Preisschraube bei Porsche: Ab wann ist sie überdreht?

Porsche

Vor ein paar Tagen sah ich einen jetzt 12 Monate alten Test des neuen Cayenne S Coupé. Listenpreis ab € 113 k. Das war schon nach der stattlichen Preiserhöhung zum Modellwechsel auf das Facelift-Modell. 1 Jahr später steht das gleiche Fahrzeug sogar mit € 124 k in der Liste, also ca. 10% Mehrpreis, ohne dass sich irgendetwas geändert hätte (mit Ausnahme des Preisschilds).

Was sich im Vergleich zum Vorgänger allerdings geändert hat, ist der Qualitätseindruck, speziell im Interieur. Drei Beispiele: Schaltkulisse und Schaltknauf wurden durch einen fitzeligen Plastiknippel ersetzt. Die Türöffner innen waren bisher aus Aluminium, jetzt sind das billigste Plastik-Hebelchen, wie sie auch bei Seat und Cupra verbaut werden. Die Abdeckung der Armaturen wurde nicht durch eine billigere Lösung ersetzt, nein, sie wurde gleich ganz gestrichen. In der Fachsprache nennt man solche Maßnahmen De-Contenting.

Preiserhöhung bei Mehrleistung und/oder besserer Ausstattung: gekauft. Deftige Preiserhöhungen bei gleichzeitiger Produktabwertung: unangemessen.

Viele Teilnehmer in diesem Forum können sich einen Porsche leisten. Die Frage ist: Ab wann springen Kunden ab, weil sie der Preispolitik überdrüssig sind?

1934 Antworten

Na ja, 6 Modellreihen bei halbiertem Output: Das spread sheet mit dem Geschäftsplan würde mich interessieren. Einmal ganz abgesehen davon: Das würde für 2025/26 die Bilanz restlos verhageln, die Mitarbeiter-Motivation massiv belasten, die Sozialpartner auf die Barrikaden bringen, die Kapitalmärkte würden die Aktie der Porsche AG übel abstrafen, usw. usw.

Man muss als Vorstand fast schon masochistisch veranlagt sein, eine solche Strategie vorzuschlagen. Ganz abgesehen davon, dass diese Vorstände mit Sicherheit die Positionen 1-8 der Personalliste für den Abbau einnehmen würden.

Schneller und sicherer wirken Sondermodelle, Einstiegsmodelle und Leasing-Offerten auf der Marktseite und drastische Kürzung aller variablen Budgets auf der Kostenseite. Nur mal so zwei klitzekleine Fragen: Ist es aktuell wirklich sinnvoll, die PZs für viel Geld auf das neue CI/CD umzurüsten? Wird dadurch ein einziges zusätzliches Fahrzeug verkauft? Oder dünne ich die Marketing-Abteilung personell aus und lasse die PZs sein, wie sie sind. Wer hat vor 12 Monaten am Porsche Logo rumgefummelt, nur damit es nachher fast identisch aussieht wie vorher? Nur die Hörner des Geweihs sind länger geworden. Aber alle PZs mussten neue Schilder montieren. Zig Meetings wurden abgehalten: "New Logo, New Spirit". Was für ein Unsinn. Wäre zu Piech's Zeiten nie passiert: Alle Kraft in das Produkt, nonsense in die Tonne.

Zitat:

@knolfi schrieb am 9. Januar 2025 um 10:23:51 Uhr:



Zitat:

@K6285 schrieb am 9. Januar 2025 um 08:35:04 Uhr:



Die Hochpreispolitik kann man kritisieren, aber das halte ich aus Markensicht für vertretbar und sinnvoll. Porsche sollte und muss wieder exklusiver werden. Die Marke und die Fahrzeuge geben das her. Es wäre OK, wenn weniger Porsches auf den Straßen sind. Blöd für die, die es sich nicht mehr leisten können/ wollen, aber insgesamt sinnvoll.

Wie exklusiv soll Porsche denn werden?

Wenn sie sich im Preissegment von Lamborghini positionieren, dann kannibalisiert sich der Konzern.

Porsche ist/war eigentlich immer gut positioniert: oberhalb der Luxusmarken Audi, BMW und Mercedes aber unterhalb von Lamborghini und Ferrari. Deren Nimbus wird Porsche nie erreichen, die Modelle sind als divenhaft bekannt und haben einen viel exklusiveren Ruf. Allein Ferrari mit seiner Rennhistorie und der Tatsache, dass sie ununterbrochen seit Beginn der Formel 1 mitfahren und Enzo Ferrari seine Straßenfahrzeuge eigentlich als Abfallprodukt für die Finanzierung seines Rennstalls gesehen hat, hat sich eine ganz anderen Stand erarbeitet.

Ganz ehrlich, wenn mir einer einen Ferrari und einen Porsche hinstellt, würde ich eher in den Ferrari einsteigen als in einen Porsche.

Porsche hat eigentlich in der Vergangenheit alles richtig gemacht. Solide, alltagstaugliche Sportwagen gebaut, denen die Allüren der oben genannten italienischen Konkurrenz fremd war. Mit einem Porsche kann man zum Bäcker und dann auf den Track fahren.

