Sammelthread: EA189 Dieselmotoren - Erfahrungen nach dem Softwareupdate

VW Sharan 2 (7N)

Nachdem jetzt wohl die Updates für den Sharan / Alhambra freigegeben wurden und die ersten Besitzer auch bereits das Update durchführen lassen würde ich gerne diesen Thread für Erfahrungsberichte von Sharan / Alhambra mit EA189 Diesel nach dem Update vorschlagen.

Allgemeine Diskussionen zu so genannten Abgasskandal sollten aus meiner Sicht weiterhin in folgendem Thread geführt werden:
http://www.motor-talk.de/.../...ei-den-abgastests-von-vw-t5442036.html

Schön wäre es, wenn dieser Thread ausschließlich für Erfahrungsberichte nach dem Update bzw. natürlich auch für die Diskussion zu entsprechenden Erfahrungen und/oder auch technischen Details dazu genutzt werden würde, damit die Übersichtlichkeit nicht verlorgen geht.

Beste Antwort im Thema

Zitat:

@chris_0570 schrieb am 29. Juli 2017 um 12:19:48 Uhr:


Und nochmal zu meinem Verständnis: warum berichten dann soviel hier über
div. Defekte direkt nachdem das VW Software-Update durchgeführt wurde -
im Bereich AGR/Verkokung etc. wenn nur die Prüfstandserkennung deaktiviert
wird ? Also wird zusätzlich nichts in Sachen Abgasrückführung bei den
Adblue-Modellen geändert???

Also da muss ich etwas länger ausholen (das Lesen lohnt sich aber, versprochen!):

Die Prüfstandserkennung hat bisher dafür gesorgt, dass die gesamte Abgasreinigung in der Praxis fast gar nicht verwendet wurde. Das nennt sich bei VW "Alternativer Modus". Nur wenn man sich vom Zeit-Distanz-Diagramm her mit kleinen Toleranzen im Fahrzyklus gehalten hat, wurde "normal" gereinigt. Spätestens nach ca. 25 Minuten Fahrt (oder anderswie abweichendem Fahrprofil) fiel man dort heraus und bleibt dann dauerhaft im "Alternativen Modus". Das hat dann sogar die Politik als illegal erkannt und VW aufgefordert dies (und nur dies!) zu entfernen.

Warum ist VW aber nicht dauerhaft im Normalmodus gefahren? Weil der Motor darin ziemlich mies läuft (u. a. Ruckeln und Leistungsverluste) und auch die Abgasreinigung schneller kaputt geht. Deshalb war dies dauerhaft nicht gewollt (und wurde in den USA durch die Lenkraderkennung weiter "verbessert"😉.

Nun wurde das also mit dem "tollen" Update so angepasst, dass eben dieser "normale" Modus immer aktiv ist. 😰
Man hat aber dessen Kennlinen verändert. Im Prüfzyklus fährt das Fahrzeug nämlich nur mit geringen Leistungsanforderungen (max. ca. 50PS) und relativ geringen Drehzahlen. Dort ist die Abgasreinigung also nun "normal". Wenn man viel Gas gibt, hohe Drehzahlen nutzt und viel Leistung abfordert, dann wird wieder die Kennlinie des "alternativen Modus" ohne echte Abgasreinigung verwendet. Dazwischen wurde dann ein weicher Übergang geschaffen.
Man erkennt also den Zyklus nicht mehr direkt, ist aber zufällig 😁 nur in den Motorzuständen sauber, die auch Teil des Zyklus sind. Eine Fusion beider Kennlinen quasi. Rechtlich eine sehr dunkle Grauzone. Aber weit verbreitet auch bei anderen Herstellern.

Bei den meisten VW ist die einzige Abgasreinigung die Abgasrückführung, die für eine sauerstoffarme, kühlere Verbrennung mit weniger NOx, aber mehr Ruß sorgt. Dort gilt dann wie oben: im "normalen Modus" wird heftig zurückgeführt (was Leistungsverluste bringt) und im "Alternativen Modus" wird das auf extrem geringe Rückführungsraten reduziert. In der neuen Software ist das dann zusammengefasst. Untenrum hohe AGR Raten mit Leistungs- und Drehmomentverlust, in der Mitte dann ein Übergang und Obenrum (da wo max. Drehmoment und Leistung gemessen werden) dann kaum AGR Rückführung mit voller Leistung und Drehmoment.
Also sieht es auf dem Papier laut KBA gut aus. Dummerweise fehlt untenrum dann Power (was wohl durch eine agressivere Kennline des Gaspedals kaschiert wird) und das AGR arbeitet viel mehr und besonders auch dann, wenn viel mehr Ruß anfällt und eine Versottung droht.
Warum viel mehr Ruß? Weil der Motor im "normalen" Modus unfahrbar mies ist (Leistungsverluste, Ruckeln) und weil es die sogenannte Ruß-NOx-Schere gibt. Man kann also entweder mehr Ruß und weniger NOx haben, oder weniger Ruß aber mehr NOx. Beides verringern geht nur bis zu gewissen Grenzen nur mit einer besseren Einspritzung. Um die Situation zu entschärfen hat VW also die Einspritzdrücke erhöht, eine zusätzliche Einspritzung eingeführt (6 statt 5) und bei den 1.6 TDI ein Gleichrichtgitter wie bei den 2.0 TDI nachgerüstet, damit die Messwerte genauer werden. Damit wird die NOx Rohemission gesenkt und somit kann der "normale" Modus etwas weniger extrem ausgelegt werden und trotzdem den Grenzwert erfüllen. Aber man hat aber auch die Ruß-NOx-Schere zugunsten von Ruß verschieben müssen, es entsteht nun generell deutlich mehr Ruß und man muss den Partikelfilter häufiger regenerieren.
Das ist die Situation für die meisten VW: Schlechtere Laufkultur des Motors, gefühlter Leistungsverlust, mehr Ruß und Regenerationen und mehr Verschleiß/Versottung am AGR

