Spionage-Affäre und kein Ende...

Zitat:

Mosley bringt Spionage-Urteil vor Berufungsgericht

Nun soll die "Spionage-Affäre" doch noch vor das Berufungsgericht der FIA kommen - allerdings, um McLaren-Mercedes zu entlasten

(Motorsport-Total.com/sid) - FIA-Präsident Max Mosley will nach dem Freispruch für McLaren-Mercedes in der Spionage-Affäre den Fall noch einmal vor das Berufungsgericht des Automobilweltverbandes FIA bringen - allerdings um die Entscheidung bestätigen zu lassen und die "Silberpfeile" zu entlasten. Das teilte Mosley in einem Brief dem Präsidenten des italienischen Verbandes, Luigi Macaluso, mit, der vor allem im Sinne von Ferrari in einem Schreiben an Mosley das Urteil angezweifelt hatte.

"Wegen der Wichtigkeit und des öffentlichen Vertrauens in die Entscheidung werde ich die Angelegenheit an das FIA-Berufungsgericht weiterleiten mit der Bitte, dass das Gericht Ferrari und McLaren sowie jeden anderen Wettbewerber, der das wünscht, anhören soll", schrieb Mosley. Das Gericht solle herausfinden, "ob die Entscheidung des World Motor Sport Council angemessen war oder, wenn nicht, eine andere Entscheidung zu fällen sei".

Der Weltmotorsportrat der FIA hatte am 26. Juli in Paris McLaren-Mercedes nicht dafür bestraft, dass der inzwischen entlassene Chef-Designer Mike Coughlan im Besitz vertraulicher Ferrari-Daten war, weil der Rennstall diese Informationen nicht verwendet habe, um die WM zu beeinflussen.

"Wir schauen dem Verfahren vor dem FIA-Berufungsgericht mit Ruhe und im vollen Bewusstsein, kein Reglement gebrochen zu haben, entgegen. Wir führen die Formel-1-WM in Fahrer- und Konstrukteurswertung an, weil wir eigene Ideen in Leistung umgesetzt haben und nicht etwa, weil wir im Besitz fremder Unterlagen waren", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

"Wir konnten zu keinem Zeitpunkt Nutzen aus solchen Dokumenten ziehen, und exakt dies hat der World Motor Sport Council vor einer Woche bestätigt", so der Deutsche weiter. "Wir kennen diese Dokumente nicht und wollen deren Inhalt auch nicht kennenlernen." Laut eines FIA-Sprechers könnte das Berufungsverfahren Ende August erneut in Paris stattfinden.

Macaluso hatte das Unverständnis seines Verbandes darüber ausgedrückt, dass die FIA McLaren-Mercedes zwar des Bruches von Artikel 151c des Sporting Code für schuldig befunden, aber keine Strafe ausgesprochen habe. Macaluso behauptete nach Abstimmung mit Ferrari in seinem von der FIA veröffentlichen Schreiben an Mosley, dass hohe Vertreter von McLaren-Mercedes über mehrere Monate die Regeln gebrochen und dem direkten Konkurrenten geschadet hätten.

Der Italiener forderte Mosley auf, das Berufungsgericht anzurufen. Diesen Schritt geht der FIA-Präsident nun, aber offenbar eher aus dem Grund, um die Entscheidung seines Verbandes noch einmal bestätigen zu lassen. In seiner Antwort an Macaluso hatte der Brite ausführlich in mehreren Punkten erklärt, warum es keine Strafe gegen McLaren-Mercedes gegeben habe.

Abgesehen von einem Hinweis im März und einer kurzfristig gezeigten Zeichnung habe "niemand bei McLaren von den Informationen gewusst oder Zugang dazu gehabt", führte Mosley unter anderem aus.

McLaren habe dargelegt, dass diese Daten allein im Besitz eines unzufriedenen Mitarbeiters gewesen seien, der damit nicht McLaren helfen, sondern eine private Datenbank für einen möglichen Job als Technischer Direktor bei einem anderen Team aufbauen wollte.

Das World Council habe wegen fehlender eindeutiger Beweise, dass McLaren die Daten bekommen und genutzt habe, das Team nicht mit einer schweren Strafe wie dem WM-Ausschluss belegen können.