Im Übrigen ist Porsche auch eine Art Einsteigermarke in die Luxus-Sportwagen-Welt. Ich kenn viele, die sich erst eine Porsche zugelegt haben und dann, sobald es die finanzielle Lage zuließ, auf Ferrari oder Lamborghini umgestiegen sind.

Berechtigte Frage, allerdings glaube ich, dass der Porsche Fahrer eher kein Lambo-Fahrer sein wird. Auch die Stückzahlen sind andere. Unterschiedliches Image und andere Zielgruppe. Beides aber exklusive Marken im Konzern. Seat/ Cupra/ Skoda sind auch innerhalb des Konzerns ähnlich bepreist, aber haben doch andere Zielgruppen.

Und Porsche kann weiter oben positioniert werden und ist immer noch weit entfernt von Ferrari. 911 ist die Ikone, hat USPs. Dafür 150k+ zu fordern ist noch weit vom Ferrari Einstieg entfernt. Und dafür bekommt man nicht das Topmodell. Von daher sehe ich hier noch Luft.

Der Porsche Einstieg ist weiterhin unter 100k möglich (noch), aber die Luft wird dünn. Wie gesagt, ich kann es nachvollziehen und finde es gut.

Man darf auch nicht vergessen, dass Inflation herrscht und durchs Band alle Hersteller teurer werden. Das ist keine Entschuldigung und rechtfertigt auch nicht die Preisanstiege aber sollte durchaus bedacht werden.
Und solange sich Porsches Auftragsrückgang im Rahmen der Industrie bewegt verliert man auch nicht wirklich Kunden an andere Marken - sondern es kaufen einfach weniger Menschen Neuwagen im Allgemeinen.

Man sollte daraus natürlich nicht die falschen Schlüsse ziehen, will damit nicht sagen das sich Porsche ausruhen kann - aber es ist schon auch wichtig den Markt global zu betrachten, gerade wenn es um Anpassungen der Strategie geht.

Die grösste Herausforderung sehe ich weiterhin im Wegfall von China. Das Geschäft mit nicht-Chinesischen Autos ist dort praktisch über Nacht weggebrochen. Und dank staatlicher Intervention und Umdenken in der Bevölkerung wird sich das so schnell nicht mehr ändern. Also halte ich es für durchaus richtig sich wieder auf die ehemaligen Kernmärkte wie USA und Deutschland zu fokussieren und zu schauen wie man dort langfristig wieder mehr Autos verkaufen kann. Und gerade in Deutschland spielt der Preis eine sehr wichtige Rolle.

Mal angenommen die Theorie bzgl. der Segment-/ Preisstrategie ist richtig, dann fehlt mir dabei aber die Volumenkomponente. Denn nur über eine gewisse Stückzahl kann man Entwicklungsaufwand, Overhead-Kosten etc. sinnvoll abbilden, und auch vorhandene Produktions-Kapazität auslasten. Ist das nicht gegeben, werden diese Kosten den Preisaufschlag größtenteils auffressen, ausser Porsche verkleinert sich signifikant.

Dazu habe ich jedoch noch gar nichts gehört, nicht einmal Gerüchte.

Grüße,
Markus

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@Hulper:
Eine gewollte Halbierung des Outputs ist durch nichts gestützt. Weder durch Ankündigungen in punkto Strategie noch durch ad hoc Mitteilungen an die Kapitalmärkte. Da teile ich Deine Ansicht.

Eine ungewollte Halbierung des Outputs würde bedeuten, dass Marketing und Vertrieb in toto versagen. Das kann eintreten, es würde mich aber sehr wundern. Porsche ist weder Alfa Romeo noch Maserati. Und dass das aktuelle VW-Management qualifiziert ist, hat es mit den verdi- und Konzernbetriebsrats-Verhandlungen in Q4/2024 hinreichend bewiesen. Porsche ist als Ertragslokomotive für den Konzern viel zu wichtig, als dass wilde Experimente veranstaltet werden. Man hat sich im Fitness-Studio ein bisschen verhoben und das muss jetzt behandelt werden. Mehr nicht.

Innerhalb eines Konzerns ist der Entwicklungsaufwand, Produktion beliebig zwischen den dazugehörigen Firmen verschiebbar. Warum sollte Porsche keine kleine Platform entwickeln können, die sie selbst gar nicht nutzen oder eine Platform aus dem Konzern nutzen. In Zuffenhausen kann man auch Polos produzieren. Wäre zwar Perlen vor die Säue, ist aber nur ein Beispiel. Klar, normal muß Porsche in Zuffenhausen Porsche produzieren. Aber möglich ist das. Ist nur die Frage, wie man genau Porsche positionieren will, und wie teuer eine solche Positionierung wird.
Vor allem lehrt die Vergangenheit, das solle Positionierungen meist nicht von langer Dauer sind und jeder Firmenchef versucht sein eigenes Ding zu machen. Das ganze plötzliche neupositionieren hat noch nie Geld gebracht, sondern immer gekostet. Man kann ja ein Ziel vorgeben und in 20 Jahren erreichen. Manager denken leider nur in Zeiträumen von 2 bis 5 Jahren, spätestens dann wollen sie einen "besseren" Job.

