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S90 Probefahrt

Volvo
Themenstarteram 12. Juli 2016 um 13:58

Wie der Titel schon sagt, hätte ich heute die Möglichkeit den S90 zu fahren. Nach einem ersten Kontakt mit dem V90 auf der Techno Classica und einem netten Abend mit S90 und V90 in Münster bei der Klubb90 Tour, war dies nun die dritte Begegnung.

Zur Optik möchte ich gar nicht so viel schreiben, die ist zu unterschiedlich zu bewerten. Mir gefallen beide Modelle im Tageslicht jedenfalls sehr sehr gut. Da auch beide Modelle als R-Design ausgestellt waren, habe ich für mich entschlossen, dass die elegante Linie eines Inscription deutlich besser zum Fahrzeug passt.

Zur Auswahl standen alle jetzt verfügbaren Motoren, ich konnte allerdings nur den D5 fahren.

Da ich das gerade am Handy tippe, fasse ich mich kurz, einen ausführlicheren Bericht gibt es dann heute Abend.

Pro:

- sehr viel Platz in alle Richtungen

- Verarbeitung imho besser als beim XC90, also richtig gut

- D5 mit Powerpulse hat kein merkbares Turboloch

- zieht gleichmäßig und kräftig bis über 220km/h

- extrem leise, nochmals deutlich leiser als der XC90

- Motor bis 3.500 Undrehungen und Radio im Hintergrund nicht hörbar

- Windgeräusche erst ab etwa 180km/h, aber sehr leise

- Getriebe schaltet unauffällig, passend und schnell, gefällt mir sehr gut

- mein Highlight ist das Fahrwerk. Trotz optionaler 20" Räder selbst auf Dynamic (Luftfahrwerk mit 4C) sehr geschmeidig. Frostaufbrüche und Straßenbahnschienen werden fast vollständig geschluckt

- der Verbrauch über 90km Stadt (10km), Land (60km, kleine Straßen im Taunus) und Autobahn (20km, Bleifuß) lag bei 7,1l/100km. Mit Mühe und ohne Testerei sollte eine hohe 5 machbar sein.

Contra:

- genau eine Sache: bei schwarzem Dachhimmel sieht man die blanken Bolzen der Haltegriffe sehr deutlich.

Das war es auch schon mit dem Contra.

 

Mehr dann heute Abend. :)

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Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 15. Juli 2016 um 12:11

So, nun der ausführliche Bericht.

Zu den Fragen: Auf dem Foto sieht man direkt hinter dem S90 einen Golf 2, der hatte nach vorne noch gut 1,30m Luft, der schwarze Golf 6 und der Transporter ganz hinten je etwa 0,8m. Ja, der S90 ist verdammt lang für unsere kleinen Parkplätze hier. Zugegeben waren die Lücken aber auch verhältnismäßig kurz.

 

Hier mal meine Eindrücke nach Kategorie.

Karosserie:

Klar war schon vor dem Einsteigen: Da ist Platz. Und so ist es auch - vorne wie hinten. Im direkten Vergleich zum S80 ist das eine gute Fahrzeugklasse, die sich da im Innenraum breit macht. Angefangen habe ich die Fahrt auf dem Beifahrersitz und mir den Sitz auf meine Größe (1,83m, 105kg) eingestellt - schön bequem und dank der elektrischen Seitenpolster auch mit ausreichend Seitenhalt. Los ging es, zurück gelehnt, Beine komplett durchgestreckt und dann kam von hinten (die Beifahrerin) der Hinweis, ich könne ruhig noch weiter nach hinten mit dem Sitz. In der Tat hatte sie noch gute 10cm Luft vor den Knien.

Insgesamt ist das Raumgefühl super. Durch die Breite hat man vorne auch entsprechend breite Fußräume, rechts und links neben den Sitzen ausreichend Platz um nicht bei jeder Bewegung gegen die Armlehnen zu stoßen.

Später bei der Fahrt konnte ich dann auch mal hinten Platz nehmen. Der Freund auf dem Beifahrersitz (1,82m, ca. 85kg) - und ich konnte die Beine übereinander schlagen. Herrlich!

