Start/Stop Automatik (SSA)
Ich habs ja schon ein paarmal erwähnt wie mich mein brandneuer Cooper S begeistert. Sogar die Start/Stop Automatik hat Ihren Schrecken verloren als ichs jetzt ein paar Tage hintereinander erlebe. Es ist eine prima Sache an die man sich wirklich schnell gewöhnt - ABER:
Ich bin heute zum Meeting und zurück etwa 40 KM gefahren. Normalerweise werfe ich den Motor zweimal an (einmal zum hin- und einmal zum zurückfahren) Mit der SSA wurde der Motor sage und schreibe 25 mal angeworfen !!! (Ich hab mitgezählt)
Jetzt rechne ich mal hoch:
das Jahr hat ca 220 Werktage. Macht bei täglich einer solchen Fahrt:
- ohne SSA - 220x2 = 440 x Motoranwerfen
- mit SSA - 220x25 = 5500 x Motoranwerfen
Jetzt soll mir bloss keiner erzählen der Anlasser wäre für solch eine Mehrbelastung ausgelegt.
Es stellt sich also die Frage wie lange der Anlasser das mitmacht !
Hat hier jemand irgendwelche Erkentnisse ?
Beste Antwort im Thema
So, für alle (auch Autojournalisten), die in Physik nicht aufgepasst haben, die mit dem "ersten Hauptsatz" nichts anfangen können, und die schon aus Prinzip alles toll finden, auf das irgendeine Marketing-Abteilung einen grünen Aufkleber draufgeklebt hat, kommt hier ein für allemal die ungeschönte Wahrheit über Start-Stopp-Automatiken:
Sie sind totaler Humbug! (Vorrausgesetzt natürlich, dass man mit Verstand auf die Ampel zufährt, und bei rot nicht noch Gas gibt, und davor eine Vollbremsung hinlegt, um möglichst viel spritsparende Standzeit "mitzunehmen". Wer das tut, der fährt auch mit Vollgas nach Luxemburg, um dort möglichst viel von dem günstigen Luxemburg-Sprit in den Tank zu kriegen. :-P )
Neulich las ich also in einer renommierten deutschen Automobilfachzeitschrift zum Beispiel wieder, dass die Start-Stopp-Automatik meines BMW 118d bis zu 15% Sprit sparen soll. FÜNFZEHN PROZENT??? Wenn mein Auto im Schnitt reale 6 l/100km benötigt, soll ich damit also 15% x 6l = 0,9l auf hundert kilometer sparen können? Wenn ich meinem Bordcomputer glauben schenken darf (bei 100km/h ausgekuppelt und dann den Momentanverbrauch angeschaut), kann ich mit 0,9l Sprit sage und schreibe 3 Stunden(!) an der roten Ampel stehen, und meinen Motor laufen lassen! Also, wenn ich auf 100km 3h an der Ampel stünde, würde ich nicht über die Anschaffung einer Start-Stopp-Automatik nachdenken, sondern bei meiner Satdtverwaltung anrufen, und fragen ob die noch alle Tassen im Schrank haben, und ob sie nicht mal ihre Ampelschaltungen überdenken wollen. Wer denkt sich eigentlich Standard-Messreihen aus, die offenbar jeglicher Realitätsnähe entbehren, und mit denen solche Fantastereien er"fahren" werden, getreu dem Motto "traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast"?
Wie sieht also die Realität aus? Ich habe es im Selbstversuch empirisch ermittelt:
Ausgangssituation: Mein täglicher Weg zur Arbeit, gestoppt an einem repräsentativen Durchschnittstag:
Hin und zurück zusammen 30km, davon 24km innerorts.
Passierte Ampeln: 2 x 21
Beschrankte Bahnübergänge: 2 x 1
Anzahl Ampel- und Bahnübergangsbedingter Stopps: 13 (17,8s; 10,4s; 26,1s; 9,7s; 12,6s; 1,1s; 17,5s; 1,9s; 65,9s; 46,3s; 12,0s; 37,2s; und 8,7s)
Gesamtdauer: 267,2s (entspricht im Schnitt 20,55s pro Stopp)
Berücksichtige ich die Tatsache NICHT, das selbst BMW zu Protokoll gibt, das sich das Abschalten des Motors "bereits nach 10s" lohnt, so komme ich bei 0,3l/h auf eine Gesamtkraftstoffersparnis von 267,2s * 0,3l/h / 3600 s/h = 0,022l oder umgerechnet auf 100km 0,074l
Macht bei jährlich 250 Fahrten zur Arbeit sage und schreibe 5,57l oder bei einem aktuellen Dieselpreis von 1,45€/l ganze 8,07€ pro Jahr.
