind wir auch in der Erstausrüstung gewesen, also wenn eine Zündkerze dieses kann, dann sollte es unsere sein. Wir liefern die SILZKFR8E7S in identische Form auch als OEM / OES Teil direkt an Mercedes. Bei NGK gibt es in der Qualität keinen Unterschied zwischen einem OE; / OES Teil und einem für den freien Teilehandel.
Wie Sie an dem folgenden Bild erkennen können, ist diese Zündkerze für eine gerichtete Montage ausgelegt. Deswegen hat diese Kerze einen Kupferdichtring, da sich dieser bei der Montage kaum verformt. Mit einem Quetschdichtring ist eine Ausrichtung nämlich nicht möglich.
[Es folgen 2 Bilder/Screenshots der betreffenden NGK-Zündkerze]
..."
Der in meiner Anfrage genannte Motorschaden, wird hier diskutiert: https://www.motor-talk.de/.../...tzer-klopfen-zylinder-4-t7422983.html
OK, das kann ich mir sogar vorstellen, weil ich nicht davon ausgehe, dass die bei MB die Zündkerzen im eigenen Keller herstellen.
Nichtsdestotrotz hat bei meinem Wechsel das Indexing schon mit den Originalkerzen, beim MB-Händler gekauft, nicht gestimmt. Wie gesagt haben Zylinderkopf und Kerzen offenbar definierte Gewinde, weil alle Elektroden in dieselbe Richtung zeigen. Nur eben in die falsche.
Zitat:
@jw61 schrieb am 1. März 2023 um 16:49:30 Uhr:
Der in meiner Anfrage genannte Motorschaden, wird hier diskutiert: https://www.motor-talk.de/.../...tzer-klopfen-zylinder-4-t7422983.html
In dem verlinkten Thread sind aber von dem betroffenen User zu seinen weiteren MT Beiträgen für seinen M274 aber einige gravierende Widersprüche. 😁
Mal schauen wer sie alle findet. 🙂
So hatte heute schon die Möglichkeit bei einem 250CGI Turbo die NGK Zubehör Kerzen also ohne Stern zu erneuern.
Die alten und neuen NGK Kerzen hatte ich vorher mit einem Edding markiert.
Bei Alt wie Neu stimmte die Ausrichtung nur bei dem zweiten Zylinder zu dem Injektor.
Die anderen drei standen mindestens 60-120° daneben.
Vorausichtlich im Mai werde ich dann die Kerzen bei unserem 200CGI erneuern und natürlich dann wie versprochen ebenfalls kontrollieren und berichten.
Danke für die Rückmeldung! Mich wundert ja, dass es extra Dokumente gibt, die betonen, wie wichtig die Ausrichtung ist. Aber wenn man nachschaut, fahren die Autos alle mit zufälliger Ausrichtung durch die Gegend 😁.
Der Motorschaden nach Zündkerzenwechsel konnte eben auch Zufall gewesen sein. Gutes Beispiel dafür, dass Korrelation nicht mit Kausalität gleichzusetzen ist.
Dass das Indexing einen Unterschied macht, bezweifle ich nicht. Dass es aber quasi sofort einen Motorschaden auslösen kann, wenn man es nicht macht, halte ich für ein Märchen.
Bei meinem M278 steht demnächst auch der Zündkerzenwechsel an und deshalb bin ich auf dieses Thema gestoßen.
Mich wundert ja schon, dass im WIS kein Wort davon steht und es nur diese PowerPoint Folie aus den USA gibt.
Damit ich ruhig schlafen kann, werde ich das trotzdem (versuchen zu) berücksichtigen. Aber was macht man denn, wenn man mit 23Nm anzieht und die Zündkerze steht nicht in +/-45° zum Injektor?
Nix. Motor anmachen und fahren.
Zitat:
@Tomekk S. schrieb am 28. Oktober 2024 um 08:57:02 Uhr:
Damit ich ruhig schlafen kann, werde ich das trotzdem (versuchen zu) berücksichtigen. Aber was macht man denn, wenn man mit 23Nm anzieht und die Zündkerze steht nicht in +/-45° zum Injektor?
Da der M278 nur homogen verbrennt, dürfte das Indexing etwas weniger relevant sein als beim M276, der im Schichtladungsbetrieb arbeitet.
Nichtsdestotrotz würde ich bei den alten Kerzen schauen, in welcher Orientierung sie verbaut waren. Markiere Deinen Kerzenschlüssel und stecke ihn mit der Markierung auf 12 Uhr in den Kerzenschacht. Wenn Du ihn dann mit der Kerze herausziehst, kannst Du sehen, in welche Richtung die Elektrode der alten Kerze im Vergleich zur 12 Uhr-Markierung am Schlüssel zeigt. Mit 12 Uhr meine ich „Richtung Injektor“.
Bei mir stehen alle Kerzen (alte Kerzen vom Freundlichen angezogen wie auch die neuen Originalkerzen) exakt im selben Winkel und der ist 60 Grad vom Injektor abgewandt. Es ist also erkennbar, dass die Kerzengewinde keinesfalls zufällig geschnitten sind, aber die 45 Grad Toleranz haben bei mir nicht gepasst.
Ist das schlimm? Weiß ich nicht. Ich wäre bei 180 Grad vielleicht skeptisch und würde weitere Prüfungen anstellen. Bei den 60 Grad findet auch eine strahlgeführte Einspritzung noch irgendwie zum Zündfunken, denke ich.
Grundsätzlich kann man Indexing unter Erhaltung des Drehmoments mit speziellen Unterlegscheiben erreichen. So hat man das früher schon im Rennsport gemacht, als die CNC-Fertigung noch keine definierten Gewindeorientierungen im Zylinderkopf konnte. Wenn das Indexing massiv daneben liegt oder invertiert ist, würde ich darüber nachdenken (dann aber auch die teuren Kerzen zu MB zurückbringen, deren USP das Indexing ist). Bei 15 Grad außerhalb der Toleranz, auf allen Zylindern identisch, fahre ich einfach damit.
Zitat:
@Yoshi89 schrieb am 20. Februar 2023 um 16:33:35 Uhr:
Ich war zufällig mal an der Fertigung von Zylinderköpfen beteiligt und kann zumindest für damals mit Sicherheit sagen, dass keine Ausrichtung der Gewinde erfolgt ist. Und wir hatten auch Direkteinspritzer dabei. Das wäre auch fertigungstechnisch schwierig zu realisieren. Es ist somit tatsächlich Zufall, in welchem Winkel die Elektrode am Ende steht.Das Indexing selber ist natürlich möglich, geht aber mit einer Über- oder Unterschreitung des Anzugsmoments einher. Ist die Frage, was da am Ende schlechter ist.
Da ich ja aktuell auch einen VW G8 im Bestand habe, habe ich mich intensiv mit VW beschäftigt.
Im SSP555 "Die 1,5l-96/110 kW-TSI-Motoren EA211 EVO" führt VW auf Seite 9 u.a. zur Zündkerze aus, die Einbaulage der Zündkerzen, d.h. leicht dezentrale Zündkerzenposition mit gerichtetem Einbau für die richtige Position der Zündkerzen-Masseelektrode (Anzugsdrehmoment beachten!) für eine sichere Entflammung, angepasst zu haben.
Ist jetzt zwar etwas OT, wundert mich aber nicht. Die Forderung nach korrektem Indexing ist bei Direkteinspritzern nicht unüblich. Das ist keine Erfindung von Mercedes-Benz.