 

Innenraum/Verarbeitung/Materialien:

Der XC90 hat definitiv Maßstäbe bei Volvo gesetzt. Bei den ganz frühen Fahrzeugen konnte man aber an der einen oder anderen Stelle sehen, dass Volvo noch ein bisschen Feinarbeit leisten musste. In einem MJ2017 habe ich noch nicht gesessen, aber bis zum Schluss von MJ2016 gab es wenige Kleinigkeiten, die sie noch nicht richtig hinbekommen haben. Z.B. immer wieder nicht passende Walnuss-Rollos in der Mittelkonsole, etwas wackelige Spaltmaße und anderer Kleinkram. Bei keinem der gezeigten S90 war von solchen Schlampereien etwas zu sehen. Alle waren für die gebotenen Materialien Perfekt verarbeitet. Selbst die Doppelnähte an den Flaschenhaltern in den Türen saßen genau wie sie sollten. Respekt, das sind 5 Sterne!

Die verwendeten Materialien insgesamt sind ausgesprochen gut und entsprechen weitestgehend dem XC90. Ich müsste noch mal einen aktuellen XC90 ohne Lederarmaturenbrett "begrabbeln", meine aber, dass die Oberfläche des geschäumten Kunststoffes beim S90 noch etwas weicher war.

Ungewöhnlich für einen Volvo gab es kein einziges Knacken, Knistern, Rascheln und Vibrieren irgendwelcher Innenraumteile - selbst nicht beim Start und voll aufgedrehter Klimaanlage in der Mittagssonne.

Das Design ist finde ich etwas unausgewogener, etwas unruhiger als beim XC90. Die vertikalen, langen Lüftungsdüsen gefallen mir ausgesprochen gut, die Dekorleiste (bzw. das Kantholz) auf der Beifahrerseite ist aber schon recht präsent. Vor allem, da sie so "dick" ist. Trotzdem wusste die Kombination aus Amber und Walnuss zu gefallen.

Die Sitzposition ist klassisch lang und flach. Man sitzt im Sitz im Auto, nicht so sehr auf dem Stuhl auf dem Wagen. Durch das recht hohe Armaturenbrett hat man trotz des vielen Platzes ein bisschen den Eindruck einer Fahrerkanzel. Die engt nicht ein wie bei vielen BMW, vermittelt aber einen etwas geschützten, umbauten, gemütlichen Eindruck. Insgesamt einfach angenehm.

 

Motor/Antrieb:

Wie zu erwarten war beim AWD-Modell, ist vom Antrieb nicht viel zu spüren.

Motor und Getriebe sind aber großes Kino. Ja, es bleibt bei der kleinen Luftpumpe, aber hoppla, da wird mal ordentlich gepumpt. Das PowerPulse ist eine Wucht, von einem Turboloch ist in der Tat nichts mehr übrig. Der D5 legt ab dem Stand vehement los und lässt auch in höheren Drehzahlen nicht wirklich nach. Er dreht frei bis über 4.000 Umdrehungen und bleibt bis 3.000 akustisch nahezu tot. Auch der Durchzug während der Fahrt profitiert erheblich von dieser Technik. Ohne weiteres kann man bei 80km/h im 6. Gang überholen, ohne Verzögerung, ohne langen Aufbau von Ladedruck.

Das Getriebe schaltet, wie schon beim XC90, butterweich, schnell, treffsicher und munter durch seine Gänge. Am besten gefiel mir die Schaltcharakteristik im Comfort-Modus. Im Gegensatz zu Dynamic nutz er das Drehmoment deutlich öfter, schaltet hoch bevor man den Motor erahnt und segelt mehr. Im Dynamic-Modus wird zwar sportlicher geschaltet, sprich später hoch und früher runter, schneller und ruppiger, aber irgendwie will das nicht so recht zum Auto passen. Selbst im Comfort-Modus geht es sehr flüssig und zügig über Landstraßen, objektiv wahrscheinlich nicht langsamer, subjektiv aber viel entspannter.

