Preisschraube bei Porsche: Ab wann ist sie überdreht?
Vor ein paar Tagen sah ich einen jetzt 12 Monate alten Test des neuen Cayenne S Coupé. Listenpreis ab € 113 k. Das war schon nach der stattlichen Preiserhöhung zum Modellwechsel auf das Facelift-Modell. 1 Jahr später steht das gleiche Fahrzeug sogar mit € 124 k in der Liste, also ca. 10% Mehrpreis, ohne dass sich irgendetwas geändert hätte (mit Ausnahme des Preisschilds).
Was sich im Vergleich zum Vorgänger allerdings geändert hat, ist der Qualitätseindruck, speziell im Interieur. Drei Beispiele: Schaltkulisse und Schaltknauf wurden durch einen fitzeligen Plastiknippel ersetzt. Die Türöffner innen waren bisher aus Aluminium, jetzt sind das billigste Plastik-Hebelchen, wie sie auch bei Seat und Cupra verbaut werden. Die Abdeckung der Armaturen wurde nicht durch eine billigere Lösung ersetzt, nein, sie wurde gleich ganz gestrichen. In der Fachsprache nennt man solche Maßnahmen De-Contenting.
Preiserhöhung bei Mehrleistung und/oder besserer Ausstattung: gekauft. Deftige Preiserhöhungen bei gleichzeitiger Produktabwertung: unangemessen.
Viele Teilnehmer in diesem Forum können sich einen Porsche leisten. Die Frage ist: Ab wann springen Kunden ab, weil sie der Preispolitik überdrüssig sind?
1934 Antworten
Wer gestern u.a. Artikel über die Preise des Audi E5 gelesen hat, kann sich ausmalen, wohin die Reise geht. https://www.autobild.de/artikel/audi-e5-sportback-2025-preise-28286275.html
Einstiegspreis ab € 28310.- für einen ausgewachsenen Wagen der gehobenen Mittelklasse mit modernster Technik und weitgehend Vollausstattung. Der Aufpreis für die Extras in unserem Cayenne war höher. Wohlgemerkt: Wir reden jetzt nicht mehr von Marken wie XPeng oder MG, sondern von Produkten des VW-Konzerns.
Momentan hält man sich noch zwei Feigenblätter vor die Bikini-Zone:
- China only und
- für eine "jüngere Zielgruppe".
In Wahrheit ließe sich der Audi E5 auch in Europa für maximal € 5000.- an Mehrkosten produzieren. Über leer stehende Kapazitäten verfügt der VW-Konzern reichlich. Für mich ist das nur noch eine Frage der Zeit, bis die Feigenblätter fallen. Dann ist die ganze "Premium"-Arie zu Ende gesungen, ganz einfach, weil wir gut gemachte Autos zu kundenfreundlichen Preisen bekommen.
Für Porsche könnte das bedeuten:
- Sportwagen (911, Boxster) im höherpreisigen Segment und
- die E-SUVs ca. 10-20% über dem Wettbewerb eingepreist.
Alle anderen Strategien wie "Premium", künstliche Verknappung oder Markenimage wird der Wettbewerb gnadenlos kassieren. Denn eines will man sich auf Dauer im Familien-, Kollegen- und Bekanntenkreis nicht anhören: Dass man für ein vergleichbares BEV den doppelten oder gar dreifachen Preis bezahlt hat, nur weil ein Porsche-Logo drangepappt wurde.
Zitat:
@xkman schrieb am 2. September 2025 um 14:13:21 Uhr:
Denn eines will man sich auf Dauer im Familien-, Kollegen- und Bekanntenkreis nicht anhören: Dass man für ein vergleichbares BEV den doppelten oder gar dreifachen Preis bezahlt hat, nur weil ein Porsche-Logo drangepappt wurde.
Tja und dass scheinen hier einige noch nicht verinnerlicht zu haben.
Aber VW kann bei anderen Marken auch teuer. Beispiel: ich habe für einen Mitarbeiter ein Auto-Abo abgeschlossen, da ich mir unsicher bin, wie lange er noch im Betrieb bleiben wird (er ist aktuell vier Jahre da und war ein Jahr auf seinen Wunsch freigestellt, kommt nun zurück). Daher lohnt sich ein Leasing nicht, ein Abo kann ich monatlich kündigen.
Er hat sich innerhalb seines Budgets (ist Führungskraft) einen Cupra Tavascan Endurance ausgesucht. Die Kiste von der Größe eines ID 3/4 hat einen BLP von 58.060€ 😮
Dafür hat man vor 4-5 Jahren schon fast einen Basis 718'er bekommen.
Ich gehe davon aus, dass der E5 in der einen oder anderen Form bei uns angeboten werden wird. Vielleicht unter einer anderen Marke, mit einem anderen Namen und etwas teurer. Aber das Auto sieht viel zu gut aus und hat keinen direkten Wettbewerber im gesamten VW-Konzern, als dass man sich diese Chance entgehen lassen würde.