Nun aber endlich zum AdBlue und was das für den Sharan bedeutet.
Auch hier gibt es eine Kennlinie für den "normalen" und "alternativen" Modus.
Der "alternative Modus" ist eigentlich eine Notfallkennlinie, wenn der NOX Sensor noch nicht Betriebstemperatur erreicht hat (ca. die ersten 4 Minuten Fahrt) oder ausfällt und man trotzdem schon/noch etwas reinigen möchte. Dabei wird nur soviel AdBlue eingespritzt, wie der SCR-Kat sicher umsetzen kann (weil zuviel bedeutet, dass nicht umgesetztes Amoniak aus dem Auspuff käme). Das ist extrem wenig, was dann die hohen Reichweiten von bis zu 30.000km mit einer Adbluetankfüllung erklärt.
Im "normalen" Modus wird dann die "richtige" Menge Adblue eingespritzt. Warum die Hochkommas?
Nun, normalerweise würde man erwarten, dass soviel AdBlue eingespritzt wird, um möglichst alles NOx umzusetzen (abzüglich Sicherheitsmarge, damit kein Amoniak übrig bleibt). Dies ist aber im "normalen" Modus offenbar nicht so. Es wird nur soviel AdBlue eingespritzt, wie man benötigt, um im Zyklus(!) gerade so unter dem Grenzwert zu bleiben. Das nennt sich bei Bosch dann Dosierstrategie.
Da im Prüfzyklus der SCR Kat erst nach wenigen Minuten voll funktionsfähig ist und auch ohne ihn Dank AGR der Grenzwert fast erreicht wird, reicht also relativ wenig Adblue.
Mal als fiktives Beispiel (keine realen Werte, da nicht öffentlich verfügbar):
Grenzwert Euro 5 ist 180mg/km. Im Prüfzyklus schafft das AGR nur 200mg/km, der Wagen muss also noch ein SCR System bekommen. Dieses ist (vereinfacht) nur zur Hälfte der Zeit der Prüfung aktiv.
Das SCR System wird also auf 20% Reduktion eingestellt, da dies wärend dem Zyklus effektiv 10% entspricht, was dann die 200mg/km auf 180mg/km reduziert. Wenn dann außerhalb des Prüfzyklus auf der Autobahn (>120km/h) 2000mg/km emittiert werden, reduziert das SCR System das dann also trotzdem nur auf 1600mg/km, was offensichtlich riesige Mengen Adblue spart (und die Umwelt belastet).
Technisch käme man dort locker in den Bereich von Euro 6 (80mg/km) aber es wird nicht gemacht, "weil man nicht muss" und dem Kunden ein häufiges AdBlue tanken nicht zumutbar ist (und ein größerer Tank ja zu teuer ist).

Zusammenfassung:
Die NOX-Reduktion durch das AGR läuft bei uns (Euro 5 mit SCR) genauso, wie bei allen anderen EA189 TDIs, mit den selben Problemen und Risiken.
Die Zusatzreinigung durch Adblue wird zwar mit dem Update etwas effektiver, aber nicht so umfassend wie man erwarten würde. Das SCR System wird nur verwendet um die Emissionen nur soweit nötig zu senken und nicht soweit wie möglich. Je nach Fahrprofil (z.B. viel Autobahn) ändert sich fast gar nichts am AdBlue Verbrauch, obwohl gerade dann ein SCR System die Abgase fast ganz sauber machen könnte.

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Zitat:

@jens-110 schrieb am 25. Juni 2017 um 13:40:27 Uhr:


Nur schade, dass bisher 75% der Klagen zugunsten VW entschieden wurden, der Rest geht in Berufung und lediglich 3 Fälle von Erfolg gekrönt sind. Also heisst es für mich weiter abwarten und das Update auf keinen Fall aufspielen lassen.

