Verständnisfrage Turbomotor kaltfahren - Öldruck

Hi zusammen, ich hab eine Verständnisfrage über das Kaltfahren eines Turbomotors.

Beim Kaltfahren geht es ja darum den Ölfluss am Turbo aufrechtzuerhalten und nicht sofort abzustellen.

Ist es dann also förderlich, mit viel Drehzahl, viel Motorbremse aber natürlich kaum Gas zu fahren, um mit noch mehr Öldruck den Turbo zu durchfluten?

So mach ichs jetzt immer wenn ich von der Autobahn abfahre, immer den nächstkleinsten Gang genommen und bis 4000 RPM (5000 ist Begrenzer) gedreht, dann ohne Gas ausrollen lassen.

ratsam oder sinnlos?

38 Antworten

Welche Vorrausetzungen hat denn der Motor?

Ist der Turbo wassergekühlt?

Ist der Turbo ölgekühlt?

Mein Motor ,ein Benziner, hat beides, deshalb gehe ich nicht davon aus das er solche Probleme hat ,trotzdem halte ich eine Abkühlzeit ein.

Die Ideale Öltemperatur wird so um die allgemeine Betriebstemperatur liegen.

Die meisten modernen Fahrzeuge haben wassergekühlte Ölkühler. Heißt, das bei geringer Last die Öltemperatur ziemlich in der Nähe der Kühlwassertemperatur liegt. Das Kühlwasser heizt also nach dem Kaltstart das Oel und bei Volllast wird es dann gekühlt.

Deshalb erreichen diese Motoren meist keine gemessenen Öltemperaturen von mehr als 130 Grad, im Gegensatz zu Fahrzeugen mit luftgekühltem oder ohne Ölkühler, welche auch gemessene Temperaturen jenseits der 150 Grad erreichen können. Das ist allerdings "ungesund".

Gemessen wird meist im Ölsumpf. An anderen Stellen ist die Temperatur höher (Kolbenringzone, Ventilführung Auslaßventil).

Um welches Auto geht es eigentlich? Die meisten Turbos sind heute wassergekühlt, also direkt ans Kühlwasser angeschlossen, ohne Umweg über einen Öl-Wasser-Wärmetauscher. Und die Motoren besitzen elektrische Zusatzwasserpumpen, die nach dem Abstellen noch ein paar Minuten für Zirkulation sorgen.

Aber auch bei älteren Motoren muss man sich keinen Kopp machen. Die Situation, von Dauervollgas in wenigen Sekunden bis zum Stillstand abzubremsen und den Motor abstellen zu müssen, dürfte in der Praxis sehr selten vorkommen. Und selbst dann reicht eine Minute Leerlauf, um den Lader in gesunde Bereiche abzukühlen.

Es gab allerdings ein paar Motoren, die hatten chronisch defekte Lader. Ein paar Peugeot-Diesel z.B., oder der 1.8T von VW. Bei dem lief der Ölzulauf des Laders über die heiße Abgasseite, das Öl wurde also schon vor dem Eintreffen am Lader vorgekocht...

Also ich rede von einem bmw 320d mit N47.

Ein normaler Common-Rail Diesel mit DPF und reinem Ölgekühlten Turbolader.

Und ich denke doch dass die meisten Turbofahrzeuge auf deutschen Straßen nicht neu genug sind um eine zusätzliche Wasserkühlung zu haben.

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Zitat:
@Chrys144 schrieb am 26. Mai 2025 um 20:32:50 Uhr:
am Rastplatz den Motor noch 2 Minuten laufen zu lassen und, wie ich es ja so gern mach

Wo soll die Abwärme dann hin? Es gibt ja dann erst mal einen Wärmestau bis schließlich der Kühlerventilator anläuft. Beim Fahren mit 120 km/h wird der gesamte Motorraum mit Frischluft durchströmt, also auch der Turbolader und die Ölwanne. Die Abwärme wird dann viel besser abgeführt.

Außerdem stimmt auch deine Annahme nicht, dass bei besonders hoher Drehzahl auch der Öldruck bzw. die Ölmenge proportional ansteigt. Vermutlich wird bei deinem Auto ohne elektronische geregelte Ölpumpe schon bei ca. 2000 1/min der maximale Öldruck anliegen und dann wird das Öldruckregelventil aktiv. Höhere Drehzahlen bewirken dann keinen höheren Öldruck mehr. Mit deinen Drehzahlorgien kann man also auch das Laufzeug des Turboladers nicht "durchspülen".