Xiaomi, Tesla und andere sind in der gleichen Preis-Leistungs-Spanne unterwegs. Man bekommt also künftig ein voll ausgestattetes Familienauto mit 300-600 PS und ca. 100 kWh Akku für € 40-60 k (europäische Preise). Wieso sollte ein Arbeitgeber oder ein Abgaben- und Steuer-geplagter Familienvater 100% höhere Preise bezahlen?
Im Grunde müssen wir uns freuen: Mit Einführung der BEVs sanken die Betriebskosten, jetzt auch noch die Beschaffungspreise. Auto fahren wird wieder mehr Spaß machen, unter anderem auch deshalb, weil ich mir am Zielort das bessere Hotel und das feinere Restaurant aussuchen kann.
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Aus einem amerikanischen Forum zum Thema Preisschraube und value for money:
Model Y Perf. vs Macan Turbo
- Power 460hp 584hp
- Torque 741 Nm Up to 1130Nm
- Drive AWD AWD
- 0-60 mph 3.3s 3.1s
- Max speed 155mph 162mph
- Battery Est. 82kWh 95kWh
- Range 580 km 568 km
- Efficiency 162 Wh/km 189 Wh/km
- Charge 250 kW 270 kW
- Wheels 21” 21” (up to 22”)
- Weight 4,482 lbs 5,393 lbs
- Cargo 2,138 L 1,372 L
- Suspension Adaptive Adaptive
- Seats Sport Sport
- Heated Seats Standard €420
- Ventilated Standard €912
- 4w steering No €1,872
- Autopilot Standard €2,280
- FSD ready Yes No
- Phone key Standard €936
- Starting price €61,990 €118,910
Überrascht hat mich das Gewicht. Warum ist der Porsche denn so schwer?
"Überrascht hat mich das Gewicht. Warum ist der Porsche denn so schwer?"
Weil ein Verkäufer die ausgedruckte Preisliste mit den Extras ins Handschuhfach gelegt hat. Das erklärt das Mehrgewicht zum Tesla 😂.
Zitat:@holgor2000 schrieb am 3. September 2025 um 08:16:22 Uhr:
Aus einem amerikanischen Forum zum Thema Preisschraube und value for money:Model Y Perf. vs Macan Turbo• Power 460hp 584hp
• Torque 741 Nm Up to 1130Nm
• Drive AWD AWD
• 0-60 mph 3.3s 3.1s
• Max speed 155mph 162mph
• Battery Est. 82kWh 95kWh
• Range 580 km 568 km
• Efficiency 162 Wh/km 189 Wh/km
• Charge 250 kW 270 kW
• Wheels 21” 21” (up to 22”)
• Weight 4,482 lbs 5,393 lbs
• Cargo 2,138 L 1,372 L
• Suspension Adaptive Adaptive
• Seats Sport Sport
• Heated Seats Standard €420
• Ventilated Standard €912
• 4w steering No €1,872
• Autopilot Standard €2,280
• FSD ready Yes No
• Phone key Standard €936
• Starting price €61,990 €118,910
Überrascht hat mich das Gewicht. Warum ist der Porsche denn so schwer?
Da fehlt allerdings noch, dass die Teslas (außer den chinesischen Modell Y) absolut horrend zusammengeschraubt sind. Dazu noch eine Teilequalität aus der Hölle. Ich hab die mir ja mal ernsthaft angesehen, aber wenn ich auf den ersten Blick schon sehe, dass die Heckklappe nicht richtig montiert ist bekomme ich Flöhe…
Zitat:
@St80249 schrieb am 3. September 2025 um 09:20:08 Uhr:
Da fehlt allerdings noch, dass die Teslas (außer den chinesischen Modell Y) absolut horrend zusammengeschraubt sind. Dazu noch eine Teilequalität aus der Hölle.
Das hat jetzt nichts mit der eigentlichen Diskussion zu den Preisen bei Porsche zu tun, aber ich kann das absolut nicht bestätigen. Wir haben ein neues Model 3 bei uns und da ist die Qualität (Software und Hardware) besser als bei unserem doppelt so teuren Mercedes EQE. Ich wüsste da nichts zu beanstanden aktuell bei den neuen Teslas. Oder was ist bei einem Model Y aus Grünheide schlechter als bei einem Y oder 3 aus China?
Viel interessanter finde ich den eklatanten Unterschied im Gewicht und im Laderaum.
Der geringere Akku hingegen bringt keinen Vorteil in der Reichweite. Auch interessant.
Und der Preis ist natürlich enorm unterschiedlich, sowie die Aufpreispolitik.
Ein Dacia für 20k hat auch 4 Räder und 5 Türen und fährt auch geradeaus - wie ein Tesla und Porsche. Ein Drittel vom Tesla! Diese Preisvergleiche sind doch Sinnlos, jeder soll das kaufen was er möchte und wofür er bereit ist.