Man bedenke, das ich dabei auch noch in die eigene Tasche gelogen habe, da ich nicht berücksichtigt habe, dass 4 von 13 Stopps eher kontraproduktiv waren, und der Motor unteralb seiner Betriebstemperatur, bei Aussentemperaturen unter 5°C und bei Vollmond gar nicht ausgeht.
Und wo ich gerade schonmal dabei bin, euch etwas vorzurechnen, hier noch etwas:
Um also nochmal auf die eingangs erwähnte Physik zurückzukommen: Der Motor ist eine Energiewandlungsmaschine, die die im Kraftstoff gebundene chemische Energie zu einem Teil in mechanische Arbeit umwandelt, welche benötigt wird, um Trägheit und Reibung zu überwinden, und das Fahrzeug in Gang zu setzen und zu halten. Der Rest wird in Wärme umgewandelt und über Kühler und Auspuff in die Umgebung geblasen. Bedauerlicherweise bedingt dies der zweite Hauptsatz (der Thermodynamik), aber darauf will ich gar nicht hinaus: Dem ersten Hauptsatz folgt, dass der Motor vor allen Dingen dann Kraftstoff benötigt, wenn er Arbeiten muss. Das braucht er aber kaum, wenn er im Leerlauf an der Ampel vor sich hin brabbelt. Dann braucht er nur ein klein wenig Sprit, um seine innere Reibung zu überwinden und sich selbst am laufen zu halten, und die Nebenverbraucher wie Lichtmaschine. Klimakompressor etc. zu betreiben. Das ist fast nichts. Wie oben erwähnt sind das 0,3 l/h.
Woher kommt also der Mehrverbrauch in der Stadt? Der kommt daher, dass bei einem Ampelstopp (oder auch bei einer Talfahrt) die im Auto steckende Bewegungs- / Lageenergie über Bremsscheiben und/oder Motorbremse in Wärme umgewandelt wird, und auf Nimmerwiedersehen in die Umgebung dissipiert. Diese muss dann beim Wiederanfahren (oder wenn's aus dem Tal wieder auf den Berg raufgeht) vom Motor wieder zugeführt werden.
Zahlen gefällig? Ok, nehmen wir wieder meinen Weg zur Arbeit als Beispiel:
13 x Ampelbedingt aus - sind wir großzügig gegenüber den Befürwortern von Start-Stopp-Automatiken - 40km/h (eher 50) auf null runtergebremst, macht bei 1500kg Fahrzeuggewicht (vollgetankt + Fahrer) insgesamt 1,2MJ vernichteter (bzw. dissipierter, für diejenigen, die's mit der Energieerhaltung ganz genau nehmen) Bewegungsenergie (E=1/2mv²). Bei (grob geschätzten) 100 Höhenmetern kommen noch einmal 1,5MJ vernichteter Lageenergie hinzu. Bei einem Energieinhalt von 35MJ/l Dieselkraftstoff (wikipedia)und einem thermischen Wirkungsgrad von 40% macht das ein Kraftstoffäquivalent von... tädäää: 0,2l.
Das entspricht mal eben knapp dem 10fachen dessen, was ich beim STEHEN an der Ampel verbrenne.
Deshalb lautet das Gebot der Stunde wie?
Richtig!
Ich benötige einen Elektromotor, der ausreichend dimensioniert ist, um das Fahrzeug generatorisch signifikant zu verzögern (im Gegensatz zur Lichtmaschine bei der sogenannten "Break-Energy-Regeneration" von BMW), die so zurückgewonnene Energie in einem Akku zwischenspeichert, und anschließend nutzt, um das Fahrzeug wieder zu beschleunigen (Spart übrigens nicht nur Sprit, sondern auch Bremsbeläge, und bringt im Gegensatz zu Start-Stopp auch etwas auf Landstraßen und Autobahnen auf denen man alle Naselang von 100 auf 70 bzw. 180 auf 130km/h runtergebremst wird).
Schonmal von gehört? Ach nee! Das vermarkten die Japaner bereits seit einiger Zeit unter dem Label "Hybrid Synergy Drive".
Und was tut die Deutsche Automobilindustrie? Nutzt schamlos das physikalische Unverständnis und die Marketinggläubigkeit der deutschen Autokäufer, schreibt schnell ein paar Zeilen Software um eine technisch triviale Start-Stopp-Automatik zu implementieren, und vermarktet das ganze als den Stein der Weisen. Da kann ich nur sagen: Setzen, sechs!
