Qualitätsentwicklung und sonstige Sparmaßnahmen
Ein Hallo in die Runde!
Da das Thema in den sonstigen Bereichen gerne mal als OT abgeschrieben wird denke ich, dass es hier einen Platz finden kann. Optimierungen findet man ja bei allen Herstellern, aber bei den deutschen Produzenten von Premiumfahrzeugen tut es halt am meisten weh als Käufer.
Was haltet ihr von der Entwicklung? Was denkt ihr wohin geht der Weg noch geht? Ist die Schmerzgrenze langsam erreicht oder ist alles legitim?
Schreibt eure Meinungen, Ideen, Lösungen, uvm. gerne hier rein, vielleicht können wir ja gemeinsam ein kleines bisschen Bewegen wenn wir Dinge aufzeigen und darüber diskutieren.
Danke und Grüße
nothingtodo
117 Antworten
Zitat:
@nothingtodo schrieb am 7. August 2025 um 08:26:13 Uhr:
Wie man sieht gibt es da also viele verschiedene "Schwerpunkte" welche kaufentscheidend sind. Ob es einem Wert ist, muss am Ende eh jeder selbst entscheiden. Ich glaube wo wir uns Einig sind ist, dass aktuell der Kunde immer weniger für sein Geld bekommt - sei es durch Einsparungen an der Materialqualität oder durch Einsparungen an der Ausstattung.
Wie kommst du darauf? Den 530d F11 haben wir 2016 gekauft weiß mit Standard 17", Leder und Businesspaket mit Abstandstempomat und großem Navi. Es war das Auslaufmodel mit Klavierlack und relativ groben Fugen im Innenraum Bruttoliste 62k, Kaufpreis 50k.
6 Jahre später i4 mit Leder, Metallic, 18", innen Eiche sw offenporig, vielen Assis, AHK, als hoch modernes nagelneues Auto. BLP72 kaufpreis 62, wir haben aber geleast. Jetzt gibt es den nächsten, ohne Leder, ohne M, dafür mit DAP und Schiebedach... für gleich viel wie den ersten. Leasing etwas günstiger...
Inflation von 2016 zu 22 = 6x2% rund 12% oder 6..7k in der Preislage in den letzten 3 Jahren kamen nochmal 10..12% oder genauso viel hinzu.
Ergo, die Autos müssten nach der Rechnung teurer sein als sie sind.
Das Thema Sicherheit wird vom Gesetzgeber vorgegeben und hat eigentlich immer dem Stand der Technik entsprochen. Das ist kein Luxusthema sondern eine Selbstverständlichkeit die man bei allen Herstellern vorfindet, egal ob Dacia oder BMW. Da kann man auch gleich behaupten, dass das Fahrzeuggewicht gestiegen ist und bei gleicher Geschwindigkeit mehr kinetische Energie vorherrscht und die neuen Autos deshalb tödlicher sind?
Früher gab es bei den Premiummarken technische gesehen eigentlich immer das, was zum damaligen Zeitpunkt möglich war. Nur weil die Technik damals noch nicht so weit war wie heute waren die Fahrzeuge damals nicht weniger "Imposant" wie jetzt. Beim Thema Fahrwerk genau das selbe wie beim Thema Sicherheit - durch das Gewicht müssen die Fahrwerke auch immer aufwendiger werden um es zu kompensieren und ich muss sagen, mir haben die Autos die ich früher fahren konnte viel mehr Spaß gemacht beim Kurvenräubern als das, was ich jetzt fahre.
Wenn ich bereit bin Premium zu zahlen, will ich auch Premium erhalten. Dinge die bis vor kurzen "Standard" im Premiumsegment waren nun zu streichen aber den Preis zu erhöhen ist einfach nicht schön zu reden, auch nicht mit der aufgesetzten Markenbrille.