Der Eco-Modus war zumindest für die Testrunde kaum zu gebrauchen. Da wirkte der Motor zugeschnürt und das Getriebe träge. Von der Charakteristik wie die 6-Gang GT von 2008. :D Dafür waren da zu viele kleine Straßen, teils mit 15% Steigung oder einspurig an einem Bach entlang. Auf norddeutschen Landstraßen mag das anders aussehen, in die Mittelgebirge passt der Modus nicht.

Die Akustik habe ich ja kurz angeschnitten. Fährt man normal bis zügig, hört man vom Motor definitiv nichts. Beim Kickdown kann man ihn dann aber schon eindeutig als Vierzylinder erkennen. Aber auch das passt kaum zum Auto. Ampelstarts und Beschleunigungsorgien mit dem Wagen ist wie mit einem Hausboot zum OceanRace. Kann man mal machen, macht aber keinen Spaß. :D

Im Vergleich zum XC90 ist er nochmals erheblich leiser. Dieser ist ja beim Rollen auch schon sehr gut gedämmt, aber beim kräftigeren Beschleunigen wird es mMn unangenehm. Da hat Volvo beim S90 nochmals nachgebessert!

Zum Verbrauch kann ich natürlich nicht so viel sagen. Im Eingangspost habe ich ja die 7,1l bereits genannt. Aber eben auch, dass wir viel ausprobiert haben. Auf einem kurzen Stück mit einem rohen Ei unter dem Gasfuß waren es sensationelle 4,5l auf der Landstraße. Er scheint also tatsächlich recht genügsam zu sein.

 

Fahrwerk/Lenkung/Bremse:

Jetzt könnte man denken der Wagen sei träge, sein Charakter zu gemütlich. Nö, falsch. Der geht sogar richtig flott um's Eck. Kaum Seitenneigung, standfeste Bremse, sehr neutrales Einlenkverhalten mit einem kleinen Hang zum Untersteuern. Die Lenkung (adaptiv) ist gut gewichtet. In der Stadt oder auf dem Parkplatz mit dem kleinen Finger zu lenken, auf der Landstraße stramm und für Volvoverhältnisse ziemlich präzise und auf der Autobahn regelrecht hart. Damit ergibt sich bei geringerem Tempo eine faszinierende Handlichkeit, die von den 4,96m mindestens 50cm wegschmelzen lassen. Ok, bis man im nächsten Dorf beim Abbiegen rangieren muss, weil man nicht in einem Zug rumkommt. :D

Bei höherem Tempo merkt man den langen Radstand. So satt und ruhig hat bisher kein Volvo auf der Straße gelegen. Kein Pudding um die Mittellage, kein Versetzen bei Brückenfugen, kein nervöses Schwänzeln beim Tritt auf die Bremse. Da reiht sich der S90 nahtlos bei den schweren deutschen Limousinen ein! Gleichzeitig hat Volvo mit dem 4C und der Luftfederung trotz der riesigen 20" Walzen noch an den Komfort gedacht. Es ist kein fliegender Teppich, aber ruppig ist auch vollkommen anders. Auf langen Wellen schwingt das Fahrwerk angenehm nach, bei mittleren Stößen wird nahezu alles weggedämpft und auf ganz kurzen Stößen wie Straßenbahnschienen wird nur wenig durchgereicht. Und das auch eher in Watte gepackt. Mir fällt kein anderes Wort ein es zu beschreiben: satt.

Das Fahrwerk (Stahl und Luft MJ2016) war mein großer Kritikpunkt am XC90. Im S90 ist es eines meiner Highlights. Da hat Volvo sich die Kritik definitiv zu Herzen genommen und es erheblich komfortabler und vor allem leiser abgestimmt. Zwar hört man es immer noch, aber immerhin poltert es nicht mehr als wären Teile lose.

 

Infotainment und Assistenzsystem entsprechen dem XC90, daher wurden die auch kaum getestet. Für PA 2 gab es keine Gelegenheit, entweder zu kurvig, zu oft abbiegen oder zu viele Baustellen bzw. auf der AB schlicht zu schnell.