Fazit: Das allererste, was ich tue, wenn ich meinen Motor angelassen habe, ist, den Schalter zur Deaktivierung dieser Automatik zu drücken, und ich würde es sehr begrüßen, wenn ich diesen Schwachsinn ein für allemal abstellen könnte! Geht aber der Auskunft meiner Vertragswerkstatt zufolge leider nicht. Es macht mich madig, wenn ich's mal vergesse, an der roten Ampel vorfahre, Gang raus, Kupplung loslassen, und zack, Kiste aus. Und zwei sekunden später gibt's grünes Licht. Wenn eine Start-Stopp-Automatik überhaupt halbwegs Sinn machen soll, dann geht das meiner Meinung nach nur, wenn das Fahrzeug mit der Ampel kommuniziert, und den Motor nur dann abstellt, wenn die Ampel sagt: "Ich bin noch mindestens zwanzig Sekunden rot".
Ganz ehrlich: Wenn die Deutsche Automobilindustrie nicht bald mal aus ihrem Koma erwacht (und dabei denke ich nicht an einen X5, den man mal auf irgendeiner Messe präsentiert hat, und der in ferner Zukunft vielleicht mal erhältlich sein wird, und dann - Hybrid sei dank - nur noch zwölf statt fünfzehn Litern braucht) dann gibt's nach Ablauf meines aktuellen Leasingvertrages, so sehr es mir auch in der Seele weh tun mag, beim nächsten mal eine Reisschüssel. Hoffentlich gibt es bis dahin auch eine, die sowohl bezahlbar ist (also keinen Lexus) als auch einigermaßen ansehnlich (also keinen Prius).
Wenn BMW und Mercedes ihren Kunden beim Kraftstoffsparen helfen wollen, dann sollten sie lieber Ihre M-Klasse, den X5 und den X3 einstampfen! Ein einziger nichtgebauter X5 spart wahrscheinlich mehr Sprit, als 1000 Start-Stopp-Automatiken in 1er und 3er zusammen! Im übrigen hasse ich diese Dinger wie die Pest: Sie sind nicht nur unsinnige Spritschleudern, sondern auch ein echtes Ärgernis im Straßenverkehr: man kann nicht über sie hinweg oder durch ihre Scheiben sehen, was vor einem passiert, die Vorstellung mit einem Kleinwagen oder gar einem Motorrad oder als Fußgänger mit solch einem Panzer zu kollidieren ist der pure Horror, und auf der Autobahn denken sie auch noch "wenn ich nicht an dem LKW vorbei kann, weil ich zu fett bin für die linke Spur in der Baustelle, dann soll auch kein anderer vorbei können." Ich kann Norwegen zu seiner Strafsteuer für übergewichtige SUVs nur beglückwünschen, und hoffen, dass sich Deutschland ein Beispiel daran nimmt. Bitte nicht missverstehen! Das ist kein Sozialneid. Ich habe nichts gegen teure und exklusive Autos. Nur solange wie Audi Q7, VW Touareg und Co. ganz oben auf der Wunschliste der Deutschen stehen, und diejenigen, die sich das nicht leisten können, zu einem Zweieinhalbtonner aus Südkorea greifen anstatt zu einem Golf, solange braucht mir hier niemand über zu hohe Spritpreise jammern!
Aber solange, wie die Kunden lieber SUVs kaufen, anstatt die deutsche Automobilindustrie für ihre Ignoranz der Zeichen der Zeit abzuwatschen, solange wird diese ihre Strategie wohl auch kaum ändern!
MfG
Dipl.-Ing. John Hankock (Pseudonym)
PS: "Stopp" schreibt man im deutschen mit zwei "p"!
58 Antworten
Zitat:
und das der mini weiterhin mit der grünen plakete in die innerstadt fahren darf, hat auch was mit dem verbrauch und dem damit verbundenen co2-ausstoss zu tun...
Die Grüne Plakette hat nichts aber auch gar nichts mit Verbrauch oder CO2 zu tun. Selbst der alte Amibolide eines Bekannten hat bei reinem Stadtverkehr mit fast 25L Verbrauch eine grüne Plakette. Bei der Plakette geht es sich um den Feinstaub und da haben Benziner eben einen großen Vorteil gegenüber Diesel.
Siehe z. B. hier:
Zitat:
Original geschrieben von need for speed2
Die Grüne Plakette hat nichts aber auch gar nichts mit Verbrauch oder CO2 zu tun. Selbst der alte Amibolide eines Bekannten hat bei reinem Stadtverkehr mit fast 25L Verbrauch eine grüne Plakette. Bei der Plakette geht es sich um den Feinstaub und da haben Benziner eben einen großen Vorteil gegenüber Diesel.Zitat:
und das der mini weiterhin mit der grünen plakete in die innerstadt fahren darf, hat auch was mit dem verbrauch und dem damit verbundenen co2-ausstoss zu tun...
