Problem Getriebe

VW Golf 7 (AU/5G)

Hallo,

es handelt sich um ein Golf 7 Variant,
Bj. 2014
1.2 Liter Benziner
DSG Getriebe
86000 km

Gestern als ich losfahren wollte, hatte es ne halbe Ewigkeit gedauert als die Automatik den 1 ersten Gang eingelegt hatte.
Nach ein paar Meter kam dann die Meldung Fehler Getriebe.

Seitdem funktioniert nur noch der 2/4/6 Gang.
Den 1/3 und 5. Gang überspringt es.
Getriebe/Motorleuchte brennt seitdem.

Was denkt ihr? Getriebe/Mechatronik defekt?

Beste Antwort im Thema

Zitat:

@gtarantino schrieb am 4. April 2019 um 19:56:54 Uhr:


Link zum Bericht von Autobild: https://www.autobild.de/artikel/doppelkupplungsgetriebe-14520631.html

Mit diesem Bericht habe ich meine Probleme. Schon als ich ihn in der Print-Ausgabe gelesen haben, musste ich mich darüber ärgern.

Das grundlegende Problem ist schon einmal, dass der Eindruck vermittelt wird: DSG ist gleich DSG oder Doppelkupplungsgetriebe ist gleich Doppelkupplungsgetriebe. Fast sämtliche Aussagen im Artikel beruhen auf den Aussagen des Getriebeinstandsetzers Majid Barsegar. Seine technischen Qualifikationen und seine Kenntnisse über Getriebe möchte ich grundsätzlich nicht in Frage stellen. Er hat sicher schon vielen verzweifelten Kunden geholfen. Trotzdem sind einige zentrale Aussagen in dem Artikel einfach falsch:

  • Die Aussage, dass eine Schaltgabel im Getriebe im trocken liege, weil VW beim DQ200 nur 1,7 l Getriebeöl einfüllt, stimmt nicht. Die Zahl 1,7 l wird im SSP 390 genannt. Laut sämtlichen Reparaturleitfäden und den Servicehinweisen zur Umölung (teisynthetisches auf mineralisches Getriebeöl) müssen 1,9 l Getriebeöl eingefüllt werden. Das ist die relevante Zahl! Schon möglich, dass vor mehr als 10 Jahren 1,7 l eingefüllt wurden, doch das dürfte die meisten Leser kaum interessieren.
  • Die Aussage, dass die Schaltgabeln des Getriebes fragile Teile seien ist für mich nicht nachvollziehbar. Wenn die fragil sein sollen, dann sind sie es beim Handschalter genauso. Gewissermaßen fragil sind die später im Artikel angesprochenen Plastikführungsrollen (siehe Bild), welche tatsächlich hin und wieder kaputt gehen und die Getriebefunktionalität stören. An dieser Stelle hat der Hersteller aber längst nachgebessert. Neuere Schaltgabeln haben statt der verschiebbaren Führungen auschließlich feste, die kaum mehr kaputt gehen können. Bestehende Getriebe sind umrüstbar, wenn man die Hülsen im Getriebegehäuse tauscht.
  • Die Aussage, das beim Ölwechsel mehr als 60 % Altöl im Getriebe bleiben, ist völliger Blödsinn! Das DQ250 beispielsweise hat eine Ölfüllmenge von 7,4 l. Beim Ölwechsel laufen ca. 5 l aus dem Getriebe heraus. Dann wird es mit 5,5 l leicht überfüllt und anschließend lässt man das überschüssige Öl, welches sich bereits etwas mit dem Altöl vermengt hat, über die Einfüllöffnung wieder ablaufen. Ein Füllstandsröhrchen sorgt für den richtigen Ölstand im Getriebe. Ich komme hier nun zum Ergebnis, dass gut ein Viertel des Altöls im Getriebe verbleibt, nicht wie behauptet über 60 %! Zur Erinnerung: Der in Rede stehende Betrieb bietet Ölspülungen an. Klingelt's?
  • Das DQ200 hat einen kleinen, fest in der Mechatronik verbauten, d. h. auf die Lebenszeit des Getriebes ausgelegten Ölfilter. Es wird bemängelt, dass dieser nicht gewechselt, und Abtrieb aus dem Getriebe niemals entfernt werden kann. Nur: Das DQ200 hat zwei getrennte Ölkreisläufe. In der Mechatronik entsteht kaum Abrieb. Im Zahnradkasten entstehender Abtrieb kann die Funktionalität der Mechatronik nicht beeinflussen. Bestenfalls könnte sich durch einen Schaden im Getriebe enstehender übermäßiger Abrieb an den Magneten der Schaltgabeln festsetzen und deren Positionsbestimmung durch die Mechatronik stören. Doch wie oft hört man davon? Es ist außerdem ein Gerücht, dass sich auf den Plastikabdeckungen der Magnete festsetzender Metallabrieb sofort das Getriebe stört, denn wäre dies der Fall würde kaum ein DSG länger als 10.000 km funktionieren. Den Selbststudienprogrammen kann man entnehmen, dass VW sogar in einem gewissen Umfang mit Abrieb rechnet. Bei einem Schaltgetriebe gibt es trotz reichlich Abrieb (tendenziell eher mehr als beim DSG, beispielsweise durch Verschalter) genauso wenig einen Ölfilter, doch die werden gerade als der Inbegriff der Zuverlässigkeit angepriesen. Warum wird ständig mit zweierlei Maß gemessen?