 

Fazit:

Wir drei waren uns recht schnell einig: ein ganz großer Wurf. Da wir alle seit Jahren Volvo fahren, konnten wir natürlich mit den älteren Modellen vergleichen. Und auch da waren wir uns einig: zwischen dem S80 II und dem S90 liegt nicht nur eine Fahrzeugklasse, da liegen auch in etwa 2 Generationen zwischen. Ohne weiteres wären wir im Wagen sitzen geblieben und entweder ans Mittelmeer oder nach Schweden durchgefahren mit der festen Überzeugung in keinem anderen Volvo diese Strecken so entspannt zurückzulegen.

Sollte ich mich für einen V90 entscheiden, es wird auf jeden Fall Magic Blue und innen Amber. Die Kombination ist schlicht der Hammer!

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am 13. Juli 2016 um 11:08

Ist das nicht das Bursting Blau auf dem V bzw S90 R Design Modellen

Ich meine nicht das Blau der R-Modelle.

am 13. Juli 2016 um 12:54

Zitat:

@erzbmw schrieb am 13. Juli 2016 um 13:30:35 Uhr:

Ich meine nicht das Blau der R-Modelle.

Du meinst das neue Mussel Blau-Metallic. Interessante Farbe, die ich aber bisher nur

beim :) in der Farbpalette gesehen habe.

 

 

Ich habs nur auf den Bildern gesehen und könnte es mir beim XC90 auch sehr gut vorstellen. Ich würde fast wetten, dass ich es genommen hätte.

Hi,

ja die Farbe hat was... Hätte ich wahrscheinlich auch genommen, dieses Fussel Blau-Matallic...

Gruß,

lapi

Edit: Wobei ich noch nicht genau weiß, was an einer Miesmuschel blau sein soll... :confused:

Bei der Klubb90 Tour war zumindest ein V90 in Musselblau dabei.

 

Sah wirklich toll aus.

Ob während der Klubb90- die Modelle umlackiert wurden? Bei der Präsentation in KA waren beide S90 muschelblau und die V90 in silber. Natürlich nur bei künstlicher Beleuchtung zu bewundern, wie dieses Blau(grau - und damit kommen wir der Miesmuschel schon näher) im Tageslicht wirkt, darauf bin ich gespannt.

Im MY17 wird es für den V40 auch angeboten, so dass eine weitere Verbreitung in anderen Modellreihen anzunehmen ist (auch wenn das für erzbmw mit seiner Rohkarosse zu spät kommt).

Na ja, ich könnte zumindest einfach drüberlackieren, ohne vorher was abkratzen zu müssen :D

Zitat:

@gseum schrieb am 12. Juli 2016 um 22:02:24 Uhr:

 

Wann kommen den eigentlich die ersten Vorführer zu den Händlern?

Also hier in Luxemburg steht schon seid 2 Wochen einer im Ausstellungsraum, und ein zweiter zu Testfahrten vor der Tür!

am 13. Juli 2016 um 19:19

Zitat:

@lapislazulit schrieb am 13. Juli 2016 um 15:06:13 Uhr:

Hi,

ja die Farbe hat was... Hätte ich wahrscheinlich auch genommen, dieses Fussel Blau-Matallic...

Gruß,

lapi

Edit: Wobei ich noch nicht genau weiß, was an einer Miesmuschel blau sein soll... :confused:

Du musst die Muschel öffnen, dann schimmert die Innenseite in diversen Blautöne...und von denen hat sich Volvo einfach eine Farbe ausgesucht :p

 

Zitat:

@Trugspur schrieb am 13. Juli 2016 um 21:19:48 Uhr:

 

Du musst die Muschel öffnen, dann schimmert die Innenseite in diversen Blautöne...und von denen hat sich Volvo einfach eine Farbe ausgesucht :p

Hi,

danke für die Erläuterung. Als Nicht-Muschel-Experte kann ich solche Details natürlich nicht wissen... :)

Aber die Farbe hat schon was Besonderes. Muss man in natura mal begutachten...

Gruß,

lapi

Zitat:

@gseum schrieb am 12. Juli 2016 um 16:59:10 Uhr:

Hi Benni,

Danke für den Bericht. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn du mir dem Handy postest. ;)

Deine Beifahrerin möchten wir beim nächsten GT kennenlernen. :)

Schönen Gruß

Jürgen

Finde ich grundsätzlich schön, Beifahrerinnen kennenzulernen...

Und bis zum Jahres-GT warten ist gar nicht im Sinne des Forums ;).

