Salamitaktik bei BMW: Gutes Marketing oder Kaufverzögerer

BMW 3er E90

Ich muss mal vorwegschicken, dass mein "Problem" wohl eher typisch für den Privatkäufer ist und BMW aber weit über 80% der Fahrzeuge an Firmen abgibt. Dennoch fühle ich mich durch die aktuelle Produktpolitik von BMW nicht gerade zum Kauf eines Fahrzeuges animiert. Im Gegenteil, die zahlreichen Produkt"verbesserungen" innerhalb eines Modellzyklusses, wirken auf mich total abschreckend, weil es für mich damit eigentlich gar keinen "richtigen" Kaufzeitpunkt mehr gibt - sondern eigentlich nur noch "falsche".

Ein Beispiel:
Mein 320d E46 Touring aus dem Jahr 2003 hat mittlerweile über 110.000km runter. Bisher bin ich noch nie so lange mit einem Fahrzeug gefahren (maximal 3 Jahre oder 80.000km). Eigentlich solltes schon lange ein E91 Diesel (318d oder 320d) sein.
Doch: nachdem ich beim E91 zunächst darauf wartete, dass der DPF serienmäßig wird, hatte ich mich 2006 eigentlich schon für einen 320d (wegen Automatik) entschieden (noch vor der Steuererhöhung). Doch dann sickerte plötzlich durch, dass es bald eine stärkere Motorierung geben sollte (mit 177 PS), zudem sollte das Navi Business eine Kartenanzeige erhalten. Also habe ich den Kauf verschoben.
Nun heißt es, dass auch der 318d mehr PS bekommen und mit Automatik verfügbar sein soll - der würde mir also auch reichen. Also Kauf auf Herbst 2007 verschoben.
Nun ist es aber so, dass mein Händler sagte, dass zum Sommer 2008 ein Facelift kommen wird, da der aktuelle 3er dann die Hälfte der Produktionszeit überschreitet. Auch das würde mich wieder dazu bewegen mit dem Kauf zu warten.
Allerdings ist dann aus Erfahrung damit zu rechnen, dass BMW (analog zu April 2003) im Frühjahr 2009 schon wieder mit den attraktiven Editions-Modellen auf den Markt kommt. Da würde ich natürlich auch nur ungern darauf verzichten.
Und meist ist es ja so, dass mit den Editionsmodellen auch schon wieder der Nachfolger als Erlkönig auf den Straßen herumfährt - auch das wäre ein Grund zu warten...

Nun könnte ich meinen aktuellen 3er natürlich auch noch bis 200.000km fahren, aber das kann ja nicht wirklich im Interesse von BMW sein (und ich hätte ja auch gerne was Neues...).
Ich kann jedenfalls nicht behaupten, dass diese Salamitaktik vorteilhaft ist, weil man dann nach wenigen Monaten immer den Eindruck hat, man hätte bereits ein altes Auto.
Früher, beim E30, E36 und E46 habe ich das als nicht so drastisch wahrgenommen. Da gabs in der Mitte des Zyklusses ein Facelift und Schluss. Aber jetzt...

Gruß
Bernd

17 Antworten

Zitat:

Original geschrieben von Ba90


Hallo,

tja, wie das so ist im Leben.

Nach längerer Zeit im Nahverkehr reiste ich mit meiner Frau am Mittwoch zu den Rolling Stones nach Frankfurt. Das schreckliche Navi Prof geleitet uns sicher zum Stadion.

Das unkomfortable Fahrwerk führte dazu, dass meine Frau und ich ohne Reise-Strapazen das Stadion erreichten.

Das unpräzise PDC v/h ermöglichte dann das schnelle Einparken in eine Lücke bei akzeptabler Stadion-Nähe.

Auf der Rückfahrt gelang es uns mit dem schwammigen Fahrwerk und so um die 200 km/h sicher nach Hause zukommen.

Die geringe 163 PS-Leistung führte dazu, dass uns ständig keiner überholte.

So genieße ich meinen E91, bei dem das knarrzende Panorama-Dach leider völlig ruhig ist.

Trotzdem schön, dass es jetzt noch ein besseres Auto geben wird, als ich es habe.

Grüße

Ba90

Beifall für diesen Beitrag!!!! Besser kann man nicht antworten.

Re: mitleid

Zitat:

Original geschrieben von frosch02


hi,

ich wollte nur sagen, dass es eben nicht immer so einfach ist, wie es sich manche vorstellen "... die haben doch jetzt den dreiliter mit 272ps, warum kommt der nicht gleich in allen vier baureihen???"

vergleiche doch einfach mal die entwicklung eines produktes in deiner firma, wie lange es von der idee dauert bis zur produktion für den kunden...

ciao!

weil es eben so einfach nicht ist, sobald du eine extensive Qualitätssicherung machst muß alles für alles freigegeben werden.

Da kann ich auch gerne ein Beispiel von unseren Produkten anführen.

Ein neuer Glasfaseradapter kommt in ein neues Servermodell. Dieser Adapter wird 3 grad wärmer als sein Vorgänger, dadurch muß er für die älteren Servermodelle erst getestet werden weil dort der Luftstrom zur Kühlung evtl. nicht ausreicht und das System anfängt instabil zu laufen bzw. Komponenten durch zu hohe Temperatur kaputt gehen. Und da die vermutlich auch keine Heerscharen an Ingenieuren beschäftigen um Kosten zu senken wie alle anderen auch dauert es halt ein wenig bis zum Beispiel ein neuer Motor in allen Modellen getestet ist.

liebe grüße
Peter

Noch mal zum Ausgangsthema: Salamitaktik oder Kaufverzögerer

Wenn ein Werk im wesentlichen ein Modell produziert, dann will man die Produktionszahlen konstant halten, damit die Linien/Mitarbeiter gleichmäßig ausgelastet sind.

Wenn das so ist, muß man am Markt versuchen, die Spannung aufrecht zu halten. Das tut man, indem man während des Modelzyklus regelmäßig Neuerungen (Technik und/oder Design) in die Serie einbringt. Die Presse hat was zu schreiben, und die Kunden freuen sich.

Die weitgehende Rechnerdurchdringung unterstützt dies: einerseits bei der schnellen Weiterentwicklung von Komponenten, aber auch durch die Möglichkeit, schneller als früher in die laufende Serie einzugreifen.

Der Kunde seinerseits kann sich eigentlich freuen, muß sich allerdings auch an die Schnelllebigkeit unserer Zeit gewöhnen. Eine schwache Entscheidungsfreudigkeit ist da nicht mehr angesagt - alles muß schnell-schnell gehen: Informieren, entscheiden, kaufen, fahren, abgeben, NEU!!

Menschen, die sich dem bewußt entziehen wollen, hören erst gar nicht auf die neuesten Ankündigungen der Werbung, sondern leben ihr ganz eigenes Leben - vermutlich ganz ohne einen modernen E90...

(To be discussed...)

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