Ist irgend jemandem bekannt, ob im Frühjahr die Preise wieder angehoben werden?

Zitat:

@xkman schrieb am 12. Januar 2025 um 17:04:45 Uhr:


Ist irgend jemandem bekannt, ob im Frühjahr die Preise wieder angehoben werden?

Mir nicht.
Das wäre aber bei der derzeitigen Marktlage eine -ähem- „interessante“ Idee.

Fände ich auch selbstbewusst 😁

Und ich gehe davon aus.

Ich würde jedem von euch raten einen Flug nach Shanghai zu buchen um zu erkennen, dass die Chinesen uns schon überholt haben und ähnliche Autos wie den Macan für 1/3 des Preises anbieten. Mit deutlich mehr Ausstattung und Systemen. Schaut euch nur mal den IM LS7 an (YouTube), ich saß in dem Wagen und war einfach nur sprachlos und mir wurde klar das wir im A... sind.
Der kostet in China mit Vollaustattung und der höchsten Leistungsstufe keine 50K. Warum sollen die dort einen überteuerten E-Macan oder Taycan kaufen?
Gleiches Schicksal hatte Audi mit dem E-tron GT. Soweit ich das noch richtig in Erinnerung habe, haben die nicht ein einziges Auto verkauft in China.

Ich selber fahre einen 991.1 S und ich finde den Wagen qualitativ so gut das es keinen Grund gibt auf einen 992.2 zu wechseln. 200K + für mindere Qualität... für was?

Der 991 ist für mich nach dem 964 der schönste je gebaute Porsche. Für mich auch ein Grund mehr nicht mehr zu wechseln.

Das hat sich aber bereits Mitte / Ende der 90er abgezeichnet und da war Shanghai noch eine Fahrradstadt. Selbst Peking war nicht wirklich motorisiert. Der Santana war das Taxi, Passat und Audi für die Funktionäre bzw. Expads.

Sind ja ideale Voraussetzungen für Preiserhöhungen bei Verschlechterung der Qualität: China hat Alternativen und USA erhebt höhere Zölle. Bin ich froh, kein Manager in der Dt. Autoindustrie zu sein...

Porsche-Pressemitteilung vom 13.1.25:
1. Absatzzahlen in 2024 um 3% gesunken. Top, wenn man berücksichtigt, dass fast alle Modelle erneuert wurden.
2. China-Absatz in den letzten 24 Monaten um ca. 40% gesunken.
3. taycan-Absatz halbiert.
4. 18278 eMacan in drei Monaten verkauft, zzgl. 64517 ICE-Macan.
5. 51000 911 fanden neue Fans.
6. Knapp 103000 Kunden entschieden sich für einen Cayenne.
7. Der Absatz in Deutschland hat um 11% zugelegt.

Teil dieser Zahlen sind die in Europa bis 6/24 angebotenen Macan ICE und 718. Keine Frage, 2025 wird für das Porsche-Team schwieriger, schon allein, weil das Volumen dieser beiden Modelle kompensiert werden muss. Sicherlich würde die übliche Frühjahrs-Preiserhöhung kontraproduktiv wirken. Dennoch fehlt mir der Glaube, dass sie nicht kommen wird.

Zitat:

@xkman schrieb am 13. Januar 2025 um 12:03:18 Uhr:


Porsche-Pressemitteilung vom 13.1.25:
1. Absatzzahlen in 2024 um 3% gesunken. Top, wenn man berücksichtigt, dass fast alle Modelle erneuert wurden.
2. China-Absatz in den letzten 24 Monaten um ca. 40% gesunken.
3. taycan-Absatz halbiert.
4. 18278 eMacan in drei Monaten verkauft, zzgl. 64517 ICE-Macan.
5. 51000 911 fanden neue Fans.
6. Knapp 103000 Kunden entschieden sich für einen Cayenne.
7. Der Absatz in Deutschland hat um 11% zugelegt.

Teil dieser Zahlen sind die in Europa bis 6/24 angebotenen Macan ICE und 718. Keine Frage, 2025 wird für das Porsche-Team schwieriger, schon allein, weil das Volumen dieser beiden Modelle kompensiert werden muss. Sicherlich würde die übliche Frühjahrs-Preiserhöhung kontraproduktiv wirken. Dennoch fehlt mir der Glaube, dass sie nicht kommen wird.

Was ich mich frage: hat der Absatz in Deutschland auch deswegen so zugelegt, weil viele nochmal 718 und Macan mit Verbrenner wollten und bei den anderen Baureihen was mit Rabatt drin war, weil die Modelle überarbeitet wurden?
Wenn das so wäre, dann dürfte das Wachstum 2025 ernüchternd werden, weil viele Verkäufe dann vorgezogen wurden. Gabs während der Pandemie ja auch mit Computern und Zubehör, seitdem ist bei Halbleitern etc. nix mehr los.

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