Siehe z. B. hier:
uuuuuuuuuuups...ich dachte immer staubstaub hätte au was mit dem verbrauch zu tun...so nach dem motto, was vorne reingeht, kommt au hinten irgendwie wieder raus...naja, man lernt wie aus...danke für die info ,o)
aber zurück zum ssa...ich nutze die möglichkeit die mir das system bietet...da der mini leider keine temperaturanzeigen für öl oder kühlwasser hat und das ssa erst bei warmen motor aktiv wird, weiss ich also spätestens dann, wenn der motor an der ampel ausgeht, das der kleine fit für die heissen ecken ist...frechgrins
So, für alle (auch Autojournalisten), die in Physik nicht aufgepasst haben, die mit dem "ersten Hauptsatz" nichts anfangen können, und die schon aus Prinzip alles toll finden, auf das irgendeine Marketing-Abteilung einen grünen Aufkleber draufgeklebt hat, kommt hier ein für allemal die ungeschönte Wahrheit über Start-Stopp-Automatiken:
Sie sind totaler Humbug! (Vorrausgesetzt natürlich, dass man mit Verstand auf die Ampel zufährt, und bei rot nicht noch Gas gibt, und davor eine Vollbremsung hinlegt, um möglichst viel spritsparende Standzeit "mitzunehmen". Wer das tut, der fährt auch mit Vollgas nach Luxemburg, um dort möglichst viel von dem günstigen Luxemburg-Sprit in den Tank zu kriegen. :-P )
Neulich las ich also in einer renommierten deutschen Automobilfachzeitschrift zum Beispiel wieder, dass die Start-Stopp-Automatik meines BMW 118d bis zu 15% Sprit sparen soll. FÜNFZEHN PROZENT??? Wenn mein Auto im Schnitt reale 6 l/100km benötigt, soll ich damit also 15% x 6l = 0,9l auf hundert kilometer sparen können? Wenn ich meinem Bordcomputer glauben schenken darf (bei 100km/h ausgekuppelt und dann den Momentanverbrauch angeschaut), kann ich mit 0,9l Sprit sage und schreibe 3 Stunden(!) an der roten Ampel stehen, und meinen Motor laufen lassen! Also, wenn ich auf 100km 3h an der Ampel stünde, würde ich nicht über die Anschaffung einer Start-Stopp-Automatik nachdenken, sondern bei meiner Satdtverwaltung anrufen, und fragen ob die noch alle Tassen im Schrank haben, und ob sie nicht mal ihre Ampelschaltungen überdenken wollen. Wer denkt sich eigentlich Standard-Messreihen aus, die offenbar jeglicher Realitätsnähe entbehren, und mit denen solche Fantastereien er"fahren" werden, getreu dem Motto "traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast"?
Wie sieht also die Realität aus? Ich habe es im Selbstversuch empirisch ermittelt:
Ausgangssituation: Mein täglicher Weg zur Arbeit, gestoppt an einem repräsentativen Durchschnittstag:
Hin und zurück zusammen 30km, davon 24km innerorts.
Passierte Ampeln: 2 x 21
Beschrankte Bahnübergänge: 2 x 1
Anzahl Ampel- und Bahnübergangsbedingter Stopps: 13 (17,8s; 10,4s; 26,1s; 9,7s; 12,6s; 1,1s; 17,5s; 1,9s; 65,9s; 46,3s; 12,0s; 37,2s; und 8,7s)
Gesamtdauer: 267,2s (entspricht im Schnitt 20,55s pro Stopp)
Berücksichtige ich die Tatsache NICHT, das selbst BMW zu Protokoll gibt, das sich das Abschalten des Motors "bereits nach 10s" lohnt, so komme ich bei 0,3l/h auf eine Gesamtkraftstoffersparnis von 267,2s * 0,3l/h / 3600 s/h = 0,022l oder umgerechnet auf 100km 0,074l
Macht bei jährlich 250 Fahrten zur Arbeit sage und schreibe 5,57l oder bei einem aktuellen Dieselpreis von 1,45€/l ganze 8,07€ pro Jahr.
Man bedenke, das ich dabei auch noch in die eigene Tasche gelogen habe, da ich nicht berücksichtigt habe, dass 4 von 13 Stopps eher kontraproduktiv waren, und der Motor unteralb seiner Betriebstemperatur, bei Aussentemperaturen unter 5°C und bei Vollmond gar nicht ausgeht.