Kann ich verstehen, wenn du das so siehst aber muss auch sagen, 2016 war noch eine andere Zeit als 2025, da gab es noch wirkliche Unterschiede zwischen Skoda (symbolisch genannt als "nicht Premium" Marke) und BMW. Dieser Unterschied wird aber immer kleiner und wenn es so weitergeht ist halt die Schmerzgrenze bald erreicht wo man noch sagt, "OK dafür fahr ich einen BMW".
EDIT:
Der i4 müsste man eigentlich mit dem 3er vergleichen um in der selben Klasse zu bleiben. Und beim Thema Technologie ist es halt so ne Sache, früher hat ein Computer 3000€ - 5000€ gekostet heute bekommst du einen um 300 - 500€
Kann man aus Verbrauchersicht so sehen und es ist vollkommen verständlich, dass man dort schaut, wo man am meisten für sein Geld bekommt. Jeder hat seine individuelle Schmerzgrenze.
Aber wie steffeni4 schon schreibt, man muß die Preise inflationsbereinigt sehen. Wie sich die Automobilpreise im Verhältnis zum eigenen Einkommen entwickelt haben, muß jeder individuell für sich feststellen.
Hinzu kommen für den Produktionsstandort Deutschland in den letzten Jahren deutlich höhere Energiekosten, immer mehr Auflagen usw. usw.. Dazu kommen höhere Löhne und entsprechend auch Lohnnebenkosten.
Wenn man sich die Umsatzrenditen der deutschen Automobilhersteller so ansieht, dann sind die, trotz Einsparungen und höheren Preisen gerade am Sinken.
Hab privat ein BMW 320ci (e46coupe) als Edition Exclusiv. Baujahr 2006. Komplett alles in Leder, wenn Kunststoff dann dick und weich. Einzig in der Mittelkonsole sowie das Brillenfach ist Kunststoff mit Softlack was ein bissel speckig werden kann. Das muss man dann 1x Jahr mit einem Reiniger säubern. Das Coupe ist quasi wie Neu von Innen und ich bin immer wieder erschrocken, wenn ich in den aktuellen Nachfolger (4er Coupe) wechsel. Warum BMW bei einem so hochpreisigen Auto nicht 500 Euro mehr in die Hand nimmt und öfters "weiche" unterschäumte Materialien einsetzt erschliesst sich mir nicht. Und Leder, wie früher auch dicker und weicher ausführt sowie an mehr Stellen einsetzt.
Jeder 4er-Kunde würde diesen Mehrpreis zahlen.
Aber wie steffeni4 schon schreibt, man muß die Preise inflationsbereinigt sehen. Wie sich die Automobilpreise im Verhältnis zum eigenen Einkommen entwickelt haben, muß jeder individuell für sich feststellen.
Es geht gar nicht darum, dass die Autos wegen der Inflation teurer werden. Das ist völlig normal.
Es geht darum, das die Controller dort Einsparungen vornehmen die vor nicht allzulanger Zeit den Unterschied zwischen Gutbürgerlich und Premium ausgemacht haben.
Diese Einsparungen dienen einzig und allein der Gewinnmaximierung. Hier versucht man nur noch den Namen zu verkaufen.
Audi scheitert gerade grandios an dieser Nummer. Die haben ihre Innenräume konsequent entfeinert und die Preise konsequent erhöht.
Jetzt wundern die sich warum keiner den shice kauft.
Die Chance für BMW jetzt das Gegenteil zu tun und den anderen davonzuziehen ist da. Ich glaube sie werden es nicht nutzen….
... bei sinkender Umsatzrendite von Gewinnmaximierung zu sprechen, geht etwas an der Realität vorbei. Da geht es eher um Schadensminimierung.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten die Marge zu erhöhen. Günstiger produzieren oder teurer verkaufen.
Der Sinn eines Unternehmens ist es Gewinne zu erwirtschaften. Wenn der Gewinn sinkt muß man entweder einsparen oder den Preis mehr erhöhen. Mehr Geld in höherwertige Materialen zu investieren, ohne dies kalkulatorisch zu berücksichtigen wird betriebswirtschaftlich nicht klappen.