Ändert nix daran dass Porsche zu teuer ist, ich find nur immer diese Listenvergleiche wo man sich einige Features rauspickt sinnlos. Einen Porsche kann ich auch ganz anders individualisieren als einen Tesla. Preislich will man gar nicht mit Tesla kämpfen.
Ein Tesla kann auch fast alles besser als ein Ferrari (nach der Liste oben) und trotzdem rennen sie Ferrari die Bude ein. Porsches Probleme sind andere, das Produkt ist nicht mehr begierig genug.
Zitat:
@MatC21 schrieb am 3. September 2025 um 12:01:45 Uhr:
.... Porsches Probleme sind andere, das Produkt ist nicht mehr begierig genug.
Was man bei einem Vergleich mit anderen Produkten herausfinden kann, denn die Leute kaufen ja nicht weiger Autos, sondern einfach andere Autos 😉
Es gibt ja in den Medien nach den Wahlen immer so schöne Diagramme über die sog. Wählerwanderungen. D. h. welcher Wähler hat dieses Mal eine andere Partei als bei der letzten Wahl gewählt. Darunter werden auch die sog. Stammwähler subsumiert.
So was ähnliches als Käuferverhalten wäre auch für den Porschekonzern interessant, d. h. zu welcher Marke wechselt der Porschekunde, wenn er mit der Marke nicht mehr zufrieden sind.
Grundsätzlich fallen mir da drei Arten von Käufergruppen ein:
- Die Eintagsfliege. Vielleicht ein Aufsteiger von einer anderen sportlichen Marke (BMW M, Audi R), der sich endlich seinen Traum erfüllt. Darunter können Kunden sein, die sich den Porsche vom Munde abgespart haben oder eben der schnell zu Geld gekommene Influencer, der den Porsche nur als Durchgangs-Prestigeprodukt zu noch höherwertigen Marken wie Ferrari, Lamborghini, ML, AM u. ä. sieht. Beide sind für Porsche nicht interessant, da sie nur einmal ein Produkt kaufen.
- Der Stammkunde. Hat schon vor Jahren den ersten Porsche erworben und bisher zuverlässig immer wieder Fahrzeuge abgenommen. Ist aber preiskritisch und aktuell mit der Qualität des Gebotenen nicht mehr zufrieden. Finanziell ist ihm der Schritt zu den unter 1. genannten Marken zu kostspielig oder die Modelle zu aufdringlich. Wird sich wohl nach einer anderen Marke umsehen, vermutlich die oben genannten Marken zzgl. vielleicht noch AMG oder Corvette.
- Der Durchreisende. Hat sich mal ein, zwei Porsche-GTX oder RS-Modelle geleistet, will aber mehr. Mehr Power, mehr Prestige. Üblicherweise der Aufsteiger, der dann bei den unter 1. genannten Marken glücklich wird.
Ich denke, dass für Porsche die unter 2. genannte Käuferschicht am interessantesten ist. Sicherlich gibt es auch Neukunden die Stammkunde werden oder den einen oder anderen "Absteiger", der statt Ferrari lieber einen Porsche kauft oder sich keinen Porsche mehr leisten kann.
So eine Käuferbewegung wird man wohl nur über eine Kundenbefragung herausbekommen.
Es ist in der Branche bekannt, das es am einfachsten ist Stammkunden zu binden und regelmäßig neue Fahrzeuge an diese zu verkaufen. Immerhin kann man den Kunden bei jedem Kontakt beeinflußen. Der Neukunde kommt, weil er es irgendwo gelesen hat, sein Kumpel einen hat, er schon immer einen wollte. Aber er kommt nicht, weil er, "dezent", durch Porsche persönlich darauf hingewiesen wurde, so wie der Stammkunde. " Ach , wir haben gerade kein anderes Leihfahrzeug, nehmen sie doch einfach den neuen Vorführwagen. Können sie ihn auch gleich testen."
Das Kunden wegfallen und neue dazukommen ist völlig normales Marktgeschehen.
Man sieht auch, das Stammkunden bei Porsche wichtig sind, Der einzige Grund warum der 911 noch existiert, sowohl als Modellbezeichnung, als auch als wiedererkennbares Fahrzeug über 50 Jahre mit seinem unverwechselbaren Design, sind die Stammkunden.
Nachdem die Porsche AG inskünftig im MDax gelistet wird (siehe Post von @LBJ5000), wird zumindest etwas billiger: Die Aktie.
Das hätte man sich alles ersparen können, wenn man nicht derart am Markt-Geschehen und den Kunden-Bedürfnissen vorbei gearbeitet hätte. Und die Talfahrt ist noch lange nicht zu Ende: In den nächsten Monaten werden all die Eigenzulassungen, die bei den PZs auf den Höfen stehen, in die Vermarktung gehen. Spätestens dann ist es mit der Preisdisziplin vorbei.
Jetzt fehlt einer wie Wiedeking: klare, eindeutige, westfälische Ansprache, no ecuse Mentalität, Ärmel hoch und Muda raus. Machen statt schwätzen.