Und wo ich gerade schonmal dabei bin, euch etwas vorzurechnen, hier noch etwas:
Um also nochmal auf die eingangs erwähnte Physik zurückzukommen: Der Motor ist eine Energiewandlungsmaschine, die die im Kraftstoff gebundene chemische Energie zu einem Teil in mechanische Arbeit umwandelt, welche benötigt wird, um Trägheit und Reibung zu überwinden, und das Fahrzeug in Gang zu setzen und zu halten. Der Rest wird in Wärme umgewandelt und über Kühler und Auspuff in die Umgebung geblasen. Bedauerlicherweise bedingt dies der zweite Hauptsatz (der Thermodynamik), aber darauf will ich gar nicht hinaus: Dem ersten Hauptsatz folgt, dass der Motor vor allen Dingen dann Kraftstoff benötigt, wenn er Arbeiten muss. Das braucht er aber kaum, wenn er im Leerlauf an der Ampel vor sich hin brabbelt. Dann braucht er nur ein klein wenig Sprit, um seine innere Reibung zu überwinden und sich selbst am laufen zu halten, und die Nebenverbraucher wie Lichtmaschine. Klimakompressor etc. zu betreiben. Das ist fast nichts. Wie oben erwähnt sind das 0,3 l/h.
Woher kommt also der Mehrverbrauch in der Stadt? Der kommt daher, dass bei einem Ampelstopp (oder auch bei einer Talfahrt) die im Auto steckende Bewegungs- / Lageenergie über Bremsscheiben und/oder Motorbremse in Wärme umgewandelt wird, und auf Nimmerwiedersehen in die Umgebung dissipiert. Diese muss dann beim Wiederanfahren (oder wenn's aus dem Tal wieder auf den Berg raufgeht) vom Motor wieder zugeführt werden.
Zahlen gefällig? Ok, nehmen wir wieder meinen Weg zur Arbeit als Beispiel:
13 x Ampelbedingt aus - sind wir großzügig gegenüber den Befürwortern von Start-Stopp-Automatiken - 40km/h (eher 50) auf null runtergebremst, macht bei 1500kg Fahrzeuggewicht (vollgetankt + Fahrer) insgesamt 1,2MJ vernichteter (bzw. dissipierter, für diejenigen, die's mit der Energieerhaltung ganz genau nehmen) Bewegungsenergie (E=1/2mv²). Bei (grob geschätzten) 100 Höhenmetern kommen noch einmal 1,5MJ vernichteter Lageenergie hinzu. Bei einem Energieinhalt von 35MJ/l Dieselkraftstoff (wikipedia)und einem thermischen Wirkungsgrad von 40% macht das ein Kraftstoffäquivalent von... tädäää: 0,2l.
Das entspricht mal eben knapp dem 10fachen dessen, was ich beim STEHEN an der Ampel verbrenne.
Deshalb lautet das Gebot der Stunde wie?
Richtig!
Ich benötige einen Elektromotor, der ausreichend dimensioniert ist, um das Fahrzeug generatorisch signifikant zu verzögern (im Gegensatz zur Lichtmaschine bei der sogenannten "Break-Energy-Regeneration" von BMW), die so zurückgewonnene Energie in einem Akku zwischenspeichert, und anschließend nutzt, um das Fahrzeug wieder zu beschleunigen (Spart übrigens nicht nur Sprit, sondern auch Bremsbeläge, und bringt im Gegensatz zu Start-Stopp auch etwas auf Landstraßen und Autobahnen auf denen man alle Naselang von 100 auf 70 bzw. 180 auf 130km/h runtergebremst wird).
Schonmal von gehört? Ach nee! Das vermarkten die Japaner bereits seit einiger Zeit unter dem Label "Hybrid Synergy Drive".
Und was tut die Deutsche Automobilindustrie? Nutzt schamlos das physikalische Unverständnis und die Marketinggläubigkeit der deutschen Autokäufer, schreibt schnell ein paar Zeilen Software um eine technisch triviale Start-Stopp-Automatik zu implementieren, und vermarktet das ganze als den Stein der Weisen. Da kann ich nur sagen: Setzen, sechs!