Es sei allein die Verantwortung für seine Teammitglieder geblieben, meinte Mosley: "Ein Ausschluss oder ein Punktabzug schien nicht angemessen zu sein, wenn es wirklich nur um den Fall eines skrupellosen Mitarbeiters ging, der sich illegal für eigene Zwecke verbotenes Material beschafft hatte."

http://www.motorsport-total.com/.../..._Berufungsgericht_07073116.html

Es geht also weiter und es darf weiter debattiert werden 🙄

760 Antworten

Klar ist McL schuldig. Genau so wie alle anderen. Wenn es um so viel Geld geht, wird gelogen, betrogen und alles für den Erfolg getan.Und wenn sich alle etwas abgekühlt haben, werden sie das ähnlich sehen.
Das einzige das mich wundert ist, dass bei so viel Geld nicht gemordet wird.

Gruß,
Joschi

Ich bin kein Fan von Mercedes bei der F1 und auch kein Befürworter von Betrug.

Aber eine 100 Millionen Dollar strafe ist völlig überzogen. Fernab jedlicher Realität. Fürs 'abschreiben' in der Schule bekam man ja nicht auch ne Strafe von 100.000 Euro (bzw. Dollar).

Das die ganze Sache aufgeflogen ist und Mercedes einen deftigen Image Schaden bekommen hat ist ja fast schon Strafe genug.

Zitat:

Original geschrieben von Tillamook


Aber eine 100 Millionen Dollar strafe ist völlig überzogen. Fernab jedlicher Realität.

Warum fernab jeglicher Realität?

Die Höhe der Strafe soll verhindern, daß der Verurteilte diese aus der Portokasse bezahlt (wodurch der Nutzen der Strafe absolut nicht mehr gewährleistet wäre) und sie soll in einem angemessenen Verhältnis zum verursachten Schaden bzw. dem gewonnenen ungerechtfertigten Nutzen stehen.

Zitat:

Original geschrieben von Drahkke


sie soll in einem angemessenen Verhältnis zum verursachten Schaden bzw. dem gewonnenen ungerechtfertigten Nutzen stehen.

Richtig, das soll sie 🙂

Aber EINHUNDERT-MILLIONEN-DOLLAR ist eine Summe Geld die jenseits von Gut und Böse ist. Sprich mal die 100 Millionen Dollar aus 😉 Lass dir das mal auf der Zunge zergehen. 10-50 Millionen hätten es auch getan.

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Man darf die Summe natürlich nicht allein im Raum stehen lassen, sondern muß sie in einen Kontext stellen mit den Umsätzen, welche der Rennstall in einer Saison tätigt. Da relativiert sich die Zahl ziemlich schnell. 100 Millionen US-Dollar entspricht übrigens nach derzeitigem Devisenkurs lediglich einer Summe von ca. 72 Millionen Euro.

Zitat:

Original geschrieben von Tillamook


...Aber eine 100 Millionen Dollar strafe ist völlig überzogen. Fernab jedlicher Realität. Fürs 'abschreiben' in der Schule bekam man ja nicht auch ne Strafe von 100.000 Euro (bzw. Dollar)...

Das sehe ich nicht so. Du musst ins Verhältnis setzen, welchen Vorteil sich das Team verschafft hat und welcher Schaden Ferrari entstanden ist. Letztendlich hat die FIA in ihrem Urteil festgestellt, dass sich das Team illegal Informationen beschafft hat, dass Fahrzeuge und Fahrer davon profitiert haben und Ferrari dadurch ein erheblicher Nachteil entstanden ist. Immerhin gibt es für die Weltmeisterschaftstitel einen Haufen Kohle und Prestige. Und zwar weit mehr als 100 Mio. $ 😉

Aber ich gebe dir Recht, dass das Urteil Unfug ist. Warum bestraft man nur das Team und nicht die Fahrer, besser gesagt Alonso. Immerhin geht lt. Presseberichten klar aus dem Urteil hervor, dass die Fahrer von den illegalen Informationen wussten und trotzdem davon profitiert haben.

Konsequenterweise hätte man das gesamte Team von der WM ausschließen müssen. Aber man kann ja nicht eine seiner wichtigsten Kühe im Stall schlachten 🙂

MfG
roughneck

Ich bin auch kein Fan von irgendwem, aber ich würde gern wissen, wie hoch der McLaren Etat dieses Jahr war/ist.