Was wünschenswert erscheint, wäre ein Ausstattungspaket mit hochwertigeren Materialien. Dann kann derjenige, der Wert darauf legt das Paket dazubuchen und derjenige, dem es egal ist, eben darauf verzichten.
...oder mal auf etwas Gewinn verzichten, wenn sich das Unternehmen in schwierigen Zeiten befindet, anstatt alles auf die Arbeiter, Angestellten und Kunden abzuwälzen?
Was passiert, wenn man keinen Gewinn mehr macht, sieht man aktuell bei Ford.
Da zittern die Leute um ihren Arbeitsplatz.
Zitat:@nothingtodo schrieb am 7. August 2025 um 15:39:23 Uhr:
...oder mal auf etwas Gewinn verzichten, wenn sich das Unternehmen in schwierigen Zeiten befindet, anstatt alles auf die Arbeiter, Angestellten und Kunden abzuwälzen?
Sorry aber das sind jetzt wirklich realitätsferne sozialromantische Hirngespinste.
Sind es auch sozialromantisches Hirngespinste, wenn der Staat Gesetze ändert und Steuergelder in "hilfsbedürftige" Unternehmen reinpumpt um es auf Kosten der Allgemeinheit zu retten?
.. bei sinkender Umsatzrendite von Gewinnmaximierung zu sprechen, geht etwas an der Realität vorbei. Da geht es eher um Schadensminimierung.
Die sinkende Umsatzrendite hat mit der allgemeinen Wirtschaftsschwäche, mit den Zöllen in den USA und mit den rückläufigen Verkäufen in China zu tun.
Zu all dem kommt noch die Belastung der Entwicklungskosten.
Da müssen die Hersteller halt mal die Zähne zusammen beißen und die sinkende Umsatzrendite als Invest in die Zukunft betrachten.
Dem Kunden billiges Zeug teuer zu verkaufen ist garantiert kein Invest in die Zukunft.
Zitat:@Holly_CB schrieb am 7. August 2025 um 13:45:06 Uhr:
Hab privat ein BMW 320ci (e46coupe) als Edition Exclusiv. Baujahr 2006. Komplett alles in Leder, wenn Kunststoff dann dick und weich. Einzig in der Mittelkonsole sowie das Brillenfach ist Kunststoff mit Softlack was ein bissel speckig werden kann. Das muss man dann 1x Jahr mit einem Reiniger säubern. Das Coupe ist quasi wie Neu von Innen und ich bin immer wieder erschrocken, wenn ich in den aktuellen Nachfolger (4er Coupe) wechsel. Warum BMW bei einem so hochpreisigen Auto nicht 500 Euro mehr in die Hand nimmt und öfters "weiche" unterschäumte Materialien einsetzt erschliesst sich mir nicht. Und Leder, wie früher auch dicker und weicher ausführt sowie an mehr Stellen einsetzt.Jeder 4er-Kunde würde diesen Mehrpreis zahlen.
Dafür gibt es Individualisierung. Die 500€ für Eiche offenporig habe ich bezahlt. Das Dashboard war mir wertig genug und eine höherwertigere Oberfläche eben keine 500€ wert. Auch Leder kann man sich als Individualleder aufwerten. Das ist es mir aber nicht wert. Und Das die Türablagen unten aus Plastik sind ist mir völlig Rille.
Audi hat mir in den letzten 10 Jahren nicht gefallen. Die haben für mich viel zu viel SchiSchi in den Innenraum gebracht, hier noch eine Chromspange da noch ein überflüssiges Designelement. Unter dem Schnulli hat die Technik gelitten.
Und auch wenn es einem Großteil auch egal ist, ob da nun alles aus Hartplastik ist oder nicht. Wenn der Nachbar sich das erste Mal über deine 100k€-Plastikschüssel lustig macht, ggfs. doch nicht mehr so cool dann.