OnT: mir gefallen sowohl das Blau als auch der Kühlergrill der R-Designs gut. Die Grills sogar etwas besser als die Standard.

Das halle Blau passt zwar, wäre aber nicht in meiner Wahlausstattung enthalten. Wo bleiben die ersten roten??? :D

Bin diese Woche auch schon im S90 gesessen. Innen ist das quasi nicht viel anders als beim XC90. Ich sehe keine bessere Verarbeitung, das ist mehr oder weniger das selbe. Das einzige was mir besser gefällt sind die Lüfter-Düsen links und rechts vom Sinius.

Optik - von vorne klasse, von der Seite auch toll. Hinten aber wirklich ein sehr fragwürdier Kasten. Ich habe mal gelesen, dass ein Auto-Heck polarisieren soll, das macht es definitiv. Ich denke der V90 ist die optisch gelungere Variante, aber diese Limos sind vermutlich auch eher für den China Markt als für Europa gebaut.

Ach ja, das Fuselblau ist ok, aber ich denke für nen XC90 zu fusselig, nicht stark genug. Schaut halt aus wie Weichspüler und daher auch weichgespült aus. Das bursting blue bleibt meine erste Wahl. Beim Inscription bleibt es Magic Blue.

Themenstarteram 14. Juli 2016 um 22:27

Wie der Teufel es will, bin ich am Dienstag in jedem Stauf zurück nach Essen gelandet. So haben die 250km gut 5h gedauert. Gestern und heute war "leider" die Hölle los im Büro, da fehlte mir abends dann die Motivation für einen langen Text. Ich hole das aber nach!

Zur Beifahrerin: die ist leider nicht mir, sondern dem Fahrer des 440 aus Hamburg beim letzten Jahres-GT. Aber vielleicht kommt sie trotzdem mal mit. ;)

Themenstarteram 15. Juli 2016 um 12:11

So, nun der ausführliche Bericht.

Zu den Fragen: Auf dem Foto sieht man direkt hinter dem S90 einen Golf 2, der hatte nach vorne noch gut 1,30m Luft, der schwarze Golf 6 und der Transporter ganz hinten je etwa 0,8m. Ja, der S90 ist verdammt lang für unsere kleinen Parkplätze hier. Zugegeben waren die Lücken aber auch verhältnismäßig kurz.

 

Hier mal meine Eindrücke nach Kategorie.

Karosserie:

Klar war schon vor dem Einsteigen: Da ist Platz. Und so ist es auch - vorne wie hinten. Im direkten Vergleich zum S80 ist das eine gute Fahrzeugklasse, die sich da im Innenraum breit macht. Angefangen habe ich die Fahrt auf dem Beifahrersitz und mir den Sitz auf meine Größe (1,83m, 105kg) eingestellt - schön bequem und dank der elektrischen Seitenpolster auch mit ausreichend Seitenhalt. Los ging es, zurück gelehnt, Beine komplett durchgestreckt und dann kam von hinten (die Beifahrerin) der Hinweis, ich könne ruhig noch weiter nach hinten mit dem Sitz. In der Tat hatte sie noch gute 10cm Luft vor den Knien.

Insgesamt ist das Raumgefühl super. Durch die Breite hat man vorne auch entsprechend breite Fußräume, rechts und links neben den Sitzen ausreichend Platz um nicht bei jeder Bewegung gegen die Armlehnen zu stoßen.

Später bei der Fahrt konnte ich dann auch mal hinten Platz nehmen. Der Freund auf dem Beifahrersitz (1,82m, ca. 85kg) - und ich konnte die Beine übereinander schlagen. Herrlich!

 

Innenraum/Verarbeitung/Materialien:

Der XC90 hat definitiv Maßstäbe bei Volvo gesetzt. Bei den ganz frühen Fahrzeugen konnte man aber an der einen oder anderen Stelle sehen, dass Volvo noch ein bisschen Feinarbeit leisten musste. In einem MJ2017 habe ich noch nicht gesessen, aber bis zum Schluss von MJ2016 gab es wenige Kleinigkeiten, die sie noch nicht richtig hinbekommen haben. Z.B. immer wieder nicht passende Walnuss-Rollos in der Mittelkonsole, etwas wackelige Spaltmaße und anderer Kleinkram. Bei keinem der gezeigten S90 war von solchen Schlampereien etwas zu sehen. Alle waren für die gebotenen Materialien Perfekt verarbeitet. Selbst die Doppelnähte an den Flaschenhaltern in den Türen saßen genau wie sie sollten. Respekt, das sind 5 Sterne!