Genau so sehe ich das auch.
Derzeit läuft der Sharan problemlos, also warum was ändern !

Ich hoffe das die Zeit alle Wunden heilt und ich vielleicht ohne Update durch das Raster falle!

Kleiner Reminder: Hier gehts um die Erfahrungen nach dem Update, betreffend der Verweigerung des Updates oder allgemein zum Thema Abgasskandal gibt es eigene Threads:

Thread zum Thema Verweigerung des Updates

Thread zum Thema "Abgasskandal" im Sharan-Forum

Dann will ich mal meine Erfahrungen posten nach nun etwa 1.000km (Sharan EZ 05/15, 177PS, DSG, aktuell ca. 87tkm). Verbrauch kann ich keinen Unterschied feststellen. Die einzige Auffälligkeit ist, dass das DSG später schaltet/länger die Gänge hält. Ob das DSG zurückgesetzt wurde oder das ein gewolltes Verhalten aufgrund Komponentenschutz ist? Wer weiß. Probleme bisher keine.

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Am Freitag den neuen gebrauchten Alhambra abgeholt.

Dann nach 600 km Warnleuchte Katalysator und 10 km später AddBlue Fehler, Kein Motorstart nach 1000 km.
Update hat er im Zuge der Kundendienstes kurz vor Auslieferung bekommen. Beim Fahren total unauffällig und auch mit Fehler kein Unterschied. Fehlereintrag am Abend mit VCDS ausgelesen:

Fehler 1

Geber 2 für NOx Bank1 - unplausibles Signal
....

Fehler 2

SCR NOx Katalysator Bank 1 - Wirkungsgrad zu niedrig

Mal sehen was dabei raus kommt. Der SEAT Händler nimmt sich seit gestern der Sache an. Wird schon.....

Das Update fliegt wieder raus

Die Erkenntnis das mein gechipter 140 PS Sharan besser als der 170 PS Alhambra läuft war schnell gewonnen. Auch hier muss nachgearbeitet werden :-P

Zitat:

@didarenni schrieb am 27. Juni 2017 um 06:28:26 Uhr:


Das Update fliegt wieder raus

Geht das denn? Gilt da nicht: Vorwärts immer, rückwärts nimmer ?

Zitat:

@smarty79 schrieb am 28. Juni 2017 um 08:41:59 Uhr:



Zitat:

@didarenni schrieb am 27. Juni 2017 um 06:28:26 Uhr:


Das Update fliegt wieder raus

Geht das denn? Gilt da nicht: Vorwärts immer, rückwärts nimmer ?

würde mich auch interessieren! ist es technisch möglich, ein Backup der alten SW zu machen, das offizielle Update raufzuspielen, dieses quasi zu testen und falls es zu viele Probleme macht, die alte SW aus dem Backup wieder raufzuspielen? Das die Vorgänge am Steuergerät hinterlegt werden wird sich wohl aber nicht vermeiden lassen, oder?

Technisch machbar ist das auf jeden Fall. Aber bei VW wird das kaum einer machen. Zumindest nicht offiziell würde ich sagen. Jeder Tuner kann dir das machen...

Mein Haus und Hof Tuner macht das. Beim CC erfolgreich und der Alhambra ist auch bald dran. Das Risiko wie sich das Update zukünftig auswirkt ist mir zu hoch.

Dann hoffe ich mal, dass du nicht zu denen gehört hast, die im Herbst '15 so lautstarkt "Betrüger" und nach einer Abstellmaßnahme gerufen haben...

Ich habe nach Bekanntwerden des Skandals sogar 2 betroffene Autos gekauft. Damit erübrigt sich diese Frage

Gibt es irgendwelche Infos darüber, ob es vom sog. Update mehrere Versionen gibt, bzw. ob bei den folgenden Kundendiensten dran nochmal was verändert oder neu aufgespielt wird? Hatte meinen bei ca. 26.000 km beim "Update", dann beim 30.000er mit Ölwechsel etc.
Mir kommt es so vor, als hätte das Auto weniger Leistung als vor dem 30.000er bzw. nach dem Update bei 26.000. Auf der Rechnung taucht nichts auf. Werde mal in Kürze beim Freundlichen nachfragen.

Habe vor ca. 5000km das update machen lassen. Subjektiv hängt der Motor besser am Gas, verbraucht ca. 0,5l/100km weniger. AdBlue verbrauch jetzt ca. 1l/1000km. Bisher nichts Negatives bemerkt.

mal ne Frage
habe nen auftrag gesehen warum stehen auf den Positionen eigentlich zwei codes:
23Q2
und
23R7?
besteht das update aus zwei feldmaßnahmen??

Bei mir kam grade Motorkontrollleuchte, Agasrückführung Fehler...Der :-) meinte auch gleich prüfen auf Kulanz...

Update vor 30tkm gemacht, wenn ich jetzt richtig liege...

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