Preisschraube bei Porsche: Ab wann ist sie überdreht?
Vor ein paar Tagen sah ich einen jetzt 12 Monate alten Test des neuen Cayenne S Coupé. Listenpreis ab € 113 k. Das war schon nach der stattlichen Preiserhöhung zum Modellwechsel auf das Facelift-Modell. 1 Jahr später steht das gleiche Fahrzeug sogar mit € 124 k in der Liste, also ca. 10% Mehrpreis, ohne dass sich irgendetwas geändert hätte (mit Ausnahme des Preisschilds).
Was sich im Vergleich zum Vorgänger allerdings geändert hat, ist der Qualitätseindruck, speziell im Interieur. Drei Beispiele: Schaltkulisse und Schaltknauf wurden durch einen fitzeligen Plastiknippel ersetzt. Die Türöffner innen waren bisher aus Aluminium, jetzt sind das billigste Plastik-Hebelchen, wie sie auch bei Seat und Cupra verbaut werden. Die Abdeckung der Armaturen wurde nicht durch eine billigere Lösung ersetzt, nein, sie wurde gleich ganz gestrichen. In der Fachsprache nennt man solche Maßnahmen De-Contenting.
Preiserhöhung bei Mehrleistung und/oder besserer Ausstattung: gekauft. Deftige Preiserhöhungen bei gleichzeitiger Produktabwertung: unangemessen.
Viele Teilnehmer in diesem Forum können sich einen Porsche leisten. Die Frage ist: Ab wann springen Kunden ab, weil sie der Preispolitik überdrüssig sind?
1919 Antworten
Zumindest was die Gebrauchtpreise des "Cayenne" anbetrifft, kann man heute bereits Zwischenbilanz ziehen: Nach drei Jahren Haltedauer und ca. 20 tkm p.a. kann man sich auf mindestens 50% Wertverlust einstellen.
Auf Dauer halte ich die Aufgabe, in erheblichen Stückzahlen Gebrauchtfahrzeuge für über € 100 k an die Kundschaft zu bringen, für nicht lösbar. Beim 911er wird das leichter, bei taycan, Panamera und Cayenne ist ein Erfolg nur über den Preis zu erzielen. Und das zieht für Leasing-Geber und Käufer heftige Abstriche beim Restwert nach sich. Wenn dann noch preiswerte BEVs alltagstauglich werden (in Sachen Reichweite und Ladegeschwindigkeit), ist das für den Restwert der meisten gebrauchten Porsche (ex 911) verheerend. Das ist aber kein exklusives Porsche-Problem, sondern Aufgabenstellung für fast die gesamte Branche.
Die Porsche Leasingraten sollten das doch jetzt schon locker kompensieren können, den gewohnten Rekordergebnissen tut das natürlich nicht gut, da muss zu ganz anderen Konditionen an die Leasingbank verrechnet werden.
Was glaubst Du denn, weshalb der bisherige Vertriebsvorstand geschasst wurde? Weil er genau das, was Du vorhin geschrieben hast, aussprach. So sinnvoll Dein Vorschlag ist, will ihn anscheinend niemand hören.
Zitat:
@MattR2 schrieb am 27. April 2025 um 20:44:10 Uhr:
Die Porsche Leasingraten sollten das doch jetzt schon locker kompensieren können, den gewohnten Rekordergebnissen tut das natürlich nicht gut, da muss zu ganz anderen Konditionen an die Leasingbank verrechnet werden.
Porsche hat am 28.4.25 die bisherige Jahresprognose kassiert und die Rendite-Erwartung auf einen Korridor 6,5-8,5% zurechtgestutzt, was in etwa einer Halbierung gegenüber dem Vorjahr entspricht. Mehrere Gründe wurden für den Gewinn-Rückgang angeführt, nicht aber die misslungene Modell-Politik und schon gar nicht die überdrehten Preise, die viele Interessenten und Kunden einfach abschrecken. Ganz im Gegenteil: Die Gewährung von Rabatten wurde in der PK kategorisch ausgeschlossen.
Der Verkaufsrückgang war bereits vor ca. einem Jahr vorhersehbar und wurde in diesem Forum in mehreren Threads diskutiert. Das Management der Porsche AG verfügt über eine ungleich bessere Informationslage als das Gros der Teilnehmer in diesem Forum. Man hätte also über ausreichend Zeit verfügt, konkrete Maßnahmen gegen den Absatzrückgang zu ergreifen. Vertane Zeit, die zu einer Situation geführt hat, die jetzt die Belegschaft und Aktionäre ausbaden dürfen.
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Ja - das stimmt: 5-6 Jahre alt mit 60000 km für 100000€ - das ist extrem wertstabil.