Die verwendeten Materialien insgesamt sind ausgesprochen gut und entsprechen weitestgehend dem XC90. Ich müsste noch mal einen aktuellen XC90 ohne Lederarmaturenbrett "begrabbeln", meine aber, dass die Oberfläche des geschäumten Kunststoffes beim S90 noch etwas weicher war.

Ungewöhnlich für einen Volvo gab es kein einziges Knacken, Knistern, Rascheln und Vibrieren irgendwelcher Innenraumteile - selbst nicht beim Start und voll aufgedrehter Klimaanlage in der Mittagssonne.

Das Design ist finde ich etwas unausgewogener, etwas unruhiger als beim XC90. Die vertikalen, langen Lüftungsdüsen gefallen mir ausgesprochen gut, die Dekorleiste (bzw. das Kantholz) auf der Beifahrerseite ist aber schon recht präsent. Vor allem, da sie so "dick" ist. Trotzdem wusste die Kombination aus Amber und Walnuss zu gefallen.

Die Sitzposition ist klassisch lang und flach. Man sitzt im Sitz im Auto, nicht so sehr auf dem Stuhl auf dem Wagen. Durch das recht hohe Armaturenbrett hat man trotz des vielen Platzes ein bisschen den Eindruck einer Fahrerkanzel. Die engt nicht ein wie bei vielen BMW, vermittelt aber einen etwas geschützten, umbauten, gemütlichen Eindruck. Insgesamt einfach angenehm.

 

Motor/Antrieb:

Wie zu erwarten war beim AWD-Modell, ist vom Antrieb nicht viel zu spüren.

Motor und Getriebe sind aber großes Kino. Ja, es bleibt bei der kleinen Luftpumpe, aber hoppla, da wird mal ordentlich gepumpt. Das PowerPulse ist eine Wucht, von einem Turboloch ist in der Tat nichts mehr übrig. Der D5 legt ab dem Stand vehement los und lässt auch in höheren Drehzahlen nicht wirklich nach. Er dreht frei bis über 4.000 Umdrehungen und bleibt bis 3.000 akustisch nahezu tot. Auch der Durchzug während der Fahrt profitiert erheblich von dieser Technik. Ohne weiteres kann man bei 80km/h im 6. Gang überholen, ohne Verzögerung, ohne langen Aufbau von Ladedruck.

Das Getriebe schaltet, wie schon beim XC90, butterweich, schnell, treffsicher und munter durch seine Gänge. Am besten gefiel mir die Schaltcharakteristik im Comfort-Modus. Im Gegensatz zu Dynamic nutz er das Drehmoment deutlich öfter, schaltet hoch bevor man den Motor erahnt und segelt mehr. Im Dynamic-Modus wird zwar sportlicher geschaltet, sprich später hoch und früher runter, schneller und ruppiger, aber irgendwie will das nicht so recht zum Auto passen. Selbst im Comfort-Modus geht es sehr flüssig und zügig über Landstraßen, objektiv wahrscheinlich nicht langsamer, subjektiv aber viel entspannter.

Der Eco-Modus war zumindest für die Testrunde kaum zu gebrauchen. Da wirkte der Motor zugeschnürt und das Getriebe träge. Von der Charakteristik wie die 6-Gang GT von 2008. :D Dafür waren da zu viele kleine Straßen, teils mit 15% Steigung oder einspurig an einem Bach entlang. Auf norddeutschen Landstraßen mag das anders aussehen, in die Mittelgebirge passt der Modus nicht.