Fazit: Das allererste, was ich tue, wenn ich meinen Motor angelassen habe, ist, den Schalter zur Deaktivierung dieser Automatik zu drücken, und ich würde es sehr begrüßen, wenn ich diesen Schwachsinn ein für allemal abstellen könnte! Geht aber der Auskunft meiner Vertragswerkstatt zufolge leider nicht. Es macht mich madig, wenn ich's mal vergesse, an der roten Ampel vorfahre, Gang raus, Kupplung loslassen, und zack, Kiste aus. Und zwei sekunden später gibt's grünes Licht. Wenn eine Start-Stopp-Automatik überhaupt halbwegs Sinn machen soll, dann geht das meiner Meinung nach nur, wenn das Fahrzeug mit der Ampel kommuniziert, und den Motor nur dann abstellt, wenn die Ampel sagt: "Ich bin noch mindestens zwanzig Sekunden rot".
Ganz ehrlich: Wenn die Deutsche Automobilindustrie nicht bald mal aus ihrem Koma erwacht (und dabei denke ich nicht an einen X5, den man mal auf irgendeiner Messe präsentiert hat, und der in ferner Zukunft vielleicht mal erhältlich sein wird, und dann - Hybrid sei dank - nur noch zwölf statt fünfzehn Litern braucht) dann gibt's nach Ablauf meines aktuellen Leasingvertrages, so sehr es mir auch in der Seele weh tun mag, beim nächsten mal eine Reisschüssel. Hoffentlich gibt es bis dahin auch eine, die sowohl bezahlbar ist (also keinen Lexus) als auch einigermaßen ansehnlich (also keinen Prius).
Wenn BMW und Mercedes ihren Kunden beim Kraftstoffsparen helfen wollen, dann sollten sie lieber Ihre M-Klasse, den X5 und den X3 einstampfen! Ein einziger nichtgebauter X5 spart wahrscheinlich mehr Sprit, als 1000 Start-Stopp-Automatiken in 1er und 3er zusammen! Im übrigen hasse ich diese Dinger wie die Pest: Sie sind nicht nur unsinnige Spritschleudern, sondern auch ein echtes Ärgernis im Straßenverkehr: man kann nicht über sie hinweg oder durch ihre Scheiben sehen, was vor einem passiert, die Vorstellung mit einem Kleinwagen oder gar einem Motorrad oder als Fußgänger mit solch einem Panzer zu kollidieren ist der pure Horror, und auf der Autobahn denken sie auch noch "wenn ich nicht an dem LKW vorbei kann, weil ich zu fett bin für die linke Spur in der Baustelle, dann soll auch kein anderer vorbei können." Ich kann Norwegen zu seiner Strafsteuer für übergewichtige SUVs nur beglückwünschen, und hoffen, dass sich Deutschland ein Beispiel daran nimmt. Bitte nicht missverstehen! Das ist kein Sozialneid. Ich habe nichts gegen teure und exklusive Autos. Nur solange wie Audi Q7, VW Touareg und Co. ganz oben auf der Wunschliste der Deutschen stehen, und diejenigen, die sich das nicht leisten können, zu einem Zweieinhalbtonner aus Südkorea greifen anstatt zu einem Golf, solange braucht mir hier niemand über zu hohe Spritpreise jammern!
Aber solange, wie die Kunden lieber SUVs kaufen, anstatt die deutsche Automobilindustrie für ihre Ignoranz der Zeichen der Zeit abzuwatschen, solange wird diese ihre Strategie wohl auch kaum ändern!
MfG
Dipl.-Ing. John Hankock (Pseudonym)
PS: "Stopp" schreibt man im deutschen mit zwei "p"!
Blabla-schwall 😉 Statt ewig irgendwelche Messreihen durczuführen, suche Dir eine vernünftige
Vertragswerkstatt, welche Dir die Start-/Stopp-Automatik deaktiviert. Geht übrigens problemlos.
Ich kann sagen, daß durch die eff. Dynamics definitiv Sprit gespart wird, da ich mit meinem
Clubman R55 MCS 2008 ziemlich genau den gleichen Spritverbrauch wie mit meinem R56 MCS
von 04/2007 habe, obwohl der Clubman wesentlich schwerer ist.
Wo hier gedreht wurde? Keine Ahnung. Ehrlich gesagt habe ich dafür auch nicht genug Zeit.
Ich möchte doch lieber Spaß haben, als Andere zu belehren...
Einen schönen Tag wünscht
Dipl.-Ing. 101
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Ich finde es gut wenn andere ihre Meinung äussern, ich muss die ja nicht teilen, bzw. bin ja nicht gezwungen alles zu lesen.
Ehrlich gesagt hatte ich auch keine Lust diese Abhandlung wirklich zu lesen, ist wegen der wenigen Absätze auch recht mühselig.