Weiterhin stellt sich die Frage wie der Getriebeexperte behaupten kann, dass kein Hersteller ein ausgereiftes Getriebe im Programm hat. Auf welche Zahlen beruft er sich? Alleine darauf, dass bei ihm mehr Kunden mit DKG-Problemen vorstellig werden als solche mit Schaltgetriebefehlern? Daraus kann man leider überhaupt nichts schließen, denn dafür gibt es gute Gründe. Schaltgetriebe können in den meisten Vertragswerkstätten noch instandgesetzt werden, DKGs hingegen nicht. Beim DSG können lediglich die Baugruppen Mechatronik und Kupplung separat ersetzt werden, bei allen anderen Problemen wird das komplette Getriebe getauscht. Das macht Reparaturen wesentlich teurer als beim Schaltgetriebe. Klar, dass Kunden mit DKG-Problemen dann verstärkt den Kontakt zu Instandsetzern suchen, da sie hoffen dort ihr Getriebe deutlich kostengünstiger repariert zu bekommen als in der Vertragswerkstatt.

Wichtige Aussagen des Herstellers übernimmt man dann im letzten Kapitel völlig ungeprüft ohne zu recherchieren, dabei hätte sich hier die Gelegenheit geboten auf das einzig wirklich ernstzunehmende Problem aufmerksam zu machen. VW behauptet zum Thema "nachlassender Schaltkomfort auf den ersten 100.000 km": "Das kleine 7-Gang-DSG mit Trockenkupplung zeigte dieses Verhalten, das ist jedoch seit 2014 abgestellt." Warum gibt es dann gerade seit 2014 eine Häufung von Berichten über unerwünschten Kupplungsschlupf (Rutschen) und zu diesem Problem ständig aktualisierte TPIs, Softwareupdates und geänderte Kupplungen? Das Problem ist hochaktuell, von "abgestellt" kann keine Rede sein, wie alleine die Servicehinweise des Herstellers belegen. Außerdem bezieht sich VW meiner Meinung nach in der Antwort auf die bekannte Umölungsaktion, die in diesem Zeitraum stattgefunden hat. Ein Problem, welches mit nachlassendem Schaltkomfort überhaupt nichts zu tun hat.

Stören tut mich auch, dass dieser Artikel, obwohl es eingangs noch heißt, dass alle Hersteller und alle Typen (trocken und nass) betroffen seien, ausschließlich über DSG-Probleme berichtet, im Speziellen über das berüchtigte trockene (DQ200). Konkrete Probleme anderer Hersteller kommen überhaupt nicht zur Sprache, auch wurde offenbar kein anderer Hersteller als VW um eine Stellungnahme gebeten. Sicher wurde eingangs erwähnt, dass alle Hersteller betroffen seien, doch anschließend dreht sich der komplette Artikel nur um VW. Das ist ärgerlich, da durch diese Art der Berichterstattung der Eindruck erweckt wird es wäre trotz allem hauptsächlich oder gar ausschließlich VW von Problemen betroffen. Dies hallt auch tatsächlich in vielen Forenbeiträgen zum Thema DSG wider, nicht nur hier auf Motor-Talk. Irgendwo müssen es die Leute schließlich her haben.

Ich kann nicht sagen ob die Autoren des Artikels die Aussagen des Getriebeexperten teilweise einfach falsch verstanden haben oder ob letzterer wirklich so viele unsinnige Behauptungen aufgestellt hat. Eines ist jedenfalls klar: Dieser Artikel ist in meinen Augen größtenteils blanker Unsinn, fast schon tendenziös und extrem schlecht recherchiert! Als Leser sollte man so etwas immer kritisch hinterfragen.

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@DieselSeppel
Danke für Deinen ausführlichen Beitrag. Bist etwa Kfz-Mechaniker?

@gtarantino

Danke! Nein, ich bin kein Kfz-Mechaniker. 😉

Mir ist übrigens aufgefallen, dass in meinem Beitrag (mal wieder) einige Tippfehler zu finden sind. Ich bitte dies zu entschuldigen. Die Beiträge schreibe ich oft zwischendurch in einer Pause und stehe meist etwas unter Zeitdruck. Würde ich das hauptberuflich machen*, hätte ich sicher mehr Zeit zum Probelesen.

*Es gibt hier durchaus User, dir mir das unterstellen. 🙁

Der Artikel von Dir war Spitze:-)

Eine Info bin ich euch noch schuldig. Es war die Mechatronik die die Probleme verursacht hatte.

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@DriverXS
Vielleicht noch interessant: Wie teuer war die Reparatur und hat VW etwas davon übernommen?

Hallo, bei mir schaltet auch nur noch 1. 3. 5. Und 7. Gang nach Fehlermeldung: Fehler Getriebe, kein Rückwärtsgang möglich. Fehlerspeicher sagt nichts dazu passendes.

Nach Motorneustart bleibt die gelbe Leuchte und Getriebe läuft völlig normal, Fehler kommt of nach einigen Tagen wieder, manchmal nach einigen Minuten.

Werkstätten sagt: eher Mechatronik

Auto: Golf 7 Variant, BJ 2013, DSG, 110 PS, 210tkm. Noch niemals das Getriebeöl gewechselt.

Habe auch schon gehört, dass eine Getriebespülung helfen könnte,
Es wurde gesagt, dass Abrieb in den vielen dünnen Schläuchen zu Druckverlust führen könnte …
Könnte sowas stimmen?
Könnte eine Getriebespülung helfen, oder ist das rausgeschmissene Mühe und die Mechatronik sollte gleich getauscht werden?
Danke,!!!!

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