Die Akustik habe ich ja kurz angeschnitten. Fährt man normal bis zügig, hört man vom Motor definitiv nichts. Beim Kickdown kann man ihn dann aber schon eindeutig als Vierzylinder erkennen. Aber auch das passt kaum zum Auto. Ampelstarts und Beschleunigungsorgien mit dem Wagen ist wie mit einem Hausboot zum OceanRace. Kann man mal machen, macht aber keinen Spaß. :D

Im Vergleich zum XC90 ist er nochmals erheblich leiser. Dieser ist ja beim Rollen auch schon sehr gut gedämmt, aber beim kräftigeren Beschleunigen wird es mMn unangenehm. Da hat Volvo beim S90 nochmals nachgebessert!

Zum Verbrauch kann ich natürlich nicht so viel sagen. Im Eingangspost habe ich ja die 7,1l bereits genannt. Aber eben auch, dass wir viel ausprobiert haben. Auf einem kurzen Stück mit einem rohen Ei unter dem Gasfuß waren es sensationelle 4,5l auf der Landstraße. Er scheint also tatsächlich recht genügsam zu sein.

 

Fahrwerk/Lenkung/Bremse:

Jetzt könnte man denken der Wagen sei träge, sein Charakter zu gemütlich. Nö, falsch. Der geht sogar richtig flott um's Eck. Kaum Seitenneigung, standfeste Bremse, sehr neutrales Einlenkverhalten mit einem kleinen Hang zum Untersteuern. Die Lenkung (adaptiv) ist gut gewichtet. In der Stadt oder auf dem Parkplatz mit dem kleinen Finger zu lenken, auf der Landstraße stramm und für Volvoverhältnisse ziemlich präzise und auf der Autobahn regelrecht hart. Damit ergibt sich bei geringerem Tempo eine faszinierende Handlichkeit, die von den 4,96m mindestens 50cm wegschmelzen lassen. Ok, bis man im nächsten Dorf beim Abbiegen rangieren muss, weil man nicht in einem Zug rumkommt. :D

Bei höherem Tempo merkt man den langen Radstand. So satt und ruhig hat bisher kein Volvo auf der Straße gelegen. Kein Pudding um die Mittellage, kein Versetzen bei Brückenfugen, kein nervöses Schwänzeln beim Tritt auf die Bremse. Da reiht sich der S90 nahtlos bei den schweren deutschen Limousinen ein! Gleichzeitig hat Volvo mit dem 4C und der Luftfederung trotz der riesigen 20" Walzen noch an den Komfort gedacht. Es ist kein fliegender Teppich, aber ruppig ist auch vollkommen anders. Auf langen Wellen schwingt das Fahrwerk angenehm nach, bei mittleren Stößen wird nahezu alles weggedämpft und auf ganz kurzen Stößen wie Straßenbahnschienen wird nur wenig durchgereicht. Und das auch eher in Watte gepackt. Mir fällt kein anderes Wort ein es zu beschreiben: satt.

Das Fahrwerk (Stahl und Luft MJ2016) war mein großer Kritikpunkt am XC90. Im S90 ist es eines meiner Highlights. Da hat Volvo sich die Kritik definitiv zu Herzen genommen und es erheblich komfortabler und vor allem leiser abgestimmt. Zwar hört man es immer noch, aber immerhin poltert es nicht mehr als wären Teile lose.

 

Infotainment und Assistenzsystem entsprechen dem XC90, daher wurden die auch kaum getestet. Für PA 2 gab es keine Gelegenheit, entweder zu kurvig, zu oft abbiegen oder zu viele Baustellen bzw. auf der AB schlicht zu schnell.

 

Fazit:

Wir drei waren uns recht schnell einig: ein ganz großer Wurf. Da wir alle seit Jahren Volvo fahren, konnten wir natürlich mit den älteren Modellen vergleichen. Und auch da waren wir uns einig: zwischen dem S80 II und dem S90 liegt nicht nur eine Fahrzeugklasse, da liegen auch in etwa 2 Generationen zwischen. Ohne weiteres wären wir im Wagen sitzen geblieben und entweder ans Mittelmeer oder nach Schweden durchgefahren mit der festen Überzeugung in keinem anderen Volvo diese Strecken so entspannt zurückzulegen.

Sollte ich mich für einen V90 entscheiden, es wird auf jeden Fall Magic Blue und innen Amber. Die Kombination ist schlicht der Hammer!

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