Zitat:
Original geschrieben von need for speed2
Ehrlich gesagt hatte ich auch keine Lust diese Abhandlung wirklich zu lesen, ist wegen der wenigen Absätze auch recht mühselig.
hast au ehrlich gesagt nix verpasst...
Zitat:
Original geschrieben von John Hankock
Fazit: Das allererste, was ich tue, wenn ich meinen Motor angelassen habe, ist, den Schalter zur Deaktivierung dieser Automatik zu drücken, und ich würde es sehr begrüßen, wenn ich diesen Schwachsinn ein für allemal abstellen könnte! Geht aber der Auskunft meiner Vertragswerkstatt zufolge leider nicht.
du solltest mal deine werkstatt wechseln...klar, lässt sich die ssa dauerhaft deaktivieren...kostet 7 awe und nochmal 25 € extra...natürlich plus die gesetzlichen 19%...und das ganze wird beim kraftfahrbundesamt sowie bmw intern gemeldet bzw. registriert...
Zitat:
Original geschrieben von John Hankock
Wie sieht also die Realität aus? Ich habe es im Selbstversuch empirisch ermittelt...
nix gegen deinen selbstversuch...aber was willste uns damit sagen...?
zum einen kommts auf das fahrzeug bzw. den motor drauf an...die ersparnis wird beim cooper d anders ausfallen als beim cooper s...zudem sind die fahrstile immer unterschiedlich...wer nen schweren rechten fuss hat wird andere werte erreichen, als einer, der ökomischer fährt...des weiteren sind die fahrstrecken von grosser bedeutung...ich fahre zu ca. 7o% auf der autobahn...und da steht der mini halt seltener als in der stadt...somit sind die effekte gleich null...und dann gibt's da noch die glaubensfrage...wer ned dran glauben will, wird au kein gscheides ergebnis erzielen wollen...
Zitat:
Original geschrieben von John Hankock
Aber solange, wie die Kunden lieber SUVs kaufen, anstatt die deutsche Automobilindustrie für ihre Ignoranz der Zeichen der Zeit abzuwatschen, solange wird diese ihre Strategie wohl auch kaum ändern...
viel spass damit, die welt zu verbessern...
nen sonnigen arbeitstag noch
von einem der keinen titel hat
Zitat:
Original geschrieben von wissensdurst mcs
von einem der keinen titel hat
Ich dachte, Du wärst der Mr. Wissendurst :-D
Zitat:
Original geschrieben von One0One
Ich dachte, Du wärst der Mr. Wissendurst :-DZitat:
Original geschrieben von wissensdurst mcs
von einem der keinen titel hat
😁😁😁
Markus B.
Zitat:
Original geschrieben von markusbre
😁😁😁Zitat:
Original geschrieben von One0One
Ich dachte, Du wärst der Mr. Wissendurst :-DMarkus B.
ich geb nix auf titel...so au bei mir 😉
Zitat:
Original geschrieben von wissensdurst mcs
ich geb nix auf titel...so au bei mir 😉Zitat:
Original geschrieben von markusbre
😁😁😁
Markus B.
Bitte jetzt keine falsche Bescheidenheit.😉
Ehre wem Ehre gebührt.
Markus B.
Zitat:
Original geschrieben von markusbre
Bitte jetzt keine falsche Bescheidenheit.😉Zitat:
Original geschrieben von wissensdurst mcs
ich geb nix auf titel...so au bei mir 😉Ehre wem Ehre gebührt.
Markus B.
aber man sieht doch, zu was sowas führen kann...😁😁😁
... was unser Dipl. Ing. John Hankook da von sich gibt, ist Schwarz-Weiss-Malerei übelster Sorte.
SUVs sind shyce - Hybrid ist toll.
Das sehe ich vollkommen anders.
Da ich es offensichtlich nicht kapiert habe, wie es geht die statistsichen 1,5 Kinder zu fabrizieren, ist unsere Familie etwas größer. Die Wohnlage am Berg in Verbindung mit den Wintern im Bayer. Wald, macht einen Allradantrieb zwingend erforderlich.
Da gibt es nicht viele Alternativen und alles, was entsprechend Raum bietet, stellt für die Fahrer kleiner Fahrzeuge nun mal eine Sichtbarriere dar. Da spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Van oder einen SUV handelt. Da ich nicht bereit bin, einen Teil meiner Kinder zu ertränken, muss ich eben damit leben, manchem die Sicht zu versperren.
Nun gut, meine Frau fährt seit über zwei Jahren und mittlerweile 65 tkm einen X3 2,0d. Der Durchschnittsverbrauch über diese Strecke liegt bei 8,2 Ltr. Im Urlaub in Österreich mit 130 auf der AB läßt er sich auch mit gut 7 Ltr. fahren.