Und eine entgangene Meisterschaft wird diesen wohl nicht gerade füllen.

Ferrari ist ja auch nicht grad ein Kind von Trauchigkeit, aber im Petzen sind die Italiener ja gut, dass wissen wir ja schon. Sind eben doch kleine Heulen. Müssen beim Uli Hoeneß in der Schule gewesen sein.

Zitat:

Original geschrieben von roughneck78


Warum bestraft man nur das Team und nicht die Fahrer, besser gesagt Alonso.

Weil hier von der Kronzeugenregelung Gebrauch gemacht wurde, wie bereits einige Seiten zuvor erwähnt. Man hat sich also eine Menge schwierige Ermittlungsarbeit erspart, und für einen solchen Vorteil war natürlich eine Gegenleistung notwendig.

Zitat:

Original geschrieben von roughneck78


Konsequenterweise hätte man das gesamte Team von der WM ausschließen müssen.

Das wäre sportlicher als die Geldstrafe

Zitat:

Original geschrieben von Tillamook


Das wäre sportlicher als die Geldstrafe...

...hätte aber womöglich zur Folge gehabt, daß das Urteil nicht so abgesichert gewesen wäre, wie es sich jetzt präsentiert, da keine Kronzeugen zur Verfügung gestanden hätten....

Zitat:

Original geschrieben von Drahkke


Man darf die Summe natürlich nicht allein im Raum stehen lassen, sondern muß sie in einen Kontext stellen mit den Umsätzen, welche der Rennstall in einer Saison tätigt. Da relativiert sich die Zahl ziemlich schnell. 100 Millionen US-Dollar entspricht übrigens nach derzeitigem Devisenkurs lediglich einer Summe von ca. 72 Millionen Euro.

Dann machen wir doch mal einen Vergleich und setzen es ins Verhältnis zum Umsatz eines Konzerns, wie dem größten deutschen Elektokonzern. Die machen rund 85.000.000.000 EUR Umsatz im Jahr. Bei McLaren-Mercedes sind es 450.000.000 - 500.000.000 $ (Aus Q&A Session mit Ron Dennis und Martin Whitmarsh auf 

www.mclaren.co.uk

 gestern). Demnach sind 100.000.000 EUR gut 1/5 von deren Jahresumsatz. Auf den Elektrokonzern übertragen beliefe sich die Strafe auf 17.000.000.000 EUR. Reativiert sich das dann immer noch? Ich glaube es zeigt eher überdeutlich die Unverhältnismäßigkeit.

Gruß

Thomas

Jetzt muß man aber auch noch den Wert des ungerechtfertigten Nutzens ins Verhältnis zur verhängten Strafe setzen, um das Vergleichsbild abzurunden.

@tino27: McLaren-Mercedes hat ca. einen Jahresetat von 350 Mio. €, und allein für die Konstrukteurs-WM gibt es ein "Preisgeld" von ca. 50 Mio. $ 😰

@Drahke: Kronzeugenregelung hin oder her. Aktuell fahren Alonso und Hamilton laut FIA in illegal konstruierten Fahrzeugen, die nicht für die Marken-WM zugelassen sind. Und können trotzdem damit Weltmeister werden. Das erscheint mir relativ kurios.

Außerdem braucht man doch gar keine weiteren Ermittlungen. Die FIA hat in ihrem Urteil doch festgestellt, dass die Informationen zu einem sportlichen Vorteil bei McLaren-Mercedes geführt haben und das zumindest Alonso davon gewusst hat.

MfG
roughneck

Von den 100 000 000 wird aber noch das diesjährige KWM Preisgeld abgezogen... Sagt jedenfalls Spiegel.de

Zitat:

Original geschrieben von at021971


Demnach sind 100.000.000 EUR gut 1/5 von deren Jahresumsatz.

Ich glaube es zeigt eher überdeutlich die Unverhältnismäßigkeit.

100 Mio. EUR wäre in der Tat eine unverhältnismäßig hohe Strafe.

Allerdings wurde in den Medien berichtet, daß die Strafe lediglich 100 Mio. US-Dollar (!) beträgt, was nach gegenwärtigem Devisenkurs nur einer Summe von ca. 72 Mio. EUR entspricht.

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