Besser gehts nicht (es sei denn es ist ein Sondermodell)
Und beim 991 gibt es eigentlich bei niedrigen Km Ständen auch noch nicht wirklich aktuell einen Rutsch nach unten.
Möglicherweise weil diejenigen, die eigentlich einen neuen 992er kaufen würden - lieber weiterfahren mit dem aktuellen oder einen gebrauchten kaufen.
Aktuell: 991 und 992 sehr wertstabil - 997er geht im Preis wieder höher. Gilt eingeschränkt auch für 996er.
993er und 964er sind vom Preis auf NP-Niveau oder weit drüber.
Zitat:@xkman schrieb am 28. April 2025 um 22:50:11 Uhr:
Die Gewährung von Rabatten wurde in der PK kategorisch ausgeschlossen. Der Verkaufsrückgang war bereits vor ca. einem Jahr vorhersehbar und wurde in diesem Forum in mehreren Threads diskutiert.
Mal sehen was jetzt passiert. Plötzlich ist der europäische und speziell der deutsche Markt wichtig geworden. Mit Preise hoch und Qualitätsanmutung runter wird das aber nix, das zeigen die Zulassungszahlen ja deutlich
Einfach mal was für Nostalgiker …
https://www.autohaus.de/nachrichten/gw-trends/porsche-erhoeht-die-preise-2719634
Das ist jetzt fast genau 20 Jahre her. Wie die Zeit vergeht. Und das alles während rund 12 Jahre davon die Inflation unter oder um die 2% gelegen hat.
Und so gesehen muss man auch konstatieren, dass insbesondere der 911 ein nicht nur wertstabiles, sondern regelrecht profitables Auto ist/war.
Und dann auch mal was für die Pfennigfuchser BWLer. Zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit:
Kaufpreis plus Versicherung plus Steuer plus Kapitalbindungskosten plus Inspektionen plus Verschleiß/Reperatuen plus ggf. Kosten Approved minus Verkaufserlös. Das müsste dann positiv sein :)
Ggf. noch zu berücksichtigen: plus Sprit abzgl. ersparte Alternative Fahrtkosten
Nicht berücksichtigt: Fahrspaß
Irgendwo mus das Fahrzeug auch stehen. Bei dem Preis des Fahrzeugs meist Garage, welche man bei einem Fahrzeug, dad einfach von A nach B fährt (z.B. Golf) nicht braucht.
„profitabel“ muss ein porsche doch wohl nur für händler sein, oder?
ob meiner jetzt im wert steigt oder fällt, ist mir schnuppe, da er ein privates vergnügen darstellt und eh in der familie bleibt, bis er auseinanderfällt.
Zitat:@mcmrks schrieb am 2. Mai 2025 um 14:42:08 Uhr:
„profitabel“ muss ein porsche doch wohl nur für händler sein, oder?ob meiner jetzt im wert steigt oder fällt, ist mir schnuppe, da er ein privates vergnügen darstellt und eh in der familie bleibt, bis er auseinanderfällt.
Niemand hat behauptet, dass ein Porsche profitabel sein muss. Ich freue mich dennoch, wenn der Wert meines Porsche nicht ins Bodenlose fällt.
Ja - ich denke auch, dass der allergrößte Teil der Porschefahrer sich freut, wenn der Wagen sich als wertstabil erweist. Auch, wenn man ihn nicht weiterverkaufen möchte.
Bei meinen 17- und 30jährigen 911ern ist das auch so.
Genauso schaut es aus. Denn selbst wenn er für immer in der Familie bleibt, ist der geringe Wertverlust ja auch sehr entscheidend wenn es um die Entschädigung durch die Versicherung geht z.B. bei Diebstahl. Denn da ist es keinem egal wenn man mit einem größeren Minus entschädigt wird.
Ein Grund für die hohen Restwerte waren die erheblichen Preissteigerungen, vor allem in den letzten Jahren. So, wie es aktuell aussieht, lassen sich weitere Preiserhöhungen kaum noch durchsetzen, jedenfalls dann, wenn Porsche seine Absatz-Zahlen in der Nähe des bekannten Niveaus halten möchte.
Ergo werden auch die Restwerte für die Volumenmodelle in Mitleidenschaft gezogen und sich auf dem Niveau des Wettbewerbs einpendeln, was bei den vergleichsweise hohen Preisen zu erheblichen Abschreibern in absoluten Beträgen führt.
A propos Kunststoff-Türöffner: habe aktuell als Ersatzwagen einen Taycan 4s Facelift. Dort sind die Türöffner innen ebenfalls aus schnödem Pfannengriff-Plastik. Nur sind die Dinger noch größer, weil sie eine gebogenen Form haben und nach oben hin breiter werden.
Scheint Porsche wohl aktuell in alle Baureihen einzuführen.