Man lebt hier ja auch teils vom Markenprestige und das macht man damit teils halt kaputt. Audi hat’s hier mMn schon gut vorgemacht.
Ich fahre Businessklasse für 70..75k Blp. Erste Klasse für 100k und mehr, ist es mir nicht wert. Was die Nachbarn denken, ist mir egal, Hauptsache ich fühle mich wohl.
Das Geld zahle ich für ein modernes Auto mit modernem Antrieb und Bedienkonzept. Ich war auch sehr froh, als ich bei der i4 Bestellung 2021 das kurved Display wählen konnte. Die vier Uhren, zwei große in der Mitte und zwei kleine rechts und links davon waren lange Zeit toll und prägend, hatten sich nach 40 Jahren ihren Ruhestand aber verdient.
Ich empfinde die Diskussion als gut und Förderlich. Aber in ein paar Argumente wittere ich Ungenauigkeit. Ohne, dass ich anderer Meinung sein möchte, hier meine Anmerkungen:
Zitat:
@XF-Coupe schrieb am 7. August 2025 um 13:25:53 Uhr:
...
Hinzu kommen für den Produktionsstandort Deutschland in den letzten Jahren deutlich höhere Energiekosten, immer mehr Auflagen usw. usw.. Dazu kommen höhere Löhne und entsprechend auch Lohnnebenkosten.
Genau diese Punkte sind ja in der von Dir genannten Inflation verarbeitet. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine haben wir eine massiv stärkere Energiekostensteigerung, als vorher schon. Gerade diese war Inflationstreiber. Also nicht doppelt einrechnen.
Zitat:
@XF-Coupe schrieb am 7. August 2025 um 15:28:33 Uhr:
... bei sinkender Umsatzrendite von Gewinnmaximierung zu sprechen, geht etwas an der Realität vorbei. Da geht es eher um Schadensminimierung.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten die Marge zu erhöhen. Günstiger produzieren oder teurer verkaufen.
Man kann auch noch die Stückzahl erhöhen. Damit könnte man sogar mit niedrigerem Preis einen höheren EBIT erzielen.
Zitat:
@nothingtodo schrieb am 7. August 2025 um 15:39:23 Uhr:
...oder mal auf etwas Gewinn verzichten, wenn sich das Unternehmen in schwierigen Zeiten befindet, anstatt alles auf die Arbeiter, Angestellten und Kunden abzuwälzen?
Auf Kunden kann man nicht abwälzen, die kaufen freiwillig. Ich denke aber, dass Gewinnverzicht in Zeiten von globalem Neoliberalismus schwer zu verkaufen ist. Jeder strebt nach volkswirtschaftlich nicht darstellbaren Margen. Dies muss langfristig zu einer Verkleinerung auf der Anbieterseite führen, ausser es tun sich neue Teilnehmer auf, die nicht das Gewinn-Max als Ziel haben.
Zitat:
@Bazingo schrieb am 7. August 2025 um 16:09:06 Uhr:
...
Zu all dem kommt noch die Belastung der Entwicklungskosten.
Die gab es schon immer. Übrigens sparen sich einige Hersteller diese, in dem sie die Entwicklungszyklen prinzipiell verlängern (Bsp. Tesla Model S: Ist in den meisten Bauteilen von 2012 bis 2025 unverändert gebaut worden) oder keine Technologieträger aufbauen (Bsp. Dacia-nimmt nur das, was vorgeschrieben wird oder der Zulieferer ihnen hinterher wirft).
...
Dem Kunden billiges Zeug teuer zu verkaufen ist garantiert kein Invest in die Zukunft.
Ist aber eine kurzfristige Methode, die auf Verharrung und Treue basiert und bei steigender Alternativlosigkeit genutzt wird, um bis in eine nächste Phase einzutreten.