Zitat:
@Chrys144 schrieb am 26. Mai 2025 um 19:59:24 Uhr:
Danke für eure ausführlichen Kommentare.
Ich bleib also erstmal bei meiner Fahrweise, auch weil heel&toe einfach einen Haufen Spass macht.
Mir war schon auch bewusst dass Ölköhle erst im Stand entsteht, nur wann ist der Turbo weit genug abgekühlt, dass das nicht passieren kann?
Nach kurzer Recherche habe ich herausgefunden dass mein Öl, ein Mannol Energy 5w40 einen Flammpunkt bei 226 ° Celsius hat.
In den Leitungen am und im Ladergehäuse wird es ja wohl nicht zu einer echten Flamme kommen, nur wie weiss ich jetzt ab welcher Temperatur das Öl zu Kohle wird? Eine kurze Frage an ChatGPT spuckt aus, dass ab ca 245 ° Celsius Ölkohle entsteht.
Wenn ich mit meinem Diesel längere Zeit Vollast fahre geht die Abgastemperatur auf knappe 680° Celsius. Man nehme also an dass mindestens das Abgasgehäuse eine sehr ähnliche Temperatur annimmt, wenn man lange genug auf dem Pedal stehen bleibt.
Folgt man jetzt der Annahme, dass es reicht 5km vor bspw. einer Raststätte 120kmh zu fahren, muss der Turbolader in nicht einmal 5 Minuten von ca.600+ °C auf unter ca. 245° C oder vielleicht ja sogar unter den Flammpunkt, in diesem Fall 225° C abkühlen.
Da habe ich jetzt in Werkstofftechnik d. Metalle ehrlich gesagt nicht gut genug aufgepasst um sagen zu können ob der Turbolader in unter 5 Minuten ca 355°C oder mehr abkühlen kann.

Die Temp vom Flammpunkt eines Öles hat nix mit der Temp, wo ein Motoröl anfängt zu verkoken, zu tun.

Punktuell im Motor erreichen Motoröle Temp von ca. 350°C ohne zu verkoken...weil die eben nicht stehen, sondern ständig im Umlauf sind und gekühlt werden...sei es Wasser- und/oder Ölgekühlt...oder durch den Fahrtwind...damit, gemessen in der Ölwanne, normale Temp (bis ca. 120°c) anliegen.

Worstcase wäre lange Volllast auf der BAB, dann direkt auf Raststätte und sofort Motor aus. Dann läuft aber immer noch wenigstens der Elektrolüfter, je nach System zusätzlich noch Wasser- und/oder Ölkühlung, einige Zeit nach...bis eben eine vom Hersteller vorgegebene unkritische Temp erreicht ist.

Zitat:
@Rockville schrieb am 26. Mai 2025 um 22:47:45 Uhr:
Mit deinen Drehzahlorgien kann man also auch das Laufzeug des Turboladers nicht "durchspülen".

Danke. Das wussste ich überhaupt nicht, bin wirklich davon ausgegangen dass bei 4000 der Öldruck 2x wie bei 2000 ist.

Vielen Dank euch allen für eure Mühen, informative Beiträge zu schreiben.

Vergiss das mit dem Flammpunkt. Dieser sagt nur aus, ab welcher Temperatur über der Flüssigkeit genug Dämpfe entstehen damit sie nach einem genormten Verfahren entzündbar sind.

Wie schon öfter beschrieben, beim "Kaltfahren" gehts es lediglich darum, den Motor nach längerer Volllast nicht direkt abzustellen. Das ist der Haltbarkeit zuträglich. Das trifft aber nicht nur auf den Turbo, sondern grundsätzlich auf den gesamten Motor zu. Eine spezielle Vorgehensweise gibts da aus meiner Sicht nicht. Hauptsache man lässt dem Motor ein paar Minuten um abzuschwitzen. Keine Doktorarbeit draus machen.

Gruss Jürgen

Zitat:
@jw61 schrieb am 26. Mai 2025 um 22:54:39 Uhr:
Dann läuft aber immer noch wenigstens der Elektrolüfter, je nach System zusätzlich noch Wasser- und/oder Ölkühlung, einige Zeit nach...

das mit der Wassernachlaufkühlung haben ja mittlerweile fast alle Hersteller hinbekommen, lässt sich ja auch recht einfach umsetzen...

aber gibt es einen mit aktiver Ölumwälzung für den Lader - zumindest in der Großserie?

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