Ich finde das ist in Anbetracht von Größe, Gewicht, Platz und Allradantrieb ein durchaus respektabler Wert und weit vom ökologischen Wahnsinn entfernt.
Auch bei der ganzen Hybridgeschichte teile ich die Auffassung von Hankook nicht. Wenn einem wirklich an Umweltschutz gelegen ist, ist zwar der Verbrauch eine Meßgröße, aber genauso muss der Resourcenverbrauch und die Umweltverschmutzung bei Produktion und Entsorgung des Fahrzeugs berücksichtigt werden. Hier sehe ich bei einem Hybridfahrzeug mit entsprechenden Batterien ein Problem.
Auch ist der Verbrauchsvorteil nicht immer zu erkennen. Wenn ich die 8,2 Ltr. unseres X3 ansehe, dann verbraucht ein Hybrid-Lexus SUV mehr. Wo liegt da der Sinn des Hybrid?
Genau so sehe ich das beim Mini. Der Cooper D bietet bei einem Normverbrauch von 3,9 Ltr. (in der Praxis werden es gut 5 sein) fast Fahrleistungen, die in meiner Jugend ein Golf GTI vollbracht hat, den ich mir damals leider nicht leisten konnte.
Mir ist kein Fahrzeug bekannt, auch nicht als Hybrid, das 4 einigermaßen brauchbare Sitzplätze, ähnlichen Fahrspass und ähnliche Fahrleistungen bei gleichem Verbrauch bietet.
Genau aus diesem Grund haben wir einen CooperD bestellt, denn auch wenn man die Resourcen schonen will, darf man ja noch Spass am Autofahren haben, oder?
Ich finde entscheidend ist das Ergebnis - ein geringer Energieverbrauch. Wie man das Ziel erreicht ist im Prinzip egal und wenn man nun Hybrid als Allheilmittel sieht, verschläft man vielleicht die eine oder andere Chance.
Just my two cents ...
Heinz
Zitat:
Original geschrieben von XF-Coupe
Das sehe ich vollkommen anders.Da ich es offensichtlich nicht kapiert habe, wie es geht die statistsichen 1,5 Kinder zu fabrizieren, ist unsere Familie etwas größer.Heinz
Hallo Heinz,
da gehe ich 100 %ig mit Dir einher - habe das gleiche kleinere, mittlere und größere Problem, also drei von der Sorte. Mit SchwiMu ist meine E-Klasse samt Kofferraumbank schon ziemlich voll - aber der Fahrspaß ist trotzdem vorhanden.
Leider denken 80 % der EU-Einwohner im 1,5 Kinder-Format, und können daher auch von Smart u.ä. träumen - dazuzusagen ist dann noch, das unsere lieb gewordenen Zuwanderer diesen Schnitt ja ordentlich frisieren, und die wirklichen Deutschis-Ösis-usw. nicht einmal mehr 1/2 Kind pro Familie aufs Tablett bringen (schätze ich mal so über den Daumen). Gummischnurspringen und Cabriofahren, Urlaub und Sport, das sind die Werte der modernen, "wohlständigen" Gemeinschaft geworden. Wo das hinführt - wir werden es nicht mehr erleben, aber unsere Kinder.
Zurück zum Thema - ich finde die Start/Stop Funktion die ersten Schritte in die richtige Richtung. Wer es halbherzig findet, soll bessere Vorschläge bringen. Alles was fosile Treibstoffe angeht (auch Gas inbegriffen) - liegt meines Erachtens auf der falschen Welle. Strom aus Windkraftwerken, Erdwärme für die Heizung, Solarenergie für die Wärmepumpe und Warmwaseraufbereitung, und einen 38 cm Ziegelbau mit ordentlich Wärmedämmung darüber, ein Wintergarten für die Rückgewinnung der Wärme im Winter, für die Kühlung im Sommer - das wäre der richtige Weg, nur wer kann das bezahlen???
Kleine Schritte haben die Menschheit groß gemacht - als Autobauer (ich glaube es war Ford) den ersten Rückspiegel verbaute, wurde auch gelacht - ebenso beim Scheibenwischer - aber daraus wurden wirklche technische Wunderdinge, die heute Leben retten.
Viel OT, aber es kam vom Herzen, und musste einfach mal raus.
Grüße aus Wien
Chris
@ John Hancock
sehr interessant, aber ich bin der Meinung das wenn ich die Start Stopp Automatik mit Versandt benutze, also nur wenn es sinn macht sich die Technik rentiert.
Mfg Sebastian